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n l- n n l- n i- s. 1. !N e- a« sn !it m b. a» !N, ie- »l. a«, i!" ch- il. le e«. «M t 1. Beilage znm „Riesaer Tageblatt". *Ra«on»dn«k und «eriaa Rm Langer t «lntertt» «n Riei«. — stür dir Redaktion verantwort»«»: Arthur Hähnel in Rieia n , Mittwoch. IS. April 1911, abeads. «4. Jahrg. Ae IM'Ws in «kikmi EttE fiir da« Jahr 1911/12 stellen fich tm vergleich mit denen de» Vorjahre« wie folgt: 1911/12 1919/11 1911/12 mehr oder weniger Millionen Mark Großbritannien . . 828.3 905,6 4- 77,3 vereinigte Staaten v. Amerika 551,7 531,2 20,5 Deutschland 433,9 450,2 -f- 16 3 Frankreich 300,5 829,8 -i- 29.3 Rußland 194,3 239,8 4- 45,5 Japan 158,3 180,8 -I- 22,5 Italien 139,0 153,9 -l- 24,9 Oesterreich-Ungarn .... 72,1 104,8 -l- 82,7 Wie die Uebersicht zeigt, ist in allen Marinen, mit Lu«nahme derjenigen der Bereinigten Staaten, ein An. wachsen der Au«gaben zu verzeichnen; am stärksten ist die Annahme de« englischen Stal«, der bereit« im Dorjahre «in Anwachsen um 111,4 Millionen Mark zu verzeichnen hatte. Am geringsten ist der deutsche Marine-Etat ge wachsen, der auch um 11,5 Millionen Mark hinter der Seldbedarfrberechnung de« Flottengesetze« zurückgeblieben ist. Der Etat für da« Schutzgebiet Kiautschou ist, wie hier aus drücklich bemerkt sei, in den obigen Zahlen nicht mit ent halten. In Frankreich ist da« vor zwei Jahren elngebrachte Flottengesetz noch immer nicht zur Beratung gelangt; trotzdem bewegen stch di« Zahlen de« Marine-Etat« schon in aufsteigender Linie, weil für 1911 ebenso wie für da« vorhergehende Jahr der Bau von zwei Linienschiffen durch eine besondere Vorlage beantragt und genehmigt worden ist. Rußland und Japan, die beiden Gegner au« dem letzten Seekriege, machen ersichtlich Anstrengungen: der eine um seine Flotte wieder auf den alten Stand zu bringen, der andere, um sie weiter zu verstärken. Rußland wird darin durch die schwierige Lage seiner Werften, Japan durch finanzielle Verhältnisse behindert. Für Rußland find nur die Zahlen de« ordentlichen Etat« angegeben, da diejenigen de« außerordentlichen Etat« (für 1911 betragen sie 23,3 Millionen Mark) zur Deckung der noch rückständigen AuS- gaben de« russisch-japanischen Kriege« bestimmt sind. In Italien ist da« Anwachsen der Ausgaben zum Teil auf eine Organisationsänderung (Vereinigung aller da« Seewesen betreffenden Ressort« unter dem Marine ministerium) zurück,»führen. Die Etatszahlen für Oesterreich-Ungarn enthalten nicht nur die laufenden Ausgaben, sondern auch di« für Neubauten bestimmten Tpezial-RüstungSkredite, deren An- teil für da« laufende Jahr 46,78, für da« vorheraehende Jahr 15,3 Millionen Mark beträgt. Zum ersten Male in der Geschichte der österreichisch-ungarischen Marine hat der Etat den Betrag von 100 Millionen Mark überschritten. Aber, wie der Marinekommandant Graf Montecuccoli in den EtatSoerhandlungen ganz richtig sagte: „Keine Flotte, so groß sie auch sei, ist so teuer wie ein Krieg." DFD. TageSgefchichte. Unserer milttSrischen Luftschifferformntion steht eine wesentliche Umgestaltung bevor. Wir haben jetzt ein Lustschifferbatatllon (Berlin), am 1. Oktober werden, wie da« „Ehemn. Tbl." berichtet, zwei neu« errichtet. Da« Luftschiffer-Vataillon Nr. 2 erhält al« Standort für den Stab und die 1. Kompagnie Berlin, für die 2. Kom- pagnie Königsberg i. Pr. Da« Bataillon Nr. 2 be kommt eine Luftschiff-Werft. Luftschiffer-Vatatllon Nr. 8 wird ebenfall« zu 2 Kompvgnten formiert, sie er- halten al« Standorte Köln und Metz. Bei diesem Bataillon befindet fich ein sächsische« und ein württem- bergische« Detachement. Luftschiffer-Vataillon Nr. 2 ist wie 1 dem Gardekorp« unterstellt, Luftschiffer-Vataillon Nr. 3 dem 8. Armeekorps. Die Zusammensetzung der Bataillone ist sehr interessant und verschiedenartig gestaltet. Luftschiffer-Vataillon Nr. 1 wird 16 Offiziere erhalten: 