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Verschärfter Kulturkampf in Mexiko Mexiko. Wie uns berichtet wird, hat die inexika- nis6)e Regierung ihre feindseligen Mahn ahm en ge gen Religion und Kirche verschärft. Einem neuesten Befehl zufolge, ist es keinem Priester mehr ge stattet, seine priesterlichen und kirchlichen Funktionen auszuüben, ivenn er nicht eine besondere staatliche Ge nehmigung dazu hat. In der katholischen Gemeinde von Mexiko-Stadt amtiert der Erzbischof Diaz allein: er zelebriert täglich drei Messen, hört die Beichte, erledigt die Krankenbesuct)e und alle sonstigen Obliegenheiten. Seine Bitte um einen Pfarrer zur Unterstützung wurde von der Regierung abgelehnt, obwohl feine Gesundheit durch die jahrelangen Strapazen und Leiden stark gelit ten hat. Diese neuen Mahnahmen bedeuten eine grobe Nichtachtung und Verletzung der mit dem Erzbischof von Morelia, Leopol do Ruiz y Flores, im Namen des Hei ligen Stuhles getroffenen Vereinbarungen. Die Zahl der Priester ist jetzt soweit eingeschränkt, dah durchschnittlich auf 100 000 Katholiken nur ein Priester kommt. Im Staat Tabasco hat ein Priester 224 16« Gläu bige zu betreuen. Insgesamt sind 1024 Priester vorhan den für 15 Millionen Seelen. Ausserdem ist es jedem Priester nur gestattet, an einer einzigen Kirche seines Bezirkes zu amtieren. Immer neue Verfügungen des Präsidenten schliessen die Tore katholiscl)er Kirä>en, be schlagnahmen diese für den Staat oder übenveisen sie anderen Religionsgemeinschaften. Die Iesus-Maria- Kirche in der mexikanischen Hauptstadt ist bereits für die Juden bestimmt worden. Die Ämta-Catalina-Kirche be findet sich schon im Besitz der Protestanten. Der Oberste Gerichtshof hat ein Urteil des Amtsgerichtes, das zu gunsten einer katholischen Kirche ausfiel, verworfen. Konkordalsverhandlungen Portugals Lissabon, 17. Januar. Wie kürzlich berichtet, ist der frühere Apostolische Nuntius in Prag Mgr. Ciriaci zum Apostolisci)en Nuntius in Lissabon ernannt worden. Mgr. Ciriaci, der aus Prag bekanntlich ivegen Differen zen mit der tschechoslowakischen Regierung geschieden ist, erwarten in Portugal besonders wichtige Aufgaben. Vor allem wird in katholischen Blättern Portugals die Er wartung ausgesproct^n, dah nunmehr die Konkor dat s v e r ha n d l u n g e n , die schon seit längerer Zeit zwischen dem Vatikan und der portugiesischen Negierung im Gange sind, bald zum Abschluh gelangen. Frankreichs Außenpolitik Außenminister Paul Voncour vor dem Senat - Seltsame Rede des Generals VourgeolS Im französischen Senat erklärte Auhenmlnisler Paul- voncour während der aussenpolitischen Aussvrache, dah Frankreich nur die auf unmittelbarem diplomatischem Iveg geführten Verhandlungen mit Deutschland wünsche. Zum Saarproblem sei zu sagen, dah Frankreich kein Recht habe, auf die Volksabstimmung zu verzichten. Trotz vorteilhastser Angebote, die man Frankreich aus wirtschaftlichem Gebiet gemacht habe, könne es der Saarbevölkerung das Recht auf freie Abstimmung nicht nehmen. Mit dem gleichen Recht wünsche Frankreich, Oesterreichs Unabhängigkeit aufrechtzuerhalten. Frankreich habe die Un abhängigkeit Österreichs immer als den Schlüssel zum euro päischen Gleichgewicht angesehen. Ueber diese Frage bestehe mit Italien vollkommene Meinungsübereinstimmung. Ge rüchte von einer Lockerung der Beziehungen zu Polen und der Kleinen Entente bezeichnete der Minister als eine Le gende. Die Beziehungen zu Italien hätten sich in den letzten Monaten sehr gebessert und gegenüber Rußland betreibe Frankreich eine entschlossene Ännäherungspolitik. Paul- Boncour kündigte den bevorstehenden Abschluß eines B a l- kan Paktes an, dem Rumänien, Südslawien, Griechen land und die Türkei beitrete» würden; es bestünde die Hoff nung, daß sich auch Bulgarien anschließe. Die italienische Regierung stimme diesem Pakt jetzt