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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192208100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220810
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-10
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1922
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Die Londoner Konferenz und die österreichische Finanzlage. Nach dem „Jntransigecmt" werde sich die Konferenz, bevor sie auseinandergche, noch mit der österreichischen Finanzlage befassen. Tie Dienstag abend eingetrofsene Note Oesterreichs, in der die österreichische Regierung erklärt, sie werbe die Verwaltung den Verbündeten übergeben, wenn man Oesterreich nicht die Pfänder zurückcrstatte, die man ihm genommen habe, habe die Alliierten zum Nachdenken ver anlaßt. Naturgemäß würde man einer ähnlichen Drgc auch in Deutschland gegenüberstehen. Ueber die La« am gestrige« Tage und die Berat«,,«, i« Sachverstäubigenausschuß liegen auS Land», noch folgende Meldungen vor: HavaS berichtet: In britische« Kreisen erklärte man offen, baß die englische Negierung heute Mittwoch) -en ge samten Plan PoincarSS zurückweisen werde. Man gebe zu verstehen, daß der hiutige Tag Mittwoch) eine ganz ve- sondere Bedeutung habe, ja sogar die zukünftigen Be ziehungen zwischen England und Frankreich beeinflussen werde. Pertinax telegraphiert dem „Echo de Paris" um 1 Uhr vormittags: Man versichere ihm, daß Str Edward Grigg, der Prtvatsekretär des englischen Premierministers, die meisten englischen Journalisten um SN Uhr abends in Downingstreet empfangen habe. Er erklärte ihnen, daß Lloyd George entschlossen sei, das Programm PoinearöS zurückzuweisen, und fügte hinzu, daß die Entente Corbiale, wenn dieses Programm nicht geändert werde, nur unter Schwierigkeiten noch aufrecht erhalten werden könne. Der diplomatische Mitarbeiter des „Daily Telegraph" schreibt: Ter französische Ministerpräsident werde zwetfel- los den Eindruck gewonnen haben, daß alle Alliierten gegen einen ober mehrere Punkte seines Vorschlages seien. Eng land wolle, daß Deutschland zahlt, und glaube, daß es unter dem vereinigten Truck der Alliierten zahlen werde, da es die Unterstützung Amerikas hinter sich habe, wenn ein maß voller und praktischer Plan vorgelegt werde. Hierauf ant worteten die Franzosen, Deutschland habe unehrlich go- handelt und werde lediglich durch Zwang oder Zwangs androhungen zur r^hlung veranlaßt werden. Tie Alliierten sind der Meinung, daß, solange die Wiederherstellungsfrage und die Schuldenfrage stückweise anstatt im Ganzen be handelt würden, es schwer sein werde, zu einer Einigung zu gelangen. Ueber die Verhandlungen der Sachverständige« am Dienstag berichtet der Mitarbeiter des „Daily Telegraph" weiter: Tie italienischen Sachverständigen betonten die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Folgen der Politik, die nach ihrer Auslassung für Deutschland in jeder Be ziehung vernichtend sein würde. Tie Vorschläge PoincarSZ wurden im Einzelnen sorgfältig geprüft. Tem französischen Vorschläge wegen Kontrolle der chemischen Industrie de» Rheinlandes durch den Völkerbund in Verbindung mit einer ähnlichen Kontrolle der deutschen Flugzeugwerke, die nach französischer Auffassung dem Frieden dienen würde, wider- svrach Sir Robert Horne, indem er betonte, daß die dadurch vorgcschlagencn Sicherheiten die Eigenschaft von Sanktionen erhielten. Ter Plan der Errichtung einer Zollgrenze stieß sofort aus allgemeinen Widerspruch. Tie Franzosen legten infolgedessen keinen besonderen Nachdruck daraus. Wegen des Sicherheitssystems, das die Lieferung von Kohle und Holz für die Alliierten verbürgen sollte, erhoben die ita lienischen Vertreter Einspruch aus Grund sozialer und wirt schaftlicher Erwägungen. Tie hatten die Unterstützung der Engländer und Japaner, in beschränktem Maße auch der Belgier. Im Allgemeinen wurde anerkannt, daß, einen Fall ausgenommen, wo die Franzosen sofort eine Berichtigung »ulicßen, die von den Franzosen genannten