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Morgen »Ausgabe S-zugspr-Is-: LWLLLL'« nionatU<-1.2-M., vlertepü^eUch A.7-M. Art -er Vef<-äst«geUe, uusern Zttialen un- stu-gabestrUen abgeholt; monatlich lM.,virr1«l>ührUch AM. Durch Sie Post: »nnerhald veutschlanS» un- -er -rutschen Kolonie» monatlich 1.S- M., virrtrljührlich M., ouoschlieAllch postdesteUgel». Va« Leipzlgerragedlatt erscheint Werktag« »mal. Sonn» u. Zeiertago lmal. In Leipzig, Sen Nachbarorten unü -en lvrten mit eigenen Malen wie sle flbrnüousgad» noch am stden- -r» Erscheinens in» Hou« geliefert. S oriiner NeSaktion: Zn Sen gelten t7, zernspre<h»?lns<hlu!l: Moabit Nr. 447. /lrrttsblLtt des Rates und des polrreüuutes der Stadt Leipzig NeSaktion un- Geschäftsstelle: Jobonniogast« Nr.«. * Zernsprech-stnschlug Nr. 14-42. I4S4Z un- 14-44. ISS. Jahrgang kür Inserat» an, Leipzig un- Umgebung -l« /LkkIllkAellpkklfa» ispaltlgepetltzeller-Pf.,-ie Neklom«,eilet M., von ourwärt« rs Pf-, Nrklamen 1.2» M., Klein« Nnzeigen -tepetitzeiir nur L-pf d.wir-erhol.Nad.,Znseral» von0rh»r-«n im amtlichengeil Sie Petit zeile SS Pf. Srschäftsanzrlgen mit playvorfcbrtft im Preis, e-hkh». Nodatt nach Tarif. Seilagenr Sesamtaufl.»M.üa«Taufen» ou.schl.Postgebühr. flnzeigen-Nanabme: lohanniogasfe«, del siimtltchen jUialen »„Leipzig« Tagedlattr« un- allen stnaoneen-Lxpe-itioaea -r« In- un- stu-laa-e«. Seschäftostelle sür Srrlin u.üir pr.Srau-rnbura: VirrktionwalterZUrgel, 0eriin E.l4. vre-Lener Straß« 47. Zernsprech-flnschluß: Moribplat, >S72>. Nr. 376. Montes, -en 27. Juli. lSlä. Dev oftsvveicbiscb-fevbifche Tivreg. Die Mobilmachung. — Ariegsbegeisterung in Gesterreich und Ungarn. — Erlaß von Ausnahmev?rordnungen. — Verhaftung und Freilassung des serbischen Generalstabschefs putnik. — Erklärung der italienischen Regierung über die Bundesgenossenschaft Italiens. — Feindliche Aundgsbungen gegen Gesterreich in Oaris. — Elemenceau: lvir sind ein von der Regierung verlassenes Land! — Französische Hoffnungen auf den friedenstiftenden Raiser Wilhelm. — Die Rückkehr Aaiser Wilhelms. Kriegsfieber. Ueber Erwarten stark Hal der erste Gc- wittersturm Europa aufgerüttelt. Ja, sein Lehen gehl über die ganze Lelt. Bor allem ist in gesterreich ein großer Wandel eingetreten. In diesen Tagen wird dort — viel vergessen. Die ganze Natwnalitätenplackerei scheint eine Sache von ehedem zu sein. Wir sagen: scheint! Noch ur den letzten Tagen wurde die Negierung von der Presse daran erinnert, daß es doch ein böser Zustand sei, wenn sie, vor schwere Entscheidun gen gestellt, die Volksvertretung nicht zur Seite Habe. Wie sonderbar: im ungarischen Parlament wichtige Regierungstundgebungen, der Minister präsident Tisza der Mann des Tages, das Haus einmütig! In Wien — nichts! In Wien — oer Notparagraph 14, der das Parlament aus schaltet. Der Ministerpräsident Graf Stürgkh wurde kaum genannt. Er war mit einer Landes meliorationsverordnung beschäftigt. Sonderbar — sonderbar! Und es sind die Deutschen, Sie oft gekränkten, die schwer ringenden, die oft betrogenen, die in der ernsten Stunde wah r- hast vaterländisch handeln, nicht rechten, nicht grollen, nicht maulen! Für Oesterreichs Zache treten sie' ein, denn Oesterreichs Sache, meinen sie ehrlich, ist ihre Sache! Wird wese Tatbereitschaft anerkannt, wird sie belohnt, oder wird sie bald wieder vergessen sein? Die Zukunft wird es lehren . . . Und wir im Deutschen Reiche? Es wird mancher ruhig Denkende den Kopf geschüttelt qaben über die lärmenden Kundgebungen. Es iah ja fast aus, als