Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.07.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140727027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914072702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914072702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-27
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sette 8. Nr. 377. Nvenü.Ausgave. Nur Leiprig und Umgebung Leipzig, 27. Juli. Zamttleanachrlchten. Brrlobt: Fr!. Paula Penirdorf in L.-Dölitz mit Lrn. Karl Zander in Eilenberg (S.-A.). — Irl. Els« Götze mit Lrn. Curt Engler ,n Miltitz b. Leipzig. Vermählt: Lr. Fabtikbeiitzcr Walter Rochlitzer in Kronach 1. B. mit Gertrude geb. Fritzsche in Belgershain. — Hr. Fabrikbesitzer Friedrich Wahrenburg in Kronach i. B. mit Elisa beth geb. Fritzsche in Belgcrsl>ain. — Hr. Wilhelm Fries mit Helene geb. Arnold in L.-Ttolteritz. — Hr. Ernst Unger mit Clara geb. Lüdirke in Leipzig. — Hr. Mar seysert mit Mar garete geb. Heilmann in L.-Eonnewitz. — Hc. Erich Ohme mit Hanna geb. Kuntze in Leipzig. — Herr Mar Heilcmann mit Alma geb. Serbser in L.-Scller Hausen. — Hr. Arno Rodler in Leipzig mit «ikrtrud geb. Hjnpsch in Dresden. — Hr. Richard Eifert mit Gertrud geb. Äoark in Leipzig. Geboren: Hrn. Walter Rühle u. Frau Cbarlotte geb. Engelhardt in L-Thonberg ein Knabe. — Hm. Architekt Robert Koppe u. Frau Margarethe geb. Hopser in L.-Gohlis ein Knabe. Gestorben: Herr vrib Bäckermeister Fulins Mennicke iir Leipzig, Melauchthvnitr. l, 6.T Jahre alt, Beerdigung Dienstag mittag >,«l Uhr Lchöneselder Fri^hos. — Frau Katlurrina Lang m Leipzig, Zeitzee Ltr. l.ö, >,< ^ahre alt, Beerdigung Dienstag nachmittag ü Uhr Fohaunissrikdltvs. — Herr Herr mann Hohne, Beerdigung Tienoiag nachmiuar h Uhr Sw- sricdhof. — Herr Earl Mbllnitz in Leipzig, Elisenslr. «'>, Ri Fahre alt, Beerdigung Dienstag oormittar 1l Uhr ^üdsriedhos. — Frau Anna vcrm. Berulhird geb. Eltzner in Lehoneseld, Rostih- Wallwin-Str. 30, Beerdigung Dienstag nachmittag t Ubc Fobaunissriedhos. — Herr Wilhelni Vergelt in L-Gvdlis, Tinterchr. IP, 76 Fahre alt. — Fran Benin Burkert geb. Scholy in L.-Rcusradl, 1- Fahre alt, Beerdigung Mittwoch vormittag ll Uhr Südsriedhof. — Fran Sophie veno. Kiesig geb. Grüne in L.-Gohlis. Friesrich-Kacl-Ltr. :>, 67 Fahre all, Beerdigung Mittwoch mittag '/rt2 Ulrc <'R>hliser Friedhof. — Frau Elise vcnv. Porzig in Leipzig, -ophieunc. 2, Berroigung Dienstag nachmittag 4 Uhr Südsriedhof. — Frau Antonie Lchinke in L.-Aleinzschockzer, Dieskauslr. !», 6l Fahre alt, Beerdigung Mittwoch nachmittag 3 Uhr bom Trauerhause. Temperatur deö ^lnstmassers. abends 6 Uhr jrüh 5 Uhr mittags 12 Uhr Schwimmanstalt (Elster) . Z-19 (?. 4-17 0. -t-17 (.'. Germaniabad (Pleiße) . . t- 22' -i-21'/,O. -t-21 t.:. Wetterbericht der König!. Lachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 28. Juli: Nordwcstwinde, wolkig, kühl, zeitweise Nieder schlag Sonnenaufgang: 4 Uhr 25 Minuten, -Untergang 7 Uhr 56 Minuten. Mondaufgang: 11 Uhr 15 Minuten, -Untergang 9 Uhr 51 Minuten. Wetternachrichten vom 27. Juli. Vom Vöhlberg: Glänzender Lonnenuntergang, Himnielssärbung gelb. Pilotcnausstieg. Erdboden: Westsüdwest 8; 500 Meter: Westsüd west 7: 1000 Meter West 15; 1500 Meter: West 11; 2000 Nieter West 13; 2500 Nieter Westsüdwest 16. Nbena-Spirlplan Lriprigrr idealer i Montag Aus. End« Dienstag Auf.,End« H --- eunlptel. Dr.