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Sir. 14. Sächsische Volkszeitung Seite 5 Vom tNinislepprZsiiienlen rum venerlililinei'- mönck Jin Laufe des Jahres 1934 wird der in der Bene diktiner-Abtei St. Andreas bei Brügge lebende Frater Petrus Celestinus die heilige Priesterweihe empfangen. Unter diesem Namen verbirgt sich niemand anders als der frühere chinesische Ministerpräsident und Auszenminister L u T s ch a ng T s ch i a n g. Er war vor dem Kriege Gesandter des Kaisers von China an den Höfen von Petersburg und dem Haag. Im Jahre 1915 wurde Lu Tschang Tschiang Ministerpräsident der Chinesischen Republik. 1919 war er Leiter der chine sischen Delegation bei den Friedensverhandlungen und als solclzer weigerte er sich, den Versailler Fr le de n s v e r t r a g zu unterzeichnen. Nach schweren und langen inneren Kämpfen ent sagte Lu Tsckzang Tschiang dem Glauben seiner Väter und trat zur katholischen Kirche über. Im Jahre 1927 trat er in die Abtei St. Andreas bei Brügge ein. 1931 empfing er das Kleid des heiligen Benediktus. Er steht vor dein Abschluß seiner theologisch-philosophischen Stu dien und ist gegenwärtig Eubdiakon. Kürzlich ist er mit Genehmigung seiner Ordensoberen aus der Stille seiner Klosterzelle mit einer Schrift an die Oessentlichkeit ge treten, die den Einmarsch und die Besetzung der Mand schurei durch Japan, beurteilt im Lichte der katholischen Lehre, behandelt. ven kilelrl von foscko6o Tie Nachricht vom Ableben des Generals Mar chand ist es, die allerlei Erinnerungen herausbeschwört. 3V Jahre sind vergangen, da General Marchand im Mit telpunkt aller Gespräche der europäischen Politik stand. Das ist lange genug, um eine Persönlichkeit, die nur ein mal auf kurze Zeit der Welt Veranlassung zum Reden gab, gründlich zu vergessen. Aber unvergeßlich bleibt doch die Erinnerung an die Zeiten, in denen die Fran zosen ihr unentwegtes „Racl-e für Faschoda" schrien. Faschoda war der Ausgangspunkt jener Episode, die um Haaresbreite einen Krieg zwischen Frankreich und Eng land herausbeschworen hätte. England hatte durch ägyp tische Nachlässigkeit im Kampfe mit den Eingeborenen einen rvesentlickzen Teil des Sudans verloren, Frankreich erblickte in den Schmierigkeiten, die dem englischen Kolonialbereich bereitet wurden, die besonders günstige Gelegenheit, um da mit geringen Mühen ein Erbe an- zntreten. General Marchand damals noch ein Oberst der frarzösischen Armee, erschien mit seiner Truppe am Wei ssen Nil, verschanzte sich im Fort Faschoda und hifzte die sranzösisclze Trikolore. Gerade jetzt aber war es den Eng ländern gelungen, in der Entscheidungsschlacht von Om- durman gegen den Malzdi ein Heer von Zehntausenden von Eingeborenen vernichtend zu schlagen. Und in raschem Entschlüsse zog der Sieger, Lord Kitschner, nun mehr gegen die Franzosen los. Marchand, der jetzt ver storbene und ziveifellos bewährte Kolonialsoldat, wehrte sick mit aller Entschiedenheit gegen die Aufforderung der Engländer, die französische Flagge niederzuholen. Kitschners Hinweis auf seine starke Truppe rührte den tapferen Obersten nicht. Marchand erklärte, er würde auf seinem Posten sterben, wenn die Engländer ihn an- grisfen. Die Nachricht von dem Zwischenfall von Fa schoda rief in Paris und London eine ungeheure Erre gung vor. England rüstete und setzte Frankreich unter Melm LMManinisr -oingn von Wrm stellt LAMM 16. borlsetrung klacUclruck vecbalen Die überlegte einen Augenblick, dann sagte sie ernst und fest: „Wir wollen uns heiraten." Da lachte er laut hinaus, das, es in dem stillen Walde widerhallte. „Heiraten will er dich gar! Sieh mal an, dich auch! Wie vielen mag er das schon versprochen haben. Wo lebst du denn, Emma, das? du nicht weiht, was für ein Lump er ist, und das? d?i denken kannst, er habe ehrliche Absichten, wenn er mit einem Mädel oder einer Frau geht." Emma war tief erblasst. „Du bist schrecklich