Zahlen mit den Schätzungen der Vertreter der anderen Nationen und mit den Statistiken des Sicherhcitsaus'chusses übereinstimmten. Tie französische Ansicht, daß ein Anteil an den deutschen Industriegeseiischasten den Alliierten großen Gewinn bringen würde, wurde lebhaft bestritten. Ein belgischer Delegierter erklärte, die viel besprochenen Gewinne der deut schen Industrie seien nur Tchausensterdekorationen, dazu be stimmt, Kredite von den Banken zu erhalten. Unterredung zwischen Lloyd George, Poiucor6 «nd LheuniS. Der Sonderberichterstatter der Agentur HavaS erklärt über die Mittwoch vormittag von SN bis 12 Uhr dauernde Unterredung zwischen Poincarö, Lloyd George und TheunkS berichten zu können, Lloyd George habe von -en französi schen Vorschlägen angenommen die SSprozentige Abgabe von der deutschen Ausfuhr, die Beschlagnahme der Zollein nahmen und dir Kontrolle der Staatsgrnbe« im Nnhr- gebiete sowie der Dominialforste« auf dem linke» Rhein« nser. Die anderen Vorschläge, wie die Zollschranke im Rheinlande und im Ruhrgebiet«, stießen noch auf feste« Widerstand der englischen Regierung. Aber Poiucarü scheine ««nachgiebig zu sein. Die Sachverständigen sollen am Nach mittage nochmals die Frage der strittigen Pfänder prüfen. Lloyd George werbe heute lDonnerstag) vormittag einen Kabinettsrat einberufen. Inzwischen werbe auch Poincarü seine Kollegen unterrichten, um im Einverständnis mit ihnen zu handeln. Reuter meldet, Lloyd George stattete Mittwoch vor mittag Poincarö in seinem Hotel einen Besuch ab und nahm mit ihm bas Frühstück ein. In ihrer Gesellschaft befand sich auch Theunis. Lloyd George lehnte es ab, über bas Er gebnis seiner Unterredung mit Poincarü Mitteilungen zu nrachen. Einer der hervorragendsten Teilnehmer an der Kon ferenz sagte bei der Rückkehr in sein Hotel, er glaube nicht, baß es möglich fei, eine Grundlage für ein Abkommen zn finde«. Die vorherrschende Auffassung geht dahin, daß, wenn auch nicht alle Hoffnung aufgegebe« zu werden brauche, die Lage doch sehr schwierig sei. Ein Abbruch würde nicht überraschen. Der Sonderberichterstatter des „Intransigcant" kenn zeichnet den Stand der Konferenz nach der Unterredung zwischen Lloyd George, Poincarv und Theunis am Mitt woch vormittag wie folgt: Da jeder bei seinem Standpunkte bleibe, sei die Lage gespannter als je und im Augenblick hofsnnngslos. Einer der Unterhändler habe geäußert, es seien keine Grundlagen sür eine Verständigung denkbar. Für den Fall, baß die Meinungsverschiedenheiten nicht zu überwinden seien, schreibe man Poincars die Absicht zu, sofort die Kammer einzuberufen. Das britische Kabinett znsammcnberusen. Wie Reuter erfährt, ist auf Grund der Tatsache, daß keine Verständigung zwischen den Alliierten in Sicht ist, für heute eine Sitzung des britischen Kabinetts zusammen berufen worden. Die Minister sind in ihre verschiedenen Ferienaufenthalte verstreut. Viele von ihnen müssen eiligst aus dem Auslande zurückkehren. Es wird erklärt, daß die Lage zweifellos ernst ist. Tas Kabinett wird heute ernste Entscheidungen zu treffen haben. M MW M SMMlM» VemW. Reuter erfährt: Der Bericht des Sachverstän- digenausschusses über die Vorschläge Poincares ist überreicht worden. Der Ausschuß ist zn dem Schluß ge kommen, daß die Vorschläge überhaupt keine außer ordentlichen Gelder von Deutschland einbringe« würde«. Hinsichtlich des Vorschlages, daß die Alliierten eine Kontrolle über die deutsche« dem Staate ge hörenden Bergwerke und Forste « errichte« sollte«, stimmte« der italienische «nd der japanische Vertreter mit der britischen Regierung darin überein, daß eine solche Maß nahme zwecklos sei, außer als Sanktion. Was die vor geschlagene Zollinie zwischen dem besetzten Gebiet «nd dem übrigen Deutschland anbelangc, so waren alle Alliierten außer Frankreich der Ansicht, baß eine solche Maßnahme unerwünscht sei. Gegen die Anregung, daß die Alliierten Anteile von 6S Prozent an deutschen chemi schen Fabriken übernehmen solle«, erhoben alle Alliierten außer Frankreich