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lt. er. IN. m. ». nl. r. Laa»» ^ckhr: «SI ¬ MS lür ranich- »rky. m. ein. NftN. mann, nt. er. elnein on der >!ath» !achm. > Uor: 8 »r » »ä ik». «. SeUsze. MMmoih, N. vkmber lSil. Leipziger Tsgeblstt. Nr. 282. lOS. Hstirynny. Nervus rerum. Satirischer Zeitroman von Edward Stilgebauer. lNachdruck verboten.) Zwölftes Kapitel. Und nach vierundzwanzig Stunden war alles vor über. Am Abend des folgenden Tages war Desiree tot. Mitleidig hatte endlich der Genius die Fackel über dem Haupt der Unglücklichen gesenkt. Aber das waren vierundzwanzig stunden gewesen in dem Leidenszimmer des neuerbauten Sanato riums von Walldorf, während derer die schrecklichen Qualen der unglücklichen jungen Frau auch andere Gemüter als die des Kommerzienrates Salomon von Fink und Frau Kalinla Nordens im Innersten hätten vmwälzen können. Mit unendlicher Sorgfalt hatte Franz Schäfer sich nur der Behandlung der zu Tode Verwundeten ge widmet. Kein Schlaf war in der ganzen Nacht und während des folgenden Tages auf sein Auge ge kommen, Stunde um Stunde hatte er an Desirees Leidensbette ausgeharrt, auf Mittel sinnend, ihr zu helfen oder doch wenigstens ihre Qualen zu lin dern. Mit rührender Liebe hatte Frieda Schäfer die letzten furchtbaren Stunden der Sterbenden zu er leichtern versucht. Während Frau Katinla aus dem Zimmer der Schmerzen und Les Todes floh, war Frieda stand haft geblieben bis zum letzten Augenblicke und hatte unermüdlich die Brandmäler der im wilden Schmerze Stöhnenden mit linderndem Wasser gekühlt. Vergebens hatte sich der schwache Fritz Norden zu einem heroischen Entschlüsse aufgerafft, er hatte seinen Freund Franz gebeten, doch das letzte Mittel eine" operativen Eingriffes nicht unversucht zu lassen und Stücke aus seiner eigenen Haut, aus Armen und Beinen auf die Brandwunden Desirees hinüberzu verpflanzen. Aber Fritzens Opfer waren umsonst gewesen. Der zerstörte Teil der Haut war viel zu groß, er war unersetzlich und unaufhaltsam schwand das Leben der namenlos Geprüften dahin. Wie ein Bettler war sich Salomon von Fink an dein Sterbebette feines einzigen und letzten Kindes vorgekommen. Der junge Badearzt, den er am Mor gen des Unglückstages noch mit der ihm eigentüm lichen Herablassung behandelt, er war in einer Stunde für ihn zu einem Gott geworden. An Franzen?, Lippen hatten seine Blicke ge hangen, jedes Wort und jede Anordnung waren diesem vom Munde abgelesen worden, bis er schließ lich das letzte traurige hatte sprechen müssen: „s ist vorbei." In diesen vierundzwanzig Stunden in dem Leioerszimmer des neuerbauten Sanatoriums von Walldorf wurden auf einmal in den Köpfen Les Kommerzienrates und Fritz Nordens, Frau Katinkas und Metas neue Werte erkannt und geprägt. All die Millionen, die Salomon von Fink in Be wegung setzen konnte, uüd die er schon in Bewegung gesetzt hatte, sie waren nicht dazu imstande, auch nur das zu leisten, was hier der einfache Badearzt Franz Schäfer und seine Schwester Frieda aus Menschen liebe und Menschenmitleid taten. Ohnmächtig hatte Salomon von Fink, ohnmächtig Frau Katinka und ohnmächtig Fritz Norden an dem Schmerzenslager des vergötterten Lieblings ge. standen, noch nicht dazu imstande, das zu leisten, was die Qualen lindern und den Brand kühlen konnte . . . und die dankbaren Blicke der Leidenden und Sterbenden, sie hatten keinem von ihnen, sondern Franz