-»- Trauerspiel Neues Th. (Hejchlossen - - Geschlossen. — «Ite, Il>. schneid. Wippet i-. 8 I» Wie einst ini Mai. >- 8 -!Ol Opeeetr.-Ih. Orpheus i» der Unterwelt. Op. 8 ll Polenblut. Op. 8 1t — Schauspirlh. Erllürun Der müde Theodor. , O. --- Lper, < 8'1« ^ir. - Der s — — smüde Theodor-! -- Lpernle. rZcli. --- Lchanlpiel, * Warnung für Radfahrer. In der letzten Zeit ist bei dem hiesigen Polizciamte eine grosse Anzahl von Anzeigen über Diebstähle von Fahrrädern erstattet worden. Die plötzliche Zunahme dieser An zeigen lässt vermuten, dass sich mehrere Personen zu- sammcngcschlosscn haben, die darauf ausgehcn, Fahr rädcr, und zwar vor allem solche zu stehlen, die von ihren Besitzern auf kurze Zeit auf der Strasse stehen (Ls gehört auch zum Leben, sich einer schweren Nollvendigteit unter ziehen zu lernen und von der Hoffnung zu zehren. Gott fr. Keller. Sapreuther Zestspiele 1-14. III. „Das Nheingold." Bayreuth, 25. Juli. Eine der segensreichsten Einrichtungen des Bay reuther Festspielhauses sind die spielfreien Tage, die sich so freundlich zwischen den konzentrierten musila- lisch-dramatischen Massengenuß einschieben. War es an sich schon ein sehr schöner Gedanke ihres Schöpfers, diese sommerlichen Bühnenfeste in eine behagliche Mittelstadt zu verlegen, in deren Strassen auch heule noch da und dort Feld und Wiese gutnachbarlich hereinblicken, so bedeutet der „spielfreie Tag" die köstlichste Ausnutzung dieses Bllhnenzaubers am sanften Abhang des walddunklen Fichtelgebirges. Wenn man an zwei aufeinanderfolgenden Tagen den „Fliegenden Holländer" und den „Parsiral" ge hört hat, >o ist man froh, nun zweimal 24 Stunden des geistigen Verarbeitens, des Cichdesinnens und der körperlichen Erholung zu haben. Man schlendert durch die sauberen Strassen, die sich Heuer eben festlich schmücken zum ersten Königs besuch seit Jahrzehnten; man wandert ernster Er innerung voll zum stillen, baumbeschaiteten Grabe Wagners; man besucht den Kirchhof, um auch dort — im kleinen Liszt-Mausoleum oder an dem Stein block, der Jean Pauls irdische Reste deckt — ver gangener Zeiten zu gedenken; man lasst sich im herr lichen alten Park des markgräslichcn Lustschlosses „Eremitage" den Nachmittagskaffee schmecken und „besichtigt" die verblichene Rokokoherrlichkeit, in- mitten deren einst des grossen Friedrich boshafte Schwester ihre Memoiren geschrieben hat; des Abends .aber folgt ein grundgemütlicher Bccherlups im Garten oder auf der Veranda des Hotels zur Post, diesem Standquartier der Künstlerschast. Wer derbere Genüsse liebt, der eilt durch nächtig stille Gassen zur altbekannten „Eule", diesem Tummelplatz des jüngeren Geschlecht» und seines etwas töne reichen Humors. Besinnliche Gemüter aber ver- bringen solch einen Ruhetag in genussvoller Lektüre, durch die man Gehörtes befestigt, Kommendes vor- bneitet. Und so ist denn im leisen Wandel der Stunden wieder der Augenblick gekommen, wo man langsam Leipziger Tageblatt. gelassen oder nur an solchen Orten aufbewahrt wer den, die für jedermann leicht zugänglich sind. Es er geht deshalb an alle Radfahrer das dringende Er suchen, im eigensten Interesse für genügende und sichere Unterbringung ihrer Fahrräder besorgt zu sein, oder wenigstens die Räder nicht ohne Aufsicht stehen zu lassen. Ferner ist es erwünscht, etwaige gemachte Beobachtungen Uber Personen, die sich in verdächtiger