ebenfalls zu. Im übri gen treibe Frankreich eine entschlossene Bölkerbundspolitik. Die Grundsätze des Völkerbundes dürsten bei einer etwaigen Reform nicht berührt werden. Bor Paul-Boncour sprach General Bourgeois, der wieder einmal alles aufbot, um den Friedenswillen Deutschlands zu verleumden. Zunächst gab er eine Schilde rung dessen, wag er die Mobilmachungsmöglichkeiten Deutschland» im Lahre 1934 und 1935 nannte. Er behaup- Das Los des Arbeiters An jedem Werktagmorgen ist es im Bereich der großen Städte und Industriegebiete wie eine Völkerwanderung: Massen van Menschen strömen aus chrcn Behausungen, von ihren Fa milien weg zu den gemeinsamen Arbeitsstätten. Das Heulen der Sirenen treibt ihren Gang zur Eile, denn die Kontrolluhr ist unbarmherzig. Die organisierte Arbeit duldet keine Willkür des einzelne». Im Augenblick, da sich das Räderwerk der Ma schinerie in Bewegung setzt, müssen alle an ihrer Stelle sein: jedes Auge, jede Hand, jeder Fuß hat seinen Dienst. Da darf cs kein Fehlen, keine Unachtsamkeit, kein Auslassen geben. Im fabrikmäßigen Arbeitsgang ist der Mensch zur gleichen Stetigkeit und Präzision verpflichtet wie die Maschinen selbst. Es geht nicht anders. Aber der Mensch ist trotz alledem eben keine Maschine. Sein Körper ist auch im besten Zustand nicht eine gefühllos funktionierende Apparatur, sondern ein beständig von inneren Regungen und äußeren Einflüssen in Schwingungen und Schwankungen gehaltenes, äußerst empfindsames Wesen. Der Mensch ist nicht Herr über das Wohlsein oder Kranksein seines Leckes und ebensowenig über die vielfältigen Seelcnstimmungen zwischen starker Freude und tiefem Leid. Das allein schon macht das Leben der zur mechanisierten Lohnarbeit Verpflichteten beschwerlich. Unter den in der Morgenfrühe zu ihren Arbeits plätzen Hastenden sind viele, die heute nur mühsam ihre Un päßlichkeit oder Unlust überwinden können oder mit irgend einer drückenden Sorge beladen zu ihrem Tagwerk gehen. Und dennoch muß es sein um des täglicl)en Brotes willen. Heut zutage muß jeder Fabrikarbeiter mehr Opfer und Ueberwin- dungcn aus sich nehmen, als je im Namen der Religion an Abtötungen von Menschen verlangt wurde. Doch nicht nur das. Im industriellen Großbetrieb gewinnt der einzelne Arbeiter auch nur schwer ein inneres Verhältnis zu dem Tellstück des Erzeugnisses, das durch seine Hände geht. Er erlebt nicht wie der Handwerker die Freude des eigenen Plauens und Entwerfens und meist auch nicht die Befriedigung des glücklichen Vollendens. Ihm wird nicht die Genugtuung zuteil, daß er die Fertigware dem Käufer aubieten und das Lob ihrer guten Brauchbarkeit ei'nheimsen darf. Immer bleibt der Industriearbeiter wie eine anonyme Kraft im Hinter grund, ähnlich wie die Maschinen, durch die das Fabrikpro dukt gegangen ist und von denen niemand spricht. So ist die moderne Massenarbeit fast aller menschlichen Beziehungen und Gefühle entkleidet, und das macht das Leben des Industrie arbeiters auch unter den besten Bedingungen entsagungsvoll und unbefriedigend. tete, Einteilung und Aufbau der Reichswehr sei derart, daß sie bereits nicht mehr dem im Friedensvertrag vorgesehenen Armeetyp entspreche; es bestehe bereits ein Heereskom» mando. Die Reichswehr sei eine Führerschule und bilde ein Nahmenheer, das man später durch ausgebildete SS- und und SA-Leute ausfüllen werde. Feldgraue Uniformen zur Einkleidung der Mitglieder der politischen Verbände seien bereits in ausreichender Menge vorhanden, ja, es seien für sie sogar motorisiertes Kriegsmaterial und Pferde verfüg bar. Dies ermögliche, sofort zwanzig bis dreißig Divisionen auf die Beine zu bringen. Fast ebenso starke Truppenver bände könne der Grenzschutz (I) stellen, dessen Kriegsmate rial wahrscheinlich eingelagert sei. Es verlohnt nicht, noch weitere Einzelheiten anzufüh ren. Genua, daß es die handgreifliche