sei Deutschland selbst her ausgefordert, oder als habe es selbst den Kriegs rus rn die Welt gesandt. Ein langangesammelter Lolkesgroll schien sich zu entladen. Ob da der uralte Rassengegensatz plötzlich aufbrach, oder ob nur ein flüchtiges ansteckendes Kriegsfieber die Massen überfiel? Wer ernsthaft die ganze Zachlage überdenkt, wird sich sagen, daß Deutsch land ganz und gar keinen Grund hat, sich einem leichtfertigen Taumel hinzugebcn. Vielleicht wer den wir in einigen Tagen eine echte Volks begeisterung allerdings bitter nötig haben. Aber ebenso nötig ist es jetzt, einen klaren Blick und ruhig Blut zu bewahren, jahrzehntelang hat uns der Dreibund große Dienste getan — als Friedensbund und Friedensgewähr! Und für gesterreich und Italien war es nicht anders. Zmmer haben wir geglaubt, wenn es einmal zum großen Kriege komme, so werde es sich für uns um Tod und Leben handeln; an den un ruhigen Nachbar im Westen dachten wir in erster Linie, später erst an ein feindseliges Rußland, an den Krieg mit zwei Fronten. Immer aber war grundlegend der Gedanke: der Dreibund wird den Angriff abwarten. Nun hat sich diese Grundlage doch etwas verschoben. Oester reich ist es, das zuerst auf den Bündnisfall rechnet — der Serben wegen beginnt es einen Krieg, und es beginnt ihn auf die Gefahr hin, daß er sich erweitert zu einem europäischen Völ kerkriege. Zu dem Völkerkriege nämlich, den hintanzuhalten alle Herrscher und Staats leiter, wie in unzähligen Friedensreden bis in die jüngsten Tage versichert worden ist, als den Zweck aller ihrer Bemühungen, den Sinn ihrer Politik, ja als ihre heiligste Pflicht bezeichneten. Wenn wir daran erinnern, so geschieht es nicht, weil wir irgendwie die von Deutschland übernommenen Bündnisbedingungen in Zweifel ziehen möchten. Vertrag ist Vertrag. Der selbst süchtige Gedanke, der Dreibund müsse unter allen Umstanden zu unserem Vorteil ausfallen, würde uns Schande machen. Will es das Verhängnis, daß wir auf unerwartete Werse durch das Vor zehen der verbündeten Macht in einen Krieg hmeingerogen werden, so wird er, da doch Frank reich selbstverständlich seine Bündnispflichten ge- j zen Rußland ebenso erfüllen wird, wie wir die unseren gegen Oesterreich, zu einem Kampfe um unseren nationalen Bestand, unsere ganze Zukunft werden. Das ist die ernste Erkenntnis, die ausgesprochen werden muß. Wir verwahren uns also gegen das halb lächerliche, halb un sinnige Gebaren einer Presse, die, als käme es letzt darauf an, unsere langjährige Friedens- volitik vor aller Welt als elende Heuchelei zu orandmarken, die große Kriegsgefahr mit einem Adelnden: Endlich! begrüßt. Als wüßten wir nicht, wie begierig unsere Feinde, namentlich d e Kriegstreiber in Petersburg daraaf brennen, uns, sei es auch nur mit einem Schein von hecht als Friedenslügner, als die sich selbst ent- urvenden Heuchler, als die wahren Urhcher aller Pölkerfeindschaft hinzustellen. Ist das nicht über de Maßen unklug?! Unserer Regierung ge schieh! mit solch verkehrter Stimmungsmache wahrhaftig kein Gefallen. Was sie von dem deutschen Volke cn entscherduugsvolter Stunde erwartet, ist Ruhe, Festigkeit, Würde. Damit dienen wir auch der verbündeten M^cht am besten, die in einem nicht leichten Waffen gang begriffen, selbst dringend wünschen muß, daß sich ihr Strafgericht rasch und sicher und ohne außerhalb ihres nächsten Zweckes liegende, drei große Nationen in Mitleidenschaft ziehende Fol gen vollzieht. . der Stan- -er Dinge. Während des gestrigen Sonntags war das Verlangen nacki weiteren