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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.07.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140722014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914072201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914072201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-22
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Leipziger Tageblatt. Seile 2. Nr. 367. Morgen-Nusysde der Frau Caillaux ergriff, habe diele gesagt: Lassen Sie mich los, ich will nicht fliehen. Lassen Sie m i ch l o s, i ch d i n e i n c D a m e! Der Zeuge schloss mit der Erklärung, dass Lalmette diplomatische Dokumente von größter Bedeutung gehabt habe, die vollkommen genügt hätten, Cail- Iauxzu vernichten: doch habe er sich gcwei» gcrt, sic zu veröffentlichen. Frau Cail- Icrux wandte sich sodann gegen den Vorwurf, dass sie sich zu wenig um den Zustand Calmettes gekümmert habe, -ic habe nicht die Gewohnheit, ihre Auf regung äusserlich zu zeigen Erst am nächsten Tage habe sic erfahren, dass das Unglück nicht wieder gulzumachen war. Während dieser Aussage blättert Frau Caillaux in einem umfangreichen Aktenstück, unterbricht sich, um Notizen zu machen, und unterlnilt sich mit ihren Verteidigern. Tie scheint vollkommen ruhig zu sein und vollständige Gewalt über sich zu haben Im weiteren Verlaus der Ver handlung spricht der Verteidiger Labori von den im Besitz Calmettes gesundenen Tchriftstücken. Zwei von diesen seien aus dem Umschlag genommen und dem Präsidenten ter Nepublik gegeben worden. Die anderen seien dem Vater des Verwaltungsrates, Brest ar. dem Lchwiegervater Calmettes, ausge- Imndigt worden Auf eine Frage Laboris sagre Prestat. dass diese Briefe nur Abschriften von der Zand Calmettes gewesen seien, und zwar das Dokument Fabre und der bekannte Brief „Dein Io", dessen private Stellen ausacstrichen waren. Er habe geglaubt, das Necht zu haben, diese Zchrinstülle ;u oernichten, da sie seinem Schwiegec- sohn das Leben gekostet. Darauf wurde die Sitzung unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Verhandlung verlas d<>r Advokat Chenu das Dokument Fabres und den mit „Dein Jo." unterzeichneten Bries. Daraus wurde die bereits bekannte Aussage Poincarös verlesen. die Vernehmung LaiUaux. Das H a u p l e r e i g n i s der heutigen Ver handlung war die Zeugenvernehmung des Gat ten der Angeklagten, des ehemaligen Mi nisterpräsidenten Caillaux. Vor dem Eintritt Caillaux erinnerte der Präsident daran, das? er keine Kundgebungen dulden werde. Caillaux gab mit klarer, leicht bewegter Stimme eine Darstel lung seiner ersten Ehe und von deren Schei dung. Er setzte auseinander, wie er erfahren habe, das? die intimen Briese, die seine erste Frau ver brannt zu haben erklärte, > r die Veröffentlichung bestimmt gewesen seien. Darauf erging er sich in lebhaften Lobeserhebungen überfeine zweite Frau. Bei diesen Worten brach die An geklagte in Schluchzen aus. Bezüglich des Feld zuges der Presse erklärte Caillaux, er habe ge- wuszt. das; er lebhaft angegriffen werden würde, aber er sei erstaunt gewesen, als der „Figaro" den mit „Dein Io." unterzeichneten Brief veröffentlicht habe. Caillaur fuhr fort: Aber, wird man sagen, cs han delte sich nur um die politischen Stellen. Indem man jedoch die intime