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Mbenü - Ausgabe sltr Lelpzla UN» Vorort» Sur» unser» »rSaer VkAllAvpkLI^». unSSpeütttnreLmaltüsUAin» Kau» gebracht« monatlich l.L5 m., oterteyahrUch z.7r m. v«l Srr Geschäftsstelle, unser« Ztttalen unüflusgabestellen adgeboltr monatlich »M.,vi»rt«yührUch IM. Durch Sl» Post: innerhalb DeutschlanS» uns S»r Seutschrn K»l»«t«n monatlich I^S M., vlerteljührli» «.so M., «»»schließlich postdestellgelS. va» Leipziger Tageblatt erscheint o»erNag» Lmal, Sonn» n. Zeiertag» «mal. In Leipzig, Sen Nachbarorten un» Sen Sorten mit eigenen Ztltalen wir» St« ftdrnöausgad« «och am flbenS Seo «»scheinen» in» hau» geliefert. Serliner NeSaktion! In Sen Zelten >7, Zernsprech-stnschluß: Moabit Nr. *07, ^rntsblockt desRates und despolrreuuntes der Etndt Leipzig UeSaktlon unü Scschüftsstrlle: Johanniogaff« Nr.». o Z«rnspr«ch»ftnschluß Nr. >«»0L »»»»3 unS llb»». ISS. Jahrgang Snlerat, au» Leipzig un» Umgebung Sie /ilizeiAenpreise» tspaltig«p»ttt,»!lr2.'p»..SieNeklame.ett»,m., von auowtirto ro Pf., N-klamen I.2SM.. Klein, stinkige» Siepetitzeil« nur LS Pf.dWleSerhol.Nab., Inserate von VebörSrn im amtlichen geil Sie Petit» zelle so Pf. Seschtiftoanzetgen mit Plabvorschrist im Preise erhobt. Nadatt nach Saris. Vellageu: Gesamtausl.r M Sa» Lausen» au»schl Postgebühr, stnzeigen-stnnahmel ^ohanniogaste», bet sämtlichen Ziliolen Se» Leipziger Sägeblatt«» un» ollen stnnonceii-rxpeSillonen öe» In» unü stuolvnSe». Geschäftsstelle für Verlin u Sie pr. Vranüendurn SirektionwolterZliegel, GerlinS.l», Vre-SenerSlraste-7. Zernsprech-stnschlugi Moritzplatz ISUI. Nr. 379. vienslsg, Len LS. Juli. 1914. Englands Führung. Der englische Vermittlungsvorschlag. — Grey und die Botschafterberatung in London. — Die Stellung Deutschlands. — Die deutsche Regierung wird den Vorschlag Greys annehmen. — Frankreich stimmt zu. —Aus Petersburg noch keine Entschei dung. — Erste Nachrichten über den Vormarsch Oesterreichs. — Oasitsch hofft noch auf die Hilfe Rußlands und Frankreichs. Sir Eöwarü Srep im englhchenUntechaufe. Der Eindruck einer beruhigten Auffassung behauptet sich. Daran hat der enjpyche Staatsmimfter Sir Edward Grey eilt graues Verdienst. Es sei daraus aufmerk sam gemacht, das; das englische Parlament die erste und einzige Volksvertretung ist, die in be wegter Zeit zu Warte kämmt. Das liegt freilich an den Umständen. Die Parlamente aller an dern Großstaateu sind geschlossen, und was Oesterreich angeht, ja kam nur das unga rische Abgeordnetenhaus in die Lage, zu den Tagesereignissen sich zu äußern. Der österreichische Reicysrnt und das Abgeordneten haus sind seit Wachen anSgeschaltet. Aber wenn es auch ganz natürlich war, daß im englischen Unterhaus die Negierung befragt wurde, wie sie über die plötzlich hereingebrochene Verwick lung denke, ja muß es dach anerkannt werden, das; Grey keinen Augenblick zögerte, seine Mei nung zu sagen. Mehr noch: er unterrichtete das Parlament und das englische Volt freimütig über das, was er getan Hal und noey zu tun gedenit. Sein Vcrmittlnngsvorschlag geht die ganze Welt an. Mit einem Schlage hat Grey so den weiteren Erörterungen einen festen Halt verliehen und vielem ratlosen Zeitungsgerede über das, was etwa geschehen wird oder geschehen könnte, ein Ende gemacht. Wir wissen nun, um was es sich zunächst handelt, wissen we- nigsteus, was England will. Tas ist für den Angcnblick eine Erlösung aus peinlichen Zweifeln, wenngleich selbstverständlich eine Ge wißheit über den Ausgang der Bemühnngen Englands nicht besteht. Die Tatsache schon, daß England die Führung bei der beabsichtigten Ver mittlung übernimmt, wirkt sichtlich zugunsten der Hoffnungen, die anfzugeben sich jeder ver nünftig Denkende sträubte. Dabei ist wohl zu merken: Grey stellte sofort fest, das; England eine Einmischung in de n