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Leipzig« Tageblatt. Seite 2. Nr. 37S. Nlrenü-Nusgadr. gefährden. Rumänien hat un» erklärt, daß es alles ausbieten werd«, um di« Schwierigkeiten zu ebnen. Im Falle eine, Kriege» wird Rumänien seine Entscheidung tressen, aber e» hofft, daß der Krieg wird vermieden werde». Vas englische Mittelmeergejchwa-er. Pari», 28. Juli. Dem „Matin" wird au» Bi a l t a gemeldet, daß das englische Mittelmeer» geschwadcr, dessen Schiffe in der Levante verstreut sind, sich in Malta versammeln werde. ZranMfche Preßstimmen. Paria, 28. Juli. Der »Figaro- schreibt: Wenn die militärische Aktion Oesterreich-Ungarn» sich auf die Besetzung Belgrads beschränken würde, d^ wohl ohne Blutvergiessen erfolgen werde, dann wird noch nicht» Unheilvolles geschehen sein und die Verhandlungen werden fortdauern können. Wir hoffen fest darauf, daß dies der Fall sein wird, welches Mißtrauen auch das Vorgehen Oesterreich» «inzn» flöhen vermag. Paris, 28. Juli. Ein Berichterstatter des „Echo de Paris" meldet, mehrere Minister hätten ihm erklärt, bis morgen werde sich die Lage in dem einen oder dem anderen Sinne präzisiert haben. Augen blicklich gestatteten die von Vienvenu-Martin ge machten Mitteilungen, die Lage in einem etwas günstigeren Lichte zu sehen. Paris, 28. Juli. Der Sonderberichterstatter des „Matin" meldet aus Berlin, man frage sich daselbst, ob die russische Negierung wirklich wegen einer durch einige serbische Mörder hervorgerufenen Frage den Krieg wolle. Eine russische Persön lichkeit habe ihm erklärt, es wäre dies in der Tat eine wenig ehrenvolle Sache, um Rußland zu veranlassen, in den Krieg zu ziehen. verkürzte Meldefrist. Petersburg, 28. Juli. Ein neues Gesetz verkürzt die M e l d u n g s f r i ft einberufener Re serveoffiziere von acht auf drei Tage. — Bei der Abreise serbischer Reservisten fand auf dem Bahnhose eine Sympathiekundgebung statt. — Die ruhige Stimmung hält in Erwartung des Einflusses Deutschlands und Eng» l a n d s an. Nussische Klmdgebttttgen gegen Deutschland und Oesterreich. Petersburg, 28. Juli. Zn Petersburg und Biostau herrscht nach wie vor große Erregung. Es sinken noch immer Kundgebungen gegen Deutschland und Oesterreich statt. Die Blätter veröffentlichen heute früh Einzelheiten über die Kundgebungen, die gestern in Petersburg statt« fanden. Kroge Menschenmengen zogen unter Voran tragung russischer Fahnen zur serbischen Gesandtschaft mit dem Ruse: „Rieder mit Deutschland, nieder mit Oesterreich! Hoch Serbien, hoch die serbische Armee!" Die Polizei verhinderte die Menge, vor die öster reichische und deutsche Botschaft zu ziehen. Infolge dessen begab sie sich nochmals zur serbischen Gesandt schaft und der serbische Geschäftsträger mutzte auf dem Ballon erscheinen, um für die Hockruse zu dan ken. Eine große Anzahl Freiwilliger hat sich auf der serbischen Gesandtschaft gemeldet und ihre Dienste der serbischen Armee gegen Oesterreich angeboten. König Peter m Mbarfka Sanja. Belgrad, 28. Juli. König Peter, der gestern abend hier eingetrossen war, ist nach kurzem Aufenthalt nach Ribarska Banja zurückgekehrt. Kundgebungen gegen -en Krieg. Paris, 27. Juli. Eine Schar von Syndi- kaliste n mit dem sozialistischen Abgeordneten von Lrvallois, Jean Bon, an der Spitze zog abends unter dem Ruse „R jeder mit dem Kriege!" nach dem Platz der Republik. Polizeibenmtc, die