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vtrn«»,. 2S. Zull ISI4 Lkipzlgrk La-ibiatt. Nr. S7S. lldrna-Uusgeve. s»Ur S Deutsche» Reich. * Amtliche« Wahlergebnis von Labiau-Wehlau. Bei der Reichstagsstichwahl am 23. d. M. im Wahl kreis Königsberg 2, Labiau-Wehlau, wurden bei 20008 Wahlberechtigten 18 771 gültige Stimmen ab gegeben. Davon erhielten Bürgermeister Wagner- Tapiau (Fortschr. Vpt.) 9078 Stimmen. Amtsrat S ch r e w e - Kleinhof - Tapiau (Deutschkons) 7693 Stimmen. Bürgermeister Wagner ist somit gewählt. * Denkschrift über die Lage des Mittelstandes. Wie die „Deutsche Parlaments-Korrespondenz" von beteiligter Seite erfährt, hat der Reichsdeutsche Mittelslandsverband beim Reichsamt des Innern den Wunsch ausgesprochen, durch eine Abordnung des Verbandes dre Verhältnisse des Mittelstandes ! darlegen zu können. Das Reichsamt des Innern hat sich zu einer solchen Besprechung unter der Voraussetzung bereit erklärt, Laß ihm vorher die Punkte, deren Erörterung der Reichsdeutsche Mittel standsverband für notwendig erachtet, in einer Denkschrift mitgeteilt werden. Es wird deshalb vom Verbände eine solche Denkschrift, die eine Reihe von Fragen aus dem Gebiete der Mittelstandsinter essen berührt, gegenwärtig bearbeitet und Anfang August dem Reichsamt des Innern vorgelcgt werden. * Deutfch-Ostafrikanische Landesausstellung. B el fachen Anregungen folgend hat sich, wie der Heimische Arbeitsausschuß Berlin 40, Roonstr. 1 — mit teilt, der Geschäftsführende Vorstand der „Zweiten Allgemeinen Deutsch-Ostafrikanischen Landesausstel lung Daressalam 1914" entschlossen, die Dauer der Veranstaltung, die ursprünglich vom 17. August ab nur auf 14 Tage vorgesehen war, bis zum 12. Sep tember zu verlängern. Ausland. Englan-. * Sturm im Unterhaus«. Vor den bedeutsamen Erklärungen Greys über die Lage kam es im Unterhause zu einer großen Aufregung, und zwar infolge einer Interpellation wegen der Vorgänge in Dublin. Redmond tadelte, daß die Waffeneinfuhr nach Irland erst verboten wurde, nachdem die Mehrzahl der Ulstcrsreiwilligen ^mit Waffen versehen war, während man in anderen Gegenden Irlands scharf einschritt, um die Waffen einfuhr für die Nationalisten zu verhindern. Red mond verlangte die Aufhebung des Verbots der Waffeneinfuhr in Irland und die Entfernung der Beamten, die gestern für die Verwendung der Truppen verantwortlich waren, ebenso die Ent fernung des beteiligten Regiments. — Der Chef sekretär für Irland Birrel antwortete, die Truppen seien durch den Polizeikommissar vom Dienst auf dessen eigene Verantwortung herangezogen worden. Dieser sei sogleich vom Dienst suspendiert und die Untersuchung gegen ihn eröffnet worden. Red mond rief: Der Polizeipräfekt von Dublin muß gehenkt werden. Mehrere Mitglieder der Opposition riefen darauf: „Die Minister müssen gehenkt werden!" In diesem Tone ging cs über eine Viertelstunde lang weiter. Das schottische Regiment, das in den Kampf cinge- griffcn hat, ist von Dublin fortgesandt worden. * Bereitschaft der Flotte. Wie die Admiralität mittcilt, erhielten die sogenannten Ausfüllmannschaf- tcn (Balance Crews) der Zweiten Flotte Befehl, auf Len Schiffen zu bleiben, anstatt wieder an Land zu gehen, wie es bei Beendigung der Manöver üblich ist. Nußlan-. * General Werander über den Krieg in der Mandschurei. Aus Paris wird gemeldet: Der Chefredakteur der „France Militairc" be richtet, der Gehilfe des russischen Kriegsministers, General Werander, habe ihm vor kurzem erklärt: Wir bewahren au den Krieg in der Mand schurei nur die Erinnerung an eine harte Prüfung, die uns zehntausend Kilometer vom Vaterlande