heut, Karl, und aus dir spricht die blanke " Sie stockte. „Ja, sag s nur", fiel er ein. „Eifersucht meinst du. Kannst recht haben. Das eine Mal hat dich mir der Brandt weggenommen, da war ich noch zu jung, aber der war wenig stens ein anständiger und ordentlicher Mensch. Ich war kaum Geselle geworden, da konnte ich nichts dagegen machen. Für den Nowack aber bist du mir zu schade. Emma, merk dir das. da sehe ich nicht ruhig zu, wie der dich ins Elend -ringt." Eie blieb stehen. - „Geh jetzt zurück, Karl," bat sie, „ich ... ich möchte nicht, -aß uns jemand zusammensieht." „Aha. hier arbeiten sie wohl, die Holzfäller. Da hast »u Angst vor deinem Liebsten, gelt?" Eie sah ihn gequält an. „Du bist nicht gut zu mir, Karl," sagte sie leise, es war, als kämpfe sie mit den Tränen. Er nahm ihre Hand „Ick, will dir keinen Aergcr machen, Emma, nein, aber Ich passe auf, merk dir's! Der Nowack soll nicht wagen, dich ins Gerede zu bringen, dann kriegt er's mit mir zu tun." Er drückte ihre Rechte mit festem Griffe, drehte sich uin stärksten politischen Druck. Frankreich befand sich in denkbar mißlicher Lage und wandte sich hilfeflehend nach Petersburg. Doch verspürte der Zar, damals noch unter dem Einfluß der deutsch-russischen Freundscl)aft, keine Lust, sich in ein französisstzes Abenteuer im Sudair einzu lassen. So gab Paris nach, die französische Trikolore auf dem Fort Faschoda wurde eingeholt. Die nationale Er ¬ bitterung der Franzosen über die Demütigung war außer ordentlich groß. „Racize für Faschoda!", das war noch jahrelang die Losung, mit der sie Europa in einige Un ruhe versetzten. Doch während der Oberst Marcixmd trotz des Mißerfolges sich langsam die militärische Stu fenleiter hinaufdiente, ging England in aller Ruhe daran, die Versöhnung mit Frankreich wieder vorzubereiten.... Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit Wirtschafisminister Lenk bei der Aeusiädter und Sebnitzer Industrie Werke. Hm Rathaus teilten die Stadtvertreter inlt, daß trotz der Abwicklung der beiden großen Staatsaufträge die Ar beitslosigkeit sich uin 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr vermindert habe; die Kunstblumenindustrie habe den Ruf des Ministers nach Wertarbeit ausgenommen und bereits beträchtliche Wertverbesserungen erzielt. Die anschließen den Besprechungen mit Vertretern der Industrie brachten wertvolle Anregungen für den Kampf gegen die Arbeits losigkeit. Auf der großen Kundgebung am Abend gab Minister Lenk einen Rückblick auf die Erfolge des vergangenen Iah- res. Wer für die Wirtschaft kämpfen wolle, müsse zunächst politischer Kämpfer werden, denn die Politik sei das Schick sal des Volkes. Der Nationalsozialismus kenne nur zwei Gruppen von Deutschen: Arbeiter und Faulenzer. Der Arbeiter sei der Träger des neuen Adels, aber für Faulen zer gebe es im Dritten Reich keinen Platz mehr. An eine Steigerung der Ausfuhr in größerem Umfang sei leider infolge der währungspolitischen Maßnahmen einiger Länder vorläufig nicht zu denken; es müsse also im Inland ein Ersatz geschaffen werden und gerade bei der Kunstblumenindustrie die Frau mit gutem Beispiel vorangehen. Jin Lause dieses Jahres müssten in Sachsen wiederum 250 000 Arbeiter Ar- beit erhalten, damit es Ende 1935 in Sachsen Arbeitslose nicht mehr gebe. Der Minister ries jeden Volksgenossen zur Mitarbeit an dieser großen Ausgabe auf. Wirtschaftsminister Lenk, der von seyer das größte Ge wicht auf engste persönliche Beziehungen mit der sächsischen Industrie legt, besuchte die notleidenden Kunstblumen-Jndu- strieorte Neustadt und Sebnitz in Begleitung des Dresdner Handelskammerpräsidenten Michaile, der Kreisleiters Ster- zing usw. Die Kunstblumenindustrie erhielt anläßlich des Erntedanksestes durch den Millionenauftrag einen zeitlichen Aufschwung. Der Besuch der Ministers verfolgte den Zweck, neue Wege und Möglichkeiten für eine nachdrückliche