die Demonstranten zu zerstreuen suchten, sanden einigen Widerstand. Es kam zu einem Zusa m m enstoste zwischen Schutzleuten und den Syndikalisten. Es wurden Schüsse gewechselt und einige Personen ver haftet. Berittene Schutzleute säuberten den Platz. Pari», 28. Juli. Aus Nancy wird gemeldet, die Bevölkerung sei zwar beunruhigt, aber keineswegs von Schrecken erfüllt. Aus den Banken seien zahlreiche Einlagen zurückgezogen worden, aber ohne datz eine Panik vorgekommen wäre. Die Einstellung der französischen Teemanöver sEigener Drahtbertcht.) Paris, 28. Juli. Aus Toulon wird gemeldet, daß der Marinechef, Admiral Bouö de Lapeyröre, die Secmanöver, die gestern beginnen sollten, ein stellte und an Bord des Panzers „Tourbet" den um ihn versammelten Geschwaderchefs die Mitteilungen betreffend einer etwaigen Mobilisa» tton machte. Ministerrat unter Vorsitz Poincarö». Paris, 28. Juli. Wie verlautet, wird Präsident Poincrk, morgen nachmittag sofort nach seiner Ankunft einem Ministerrat vorsitzen. Stimmung in Innsbruck. Von einem Leser des Leipziger Tageblattes wird uns geschrieben: Innsbruck, 26. Juli. Hier war bis jetzt nicht viel von dem Ernst der Lage zu merken. „O, das pressiert nicht", hört man auf jede Frage wegen der Mobili sierung als Antwort von den Einheimischen. Die Maria-Theresia-Stratze zeigt das gewohnte Bild: Touristen, Militär, Einheimische — nirgends Auf regung — und doch ist der 28. Juli der 1. Mobil machungstag. Die Restaurants und Cafts sind dicht besetzt und überall herrscht fröhliche Laune. Die Aushangstellen der Zeitungen sind dicht belagert und mit Befriedigung wird die Bündnistreue Deutsch lands und „das feierliche Versprechen des italienischen Botschafters", datz Italien ebenfalls voll und ganz seinen Bundespflichten nachkommen werde, gelesen. Dieselbe stoische Ruhe zeigt auch die Tiroler Land bevölkerung. Möchten sie recht haben, datz der ganze Konflikt lokalisiert bleibt. die österreichischen und serbischen Heerführer. Naturgemäß lenken die leitenden militäri schen Persönlichkeiten Oesterreichs und Serbiens im gegenwärtigen Augenblick besondere Aufmerk samkeit ans sich, so weit ihnen im Kriege eine aktive Nolle bestimmt ist. Aus österreichischer Seite mutz, wie der Korrespondenz „Heer und Politik" aus militärischen Kreisen geschrieben wird, der Nachfolger Franz Ferdinands, Erz herzog Friedrich, genannt werden, der in seiner Stellung als höchster und rangältestcr Offizier des österreichischen Heeres für das Ober kommando im Kriege gegen Serbien sehr in Frage kommt, doch sind dahin lautende Anord nungen des Kaisers noch nicht ergangen. Fehlt dem österreichischen Feldheer somit zurzeit noch der leitende Führer, für dessen Stellung auch mehrere der Armee-Inspektoren, unter ihnen z. B. der Feldzeugmeister Oskar Potiore k, der Ehcf der Landesregierung von Bosnien und der Herzegowina, in Erwägung gezogen werden, so ziehen »m jo mehr die beiden österreichischen Militärs die Blicke auf sich, in deren Händen die ganze Vorbereitung der Kricgsoperationcn beruht hat. In dem Ches des österreichischen Gencralstabs, in dem General der Infanterie Eonrad von Hötzendorf, erblickt alle Welt den fähigsten österreichisclzen Militär. Er genießt in der Armee eine beispiellose Popularität, und hat den Posten des Generalstabschefs bereits zum zweiten Male inne. Freiherr v. Höhendorf wird, da bisher nur eine