widerfahren ist. 2n der Armee sind keine anderen Spuren zurückgeblieben als die Fort schritte, die wir infolge dieses Krieges verwirklicht haben. Heute sind wir ruhig. Albanien. * Gefährdung von Alessio. Nach einer an eine Wiener Botschaft gelangten Depesche hat der Kom mandant von Skutari Oberst Philipps bei der internationalen Kontrollkommission angefragt, ab Alessio, das gefährdet sei, von internationalen Trup pen verteidigt werden soll. LehteUachruhteu »er srlmelcdkck-mdkcbe UsoNiKl. König Friedrich August noch in Tirol. v-I. Dresden, 28. Juli. Die gestrige Nach richt, daß die königl. Familie heute aus Tirol hier, her zurückkehren werde, erweist sich als unrichtig. Der König trifft noch nicht ein. Veutfchlan- und -er Vermittlungsvorschlag (Drahtmeldung unserer Berliner Redaktion.) Berlin, 28. Juli. Die Grey sche Anregung wird an hiesigen amtlichen Stellen durchaus sympathisch beurteilt. Man ist fest davon über zeugt, daß sie gut gemeint ist, daß England keinen Krieg will und ehrlich vermittel« möchte. Nur sieht man in einer Botschafterkonferenz nicht das geeig nete Mittel. Man alanbt vielmehr, man würde aus dem Wege direkter Verhandlungen von Kabinett zu Kabinett schneller und besser ans Ziel kommen. Drr- »rtig« Verhandlungen haben ja auch schon begonnrn »nd sind, »ie man hier bestätigt, bislang auch nicht »h»e Erfolg geblieben. Ebenfalls hat eine Berjchär. Hi», der diplomatische« Bezi«h«»gen Mische« Wie« und Petersburg nicht ftattgefunden. -irr und da waren die Vorgänge der letzten Stunden so gedeutet worden, al» sei ein Umschwung in den Anschauungen unserer leitenden Kreise eingetrete«; mit anderen Worten: als stünden wir nicht mehr mit der gleichen Entschiedenheit hinter Oesterreich. Davon kann, wie man uns versichert, gar keine Nede fein. Trotzdem glaubt man nicht an den Anfang eines Weltkrieges. Der Andrang auf dke Berliner Sparkassen hält an. (Eigener Drahtbericht.) Berlin, 28. Juli. Alle an dl, Sparer ge richteten Beruhigungen und Abmachungen der Spar kassen scheinen fruchtlos gewesen zu sein. Im Geaen- teil, die Abhebung der Gelder nimmt einen immer größeren Umfang an. Heut« standen die Sparer schon von früh 5 Uhr an in lanoen Reiben vor den Türen der Kassen, trotzdem diese erst nm 9 Uhr geöffnet werden. Vie Anmerkungen -er österreichischen Ne- gierung über -ie serbische Antwortnote. Wien, 28. Juli. Die Antwort der serbischen Regierung vom 12. 25. Juli wird nunmehr mit den Anmerkungen der K. K. Regierung im Wortlaut veröffentlicht. In diesen Anmerkungen steht unter anderem: Die serbische Regierung beschränkt sich darauf, fest- zustcllen, daß seit Abgabe der Erklärung vom 18. März 1909 von seiten der serbischen Regierung und ihrer Organe kein Versuch zur Aenderung der Stellung Bosniens und der Herzegowina unternom men wurde. Damit verschiebt sie in bewußt willkür licher Weise die Grundlage unserer Demarche, da wir nicht die Behauptung aufgestellt hoben, daß sie und ihre Organe in dieser Richtung offiziell irgend etwas unternommen hätten. Unser Graoomen geht vielmehr dahin, daß sie es trotz der in der zitierten Note übernommenen Verpflichtungen unter lassen hat, die gegen die territoriale Integrität der Monarchie gerichtete Bewegung zu unterdrücken. Ihre Verpflichtung bestand also darin, die ganze Richtung ihrer Politik zu ändern und die zur österreichisch-ungarischen Monarchie offi ziell nicht anzutasten. Die Behauptung der serbischen Regierung, daß die Aeußerungen der Presse und die Tätigkeit von Vereinen privaten Charakter haben und sich der staatlichen Kontrolle entziehen, steht in vollem Widerspruch zu den Einrichtungen moderner