Weise an Fahrrädern zu schaffen machen, sofort dem nächsten Schutzmanns mitzuteilen. * Der kommandierende General wird am Diens tag, den 28. Juli, von 7 Uhr vormittags ab, den Vakaillonsbesichtigungen des 1. Reserve-Infanterie regiments auf dem Truppenübungsplätze Zeit hain beiwohnen. In seiner Begleitung befindet sich Major und Adjutant des Generalkommandos von der Pforte. * Krankenpfleger Kongreh in Leipzig. Die Ber einigung für das gesamte Krankenpflege- und Bade personal sowie verwandte Berufe (Sitz Leipzig) hielt gestern im Siebenmännerhaus thren 4. Kongreh ab, der aus allen Teilen Deutschlands sehr zahlreich be sucht war. Die Versammlung wurde vom Bundes vorsitzenden, Kurbadbesitzer Starke-Dresden, mit herzlichen Begrllgungswörten eröffnet. Der erste Punkt der Tagesordnung betraf die Ausdehnung der Angestelltenversicherungauf die Krankenpfleger. Von der Versammlung wurde hierzu ein ablehnen der Beschluss gefaht. Sodann wurde die Bildung von Zwangsinnungen im Krankenpflege- und Badewesen in eingehender Weise erörtert. Diese Innungen sollen sich namentlich die Bekämpfung des Kurpfuscherwejeus zur Aufgabe machen. Die Entschließung hierüber wurde zurückgestellt bis zum nächsten Deieglerteulage, dem eine zu bildende Kommission das erforderliche Material unterbreiten soll. Beschlossen wurde darauf eine Kranken- pflegestarion mit Stellennachweis vom 1. April 1915 ab in Leipzig zu begründen. Ueder Mißstände im Krankenpflegerberufe hielt E. A p f f e l st ä d t - Leipzig einen längeren Vortrag, in dem er die Arbeits- und Lohnverhält nisse, die Urlaubsfrage u. a. m. besprach. Der Vor stand wurde beauftragt, Schritte zu unternehmen, um die Lage der Beruisgenossen zu verbessern. In Ee- mähheit der hieraus vollzogenen Vorstandswahlen setzt sich der Vorstand wie folgt zusammen: O. Starke- Dresden, 1.Vorsitzender; K. Weber-Jena,2. Vorsitzen- der, O. Herrmänn - Leipzig, Kassierer; E. Apfsei st ä d t - Leipzig, Schriftführer; M. Iobst.Plötzensee und E. Steinig er-Gera, Beisitzer. Für 25jährige Dienstzeit wurde dem Kollegen K. Weber-Jena eine silberne Ehrenschleife. für besondere Verdienste um den Verband dem Kollegen O. Herrmann ein Ehrendiplom überreicht. Der gesellige Abend wurde durch Ansprachen von Starke- Dresden und A psfelstadt - Leipzig eröffnet. Ein Theaterstück „Samariterliebe", sowie die Vorträge des Gesang vereins „Liederquell" und verschiedene von Fräulein Delling gesungene Lieder fanden reichen Beifall. Auch sonst war für die Unterhaltung der zahlreichen Teilnehmer auf das beste gesorgt. * Unehrlicher Finder. Einem hiesigen Fleischer meister ist am 23. Juli auf dem Vieh- und Schlacht hofe ein Portemonnaie, enthaltend 415 ^tt, zwei Schlüssel und eine Schlachthofsmarke abhanden ge kommen. Das Portemonnaie ist später entleert in einem Abort aufgefunden worden. Wer über den un ehrlichen Finder näheres anzugeben vermag, wolle dieses der Kriminalabteilung melden. * Sachbeschädigung. Am 13. Juli ist in den frühen Morgenstunden von einem unbekannten betrunkenen Manne mit hellgrauem Anzuge und gelben Schuhen, der den Eindruck eines Ausländers machte, der vor einem Schaufenster eines Friseurgeschästes in der Emilienstraße angebrachte Vorhang gestohlen worden. Um weiterem derartigen Unfug, wie Abreisen von Schildern, Vorhängen usw. energisch entgegentreten zu können, sind sachdienliche Mitteilungen