Unterzeichnung beibehielt, die zeigte, in welchem Grade der Brief persönlich ist, wies man deutlich aus den privaten Charakter der Korrespondenz hin. Machte nicht der Direktor des „Figaro" felbst sich die Mühe, sich wegen dieser Ver öffentlichung zu entschuldigen, indem er erklärte, es sei seit drciszig Jahren das erstemal, das; er so handele. Am Tage der Veröffent lichung des erwähnten Briefes »eilte mir meine erste Frau telephonisch mit, das; sic an dieser Veröffent lichung nicht beteiligt sei. Sie fragte mich, was sic tun lollc. Sie möge nach ihrem C-ewisscn handeln, erwiderte ich ihr. In jenem Augenblick habe er durch sichere Mitteilungen erfahren, daß auch di« übrigen Briefe veröffentlicht werden sollten. Caillaux versicherte, niemals, solange er Finanzminister ge wesen sei, ein Wertpapier von seinem persönlichen Vermögen angerührt zu lzabcn und sprach dann von der Aufregung feiner Frau, als der Brief mit d«r Unterschrift „Dein Io" veröffentlicht wurde. Juristische Ratgeber hätten ihm erklärt, das; gegen die Veröffentlichung der Briefe nichts zu machen sei. Er hab« daraus zu seiner Frau gesagt: Er werde Ca Imctte die Schnauze ei »schlagen. Caillaux hob dann hervor, in welchem Depressions zustand sich seine Frau befunden habe. Er gebe sich völlig Rechenschaft davon, daß das heftige Wort sie zu ihrer Tat bestimmt habe. Er bitte deswegen um Entschuldigung und klage sich deswegen an. Caillaux bat darauf, sehr bewegt und sehr erschöpft, um eine Unterbrechung der Vernehmung, die auch um 1s< Uhr beschlossen wurde. Er trat an seine Frau lferan, die schluchzend auf der Anklagebank ms; und kühle ihr die Hand. Nach Wiederaufnahme der Sitzung sagte Caillaur: Die Feldzüge des „Figaro" galten dem Manne, der di« Einkommensteuer wollte. Man habe ihn der Pflichtvcrgessenheit in der Angelegen heit R o ch c t t e beschuldigt. Er habe kein Waffen- Des Deutschen Vaterland. Da ist in zwei riesig«» Foliodändcn, mit tausend wundervollen Bildern geschmückt, ein Prachtwcrk er schienen, ein Standardwerk der deutschen Vergangen heit und Gegenwart. Das uralte Land, mit der Schönheit, die nicht Menschenhand ihm verliehen; und was in mehrtausendjährigcr Besiedelung Las Voll der Tuisko-Stämme aus ihm schuf; und der Geist, der aus den stillen Zellen der Denker und Dich ter sich erhoben und die Welt reich gemacht hat: das alles liegt ausgcdreitet in dem Buche und heißt Deutschland. Einst spottet« der Ncbelungen-Timrock, der auch das Lied vom lockenden Nl-ein gesungen, der schwär menden, immer in die Weit« schweifenden Deutschen, die als politische Wolk«njegler wie in ihren Wander schuhen das Ferne und Fremde suchen, das Nahe und Eigene nicht kennen: „In Rom und bei den Lappen, Da kramt ihr jeden Wink«! au«, Indes wir wi« die Blinden tappen Daheim im eignen Vaterhaus." Wäre es nur das Heimatsgejühl, das Deutschland mit einem Schein von Schönheit überglänzte, der ge rechte deutsche Sinn würde bescheiden seine prunklos« Scl>ollc lieben, wi« einer des ärmsten Elternhauses als der trautesten Stätte gedenkt. Doch dieses deutsche Land in seiner unendlichen Mannigfaltigkeit, mit seinem Gletschereis und Meeresstrande, mit feinen Strömen, Seen, Waldern, weiten Ebenen und blühen den Hügeln, mit feinen gewaltigen Städten und heim, lichen Dörfern, mit seinem nordischen Frühling