Widerspruch «nd betrachte« eine solche Garantie als Grund sür Dentschlaud, mehr Papiergeld z« drucken. Die nächste Sitzung der Konferenz wird am Freitag früh stattfinden. Die britische« Minister nehmen den Standpunkt ein, baß es nicht wünschenswert sei, irgend eine Meinung über die Lage zu äußern, bevor sie mit ihren Kollegen be raten haben. Gespannte Lage in London. Ae „X» Ihr «lU-chteii, »«» »>e v„lch»«e i» »er dmaastchr e»Ieh>«, »«erreicht. gibt das Maß der wirklich geleisteten Arbeit. Um endlose Reibereien anSzu'chließen, werden Zeitsplitter bis zu fünf Minuten als geleistete Arbeit gerechnet. Dienstbereitschaft wird verschieden bewertet, z. B. wird sie beim Lokomotiv- personal mit 80 Prozent, beim Bahnhofs- und Zugbegleit- personal mit 50 Prozent und beim BewachungSpersonal mit 33V« Prozent als Arbeit angerechnet. Die Länge der Dienstschicht ist nach oben begrenzt «nd ergibt sich nach ihrem Gehalt an wirklich geleisteter Arbeit. Das Personal hat im Jahr Anspruch auf mindestens 52 Ruhetage zu je 32 Stunden Mindestlänge. 17 hiervon sollen auf Sonntage entfallen. Der wteroatilmale Bergarbeiterkougretz nahm Mittwoch nach einem Bericht des Belgiers Bethier über die Arbeiterkontrolle in der Industrie eine Entschließung an, in der es heißt: Es wird als Pflicht der nationalen Sektionen erklärt, sich für die Einführmm von Betriebsräten in der Bergbauindustrie einzusetzen. — Das Büro wurde be- auftragt, die Beziehungen zu den amerikanischen Bergarbeiter, organisationen wirksamer zu gestalten. Die Hauptführer der rufstsche« Sozial revolutionäre zum Tode verurteilt. Reuter meldet aus Riga: Der Moskauer Oberste Ge. richtShof hat Dienstag über die Hauptführer der Sozial- revolutionäre das Todesurteil ausgesprochen. Ihre Rainen lauten: Gotz, Donski, Gerstein, Gendelman, Grabowski, Litzatschew, Jwanof, Eugenie Radberg, Elkiud, Kinozejew, Morozof, Aljanow, Altowski, Helene Iwanowa. Der all- russische Zentralvollzugsansschuß hat beschlossen, das Todes- urteil zu bestätigen, aber seine Ausführung anizuschirben, die indessen zu einem baldigen Zeitpunkt stattfinden soll, falls die sozialrevolutionäre Partei ihre Gewalttaten und Spionage gegen die Sowjetregirrung nicht einstellen sollte. Japan an» Sawjetnitzland. Vor einigen Tagen wurde über Riga ans Rußland gemeldet, daß der frühere Vertreter Sowjet-Rußlands in Berlin, Joffe, nach dem fernen Osten abgcreist sei, um, mit außerordentlichen Vollmachten ausgerüstet, Unter handlungen mit den Japanern anzuknüpfcn. Jetzt ver lautet aus Loki», die javanische Regiernng bemühe sich, die sowjet-russische Regierung zu überreden, Sibirien in gleicher Weise für alle Personen zu öffnen, wobei die Ver waltung des Landes Rußland überladen bleiben soll. Zu diesem Zw.ci seien Verhandlungen inir der Republik des Fernen Ostens eröffnet worden. Japan sei darauf aus, öle Handelsbeziehungen mit Rußland wieder aufzunchmen. Wahrscheinlich würden die Javaner nnd Russen in Chorbin zusammcntreffen. Anzeichen für eine Schwenkung in der Politik Ja pans gegenüber Sowjet-Rußland machten sich schon seit längerer Zeit bemerkbar. Um eine Schwenkung, eine sehr scharfe Schwenkung handelt es sich jedenfalls. Tie japa- Nische Regierung war gegenüber Sowjet-Rutzland stark in terventionistisch gestimmt und in der Republik des Fernen Ostens sah man in Tokio lange Zeit nur eine Vorfrucht für eine japanische Kolonie. Daher die Halsstarrigkeit, mit der man die im Prinzip längst zugesagte Zurückziehung japanischer Truppen aus dem Wladiwostoker Gebiet immer wieder hinausschob. Noch in Genua wurde die schroff feindselige Tonart Barthous gegen die Sowjetdeleaierten noch durch die des japanischen Vertreters übertroffen? Umso bedeutungsvoller erscheint die neue rnssisck-iavanischc An näherung, die jetzl offenbar vorbereitet wird. Besonders bemerkenswert ist »u der japanischen Meldung der Hln- weis darauf, daß Japan bemüht sei, die sowiet-russische Regierung zu überreden, Sibirien in gleicher Weise für alle Personen zu öffnen. Die