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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.10.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111016026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911101602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911101602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-16
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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Nip)lFcr TllgeblaU s 14 892 lN-chtauschl.h) Cel.-ÄNschl.^ 14 693 l 14 894 <r.l.-Ä°W.l!EHandelszeitung Ämlsklatl des Nates lind des Notizeiamtcs öer Ltadt Leipzig. flr Inserat« au» Lrtpzta und Umgeba», »t« llpaltig« V«tit»«tle Ä PI„ die Reklame» »eil« I Mk. von au»wärt» ZV Ps„ Reklame» llv Mk. Inserate von Behörden im amt lichen Teil di« Petitzeile S0 Ps E«lchasl»onzrig«n mit Platzoorschrifte« im Preis« erhöht Rabatt nach Tarik. Beilagcgebüdr Gesamt auslag« L Mk. o lauiend erkl. Postgebühr. Teilbeilag« d^oer. Fekterteilt« Aufträge können nicht »urück- a«»og«n werde. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keiae Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: I»ba,ni»a«g« 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Erpeditionen de» In- und Ausland«». Druck »ad Verla, »»» Fischer ch Kürste» Inhaber: Paul Kürst«». Redaktion und Geschistsftell«: Iohannisgass« L Haupt-Filiale Dresden: Seestrahe 4, 1 (Telephon 46211 Nr. 287 Montag, gen le. Dltmbcr lSli.' tvS. Ishrgang. Unsere heutige Morgenausgabe umfaßt 1V Seiten, die Abendausgabe 8 Seiten, zusammen 18 Seiten. Die Revolution in Lisins hat die amerikanische Kausmannswelt in große Er regung versetzt, da eine große Menge ameriiani äien Kapitals an chinesischen Unternehmungen interessiert ist. Die Nachrichten, die aus China und New Park eintresfen, werden mit großem Interesse verfolgt. Vor den Zeitungsgebäuden stauen sich Hunderte von Menschen um die letzten Nachrichten, die aus Peking dort eintreffen, zu erfahren. In Londoner, mit Len ostasiatischen Verhältnissen vertrauten Kreisen erregt es große Beunruhigung, daß sich unter den ä.inesiichen Revolutionären nach den letzten, aus zuverlässigen Quellen stammenden Mitteilungen eine große Anzahl als Chinesen verkleideter Javaner befinden. Man fürchtet, daß japani che Geheim agenten bei dem Ausbruch der Revolution ihre Hand im Spiele hatten und daß Japan bei der Neugestaltung der Dinge in China im trüben zu fffchei beabsichtigt. Puanschitai hat sich noch nicht erklärt, ob er be reit ist, dem Ruse zu solgen, den der kaiserliche Hof an ihn hat ergehen laßen. Inzwischen ist der energische Tschenghuenhen zum Vnekönig von Szet- schran ernannt worden. Gleichzeitig hat er die Funktionen eines Oderkommandierendcn aller kaiser lichen Truppen in seiner Provinz erhalten, die er jetzt sammelt, um gegen die Rebellen vorzugehen. Das Zögern Puanschikais an die Spitze der taiser- lichen Truppen zu treten, dürfte damit Zusammen hängen, daß die Revolution von Stunde zu Stunde weitere Kreise umsaßt, und daß der selbst außer ordentlich weitgehenden reformerischen Ideen hul digende Puan chikai sich nicht bei seinen früheren Anhängern, den jetzigen Rebellen, zu kompromittieren gewillt ist. Eins sieht jedoch fest, ob für oder gegen die Revolution, Puanschikai wird in den Wirren, die jetzt die Grundfesten des Reiches erschüttern, eine hervorragende Rolle spielen. Im einzelnen liegen über die Fortschritte der Republikaner und über die Maßnahmen der Regierung folgende Depeschen vor: Der Kampf um Hanyang. Hankau, 