1 Stabsoffizier al« Kommandeur, 1 Stabsoffizier al« Osfi- zier beim Stabe, 6 Hauptleute, 4 davon al« Lehrer, 8 Oberleutnant« oder Leutnant«. Bi« 15 Oberleutnant« und Leutnant« können dann noch kommandiert werden. Zu 2 Sanität«, resp. Deterinäroffizieren, 5 Beamten treten dann 298 Mann und weiter 1 Offizier und 39 Mann für den Dienst bei der Bespannungsabteilung, die über 64 Pferde verfügen soll, hinzu. Luftschiffer-Vataillon Nr. 2 erhält 12 Offiziere, der Stabsoffizier und Kommandeur ist gleichzeitig Borstand der Werft. Da« Offizierkorp« setzt sich au« 4 Hauptleuten und 7 Oberleutnant« und Leut nant« zusammen. 16 Beamte sind bei diesem Bataillon, davon 5 Luftschiff-Oberleutnant« resp. Steuer- oder Unter- fleuerleute, ferner 6 Maschinisten. Diese« Personal ist auch für den Dienst beim Luftschiffer-Vataillon Nr. 3 mit- bestimmt. Da« Mannschaftspersonal von 185 Mann ver- teilt stch gleichmäßig auf die beiden Kompagnien. Luft- schiffer-vataillon Nr. 3 ist stärker al« Nr. 2. Der Stab und die 1. Kompagnie erhalten 10 Offiziere, die 2. 7, darunter 4 Preußen, 2 Sachsen und 1 Württemberger. Bei der 1. Kompagute befindet sich 1 Sanitätsoffizier und 4 Beamte, bei der 2. Kompagnie 1 Beamter. Mann schaften wird die 1. Kompagnie 155, die 2. 153 zählen. CK. lieber die gewaltige Entwicklung, die Indien in den letzten hundert Jahren genommen hat, bringt ein materialreicher Aufsatz über -ie indische Krage, den der bekannte amerikanische Schriftsteller Price Collier in Scribners Magazine veröffentlicht, eine lehrreiche Zu sammenstellung. Man muß sich bei der Beurteilung die ser Zahlen daran erinnern, daß Indien in den Tagen, da England den Einfluß Frankreichs in jenen Regionen endgültig brach, ein Land ohne eigentliche Verwaltung war, ein fast ungegliedertes Niesengebiet, in dem Mil lionen von Menschen den in regelmäßiger Folge wieder kehrenden Verwüstungen der Pest und der Hungersnöte völlig wehrlos ausgesetzt waren. Der fremde Reisende konnte es nur in Begleitung einer bewaffneten Eskorte wagen, die Küste zu verlassen und ins Innere des Lan des einzudringen, die eigentlichen wirtschaftlichen Schätze des von der Natur so. reich gesegneten Landes lagen so gut wie völlig brach, und es fehlte auch an allen Mitteln, um die unerschöpflichen Quellen des Landes zu verwerten. Heute durchziehen Schienenstränge in einer Länge von weit über 45 000 Kilometer das -Land, und die Tele- graphenleitungen bedeuten eine Streckenlänge von rund 155000 Kilometer. Durch die großen Kanalbauten und die Entwässerungsarbeiten wie auf der anderen Seite durch die umfangreichen Arbeiten zur Bewässerung trok- kener Gegenden sind der spröden Erde 17 000000 Acres Land abgerungen worden, die heute Millionen von Men schen einen sicheren Lebensunterhalt gewähren. Schulen, Krankenhäuser und Apotheken sind 'in den entlegensten Distrikten des großen Reiches errichtet, 8 Millionen Kinder werden jährlich geimpft, und 25 Millionen Men schen empfangen von modern geschulten Aerzten oder in modern eingerichteten Krankenhäusern Beistand und Hilfe gegen körperliche Leiden nno verheerende Seuchen. Der Schulbesuch ist im Laufe der lebten Jahrzehnte von 500000 auf 6 000 000 gewachsen, und die indischen Post anstalten haben heute jährlich einen Briesvcrkehr von weit über 700 Millionen Senoungeu zu bewältigen. Bon den 29000 britischen Beamten, die zu ihrer Stellung erst erzogen und herangebildet werden mußten, sind nicht weniger als 22000 einheimische Fuder, eilt charak teristisches Symptom dafür, iu wie großem Maße das einst so indolente Volk Indiens zu moderner Bildung und zu praktischer Arbeit drängt. Zugleich beweist die Statistik, daß die Kriminalität in Indien heute sogar ge ringer ist, als in England. Zu gleicher Zeit hat sich der Wert des Grund und Bodens verhundertfacht. Der Grundbesitz, der noch vor 150 Jahren eilten Kaufwert kaum