Rachrichten begreiflicher weise sehr stark. Man wartete mit Spannung auf eine entscheidende Meldung aus Petersburg, auf die angekündigte Kriegserklärung Oesterreichs an Serbien oder gar schon auf kriegerische Er eignisse. Die Kriegserklärung wie auch jene Pe tersburger Meldung blieben aber aus. Es soll nach Wiener Meldungen zweifelhaft sein, ob die Kriegserklärung überhaupt kommen wird. Ein Zwang liegt für Oesterreich, wie wir schon aus einandersetzten, nicht vor, es gibt aber viele Gründe, die für die Beibehaltung des sonst ge übten Brauches, den Gegner in aller Form von dem Eintritt des Kriegszustandes zu verständigen, sprechen. Das sollte schon deshalb geschehen, weil es sonst leicht zu anfechtbaren Tatsachen und zu Fehlgrtffen kommt. Das hat sich erst kürzlich wieder bei dem Vorgehen oer Amerikaner gegen Mexiko gezeigt. Die Verhaftung des serbischen General st abschefs Putnik auf österreichi schem Boden ist bereits eine Folge des un sicheren Zwischenzustandes gewesen. Er ist wie der freigelassen worden. Der Generalstabschef schon vor dem ersten Kanonenschuß verhaftet — ein fast humoristisch anmutender Fall! — Die Mobilmachung ist im Gange und vielleicht tref fen schon während der Nacht Meldungen über den Einmarsch ein, es ist aber zu beachten, daß gestern sowohl von den serbischen als auch von den österreichischen Behörden der Nachrichtendienst stark unterbunden wurde, ein Verfahren, das möglicherweise auch während der nächsten Tage beibehalten wird. Wir haben gestern eine Anzahl Sonderblät ter mit den wichtigsten Nachrichten ausgegeben. Hier folgen die vorliegenden Drahtmcldüngcn und sonstigen Berichte. 4k- Verhaftung -es serbischen Seneralstabschefs. Budapest. 26. Zuli. Es bestätigt sich, daß der serbische Eeneralstabsches Putnik, der sich auf der Heimreise von Eleichenberg nach Belgrad befand, in der Nähe von Budapest auf der Station Kälen- tjöld gestern nach kV Uhr abends festgenomme» wurde. General Putnik war außerordentlich über rascht, da er nicht wußte, daß der Kriegszustand ein getreten war. Er versuchte, Widerstand zu leisten, und weigerte sich, ein bereitstehendes Automobil zu besteigen. Putnik wurde zum Platzkommando ge- bracht. Am Bahnhof wurde er von General Sorsich empfangen, der ihn für verhaftet erklärte. Bier Per sonen, wahrscheinlich serbische Generalstabsosfizisre, dir den Eeneralstabsches auf seiner Reis« begleiteten, und die Tochter Putniks wurden einstweilen in einem Hotel einlogicrt. i. Wien, 26. Zuli. Wie hierher soeben aus Pest gemeldet wird, ist der gestern in der Nähe von Pest verhaftete serbische Eeneralstabsches Putnik frei gelassen worden. Er ist bereits mit einem ihm zur Verfügung gestellten Extrawagen nach Bel- grad abgefahren. Die Freilassung hat in ge wissen Kreisen hier peinliches Aussehen erregt, da man ertlärt, daß die Verhaftung nach dem Völker- recht völlig berechtigt war. Wien, 26. Zuli. Dos K. K. Korr.-Bureau meldet: Alle Meldungen, die von der Anwen dung von Gewaltmatzregeln bei der Ver haftung des serbischen Generalstabschef» Putnik berichten, sind unzutreffend. Di« Verhaftung wurde unter der selbstverständlichen Wahrung der seinem militärischen Rang« entsprechenden Formen oorgenommen. Der General wurde in das Pester Militärkasino geleitet, wo er mit aller Eourtoisie empfangen wurde. Da die österreichisch« Armee viel zu ritterlich ist, um die serbische Armee ihre» Ober hauptes zu berauben, wurde dem General ein Salon wagen zur Verfügung gestellt, um in die Heimat ab- zureisen. §rhr. v. Schönaich