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Die Gewissensfreiheit in Spanien Der „Osservatore Romano" zu den Grttärungen des spanischen Ministerpräsidenten Lerroux In der Nummer vom 28. Dez. 1933 bedauert es der Chefredakteur des „Osservatore Romano", daß die Berichte der Presseagenturen über die Erklärungen Lerroux im spanischen Parlament zu lakonisch waren. Wenn es einerseits heiße, die Erklärungen garantieren die Rechte der Gewissen, andererseits aber auch die Un verletzlichkeit der Laisierungsgesetze betont werde, so liege darin ein Widerspruch. Denn es handelt sich nicht um eine abstrakte Frage, sondern um ganz konkrete Ge wissensrechte auf der einen, und ganz bestimmte Laisie rungsgesetze auf der andern Seite. Veriveltlichung der Schule, Ehescheidung, Gesetze mit dem gewollten Zweck, der Kirche abträglich zu sein: das stimme nicht zur Ge wissensfreiheit eines katholisck)en Spaniers. Die Erklärung Lerroux sei nicht m ehr als die Er klärung, die Litwinow dem amerikanisclzen Präsidenten wegen der Gewissensfreiheit gegeben, der sich ebenfalls auf die Verfassung des Sowjetstaates berufen habe. Nun ist aber zwisäzen der Veröffentlichung der Ver. fassung des neuen Spanien und der Erklärung Lerroux allerlei geschehen. Unter anderem auch die Neuwahl mit einer ausgesprochen katholischen Mehrheit. Will Lerroux die in diesen Wahlen zum Ausdruck gekommene Auffassung der Gewissensfreiheit auch garantieren? Die Worte, mit denen Lerroux die Erklärung über die Unverletzlichkeit der Laisierungsgesetze abschwächte, das; man nämlich duldsam vorgehen werde, beweisen nur, daß man eben auf das katholische Gewissen nicht Rücksicht nehmen wird. Das Ziel ist, das katholische Bewußtsein allmähtich, aber sickzer im Sinne des Laizismus umzuge stalten. Lerroux will also mit zahmeren Mittel n dasselbe erreichen, was seine Vorgänger mit Gewalt er reichen wollten und wodurch sie den Unwillen der Nation hervorriefen, wie er in den Wahlen zum Ausdruck gekom men ist. Statt Achtung vor der Gewissensfreiheit gibt Lerroux nur Toleranz für die erdrückende Mehrheit des Landes. „Die letzten Wahlen hatten die politische Bedeutung des Programms, auf Grund dessen die Mehrheit der Wählersäzaft und folglich der Cortes sich in imponieren der Einheit gebildet hatte. Ihr Recht kann nicht gerin geren Wert haben, als das jener wenigen gewalttätigen Revolutionäre, die den Willen der Nation vergewaltigten und fälschten. Diese wollten eine Verfassung, die eine Beleidigung für das spanische Volk be deutete. Zwei Jahre lang haben die katholischen Spa nier diese Beleidigung ertragen, ohne sich aufzulehnen, obwohl sie drangsaliert wurden. Sie hofften allein auf die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes. Jetzt, wo sie gesetzlich den Sieg errungen, wollen die katholischen Staatsbürger, daß die ihnen zugesiigte Beleidigung ihre Wiedergutmachung erfahre. lieber ihren politischen Meinungen, in denen sie frei sind, steht als einigendes Ziel der Schutz dessen, was Got tes und was der Seelen ist. Sie wollen Spanien jene säzrecklichen Kämpfe ersparen, die nicht nur die Kirchen zerstörten, sondern auch den häusliäzen Herd auslöschten und die Straßen von Blut fließen ließen." Die neue Einkommensteuer Zusammenfassung der verschiedenen Steuerarten - Die Gestaltung der Ehestandshtlse Berlin, 2. Ian. Das Reichsgesetzblatt vom 2. Januar ver öffentlicht das neue Gesetz über di« Einkommenbesteuerung für 1933. Im Abschnitt 1 des Gesetzes wird über die Eiukommeiis- lxsteuerung für 19.33 im ivesentliclxn bestimmt, datz die Kri sen steuer der Veranlagten und der Zuschlag zur Einkom mensteuer für die Einkommen von metzr als 8900 RM. auch für Steuerabschnitte ertzoben iverden, die im Kalenderjatzr 1933 enden. Der Zuschlag zur Veranlagteneinkommensteuer der Ledigen wird in Ausführung der Vorschrift des Gesetzes zur Förderung der Eixlchlietzungen für Steuerabschnitte, die im Kalenderjahr 1933 enden, in Höhe der Hälfte des Iahresbe- trcuies erhoben Für die im Kalenderjahr 1933 endenden Steuerabschnitte werden die veranlagte Einkommensteuer, die Krisensteuer der Veranlagten, der Zuschlag zur Einkommen steuer für di« Einkommen von mehr als 8090 RA!, und der Zuschlag zur Veranlaglen-Einkommcnsteuer der Ledigen zu einer Einlxit zusammengefatzt. 