vsterrcichisch - serbischcn Zwist ab - lehn t. Wie vorauszuschen ist und wie uns Zu schriften ans dem Leserkreise bestätigen, wird diese Feststellung leicht überschlagen. Bei der leider nur zu sehr angefachten Aufregung, wird zunächst bei manchem die Meinung äuflominen, England ivolle Oesterreich mit Hilfe der an dern Mächte in den Arm fallen und das über die Serben verhängte Strafgericht hintertreiben. Davon ist jetzt keine Rede. Grey führte aus: „Ich sagte mir, wenn die Beziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland einen bedrohlichen Charakter annühmcn, so scheine die einzige Chance für den Frieden arin zu bestehe«, das; die vier au der Indischen Frage nicht unmittelbar interessierten Mächte, nämlich Deutschland, Frankreich, Italien und G r o ß b r i ta n n i e n in Petersburg und Wien gleichzeitig und zusammen dahin wirken ' sollten, daß Oesterreich und Rußland die mi litärischen Operationen einstellen möchten, während sich die vier Mächte bemühen wür den, eine Beilegung des Konfliktes zu er zielen." Also militärische Maßnahmen Oesterreichs gegen Rußland und umgekehrt will er ver hüten. Das ist nichts anderes als das, was mit dem vielgebrauchten Worte von der Lokalisie- rung des Krieges gemeint ist. Nur im Hinblick auf die Gefahr einer „kontinentalen Katastrophe" machte er dann den Vorschlag zu einer vor läufigen Beratung des deutschen, des französi schen und italieniscksen Botschafters in London. Die Antworten standen gestern noch aus, cs ist aber, zumal da Italien den englischen Vorschlag unterstützt, auzunehmen, daß er von den andern in Frage kommenden Mächten angenommen wird, und für Deutschland ist das nach einer Berliner Meldung fast sicizer. Allerdings IM Grey gegen den Schluß ferner Rede hin Andeutungen gemacht, wonach er hofft, auch den Ursprung des Streites, die Forderungen Oesterreichs ai, Serbien mit in die Beratung zielen zu können, wenn er aber von Einstellung der Kriegsmaß regeln spricht, so kann nur die Verhütung einer russischen Mobilmachung in erster Linie ge meint sein: er lyürde sich sonst, da er doch von einer Einmisaiung in das Vorgehen Oester reichs gegen Serbien nichts wissen wollte, selbst widersprochen haben. Ans dem uns gestern nacht zugegangenen Drahtbericht ans London kann nur das eine, nicht das andere gefolgert werden. Was nun werden wird, ist die Frage der nächsten Stunden. Kommt die Londoner Be ratung zustande, so wird sic zweifellos den Aus sichten auf Erhaltung des Friedens zwischen dem Dreibund und dem Gegeubund zugute kommen. Wir erwarten das um jo bestimmter, als jeden falls eines seit heilte ziemlich sicher ist: Eng land wird, einerlei, wie sich die eingeladcnen Mächte zu seinem Vorschläge stellen, im Kriegs fälle zwischen Rußland und Frankreich einerseits und den Dreibuudmächten anderseits die Neu tralität vorzieheu. Darüber weiß man heute in Petersburg ebenso Bescheid wie in Pa ris, und — das ist gut. Gefterreichifche Truppenbewegungen. Berlin, 28. Juli. Nach einer Meldung des „L.-A." aus Wien, hätten die österreichischen Truppen die ungarisch-serbische Grenze über schritten und mit dem Bormarsch aus Mitrovitz den programmgemäßen Punkt erreicht. Die Ser, ben seien überall zurückgeworfen worden. In Wien sei die Nachricht vom Ausbruch der Feindselig, leiten mit stürmischem Jubel ausgenommen worden. — Eine weitere Wiener Meldung des „Lokal anzeigers" besagt: Aus der Donau bei Kocewo wurden die serbischen Truppentransport schiffe „Barda" und „Zar Nikolaus" von österreichischen Truppen der Donau flottille aufgebracht. Dabei wurden di» ersten serbi-. schen Gefangenen gemacht. Der Gberkomman-ieren-e üer öfter- reichisch-ungarischenfirmeegegenSerbien. Wien, 28. Juli. Wie die „Bossische Zeitung" aus authentischer Quelle erfährt, hat Erzherzog Friedrich, dem jüngst der militärische