hierzu der Kriminalabteilungdringend erwünscht. Verschweigung des Namens wird zugcsichert. ?. Ein Zusammenstoß zwischen einem Straßen- bahnwagcn und einem Automobil erfolgte am Sonn abend nachmittag im Grimmaischen Steinweg. Die Schuld soll den Kraftwagcnkührer treffen, der mit seinem Wagen aus einer Hauseinfahrt nach der Strotze fuhr und das wiederholte Glockenzeichen des Motorwagcnführcrs unbeachtet ließ. p. Unfälle. In der Reitzenhainer Straße wurde durch eigene Schuld ein 22jähriges Dienstmädchen von einem Straßenbahnwagen ungefähren und um- gerisscn. Ferner wurde ein 64 Jahre alter Arbeiter beim Ueberschreiten der Fahrbahn in der Zweinaun dorfer Straße von einem Fleischtransportgeschirr überfahren. Bei beiden Personen machte sich infolge der hierbei erlittenen Verletzungen die Aufnahme im Krankenhause notig. * Der Kommunalbeamt« als Erfinder. Von all gemeinem Interesse wird für alle städtische Beamte und Angestellte eine Verfügung des Oberbürger meisters der Stadt Düsseldorf sein. Dieser Er« laß bezieht sich auf Deldbelohnungen an Beamte, Angestellte und Arbeiter für solche Neuerung»- und Verbesserungsvorschläge, deren Verwirklichung der Stadt technische oder wirtschaftliche Vorteile bietet. Ü. a. heißt es in der Verfügung: „Nach den bis herigen Erfahrungen erfinden nicht selten Beamte, Angestellte und Arbeiter der Stadt Neuerungen oder Verbesserungen, die sich zwar nicht zum Patent oder Musterschutz eignen, gleichwohl aber für die Stadt von Nutzen sind. Zur Belebung der Erfindungs freudigkeit unter den städtischen Beamten, Ange stellten und Arbeitern und zur Sicherung der Aus nutzung vorteilhafter Erfindungen werde ich daher in Zukunft für solche Neuerungs- und Verbesserungs vorschläge, dern Verwirklichung der Stadt technische oder wirtschaftliche Vorteile bietet, den Erfindern unter Ausschluß des Rechtsanspruchs Gcldbeloh- nungen zukommen lasten, gleichviel, ob die Erfindung zum Patent oder zum Musterschutz angemeldet wird oder nicht." * Thekla, 27. Juli. Der hiesige Allgemeine Turnverein veranstaltete aus Anlaß seines 19. Stiftungsfestes ein Schauturnen. Gut vor bereitete und ausgeführte Freiübungen eröffneten das turnerische Programm nach herzlicher Begrüßung seitens des ersten Vorsitzenden Otto Hillner. Hierauf folgten ein nicht minder vorzügliches Turnen der Damenabteilung und Riegenturnen an den Geräten. Alle Vorführungen fanden lebhaftes Interesse bei den zahlreich erschienenen Freunden des Vereins. Ein flotter Ball im Hamannschen Gasthof bildete den Schluß des schönen Festes. — Der hiesige Männergesangverein feierte am Sonntag sein diesjähriges Sommerfest. Nach einem Festzug vergnügten sich die Kinder im Hamannschen Garten ber allerhand Spielen, Vogel- und Stern- schießen. Auch wurden die Kinder auf» treff lichste bewirtet. Die Erwachsenen wurden durch Preiskegeln und eine Tombola unterhalten. Nach Ansprache des Vorsitzenden, Maurerpoliers Richard Steinert, und einem Lampionumzug in den Gartenanlagen hatte das schöne Fest sein Ende. 10. Deutscher Stenographentag Habelsberger. Düsteldorf, 26. Juli. Aus allen Teilen Deutschlands und Oesterreichs sind über 5000 Jünger des Meisters Eabelsberger hier eingetroffen, um an der zehnten Bundestagung teilzunehmen. Gestern abend wurde die Tagung mit einem Begrüßungsabend eingeleitet, der einen nach Tausenden zählenden Besuch aufwies. Der