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Nr. 4. Sächsische Volkszeitung Seite 6 Arbeitstagung -er Reichsleitung -er NSDAP. M einer Aushebung der Mglieder-öperre vorerst nicht,« rechnen ollsr Welt Di« Verteidigung d«r Brüder Lahusen hat unter dem 3 Januar 1934 gegend as Bremer Strafkammerurteil vom 29. Dezember 1933 beim Reichsgericht Revision eingelegt. Die Ehefrau des Schlächtermeisters Tiedemann in Lüh« bei Grünendeich <Alt«s Lands hat am Mittwochabend in einem Anfall von Hysterie ihren 14jährigen Sohn durch einen Pistolenschuß in die Schläfe getötet und die Waffe dann gegen sich selbst gerichtet Infolge einer Laüelzemmung wurde sie jedoch an der Ausführung des Selbstmordes gehin dert. Die völlig zusammengebrocl-ene Frau wurde in das Buxtehudener Krankenhaus geschafft. Staatssekretär a. D Dr ing. e. h. Johann David Fi scher, seit 1925 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Vereinig ten Industrie Unternehmungen AG. (Viag) ist Donnerstag nacht unerwartet gestorben. Der von der Kriminalpolizei in Stettin wegen Doppel mordes gesuchte Monteur Bernhard Rothenberg hat sich in Breslau selbst gestellt und befindet sich im Polizeige- fängnis; Rothenberg soll sein« 70 Fahr« alte Mutter, die Witive Rothenberg, und deren 60 Fahre alte Sckxwester in Stettin ermordet und beraubt haben. Auf der Nücklrehr von einem Uebungsflug stich am Don nerstag in unsichtigem Wetter ein Flugzeug der Deutschen Verkehrsfliegerschule Braunschweig bei der Landung auf dem dortigen Flughafen gegen einen Funkmast und stürzte ab. Die beiden Insassen, Flugzeugführer Schroder und Werk meister .Huhndorf, kamen dabei ums Leben. Nach Meldungen aus Klagenfurt wurde dort am Donnerstagabend ein Sprengstoffanschlag auf das südslawische Konsulat verübt. Der deutsche Dampfer Eeres ist nach dem Zusam menstotz mit dem englischen Dampfer Sagres gesunken. Die Besatzung konnte gerettet werden, bis auf den ersten Steuermann, der über Bord oespült wurde. Die Sagres, ein engliscl)er Bananendampfer, scheint nicht stark beschädigt wor den zu sein. In einer Fabrik in St. Fuery bei Albi in Südfrank reich explodierte am Donnerstag eine grotze Säuer st o s s l a s ch e. Durch die umherfliegenden Eisensplitter wurden drei Arbeiter getötet und drei lebensgefährlich verletzt. Herriot hielt Mittwoch abend in Marseilles wieder einen seiner bekannten Vorträge über Sowietrntzland, in dem er wie gewöhnlich di« Einrichtungen und di« Zustände in der Sowjetunion rühmte. Ein Teil der Zuhörer versuchte Herriot am Weitersprechen zu hindern. Als Herriot schließlich den Saal verließ, wurde er von einer großen Menge mit Nieder rufen gegen die Sowjets empfangen. Mehrere Polizeibeamte mußten ihn zu seinem Hotel geleiten. Der rumänische Außenminister Ti tu lese« traf am Donnerstag mittag auf der Rückreise von seinem Erholungsur laub In der Schweiz In Agram ein. Er wurde von dem fildslawischen Außenminister Ieftltsch empfangen Del Oviedo sSpaniens explodiert« der Kessel der Lokomotive eines Lokalzuges. Der Lokomostiv-führer und zwei Heizer wurden getötet: fünf Reisende wurden schwer und zehn leicht verletzt. s. Tlerseuck-en in Sachsen. Nach dem amtlichen Bericht des Landesgcsundheitsamtes Uber den Stand von Tierseuchen in Sachsen am 1. Januar 1934 wurde in der Amtshauptmann- schäst Borna in einer Gemeinde und einem Gehöst Milzbrand sestgcstellt. Maul- und Klauenseuche war in den Amtshaupl- mannschaften Meißen und Döbeln in je einer Gemeinde