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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.07.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140717015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914071701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914071701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-17
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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l i lS14. strafte Mensch lstande eines heraus und nten, der ihm rette. Als Seidel oben- ch ins Gesicht, öden und ver- sfengericht zu Menschen zu a das hiesige I. Tage. fel gingen Zwei Männer vom Blitz inkerverbände. er D raht- Deutschlands aben sich zur iverbände Morgen - Ausgabe Aeruasvkeife» iür L«Ip, a UN» Vororte »urch unser» Tedaer * * und Speoueur« LmaltägUch in« yau» gebracht: monatlich,.UM., »ierteyährttch,.75 M. Sei 0er Sejchäst-steU«, unser« Malen unb fluogabestrUea obgeholt; monatlich, M., vlerteliShrlich Z M. Durch -le poft: innerhalb deutschland« und der deutschen Kolonie» monatlich ,.so M., vierteljährlich 4.50 M., auoschltehiich postdesteUgeld. Da« Leipziger Tageblatt erscheint Werktag« »mal. Sonn. u. Zeirrtog.lmal. dn Leipzig, Sen Nachbarorten und den Vrten mit eigenen Ztllalen wird dl« fldenüauogabe noch am ftbenü de» Erscheinen« in» yau« gelirsrrt. verliner Nedaktion: 2n den Zelten ,7, Zernsprech.flnschluk: Moabit Nr. «»7. MrrtsblrUt des Rates und des potizeüuntes der Stadt Leipzig Nedaktion und S»schäst»st»ll»i Zohannl«gaff» Nr.«, a Zerasprech-flnschiuZ Nr. l«d»r, US4Z und >4544. ISS. Jahrgang lür dnserat« au» Leipzig und Umgebung dl« , spoltig» petitzeil, 25 Pf., dl, NettamereU«, m.. von au»wart» s» ps., Neklamen 1.S0M., Klein« Nn,eigen Siepetitzeile nur S0pf.b.wi»d«khol.Nad.,dns«kat«»onVehörLrn im amtlichrnTrU di» Petit» z«U« 50 Pf. Seschäftoanzeigen mit plahvorschrist im Preis« «rkkht. Rabatt nach Tarif, veiiagen: Sesamtoufl. 5 M. da« Tausend auoschl. Postgebühr. Nnzeigea-Nnnahm«: )ohannl«gajs»d, bei sämtlichen Ziiiolen de» Leipziger Tageblatt«» und allen Nnnon«en»Txpedi«ionen de» In- und stuslande». V»schäft»steU«für0rrlin u.di« pr.0ra»Senbura: dlrektionwalterZliegei, Serila S- X, vreedenerStragr «7. Zernsprrch-sinschluh: Morihplah ISZLt. Nr. 358 Freitag, -en »7. 3uU. 1914. im Arb-eitcr- rhoses ausge- und machte Unter den sunden. Sechs vehr bei dem e Kredit- und raubte Polizei er- das Geld ab. r Mann ver- e. Der Kalk- T." schreibt, lfnahme. Für usbau eines iit Unterbau der 8. Kanz ler Führung re. Zn dem sfizier einge- uszte, da nach Als einzige Sprung von nloser Span vas den See »ulkinder aus saften waren lerweile war tadt aus causgetreten. lmgesellschaft gefährlichen rsser an der hne Springer wunderungs- n an dem ; sie — nach r im Turm l der Schau- »ines vier ter. Um die war es Er- vorwärts zu :r doch so er buchstäblich z zerfetzt llsrufen der Iben Augen- mtionen der allen Hilfs- ;ene war bc- rterschei- nstrcngenden ch aber schon prachtvollen „Ich finde, sieht man aal wie an um Beispiel der dort in tte. „Also r an unfern einoerstan- in unserer derf." erger. >»o Günther: Leipziger und ist und Wissen gen Leguitz: jaarfelb; für »eher. — Für änkter tzastung. ndern an den des Leipziger ;, zu richten. id, >. kauft lVür efseret ühlemann Saubere l-breoa ktt ermeister, l-rdd» ,e« aso billig ls direkt -Centrale Telephon Lo, r »,«, tbahnhof. ,-^NVäit ir.rss. «Md» Das wichtigste. * Bei der gestrigen Reichstagsersatzwahl in La, biau » Weh lau erhielt Amtsgerichtsrat Schrewe (Kons.) 7594, Bürgermeister Wagner (Fortsschr. Bpt.) 6123 und Linde (Soz.) 2192 Stimmen. Es findet Stichwahl zwischen Schrewe und Wagner statt. (S. Letzte Dep.) * Der russische Militärattache in Berlin, Basero, soll nach einer Meldung der „Nowoje Wremja" ab berufen werden. (S. Dtschs. R.) * Huertas Abdankung wurde von der mexika nischen Kammer angenommen. (S. bes. Art.) * Am Donnerstag früh hat das französische Ge schwader mit dem Präsidenten Poincare an Bord von Dünkirchen die Fahrt nach Rügland angetreten. (S. Ausl.) * Die Grausamkeiten der Epiroten rufen tn Albanien große Erregung hervor. (S. bes. Art.) poincares zweite Rußlanüfahrt. 2. Am Tage nach dem französischen Na- tionalfeste, dem 15. Juli, fuhr Präsident Poincars zum zweiten Male nach Ruß land. Lor zwei Jahren kam er als Minister präsident, sozusagen als Kronprinz, dieses Mal als regierender Herr. Ein bißchen hapert es freilich mit dem Regieren, und bei weitem nicht alle Blütenträume von einem königgleichen Ein flüsse auf deu Gang der Staatsgeschäfte sind gereist, mit denen er ins Amt trat. Ein Mini sterium nach seinem Bilde hat er nicht formen dürfen. Sein eigentlicher Vertrauensmann war Briand; aber dessen mattes Lebenslicht ging schon im zweiten Monate aus. Bart Hou kam wenigstens in sein zweites Halbjahr noch eben hinein und durste im ersten seinen Namen mit einer denkwürdigen Tat verknüpfen: der Wie dereinführung des dritten D i e n st j a h r e s. Ri bot aber gab die Kammer dem Präsidenten ans der Stelle wie eine ganz ungenügende Schülerarbcit (zum Umarbeiten) zurück. Allein ein ganz beschränktes Ablchnungsrccht wurde schließlich dem Eigenwillen des republikanischen Staatsoberhauptes »erstattet: man entband ihn von dem Zwange, sich von den Herren Cail- laux oder Elemenccau beraten zu lassen, den ihm persönlich wenigst Sympathischen, und einigte sich schließlich nach langem Hin und Her auf die verhältnismäßig neutralen Namen Doumergue und jetzt Viviani. Daß ein in seiner Einwirkung auf die in nere Politik so machtloser Vertreter der fran zösischen Nation am Hofe des absoluten Zaren kerne ganz besonders glänzende Rolle spielen wird, liegt auf der Hand und wird ihm vielleicht auch in der Abtönung der Emp fangsformen doch ein bißchen zum Bewußtsein gebracht werden. Das Schlimmste ist ja bis jetzt noch vermieden: die Katastrophe des D r eij a h r s-G e s c tz e s ist noch nicht cinge. treten. Der Verlust dieses Bekleidungsstückes bei dein jüngsten Schiffbruche seiner „persön lichen" Politik hätte ihn wohl vollends für Petersburg salonunfühig gemacht. Arg geuug, daß die Gefahr noch nicht vorüber scheint. Der Vorsitz des Kammer-Ansschusscs ist dein Ge neral Pcdoya zugefallen, einem grimmigen Gegner der Einricytung. Stände man noch auf dem Flecke des Vorjahres, handelte es sich um ein erst zu gebendes Gesetz, so erschienen dessen Aussichten nahezu verzweifelt. Seine Ab- smaffung wird ja wohl schließlich der Senat mit seinem vollen Budgetrechte zu hindern ver mögen. Eigentlich sollte cs ja so sein, daß die fran zösische Nation selbst darüber zu befinden hätte, welche Zahl von Militärpflichtjahren ihr die sachlich angemessenste erschiene. Die russischen Staatsmänner urteilen von den Verhältnissen