und Frieda aegotten, wenn diese lindernde, eiskalte, feuchte Tücher auf die glühenden Wunden legten. Ganz Walldorf, sein ganzes 'Vermögen Härte der verzweifelte Kommerzienrat dem jungen Arzte für ein Wort der Hoffnung, für ein einziges, freudiges uird mutiges Aufleuchten in seinem ernsten Ge sichte gegeben. Aber das Gesicht Franz Schäfers blieb ernst und düster nichts regte sich in seinen Zügen von Stunde zu Lkvnde, während deren er, der Arzt, unaufhaltsam Las Leben aus dem zuckenden Körper der jungen Frau entfliehen sah. Wie ein Held hielt er stand an diesem Kranken bette. Mit solchen Gefühlen hatte er noch an keinem Schmerzenslager gestanden. War es ihm doch zu mute, als vollziehe sich hier in diesen furchtbaren Stunden der gewaltige Wille eines übermächtigen Schicksals. Schien es ihm Loch, als sollten in dem sinnlosen Feuer, das den zarten Körper der armen unschuldig Dahingeopferten verzehrt hatte, Seelen geläutert und neue Menschen gebildet werden. In stummem Schmerz, nur hie und da einen Blick auf die unermüdlich mitwirkende Frieda werfend, hatte Fritz Norden in einer Ecke des Sterbezimmcrs gesessen, der eitle und große Fritz Norden, der schwache Charakter, dessen stolzes Gebäude von Reichtum und Glück ein umgcstotzenes Spirituslämpchen vernichten konnte. Von Zeit zu Zeit mar der Kommerzienrat in das Zimmer getreten, der Vater, der vor dem furchtbaren Anblick floh, Lei ihm mit der Berufung nach 'Wall dors einen Gefallen getan und der nicht geahnt hatte, daß er dazu gekommen war, dis Schmerzen in der Todesstunde seines einzigen Kindes zu lindern, Bal sam in die Wunden zu träufeln, für die es keine Heilung gab. Daß er, der Bruder der von diesen so tief belei digten n rd verletzten Schwester, allein unter all den Tausenden von Aerzten auch noch dieser letzte Tröster werden sollte, wer hätte das wohl gedacht? Auch die Nerven Fritz Nordens waren nicht stark genug gewesen, um aus,urhalten bis zu Desirees letztem Atemzuge. Nur Franz und Frieda waren geblieben, während die andern draußen ihrer Not und Verzweifelung die Zügel hatten schießen lassen. Nur Franz und Frieda und noch eine . . . dritte hatten standgehalten . . . Meta. Denn auch Meta hatte zu sühnen. In diesen vierundzwanzig Stunden am Leidensbett der vergötterten und verhätschelten Desiree hatte sie in Friedas Wesen erkennen müssen, was wahrer Seelenadel und wahre Seelengröße sei. Diese Frieda, die sie einst, einer schlechten Regung ihres Herzens folgend, weil sie sie los sein wollte, bei einer Karoline Leichter schlecht gemacht, wie stand sie jetzt da, sie allein an dem Bett der Sterbenden eine schmerzlindernde Freundin derer, die ihr selbst, wenn auch unbewußt, die tiefste Wunde geschlagen hatte? Wie standen sie nun da vor Franz und Frieda, sie und die Mutter und Fritz, die diese allein und einsam hatten aus dem Hause gehen lassen, so bettel- > arm, Gaben der Liebe, der bi» zum letzten Atemzug getreuen Liebe aus ihren reichen Händen heischend und empfangend. Sie mußte sühnen, an Frieda und an Franz . . . und sie wollte sühnen. In diesen vierundzwanAig Stunden des Leidens und des Sterbens war es rhr wie Schuppen von den Augen gefallen in dem Feuer, das Desirees Leib verzehrt«, ihre junge Seele gereinigt und geläutert worden. Unter was für Menschen hatte sie denn bislang gelebt und gewandelt? Mit welchen Gewichten hatte man denn dort gewogen, mit welchen Maßen