Wirkungs kreis des Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand übertragen worden ist, das Oberkommando über die österreichisch-ungarische Armee gegen Ser bien im Auftrage des Kaisers übernommen. Zusammenziehung russischer Truppen an üer Seutschen Grenze. Posen, 28. Juli. Aus Kalisch wird gemeldet, daß an der russisch-deutschen Grenze große Trup penbewegungen vor sich gehen. Die Nach richten werden immer bestimmter. Es werden sogar die Namen der betreffenden Regimenter bezeichnet, die in Betracht kommen. (?) Halboffiziöses Dementi. Berlin, 28. Juli. Der „Lokalanzciger" bezeichnet das an der hiesigen Börse aufgetretene Gerücht, die deutsche Hochseeflotte sei nach Königsberg beordert worden, als vollkommen grundlos. Zür -as Note kreuz. Wien, 28. Juli. Die Firma Gebrüder Gutmann hat für Zwecke des Roten Kreuzes 100 000 Kronen gespendet. Auch andere große Spenden sind «ingelaufen. kun-gebungen in peft. Pest, 28. Juli. Nach einer Blättermeldung sollen zahlreiche Komitatschis nach Bosnien abgegan gen sein. — Gestern abend sanden vor der Königs burg Kundgebungen statt. Erzherzog Joseph erschien am Fenster und ries den Demonstranten zu: „Brüder, wir gehen zusammen und kämpsen zusam men; wir bringen entweder Ruhm nach Hause oder sterben zusammen!" Allgemeine Mobilmachung in Serbien. Belgrad, 28. Juli. Nach einer ergänzenden Mobilisierungsorder sind in Serbien alle Wehr fähigen vom 18. bis zum KO. Lebensjahre einberusen worden. Das bedeutet also die allgemeine Mobilisierung. Das Hauptquartier befindet sich in Nisch. König Peter traf am Sonntag in Belgrad ein und begab sich in den Konak, wo die Königsstandarte gehißt wurde, aber keine Wache aus zog. Nach anderthalbstündigem Aufenthalte reiste der König im Automobil nach dem Hauptquartier ab. Die Mobilisierung schreitet angeblich rasch vor, wärt», doch herrscht bei den Bauern teilweise Unzu friedenheit, «eil sie die Ernt» im Stich lassen müssen. In Belgrad herrscht nach dem ersten Rausch eine ernste nüchterne Stimmung. Die Behörden zeigen sich österreichisch-ungarischen Staatsangehörigen gegenüber sehr höflich. Die Zeitungen schreiben, der Frieden sei noch nicht endgültig verloren. Heute wurde in Belgrad ein Moratorium für drei Monate veröffentlicht. Verhaftungen. Zara, 28. Juli. In der vergangenen Nacht sind aus der Durchreise durch Zara an Bord eines Dampfers der Reichsratsabgeordnete und Bürger meister von Ragusa Lingrja, der Notar Pug- liesic und ein serbischer Pope, beide gleich falls aus Ragusa, verhaftet und ins hiesige Landes gericht eingeliefert worden. Sejprechungen in Paris. Paris, 28. Juli. Der interimistische Minister des Aeußern Bienvenu-Martin empfing gestern nachmittag den österreichisch - unga rischen Botschafter, mit dem er eine lange Unterredung hatte. Außerdem hatte der Minister eine neue Zusammenkunft mit dem deutschen Botschafter. Der russische Botschafter, der gestern abend von Petersburg zurückgekehrt ist, erschien nachmittags im Ministerium des Aeußern und konferierte beinahe eine Stunde mit dem inte rimistischen Minister des Aeußern Bienvenu-Martin. Schließlich hatte der Minister des Aeußern am Nach mittag auch mit den Ministern des Innern, des Vas Operationsgebiet im nordwestlichen Serbien. Aller Voraussicht nach wird der österreichische Aufmarsch in Serbien in zwei Gruppen stattfinden; eine schwächere westliche Gruppe, die von Bosnien aus operiert, während die Hauptgruppe hart bei Semlin über die Donau geht. Die Serben haben kampflos Belgrad geräumt, haben aber am Save- und Donauufer umfangreiche Erdwerke aufgeworfen, um dem Uebergang der Oesterreicher Widerstand zu leisten. Unsere heutige Karte läßt das für die ersten Operationen in Frage kommende Gebiet genau erkennen. Krieges, der Marine und der Kolonien eine Be» sprechuug. Fraulreich ) und Englands