ihres zur größeren Hälfte noch rückständigen analphabetarifchen Volkes aus. Wie weit die hochentwickelte wirtschaftliche und geistige Kul tur der Franzosen sich init mindestens drei Jah ren der Unproduktivität abzufinden vermag — auf die Wicdereingewöhnung der entlassenen Soldaten in das bürgerliche Leben muß natür lich auch noch ein Abzug gerechnet werden —, dafür fehlt den Russen der Maßstab. Und schließlich ist' das unbeschränkte Bestimmungs recht über solche Fragen doch auch ein Ausfluß der staatlichen Souveränität. So wenig ein freier Staat sich zur Abrüstung zwingen lassen darf, so wenig darf er die Mindcststärke seiner AricdcnSmacht sich durch die Diktate eines andern vorschreiben lassen, und sei dieser andere sein bester Freund. Daß es nicht der höchste Grad aufrichtiger Freundschaft ist, mit deren Kündigung zu drohen, wenn Rußlands Wille nicht geschähe, sei nur nebenbei bemerkt. Aber alte diese blttcrn Pillen muß Frank reich eben wohl oder übel schlucken. Das ist keine Notwendigkeit von heute oder gestern, son dern die ttrsünde an der nationalen Unabhän gigkeit wurde vor einem Vierleljahrhundcrt de- gangen, als die „große Nation" sich in die russische Klientel begab, weil sie durch ihr zur fixen Idee gewordenes Revanche-Bedürfnis längst innerlich unfrei geworden war und sich nach außen hin der Fähigkeit begeben hatte, ihre Freundschaften und Gegnerschaften nach Umständen, Gelegenheiten, Bedürfnissen und Nei gungen von Fall zu Fall zu regeln. Sogar in den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Frank furter Frieden erschien das französische Sinnen und Trachten nicht so ausschließlich auf den einen Punkt gerichtet, wie gegenwärtig. Wenig stens die Kabinette Waddington und Ferry verstanden es weit besser, sich auch Deutschland gegenüber die Freiheit der Entschließung zu wahren, den Nachbarn an den Vogesen nicht ein für allemal unter dem Ge sichtspunkte des gegebenen Gegners zu betrach ten. Auch Gambetta, dessen geschichtliches Bild sich heute ganz so wie bei uns das Bis marcks im Vexierspiegel des Parteitreibens ver schoben hat, dächte in Wahrheit vie^ vorurteils freier. Es ist doch bemerkenswert, daß gerade aus dem Lager von Frankreichs historischen Parteien, in denen so envas wie politische Erb- lveisheit zu Hause sein sollte, fast niemals Stim men der Unzufriedenheit mit der gar zu aus schließlichen Revanche-Politik ihrer gegenwärti gen Vertreter laut werden, daß dort das Gefühl ür die überlieferte engere Kulturgemeinschaft o ganz erstorben scheint, die in der Vergangen leit immerhin das französische Königtum mit rem deutschen Geiste verband. Was an Opposition gegen die blinde Russen liebe vorhanden ist, hat sich zu den Soziali - st en geflüchtet. Ganz abgesehen davon, daß wir aus dieser Hand aus begreiflichen Gründen keinen Oelzweig des Völkerfriedens entgegenneh men können: wir wissen natürlich auch, daß gele gentliche Friedenstöne von dorther keiner Liebe zu Frau Germanins schönen blauen Augen ihren Ursprung verdanken^ sondern teils btoßer grund sätzlicher Oppositivusmacherei, icits, soweit vergleichsweise idealere Beweggründe dahinter stecken, jener verschwommenen allgemeinen Frie- densseligkelt, in der sich diese Leute wohl füh len. 116 dieser Herren haben durch ihre Ab stimmung gegen den Kredit für die Rußland fahrt des Präsidenten gegen diese demonstriert. Es hieß