Teilmobilisicrung ausge sprochen ist, die Operation von Wien aus leiten. Ebenfalls als sehr fähig, besonders als ge schickter Organisator, der hervorragende Kennt nis mit seinem diplomatischem Verständnis ver bindet, hat der Krieg sm in ist er Fcldzeug- meister Ritter von Krobatin zu gelten, der seinen Posten seit dem Dezember 1912, also gerade seit den für Oesterreich ungemein schwie rigen Zeiten der ewigen Balkanverwickelungen, innehal. Von aktiven Heerführern in wichtiger Stellung seien schließlich noch genannt: General Blasius Schemua, Chef des 2. (Wiener Korps), ferner die Generale Dankt des 14., Edler v. Appel des 15. und Wurm des 1V. Korps, denen zweifellos wichtige Aufgaben zufallen wcroen. Von den serbischen Heerführern interessiert am meisten der von der Oesterreichern verhaftete und wieder freigelassene Generalstabsclust Put- nik, der sich im Balkankricg rühmlich hervor getan hat. Er ist übrigens, was nichr ohne Reiz ist, ein ungarländischer Serbe und Deserteur de>' K. K. Armee. Während Kronprinz Alexan der den gesamten Oberbefehl übernehmen wird, sind aus serbischer Seite als Untcrheerfübrer in Aussicht genommen: Die Generale Bojo- witsch, Bvzidar, Iaukovic, der viel genannte Führer der großserbischen Bewegung, und General Stephanewitsch. Alle drei Ge- nerale haben im Balkankrieg als Heerführer Be deutsames geleistet. Vie militärische Lage nach einem Eingreifen Rußlands. Ueber die militärische Lage Mischen Dreibund und Dreiverband nach einem etwaigen Eingreifen Rutzlands hat sich vor einiger Zeit General von Blume, der wohlbekannte Militärschriststeller, ausgesprochen, indem er zu den neuesten Berech nungen des russischen Generals Rüdiger über die Kriegsstärken der beiden Mächtegruppen Stellung nahm. Die numerische Ueberlegenheit des Drei verbandes gegenüber dem Dreibund ist vornehmlich bedingt durch die außerordentliche Stärke der rus s i» sch en Armee, die nach Rüdigers Angaben einen Kriegsstand von 5)4 Millionen aufweist. Nach den Aufstellungen General v. Blumes ist aber diese Zahl viel zu niedrig gegriffen. General v. Blume be ziffert die gesamte verfügbare Kriegsstärke Ruß lands auf 6665000 Mann, wozu noch die Rc'chs- wehr mit 1433 000 Mann treten würde, d. h. Rußland kann im Kriegsfälle über 7X-Millionen ausgebildeter Mannschaften ins Feld stellen. Diese Truppenmasscn sollen, soweit bisher bekannt geworden, im Ernstfall in 37 Armeekorps mit 59 Infanteriedivisionen, 11 Schützendivisionen und 11 selbständigen Schützen brigaden zusammengefatzt werden. Hinzu kommen 34 Kaoalleriedivisionen, die aus den bereits im Frieden bestehenden 24 Kavalleriedivisionen Lurch Hinzunahme von 10 weiteren Kosakenformationcn gebildet werden. Die- gesamte Reichswehr wird in 40 Divisionen gegliedert, und zwar in je 20 ersten und zweiten Aufgebots. Könnten diese riesenhiften Truppenmcchen ausschließlich gegen uns und das ver bündete Oesi'reich zur Verwendung kommen, so be stände in der Tat die ernstliche Gefahr für uns, durch das Gewicht der Ueberzahl möglicherweise erdrückt zu werden. Allein man muß sich stets vor Augen halten, datz gar keine Rede davon sein kann, die ge samte russische Truppenmacht in voller Kriegsstärke gegen unsere Grenzen zu schleudern. Einmal müssen russische Truppen den Besitz der russisch-asiatischen Ge biete und des Kaukasus sicherstellen, und dann ist das Zarenreich, wie ja die