und südlichen Herbst, mit den dauernden Schätzen alter Uttd neuer Kunst und Kultur, ist gebencdeit vor vielen Ländern der Erde. Es steht ähnlich um die Heimatliebe wir um da» Nationalgefühl. Der Hang -am eigenen Volk ist jedem eingeboren. De« armen schild, aber er verteidige seine Ehre und seine Ehren haftigkeit. All dieser Schmutz hab« den Verstand seiner Frau verwirrt. Bei diesen Worten nickte Fran Caillaux zustimmend. Für die Vertagung der Rochetteangelcgenheit trage er auch heute noch die Verantwortung. Dann fuhr Caillaux fort: Ich biete dem Gericht und den Ge schworenen alle Aussagen an, die zeigen wer den, das; nichts von all den Angriffen übrig bleibt, deren Gegenstand ich gewesen bin In Sachen der deutsch-französischen Verhandlungen war die erste Sorge die, das; Frankreich seine Hand auf das große marokkanische Reich legen sollte, und die zweite war der Fried« unter der Demokratie. Das; man Schmutz gegen mich wirft, dagegen erhebe ich mich mit äußerster Tatkraft. politische Ueberlicht Telegramme -es Kronprinzen. Wieder ist von einigen Kundgebungen des Kron prinzen die Rede, die man so oder so als politische Meinungsäußerungen auffassen kann. Professor Dr. Buchholz non der Posener Aka demie l>atte am Geburtstage des Fürsten Bismarck eine Rede gehalten, die als Druckschrift veröffent licht wurde und die Aufmerksamkeit des Kronprinzen erregte, der dem Verfasser telegraphierte, er finde die Schrift ausgezeichnet. Ein ähnliches Telegramm soll der Kronprinz an drn Oberstleutnant a. D. F r o - benius gerichtet haben, dessen Flugschrift über: „Des Deutschen Reiches Schicksalsstunde" von dem Kronprinzen auch als ausgezeichnet bezeichnet wurde. Es fragt sich natürlich, ob der Kronprinz in bei den Fällen seine Ucbereinstimmung mit dem ganzen Inhalt kundtun wollte. Da es sich zum Teil um Aeußerungen von großer politischer Tragweite han delt, die unsere auswärtige Politik betreffen, wäre es erklärlich, wenn das Auswärtige Amt Vor kehrungen treffen würde, um einer falschen Auslegung vorzubeugen. Line chlch« Maßnahme will man in einer Auslassung der „Köln. Ztg." erkennen, die sich im Hinblick auf englische Preßstimmen gegen die lleberschätzung der Ansichten einzelner wendet und zum Schluß besagt, „daß derartige Kundgebungen für Deutschlands auswärtige Politik ohne Bedeu tung sind". veteranenfon-s unü fius-ehnung -er veteranenbeihilfen. Der Vetcranenfonds, aus dem die Beihilfen für die Veteranen gezahlt werden, ist durch die letzten Erhöhungen auf 39 Millionen Mark angewachsen. Es wird uns hierzu geschrieben: Man kann erwar ten, Laß eine weitere Erhöhung im nächsten Etat nicht erfolgen wird, ^a die Summe hoch genug sein wird, um die Ansprüche an Beihilfen für Veteranen zu decken. Es ist damit zu rechnen, daß jährlich ein erheblicher Abgang bei den Veteranen «intritt; er betrug z. B. noch im letzten Rechnungsjahre 20 000 Personen. Die Zahl der gewährten Beihilfen ist trotz dieses Abganges nicht gesunken, da man die Grundsätze für die Gewährung der Beihilfen mit möglichster Milde handhcrvt. Bei der Ausdehnung der Anwartschaft auf Vcterancnbeihilfen für Nicht kombattanten, worüber kürzlich in der Presse mißver ständliche Aeußerungen zu lesen waren, kommen lediglich solche Personen in Frage, die im eigenen oder verbündeten Lande auf dem Kriegsschauplätze