auch, sie wollten durch Obstruktion des parlamentarischen Geschäftsganges den Mini sterpräsidenten Viviani an der Mitreise zu hindern versuchen. Was diese Begleitung über haupt soll, ist nicht ganz verständ lich. Viviani hat foeben gezeigt, daß er auch wider des Präsidenten Wil len Kabinettsleiter werden konnte. Das gibt ihm auch für Petersburg eine beinahe höhere Autorität als dem offiziellen Oberhaupte des Freistaats. Ob unter den Umständen die Be gleitung wirklich so ganz mit Poincarss Wunsche zusammenstimmt? Vas Kaufmannsgericht. o Es sind jetzt 10 Jahre her, daß zu Swinemünde „das Gesetz betr. Kausmannsgerichte" vom Kaiser vollzogen wurde. Man feiert heut zutage gern Jubiläen, und so ist hier und da auch des zehnjährigen Kaufmannsgerichts gedacht wor den. Uebrigens mit mehr Grund, als bei anderen Anlässen; sintemalen gerade aus der Geschichte des Kaufmannsgerichts, seinem Werden und dann der seitherigen Entwicklung sich allerlei Grundsätzliches für die praktische Politik abnehmcn läßt. Vornehm lich dieses: daß in ihr jeder Fortschritt durch Vor urteile und vorgefaßte Meinungen aller Art ver baut zu werden pflegt und daß an diesen Vor- urteilen selbst die Erfahrungen, die inzwischen ge macht wurden, zumeist spurlos voriibergehen. Mit anderen Worten: daß Argumente, die man längst durch die Praxis widerlegt zu haben glaubte, eifer voll teils und teils ehrfürchtig von Jahr zu Jahr, häufig genug auch von Generation zu Generation fortgeichleppr werden. Um die Kausmannsgerichte, die man in jenen vorbereitenden Stadien häufig auch kaufmännische Schiedsgerichte zu nennen liebte, hatte sich vor allem der Abg. Bassermann verdient gemacht. Der hatte eigentlich, solange er dem Reichstag angehörte, immer wieder den Ruf nach taufmänniscksen Sondergerichten erhoben. Für ge wöhnlich hatte die Regierung eine dilatorische Aus kunft gegeben, und man durfte ihr das nicht einmal verübeln. Denn die Anschauungen in der Ge hilfenschaft schienen zu jener Frist — es handelt sich um den Ausgang der neunziger Jahre und den An fang des neuen Jahrhunderts — noch keineswegs ge klärt zu sein, und auch im Parlament war man sich des Weges, den man nun gehen wollte, eigentlich noch nicht recht bewußt. Man hatte damals gerade das Eewerbegerichtsgesetz ausgebaut, und so forder ten die einen den Anschluß des neuen Instituts an die schon bestehenden Gerichte für gewerbliche Strei tigkeiten. Die anderen wollten von weiteren Schrit ten auf dieser „abschüssigen Dahn" nichts wissen und verlangten den Anschluß an die Amtsgerichte, was freilich eine Reform des ganzen Amtsgerichtsvcr- fahrens zur notwendigen Vorbedingung gehabt hätte. Diese Gegensätze und Kämpfe, die in der juristi, schen Fachpresse und im Parlament manches Jahr währten, hatten sich dann auch noch im Bundesrat foitqesetzt, und erst im Januar 1901 war der Ent wurf an den Reichstag gekommen. Hier war er, was man nach der ganzen Vorgeschichte, diesem wiederholten Drängen, kaum hätte erwarten sollen, nicht allzu freundlich begrüßt worden. Es war ein prinzipieller Gegensatz erwacht, wie er 1890, da man die Bahn gewerblicher Sondergerichtsbarkeit zum ersten Male beschritt, gar nicht vorhanden ge wesen war, und es war eigenartig zu beobachten, daß gerade aus der Mitte des vorgeschrittenen Libe ralismus, der ehedem begeistert dem „Volksrichter" zugejauchzt hatte, der Befreiung