Tendenz war, ohne jede Rücksicht aus die Gesetze der Wahrscheinlichkeit, Deutsch land seinen Hörern als ein Land hinzustellen, das über ein« sprungbereite, mit modernen Kriegsmitteln ausgerüstet« Armee verfüge, eine Armee, die dazu erzogen sei, sich di« Vorteile der Offensive zu sichern. Der Zweck dieser Falsch darstellung ist ersichtlich aus den Schlußworten des Gene rals. Er verlangte natürlich, daß Frankreich sich nicht zu einer Abrüstung größeren Umfanges herbeilassen dürfe, son dern seine Streitkräfte im gegenwärtigen Umfang beibehal ten müsse. Die Antwort nach Genf Dienstagabend Ist die Antwort hinsichtlich der Beteili gung der Reichsregierung an den Beratungen des völker- vundsrates über die Saarsrage abgegangen; sie wird über den deutschen Konsul in Gens an den Generalsekretär de» Völkerbundes, Avenol, geleitet. Ucbcrd.es brachte es bisher die Sprunghaftigkeit der großindustriellen Entwicklung mit ihren häufigen Rückschlägen und Gefährdungen mit sich, daß die Arbeiterschaft im einzelnen Unternehmen nicht dauernd Stellung und feste Verwurzelung erreichen konnte, wie der Bauer aus einem Gut oder der Hand werker in seiner Werkstatt. Ja. das ist das Schlimmste im Los der industriellen Arbeiterschaft, daß sic keine Arbcitsheimat fand für gute und schlechte Tage. Zeiten stockenden oder rück läufigen Geschäftsganges brachten regelmäßig über Hundert tausende das Elend der Erwerbslosigkeit, ivas häufig mit dem Verlust und Wechsel der bisherigen Wohnung verbunden war. Unter solchen Verhältnissen erfüllte sich die alte Erfahrung: Weh dem, der keine Heimat hat! Geistige Entwurzelung und Hermann Bahr, der berühmte österrcichiscl>c Dichter, der im letzten Jahr seinen 70. Geburtstag feiern konnte, ist nach längerer Krankheit in Müncl-en gestorben. Bahr erlebte als Dramatiker mit seinen entzückenden Komödie» „Das Konzert", „Das Prinzip", „Die gelbe Nachtigall" u. a. m. Welterfolge. In seinen erzählenden und betrachtenden Schriften erwies sich Bahr als ein scharfer Kops von tiefster Religiosität. Kotkolisckv klunclsckov Englischer Katholikentag 1935. London, 17. Ian. Nach einer Mitteilung von „The Universe" wird für das Jahr 1935 ein Nationalkongretz der Katholiken Englands (Katholikentag) vorbereitet. Bisher lzat nach dem Kriege erst einer dieser Kongresse, und zivar im Jahre 1929 in London stattgesnnden. Als Tagungsort für den nächstjährigen Kongreß ist Cardiff ausersehen. Ausstellung einer Kreuzreliquie in London. London. Die Königliche Akademie in London hat Ende der vorigen Woche eine Kunstausstellung eröffnet, in der eine Reliquie des Kreuzes zu sehen ist. Die Reli quie ist eingeschlossen in dem berühmten Clare Castle Croß, das zusammen mit einer Kette im Jahre 1886 ge funden wurde. Dieses Kreuz ist aus Gold und zeigt noch Spuren von roter Email-Verzierung. Es stammt aus dem 13. Jahrhundert. In einer kleinen Vertiefung ruht die Reliquie und auch eine Reliquie des Heiligen Rockes. Der kostbare Schatz gehört dem König persönlich, der ihn grotzmütig der Ausstellung zur Verfügung stellte, damit das Volk Gelegenheit habe, die Reliquie zu sehen. Tie Katholiken Budapests für Einführung der Sonntagsruhe. Budapest, 17. Inn. Eine Abordnung der katho lischen Kirchengemeinden der ungarischen Hauptstadt sprach unter Führung des erzbischöflicixn Vikars Dr. Meszaros beim ungarischen Handelsminister vor und er bat dringend die Regelung der Frage der Sonntagsruh:. Die rascheste Unterbreitung einer Gesetzesvorlage wurde zugesagt. Ein Orden katholischer Missionsärztinncn. London. Die „Society of Catholic Medical Missio naries" (Gesellschaft Katholischer Missionsärztinnen) hat jetzt erneut eine Anzahl ärztlicher Misswnshelserinnen aus ihrer Londoner Niederlassung nach Vrookland (Wa shington) entsandt, wo sich das Mutterhaus der Vereini gung befindet. In der Vereinigung sind katholische