aufwies, repräsentiert allein in den Städten heute einen Wert voll 6000 Millionen, und in den letzten 50 Jahren ist der Einfuhr- und Ausfuhrhandel von 800 Millionen Mark auf über 1000 Millionen gestiegen. Neber Protz«gaudasch«len iu der Levante schreiben die Mitteilungen für das Deutschtum im Aus lande: Lange Jahre war in den KüstenMdten der Levante das Italienische die herrschende Geschäftssprache, man be diente sich ihrer auch fast ausschließlich im Geschäfts verkehr von und nach den europäischen Ländern. Nach und nach ist dank dell Anstrengungen der französischen Regierung, unterstützt von der Arbeit der Alliance Fcan- caise und den zahlreichen französischen Ordensschulen im Orient, die französische Sprache in den Vordergrund getreten. Auch die deutsche Regierung ist, wennschon in in bescheidenem Maße, dem Beispiel der französischen gefolgt und hat durch finanzielle Bcihülfe zur Entwick lung eines deutschen Schulwesens in der Levante bei getragen. Die Aussichten für die deutsche Sprache sind durchaus günstig. Deutschlands und Oesterreichs Handel steigt ili höherem Maße, als der der europäischen Wests-, Mächte, was ja zum Teil, sich aus der größeren Nähe f Üd«r-U . /zusrgasallscbstt 1 v«rlln 0.17 bester Olükkörpei- W istnuretblinOrwiNÄlpackune Mik ^t8ctE,,r>eL6a" Gesühnt. Z Roman von G. v. Echlippenbach. 1 ! (Nachdruck nicht gestattet.) ! „Herr Gpiegelberg, meine Mutter und ich wünschen Sie zu sprechen, ehe wir die Gegend verlassen. Morgen vormittag um 11 Uhr werden wir bei Ihnen sein; sorgen Sie dafür, daß wir ungestört bleiben. Nora von Ebenstedt." Der Empfänger dieser Zeilen ist, der in Lingen wohlbe kannte Wucherer und Antiquar Spiegelberg, der seinen Reich tum hauptsächlich auf Kosten seiner Nebenmenschen erwor ben hat. „Hm, hm," brummle der Greis und strich nachdenklich über den fast weißen Bart, der fast bi« zum Gürtel seines abgetragenen Schlafrockes reichte, „ist e« so weit mit den Ebenstedt« gekommen, e« ist doch schade. Nun ist da« schöne Gut unter den Hammer gekommen, der alte Freiherr ist ge storben, und die Witwe und die Tochter haben nicht« mehr." Der Raum, in dem der Wucherer sich befand, lag im Hinterhause, eine schmutzige Treppe und ein langer Gang führten dorthin. In dieser düsteren Wohnung empfing Spie- oelberg seine Kunden, wie er diejenigen bezeichnete, denen er die Goldfedern auSrupfte : mehr als ein Student oder Leut nant war hier aus- und eingegangen, wenn die Nacht her niedersank und der lange, dunkle Gang, der zu SpieaelbergS GeschästSlokal führte, durch eine trübe brennende, ewig qual mende Lampe erhellt war. Nur in seltenen Fällen empfing der Alte in seinem Salon, dem prächtigen, Hellen Zimmer im oberen Stock, indem es wie in einem Museum aussah. Das Aeußere de« Wucherers war eigentlich ein schönes. Auf dem leichtgebeugten Körper des etwa scchzigjährigen Mannes saß ein schöner Kopf, den silberweißes Haar lockig umgab, von derselben Farbe war auch der wohlgepflegte Bart. Die Hände waren von der Gicht gekrümmt. Auf dem Zeige finger der linken Hand funkelte ein schwerer, goldener Ring mit einem roten Stein. Spiegelberg rauchte aus einer kurzen Pfeife mit Porzellankopf einen nicht eben wohlriechenden gel ben Knaster, als er den Brief NoraS erhielt. „Hm, hm," brummte der Greis abermals und ging im Zimmer hin «nd her, „ich werde die Damen nicht hier empfangen, wo wir jeden Augenblick gestört werden können, s so feine Kunden gehören in meinen Salon. Ich habe nun i einmal eine Schwäche für solche Leute, die dem Adel angehören, ! und die Ebenstedts sind lange in der Gegend gewesen. Der - alte Baron war zwar hochmütig, aber trotzdem ein Pracht- 1 mensch, schon als Leutnant habe ich ihn gekannt." ! Der Antiquar stopfte seine Pfeife aus dem schmutzigen Tabaksbeutel, der auf einem wackeligen Tische lag, dann fuhr er in seinem Selbstgespräch halblaut fort: „Ich sollte