von der bücher schweren Weltabgewandtheit des „strengen Juristen rechts" bringen sollte, eben dies strenge Juristenrecht jetzt seine hartnäckigsten und eifrigsten Fürsprecher fand. Die einen klagten über die „Parzellierung der Rechtspflege", die andern über den Ausschluß der Rechtsanwälte, der von diesen selbst als ein Angriff auf die Ehre des Standes bezeichnet wurde; die dritten meinten, das Kaufmannsgericht würde die „prinzipalfeindliche Agitation künstlich hcrauslocken", wieder andere aber wünschten bei dieser Gelegenheit dem Wahlrechte der Frauen eine Gasse zu bahnen und rieten ernstlich, das Gesetz scheitern zu lassen, wenn ihre, bei der Verbreitung Les weiblichen Ele ments in den kaufmännischen Stellungen nicht un berechtigten Wünsche nicht erfüllt würden. Schließ lich wurden diese Anstürme doch niedergeschlagen und das Gesetz kam zustande, wie wir es heute noch kennen: als ein Sondergericht, aber im Anschluß an die Gewerbegerichte, denen es durch die für den Ge schäftsverkehr erforderlichen Einrichtungen und viel fach auch durch die Person des Vorsitzenden in allen wesentlichen Stücken verbunden blieb. Haben die Kaufmannsgerichte in dieser Gestalt sich bewährt? Zunächst: die düsteren Prophezeiungen von damals haben nicht aufgehört; nur daß die Propheten von 1904 sich mittlerweile in grämliche Anttäger wandelten. Wer die nicht geringe Zeit schriftenliteratur der Nurjuristen daraufhin durch sieht, hat fast den Eindruck, als wenn die „Toten wieder erwachten". Alle die Argumente, die vor einem Menschenalter den Reiz der Originalität haben mochten, die man aber inzwischen durch eine zwanzigjährige Praxis in Gewerbe- und Kauf mannsgericht für widerlegt halten durfte, werden umständlich immer wieder hervorgekehrt und in un zähligen Zeitungsartikeln nachgejchrieben. Es liegt ewas unwillkürlich Entmutigendes und Nieder drückendes darin, wie die Dinge einfach wieder ab ovo behandelt werden. Es ist, als ob ein ganz neues Problem ungerührt würde, als ob der Prin zipienstreit nicht längst in einer umfangreichen Literatur ausgetragen wäre. Die einen bemängeln das beschleunigte Verfahren und verkünden: Schleu nigkeit könne nur auf Kosten der Gründlichkeit inne gehalten werden. Den anderen bleiben die Ver gleiche vor dem Kaufmannsgericht ein Greuel: „Recht zu sprechen, nicht Recht zu brechen sind die Gerichte da!" (Als ob nicht auch vor unseren ordent lichen Bagatellgerichten mit Vorliebe auf den Ver gleich losgesteuert würde.) Wer näher zusieht, er kennt dann freilich leicht, daß alle diese Einwände auf dem Wege der Deduktion gewonnen wurden, nicht auf dem der Erfahrung. Die hat nämlich von all dem ungefähr das Gegenteil erwiesen: es ist nicht richtig, daß die Beisitzer der Kaufmannsgerichte sich von unklaren Gefühlen leiten ließen; auch An sätze einer Klassenjustiz sind in der kaufmännischen Judikatur nicht mehr wahrnehmbar gewesen, als bisweilen doch auch bei den Sprüchen der ordentlichen Gerichte. Gewiß, die Zahl der durch Vergleiche erledigten Streitsachen überwiegt. Im Jahre 1912 waren es allein 60 Prozent. Aber das liegt doch meist an der Natur dieser Streitigkeiten, bei denen Recht und Un recht zumeist auf beide Teile sich zu verteilen pflegen. Wo aber ein Endurtcil erzielt wurde, währte der Prozeß gemeinhin nicht länger als einen Monat und seine Kosten waren überaus gering. Wer sich das alles