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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.10.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111010016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911101001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911101001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-10
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Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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2. Beilage. Dienstag, 10. Oktober ISN. Leipziger Tageblatt. Nr. 281. 105. Jahrgang. politische Umschau. Die milltärilche Mgzeug-Gntmickelung in Deutlchlanü. Die von der preußischen Heeresverwaltung be absichtigten Neuerwerbungen von Flugzeugen werden eine beträchtliche Vergrößerung des Flugzeugparks in Döberitz mit sich bringen, so daß die dort zur Verfügung stehenden Anlagen nicht mehr ausreichen. Es ist daher geplant, eine Dezentralisation des Fliegerkorps eintreten zu lassen und Flugzeuge wie Fluozeugoffiziere auch auf andere Truppen übungsplätze zu verteilen. Zn Döberitz bleibt die Fliegerschule, bei der ein nächster Ausbildungs kurs in den Monaten Oktober und November statt finden soll. Bisher haben etwa 40 Offziere die militäri che Flugzeugführer-Prüfung abgelegt und bestanden. Der Flugsport hat in der Person des Prinzen Heinrich von Preußen schon vor Jahres frist den ersten fürstlichen Jünger und Anhänger ge funden. Jetzt ist ein Prinz sogar unter die aviatischen Erfinder gegangen. Prinz Friedrich Sigismund von Preußen, der älteste Sohn des Prinzen Friedrich Leopold, Leutnant im ersten Garderegiment z. F., hat ein Flugzeug konstruiert, dessen Bauplan in allen seinen Einzelheiten von ilm selbst stammt. Der Apparat, ein mit 56pferLigem Motor versehener Eindecker, ist bereits fertiggestellt und wird z. Z. aus dem Bornstedter Feld ausprobiert. Zunächst sind vom Prinzen nur Fabrverjuche unternommen worden. Die ersten Flugversuche sollen erst gemacht werden, wenn der Apparat sich beim Fahren hin reichend sicher gezeigt bat. Der Prinz, der bis jetzt noch nicht geprüfter Flugzeugführer ist, will ver suchen. das Pilotenexamen auf seinem eigenen Flug zeug abzulegen. Deutsches Reich. Leipzig, 10. Oktober. * Der Thirion-Prozeß, der am 12. Oktober den vereinigten 2. und 3. Strafsenat des Reichsgerichts beschäftigt, wird vollständig unter Ausschluß der Oeffentlichkeit verhandelt werden. Eintritts karten zu den Verhandlungen werden nicht aus gegeben. * * Die deutsch-französischen Marokkooerhandlungen. Wir können bestätigen, daß am Sonntag wieder eine Zusammenkunft zwischen Cambon und Kiderlen stattgefunden hat. Ueber das Ergebnis wird jedoch Stillschweigen bewahrt. Die von französischer Seite ausgesprochene Erwartung, daß noch am Montag eine amtliche deutsch-französische Bekanntmachung erfolgen sollte, hatte wenig für sich. Zum mindesten lag nahe, daß man den französischen Ministerrat, der für Dienstag einberufen ist, abwartete. * Conzes Nachfolger. An Stelle des früheren Ministerialdirektors Dr. Conze ist der Geheime Ober regierungsrat Ebermeyer zum Dirigenten der Finanzabteilung des Kolonialamts ernannt worden. * Das Ncichsoiehseuchengesetz wird im Frühjahr des nächsten Jahres in Kraft gesetzt werden, nachdem der Bundesrat in diesen Wochen die Ausführungs bestimmungen zu diesem (besetze endgültig ver abschieden wird. Die Einzelstaaten haben mit zwei Ausnahmen ihre Ausführungsgesetze zum Reichs- otthfeuchengesetz