Direktor des Zentralgewerbeoereins sür Rheinland und Westfalen, Frauberger, hielt namens des Ortsausschusses die Begrüßungsansprache, auf die der Bundesoorsitzende Prof. Pfaff (Darmstadt) erwiderte. In feierlicher Weise gab Baurat Hosacker aus Stutt gart, dem letzten Tagungsort des Bundes, das Bun desbanner in die Obhut der Düsseldorfer Eabels- bergeraner. Als die Depeschen von der Kriegserklä rung zwischen Oesterreich und Serbien in später Abendstunde bekannt wurden, rüst-eten die österreichischen Kun st genossen zur so fortigen Heimreise. Ihr Abschied gestaltete sich zu einem erhebenden patriotischen Akte. Der Bundesoorsitzende gab den Oesterreichern die Ver sicherung mit auf den Weg, daß wir Deutsche es ver ständen, die Treue zu halten. Unter den Klängen patriotischer Weisen verließen die Kunst- und Bun desgenosten den Saal. Im Mittelpunkt der Tagung, die am Dienstag ihr Ende erreicht, stand die öffentliche Festversammlung. Eine unübersehbare Menschenmenge füllte den Riescnsaal. Prof. Pfaff begrüßte als Vertreter von 2200 stenographischen Körperschaften die Ver sammlung. Besondere Worte widmete er dem Ver treter des Regierungspräsidenten, dem Oberbürger meister, den Vertretern der Regierungen von Sach sen, Bayern und Oesterreich und dem Vertreter hinauspilgert zum „grünen Hügel" oder zwischen spalicrbildendcn Zuschauern ebenso langsam hinauf- sährt in einer der zahlreichen, aus allen Städten der Umgegend erborgten Mielskutschen. Dies all mähliche Annähcrn an das große rote Bühnenhaus zwilchen den schönen Parkanlagen ist jedenfalls stil voller als das hastige Anpreschen im modischen Kraftwagen, der erfreulicherweise auf eine querab führende Seitenstraße verbannt ist. Verhallt sind die feierlichen Gralsklänge — die scharfen Fanfaren des Gewitterzaubers durchschneiden die Lust, die sich übrigens seit einem schweren Ge witter zu recht unsommerlicher Kühle gewandelt hat. Versunken ist Klingsors Zauberpracht, verweht das traumhaft schöne Schlußbild des Tempels auf Mon- jalvat — grünliche Dämmerung erfüllt den Raum: auf dem Grunde des heiligen Stromes Germaniens spielen die Rheintöchter, und das orgelhaft summende tiefe Es der Kontrabässe klingt wie ein geheimnis volles Brodeln, aus dem sich dann alle stürzenden Kataralte und aufzischenden Sprudel, alles wilde Brausen und sanfte Nieseln der Nibelungentvnwelt entwickelt. 1876 vernahm man an dieser denk würdigen Stätte zum ersten Male die neue erz klingende „Götter- und Heldenweis", damals unter Hans Richters markig sicherem Feldherrnstab. Der „Grand old man of music^, wie ibn die Engländer nennen, genießt jetzt in einem Landhaus ganz nahe der Stätte seines jahrzentelangen ruhmvollenWirkens die wohlverdiente Altersmutze. Zwanzig Jahre dauerte cs, bis man dann wiederum sich an das Viertagewerk heranwagte, und seitdem hat gleichfalls Hans Richter noch fünfmal die Ringtragödie uns musikalisch erleben lasten, bis er den Stab in jüngere Hände, diejenigen Siegfried Wagners und Michael Ballings, legte. Stand für den „Ring" — dank der 76er Bühnen proben Richard Wagners — der musikalische und dar stellerische Vortragsstil seit Jahrzehnten unverrückbar fest, so hat das neue Bayreuth mit vollster Kraft und häufigem Gelingen sich dem Ausbau des de- korativ-szciüschcn Rahmens gewidmet. Jahr um Jahr bat dte Regie Siegfried Wagners hier Altes durch Neues ersetzt, wie