an -ie Armee. Wien, 26. Zuli. Zm „Neuen Wiener Tageblatt" ruft der ehemalige Kriegsminister Freiherr von Schönaich der Armee, die getragen sei von der lleberlieferung durch Jahrhunderte bewährter Tapfer keit und soldatischer Tugenden, ein flammendes Vor wär t s zu. In der treuen Hingebung, in dem festen Zusammentreten der Bürger beider Staaten möge der Kaiser, den Freiherr v. Schönaich als Hort des Friedens preist, Trost finden gegen den Schmerz, den dieser freventlich aufgezwungene Krieg be reite. — Der Artikel schließt: Gottes Schutz geleite die Truppen und knüpfe den Sieg an ihre Fahnen. Aufruf zur Unterstützung. Wien, 26. Zuli. Die „Neue Freie Presse" ver- ösfcntlicht einen Ausruf zur Unterstützung der Familien der zu den Waffen Einberufenen. Finanzielle Vorsorge Oesterreichs. Wien, 26. Zuli. Wie die Blätter melden, nahm der Finanzminister Freiherr Engel durch Vermitt lung der Postsparkasse Fühlung mit den Wiener Banke» für den Fall, daß die Gestaltung der poli tischen Lage ein außerordentliches Erfordernis nötig machen könnte. Auch der ungarische Finonzminister wird Vorsorge treffen. Der Betrog, der zunächst aufgebracht werden soll, beziffert sich aus drei, hundert Millionen Kronen. Truppenbewegungen in Gesterreich. Wien, 26. Zuli. Die Mobilisierung der öster reichischen Armee ist vorläufig nur teilweise an geordnet worden. Bisher sind, wie man aus mili tärischen Kreisen erfährt, acht Armeekorps mobili siert worden. Aus Prag wird gemeldet, daß das 8. Prager und das 9. Leitmeritzer Korps bereits ab gegangen sind. Die auf den polnischen Gütern be schäftigten Landarbeiter in Galizien haben gestern den Befehl erhalten, sich bei ihren Regimentern zu stellen. Pest, 26. Zuli. Zn dieser Nacht ist die Stadt nicht zur Ruhe gekommen. Bis zum frühesten Morgen durchzog eine begeisterte Menschenmenge die Straßen. Zn den ersten Stunden des Tages ver breitete sich das Gerücht, d°e Ersatzreseroen seien ein berufen. Zn ungeheurer Erregung ziehen gewaltige Menschenmassen vor die Kasernen und die Kom mandantur. Das Lied vom Prinzen Eugen wurde angestimmt und jubelnde Hochrufe auf Kaiser Franz Joseph und Deutschland ausgebracht. Die Nachricht von der Einberufung der Ersatzreseroen bestätigte sich jedoch nicht. Da gegen erschienen bald große Anschläge, in denen die teilweise Mobilisierung der ungari schen Truppen angeordnet wird. Zn den Mittagsstunden wurde bekanntgegcben, daß in ge wissen Komitaten der Landsturm ein berufen sei. Zoktöauernöe Kundgebungen in Oesterreich (Eigener Drahtbericht.j Wien, 26. Zuli. Den ganzen Tag dauerten die Kundgebungen der Bevölkerung fort. Bei strömendem Regen sammelte» sich Tausende vor dem Kriegs ministerium. Die Soldaten und Offiziere wurden mit begeisterten Zurufen begrüßt. Die Truppen zogen unter Voraustragung schwarzgelber Fahnen und unter Absingen von patriotischen Liedern durch die Straßen. Auch aus allen Teilen der Monarchie treffen Meldungen von begeisterten Kund gebungen ein. Budapest, 26. Zuli. Während der ganzen Nacht durchzogen begeisterte Gruppen die Stadt. Bor dem Landesverteidigungsministerium fand ein große Kundgebung statt. Minister Freiherr von Hazan mußte aus dem Balkon erscheinen und hielt eine patriotisch« Ansprache. Eine große Menschen menge erschien vor dem Palais des Ministerpräsiden ten Grasen Tisza und brachte ihm ein« Huldi gung dar. Vor dem Nationalk-sino sang die Menge patriotisch« Lieder. Ein deutscher Fabrikant feierte in einer Rede die deutsch-österreichisch« Bund«»- genosscnschast. Gras