japanische Diplomatie gibt sich gewiß keinen Täuschungen darüber hin, mit wieviel Argwohn ihre Unterhandlungen mit Sowiet-Rußland von Washington wie Lpndou aus verfolgt werden. Darum sucht sie das amerikanische und englische Mißtrauen im Keime zu ersticken, oder auch nur den zu erwarteuöen Vor wurf, in Sibirien Sondervorteile zu erstreben, durch eine gegenteilige Versicherung zuvorzukommen. In Wirklichkeit haben natürlich, nach allen in der Mandschurei und Mon golei gemachten Erfahrungen, die Amerikaner und Eng- lander allen Grund, an der Uneigennützigkeit der japa nischen Diplomatie in Sibirien zu zweifeln. Offenbar ist es Javan vor allem um die Ausbeutung sibirischer Wälder zu tun. Schon im April 1920 waren in Japan 29 Wald gesellschaften entstanden, die auf balvige Gelegenheit zur Ausbeutung sibirischer Holzbestände warteten. Das Forst- gebiet der Republik des Fernen Ostens wird auf über «0 Millionen Acres geschätzt. In diesen Wäldern befinden sich mehr als 60 Arten Land- und Nadelbäume, die sür Bau- und Bearbeitunaszwecke geeignet sind. Hauptsächlich Der „Bruch". Schon wieder wird in London mit dem Bruch der Entente gedroht. Er schtvebte schon oft über den Verhand lungen zwischen den französischen und englischen Staats männern und auch das Wort wurde schon ausgesprochen, da» Wort, von dem doch immer etwas zurückbleibt und in der Tat, wenn die Drohung mit dem Bruch auch immer die letzte Möglichkeit war, zum Kompromiß zu gelangen, die Lage ist immer ernster geworden und der Bruch der Entente ist unvermeidlich infolge der gegensätzlichen In teressen, auch wenn er noch diesmal durch die belgischen Vermittelungsbemühungen verschoben werden sollte. Die Zeit der Umarmungen in herzlichster Gemeinschaft ist vorbei, die Spannungen und Gegensätze sind mit der Hand zu greifen, aber die Lage Deutschlands wird dadurch nicht verbessert, daß eine strengere und eine mildere Me thode mit einander streiten, denn Deutschland ist und bleibt doch immer das Objekt, aus dessen Haut man Riemen schneiden will und Potncarö will sie lieber sogleich ganz abziehen, England nack und nach, damit es auch die nach gewachsene Haut nach dem Frieden von Versailles nutzbar machen kann. So viel Poincarö auch von produktiven Methoden spricht, so viel wenige* kann wirtschaftlich daraus 'm End- effekt herauSkomnien, während tatsächlich die englische Methode größere Leistungen notwendig macht, nur daß Deutschland politisch dabei erhalten bleiben kann. Lloyd George und auch der englische K'nanzministcr Horne haben ihren französischen Kollegen mit brutaler Offenheit ins Gesicht gesagt, worauf eS ihnen ankoinmt, nämlich voll- ständige politische Niederwerfung Deutschlands, und in die-, sem Ziele scheiden sich die englischen uns französischen Interessen so scharf, daß in der Tat ein Bruch zu erwarten ist, wenn Lloyd George fest bleibt. Was bedeutet der Bruch? Tie Entente, die gemeinsam den Krieg führte, besteht längst nicht mehr. Aber Ser ge meinsame Friede zwang zu einem Zusammenwirken, das immerhin noch so viel Gemeinsamkeit aufrecht erhielt, weil der Friede in den wichtigsten, den finanziellen Entschei dungen Einmütigkeit verlangt. Darum klammert mau sich auch immer wieder an die Verstcinöigung, daher enden auch die verschiedensten Gegensätze immer in einem Kompromiß, weil anders oie ganze Frievensfrage einen Sprung ins Dunkle bedeutet, der Vertrag unn Versailles jedenfalls keinen Augenblick länger bestehen kann und kern Mensch wissen kann, welche Auswirkungen der vertraaslosc Zu stand zeitigen kann. Der englisch-französische Machtkampf ist ungewiß für beide. Die Wahrscheinlichkeit spricht da für, daß Frankreich ermüden muß, wenn es nirgends die Mittel erhalten kann, die es braucht. Tas wei>- man in Frankreich genau so gut und deshalb ist auck für Poin- carS der Triumph des Starrsinns nicht verlockend. Für Deutschland indessen würde der Bruch in der nächsten Zukunft die denkbar schwersten Folgen habe», denn es würde den französischen Mllitärsticfel in einer Weise