denn vor zwei Jahren noch die Hundinghüttc in der „Walküre" und Mimes Felsenhöhle im „Siegfried" eine andere Gestaltung erhielten. Die heutige Ausführung des „Rheingold" war szenisch vis aus Nebendinge eine getreue Wiedergabe der in langjähriger Erfahrung aewonnenen be währten Form und zeigte die Frstspielbühne im Stimmungszauber dcr morgendlichen und abendlichen Walballano chaft. der Rhcintiese wie der Nibelungen- Höhle auf jener anenennenswenen Höhe, die jeder Kritik standhält. Vor allem schmiegte sich di« wech selnde Lichtwirkuna, der Zug der Wolken getreu den Andeutungen der Musik wie dem psychologischen Stand der Handlung an Das Orchester unter Hoskapell- meister Michael Ballings Leitung war von ent zückendem Wohlklang und jener Klarheit der melo dischen Linien, die der leuchtenden Transparenz der Rheingoldpartitur entspricht. Die Darsteller rekrutierten sich aus zwei Heerlagern, der alten Garde und dem nachwachsenden Geschlecht. Zu ersterer zählen Coomers Wotan (der leider ein bißchen stark zurückhielt), die von erhabenster Tragik umwitterte Erda der Frau Schum ann-Heink, der meisterhafte Mime Hans Breuers und der im Lauf der Jahre prachtvoll emporgewachsene Alberich von Eduard Habich. Von den Jungen fand in erster Reihe der jugendliche Wenkhaus, der zuletzt noch Kapellmeister Kittels Bayreuther Schulung genoß, Gelegenheit, als Loge eine scharfe Charaktcrisierungskunst zu entwickeln, die auf einen Ersatz des unvergeßlichen Briesemeister hoffen läßt. An Stelle von Frau Reuß-Belle. die den vorbild lichen Typus der Fricka geschaffen hat, stand zum ersten Male die Landsmännin und Schülerin der Frau Gulbranson, Agnes Hanson: sie ersetzt ihre berühmte Vorgängerin offenbar noch nicht, doch mag das Urteil bis nach ihrer großen Szene im zweiten Walkürenakt zurück gestellt werden. Eine gute Erwerbung ist Walter Eckardt aus Wiesbaden, der stimmlich wie dar stellerisch einen famosen Fasolt auf dte Bühne brachte. Theodor Scheidl (Stuttgart), Wilhelm Ulmer lZürich) und Emilie Frick (Wiesbaden) liehen gute Stimme und sinnentsprechende Erscheinung den etwas figurantenhaften Göttergestalten des Donner, des Froh und der Freia. Das Rheintöchtertrio — Grete Finger aus Karlsruhe, Sophie Wolf aus Köln, Marie Petzl-Demmer aus Chemnitz — hatte den quellfrischen Zusammenklang, wie er diesen Töchtern dcr Stromestiefe gebührt. I)r. 6. Ll. Kunst und Wissenschaft. * Amtliche Nachrichten der Universität Leipzig. Mit Allerhöchster Genehmigung bat das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts den Privatdozenten und Königlich Preußischen Pro fessor a. D. Dr. med. Hugo Selter aus Werdohl zum außeretatmäßigen außerordentlichen Professor in ber medizinischen Fakultät ernannt. * Wedekindfeier ans der Nürnberger -ans-Sachs- Vühne. Aus N L r n b e rg, 25. Juli, wird uns ge schrieben: Die Nürnberger Hans-Sachs-Bühne auf dem Plattnersberg, die stolz und hochgemut den Namen des Sittenbespöttrr» aus dem 16. Jahr- Montag, 27. Juli lS14. des Oberlandesgcrichtspräsidcnten. Dank stattete er dem Oberpräsidentcn der Rheinvrovinz, dem Pro tektor der Tagung, ab. Er gab seinem Bedauern Ausdruck, Laß die kriegerischen Ereignisse die öster reichischen Kunstgenosten zur Abreise gezwungen haben. Diese Kunstgenossen hatten dem Bunde stets die Treue gehalten, und dcshlab riefen wir ihnen heute zu: Treue um Treue. (Brausender