vergegenwärtigt, wird doch wohl finden, daß der Schritt von 1904 uns nicht in Wirrnis und Dunkel geführt hat, nicht zum Schaden der deutschen Rechtssicherheit ausgeschlagcn ist. Auch die Anwälte, die in immerhin großer Zahl mit dem Vorsitz in den Kaufmannsgerichten betraut wurden, haben sich überwiegend mit ihnen ausgesöhnt und in den Kreisen der Beteiligten, bei Arbeitgebern wie Arbeitnehmern, ist das Institut in weitem Um kreise populär geworden. Uns scheint: mit solchem Erfolge müßten wir zufrieden sein. Huertas Hböankung. So hat denn die Politik der Vereinigten Staaten endlich ihr Ziel, die Abdankung Huer tas, erreicht! Viel Mühe und noch mehr Geld hat es den nordamerikanischen Politikern ge kostet, ehe sie soweit gekommen sind, nnd manch mal schien ihren Plänen das Gelingen voll ständig versagt. Wäre nicht im Innern Mexikos der Bürgerkrieg von neuem entbrannt, hatten die Aufständischen nicht die Truppen Huertas immer weiter zurückgedrüngt, stände nicht der Marsch Earranzas und Villas auf die Haupt stadt unmittelbar bevor, dann würde Huerta schwerlich am Mittwoch nachmittag der Kammer seine Abdankung unterbreitet haben. Kein Voiles Jahr ist Huerta, der 1854 ge boren ist, Präsident gewesen. Er wurde am 26. Oktober 1013 gewählt, hatte aber von vorn herein mit dem Widerstand der Vereinigten Staaten zu kämpfen, die sich weigerten, seine Herrschaft anzuerkennen, da sie nur auf Mord und Blutvergießen gegründet sei. Huertas Abdankung ist nur großer Mehr heit anaenommen worden; am Abend nach seinem Rücktritt wurden ihm von der Menge stürmische Huldigungen dargcbracht. An seine Stelle wurde Ea rbajal gewählt, während Huerta selbst und die bisln'rigen Regierungs beamten schleunigst die Hauptstadt verlassen haben, um Len anrückcnden Rebellen aus dem Wege zu gehen. Aber auch der neue Präsident findet keine Zustimmung seilens der Vereinig ten Staaten und, was selbstverständlich ist, sei tens Earranzas, so daß nut neuen Verwicklun gen zu rechnen ist. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Mexiko, 16. Juli. Nachdem Huerta gestern den Abgeordneten seine Abdankung unterbreitet hatte, beauftragte das Ministerium des Aeußern eine Kom mission mit der Erstattung eines Berichts, nach dem entschieden werden soll, ob die Abdankung anzu- nehmen ist. Die Abgeordneten und die Besucher der Tribünen riefen: „Hoch Huerta!", als die Ab- dankungsakte verlesen wurde. Tie Annahme der Abdankung. Mexiko, 16. Juli. Die Abdankung Huertas ist vom Kongreß mit 121 gegen 17 Stimmenan genommen worden. In der Botschaft über seinen Rücktritt hebt Huerta seine Anstrengungen hervor, den Frieden her beizuführen, sowie die Schwierigkeiten, denen er dabei begegnet sei, da die nötigen Fonds fehlten und die große Macht des amerikanischen Kontinents offenkundig die Rebellen schützte. Dieser Schutz habe seinen Höhepunkt erreicht in dem empörenden Vorgehen der amerikanischen Flotte vor Veracruz gerade in dem Augenblick, als die Revolution niedergeschlagen war. Huertck weist weiter die Behauptung zurück, daß bei ihm persönliche Inter essen vorherrschend gewesen seien. Seine Abdankung sei ein Beweis dafür, daß das Interesse des Staates sein erster Gedanke gewesen sei. Später erschien Huerta in seinem Lieblings- cafs, gefolgt von einer ungeheuren Menschen menge, die Hochrufe auf ihn ausbrachte. Viele schüttelten ihm die Hand, andere