ausgedehnten Streikunruhen dieser Tage haben kund werden lassen, im Innern noch längst nicht so beruhigt und frei von Wirren, als datz man ohne Gefährdung die Entblößung der inneren Gebiete vornehmen könnte. Damit er- mäßigen sich die faktisch gegen uns in Betracht kom menden russischen Truppenzahlen ganz erheblich. Frankreich schließt sich seinem russischen Ver bündeten nach neuesten Berechnungen mit 514 Mil lionen ausgebildeter Mannschaften an. Sein Heer umfaßt 22 Armeekorps, von denen das 19. in Nord afrika liegt und Las 22. die Kolonialtruppen um faßt. Hinzu treten 10 Kaoalleriedivisionen. Hält man diesen Kriegsstärken die entsprechenden Zahlen der Dreibundarmee gegenüber, so ist un umwunden die numerische Schwäche der letzteren zu zugeben. Die Kriegsstärke des österreichisch-unga rischen Heeres betrügt jetzt rund 2 Millionen Mann, allerdings ohne Landsturm und Ersatzreservc. Sie zerfällt in 16 Armeekorps zu je 3 Divisionen und 10 Kaoalleriedivisionen. Italien berechnet seine ungefähre Kriegsstärke auf 1100 000 Mann. Im Kriegsfall besteht sie aus 14 Armeekorps zu zwei bis drei Divisionen. Für Deutschland lassen sich folgende Zahlen aufstellen: An ausgebildeten Mannschaften werden wir in einem bevorstehenden Kriege 4150 000 Mann ins Feld stellen können. Die eigentliche Feldarmee mit den mobilen Landwchrsormationen und allen Spezialtruppen und Trains wird auf 70 000 Offiziere, 2 300 000 Mann, 770 000 Pferde und 140 000 Fuhr- Oienstss, 28. JuU 19l4. werke berechnet. Die Feldarmee 1. Linie einschließ lich der Reserveformationen beläuft sich auf 1740 000, die Landwehr auf 1790 000 Mann, zusammen rund 3)4 Millionen. Dazu treten mindestens 600 OOo aus gebildete Landsturmpflichtige. Die Gliederung des deutschen Heeres ergibt 25 Armeekorps mit zusammen 50 Infanteriedivisionen und 25 Kavalleriedivchoucn, die aber erst im Mobilmachungsfalle gebildet wer den. Mindestens 25 Rcscrvedivisionen können deutscherseits zur Aufstellung gelangen. Wirkt dieses Zahlenmaterial auch in mancher Hinsicht beunruhi gend, so darf man doch keinen Augenblick vergessen, oaß das Uebergewicht an Zahl noch nicht allein den Sieg des Gegners verbürgt. Was unsere etwaigen Gegner in dieser Hinsicht vor uns voraus haben, machen sicherlich die Soldaten der Drcibundtruppen durch ihre überlegene Ausbildung, Ausrüstung un sonstigen hervorstechenden militärischen Qualitäten wieder wett. Rußlands neuer Gesandter in öeigrad. Aus Petersburg ist gemeldet worden, daß als Nachfolger des so jäh verstorbenen Herrn von Hart wig zum russischen Gesandten in Belgrad der bis herige Chef der nah östlichen Abteilung im Mini sterium des Aeußern, Fürst Gregor Tru- betzkoi, ernannt worden sei. Die Wichtigkeit dieser Nachricht ist offenbar noch nicht überall er kannt worden. Die Berufung des Fürsten Trubetzkoi aus die Stelle, die bisher ein rücksichtsloser Vor kämpfer russischer Expansionspolitik eingenommen, muß von allen, die etwas von der Persönlichkeit die,es Politikers wissen, geradezu als ein System wechsel eingeschätzt werden. In Deutschland sind die Anscl>auungen Trubetzkois nicht ganz unbekannt; wir machten schon neulich auf sein Buch „Rußland als Großmacht" aufmerksam, das, übersetzt und eingeleitet von Josef Melnik, vor kurzem bei der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart erschien. Der russische Diplomat setzt darin auseinander, daß