und einem Gehöft zu verzeichne». Von Gefliigelcholera waren in der Amtshauptnrannschaft Flöha eine Gemeinde und ein Ge höft befallen München, 5. Ian. Im Braunen Haus traten am Don nerstagvormittag unter dem Vorsitz des stellvertretenden Füh rers die Reichsleiter, die Amtsleiter der Obersten Leitung der PO. und die Gebielsinspekteure zu einer Tagung zusammen. Die Tagung begann mit einer Besprechung der Reichsleiter, in der neben internen Fragen der Parteileitung und Parteiorga nisation insbesondere mich die Ausgestaltung des Verhältnisses von Htartei und Staat eingehend bel-andelt wurde. In der sich anschließenden gemeinsamen Sitzung der Reicl>sl«iter mit den Gebietsinspekteuren und den Amtsleitevn der Obersten Leitung der PO. erstatteten die Gebietsinspekteur«: Bericht über die Entwicklung des Parieilebens in den einzelnen Gebieten des Reiches. Reichssclmtzmeister Säpvarz teilte dabei mit. daß die letzte Million Ausnahmeanträqe aus dem April v. I. bis zum 1. März 1934 ihre karteimäßige Erledigung finden werde. Mit einer Aufhebung der vorläufigen MitglkÄ>erspervo sei vorerst nicht zu rechnen, da zunächst infolge des Millioncnzumachses ein« Sichtung und Säubcrungsaktton in Aussicht genommen fei. Aeuorganisallon der ReiKspropagandaleilung der ASDAP. München, 5 Ian. Der „Völkiscl-e Beobachter" meldet: Der Reichspropagandaleiter der NSDAP., Reichsminister Dr. Goebbels, hielt in München eine Tsesprechung im Rahmen der Reichspropagandaleitung der NSDAP, ab, in der die organi satorischen Maßnahmen der Propaganda für das Jahr 1934 festgelegt wurden, ll. a. wurde die Neuorganisation der Reichspropagandaleitung und ihrer Gliederungen eingehend er örtert und die Ausgestaltung der bereits festliegenden Groß aktionen besprochen. Arb-IttbeWaffuna der MchwMschast Drei-Millionen-Darlehen für die Errichtung von Rahm- und Milchsammelstellen Vie Reichsregierung hat, um ein Wiederansteigen der Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten zu verhindern, drei Millionen Reichsmark aus dem Reinhardt-Programm vom 1. Juni 1933 zur Gewährung von Darlehen für die Errich tung von Rahm- b«zw. Milchsammelstellen bereitgestellt. Die Darlehen sind mit 4 v. H. verzinslich und spätestens vom dritten Jahre an mit jährlich mindestens einem Achtel abzutraaen. Die Darlehen werden unter dec Bedingung ge währt, daß die Arbeit nach der Bewilligung unverzüglich begonnen und bis zum 1. Juli 1934 beendet wird. Der Reichsernährungsminister hat sich ferner grund sätzlich bereiterklärt, außer diesen Darlehen weitere Geld mittel als einmaligen Zuschuß in jedem Einzelfall zur Ver fügung zu stellen. Anträge auf Gewährung des Darlehn« und des Zuschusses sind auf besonderen Antragsbogen bei der zuständigen Landesregierung einzureicl-en. Gesperrte Vulterelnfuhr aus Finnland In der Meldung über den deulsch-finnländischen Wa renverkehr war bereits angekündiat, daß mit weiteren deut schen Maßnahmen auf dem Gebiet der Wareneinsuhr zu rechnen fei, die seit dem 1. Januar 1834 monopolistisch ge- regelt ist. Dazu wird ieht mitgeteilt, daß die zuständigen deutschen Stellen Anweisung bekommen haben, die Einfuhr von Butter, käse und Eiern aus Finnland ganz einzustellen, und zwar schon mit Wirkung vom ö. Januar ab. Die deutsche Regierung hatte der finnländischen Regie rung vorgeschlagen, beiderseits eine gewisse Uebergangsfrist einzuschalten, um sür die bereits abgesandten und schwim menden Waren unnötige Härten zu vermeiden. Die finn ländische Regierung lehnte dies jedoch aus technischen Grün den ab .Daher mußte auch von deutscher Seite die Anord nung über die Einstellung der Einfuhr von Butter, Käse und Eiern mit dieser kurzen Frist in Wirksamkeit gesetzt werden. „Kraft durch Freude" - aufaebaut am 1. Mai Die Beteiligung der in der Deutschen Arbeitsfront zusam mengeschlossenen deutschen Volksgenossen an den Kulturgütern der Ration soll bekanntlich durch die große Freizeit-Organisation der Arbeitsfront, die NS.