16. Oktober. lE. D.) Der Kampf um das Arsenal von Hanyang hat sich in anderer Form abgespielt, wie die ersten Berichte meldeten. Die Republikaner hatten bereits von dem Arsenal Besitz ergriffen, als einige kaiserliche Kanonen boote das Feuer auf das Arsenal eröffneten. Darauf hin setzten sich die republikanischen Führer mit den Konsuln der europäischen Mächte in Verbindung und erklärten ihnen, daß sie gezwungen seien, die schweren Geschütze des Arsenals in Stellung zu bringen, um den Angriff der Kmonenboote abzuwehren. Sie machten jedoch gleichzeitig darauf aufmerksam, daß das Feuer der schweren Geschütze die russische und englische Niederlassung erreichen und dort Der falsche Sunöertmsrklchein. 9s Roman von Arthur Zapp. (Nachdruck verkoken.) Landgerichtsrat Werder nickte, lächelte gerührt und drückte seinem Sohne herzlich die Hand. „Nun also! Da ist es doch für uns beide von Wert, unsere Auffassung von ihrem Charakter be stätigt zu hören. Du bist ja doch sicher, nur Gutes zu vernehmen." Richard Werder nickte freudig und überzeugt. „Meinetwegen, Papa", willigte er ein. „Tue, was du für gut hältst! Aber —" ein sonniges Lächeln glitt über seine angeregten, strahlenden Züge, „du versprichst mir, daß du mir auch das volle, ungeschminkte Gutachten des Kanzleirats mitteilen wirst." „Das verspreche ich dir." Ein erneuter Hände- druck des alten Herrn bekräftigte sein Versprechen. Dann kam ihm plötzlich noch ein anderer Gedanke. „Weißt du", sagte er lebhaft. „Mir fällt eben «in, daß ich mit dem Kanzleirat morgen vormittag amtlich zu sprechen habe. Bei der Gelegenheit werde ich ihm den Brief vorlegen. Wenn du Zeit und Lust hast, holst Lu mich mittags von meinem Bureau ab. Jcy kann dir dann gleich mitteilen, was der Grapho loge geäußert hat . . Als Landgerichtsrat Werder am anderen Vor mittag in seinem Bureau di« amtliche Angelegen heit mit dem Kanzleirat erledigt hatte, legte er ihm zwei Briefe vor: Jngeborg Rulands Schreiben an feinen Sohn und jenes anonyme Schriftstück, das in Sachen Fritz Stangen eingegangen war und in dem die Absenderin so dringlich und warmherzig für die Schuldlosigkeit des jungen Malers eintrat. Schon nach kurzer Prüfung erklärte der Grapho- löge, daß beide Briefe von derselben Hand her rührten. „Sind Sie dessen ganz sicher?" fragt« der Unter suchungsrichter. „Gewiß! Da kann auch nicht der mindeste Zweifel bestehen. Genau dieselben energischen, kräftigen Grundstriche und dieselben schwungvollen Haarstriche in beiden Briefen. Derselbe Charakter der Hand schrift ist in beiden Schreiben unverkennbar, nur daß in dem einen, dem an Sie gerichteten, die Hand schrift absichtlich etwas verstellt ist. Freilich, es ist der Briefschreiberin schwer geworden und immer schweren Schaden anrichten würde. Daraufhin be fahlen die Konsuln den kaiserlichen Kanonen booten das Feuer einzustellen. Agitatoren als Kulis und Bettelmönche verkleidet. Peking, 16. Oktober. (E. D.) Die Regierung ist mit stetig wachsender Besorgnis über die Ausbreitung des Aufstandes erfüllt. Aus Singapore eingelaufene Telegramme besagen, daß die in den Straits Settlements ansäisigen Chinesen nicht nur große Summen zur Unterstützung der Revolution geopfert haben, sondern auch Freiwilligenkorps bilden, um den Revolutionären zur Hilfe zu eilen. Die reichen, den großen chinesischen Logen ange hörenden Großkaufleure von Singapore haben mehrere Dampfer mit Kriegsmaterial ausgerüstet, das für die Rebellen bestimmt ich Auch die Aufrufe und Flugblätter, die in Millionen von Exemplaren von Emissäre > der Revolution