nicht in der Befriedigung expansiver Gelüste, sondern in dem friedlichen Ausbau der inneren Verfassung, in der systematischen Förderung des Volkswohlstandes und der Volksbildung das Heil seines Vaterlandes beruht. Er verurteilt den Panslawis mus: „Der Panslawismus, oder vielmehr der Pan- russismus, d. h. die Idee der Vereinigung des Slawentums unter der Vorherrschaft Rußlands, ist ein innerlich unhaltbares, praktisch undurchführ bares Prinzip." Außerordentlich aktuell wirken die folgenden LVorte: „Keine Großmacht kann eine fremde Einmischung oder Pression auf ihre inneren Angelegenheiten und Zustände dulden. Wir müssen dessen stets in unseren Beziehungen mit Oesterreich, dessen slawische Bevölkerung die deutsche übertrifft, eingedenk sein. Es kann nicht die Aufgabe der russi schen Regierung sein, auf das gegenseitige Verhältnis der nationalen Gruppen in Oesterreich-Ungarn einwirken zu wollen." Diese Sätze zeigen schon, daß hier ein besonnener, vornehmer Geist spricht, der nicht im In trigieren und Verhetzen, in Verschwörungen die eines Kulturstaates würdigen Mittel zur Verfolgung seiner Ziele sieht, und der diese Ziele in einer an deren Richtung erblickt, äls die Stolypin, Iswolski und Hartwig. Versöhnung der „Fremdvölker" inner halb Rußlands, ein loyales Verhältnis zu Oester reich-Ungarn, gute Beziehungen auch zu Deutschland, das sind Trubetzkois Hauptforderungen für eine ge sunde, friedliche, wahrhaft kulturfördernde Politik Rußlands, dssen innere Situation, dessen volkswirt schaftliche Grundlagen und gewaltige Machtquellen er außerdem in seinem Buch knapp und instruktiv schildert, wobei er auch die Schwächen des Riesen reiches nicht verschweigt und den bezeichnenden Satz ausspricht, daß man von der Diplomatie keine großen Erfolge verlangen könne, „wenn zu ihrer Ver fügung nur Schmetter von Pappe da sind, an deren Anblick sich die Gegner bereits gewöhnt haben." — Wäre statt des Herrn von Hartwig Fürst Trubetzkoi schon die letzten Jahre her der Vertreter Rußlands in Serbien gewesen, so hätten die Dinge wohl nie die furchtbare Zuspitzung erfahren, die wir heute er leben. 8vIirejdML8vdill0ll Inrhblinäer u. Xodlepnpkero, Vrlmmnlsed« 81r. 24. Bei Vas stille Leuchten. 3j Roman von Paul Grabein. l>> OrotLIein k O. m. v. H., - „Hallo!" Dicht preßte sich >lurt Holten seitlich au die Felswand. Tie Warnung des Wirts drun ten >var also doch nicht ohne Grund gewesen: Das gelb schäninende Wüster der Klamm, das nach dem heftigen Gewitter, saft einem Wolken bruch, wild lochend in dem engen Felsenkessel nmhergeqnirll wurde, führte neben kleinerem Waldabraum auch recsit ansehnliche Aeste und Klötze mit sich, und da Ivar er eben nur hart an qinem wuchtigen Butzen vorbcigeglitten, der im Vornberschießen sein Wnrzclgcwirr wie Fang arme heimtückisch nach ibm ausgestreckt hatte, ihn in den gurgelnden Tchlnnd zu ziehen. Ob er nicht lieber doch nmkehrte? Aber nein! Es reizte ihn gerade, diesen Wildbach tu enger Felsenklause sonst eine harmlose Sommerfrstcblerpurtie ohiw jede Fährnis — cinmal im Zustand aufbrausender Empörung zu sehen. Ihn lockte es gerade, der drohenden Nainrgcwalt zu trotzon. Tas war doch endlich einmal etwas, was die Nerven spannte, die faul schlafende Manneskraft anfrnttclte. Fester krümmte sich Haltens Rechte um den Griff seines Eichenstocks, und die nägelbeschla genen Bergschnhe bohrten sich scharf