-Eemeinschast „Krast durch Freude", erfolgen. Die Arbeiten am Aufbau dieser Gemeinschaft gehen, wie wir erfahren, rüstig vorwärts. Es wird angenommen, daß dieses ganze Werk bis zum 1. Mai 1934, dem Tage der Deutschen Arveit, so weit vollendet ist, daß es dem deutschen Arbeiter an seinem Ehrentage als Geschenk und Dank übergeben werden kann. Im einzelnen verlautet, daß auf der nächsten Arbeitstagung am 6. Januar der Führer der Deutschen Arbeitsfront Dr. Ley zu der Eemeinschast „Krast durch Freude" sprechen werde und daß am 9. Januar eine Eesamttagung der Arbeitsfront mit pro grammatischen Erklärungen von Dr. Ley vorgesehen fei. Von den einzelnen Aemtern der Freizeitorganisation fei besonders das Amt für Reisen, Wandern und Urlaub mit seinen Arbeiten vorangekommen. Kurverwaltungen, Hotels, Heime hätten ihre Mitarbeit angeboten. Auch sei mit dem Jugcndhcrbergsverband, der über 2000, teilweise auch für Erwachsene geeignete Herber gen verfügt, enge Fühlung genommen worden. Schlösser. Her renhäuser, Eutshöse usw., die nicht mehr oder nicht voll ausge nutzt werden, seien geprüft worden, da sie einst dem deutsche« schassende» Manschen eine Erholungsstätte bieten sollen. Zu der Grubenkatastrophe in Nordböhmen Die Nelson-Gruben bei Ossegg. Aus der Grube Nelson lll ereignete sich die falzen schwere Explosion, die 134 braven Bergleuten das Le ben gekostet hat. Davld verklagt den Goliath Ein interessanter Prozeß soll in der nächsten Zeit vor dem Obersten Gerichtshof in Washington zum Aus trag kommen. Kläger ist der Staat Monaco, Beklagter der amerikanische Bundesstaat Missouri, der an den europäischen Zwergstaat die Summe von 100 000 Dollar- nebst Zins und Zinseszins seit 93 Jahren zahlen soll. Als in jener fernen Zeit zwischen England und den Staaten die letzten großen kriegerischen Auseinander setzungen beendet waren, suchte England seiner Freund schaft dadurch Ausdruck zu geben, daß es den aufblühen den Bundesstaaten große Kredite zum Ausbau ihrer In dustrie zur Verfügung stellte. So erhielt auch nach und nach der Staat Missouri die damals beträchtliche Summe von 100 000 Dollar. Aber wie es in der Weltgeschichte so geht: Nach der Blütezeit kam die Pleite, und eines schönen Tages mußte sich Missouri für zahlungsunfähig erklären. Ohne große Rücksicht auf die Gläubiger wur den durch ein Bundesgesetz die Schulden einfach ge strichen, und England lzatte das Nachsehen. Zahlreiche Banken gingen an diesem Schlag zugrunde. Die Schuld verschreibungen wurden völlig wertlos, verschivanden zum Teil oder wurden als Familienerbstücke pietätvoll aufbewahrt. Nun haben sich einige Besitzer dieser Kuriositäten daran gemacht, die Rechtslage noch einmal gründlich zu studieren. Dabei sind sie zu dem überraschenden Ergebnis gekommen, daß es doch noch eine letzte Möglichkeit gibt, die wertlosen Schuldverschreibungen wieder zu Geld zu machen. Die damalige Bestimmung, daß die Schulden des Staates Missouri nicht mehr einklagbar sein sollten, trifft