Staa ten, selbst der freiheitlichen Richtnng auf dem Ge biete des Preß- und Bereinsrechtes, das einen öffentlich-rechtlichen Charakter hat und Presse sowie Vereine der staatlichen Aufsicht unterstellt. Die Bemerkung der serbischen Regierung, sie sei durch die Behauptung, daß Angehörige Serbiens an der Vorbereitung des in Serajewo verübten Atten tates teilgenommen hätten, schmerzlich überrascht ge wesen, und sie habe erwartet, zur Mitwirkung bei den Nachforschungen über dieses Verbrechen eingela den zu werden, und sei bereit gewesen, um ihre voll kommene Korrektheit durch Taten zu beweisen, gegen alle Personen vorzugehen, hinsichtlich welcher ihr Mitteisungen zugekommen wären, wird als un richtig bezeichnet. Die serbische Regierung sei! über Len gegen ganz bestimmte Personen bestehenden Verdacht genau unterrichtet und nicht nur in der Lage, sondern auch nach ihren internen Gesetzen ver pflichtet gewesen, ganz spontane Erhebungen ein zuleiten. Sie habe in dieser Richtung gar nichts unternommen. Die Forderung Oesterreich-Ungarns: die Königl. Serbische Regierung verurteilt die gegen Oester reich.Ungarn gerichtete Propaganda ist dahin geändert worden, daß die serbische Regie rung jede Propaganda verurteilt, die gegen Oester reich-Ungarn gerichtet sein sollte. Da» will sagen, daß eine solche gegen Oesterreich-Ungarn ge richtete Propaganda nicht bestehe, oder daß der Re gierung «ine solch« nicht bekannt sei. Die Formel ist unrichtig und hinterhältig und hat sich dre serbische Regierung damit für später die Aus flucht reserviert, sie hätte die derzeit bestehende Pro paganda durch diese Erklärung nicht desavouiert und nicht als monarchiefeindlich anerkannt, woraus sie weiter ableiten konnte, daß sie zur Unterdrückung einer der jetzigen Propaganda gleichen Propaganda nicht verpflichtet sei. Dasselbe gilt von der Aende rung der Wort«: „die Königl. Regierung bedauert, daß serbische Offiziere und Funktionäre mitgewirkt haben," in die Worte „laut Mitteilung der K. K. Regierung". Weiter hatte Oesterreich-Ungarn gefordert, daß die serbische Regierung jede Publikation unter drücke, die zum Hasse und zur Verachtung der Monarchie aufreizt und deren Tendenz gegen die territoriale Integrität der Monarchie gerichtet ist, wollte also die Verpflichtung Serbiens herbeisührrn, dafür zu sorgen, daß derartige Preßangriffe in Zu kunft unterbleiben. Statt dessen bot uns Serbien die Erlassung gewißer Gesetze an, di« al» Mittel zu diesem Erfolge dienen sollen, ohne die geringsten Garantien für den gewünschten Erfclg zu bieten. Diese Vorschläge sind vollkommen unbefriedi gend, um so mehr al» auch nicht gesagt wird, inner halb welcher Frist diese Gesetz« erlassen würden, so daß im Falle der Ablehnung der Gesetzesvorlagen durch die Skupschtiua, von der eventuellen Demission der Regierung abgesehen, alle» beim alte« bliebe. Zu der Erklärung der serbischen Note, die Negie rung besitze keinerlei Beweise dafür, und anch die Note der K. K. Regierung liefere ihr keinen solchen, daß der Verein „Narodna Obrana" und andere ähn liche Gesellschaften bis zum heutigen Tage durch eines ihrer Mitglieder irgendwelche »erbrecherijchen Hand lungen b«gange« habe», daß ater die „Narodna Obrana" sowie jede Gesellschaft, die gegen Oesterreich- Ungarn arbeiten sollte, aufgelöst werden sollte, wird bemerkt: Die monarchiefeindliche Propaganda der „Narodna Obrana" erfüllt in Serbien da« ganze öffentliche Leben. Es ist daher eine ganz unzu lässige Reserve, wenn die serbische Regierung behauptet, daß ihr darüber nichts bekannt ist. Ganz abgesehen davon hatte die österreichisch-ungarische Note