von den Landtagen bereits an nehmen lassen. Der Reichstag hatte das Viehseuchen- geietz vor 2H4 Jahren verabschiedet. * Die 19. Kommission des Reichstags zur Vorbe. ratuug des Schiffahrtsabgabe ngesetzes nimmt ihre Beratungen bereits am Dienstag wie der auf, um in der 2. Lesung fortzufahren. * Unterstützungsfonds für wehrpflichtige Ausländs deutsche. Von zuständiger Stelle wird wiederholt darauf hingewiesen, so schreiben die Mitteilungen des Vereins für das Deutschtum im Auslande, daß mittel lose Deutsche, die sich im Auslande befinden. Unter stützungen aus dem dazu bestimmten Fonds des Aus wärtigen Amtes erhalten, um ihnen die Erfüllung de: Militär- und Wehrpflicht zu erleichtern. Pflicht mäßigem Ermessen der Kaiserlichen Vertreter im Auslände ist es überlassen, welche Unterlagen sie im Einzelfall als Nachweis der Mittellosigkeit für ausreichend erachten. * Eine Neugestaltung des deutschen Intendantur wesens ist für die nächste Zeit beabsichtigt. Eine vom Kriegsminister eingesetzte Kommission ist damit be schäftigt, Vorschläge in dieser Richtung auszuarbeiten, die vor allem auch Vereinfachungen für den Etat und für das Rechnungswesen bezwecken. Dem Reichs tage wird mit dem neuen Etat eine diesbezügliche Denkschrift zugchen. * Ein wissenschaftliches Urteil über Bebels „Er innerungen". Im neuesten Hefte der „Historischen Zeitschrift" veröffentlicht der Heidelberger Historiker H. Oncken eine ausführliche Besprechung des ersten Teils der Lebenserinnerungen Bebels. Oncken be ginnt seine Kritik mit dem nachstehenden Gesamt urteil: „Wer die Wucht dieses rednerischen Tempera ments kennt oder die Wirkungen abschätzt, die der Schriftsteller Bebel immerhin über Hunderttausende ausgeübt hat, wer die Autorität beobachtet, die der Siebzigjährige mit Anpassung und Herrschsucht noch heute in seiner Partei genießt, kurz, wer ihn als eine historische Erscheinung unserer Volksgeschichte im neuen Reiche nimmt, der entzieht sich nach der Lektüre dieser Lebenserinnerungen schwerlich einem Gefühl peinlicher Enttäuschung. Nach ansprechen den Ansätzen autobiographischer Art verlaufen sie allzubald trocken und verworren und verbreiten in dem, was über das ganz Persönliche hinausgeht, nur selten neue Erkenntnis: sie fallen allzuoft in eine be drückende Banalität und übertreffen noch die er schreckende Nüchternheit in den Aufzeichnungen seines alten Gegners Eugen Richter. Gewiß wirkt die schlichte und anspruchslose Wahrhaftigkeit sym pathisch, aber darüber hinaus kommt eine Persönlich keit überhaupt kaum zur Geltung. Die mühselig er schlichenen historischen Ueberblicke bleiben ohne Per spektive, die eigenen Erlebnisse erscheinen nicht in einem einsichtigen (wenn auch parteimäßigen) Zu sammenhänge, sondern dienen positiven Nutzanwen dungen von einer Aermlichkeit, wie sie sich lang jährigen Nur-Parteipolitikern häufig mitzuteilen scheint. Die Dinge haben nicht etwa durch die Distanz gewonnen, sondern nur verloren — und zwar mehr als der historischen Bedeutung dieses Lebens ent spricht." * Nochmals Edisons Aeußerungen über Deutsch land. Wie schon von anderer Seite wird auch durch die Bergmann-Elektrizitäts-Werke A -E. Berlin eine Aufklärung zu den angeblichen abfälligen Aeu ßerungen Edisons über Deutschland gegeben. Edison hat von der „Amerika" aus dem Generaldirektor Bergmann durch Funtspruch folgende Nachricht zu kommen lassen: „Ich habe keine Aeußerungen getan, daß die deutschen industriellen Unternehmungen ver altet sind, sondern