'Bei Steuerpflichtigen, in deren veranlagten Einkommen Einkünfte aus nicht selbständiger Ar beit enthalten sind, mindert sich der Sleuerbetrag für die im Kalenderjahr 1933 endenden Steuerabschnitte um 1,8 v. H., der bei der Veranlagung sestgcstellten Neineinkünfte aus nicht selb ständiger Arbeit, wenn diese den Betrag von 16900 NM. nicht übersteigen. — Di« Sleuerennätzlgunq wird Hausgehilfinnen bei der Veranlagung für die im Kalenderjahr 19:i3 endenden Steuerabschnitte in der Weis« gewährt, datz der Arbeitgeber für jede Hausgehilfin, die zu seiner Haushaltung zählt, für jeden vollen nach dem 30. Juni 1933 beginnenden Kalendermonat, in dem di« Hausgehilfin bei ihm angestellt war. einen Betrag von 50 RM. von seinem Einkommen abziehen darf. Uebersteigt der Arbeitslohn im Sleuerabschnitt nicht den Betrag von 1509 Reichsmark oder wenn die steuerabzugspfliäs tigen Einkünfte nur aus steuerabzugspflichtigen Kapitalerträgen bestanden, so hat eine 'Veranlagung nicht zu erfolgen, sondern das sonstige Einkommen ist als alleiniges Einkommen zu ver anlagen. Der Abschnitt 2 über die Ehestandshllf« der Veranlagten für 1938 bestimmt, bei Festsetzung der El-estandshilse der Veranlagten findet das OZesetz zur Förderung der Elxschlietzungen mit der Matzgabe Anwendung, datz nicht als ledig gelten: 1. Personen, die zu Beginn des Steuerabschnitts verlxiratet iva- ren, 2. Personen, die im Lauf« des Steuerabschnitts gelxiratet haben, wenn die Eix im Steuerabschnitt mindestens vier Mo nat« bestanden hat. 3. verwitivete oder geschiedene Wrsonen, aus deren Elx «in Kind hcrvorqegangen ist. Von - erEbe stand sh ilf« der Veranlagten sind befreit: 1. Unverhei ratete Frauen, denen Kinderermässigungen zustelxn. tvenn di« Voraussetzungen hierfür bestanden haben, entweder zu Beginn des Steuerabschnitts oder mindestens vier Monat« in dem Fall, datz sie erst im Laufe des Steuerabschnitts eingetreten sind, 2. Personen, die mindestens ein Sechstel ihres Einkommens zum Unterhalt ihrer geschiedenen Ehefrau oder eines bedürftigen Elternteils im Steuerabschnitt aufgeivendet haben und denen aus diesem Grund« die Einkommensteuer für den Steuerab- schnitt nach Paragraph 56 des Einkommensteuergesetzes ermä ßigt wird, 3. Personen, di« das 75. Lebensjahr zu iVeginn des Steuerabschnitts oder mindestens vier Monate vor Beendigung des Steuerabschnitts vollendet haben. Dem Gesetz Ist «Ine Tabelle über di« Berechnung der Einkommensteuer beigefügt, kxl der die Zuschläge für Einkommensteuer, für die Einkommen über 8090 RM., die Zuschläge für die Ledigen und die .Krisensteuer der Veranlagten mit eingerechnet sind. Nach dieser Tabelle beträgt beispielsweise bei einem Ein kommen von 1200 RM. snach Abzug der Werbungskosten, der Sonderleistungen und des steuerfreien EinkommenteUs) die Ein kommensteuer für den zuschlagspflichtigen Ledigen 134 RM., für den Ledigen, der dem Zuschlag nicht unterliegt, ohne datz ihm Familienermätzigungen zustelxn, 119 RM., Verheirateten ohne Kind 96 RM., mit einem Kind 89 NM., mH znxi Kin dern 75 RM., mit drei Kindern 48 RM. Bei einem Einkommen von 5000 NM. snach Abzug des steuerfreien Anteils) betragen dl« einzelnen Sätze für den zu schlagspflichtigen Ledigen 582 RM.. den Nichtzuschia-i pflichtigen ohne Familienermützigung 539 RM.. für den Verheirateten ohne Kind 481 RM., mit einem Kind 111 NM., mit zwei Kindern -101 RM., mit drei Kindern 361 RM.. mit vier Kindern 321 RM. Die erste Tunnelautostraße der Welt Vor dem Baubeginn der