Beifall.) Oberbürgermeister Oehler begrüßte die Tagung namens ver Stadt und der Bürgerschaft. Die indu- striereiche Stadt Düsteldorf habe von jeher den Wert der Stenographie gekannt und die auf ihre Ver breitung gerichteten Bestrebungen allzeit warm unterstützt. Warm trat der Redner für die Förde rung des stenographischen Einheitsaedonkens ein. — Oberregierungsrat Walter überbrachte die Grüße des Regierungspräsidenten und aller Staatsbehörden des Regierungsbezirks. Er betonte, daß die Be hörden des größten Verwaltungsbezirks der Mon archie die Vorteile der Kurzschrift zu schätzen wissm. — Landesschulinspektor Pietsch (Wien) über- mittelte die besten Wünsche seiner Regierung. Mit tiefbewegter Stimme dankte er für die herzlichen Kundgebungen anläßlich der schwerwiegenden Nach, richten aus der Heimat. Er sagte u. a.: Wenn die deutschen Herzen so für uns Oesterreicher schlagen, dann können wir der Zukunft getrost entgcgensehen. Innigsten Dank für die bewegende Kundgebung, Dank für die Betonung der deutschen Bundestreue. — Ministerialrat Dr. Melber (München) sprach im Auftrage des bayrischen Ministeriums des In nern. In längeren Ausführungen ging er auf di: Entwicklung der Gabelsbergerschen Stenographie in Bayern ein. Den Verhandlugnen wünschte er reichen Erfolg. — Die sächsische Regierung hatte Negierungsrat Prof. Fuchs (Dresden) entsandt. Das Kgl. Sächsische Stenographische Landesamt hatte drei Vertreter abgeordnet, die sämtlichen übrigen Beamten waren aber aus freien Stücken erschienen. Prof. Fuchs übermittelte herzliche Grüße der Regie rung. — Oberlandesgerichtsrat Dr. Johnen, der Vertreter des Oberlandesgerichtspräsidenten, ging auf die Einheitsbewegung ein, der der Oberlandes gerichtspräsident Las größte Interesse entgegenbringe. Er gab dem Wunsche Ausdruck, Laß im Jahre 1918, wenn das hundertjährige Jubiläum der Gabels bergerschen Schule gefeiert werde, es keine sich feind lich gesinnten Systemvertreter mehr göbe, sondern daß dann alle auf einer gemeinsamen Tagung dem Altmeister der deutschen Kurzschrift, Eabelsberger, ihre Huldigungen darbrächten. — Den Jahres bericht erstattete der Bundesvorsitzende. Seit dem Stuttgarter Stenographentag vor vier Jahren ist die Zahl der Bundesoereine um 661 gestiegen. Sie be trägt heute 2228 Vereine mit über 100 000 Mitglie dern. Das Bunidesvermögen ist in dem gleichen Zeiträume von 19000 auf 41000 K angewachsen. Ein Bild von der umfangreichen Arbeitsleistung bietet die Zahl der erledigten Postsendungen. Diese stiegen innerhalb vier Jahren von 32 000 auf 63000 im Jahre. — Den Fe st vortrag hielt Rechts anwalt Backer (München) über „Die Elnheitsstenographie". Mit warmen Worten trat er für die Verwirklichung dieser großen Idee ein. Der schriftliche Verkehr ver lange gebieterisch das letzte Hilfsmittel, eine Reichs einheitsstenographie, die auch die der Volksschule entwachsenen Kinder kennen können, die die höheren Schüler lernen müssen, die alle Beamten beherrschen müssen, ohne deren Kenntnis sie nicht angestellt wer den, und die derjenige lernen wird, der schon in Amt und Würden, um nicht unterzugehen im Wett bewerb der Kräfte. Es gelte einen schweren, aber schönen Kampf zu kämpfen, es gelte eine nationale Großtat zu verrichten. (Lebhafter Beifall.) — Prof. Pfaff dankte allen Rednern und schlug die Absendung von Huldigungstelegrammen an den deutschen und