ganz im Gegenteil, daß sich die selben in höchst entwickeltem Stadium befinden Allerdings habe ich gesagt, daß die Deutschen selbst zuoegeben hätten, daß die kommerzielle Praxis ihrer Geschäftswelt nicht auf so hoher Stufe stehe, als die englische." * Ueber eine bedeutende Steigerung der Baum- wollerzeuguug in unseren Kolonien schreibt man uns von unterrich.eter Leite: Nach zuverlässigen Mit teilungen aus Togo wird dieses Schutzgebiet im lau- senden Jahr für mehr als eine Million Mark Roh baumwolle ausführen. Der erste Baumwollexport aus Togo sand im Jahre 1903 statt und belief sich auf kaum 40000 Im Jahre 1909 ergab die Aussuhr- statistik der kleinen Kolonie eine Ausfuhr an Roh baumwolle von etwa 400 000 Innerhalb zweier Jahre ist nun wiederum mehr als eine Verdoppelung der Baumwoll -Er zeugung erreicht. Diese Steigerung ist um so be achtenswerter, weil sie nahezu ganz auf der Ernte farbiger Bauern beruht und nur zu einem geringen Teil größeren Pflanzungen entstammt. Dabei ist die Qualität sehr gut: in einem kürzlich an das Neichs- Kolonialamt gerichteten Schreiben wurden die jüng sten Sendungen von Togo-Baumwolle als „ein vor zügliches Material, welches die ersten vielversprechen den Erträge der Togo-Baumwollkultur in der Quali- tät wiede'r erreicht hat", bezeichnet. — In Deutsch- Ostasrika besteht ein ausgedehnter plantagenmäßiger Baumwollanbau seit 1903. In den letzten beiden Jahren hatte man hier viel unter Schädlingen zu leiden, das Jahr 1911 hat jedoch nach dem Rückgang der Ernten «ine wesentliche Besserung gebracht, die sich allerdings zahlenmäßig noch nicht ausdrücken lägt. Da bereits 1910 für «/s Millionen Mark Roh baumwolle aus Deutsch-Ostäfrila ausgcführt wurde, so wird in diesem Jahr sicher dis Summe von einer Million erreicht werden. Unsere Schutzgebiete w:r- den also zusammen einen Baumwollexport im Werte von über 2 Millionen Mark aufzuweisen haben. Diese Leistung ist in weniger als einem Jahrzehnt erreicht, sie ist in erster Linie der Tätigkeit des Kolonialwirt- fchaftlichen Komitees zu danken. Die deutsch ostafri- kancsche Baumwolle hält an Qualität den Vergleich mit den bcsieren ägyptischen Marken aus. während man in Togo hauptsächlich nordamerikanische Spiel arten anbaut. Das in unseren Kolonien für Baum- ivolloersuche aufgewendete Kapital beziffert sich auf etwa 2 Millionen Mark. Da nun unsere Kolonien bis zum vorigen Jahr etwa für 5 bis 6 Millionen Mark Baumwolle geliefert haben, so sind jene Sum men jedenfalls nicht vergeblich ausgegeben wo:den. * Betriebsergebnisse der siidwestafrilanischen Süd bahn. Das Betriebsiahr vom 1. April 1910 bis 31. März 1911 kann als normal nicht bezeichnet wer den. weil ein großer Teil der Einnahmen aus dem Verkehr von Baugut für den Neubau der Strecke Keetmanshoop—Kub fließt, nahezu die Hälfte der Gesamteinnahmen. Gleichwohl sind fast überall die Einnahmen gewachsen: es wurden 31 322 Personen befördert gegen 18 934 in den sechs Betriebsmonaten des Vorjahres. Um den Anforderungen des Verkehrs zu entsprechen, wurde bei der Hauptstrecke von Kest- manshoop nach Lüderitzbucht wöchentlich einmal ein Eilzug eingelegt, der die 373 Kilometer lange Strecke in 12^ Stunden zurücklegt, also mit einer Durch schnittsgeschwindigkeit von annähernd 30 Kilometer. Die 7 Kilometer lange Dünen strecke verursacht noch immer einige Sorge wegen der Wanderdünen. Doch hat die Anwendung von Rohrmatten zur Bedeckung des Sandes befriedigende Resultate ergeben. Immerhin müssen