in Pünnan und in den übrigen Provinzen des Südens verbreitet wer den. stammen aus den chinesis en Druckereien in Singapore. Seit Wochen bereits sind Hunderte von Söhnen der wohlhabenden Singapore- Chinesen unter der Maske Arbeit suchender Kulis nach dem Norden gegangen, um den Aufruhr zu predigen. Auch von Tibet aus sind Rebellen- Emissäre als Bettelmönche verkleidet nach Szetschwan gelangt, um von Dorf iu Dorf zu eilen und die eingeweibten Führer über den Zeitpunkt des Beginns des Aufstandes zu verständigen. Peking, 16. Oktober. lEig. Drahtm.) (Eine Million für einen Kopf.) Wie die Regierung erfahren hat, ist die Seele des chinesischen Auf standes Dr. Sunyatsen in der letzten Woche in Schanghai gewesen. Die Negierung hat den Preis, den sie auf seinen Kopf gesetzt hat. auf eine Million Taels erhöht. Außerdem hat sich die Regierung einige der findigsten Pinlerton-Deteküos aus Amerika ver chrieben, um sich der Person Dr. Sunyatfen zu versichern. Peking, 16. Oktober. (Reuterbureau/ Infolge der über die chinesische Presie verbängten Zensur ist die OeffenUichleit ohne alle Nachricht über die Lage: aber die beständigen Truppenbewegungen rufen große Erregung hervor. Die chinesischen Banken werden gestürmt. Die Einleger tragen ihr Geld in ausländische Banken. Auf dem Wege nach Hankau. London, 16. Oktober. (E. D) Wie ein hiesiges Blatt aus Peking unter dem 15. d. M. melde, ist der Krtegsminister und sein Stab nachmittags nach dem Süden abgereist. Der Dienst für die Truppenzüge arbeitet vorzüglich. Bis Dienstag werden 34 Züge mit insgesamt 24000 Mann die Fahrt nach Hankau antreten. Der Krieg um Tripolis. Die Landung der Italiener in Tripolis. Rom, 16. Oktober. (Eig. Drahtmeldung.) Die Ausschiffung des italienischen Expe» ditionskorps in Tripolis ist gestern beendet wieder treten die charakteristischen Eigentümlichkeiten I ihrer Handschrift zutage. Sehen Sie zum Beispiel j dieses eigentümlich schwungvolle L —!" „Das ist mir auch schon aufgefallen. Und welche Charaktereigenschaften prägen sich in der Handschrift aus?" „Sehr vorteilhafte." Der Kanzleirat sah wieder angelegentlich in die beiden Briefe. „Die Schreiberin besitzt einen ausgebildeten, ernst strebenden Geist, einen hohen, von edlen Empfindungen beseelten Sinn, einen entschiedenen, festen Charakter und bei alledem ein zartes, feines Empfinden." Der Landgerichtsrat nickte zustimmend. „Ganz meine Ansicht." Dann fügte er mit einem dringlich forschenden Blick hinzu: „Die Möglichkeit, daß nur eine Aehnlichkeit der Handschriften vorliegt, ein Zweifel an der Identität der Verfasserin dieser beiden Schriftstücke ist nach Ihrer Ueberzeugung aus geschlossen?" „Vollkommen ausgeschlossen." „Nun schön! Dann danke ich Ihnen." Als der Kanzleirat gegangen war, saß der Unter suchungsrichter noch geraume Zeit vor den beiden Briefen und verglich noch einmal angelegentlich, mit tiefer Eindringlichkeit die Handschrifften. Schließ lich zuckte er mit den Schultern, seufzte und wandte sich seinen amtlichen Pflichten zu. Um halb zwei Uhr erschien der Marineoffizier im Bureau des Vaters. Don seinen hübschen Zügen leuchtete ein gespanntes Interesse und zugleich eine begeisterte Zuversicht. „Nun, Papa?