Verwendung gefunden haben. Es ist zu erwarten, daß die Reichsregicrung die Wünsche des Reichstags in dieser Hinsicht erfüllen wird. Voraussichtlich wird cs keiner besonderen Ergänzung des letzten Gesetzes über Gewährung von Veteranenbcihilsen bedürfen, sondern es wird sich ermöglichen lassen, die Beihilfen aus einem Dispositionsfonds zu zahlen, so daß eine besondere Vorlage nicht nötig wird. Im ganzen sind ca. 2000 Veteranen als Nichtkombattanteiz dieser Art gezählt worben. Angesichts der ungünstigen Finanzlage und der bereits vor kurzem erfolgten Er höhung der Veteranenbcihilsen wird aber eine höhere Bemessung der Veteranenbcihilsen, die nach den Wünschen des Reichstages von 150 auf 180 .tl erhöht werden sollten, nicht in Frage kommen. — Was die Zahl d«r noch lebenden Kriegsteilnehmer anbetrisft, so wurde ihr Stand behördlicherseits zu letzt am l. April ^911 auf rund 380 000 ermittelt. Hiervon kommen rund 3-16 000 für Kriegsteilnehmer beihilfen in Frage, da die übrigen Lurch die Versor- gungsgcsetzc abgesundcn sind oder Kcldunterstützun- gen beziehen. Von den 316 000 Kriegsteilnehmern beziehen jetzt über 263 000 Beihilfen. Litauer, dem Serben ober Rumänen, dem Kamtscha dalen ist die Gemeinschaft der Seinen wertvoller, als alle Macht der Fremden. Doch dem Nationalgcistc di« rechte Weihe kann nur eigenes Schaffen geben. Mit der Mehrung der Werte, die eine Nation in den Haushalt der Menschheit einstellt, hebt sich das national« zum moralischen Recht. Nicht der Stolz auf die rohe Kraft, nicht der Dünkel des Chauvinisten, nur die stillen Geistestaten, nur die sittliche und geistige Kultur eines Volkes verwandeln das Nationalgefiihl aus einem gewissermaßen animalischen Triebe zu einer ethischen Macht. Denn der Mensch höherer Art sucht seine Befriedigung, indem er schenkt, nicht indem er raubt. Weich ein Glück, eine Nation als die seine lieben zu dürfen, die der Menschheit unermeß liche und unverzinsliche Darlehen an Gütern des Geistes und der Seele verliehen hat! Aehnlich ist die Freude des Deutschen, der aus weiten Fernen zuriictkchrt in seine Heimat und, im Anblick des Reichtums der Natur und der schöpferischen Arbeit in diesem Lande, still in sich hinein jubelt: Deutsche Erde? Du fruchtbarste an Schätzen? Das Bewußtsein unseres Besitzes zu stärken, nicht etwa Hoffart mit törichten Phraicn der Ucberhebung zu füttern, ist der Gedanke, dem das Sammelwerk der deutschen Heimatländer, das Buch „Des Dcut- chen Vaterland" fein Dasein dankt. Er- chienen ist das mächtig«, mehr als 1300 Seiten fas ende Werk in der Belserschen Verlagsbuch handlung zu Stuttgart. Herausgegcben und geleitet hat es der bekannte Schriftsteller Hermann Müller-Bohn. Idm zur Seite standen als Mitarbeiter «ine stattliche Reihe von Schriftstellern, Fachgelehrten und Künstlern. Jedes Land, jede Provinz, jedes geistige und jedes wirtschaftliche Ge- biet ist von einem bewährten Kenner bearbeitet worden Unter den Autoren finden sich Parteigänger der verschiedensten politischen und künstleri' en Rich tungcn. Dem Herausgeber, dcr alle Engherzigkeit vcr meiden wollte, ist es gleichwohl gelungen, kne Kräfte, die sonst nicht immer an freundnachoarlichen Web ftü-len wirte», nicht bloß äußerlich zu einer Gemein- Vie wohlftan-senttvickeltmg in Preußen von 1S-1 bi» 1-N bildet den Gegenstand