durchschnittlich 100 Mann mit dem Freihalten der Dünenstrecke be schäftigt werden. * Die Missionsgesellschasten im Schutzgebiet Togo entfalten eine reg« Tätigkeit. Im Jahre 1910 wur den 4033 Eingeborene nach christlichem Ritus getauft. Die Gesamtzahl der eingeborenen Christen betrögt ungefähr 20 000, wovon ungefähr 13 200 sich zur katho lischen und 6500 zur protestantischen Religion be kennen. Etwa 900 gehören zur Wesleyanischen Methodistenmission. Die Schulen Togos, 292 an der Zahl, wurden 1910 von 10193 Kindern, Knaben und Mädchen, besucht: an diesen Schulen wirkten 427 ein geboren« Lehrer und 19 eingeborene Lehrerinnen. * Bekämpfung der Schlafkrankheit in Togo. Zur gemeinsamen Bekämpfung der Schlafkrankheit in Tcgo ist zwischen der Kaiserlich Deutschen Regierung und der Königlich Großbritannischen Regierung am 17. August ein Abkommen geschlossen worden, das das „Deutsche Kolonialblatt" veröffentlicht. Beide Ne gierungen wollen ihre Kolonie möglichst gründlich auf Schlafkrankheit untersuchen und sachverständige Aerzte in den verseuchten Gebieten anstellen und in einen dauernden Meinungsaustausch über das Um- sichoreifen der Seuche treten. Von beiden Seiten will man auch mit allerlei Mitteln gegen die Schlaf krankheit oorqehen. Das einstweilen auf die Dauer von drei Jahren abgeschlossene Abkommen tritt am 1. Dezember d. I. in Kraft. Ruslsnü. Sesterrei ü,-Ungarn. * D'e Obstruktion im ungarischen Abgeordneten hause ist auch jetzt noch nicht überwunden. Graf Hhuen-Hedervary wartet nun schon sechs Monate auf einen Umschwung, aber vergebens. Er kündigt in sei nen Organen zwar an, «r werde in einem von ihm noch zu wählenden Zeitpunkt zur Offensive über gehen. doch will er den Obstruktionlsten noch immer Zeit lassen, zur Besinnung zu kommen. Unterdessen haben 64 größere ungarische Gemeindevertretungen die Obstruktion verurteilt und, gestützt auf diese Kundgebungen, gedenkt die Regierung an die Mehr heit des Abgeordnetenhauses mit dem Verlangen auf Abänderung der Geschäftsordnung heran zutreten. Grundsätzlich kann auch die Opposition nichts gegen einen solchen Antrag einwenden, weil sie selost die Geschäftsordnung wiederholt für revisions bedürftig erklärt hat. Zwar wird es nicht ohne großen Skandal abgehen, da es sich für die Regierung nur um scharfe Bestimmuirgen handeln kann. Aber es ist hohe Zeit, daß die Regierung aus ihrer Passivität heraustritt. da das Wehrgesetz vor Schluß des Zahres erledigt werden muß. * Die böhmische nationalpolitische Kommission setzte in ihrer ersten Sitzung in Prag einen fünf- zehngliedrigen Arbeitsausschuß ein, der nach Er ledigung der notwendigen Vorarbeiten seine Tätig keit aufnehmen wird. — „Bohemia" meldet, die Tschechen verlanoten die Durchberatung des ge samten Ausaleichsmaterials und lehnten den sogenannten kleinen Ausgleich ab. Frankreich. * Tie Untcrsuchungskommission über die „Liberte- Katastrophe hat die sofortige Beseitigung aller Pulvervorräte älterer Fabrikation an Bord der Kriegsschiffe beschlossen. * Der zehnte internationale Schiffahrtskongreß wurde am Montag unter dem Präsidium des Han delsministers Couyba in Paris eröffnet. Belgien. * Landesverteidigung. Am Sonnabend fand ein Ministerrat statt, an dem sämtliche Minister teil nahmen. Zur Beratung gelangte die Frage der Landesverteidigung und der notwendigen Reformen der F est u n g s b a u t c n. Man beschloß, einen Landesverteidigungsrat einzuletzen, an dessen Spitze der K ö n i g stehen soll. Italien. * Bon der preußischen Eesandtsch.