verlangt, die Propaqandamittel dieser Gesell schaft zu konfiszieren und die Neubildung der aufge lösten Gesellschaften unter anderem Namen und in anderer Gestalt zu verhindern. In diesen beiden Richtungen schweigt das Belgrader Ka binett vollkommen. Auch in Sachen des öffentlichen Unter richts verlangt die serbische Regierung erst Be weise dafür, daß eine monarchiefeindliche Propa ganda getrieben wird, während sie doch wißen muß, daß die von den serbischen Schulen eingeführten Lehr bücher in dieser Richtung zu beanstandenden Stoss enthalten, und daß ein großer Teil der serbischen Lehrer im Lager der „Narodna Obrana" und der ihr affinierten Vereine steht. Uebrigens hat di« ser bische Regierung auch hier einen Teil der Forderun gen nicht so erfüllt, wie es verlangt war, indem sie ihrem Text den Beisatz: „sowohl was den Lehrkörper, als auch, was die Lehrmittel anlangt" wcgließ, ein Beisatz, der ganz klar zeigt, wo die monarchieseind- liche Propaganda in der serbischen Schule zu suchen ist. Indem die serbische Regierung die Zusage der Entlassung der fraglichen Offiziere und Beamten aus dem Militär- und Zivildienst an den Umstand knüpft, daß diese Personen durch ein Gerichtsverfahren schuldig befunden werden, schränkt sich ihre Zusagung auf jene Stellen ein, in denen diesen Personen ein gesetzlich zu ahndendes Delikt zur Last liegt. Da die Note aber die Entfernung jener Offiziere und Be amten verlangt, die monarchiescindliche Propaganda betreiben, was ja im allgemeinen kein gerichtlich strafbarer Tatbestand ist, erscheinen ihre Forderungen auch in diesem Punkte. Wenn die serbische Regierung erklärt, daß sie jede Mitwirkung von Organen der k. und k. Regierung anzunehmen bereit wäre, die den Grundsätzen des Völkerrechts und des Strafprozesses sowie den freund nachbarlichen Beziehungen entsprechen würde, so wird dazu bemerlt: Mit dieser Frage hat des allgemeine Völkerrecht ebensowenig etwas zu tun wie das Strafprozcßrecht. Es handelt sich um eine Angelegenheit rein st aalspolizeilicher Natur, die im Wege besonderer Vereinbarung zu lösen ist. Die Reserve Serbiens ist daher unverständlich und wäre bei ihrer vagen allgemeinen Form geeignet, zu unüberbrück baren Schwierigkeiten beim 'Abschluß des betreffen den Abkommens zu führen. Vas „Neue Wiener <Iagb!att^ über -ie serbische Antwortnote. Wien, 28. Juli. Zur serbischen Antwortnote schreibt das „Neue Wiener Tagblatt": Es zeigt sich, daß die Serben nur Ausflüchte suchen. Angesichts dieser Tatsache kann die öster reichisch-ungarische Regierung unter keiner Be dingung mehr zurücktrete». Cs ist also auch nicht mehr möglich, daß die österreichisch-unga rische Negierung gegen Zahlung der MobiUsierungs- kosten und selbstverständlich gegen vorbehaltlose An nahme ihrer Note ihre Aktion cinstellen sollte. Die österreichisch-ungarische Regierung wird nunmehr ganz andere Forderungen erheben müßen. In diplomatischer Beziehung ist gar kein Schritt unternommen worden. Alle Meldun gen über eine französisch-russische De marche sind vollständig aus der Lust gegriffen. Außer dem Schritt des russifchen Ge schäftsträgers, der das Verlangen stellte, die Ant wortfrist für Serbien zu verlängern, ist weiter nichts unternommen worden. Die Nachricht von der Mo bilisierung Montenegros ist bisher noch nicht bestätigt: hingegen wird aus informierter Quelle versichert, daß Rumänien neutral blei ben werde. Erzherzog Karl Franz Joseph in Ischl. Bad Ischl, 28. Juli. Erzherzog Karl Franz Joseph ist heute morgen, vom Publikum mit stürmischen Hochrufen begrüßt, hier cingctroffen. Um 9 Uhr wurde der Erzherzog vom Kaiser in Audienz empfangen. Die österreichischen Kriegsvorbereitungen. Rom, 28. Juli. 