einer umfangreichen Unter« suchung, die Dr. Arthur Friedmann in dem soeben erschienenen Iulihest der „Jahrbücher für National ökonomie und Statistik"' lZena, Gustav Fischer) ver öffentlicht hat. Friedmann ermittelt zuerst die Zu nahme des durchschnittlichen N o m i n a l einkom mens. sodann auf Grund der Aenderung des Geld wertes die Steigerung des Realeinkommens, end lich die staatlichen Leistungen in den beiden Ver gleichsjahren 1891 und 1911. Auf die Methode und die Einzelergebnisse des Verfassers einzugehen, würde an dieser Stelle zu weit führen. Hier ist die Beschränkung auf das Ergebnis geboten, zu dem Friedmann in nachstehender Zusammenfassung ge langt: Das Durchschnittseinkommen nahm sab züglich aller Stcuerleistungcn) nominell von etwa 396 auf etwa 566 oder um 13 Proz. zu. Da sich die Lebenshaltung in dem gleichen Zeitraum um etwa 17 Proz. verteuerte, so hat das Durchschnitts einkommen dem Realwerte nach eine Steige rung von etwa 22 Proz. erfahren. An dieser Zu nahme batten die hohen und die niederen Ein kommen anscheinend einen verhältnismäßig gleichen fden früheren Einkommensunterschicdcn entsprechenden) Anteil, so daß die Einkom m e n s- Verteilung im Laufe jener 20 Jahre keine er hebliche Aenderung erfuhr. — Zur Be urteilung dcr Lebenshaltung sind neben dem aus dem Einkommen bestrittenen Konsum auch die un entgeltlichen staatlichen Leistungen zu berücksichtigen, die sich seinscyließlich der Leistungen dcr öffentlichen Versicherungsanstalten) in der glei chen Periode — berechnet auf Len Kopf der Bevölke rung — von 35 auf 75 vermehrte n. Heer und Zlotte. st, Die beste französische „Kundschastertruppe" an unserer Grenze. Wenig bekannt wird in der Ocffent- lichkeit sein, daß in Frankreich eine Art Elitetruppe besteht, die im Frieden dem Landwirt schaf t s m i n i st e r i u m untersteht und offi ziell zur Bewachung der S t a a t s f o r st e n bestimmt ist. Ausfällig ist dabei aber, daß ein sehr großer Teil dieser Truppe — „compagnies forestieres" genannt — an der Ostgrenze stationiert ist, und daß die einzelnen Verbände den Kommandeuren an der Grenze zur Verfügung stehen. Es ist ohne weiteres klar, daß die Truppe, deren Etatsstärke 670 Offiziere und 3750 Mann beträgt, ausgezeichnete Kundschafter- und Aufklärungsdrenste leisten kann und als Pfadfindertruppe im Gebirge von großem Wert ist. Dies ist in Frankreich ganz bekannt, und bei den Hebungen an unserer Grenze nehmen diese Truppen fast stets teil. Die Truppe trügt Uniform, ist mit Znfanteriegewehr bewaffnet und wird öfters zu Schießübungen mit scharfer Munition herangczogen. Im Grenz gebiet findet zweimal im Monat scharfes Schießen statt, und im Innern einmal innerhalb dieses Zeitraumes. Die Truppe, die im Kriege ohne weiteres zur aktiven Armee tritt, re krutiert sich aus besonders befähigten Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften der aktiven Armee, und im Mobilmachungsfalle werden ihre Reihen durch Forstpersonal ergänzt, so daß ihre Stärke etwa 8000 Mann im ganzen beträgt. Unzweifelhaft kann diese Truppe, die im Frieden so ausgiebig in ihrem Dienst Gelegenheit hat, das Gelände an der Grenze kennen zu lernen, der französischen Armee wertvolle Ertundungs- und Führerdienste zu Beginn des Feld zuges leisten. Ihre militärische Leistungsfähigkeit ist jedenfalls