eigent lich den Adel hassen, ich habe manchen Wechsel, der einen hohen Namen trägt und nie eingelöst wurde, es ist zum Wei nen " Bei diesen Worten verzog sich de« Alten Gesicht, als bräche er in Tränen aus, während die krallenartigen Finger sich öffneten und schlossen, dann murmelte er: „Mit den Eben stedts ist es bergab gegangen, seit der Sohn des Freiherrn übers Meer ging. Der Vater wurde vom Schlage gerührt und blieb seitdem gelähmt, die Wirtschaft auf Mittenhof ging zu rück." Spiegelberg machte eine Pause, dann fuhr er fort: „Kann mir denken, weshalb die Damen kommen, werden Geld brauchen. Lieber hätte ich die Freistau allein gesehen, wenn mich das Fräulein Nora mit den klaren Augen ansieht, werde ich schwach und kann nicht zn meinem Vorteil handeln, und ich muß doch meine Prozente machen, um zu bestehen." Jetzt steckte Spiegelbergs Frau den Kopf durch die Tür und rief: „Jakob, da ist jemand, der Dich sprechen will." Der Geruch des Mittagsmahles strömte auS der Küche, ein durchdringender Fett- und Zwiebelduft verbreitete sich in dem dumpfen Raum. Durch die niedere Tür war eine ärmlich gekleidete Frau aus dem Arbeiterstande getreten, sie hielt ein großes Bündel unter dem Arm, Sorge und Not sprachen aus den bleichen Zügen. „Geh, es ist gut," sagte Spiegelberg znseiner Frau, «mache die Tür zu, ich werde das Geschäft besorgen." Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis der Handel ab geschlossen wurde. Lange feilschte der Alte, durch die schlecht schließende Küchentür hörte des Wucherers Fran die bittende Stimme des Weibes und ihres Mannes kurze Antworten. „Noch einige Mark mehr, die Kinder hungern, Herr Spie gelberg." „Ich gebe nichts mehr, für die Lumpen ist, es mehr al« genug," rief der Händler. „Es sind gute Sachen darunter, hier daS Kissen und dieser Rock meines Sohnes," weinte die arme Verkäuferin. „Seit mein Hannes krank ist, fehlt mir und den drei Kleinen das Brot, das der gute Junge in der Fabrik für Mutter und Geschwister verdiente. Nach weiterem Hin und Her zahlte Spicgelberg eine be scheidene Summe aus, und die Frau entfernte sich darauf. Sorgsam verschloß der Greis den eisernen Geldschrank und sein Schreibpult. Dann ging er in die Küche, wo er mit feiner Frau die Mahlzeiten einzunehmen pflegte. Am anderen Morgen kleidete sich Spicgelberg dem an gekündigten Besuch zu Ehren sorgfältig a». Er vertauschte den fettigen Schlasrock mit einem hechtgrauen, noch ziemlich sauberen Ueberzieher, der ihm bis zum Knie reichte. „Ich muß mich doch fein machen," dachte er, „ich ziehe den gräflichen Rock für die Damen an." Dieses Kleidungsstück hatte einst dem jungen Lebemann, dem Grafen Bernhard gehört, von ihm rührten auch die kost baren Waffen und Trinkbecher her, die schweren Silberhum pen im GlaSschrank des Händlers. Der Ruin des flotten jungen Offiziers hatte Spiegelberg in den Besitz seiner gesam ten Habe gesetzt. Wohlgefällig musterte der Wucherer sein Bild in dein kleinen, brüchigen Spiegel, er ordnete seine wei ßen Locken und bürstete den langen Bart. „Passe anf die Leute auf, die etwa kommen sollten," befahl er seiner Frau, „bestelle sie zum Nachmittage her." „Sei nicht zu scharf mit dem Fräulein Nora, sie ist eine gute Dame. Wenn sie einen Armen sicht, so hat sie ihm jede« Mal Geld gegeben. Daran denke, Jakob!" bat des Wuche rers Frau. ..Davon verstehst Du nichts, Alte, gehe in Deine Küche, ich lasse mir beim Geschäft nicht drcinreden." 187,20 Erentferntc sich brummend undbetrat die Treppe, di« in den oberen Stock führte, in das „feine Zimmer", wie er sein Antiquitätenkabineit bezeichnete. ES gab da auch wirklich kost bare alte Sachen, für die Liebhaber hohe Preise zahlten, mit Kennerblick hatte Spiegelberg sie spottbillig gekauft und schlug Kapital daraus. Jetzt schritt der Wucherer unruhig bin und her, rückte an den Möbeln und schob einen SammetseffelrurechL,