«st bei der Kurie. Zum zweiten Attache an der preußischen Gesandt schaft beim Vatikan wurde Baron v. S k i r b e n s k y, ein Neffe des Prager Kardinals, ernannt. Der neue Attache ist katholisch, während das sonstige Personal der Gesandtschaft seit vielen Jahren ausschließlich protestantisch war. Legationsrat v. Vergen verläßt am 16. Oktober endgültig den römischen Posten, auf dem er als Berater des Gesandten wie als Geschäftsträger vielfach unter schwierigen Um ständen gute Dienste geleistet hat. v. Bergen dürfte zunächst im Auswärtigen Amte beschäftigt werden, um alsdann einen selbständigen Auslandsposten zu erhalten. England. * Die Jndienreise des englischen Königspaarrs. Das englische Königspaar wird nach den neuesten Meldungen am 14. November L. I. seine Reise nach Indien antreten, um dort die 2 albung zum Kaiserpaar von Indien vornehmen zu lassen. Im Gefolge des Königspaares werden sich hohe Staats- und Würdenträger befinden. * Der Ueberdreadnought „König Georg V." ist an« Montag in Portsmouth glücklich von Stapel gelaufen. Prinzessin Christian von Schleswig- Holstein taufte das Schiff mit einer Flasche Kolonial wein. Der Dreadnought ist 555 Fuß lang und 89 Fuß breit. Bulgarien. * Das neue Gebäude für die deutsche Schule in Sofia wurde am Montag in Anwesenheit des vom König zur Vertretung befohlenen Chefs des Ge heimen Kabinetts Dobrowitsch und des Unter richtsministers Bobtschew feierlich eröffnet. Der deutsche Gesandte von Velow-Saleske hielt eine Ansprache, auf die der Unterrichtsminister erwiderte. Vereinigte Staaten. * Der sechste Kongreß des Deutsch-amerikanischen Nationalbundes versammelte sich in Washington und nahm einen von Dr. Ernst Richard aus New Pork namens des „Ausschusses für Friedensbestrebungen" gestellten Antrag an. nach dem der Nationalbund in den angestrebten Schiedsverträgen mitDeutsch- land, England und Frankreich einen bedeutenden Fortschritt zur Sicherung des dauernden Frie dens begrüßt. Sodann wird die deutschfeindliche Haltung des großen Teils der anglo-amerika- j nischen Presse beklagt, die in der Marokko frage ihren Höhepunkt erreichte. » Tsseschranllr. Delitzsch, 9. Okt. (V e r b a n d s t a g.) In Zschor tau fand unter vollzähliger Teilnahme der 71 Ver- bavdsvereine der Herbstabgeordnetentag Les Kreis- Kriegerrerbandes Delitzsch unter dem Vorsitz des Hauptmanns d. L. Dr. Kuntze-Delitzsch start. Redner waren der 83jährige Ehrenvorsitzende Major von Busse-Zschortau und Seminardirektor Bär-Delitzsch. Hohenthurm b. Halle a. S., 9. Okt. (Gräfin v. Wuthenau f.) Am 6. Oktober verschied im 76. Lebensjahre auf Schloß Hohenthurm Frau Pau line von Wuthenau geb. Gräfin Württemberg. Sie war seil 1857 mit dem König!. Sächs. Kammcrherrn und Major a. D. Maximilian von Wuthenau, Fidei- kommißbesitzer von Hohenthurm, Glesien und Niem berg vermähtt. Ihr Vat«r war der als Dichter be kannte Graf Alexander von Württemberg, Sohn des Herzogs Philipp von Württemberg und der Freiin Wilhelmine von Tunderfeld, Burggräsin von Rodis. Ihre Mutter Gräfin Helene von Festetics-Tolna, Tochter des Grafen Ladislaus von Festetics-Tolna und der Prinzessin Josephine von Hohenzollern- Hechingen. Die Verewigte, di« w«gen ihrer hervor ragenden Herzens- und Eeistesgaben und ihres schlichten Wesens in weiten Kreisen groß« Verehrung und Beliebtheit genoß, hinterläßt außer dem trauern den Gatten zwei Kinder, Wilma, vermählt mit dem Kammerherrn Carl von Wuthenau, der anhaltischen Linie des Geschlechts, und