viel höher anzuschlagen als die der russischen Grenztruppen, die lediglich einen gewöhnlichen polizeilichen Ueberwachungsdienst zu leisten und die meiste Zeit ihrer Tätigkeit auf Postenstehen zu verwenden haben. Diese Truppe ist natürlich auch militärisch ausgebildet und dazu be stimmt, im Kriegsfälle sofort die Grenze zu sperren und wie Infanterie verwendet zu werden. Neuer dings sind in dcr Militärliteratur auch weitere Vor schläge aufgctaucht, die bei uns einer mili tärischen Ausbildung von Grenzern usw. das Wort reden. Deutscher Reich. * Verbot einer religiösen Versammlung. Aus Dortmund wird gemeldet: Am Sonntag, den 19. Juli, veranstalteten die „Freunde der Evangelischen Freiheit" aus Dortmund und mehreren Nachbarstälrcken ein Waldfest. Abge ordneter Dr. Traub sollte dabei eine Predigt halten, und zwar auf dem Hohenstein bei Witten. schäft zu vereinigen. Und wie denn das? Ganz ein fach: indem er icder Individualität einen möglichst freien, nur dura; den gesamtdeutick>en Charakter des Wertes begrenzten Spielraum ließ. Was wäre denn auch ein deutsches Vaterland, dessen Geister dem un glückseligen Bestreben nach Uniformierung ver fielen?! Greradc dadurch, daß dem großen Werk Müller-Bohns nicht eine byzantinische oder irgend eine andere Tendenz ausgeprägt ist, unterscheidet es sich wohltuend von einer großen Menge sogenannter patriotischer Unternehmungen. Mit freien Augen, ohne gesärbic Brillen und Scheutlaopcn, will der geistig reife Deutsche auf sein Deutschland lehcn, will er ungeschminkte Wahrheit vernehmen — Wahrheit, wie sie sich persönlich den Geistern, die ihn durch das Buch leiten, darstcllt — und will er auch erkennen, wo Not und Rückstand Abhilfe fordern. Die Einteilung des Stoffes ist sehr glücklich. Von geschichtlicher Grundlage aus geht die Darstellung den ethnographischen Spuren nach, den Gliederungen des Volkstums, den Siedelungswegen der Stämme, deren Bräuche, Sitten und kulturelle Sonderleistungen emsig verfolgt werden. Durch das Buch zieht wie ein lichtes Band die Schilderung der Naturschönheiten, die die Werkmeister in allen Gauen sammelten. Neben den volksgcschichtlichen Darstellungen erfreuen die Landschaftsgemälde in Wort und Bild, und die Poesie rankt ihre Kränze um die alten Städte, Dome, Tore und Burgen. Von den Mitarbeitern einzelne zu nennen, scheint fast gegen andere undankbar. Den noch sei auf die geschichtliche Einführung Dr. C. Spielmanns und auf das gehaltvolle Schlußwort von Fritz Droop: „Die Kultur des gegenwärtigen Deutschland" besonders hingewiesen. Ueber das „Deutschtum im Ausland" schrieb Pros. Dr. R. Horniger, und über die „Deutsche Schutz- itiftung in Oesterreich" ihr Urheber: Peter Rosegger. — Mit Genugtuung sei anerkannt, daß dieses Werk, das auch die Volksgenossen in fremden Erdteilen mit dem deutschen Mutterland jester zu r»»rtnüpfen bestimmt ist, dem aurländischen Deutsch- I tum Beachtung schenkt. Rur scheint mir gerad« gegen Mittwoch, 22. 