denn dort gemessen? Und seltsam, plötzlich hatten zwei Gestalten vor ihr gestanden in dem Innersten ihrer jungen Seele, wie das eigentlich gekommen war. darüber wußte sie sich keinerlei Rechenschaft zu geben, aber sie stan den mit einem Male nebeneinander: Bodo von Eck- städt, an den sie in all den Wochen noch gedacht hatte, und Franz Schäfer . . . Wie mußte ein Bodo von Eckstädt ausfehcn. wenn man ihn an Franz Schäfer maß? An dem Manne, der dort vor dem Bette einer Fremden, einer Frau, der seine Schwester ihr tiefstes Hcrzleid verdankte, Stunden für Stunden sich mühte, um Schmerzen zu lindern, Qualen zu stillen und Gutes zu tun . . . „Gutes zu tun", fuhr es ihr da mit einem Male durch den Kopf. War das am Ende der Sinn des Lebens, gab das dem Leben erst seinen tieferen Ge halt? War das mehr wert, als nach dem Golde zu Haschen und auf seinen Vorteil zu lauern. Stundenlang hatte sie mit leuchtenden Augen Franz Schäfers aufopfernde Tätigkeit am Bette der Sterbenden verfolgt. Wie sie diesen Mann in der kurzen Zeit, die sie ihn kannte, lieb gewonnen, weil er, ohne nach etwas anderem zu fragen, einfach Gutes tat, wie sie der Schwester dieses Mannes, ohne nach etwas anderem gefragt zu haben, einfach Böses getan hatte . . . Wenn man das fertig brachte, so zu werden, wie er, seiner würdig, ihn verdienen, vielleicht hätte dann das Leben doch einen tiefen Sinn . . . In solcherlei Gedanken versunken, hatte Meta Novden, in deren junges Leben nun der Tod in so schrecklicher Gestalt eingegriffen hatte, diese furcht baren vierundzwanzig Sterbestunden verbracht. Am Nachmittage des Todestages hatte Franz Schäfer den Platz an Desirees Sterbebette seinem Vater eingeräumt. Tie Kranke hatte endlich die Be sinnung verloren, sie schien nichts mehr von ihren Schmerzen zu fühlen, und er konnte nun nichts mehr für sie tun. Der Familie zuliebe war der alte Pfarrer Schäfer gekommen. Desiree selber konnte er keinen Trost bringen, aber am Ende war seine Anwesenheit den Angehörigen doch eine Erleichterung. Zwischen sieben und acht Uhr abends, als die Sonne wieder unterging, hatte Desiree ausgerungen. Zwei Tage später fand in der kleinen Dorf kirche von Walldorf, dem Platze, an dem Pfarrer Schäfer ein ganzes Leben lang gewirkt hatte, eine ergreifende Trauerfeier für das einzige Kind des Kommerzienrates statt. Zahllose Gäste. Freunde und Bekannte Salomon von Finks waren aus der Stadt herausgckommen und noch nie halte Las bescheidene Kirchlein von Walldorf solche Leute aus diesen Gesellschaftsschichten in seinem Innern versammelt gesehen. Die Lorbeer- und Orangenbäume von der Terrasse des Grand Kötel und Kurhauses Walldorf hatte man in die Kirche geschafft und sie bildeten hinter dem Altäre eine ernste, düstergrüne Gruppe. Die hohen Kirchenfenster waren verhängt, Trauerflorezogen sich um die Empore, auf der sich die Orgel befand. Dor dem Altäre hatte man den schwarzbcschlage- nen, mit Kränzen und Palmen überladenen Kata falk errichtet, auf dem der silberbcschlagene Sarg aus dunkel gebeiztem Eichenholz stand. Alle Kerzen in der Kirche brannten, wie schön auch die Iulisonne draußen über den Fluren Wall dorfs schien. In die Kirche fiel nur der gedämpfte Strahl des Hellen Tageslichtes, denn hier war alles feierlich, ernst und schwarz. Um zehn Uhr morgens läutete die Kirchcnglocke, die nach Pfarrer Schäfers Geheiß im Momente der Eröffnung des Kurhauses