in den schlüpfrigen Felsgrund des schmalen Pfades, den der Gischt des Wassers beständig netzte. Ja, hier und da spülte der rasend schnell hochge- schwollcne Wildbach sogar meterlang über den Pfad hinweg. So hieß es denn, vorsichtig Fuß um Fuß vorwärts setzen, daß nicht ein Aus gleiten sicheren Tod brachte. Er wäre übrigens nicht der erste genvsen. Ein Marterl vorhin, und hier fclwn wieder eines, ein halb verwischtes, naives Bildchen ans ver witterter .Holztafel gab Kunde davon, daß der „ehrbare Junggeselle Tobias Birnbaumcr am i Lichtmeßtage Anno 1874 hier ein unerwartetes I Ende gefunden." „Bet' für die arme Sszöl'n!" die unvorbereitet hinweggerufen, wie das Bild belehrte, nun im Sterbehemd im Fegefeuer schmachtete — so mahnte die Schlußinschrift den Wanderer. Kurt Holten stand still, auch noch, nachdem er die halbverlöfchtcn Buchstaben entziffert hatte; aber sein Blick hatte sich von dem Marterl fort dem brausenden Wasser drunten zugewandt, das in stetem Wirbel, wie vergeblich nach einem Ausweg ans dem steinernen Gefängnis suchend, an der Kesselwand wild schäumend und tobend herumjagte. Glatt poliert wie von Menschen hand Ivar die fast kugelförmige Fclshöhlung und mit einer schwarzen, schleimigen Schicht bedeckt: Ein düsterer Schlund, aus dein das rätselhafte Ungeheuer mit glühenden Augen hcr- anfgierte, das sie den Tod nennen. Fest sah ihm Holten in die dämonisch gleißenden Lichter, die schwache Seelen so gut zu bannen und zu sich hinabzuzwingen wissen. Sein Mund um zog ein trotziges, verächtliches Lächeln. Ihn zwang es nicht — auch kein plumper Zufall, wie den armen Tobias Birnbaumcr — er war gefeit. Er hatte gerungen mit dem da drunten, und er hatte ihn nicdergczwungcn. Er gehörte dem Leben zu, deun er wollte cs so. Noch war Kraft in ihm, starke, schaffensbegicrige Kraft, und nur der, der nichts mehr vollbringen kann hier auf Erden, der ist dem da unten verfallen, der hat ein Recht, sich wegzustehlcn. Nicht aber der, der will nnd kann! Hart stieß Holten die Eijenspitze seines Stockes ans den Felsen, und dann wandte er sich weiter schluchtauswärts. Doch uicht lange war er so geklommen, vorsichtig, langsam wie vor her, da stockte sein Fuß. Klang da nicht trotz des Tosens des Wassersturzes in der Klamm eben ein Schrei an sein Ohr? Ein Angstschrei ans Menschenmnnd? Er stand und lauschte Richtig, da wieder! Ein lauter Hilfeschrei von vorn nm die Ecke herum, die die Felsschlucht hier machte. Schnell ging Holten vorwärts, die Vorsicht war plötzlich vergessen, schon bog er um die Felskante, und nun sah er, wer in Not da war: Zwei Frauen, anscheinend jung, in grauen Touristen kostnmen — wahrhaftig, kein Zweifel, die beiden neulich aus der Scharitzkchlhütte! Ueber eine Woche war seitdem vergangen, aber er hatte nichts nichr von ihnen gesehen, obwohl er anderen Fremden sonst häufig an den bevorzugten Ausflugspunkten wieder be gegnet war. Und nun traf er sie hier an, und in einer Lage, wo sic in der Tat seine Hilfe brauchten. Die jungen Mädchen standen ein Stückchen weiter oben auf dem Wege, der sich hier nur noch zu einem mannesbrcitcn Baud verengte und dann nach Hottens Standpnntt hin über haupt ein paar Fuß laug verlor. Tas noch jetzt hart bis zur Weghöhe reichende, ungestüm dalstnschießende Wasser hatte den schmalen Holz steg fortgeschwemmt, der voriger über diese Un terbrechung hinweg die Passage