3uU 1914. Herr Traub hat nicht sprechen dürfen. Einig« Blätter schreiben, weil die Polizei di« Versammlung unter freiem Himm»l nicht genehmigt hat, andere, weil der Magistrat von Witten den dioser Stadt ge hörigen Platz zu d«r Versammlung nicht habe her geben wollen. * Znr Zurückweisung deutscher Handlungsgehilfen durch die englische Einwandererbehörde wird mitge teilt, daß das Auswärtige Amt dem Verein der Handlungskommis von 1858 eine Untersuchung zu sagte. Die deutsche Botschaft in London werde die Beschwerde vertreten. Ausland. Englar»-. * Die Homerule-Konserenz. Aus London wird gemeldet: Der Sprecher des Unterhauses, der den Vorsitz in der Homerule-Konferenz führt, traf eine Stunde vor der Eröffnung der Konferenz im Buckingham-Palast ein. Die vor dem Tor angesammelte Menschenmenge war so groß, daß er durch ein Seitentor eintreten mußte. Darauf kamen Dillan, Bonar Law, Craig und Carson zusammen an und wurden begeistert begrüßt. Red mond traf in Begleitung Lord Lansdownes ein. Zuletzt kamen Ministerpräsident Asquith und Minister LloydGeorge. Die Delegierten wurden vom König empfangen, der einem jeden die Hand gab. Die Sitzungen der Konferenz sind ebenso privat wie die des Kabinetts. Die Konferenz hat ihre Beratungen noch nicht beendet. Sie wird am Mitt woch vormittag 11'/, Uhr wieder zusammentreten. Alle parlamentarischen Parteien Englands, mit Ausnahme der A r b e i t e r p a r t e i, sind sehr vor- sichtig in der Formulierung ihrer Stellungnahme. Die Arbeiterpartei ist sehr entrüstet, daß sie bei der Konferenz nicht berücksichtigt wurde. Im übrigen versagen sich alle Morgenblätter, ihren Standpunkt in der Beurteilung Les neuartigen Schrittes, den der König unternommen hat, zu präzisieren, doch sind sie sich ziemlich einig darin, daß sie starke Zweifel hegen, ob die Konferenz nicht gleichfalls vor den sich wider sprechenden Tatsachen Haltmachen muß. Der „Daily Telegraph" saßt den gegenwärtigen Standpunkt kurz und richtig wie folgt zusammen: „Die Nation wünscht sehnlichst, daß der bittere Streit, der den Geist unseres politischen Lebens verdirbt, beendigt wird. Was be deutet aber ein Erfolg der Konferenz? Er bedeutet nur die Einkleidung in schöne Worte einer Einigung, die außerhalb der Mauern des Parlaments getroffen wurde und die daher io lange ohne Wirkung ist, bis sie die Zustimmung des Unterhauses gefunden hat. Aber selbst dann ist die Vereinbarung für den Papier korb reist wenn sie nicht den Bestall der feind, lichen Streitkräfte findet, die sich gegenwärtig in Irland gegenüberstehen." NuKla«-. - Der russische Proteststreik. In Petersburg streikten am Dienstag über 100 000 Mann. Im Wiborger Stadtteil veranstalteten mehrere tausend Ausständige eine Versammlung. Als die Menge die Aufforderung der Polizei, auseinarrderzugehen, mit Steinwürfen beantwortete, wurden Kosaken herbeigeholt. Nach dreimaliger Aufforderung zum Auseinandergehen gaben die Kosaken zweimal blinde Schüsse ab, worauf die Arbeiter sich zerstreuten. Zn Moskau ist derStraßenbahnver- kehr wegen des Proteststreikes der Arbeiter der elektrischen Kontrollstation eingestellt worden. * Die Tungusen haben den am Quarantäne punkt bei Grodekowo gefangenen Arzt sowie die Angestellten der Quarantäne frei gelassen. Bei dem Ueberfall auf die Quarantänestatton miß handelten sie den Arzt und die Angestellten durch Stockschläge, um den Aufbewahrungsort der Geldsumme und der Waffen zu erfahren. Der Eeneralgouverneur beauftragte den Militävgouver- neur, energische Maßnahmen zum Schutze der Quarantäne zu treffen. * Russische Kritik an französischen Aeußerungen. Aus Petersburg wird gemeldet: Das Kadettenblatt „Retsch" gibt die Auslassungen