Walldorf nicht hatte läuten dürfen, denn um diese Stunde sollte der alte Seelsorger die Einsegnung der Leiche vornehmen. Der Gemeinderat von Walldorf hatte einen Riesenkranz aus weißen Rosen gestiftet. Ihren Bürgermeister an der Spitze war die Vertretung des Dorfes vollzählig erschienen In nächster Nähe des Sarges saßen der tiefge beugte und nicht wieder zu erkennende Kommerzien rat, Katinka Norden dicht verschleiert. Meta im schwarzen Kleidchen, hinter ihr Fritz und nicht fern von diesem Franz und Frieda Schäfer. Dis auf den letzten Platz war die Kirche gefüllt. Mit den Städtern hatte sich ganz Walldorf, soweit dies dort noch irgenwie sitzen oder stehen konnte, ver sammelt. So bis auf den leisten Platz gefüllt hatte Pfarrer Schäfer seine kleine Kirche in all den Jahrzehnten seiner Amtsführung sein Lebtag noch nicht gesehen. Wie ein Prophet des Alten Bundes sah er heute aus. Der düstere Flackerschein der zu seiten des Sarges brennenden Kandelaber, das unstete Licht der flirrenden Altarkcrzen fielen auf sein ernstes, strenges, bartloses Gesicht, um welches das schlsh- weiße, noch immer volle Haar seiner Locken wallte. In dem Dämmerlichte der Kirche schien seine Ge stalt zu wachsen, wie er so stumm und starr, in den ge falteten Händen das Kruzifx des Erlösers, vor dein Altäre stand. Ein Brausen ging durch die kleine Kirche. Mit dumpfen tiefen Akkorden setzte das Präludium der Orgel ein. Kein Auge in der Kirche war während des feier lichen Gesanges dieses ernsten Liedes, das von bei nahe hundert Kindcrstimmen getragen, durch den schwarzvcrhängten Raum geschwebt war. trocken ge blieben. Ms die letzten Akkorde der Orgel verrauscht waren, ergriff Pfarrer Schäfer das Wort: Scharf und deutlich, einem schneidenden Schwerte vergleichbar, drang seine Stimme durch den stillen Raum der Kirche bis zu der hintersten Bank. Herzaufrüttelnd und seelenerweckend. So hatte der Vater noch ui« gesprochen, mußten Franz und Frieda denken, so wie er heute an diesem Sarge sprach. (Schluß in der Abendausgabe.) uaebkolxevcko Vorkanksstollov' InutnIIntton«- karl-koloestr. 30, b'ernruk 13421. V I? vgpfstas tilgpstf krouleuedterkadttlr, It. r, Olli lllbt llllstlll«, kauütilckter 8telurrox 2. keM, lsr L 6», k. Otto Mler, LW« L MriM KsszeMM, 8priuaerstr. 33, Isouaevmliblir., b'vrorut 4685. korurnt 13420. mitMMllmeilMnigekil vlMsMkdk'eiiiier üb« WligÄesLöZvechnuck äpMrliche Ekloge u. Vorführung ömL Kruno-MMlrSrpor »ro«z Kasten unstexren^te I^estensäauer, weil 8ie naek äew ^.stüawwen 8t088- UNkt 80stlagfö8t 8M(t. — Iw Lsbrauost (t38 billig8t6 Fabrikat IVlM Mickt: VSUtsod, kl»2v208I80d, IlLlienisek, 8pa.rü8vti, lürkiZek u. 6risekl8ed. öeriin ^.65, kiiestenzvaläer 81r. 10. ksn mliiW im kiMllkll lntmm iii<> HMftkü üsM-iilMlM, III kMiiiiiWil KmiM» MIllitii. A?6s8Ks . Iiun8t UNkt Antiquitäten -Mtz täpsn- unkt 6kina-Kun8t vjz H vjz (WHVLkrSI'I'Xl'85Ti^58k 14 «77» Isspslsn Serie I Kollo 8 14 pkg. reizende Muster Serie II »Io IS-IT pfg. herrl. Muster, Goldtapeten usw, Serie Hl Kollo 20 2V pfg. vornehm und hochelegant Sette IV »oll« von 27 «n Fond», Stoffimitationen. »» 18 MümMeM. 18 T»pvtva-VerIl»ak»-l-08eIl»ek»kt. Inletts, Bettfedern. Steppdecke» »verVen neutzezagen. L. Uetcksri», Dorottzeenstrane >. »««» Trosseltnch, vorzgl. f. dess. Hrrr.-u.Darn.-Wäsch«, letnenartig, Meter 4» Günstige Lffrrte für Brautleute. 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