Carl Adam, Kommandeur des 2. König!. Sächs. Ulanen-Regiments Nr. 18, vermählt mit Gräfin Antoinette von Choteck. Erfurt, 9. Okt. (Ein Kind im Geldschrank.) In einem Hause auf der Pilse, wo ein Inkassogeschäft betrieben wird, befindet sich ein großer Tresor. Aus Spielerei ging die 14jährige Tochter des Geschäfts inhabers in den Tresor, und ein Lehrling warf die schwere Eisentür zu. Bald hörte man die Hilferufe des Mädchens, das in Erstickungsgefahr geriet: denn der Kaufmann, der den Schlüssel hatte, war aus- gepangen. Hausbewohner und ein zufällig in der Nähe befindlicher Maurer schlugen nun mit größter Anstrengung ein Loch in das Mauerwerk, so daß dem eingesperrten Kinde vorläufig wenigstens Lust zu geführt werden konnte, bis »ach der späteren Rück kehr des Vaters die Befreiung erfolgte. Eisenach, 9. Okt. (Der „Thüringer Sänger bund"). der zurzeit 3-180 Mitglieder zählt, beschloß in einer heuce hier stattgefundenen aus ganz Thüringen zahlreich beschickten Ausschußsitzung, sich zu dem 1912 zu 'Nürnberg stattfindenden Deutschen Sängersest korporativ zu beteiligen und in einem Konzert mit drei Liedern aufzutreten. Gera, 9. Okt. (Klage wegen entzogener Waiserkrast) ist von mehreren Mühlenbesitzern in Kraftsdorf und Harpersdorf gegen die Stadt Gera angestrengt worden, weil die Stadt, wie behauptet wird, mit ihrer neuen Wasserleitung den Mühjbächen Wasser entzogen und dadurch die Müller geschädigt haben soll. Die Geschädigten stellen Ersatzforderungen gegen die Stadt in Höhe von 200900 ./L Die Stadt wollte im Vergleichsweise ein Sechstel der Forderung bewilligen: der Vergleich wurde jedoch abgelehnt und der Prozeß nimmt seinen Fortgang. Werder a, d. Havel, 9. Okt. (T a t e i n e r W ahn sinnigen.) In Busendorf tötete die Frau des Arbeiters Hornig gestern in einem Anfälle von Ver - f 0 l g u n g s w a h n s i n n ihre beiden Kinder im Alter von 2 und 1 Jahr uird dann sich selbst durch Erhängen. Spandau, 9. Okt. (Schadenfeuer.) In der Asphaltfabrik von Zöllner, Wolfrert L Dröge am Spandauer Schiffahrtskanal brach heute früh Feuer aus, das erst nach dreistündiger Tätigkeit der Feuerwehr gelöscht werden konnte. Der Dachaufbau und große Teile des Gebäudeinnern wurden zerstört. Köln, 9. Okt. (Streitbare Sänger.) Nach träglich wird bekannt, daß es bei einem Gesang wettstreit in Königswinter angeblich infolge unlauterer Machinationen der Festleitung zu einer argen Schlägerei zwischen den teilnehmenden Vereinen kam, so daß schließlich die Polizei ein schreiten mußte. Anläßlich dieser und anderer auf rheinischen Eejangwettstrerten vorgekommener Miß helligkeiten wird sich der Rheinische Sängerbund, dem über hundert der größten rheinischen Gesang vereine anaehören, in der nächsttägig in Köln statt findenden Versammlung mit der Frage befassen, wie solchen Auswüchsen auf Wettstreiten zu begegnen sei. Es »ollen auch Eingaben an Fürstlichkeiten und Be hörden gerichtet werden, jeder Wettstreitveranstaltung die Unterstützung solange zu versagen, bis man Gut achten des Sängerbundes eingeholt hat. 't Frankfurt a. M., 9. Okt. (Totschlag.) Die in Offenbach beschäftigten Fabrikarbeiter Simon und Volt gerieten auf der Kahlgrundeisenbahn wegen eines Mädchens in einen Wortwechsel, der zu Tät lichkeiten ausartete. Der 17 jährige Simon zog dabei sein feststehendes Messer und brachte dem Volk einen Stich in die Brust bei. Volk stürzte tot zusammen. Das Messer hatce das Herz durchbohot.
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