des „Temps" und des „Matin" über die russische Kriegsmacht wieder und bemerkt dazu, daß sie den deutschen Chauvinisten willkommenen Anlaß für Alarmartikel und Flugschriften bieten. „Bei solcher Stimmung", schreibt das Blatt, „kann ein Krieg ebenso leicht ausbrechen, wie Waldbrände bei großer Hitze. Leicht entzündbare Stoffe gibt es jetzt nur zu viel in Europa. Ein Präventivkrieg könnte ein ganz un erwartetes Ergebnis haben. Unsere politischen die Determination dieses Begriffes hier ein Ein spruch geboten. Ein Werk, das die ideale Einheit der deutschen Stämme darstellen will, darf den Boden Deutsck-Oesterreichs und der Deutschen Schweiz nicht als „Ausland" behandeln. Weder die unzertrennliche deutsche Kultur, noch die beträchtliche Quote, die diese Länder zur deutschen Bevölkerungsziffer stellen, noch Deutschlands geschichtliche Vergangenheit, noch seine Zukunft rechtfertigt eine solche „politische" Aus scheidung großen deutschen Gebietes. Am wenigsten stimmt sie überein mit dem Deutschland-Liede von Ernst Moritz Arndt, dessen erster Vers dem Bilche Titel und Leitgedanken lieh. Arndt zählte in seinem Liede die Länder auf, die, unabhängig von dem geo graphischen und politischen Begriff, das ewige Deutschland bilden. Neben dem Bayerland nennt er das Steierland, er nennt das Land der Schweizer und Tirol und Oesterreich, an Ehren reich. „Es waren dieselben Länder wie heute", sagt Müller-Bohn im Vorwort; doch aus „Des Deutschen Vaterland" — aus dem prächtigen Buche — sind sie ins Ausland verwiesen . . . Das bedeutungsvolle Werk wird tausend und tausend Herzen willkommen sein. Sie werden rascher schlagen, wenn vor den Augen die deutsche Heimat in Wort und Bild vorüberzieht. Sind wir auch Welt bürger, sind wir auch Kosmopoliten im Sinne Goethes, dem das menschheitliche Vaterland nicht mit Schlagbäumen abzusperren war, so fühlt doch jeder, wie jener Große fühlte: nur aus der Wurzelerd« der Heimat saugen wir Saft und Kraft. Und noch immer dünkt es uns recht und billig, was Herr Walter vonderVogelweide rang: „Lande hab' ich viel gesehen, Nach dem besten blickt ich allerwärts: Uebel möge mir geschahen. Wenn sich je bereden ließ mein Herz, Daß ihm wohlgefalle fremder Laude Brauch. Wenn ich lügen wollte, lohnte mir e» auch? Deutsche Zucht geht über alle." Hermann Kienzl, Berlin. Mit Pegner > rungen n dient sei patrio oobeserh -u ergehe halten e russischen an Fcstli finden ko Dcr „ sfettschris Uederschl tonnen n summen, weis der Rußland geben. L Gleich sein Veh v. Hart daß Oes Augenbli« Serbien - ' Bill, ton gemc ausgespro brechen v gründen, lichen St Er selbst soll trotz gönnen h einzuziehe «e c : Ein 1 land sta Walde Leipzig est Erfahrung sparnisse i Art und ! auf die A> Da er mit ihn zu u sprachen h< lehen von einen Post bekommen könne. N Mädchen, nichts gew ihm eine st 100 ttt Ka gegebenen dann könnc bald heirat dem Waldl gestellt, ist seine dortig von sich höi und nach i sie der dem Deutsch lest über dir einem Beki geblich, wii lautende Q Monaten, gegen Wat, Berlin in j seinem Besi ist. Zn di berauszurek non ihm sei seinem Sch brüstet hat. Anrechnung suchungshaf sünf Mo : Ein s via beschäfi gungsklage, bier, der Lc den Oberle Wege gelei hatte in der des im Oki Akademisch Ausführung fühlte. 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