wohl auf Privatpersonen zu, aber man hatte damals übersehen, daß der Oberste Gerichtshof eine Klage an nehmen mußte, wenn sie von einem anderen Land ein gereicht wird. Es handelte sich also nun darum, irgend ein Land zu einer Klage gegen Missouri zu veranlassen. Mit der Erfahrenheit alter Geschäftsleute wandten sich die Nachkommen jener betrogenen Gläubiger an ein Land, von dem sie annehmen konnten, daß es sich eine anständige Provision gern verdienen würde. So stieß man auf Monaco! Man ließ 100 000 Dollar der alten Schuldverschreibungen in durchaus unangreifbarer Form an dies Pünktchen auf der europäischen Landkarte ab treten, und prompt erschien Monaco mit einer Klage in Washington. David gegen den Goliath! Immerhin: Monaco scheint zu den wenigen Ländern zu gehören, die sich nichts daraus machen, die mächtigen Bereinigten Staaten zu verstimmen . . . Ein Bandenführer erfindet einen Taschenglobus Der mehrmalige Mörder und Bandenführer Czeslaw Raczkowski hat infolge einer Erfindung energische Ver suche angcstellt, aus dem Gefängnis in Warschau ent lassen zu werden. In dem umfangreichen Elaborat ent wickelt er den Plan, einen künstlichen Taschcnglobus in Fonn eines Gummiballons, der durch Luft gefüllt wird und sich in einem Kompaß befindet, herzustellen. Zur Beschreibung dieser Erfindung berechnete er auch gleich, wieviel dieselbe einbringen würde, und zwar rechnet er, daß dieser Taschenglobus von mindestens 100 Millionen Schülern gekauft und zu 2 Zloty fürs Stück 200 Millio nen Zloty bringen würde. Der Reinertrag würde 50 Millionen Zloty betragen, die der Mörder und Erfinder dem Staatsschatz vermachen will. Als sich Raczkowski seinerzeit im Gefängnis in Lomza befand, bat er in einem Briefe die Warschauer Universität, daß sie ihn auf die Insel der Aussätzigen schicken sollte, wo er seinen Körper für Versuchszwecke hingeben wollte. Diese sowie die andere Bitte wurde nbgelchnt. Dennoch gibt der Mör der die Hoffnung nicht auf, daß sich die Behörden für seine Erfindung interessieren werden. Alkoholschmuggel im Unterseeboot Das Geständnis eines kürzlich verhafteten Alkohol schmugglers hat das Gerücht bestätigt, daß eine besonders gerissene Schmugglerbande vor der schwedischen Küste ihre Fahrten in einem Unterseeboot unternimmt. Es ist zwar ein Fahrzeug recht alten Datums, aber es hat bis her immer vorzüglich funktioniert. Die Schmuggler sind in der Lage, sozusagen vor der Nase der Polizeiboote ganz nahe an die Küste heranzufnhren. Jetzt um die Neujahrszeit blüht der Alkoholschmuggel besonders stark. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht Niesen mengen von geschmuggeltem Sprit beschlagnahmt wer den. Eine gefräßige Zirge In der Niederländischen Bank in Amsterdam er schien dieser Tage ein Bauer, der den Magen einer frisch geschlachteten Ziege bei sich hatte und diesen den Beamten vorlegte. Es zeigte sich, daß die Ziege Geld scheine im Werte von sechshundert Mark gefressen hatte. Der Bauer hatte nämlich seinen Rock ausgezogen und auf den Boden gelegt, ohne an die Ziege zu denken, die dicht daneben Heu fraß. Ehe er sich versah, hatte sie den Rock beschnuppert und den Tascheninhalt aufgefressen. Sofort wurde ein Schlächter gerufen, der die Ziege schlach ten mußte. Den Bankbeamten belang es, die Nummern der verzehrten Banknoten festzustcllen so daß der Bauer neue Scheine bekommen kannte. Hätte er den Schaden etwas später bemerkt,' wäre wohl nichts mehr für ihn zu retten gewesen.