Aladan Zichy bestieg eine im provisierte Tribüne und rief: „Der treue Bun desgenosse unseres Königs, Kaiser Wilhelm, lebe hoch!" Agram, 26. Zuli. Zn den frühesten Morgen stunden sanden hier große patriotische Kundgebungen statt. Die Menge zog aus den Fellachichplatz und rief: „Hoch Ungarn und Oesterreich! Nieder mit Serbien!" Die Kundgebungen dauerten mehrere Stunden. Ein russisch-französischer Schritt in Vien. (Eigener Drahtbericht.) Wien, 26. Zuli. Der französische und russische Botschafter haben sich, wie aus gut unterrichteter Quelle verlautet, zum Grafen Berch, told begeben, um ihm die Schlichtung des öfter, rcichisch-serbischen Konfliktes durch ein Schied», geeicht vorzutragen. Rußland kann nicht gleichgültig bleiben. Petersburg, 26. Zuli. Zn einem Leitartikel schreibt die „Nowoje Wremja": Oesterreich allein wagt keine Verletzung des internationalen Rechtes. Ein Wort des Deutschen Kaisers genügt, daß Oesterreich seine Verbalnote zurücknimmt. Der Deutsche Kaiser weiß, daß Rußland nicht gleichgültig bleiben kann, sondern gezwungen ist, Serbien mit dem vollen Gewicht seiner Militärmacht zu unter stützen. Der österreichische lleberfall Serbiens heißt Krieg mit Rußland. Ein österreich-russischer Krieg ruft die Mitwirkung Deutschlands hervor. Ein russisch-deutscher Zu sammenstoß zieht Frankreich mit hinein, vielleicht auch England. Die moralische Berantwortung für den drohenden Zusammenbruch der europäischen Zivi lisation fällt Deutschland und seinem Führer zu. Zn einem zweiten Artikel schreibt die „Nowoje Wremja", ein friedlicher Ausgang ist nur möglich, wenn Deutschland fest entschlossen ist, jetzt einen Krieg gegen Frankreich und Rußland nicht zu führen. Rußland bleibt ruhig, kennt aber seine historische Pflicht und ist bereit, die entschlossensten Schritte zu tun. Einberufung russischer Studenten. (Eigener Drahtbericht.) Rostock, 26. Zuli. Die an der hiesigen Uni versität studierenden Russen haben heute nacht tele graphisch den Einberufungsbefehl erhalten. Sie sind sofort nach Rußland abgereist. Erlaß von Msnahmeverfügungen. (Teilweise wiederholt.) Wien, 26. Juli, r Uhr morgens. Eine Ne« gierungskundgebung besagt: Die auswärtige Lage hat nunmehr eine Gestalt angenommen, die die Bcdachtnahme aus die militärischen Erforder nisse zum obersten Gebot macht. Aus dieser Erwä gung wurde eine Reihe von Verfügungen im Innern der Monarchie getroffen, die einerseits dazu dienen sollen, neuen kriegerischen Unternehmungen entgegenzutreten, anderseits aber bestimmt sind, auch eine unbeabsichtigte Gefährdung frrnzuhalten. D>e Geheimhaltung und Sicherung aller militä- rischen Vorkehrungen gegen Auskundschaftung und Störung soll im ganzen Lande verbürgt werde», alle Vorbereitungen der bewafsneten Macht sollen ge fördert werden und die Hilfsquellen des Landes in weitestem Maße erschlossen werden. Wenngleich diese schon seit Jahren wohl erwogenen Maßnahmen in der Monarchie einschneidende Wirkungen auf das normale bürgerliche Leben haben, so darf im Hinblick aus den Ernst der Stunde mit Sicherheit erwartet werden, daß die schwere Ber antwortung, die zu diesem Schritte bestimmen mutzte, von allen Bewohnern de» gemeinsamen Vaterland«» gewürdigt werden wird. Di« Regierung ist sich der schwere» Opfer, di« allen Schichten der Bevölkerung auserlegi sind, wohl bewutzt. Verständnisvolle, bereitwillig« Befolgung der An»- nahmeversügungen wird dies« Opfer wilder» n»d jene Beschränkungen leichter ertragen lassen, di« «nr »nter dem Druck der Notwendigkeit verfügt, f» bald