ermöglicht Imtte — eine seiner Planten tanzte in dem brandenden Wasscrtrichter darunter noch wild aus nnd nieder — nnd ebenso war das Holz geländer fortgerissen, das früher die Wegenge oben bei den Mädchen geschützt hatte. Diese standen dicht aneinander geschmiegt an die Felswand zu ihrer Linken gepreßt nnd ließen so ihren Hilferuf ertönen. Vorwärts konn ten sie ja nicht, und vielleicht waren hinter ihnen auch Schwierigkeiten, die ihnen die Um kehr zum oberen Klammansgang verboten. Als sic den Mann unten nm die Wegbiegnng kom men sahen, überflog ein freudiges Aufleuchten ihre Gesichter. Gott sei Dank, ihre Rufe hatten geholfen; der Netter aus dieser bösen Klemme war da! Nun aber erkannte die vorderste, die größere und schlankere, den Herannahendcn. „Du, Fränzl, der von der Almhütte!" Und sie wandte halb lachend, halb verlegen^ den Kopf zu der Freundin hinter ihr. „Was? Nicht möglich!" Ganz verblüfft steckte Fränzl, sich vorbeugend, den Kopf um die Schulter der Freundin herum. „Wahrhaftig. Du, nein! Von dem laß ich mir nicht helfen. Lieber kehr' ich uni!" Und eilend- wollte der kleine Heißsporn seinen Worten die Tat folgen lassen. Aber die besonnene Freundin hielt sie mit Gewalt hinter sich fest. „Bist du toll?" schalt sie leise. „Denke doch an die wacklige Galerie oben. Zum zweitenmal geh' ich da nicht drüber. Vielleicht liegt sie jetzt überhaupt schon im Hasser!" Fränzl mußte ihr wohl oder übel recht geben; dennoch murrte sie halblaut: „Aber, ich würdige ihn keines Blicks! Das sag' ich dir!" Inzwischen war Holten unter ihnen bis an die stelle gelangt, wo früher das jenseitige Ende des Steges aufgelegen hatte. Nun warf er seinen Stock zu Boden und rief ihnen mit lauter Stimme zu: „Einen Augenblick Geduld! Ich hoffe, die Planke herauszusischcn!" Sofort begann er am Rande des Wasser trichters hinabzuklimmen, um das dort einige Fuß tiefer im Gischt auf und nieder tanzende Brett zu erhaschen. Es sah gefährlich aus, wie er so zu dem wildtoclfenden Strudel hernieder stieg, vorsichtig tastend, mit dem Fuß eiucn Hall auf den schlüpfrigen Vorsprüngen des Ge steins suchend, nnd mit den Händen sich in den Nissen des Felsens festklammernd. Mit stocken dem Atem sah droben das größere der Mädchen dein waghalsigen Vorhaben zu, das ihnen galt, und auch die kleinere blickte nun doch mit leb hafter Spannung zu ihm hinab. Aber es glückte ihm. Nun war er unten; dicht über dem bran- dcndcn Gischt beugte er sich nieder, sich nur mit der Rechten noch haltend, und griff nach der umhcrwirbelndcn Planke. Ein paar Fehl griffe, aber nun hatte er sie gepackt nnd an sich gezogen. Das Rettungswcrkzeug war in seiner Hand. Doch jetzt kam erst das schwierigere Stück der Arbeit, das Hinaufklinnncn mit der Last. Vorsichtig begann Holten das mühselige Werk, schon hatte ec zwei, drei stufen auswärts er klettert, da rutschte plötzlich sein linker Fuß von dem Felsvorsprung ab — einen Moment lang hing die ganze Last des Körpers in hef tigem Schwanken fast nur an der Rechte».. (Fortsetzung in d« Vkorg«nan»gabe.> " * 1 Bei d krei» 20008 aegeb, Tapia Schr Etimr gewi Wie I beteili Mittel den L de» V Vorau Punkt' stand», Denksä vom T von F essen I August * 2 fachen Arbeit teilt, - Allgen lung 1 Berach nur a: tember * L Erklär: Unterh infolge in D Waff wurde, ^mit W< Gegend« cinfuhr mond Waffen. 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