'Nach hier vorliegenden Meldun gen sind die österreichischen Kriegsvorberei- tungen im 2 üden fast beendet worden. Tic südlichen Bahnen sind von Militär vollkommen be setzt. Die Mobilmachung schreitet rüstig vorwärts. kun-gebungrn gegen -en Krieg in Paris. Paris, 28. Juli. Nachdem der Verband der Ar- beitersnndikate seine Mitglieder gestern abend zu einer Kundgebung sür den Frieden auf den Boule vards zusammenberiuen hatte, herrschte gegen 9 Uhr ein sehr lebhaftes Treiben. Als in der Nähe der Faubourg Poisioniüre einige Rufe „Nieder mit dem Kriege!" laut wurden, erfolgten Gegenkund- gcbungen: man rief „Es lebe die Armee!" Die Po lizei stellte die Ruhe wieder her uns nahm mehrere Verhaftungen vor. Etwas später sammelten sich von neuem Leute in der 'Nähe der Faubourg Poisfonstrc an, die „Nieder mit dem Kriege!" riefen und die In ternationale fangen. Die Polizei zerstreute sie eben falls. Paris, 28. Juli. Da gestern abend die Zahl der Leute, die auf den großen Boulevards Kundgebungen veranstalteten, anwuchs, wurde die Polizei durch republikanische Garde verstärkt. Gegen 11 Uhr warcn die Manifestanten ziemlich zahlreich. 2ic sammelten sich bei der Pforte Saint Denis. Polizerbeamte drängten sie nach dem Place delaRc- publique zurück und nahmen zahlreiche Verhaf tungen vor. Es wurden Absperrungen oorgenom- men und sehr strenge Weisungen zur Aufrechterhal tung der Ordnung erteilt. Der Durckrqangsperkehr aus den Boulevards war fast zum siilllraud gekom men. Die Casts rahmen ihre außenstehenden Tische zurück, die Lichtipicltdeater schlossen ihre Türen. Auf der Straße kam es zu Zusammenstößen zwi schen Manifestanten, die entgegengesetzte Anschauun gen vertraten. Die Polizei drängte die Manifesta«. ten nach dem Place de la Nöp nölig«, wo sie sich zy- streuten. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorge nommen. Die Kundgebungen waren ziemlich ernster Natur, doch wurde niemand schwer verletzt. Einige Polizeibeamte wurden leicht verwundet. Französische Alarmmeldnngen über deutsche Vorbereitungen. (Eigener Drabtberlcht.) Paris, 28. Juli. Der „Mat in" läßt sich au» Luxemburg telegraphieren, daß Deutschland dort militärische Vorbereitungen treffe. Da nach sollen in Deutschland zwei Reservist en- klassen eingezogen worden sein. Alle im Großherzogtum wohnenden Deutschen hätten bereit» das Land verlaßen. Die an der Grenze wohnenden Pferdehändler und Privatbesitzer von Pferden feien aufgefordert worden, eine Liste ihrer Pferde einzu reichen, und es sei ihnen ferner verboten worden, irgendwelche Verkäufe von Pferden oorzunehmen. (Die Meldung ist selbstverständlich unzutreffend.) 'jum englischen Berrnittlungsvorschlag. London, 28. Juli. Man hat den Eindruck, daß von deutscher Seite die englische Ver mittln ngsaktion mit Sympathie be grüßt wird, daß man sich aber auf keine Aktion cinlasscn will, ohne Oesterreichs Zustimmung zu be sitzen. — In Wien hat Greys Erklärung einen günstigen Eindruck gemacht. Man findet, daß Oesterreich auf die Vermittlungsaktion eingehen könnte, w an den Konferenzen zwei Botschafter des Dreibundes gegenüber dem französischen tcilnehmen würden und Grey als aufrichtiger Mann mit seiner bekannten Loyalität verfahren würde. Englische Preßstimmen über -en Grepschen Vermittlungsvorschlag. London. 