umarmten und küßten ihn. Von Rührung überwältigt erhob Huerta sein Glas und sagte: „Dies soll hier mein letzter Toast sein. Ich trinke auf den neuen Präsidenten von Mexiko!" Die Straßen waren bis zu später Stunde voll von Menschen, doch ist es zu Ruhestörungen nicht ge kommen. Der einzige Zwischenfall ereignete sich, als der neue Präsident Carbajaldie Kammer verließ; es ertönten Rufe des Unwillens gegen die Abgeord neten, die sich geweigert hatten, ihre Stimme für die Annahme der Abdankung Huertas abzugeben, aber Truppen zerstreuten die Demonstranten. Der neue Präsident. Mexiko, 16. Juli. Der Minister des Aeußern Carbajal hat gestern abend den Eid als Prä sident von Mexiko vor versammelten Abgeord neten und Senatoren abgelegt. Darauf begab er sich, begleitet von den Garden des Präsidenten, unter den begeisterten Zurufen der Menge zum National palast. Glückwünsche Huertas für den neuen Präsidenten. Mexiko, 16. Juli. Der Regierungswechsel ist von der Bevölkerung ruhig ausgenommen worden. Be vor Huerta die Stadt verließ, stattete er Carbajal im Palast einen Besuch ab und sprach ihm seine Glückwünsche aus. Die Bildung des neuen Ka binetts wird für heute erwartet. Carbajal hatte eine Besprechung mit den Unterstaatssckretären der ver schiedenen Ministerien. Für Freitag ist ein offizieller Empfang des diplomatischen Korps angesetzt. Abreise aus der Hauptstadt. Mexiko, 16. Juli. Fast alle Mitglieder des bisherigen Kabinetts, die Generale und hohen Be amten haben gestern nachmittag vor Huerta die Haupt stadt verlassen. Eine Sonderkommission, be stehend aus drei früheren Abgeordneten, begab sich nach Celaya, um mit den Führern Wr Konstitu tionalisten Abmachungen für einen friedlichen Einzug in die Hauptstadt zu treffen. Carbajal nur provisorischer Präsident. Washington, 16. Juli. Die Abdankung des Prä sidenten Huerta wird in amtlichen Kreisen als e rst e r wirklicher Schritt zur baldigen Lösung der mexikanischen Frage betrachtet, obwohl die Konsti- tutionalisten erklärten, sie würden Carbajal nicht anerkennen, und obwohl auch die Ver einigten Staaten ihn nicht anerkennen wollen. Wie es heißt, wird die neue Regierung nur so lange am Ruder bleiben, bis hinreichende Abmachungen für den Einzug Earranzas in die Hauptstadt getroffen sind. Fremde Kriegsschiffe nach Puerto-Mexiko. Veracruz, 16. Juli. Der deutsche Kreuzer „Dres den" und der englische Kreuzer „Bristol" sind von hier nach Puerto-Mexiko abgegangen. Vie wirren in Mldanien. Ueber die Untaten der Epiroten herrscht in den Kreisen der Aufständischen große Erregung, so daß sogar die Möglichkeit vorhanden ist, daß sich die Auf ständischen gegen die Epiroten wenden. In Valona hat Ismail Kemal Bei die Bevölkerung auf gefordert, zu den Waffen zu eilen. Folgende Drahtmeldungen liegen vor: Balona, 16. Juli. (..Agenzia Stefani") Ismail Kemal Bei hat gestern die Bevölkerung von Valona zusammengerufen nnd sie auf gefordert, sich des Namens der Skipetaren würdig zu erweisen, zu den Waffen .zu eilen und di« Stadt gegen die vorrückendrn Feinde zu ver teidigen Die Bevölkerung rief begeistert: „Es lebe der Krieg! Es lebe Albanien! Es lebe unser König Wilhelm I." Es wurde eine Kommission gebildet, deren Aufgabe sein soll, Mittel zusammenzubringen, um den Flüchtlingen aus den von den Rebellen besetzten Gebieten zu Hel-
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