zu fühlen bekommen, daß eine Schreckenszeit herein brechen müßte. Um so schwerer würde der französische Druck auf Deutschland sein, als Frankreich die englischen Machtmittel zu spüren bekäme und es würde ein offener Kriegszustand zwischen einem unbewaffneten und wehr losen Volke gcsien den Militarismus extremster Potenz be deuten. Die Lösung — die allerdings keine ist — erscheint bereits am Horizont: ein kurzfristiges, vielleicht nicht ein mal bedingungsloses Moratorium und all die wirtschaft lichen und finanziellen Schrecken würden uns rasch in den Zusammenbruch treiben, ehe noch der Oberste Rat sich zu neuer Besprechung am Konferenztisch zusammcnfludck. Bruch oder Kompromiß zwischen der Entente bedeutet für Deutschland also nur die Wahl zwischen dem Untergang durch politische oder wirtschaftliche Mittel. M MMmr» MW» Sam M »M MW. Der bayerische Ministerpräsident Graf Lerche Il feld ist Mittwoch in Begleitung der Minister Schweyer und Gürtner in Berlin eingetroffen, um die durch den Brief des Reichspräsidenten an den bayerischen Minister präsidenten angeregten Verhandlungen über die G c - setze zum Schutze der Republik und der bayeri schen Verordnung auszunehmen. Graf Lerchenfeld besuchte den Reichspräsidenten um> den Reichskanzler. Um 11 Uhr begannen in der Reichskanzlei die Verhandlungen unter dem Vorsitz des Reichskanzlers. An den Verhand lungen nahmen außer den bereits genannten bayerischen Ministern der bayerische Gesandte v. Preger und von den Reichsministern neben dem Reichskanzler die Minister der Justiz, des Innern, der Wirtschaft und der heute morgen aus Bayern zurückgckehrte Reichsernährungsm'nister teil. Tie Aussprache erstreckte sich über den ganzen Komplex der zwischen dem Reiche und Bayern zn behandelnden Kra gen. Sie ist Mittwoch nachmittag in Einzelbesprechungen zwischen den beteiligten Ressorts fortgeführt worden. Wie die Berliner Blätter Mitteilen, dauerten die Be sprechungen der bayerischen Minister Lr. Schweyer und Gürtner mit den Reichsministern Tr. Köster und Nad- bruch gestern nachmittag bis in die Abendstunden hinein. Laut ..Tageblatt" konnten diese Einzelberatunge» gestern abgeschlossen werden. Heute vormittag findet eine Voll sitzung der bayerischen Regierungskommis- kion mit der Reich srepierung unter dein Vorsitz des Reichspräsidenten statt. Tas Blatt hofft, daß die Besprechungen im Laufe des heutigen Tages beendet wer den können. — Nach einer Meldung der „Deutschen Allge meinen Zeitung" wird die bayerische Kommission am Frei tag wieder in München erwartet, wo sie dann dem Mi nisterrat und den Vertretern oer Regierungsparteien Be richt erstatten wird. Die Ausweisungen von Deutschen aufgeschobeu. Das Pariser „Journal" berichtet ans Strasburg, daß dort der Befehl eingetroffen sei, die ausgesprochenen Aus« Weisungen von Deutschen bis auf weiteres aufzufchieben. Nach dem Berichterstatter des Blattes hatte man für gestern abend den Beginn der Ausweisungen erwartet und für die Durchführung dieser Maßnahme bereits 50Polizeiinspektoren bereit gestellt. Die Arbeitszeit bei der Reichsbahn. Der NeichSverkebrSminister hat, wie schon kur» berichtet wurde, die neuen Dienstdauervorschriften für die Reichs, bahnen in Kraft gesetzt. Sie bringen eine Reihe grundsätz licher Neuerungen, insbesondere im Bereiche der ehemaligen preußischen Staatseisenbahnen, und die Verwaltung erwartet eine wesentliche wirtschaftliche Hebung durch die neuen Zu stände. ES wird künftig grundsätzlich unterschieden zwischen geleisteter Arbeit, Aufenthalt am Dtenftplatz ohne Arbeits leistung (Dienstbereitschaft» und Pausen, d. h. Zeiten, während welchen eine Entfernung vom Dirnstplatz erlaubt ist. Diese Unterschiede ermöglichen es nicht nur, den achtstündigen Arbeitstag völlig unangetastet zu lassen, sie verwenden ihn sogar als alleingültigen Maßstab für jeden Dienst. Jeder Vorgang erfährt ein« durchschnittliche Bewertung. Die Summe der dtenktltchen Boroäna« wäürend einer Laicht er«
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