28. Juli. Die „Times" hält hier die europäische Lage für merklich besser als gestern, ob- , wohl sie noch immer besorgniserregend und un sicher sei. „Daily Chroniclc" erblickt ein Zeichen für eine hoffnungsvolle Entwicklung in Lein gestrigen Meinungsaustausch zwischen Wien und Petersburg. „Daily Grap bic" s-agt: Sir Edward Greys Erklärung habe bereits eine ausgezeichnete Wirkung gehabt, insofern, als sie ein ausgesprochenes Gefühl von Hoffnung in ganz Europa erzeugt habe. „Daily Telegraph" sagt: Wenn einmal Deutschland, Frankreich und Italien veranlaßt wer den könnten, im Verein mit England einen diplo matischen Schritt gleichzeitig in Petersburg und Wien anzubahnen, dann ist Grund für einige Hoffnung vor handen. „M o r n i n g p ost" sagt: Wir können nicht glau ben, daß irgendeine der europäischen Großmächte Streit mit einer andern Macht sucht und daß eine von ihnen den Krieg um des Krieges willen wünscht. „Daily Mail" sagt: Alle Parteien und Rich tungen der englischen Nation werden Sir Edward Grey vorbehaltlos bei seinen Bemühungen unter stützen, den Frieden zu erhalten. Der „Standard" sagt: Wenn Oesterreich sich darauf beschränkt, Serbien zu bestrasen und es künf tig in Ordnung zu halten, so dürfte seine Aktion ge rechtfertigt sein. Die wichtige offizielle Erklärung ans Wien, die wir heute veröffentlichten, zeugt da von. Laß die Operationen sich auf dieses Ziel be schränken. Englische Rüstungen. London, 28. Juli. Wie die Blätter melden, sind im Hafen von Portland zurzeit 29 Schlachtschiffe, vier Schlachtkreuzer und neun andere Kreuzer der Ersten Flotte oereinigr. Sie nahmen die Nacht über Kohlen ein: Proviant und Kriegs material, das mehrere Wochen ausreicht, wird ebenfalls eingenommen werden. Bis die internationale Lage sich geklärt hat, wird auf den Schiffen der Ersten Flotte kein Urlaub erteilt wert«». Wie es in kritischer internationaler Si tuation üblich ist. hat die Admiralität gestern die übliche Liste der Schiffsbewegungen nicht ausgegebcn. Die Zustimmung Frankreichs. London, 28. Juli. Nach heutigen Mitteilungen Greys hat Frankreich dem Vermitt- lungsoorschlage Englands zu gestimmt. Angriff auf -as Moskauer österreichisch- ungarische Konsulat. Moskau, 28. Juli. Gestern abend 11 Uhr ver suchte eine Menge von etwa fünfhundert, zumeist den gebildeteren Volksmaßen angehörenben Personen, in das österreichisch-ungarisch« Konsulat e i n z « d r i » g e n. Die Menge sang die National hymne und ries: Es lebe Serbien! Durch das Ein schreiten der Polizei wurde jedoch dieser Versuch vereitelt. Falsche Nachricht über die Skupschtina. Berlin, 28. Juli. Das „Bcrl. Tagebl." berichtet aus Semlin unter Berufung auf Schlachthausdircktor Rank und Kaufmann Hopp, die von Belgrad nach Semlin geflüchtet sind, die serbische Skupschtina in Nisch habe gestern „alle Forderungen Oesterreichs angenommen". Die Nachriä>r ist natürlich falsch. Vie Haltung Sriechenlan-s. (Eigener Drahtbericht.) Athen, 28. Juli. Iuhiesiaen Kreisen ist man der Ansicht, daß Griechenland zwar i« Bundesverhältni» mit Serbien stehe, daß diese» vrr- hältni» aber sür de« bi»herigen Kriegsfall keine Geltung habe. Nur wenn der Ksuslttt »eitere Kreise zöge und unmittelbar griechische Interessen berührt würde«, »Urde Grieche«la«d au» seiner Ralle al» Beobachter herau»treten. Rumänen al» Ar«i»illig«. (Eig. Drahtberichtun s. d-M ttarbeiters.) Dresden, 28. Juli. Auf dem österreichischen Konsulat haben sich heute zahlreiche Rumänen gemeldet, die als Kriegs frei- willige auf der Seite Oesterreichs mitkämpfen wollten. Ihr Anerbieten wurde aber nicht angenommen. Znr Abreise »«rett. Re» Part, 28. Juli. (Neuter-ureau.) Nach Nachrichten au» vielen amerikanischen Städten rüsten sich Tausende von österreichisch, ungarischen Reservisten in Erwartung de» unmittelbaren Ausbruche» d«r Feindseligkeiten für d i e A b r, i s e. Die inliegende Ansgide »chcht S Eettrrr»