^ Die ernste, verhaltene Miene des alten Herrn erregte sein Befremden. Eine plötzliche Unruhe stieg in ihm auf. „Was hat denn der Kanzleirat gesagt? Hat er sich etwa ungünstig —?" Landgerichtsrat Werder unterbrach. „Nein — nein! Sein Urteil ist ganz so ausge fallen, wie du es erwartet haft." Er wiederholte die Wort« Les Graphologen. „Ich wußte es ja!" rief der jung« Mann mit der Glut und dem Enthusiasmus des Verliebten. „Aber was hast du denn, Papa?" setzte er erstaunt, be fremdet hinzu, als er in dem Antlitz des alten Herrn so etwas wie einen Ausdruck von Bedauern, wenn nicht von Mitleid gewahrte. Der Landgerichtsrat zögert« noch; unschlüssig starrt« er mit finster gerunzelten Brauen auf den worden. Auch sieben Aeroplan-e und zwei lenkbare Militärballons sind in Tripolis angekom- men und werden sofort der Heeresverwaltung in Tripolis zur Verfügung gestellt werden. Die Senussi und der Heilige Krieg. Frankfurt a. M., 16. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Der „Franks. Ztg." wird aus Konstantinopel gemel det, daß in Benghasi der Scheich der Se nussi und bei allen Stämmen durch Sendboten den Heiligen Krieg gegen Italien predigen läßt. Wenn sich die unter dem Einfluß der Senussi stehenden Stämme der Tibbu und Tuaregg in Be wegung setzen, so würden über 150000 be waffnete Männer ins Feld rücken können, und die Lage der sich in einiger Entfernung von der Küste befindlichen Italiener wäre ernstlich gefähr det. Für die Verteidigung in Tripolis spielen die angrenzenden Bezirke von Benghasi eine wichtige Rolle, da Sad Nahmed Al Scherif, der Nach folger des Mahdi daselbst eine fast unangefoch tene Autorität besitzt und die von der Oase Kufra ausgehenden Befehle unbedingt befolgt wer den. In ägyptischen Banken hat der Scheich der Senussi eine Million Pfund deponiert, die die Steu-ererträgnisse darstellcn und aufbewahrt werden, um in Zeiten der Not der Verteidigung des Landes zu dienen. Außerdem besitzt er in den Klöstern von Benghasi einen Viehbestand von 200 000 Stück. Aus Kefre werden fortgesetzt beträchtliche Mengen Lebensmittel und Munition nach Benghasi eingeführt. Die Araber gegen die Türken. Rom, 16. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) „Gior- nale d'Jtalia" meldet aus Tripolis von gestern: Die Araber von Dschebel und Ehurian ergrif fen gegen zerstreute türkische Trupps, die sich ihres Viehs und der Gerste bemächtigen woll ten, die Waffen. In dem sich entfpinnenden Kampfe hatten die Türken und Arabrr mehrere Tote u:rd Verwundete. Die Araber sollen gesiegt haben. Italienische Truppenkonzentrationeu an der öster reichischen Grenze. Wien, 16. Oktober. (Gig. Drahtmeldung.) Die „Zeit" berichtet über große italienische Trup pe nkonzentrationen an der österreichi schen Grenze und behauptet, daß Liese Maß nahme des italienischen Generalstabes auf dem scharf ablehnenden Standpunkt Oesterreich-Ungarns, allen Versuchen Italiens, den Krieg auf europäischen Boden zu verpflanzen, zurückzusühren ist. Die Mobi lisierungen sollen sich dem genannten Blatt zufolge auf die Korps von Turin, Mailand, Verona und Kenua erstrecken. Da von diesen Korps bisher noch keine Truppen nach Tripolis abgcganeen sind, liegt die Vermutung nahe, Laß diese Mobilisierungen nur erfolgt sind, um die Besatzungen an der öster reichischen Grenze zu verstärken. Die Dardanellen durch Minen gesperrt. Mailand, 16. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Der „Secolo" meldet aus Malta, daß die englischen Be hörden eine Bekanntmachung erlassen haben, aus der ersichtlich ist, daß alle Schiffe, die in der Richtung nach den Dardanellen fahren, auf Anordnung der türkischen Behörden nach Sonnenuntergrna sich den Lcuchttürmen von Kum-Kalessr auf nicht mehr als 6 Meilen nähern dürfen. Sie müssen die Rächt in der Bcschik Bai an der Insel Tenedos zubringen. Dadurch bestätigt sich das Gerücht, daß die türkische Negierung die Ein samt in die Dardanellen durch Minen ge sperrt hat. Die Türkei und der neutrale Schiffsverkehr. Konstantinopel, 16. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Die türkische Negierung hat den diplomatischen Ver tretern der Mächte in einer Note Mitteilung zu gehen lassen, welche Schiffe, die aus den Häfen des Schwarzen Meeres den Bosporus und die Dardanellen passieren, sic als Konter bande betrachtet. Slbinsicndnnqen, die für neu trale für Häfen bestimmt sind, dürfen anstandslos die genannten Wasserstraßen passieren. Die für Ita lien bestimmten Sendungen melden nur durchge lassen wenn sie keine M ?rialien für Waffen oder solche selbst .'r keine Sendun gen für die italienischen Behörden an Bord mit sich führen. Auch Sendungen an Kauf leute, die mit den italienischen Behörden in Verbin dung stehen, werden ohne weiteres beschlagnahmt werden. Auch solche Schiffsladungen werden als Konterbande betrachtet, die für be stimmte befestigte Häfen oder andere den italienischen Streitkräften als Unterstützung dienende Plätze bestimmt sind. Als derartige Plätze sind an» zusehcn: Svezia, Civitavecchia. Neapel, Tarant, Bari, Brindisi, Ancona, Catania, Syrakus und Castella Mare di St. Bia. Keine Ausweisung der Italiener aus der Türkei. Saloniki, 15. Oktober. (Petersburger Telegr- Agcntur.) Das hiesige jungtürkische Komitee wurde von Konstantinopel dahin verständigt, daß die Re gierung entschieden ihre Zustimmung zur Anwendung von Gewaltmitteln gegen die Italiener verweigere. Mithin sei die A u s w e i s u n g n i ch t d u r ch f ü h r- b a r. Man solle danach trachten, die mohammedani schen Elemente nicht weiter aufzuregen, sondern kaltes Blut bewahren und Geduld zeigen. Da- gegen wird anempfoblen, alle Geschäftsver bindungen mit Italien abzubrechen sowie Angestellte und Arbeiter zu entlassen. Der Kriegs minister befahl, während der Dauer des Krieges den Reservisten nicht mehr zu erlauben, sich vom Militär dienst loszukaufen. In Saloniki waren bereits 12 000 Pfund Befreiungsgelder von wohlhabenden Reservisten bezahlt worden. Lie kslonislpolMker bei üen kongoverbsnülungen. Marcel Hutin. der geschickte diplomatische Reporter des „Echo de Paris", macht in seinem Blatt inter essante Angabe über die Kongooerhandlungen. Seinen Jnsormationen zufolge werden die Verhand lungen in Berlin nicht mehr von Kiderlen- Wächter und Cambon allein geführt, sondern beiden Diplomaten sind ausgezeichnete Kolo- nialtenner beigeordnet, die die einzelnen Punkte zu regeln berufen sind. Zur Unterstützung anonymen Brief nieder, dessen Absenderin ihm ja jetzt nach der Erklärung des Schreib'sachverständrgen nicht mehr unbekannt war. Endlich raffte er sich entschlossen auf. Ls war ja sicher, so sagte er sich, die höchste Zeit einzugreifen, um die Reigung in dem Herzen seines Sohnes nicht noch tiefere Wurzeln schlagen zu lassen. „Ja, mein lieber Junge", begann er, „ich habe die allerdings etwas Ernstes sehr Ernstes mitzuteilen. Ich glaube, Laß wir uns trotz alledem doch in Jnze- oorg Rulands Charakter gründlich getäuscht haben." „Papa!" rief der Offizier unwillig und schmerz lich erregt. Der alte Herr legt« seinen einen Arm um des Sohnes Schultern. ,Zch würde dir einen schlechten Dienst erweisen, wollte ich dir die Wahrheit verbergen. Also Jngeborg Ruland ist nicht das unbescholtene junge Mädchen, für das wir sie bisher gehalten haben. Da —" er griff hastig, mit zitternder Hand nach dem anonymen schreiben, warf noch einen warmen, mitleidigen Blick aus seinen Sohn und reichte ihm das