Einvernehmen. (Eigener Drahtbericht.) London, 28. Juli. Frankreich hat der bri tischen Regierung das völlige Einverneh men mit dem Vorschlag Sir Edward Greys im öster reichisch-serbischen Konflikt mitgeteilt. Die Hoffnung auf Vermittlung der Grotzmächte. (Eigener Drahtbericht.) Petersburg, 28. Juli. Man erhofft von Kaiser Wilhelm, dem König von Italien und dem König von England ein vermit telndes Eingreifen. Die russische Regierung trifft zwar militärische Vorkehrungen, deren Umfang jedoch der Presse infolge der außerordentlichen Maß nahmen unbekannt bleibt. Als Zeichen der Ent spannung begrüßt man hier den Aufschub der Ab reise der serbischen Militärmission. Engttfch-italienifcher Vermittlung-- Vorschlag (Eigener Drahtbericht.) Rom, 28. Juli. Der Minister des Aeußern, Marquis di San Giuliano, ist gestern nach mittag nach Rom zurückgekehrt. Er hat erkläre« lassen, daß in den nächsten Tagen kein einziger Minister Rom verlaßen wird, bis eine vollständige Entspannung der politischen Lage eingetreten ist. Der Marquis hat gestern eine stundenlang« Kon ferenz mit dem Ministerpräsidenten gehabt. Auf der Lonsultü herrscht fieberhafte Tätigkeit und den ganzen Tag über gingen die eng lischen, deutschen und französischen Diplomaten ein und aus. Der Meinungsaustausch zwischen Rom und London dauerte bis in die späte Nacht stunde fort. Man zeigt sich etwas optimistischer über die Aussichten eines italienisch-englischen Bermittlungsvorschlages, weil man er, klärt, daß man in Berlin einem englisch-italienischen Vermittlnngsvorschlag keinen Widerstand entgegen setzen will. Zeitungsmeldungen zufolge soll Italien weitere Reservisten einberusen haben. Diese Mel dung scheint indessen unbegründet. Ein Blatt ver öffentlicht interessante Einzelheiten Uber di« öster reichischen Kriegsvorbereit'.ngen im Süden. Danach sind die österreichischen Eisenbahnlinien in Dalma tien vom Militär vollkommen besetzt. Eine teilweise Mobilisierung ist auch dort angeordnet worden. Die österreichische Flott« ist bei Cattaro konzentriert. Sollte Montenegro bei Ausbruch Krieges mobilisieren, so wird die österreichische Flotte sofort auf Cattaro das Bombardement eröffnen. Vie italienische prefte für eine Politik tätiger Anteilnahme. Rom, 28. Juli. In einem anscheinend inspirierten „Deutschland und Italien im Dreibund' über schriebenen Leitartikel erinnert die „Tribuna" das italienische Volk daran, daß es jetzt an der Zeit scheine, von der bisher in der Presse empfohlenen, bevorzugten Haltung Italiens als Zuschauer abzu weichen und eine Politik tätiger Anteil nahme selbst auf die Gefahr hin. Opfer bringen zu müssen, cinzuschlagen. Den gleichen Inhalt hat ein Artikel des „ Giornale d ' Italia ", betitelt „Eine historische Stunde". Konferenz -er französischen Gefchwa-erchefs. Paris, 28. Juli. Nach einer Meldung der „Agence Havas" aus Toulon hat gestern an Bord des Panzerschiffes „Courbet" eine Konferenz de» Oberbefehlshabers der Flotte, Admiral» Bouö d« Lapeyrör«, mit den Befehlshabern der verschiedene« Geschwaders stallgefunden. Minifterpräsiöent pasitschs Hoffnungen. Paris, 28. Juli. Der Belgrader Korrespondent Les „Matin" hatte eine Unterredung mit dem Mini sterpräsidenten Pajjtjch, der ebenso »ie der Kron prinz die vorige Nacht noch in Belgr«d -nge- bracht hat. Pasitsch habe u. a. gesagt: Di« Mächte der Triple-Entente haben »«» durch ihr« wohlwollende Haltuc.q und warme Unterstützung insbe sondere während des letzten Krieges hinreichend ge zeigt, daß unsere Existenz ihnen teuer ist, daß wir mit ihre« Sch'cksal eng verknüpft n»d «inen Teil ihrer Interessen darstellen. Nnßlaud, Frankreich und England »erden > » » nicht im Stich« lassen gegenüber der großen Nachbar, macht, welche sich durch ihr« Nate erlaubt hat, unser» politisch« Existenz und »nserr Sonorränitätorechte z.