Reichsaulobahn Stuttgart— Ulm. 500 Meter lange Talbrücke Unter den vom Generalinspekteur für das deutsche Stra- ßenwesen zum Bau freigegebenen tausend Kilometer neuen Neichsautobahnstrecken befindet sich auch das Teilstück der großen West-Ost-Linie Pfalz—Stuttgart—München—Salz burg, von Stuttgart über die Schwäbische Alb nach Ulm. Auf verhältnismäßig kurzer Strecke muß ein erheb licher Höhenunterschied, das Hauptgebiet der sich guer zur Baurichtung ziehenden Schwäbischen Alb, überwunden wer den. Vie neue Reichsauloslraße folgt nickt dem urallen Kauf mannsweg durchs Neckar- und Allslal, sondern geht über die Hochebene hinter Stuttgart in gerader Linie nach Wie sensteig im oberen Ailstal. hier werden die neuen deutschen Straßenbauer im wörtlichen Sinne neue Wege gehen, indem man das Gebirge in zwei Doppeltunnel durch- stößt. Da» schmale tiefeingeschnittene Filstal bei Wiesen steig wird mit einer kühnen Straßenbrücke von 590 Meter Länge überspannt. Diese kühne Anlage der Straße hat den großen Vorzug, daß sie in dem dichtbesiedelten Teil des würktembergischen Landes am wenigsten das vorhandene Straßennetz zerschneidet. Wo auerlaufende Straßen- und Bahnlinien nicht zu vermeiden sind, wird sie die Autostraße unter- oder überführen. Die allgemeine Ausführung ent spricht auch aus diesem besonders schwierigen Teil den son- stigen Richtlinien, also zwei Fahrbahnen von fe 7,5 Meter Breite mit dazwischenliegendem süns Meter breitem Grün streifen und an den Seiten je eineinhalb Meler breite Rasen streifen. Für Württemberg bedeutet der Ausbau dieses Teil stückes, mit dessen Bau bereits im Januar begonnen wird, zunächst eine außerordentliche wirtschaftliche Belebung, ist doch die Bauzeit auf zwei Jahre veranschlagt, während hierbei gleichzeitig zwdlftausend bis fünfzehntaufend Arbeiter beschäftigt werden. aller Wslk Der evangelisäx Reichsbischof Müller hat den Pfarrer Zahn aus Aaäxn zum Iugendpfarrer -er deut schen evangelischen Kirche berufen und ihn beauf tragt. Im Rahmen einer Neuordnung des evangelisäxn Jugend werkes die Eingliederung in die Hitlerjugend unverzüglich vor zubereiten und terminmätzig durchzuführcn. Gleichzeitig hat der Reiäxjugendführer Baldur von Schirach den Pfarrer Zahn in den Iugendführerring berufen. Zu einem peinlichen Auftritt kam es am Dienstagvormit tag in Brom berg. In der Nälx eines Hotels hielt ein reichsdeutscher Kraftwagen, der aus Schneidemühl gekommen ivar und dessen Insassen den Wagen verlassen hat ten. An dem Wagen befand sich ein Hakcnkreuzwimpel. Ver« chicdene Leute sammelten sich um den Kraftwagen und rissen chlietzlich den Wimpel herunter. Die Poli.zel war »fort zur Stelle und gewährte den inzwischen erschienenen In- ässen Schutz. Del einem Brand« im Harrs« des Kunstsammlers John Gseeson in Ottmva sKanada) wurd« das Gemälde „Chor Der „Osservatore Romano" zum italienischen Muttertag. Rom. Am Heiligabend fand der von Mussolini an geordnete Muttertag statt. 92 Mütter einer zahlreichen Kinderschar waren nach Nom aus allen Teilen des König reiches entboten worden. Man feierte sie und gab ihnen Geschenke. Der „Osservatore Romano" spricht dem Duce seine Anerkennung aus wegen seiner christlichen Auffas sung von der Ehe und der wahren Würde der Frau und Mutter. Er l)ebt besonders hervor, daß man gerade den Heiligabend für diese Ehrung gewählt hatte. Dadurch seien Mutter und Kind unter den Schuß des Jesuskindes und der Himmlischen Mutter der Christenheit gestellt worden. Endlich betont das Blatt des Vatikans, daß die nach Nom gekommenen Mütter alle gläubig katholisch sind, die die lzeiligen Traditionen des italienischen Volkes hochhalten. Ein Amerikaner Rektor der Gregorianischen Universität. Rom. An Stelle des wegen Kränklichkeit zurück getretenen Rektors der Gregorianischen Universität in Nom, des Belgiers P. Wiilaert S. I., wurde der Ameri kaner P. Vinzenz M c K o r m i ck S. I. zum