bedeutungsvolle Schriftstück — „lies und du wirst mich verstehen!" Richard Werder nahm mechanisch den anonymen Brief und begann zu lesen. Er stutzte schon nach den ersten Zeilen, blickte auf seinen Vater, las weiter und lies schließlich die Hand mit dem Bries sinken. Ganz verwirrt und bestürzt, mit verzerrtem Gesicht sab er den neben ihm Stehenden an. „Ja, Papa, ist denn das nicht Jngeborgs Hand schrift?" Der alte Herr nickte tiefernst. „Ja, sie ist es — «in wenig verstellt, aber doch deutlich erkennbar." Der jung« Offizier griff mit beiden Händen nach Kiner Stirn. Das ominöse Schriftstück flatterte zu Boden. Der Landgerichtsrat hob es auf und legte es wieder auf den Tisch. Richard Werder sank auf den hinter ihm stechenden Stuhl. „Wa — was soll denn das heißen, Papa?" Der alt« Herr stand dicht hinter seinem Sohn und legt« ihm wieder seine Rechte auf di« Schulter. „Du hast ja gelesen", erwiderte er. „Sie be müht sich, den wegen des Verdachts der Falschmün zerei verhafteten Maler zu entlasten." „Und du glaubst, daß sie ihm wirklich das Geld geschenkt hat?" „Nein, das glaub« ich nicht. Ich glaube nur, daß sie sich für ihn interessiert und aus üiHem Grunde —" „Papa!" schri« der unglückliche junge Mann auf und verfärbte sich jäh. „Du glaubst doch nicht, daß sie Er schwieg und schlug erschüttert seine Hände vor das Gesicht. Landgerichtsrat Werder nickte ergriffen, zauderte einen kurzen Moment und entgegnet« dann ent schlossen: „Ja. mein lieber, armer Zunge, es hilft nichts, sich die Wahrheit zu verhehlen. Ich glaube, daß sie die Geliebte des Malers ist." Ein Stöhnen kam als Antwort auf diese Er klärung zwischen den noch immer krampfhaft vor das Antlitz des jungen Mannes gepreßten Händen hervor. Plötzlich sprang der Marineoffizier in die Höhe: in seinen Mienen arbeitete eine heftige Bewegung: dunkle Glut schoß ihm wieder in bas Antlitz; seine Hände spreizten sich gegen den alten Herrn, seine Augen flammten; alles an ihm schien heftige Abwehr. „Nein, nein!" rief er stürmisch. „Ich glaube es nicht. Unmöglich ist das. Dann wäre sie ja —I Nein, nein! Dann hätte sie ja mit mir eine grau same, eine elende Komödie gespielt. Dann wäre sie ja eine ganz — ganz gewissenlose, schändliche Kokette. Nie, nie werde ich das glauben Wie heftige Sturzwellen ergossen sich die Sätze aus dem Munde des furchtbar Erregten. Er stürzte wieder zu dem Tisch, beugte sich über den Brief unr las ihn noch einmal, während es ihm in den Schläfen hämmerte und die Puls« stürmisch klopften. Hastig kehrt« er sich wieder zu seinem Vater zurück; Furcht und Hoffnung blitzten aus seinen Augen. „Aber daraus — daraus kann man doch noch nickst schließen —" stammelte er. „Vielleicht ist es doch nur die Begeisterung für den Künstler, di« sie trieb. Ja, ich erinnere mich, sie hat schon einmal uns gegenüber ihren Glauben an die Schuldlosigkeit des Malers beteuert." Er trat an fernen Vater heran und in seiner furchtbaren Erregung faßte «r ihn am Arm. „Meinst du nicht auch, Papa, daß es nur die un- . überlegte Handlung eines schwärmerisch, ideal ge- sinnten Mädchens ist?" Der alte Herr bewegte mit resignierter, mitleidiger Miene den Kopf. „Nein, das glaub« ich nicht. Das Motiv war «in andere», denn es sind mir noch andere Umstände bekannt, di« sie weit schwerer belasten. Sie steht schon feit längerer Zeit, wie es scheint, mit dem Maler in persönlicher Verbindung " „In persönlicher —? Woher weiht du da«, Papa?" (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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