ärzt liche Missionshelferinnen zusaminengeschlossen, die zum kleineren Teil nur die Ausbildung als Krankenpfle gerinnen. zum größeren Teil aber ein regelrechtes medi zinisches Studium mit Erwerbung des Doktorgrades ab solviert haben. Die Vereinigung bildet dann ihre Mit glieder speziell für die ärztlich Hilfe in den Missionen aus, ähnlich wie das Missionsärztliche Institut in Würz burg. nur daß die Mitglieder der S. o. M. M in Form einer regelrechten religiösen Genossenschaft zusammen geschlossen sind. Gründerin der Ordensgenossenschaft ist die Oester- reicherin Dr. med. Anna Bengel, die von 1920 bis 1924 in den indischen Missionen als Aerztin tätig n>ar. Sie fand die besondere Unterstützung von P. Mathis, Suz>erior im Seminar vom Heiligen Kreuz für Heiden missionen in Washington, der um diese Zeit Indien bereiste. Das unter sehr bescl)eiüenen Verhältnissen in einem gemieteten Hause von Vrookland begonnen Werk zählt gegenwärtig im Mutterhaus 25 Novizinnen. Aus der Zweigniederlassung m London wurden bisher 12 ärzt- licl-e Ordensschwestern zum Abschluß ihrer Studien nach Brookland entsandt. allmähliche Loslösung vom Mullerbgden des eigenen Volks tunis und staatlichen Lcbensorganisimis waren die traurigen Folgen. Da zurzeit d>c eifrigsten und umfassendsten Bestrebungen im Gange sind, die Industriearbeiterschast lest und dauernd in der deutschen Volkswirtschaft zu verankern und dadurch auch ihre heimatlos gewordene Seele wieder siir unser Volks tum zuriickzugewinnen, kann diese Seite der Sache hier außer Betracht bleiben. Aber auch wenn all diese große» und schönen Pläne gelingen, bleibt das Leben des Industricarbefters immer noch ein seelisches Problem, das nur aus dem Standpunkt der Religion und des sittlichen Heroismus zu lösen ist. Der zer mürbende ANIagsdienst im Fabrikbetrieb verlangt soviclc Opfer und Entsagungen, soviel Verzicht aus persönlichen Schofsensdrttng und eigenes Vorwärlsstreben, daß begabte Meuscl-en schwer darunter lecken und sich oft verzweifelt der drückenden und doch unzerreißbaren Fesseln ihres Berufes be wußt werden. Nur wer aus christlicher Ueberzeuoung heraus die Kraft zu selbstloser Einordnung in die notwendige Arbeits teilung der ganzen Volkswirtschaft findet, wird aus dieser frei willigen Hingabe an das nuhbr.'ngcnde Werk auch Befriedigung und Lebensfreude schöpfen. Nach dem eintönigen, alle persönlichen Gefühle zum Schweigen bringenden Arbeitstag muß ein solcher Mensch vor allem von gemütvoller Häuslichkeit umfangen und von ckif- heiterndem Familienleben beglückt wer" u. Darin wird sich die straffe Nervenspannung lösen und das Gefühl des Freiseins wird uin so stärker aus der Seele Hervordrechen. Der Arbeiter muß mehr als andere Menschen die Kunst lernen, sein Leben außerhalb der Arbeitszeit nach seiner persönlichen Wesensart zu gestalten. Ein Geist, Herz und Hände beschäftigender Zeit vertreib In den Freistunden kann für einen solchen Arbeiter und seine Familie mehr bedeuten, als erhöhter Wochcnlohn. Letzten Endes ist jck jeder Mensch, der seine Arbeit nur um der Bezahlung willen tut, ein armer Trops Fleißige und gewissenhafte Menschenarbcit ist mit Geld überhaupt nicht weit zumachen, weil sie zugleich eine geistige, sittliche und religiöse Leistung darstcllt, die mit materiellem Maßstab nicht zu messen ist. Aber gerade diese unsichtbare und darum unkontrollier bare innere Leistung bringt den reichsten und schönsten Lohn: das Gefühl des freischaffenden. sein Bestes gebenden und des halb seines unschätzbaren Wertes bewußten Menschen. Dieses stille Heldentum der unscheinbaren Arbeit steht aus der Höhe olles großen Menschentums und ragt in die überweltlici»! Sphäre, wo das Reich der Seelen ist. Dort sind alle irdischen Unterschiede ausgclöscht: dort steht jeder Mensch völlig ent kleidet In seinem Adel oder in seiner Erbärmlichkeit.