Rektor ernannt. Der Neuernannte stammt aus Brooklyn und war zuletzt Theologieprosessor und Studiendirektor in Woodstock. — Die Gregorianische Universität ist eine Stiftung des Papstes Gregor Xlll. (1573) und ist den Jesuiten anvertraut. Auch die Zöglinge des deutschen Kollegiums in Rom besucl-en hier die Vorlesungen in Theologie und Philosophie. Japanische Journalistin im Kloster der Trappistinnen. Rom. Die Auguslnummer der großen japanijäzen Frauenzeitschrift „Shuf 'No Tamo", die über 100 090 Leserinnen hat, brachte einen Inseitigen Artikel aus der Feder der bekannten Journalistin Pojhiya Bokuko über einen Besuch, den sie dem Kloster der Trappistinnen aus der Insel Hokkaido machte. Tic nichtchrislbche Journa listin gibt darin ein Zwiegespräch wieder, dos sie mit der Oberin, auch einer Einheimischen, führte. Daraus ist zu entnehmen, daß die klösterliche Gemeinschaft über 100 Mitglieder zählt, von denen die überwiegende Mehrzahl Japanerinnen sind. Tas Kloster hat dauernd Neuauf nahmen zu verzeichnen. Die Neuoujzunehmenden müssen mindestens 4 Jahre gelaust sein und das von einem kalho- lischen Priester ausgestellte Sitten,zeugnis vorweisen können. Zum Teil sind die Insassen des Klosters Ange hörige des japanischen Adels. Ein Privileg sichert der kaiserlichen Familie den ZulriU zum Kloster, der sonst nur in besonderen Fällen möglich ist. Ein halbes Jahr dauert das Postulat der 'Neuausgenommenen, dem sich eine zweieinhalbjährige Zeit der Prüfung als Oblaiin anschließt. Mit dem Einlrilt in das folgende zweijährige 'Noviziat erhalten sie das weiße Ordenskleid und den weißen Schleier. 'Nach Ablegung der Präses; und der zeitlichen Gelül>de und ihrer Erneuerung nach drei Jah ren folgt noch eine dreijährige Prüinngszeit, bis endlich die ewigen Gelübde abgelegt iverden dürfen. Damit ist die letzte Stufe erreicht: die neue Ordenssrau verläßt das Kloster auf Lebenszeit nicht mehr. Die nichtchristliche Journalistin berichtet dann noch über die Tagesordnung und schließt ihren Bericht mit den Worten: „Ich höre heute noch das „Wiedersehn", das die Oberin mir sagte beim Verlassen des Klosters. Es irxckt Erinnerungen an das anregende Gespräch mit der Landsmännin dort im Kloster von Hokkaido, weckt Erinnerungen an die heilige Stätte, wo Seelen, der Vielt al>gestorben, ganz ihrem Herrn und Golt leben." Katholischer Missionar als Wissenschaftler gefeiert. Prag, 2. Ian. Pater Schebesta SVD., bekannt durch seine Forschungen unter den Völkern des Urwalds im MIgischen Kongo, besticht nach einer großen Vortrags reise durch Jugoslawien zur Zeit seine Ischechosloivakische Heimat. Er hält über seine völkerkundlichen Forschungen in verschiedenen Städten stark besuchte Vorträge, über die die Zeitungen ausführlich berichten. der Engel" von van Dyck zerstört. Der Wert de» Kunstwerkes wird auf 150 000 Dollar gesclsiitzt. In Kalifornien sind bislxr 44 Personen, die bei dem gratzen lliuveiier getötet wovden sind, als Lei- ctx» gebar,x>> wollen. 58 islersonen iverden nach vermitzt. Die Deisetzungsse-erlich Kelten für den frülx« rcn Volksbilduiigskommissar Lunatscharski, die Dienstag nachmittag auf dein Roten Platz in Moskau slattfanden, er folgten in Amvesenlxit von ülxr Hundert lautend 'sie klonen. Der türliisckx Botschafter leg!« in seiner Eigenscixst als Doixn des diplomatisclxn Kanis einen Kranz an der ltkchre nieder. G Botschafter Nadolnq traf mn Dienstag früh in Begleitung seiner Gattin und seiner beiden Töchter von seiner Dienstreise aus lVerlin kommend, in Moskau ein. Zu sei nem Empfang batten sich am Baimtzof Mitglieder der deutschen Botschaft und Vertreter der deutsclx» Presse eiugefuudeu. Da» in den Tagen der nationalen Revolution einge richtete Schukhaftlager Schloß Öfterstem Ist am Dienstag und Mittwoch ausgelöst worden. Die Häftlinge — es handelt sich um ISO Personen — werden nach Lolditz und Sachsenburg llbergesührt.