Hilfe zu finden. Die Besichtigung eines Emaillierwerkes in Neustadt zeigte die unheilvollen Folgen der früheren Mißwirtsct-aft. Der Minister betonte der Belegschaft gegenüber, daß er nur seine Pflicht erfülle, wenn er ins Grenzland komme, um fest zustellen, wie geholfen werden könne. Er sprach weiter von der jetzt geschlossenen Front der deutschen Arbeiter und von der Bedeutung des Gesetzes zum Schutz der nationalen Ar beit. Wenn alle dem Vorbild Adolf Hitlers folgten und den Gemeinnutz vor den Eigennutz setzten, dann würde auch das große Werk gelingen und in diesem Jahr wiederum zwei Millionen Arbeitslose in Arbeit und Brot gebracht werden können. Er werde nach besten Kräften dazu beitragen, daß die sächsische Grenziandindnstrie an dem allgemeinen Ansschwung in Deutschland ihren Anteil erhalte. Nach dem Empfang im Rathaus und der Besichtigung eines Betriebes fuhr der Minister nach Sebnitz und unter- rlcbtete lick bier durch Augenschein über die Lage mehrerer ollsr Welt Neichsiuinisler Dr. Go-.'bbels hat dem Deutkclxni Rundsunk einen Betrag von einer Million zur M'rfiignna gestellt, der aus schließlich zur Berbesserung der Rundfunkpro- graniine und zur Hebung der sozialen Lage der freien Künst lerschaft in den nächsten dwi Atonalen dient. Damit ist es möglich geworden, die im vergangenen Jahr erforderlich gewe senen Programm-Zusammenschlüsse aufzrcheben und den einzel nen Lendern wieder die Selbständigkeit der Programmgestal tung zu sickern. Neick/spräsideut von Hindenburg empfing am Dienstag den aus seinem Amte sciieidenden Präsidenten des R e i chsf i n a n z h o fe s, Professor Dr. Dorn, in A bschied s- audien z. Der Neickisverkehrsminister Kat zur MHebung von Zwei feln festgestelll. daß keine Bedenken dangen beständen, Kennzeichen aus Aluminium für Kraftfahr zeuge zuzulassen, sofern im übrigen die Vorschriften der Krasirrerkehrsordnung Machtet werden. Derartig Kennzeichen seien im Auslande vielfach im G-brauch, ohne das; von dort Kl «uzen darüber bekannt geworden w i en. Aus der Straße von Wasach nach Langenwang Oberstdorf sAllgäu) ereignete sich in der Nacht zum Denstag ein schwe rer Unfall eines Hör nersch litten s. Zivei der In sassen kamen ums Leben, einer wurde schwer verletzt. Am Dienslagvormiltag ging bei einem Straßenbau in Gerlos im Zillertal ein Felssturz nieder Tie Ge- steinsmassen lx'grul>en mehrere Arbeiter. Drei von ihnen wur den auf der Stelle getötet. Di« Untersuchung über die Ursache des schweren Flugzeugunglücks bei Eorbignn hat ergeben, daß die Katastrophe auf den Sturm zurückzuführen ist Das Flugzeug hatte einen Teil seiner Steuerung verloren, gehorchte dem Füh rer nicht mehr und ist aus dem Boden zersä>elll. Im Hafen von St. Nazaire hat sich ein i m A b b r u ch befindlicher Panzerkreuzer dem gegenwärtig dort herrsctienden Unnretler von der An Ker kette ge rissen. Wie ein Spieiball wurde er von den Wogen gegen den Ueberfeedampfer Guadelupe geschleudert. Schlepper und ausgelaufen, um sestzuslellen, ob der Dammer etwa leck ge worden ist. Die französische Regierung hat in der Kammer einen Gesetzesvorschiag eingebracht, der ver'chärfte Maß nahmen gegen die M i! i l ä rd ie n st ve rwe i ge re r und aeaen solch« Mrb'nen Vorsicht, die andere zur We gerung des Militärdienstes aussordern. Amtlich wird mitgeteilt, daß die Sicherheilsdirektion der Stadt Wien Frauenfeld mit sechs Wochen und de» Ehes redakteur der „Deutschösterreichischen Tageszeitung", Schat tensroh, mit drei Wochen Arrest bestraft habe. In der Mit teilung heißt es ferner, daß am Dienstag zwanzig National sozialisten nach wöllersdors geschasst worden seien. tlnd verschwand im Walde, ohne sich noch einmal nach ihr um,Zusehen. Emma aber schlich davon, mit müden Füßen, das Herz von Sorgen schwer. v. Einen Tag, nachdem der junge Schöllhammer Karoline Ludewig aus der Straße gestossen und begleitet hatte, war der Baumeister Ludewig auf einer Wagenfahrt, die er Ge schäfte halber nach dem Dorfe Hartlieb unternommen hatte, beim Absteigen gestürzt, und hatte sich eine böse Sehnen zerrung zngezogcn. , , Unter heftigen Schmerzen war er nach Hause gekom men, man hatte sogleich den Arzt geholt, und der befahl dem Patienten, sich ins Bett zu legen, und schärfte der Fa milie strengstens ein, darauf zu achten, daß er nicht ausstche und das verletzte Vein so wenig wie möglich bewege, da bei dem Sturz ein heftiger Bluterguß eingetreten war. Daß man ihm im übrigen jede Aufregung erspare, da er leider habe seststellen müßen, daß das Herz stark angegriffen sei. „Ihr Herr Vater wird bald eine Kur in einem Herz heilbade machen müßen," sagte der Arzt schließlich zn Karo- linc. „Besteht eine Gefahr für sein Leben," fragte diese und preßte die Hände vor Angst ineinander. Der Arzt sagte langsam: „Eine augenblickliche Gefahr besteht wohl nicht, doch muß der Kranke sehr schonend behandelt werden. Aerger jeder Art ist zu vermeiden, am besten, er sieht und hört eine Weile lang nichts vom Geschäft." Karolincs Augen trafen die ihrer Mutter, die gleich ihr, angstvoll dem Spruche des Arztes lauschte. Die Frauen verstanden einander ... es war wohl in der Stadt bereits bekannt, daß sich die Vermögenslage des Baumeisters Ludewig erheblich verschlechtert habe, daß seine Geschäfte nicht gingen, und daß er vielleicht kurz vor dem Ruin stand. Wahrscheinlich hatte der Arzt seine Warnung von diesem Gesichtspunkte aus an die Angehörigen des Patien ten ausgesprochen. Man hatte den Baumeister aus einen bequemen Lang stuhl gebettet, das gewickelte Vein in die rechte Lage ge bracht, und Frau Ludewig, ein« irock immer hübsche Frau in den vierziger Jahren, deren Zügen man indessen dls Sorgen der letzten Zeit wohl ansah, saß nun neben ihm und suchte den Kranken zu zerstreuen, während Karoline im Kontor blieb und das Geschäft, so gut cs ging, zu ver sorgen suchte. Sie disponierte, soweit sic dies vermocht«, verhandelte mit Kunden, vertröstete allzu heftig drängende Gläubiger mit liebenswürdigen Versprechungen, daß ihr Pater, sobald er wiedcrhergestellt sein würde, sich seinen Verpflichtungen möglichst schnell entledigen wolle, und zitterte dabei unab lässig vor der Nachricht, die sie von Hermann Schöllhammer erhalten würde. . . Daß er ihr bald schreiben würde, wie er es r>er» sprachen hatte, daran zweifelte sie nicht einen Augenblick lang: manchmal hoffte sie sogar, er werde seinen Dialer gewiß bestimmen können, ihren Wünschen entgegenzukom men, da die Existenz einer ganzen Familie von seiner Stellungnahme zu der Ludewigschen Firma abhing. Aber wenn sie dann wieder überlegte, was Hermann ihr über die Wesensart seines Vaters gesagt hatte, da ver lor sie allen Mut. Trotz dieses Kummers aber und der heimlichen Sor gen, die sie jetzt Tag und Nacht quälten, blühte in ihrem Herzen ein heimliches Glück aus, eine Sehnsucht zunächst nur nach dem Manne mit dem ernsten und doch so gütigen Gesicht, mit dem sie so schnell vertraut geworden war, daß er ihr mehr war als alle die Bekannten und Verehrer, deren sich nicht wenige um das reiche und dabei liebreizende Mädchen geschart hatten, und deren Werbung anzunchmen sie sich nie zu entschließen vermocht hatte, weil eine Ehe ohne Liebe ihr unmöglich schien. Eine Sehnsucht, in der sie bald ein tieferes Gefühl erkannte, ein Gefühl, das ihr bis dahin fremd gewesen war, und das sie sich kaum einzu gestehen wagte. War es wirklich Liebe, was sie für Hermann Schöll hammer empfand, nachdem sie ihn kaum zweimal gesehen? Gab es das überhaupt, daß einem die Persönlichkeit eines Menschen so ganz einnahm, daß man nun beständig an ihn denken mußte, ja gleichsam dauernd in seiner Gegenwart cbte und — was das Beglückende dabei war — daß mau ühlte, der andere hat das gleiche Gefallen an einem ge« unden und empfand nun vielleicht ebenj»! (Fortsetzung folgt.)