österreichischen Kaiser, an die Könige von Sachsen und Bayern und an den Eroßherzog von Hessen vor. Die Versammlung erklärte sich mit dem Vorschläge einverstanden. — An dem Wett schreiben am Vormittage haben über 3000 Personen teilgenommen. Die geschäftlichen Beratungen bc ginnen morgen. Harrptschrifileitcr: Dr. Bernd. Weftenbcrger. Verantwortl. Schriftleiter: sür Politik i. B. Lr. Bernh. tzSrften- derger; f. d. Handelszeitung Walther Schindler; s. Leipziger u. sächsische Angelegenheiten Arnold Funke: sür Kunst und Äisscn- schaft Dr. Friedrich Sebrecht; sür Musik Eugen Segnitz: Sport inch Spiel Alfred Perl»; Gericht g. Haarfcid; für die Reiss-, Bäder- und Verkehrs,eitung Ludwig Metzer. — Für den 'tn'eiocnteil Hernr. Balser. Verlag: Leipziger Tageblatt, Gesellschaft mit beschränkter Lüftung. Druck: Fischer L Kürsten. fn Leipzig. hundert trägt, wagte einen Sprung und kündigte eine Wedekindfeier durch eine Aufführung des „Stein des Weisen" an. Da saß nun ein kleiner Kreis von aufmerksamen Verehrern der Wedekindschen Dichtung im Halbkreis unter Bäumen vor der kleinen halberleuchtetcn Bühne, erschauernd unter den hie und da auftretenden Regentropfen und kühl umfächelt von dem Winde, der bisweilen durch die Bäume zog. Die Aufführung des „Stein des Weisen" machte der Hans-Sachs-Bühne alle Ehre. Im Vordergrund stand der Meister, der Pater, der Narr und der Ritter, die Achtenswertes boten, während die Rolle des Schülers und der Dirne in Anfängerhünden lagen. In die Stille des einsamen Parkes mit dem mystischen Abenddunkel klangen die weisen und zynischen Worte des Dichter» greller und noch aufpeitschender hinein als sie es in einer ge schlossenen Bühne imstande sind. Der Applaus, mit dem die kleine Zuhörerschar sich am Schlüsse der Aufführung bedankte, war ein echter und ein Zeichen mitgehenden Verständnisses. l)r. 3. * Das Theater der 5000 in Dresden soll nach Be richten auswärtiger Blätter vom Direktor Maxime, Renö zu einem Kammerspielhaus umgewändelt werden. Wie unser Dresdner Mitarbeiter an. maß gebendster Stelle erfährt, handelt es sich dabei um einen längst abgetanen Plan, der keinesfalls aus geführt werden wird. * Preisausschreiben für künstlerische Brunnen« Entwürfe. Wie uns aus Dresden gemeldet wird, schreibt die Stadt Dresden soeben einen Wettbewerb aus zur Erlangung von künstlerischen Brunnen entwürfen, an dem sich Bildhauer und Archi tekten au» Dresden und Umgebung beteiligen können. Die Wahl des Materials bleibt dem Künstler über lassen. Der Herstellungspreis eines Brunnens soll 10000 nicht überschreiten. Unter den Preisrich tern sind zu nennen: Stadtbaurat Erlwein, Geheim rat Robert Dietz, Geheimrat Dölfer, Professor Wrba usw. Es stehen insgesamt 4000 an Preisen zur Verfügung. * Wohlfahrtsstiftunaen zweier Operettenkampo- nisten. Die beiden Wiener Operettenkomponistcn Edmund Eysler und Oskar Nedbal haben dem vor einem Jahre eröffneten Internationalen Musikererholungsheim in Baden bei Wien großherzige Zuwendungen gemacht. Eyslcr widmete dem Wohlfahrtsinstitut aus Anlaß seines 40. Geburtstages in Form einer Art Jubiläums stiftung den ansehnlichen Betrag von 2', v. H. aller seiner Tantiemen und Verlegerhonorare. Nedbal spendete im gleichen Sinne 1 v. H. Im Musikcrheim wird in Zukunft ein Raum zum Dank den Namen „Eysler-Zimmer" tragen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite