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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.10.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111013014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911101301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911101301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-13
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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Morgen-Ausgabe Auzeignr-PreiS Bezugs-Preis Ktttl Ki^igtr Tageblalt .Handelszeitung los. Zshrysng !lr. 284 /reirag, üen l3. Dirioder 19N Die vorliegende Ansgalie nmsaßt 18 Leuen Der Krieg um Tripolis VW«. zurück. von 5) 75 .U 75 1U Die ihrer 4SL. .78 ll. der den .Nü. ,-L 75 50 za .15 »5 L. e. ü. L. k. e. 75 5» Kü. HUL «Ze,, xua. Die be- Der eine * In dem Berliner Prozeß gegen Graf Gisbert Wolff-Metternich wurde der An geklagte zu neun Monaten Gefängnis ver urteilt und ihm sechs Monate der erlittenen Unter suchungshaft auf die Strafe angerechnet. (Siehe Ee- richtssaal.) LS». ?wr. .50». Z- 58 55 75 ,0 50 ts * In Dresden begann am Donnerstag Deutsche Hochschullehrertag. (Siche bes. Artikel.) mux»- »öeit. dem sie eine Bittschrift wegen schleuniger Zu sammenberufung eines Parlaments einreichen wollten, zuerst nicht empfangen wurden. Man muß, um die damaligen Vorgänge richtig würdigen zu können, wissen, aus welchen Kreisen die Leute stammten, die so stürmisch parla mentarische Einrichtungen forderten, und welche Volksschichten sie vertraten. Da ist es schon bezeichnend, daß die Wählerschaft der Landtage von radikalen Fortschrittlern spöttisch die „seiden gekleidete" genannt wird. Wahlberechtigt sind nämlich nur erstens die, die eine bedeutende erzieherische oder sonstwie hervorragendeStellung im bürgerlichen Leben bekleiden, zweitens die mittleren und höheren Beamten und Offiziere und drittens die Haus- und Grundbesitzer, deren Eigentum mindestens fünftausend Dollar wert ist. Vertreter dieser chinesischen oberen Zehn tausend waren es nun, die in Peking Reden im Stile der Jakobiner hielten, die in Briefen, die statt mit Tusche mit ihrem eigenem Blute bepinselt waren, feierlich erklärten, lieber sterben, als unverrichteter Dinge in Vie Provinzen zurückkehren zu wollen. Ein brennendes Verlangen nach einer Mo dernisierung Chinas könnte sich gar nicht in solcher Weise in obersten Kreisen der chinesischen Gesellschaft einstellen, wenn nicht das alte China, nicht nur die Mandschudynastie, mit feinen Taten gänzlich am Ende wäre. Daß dies der Fall ist, lehrten auch die Zu sammenbrüche großer chinesischer Geschäftshäuser an den Küstenplätzen, die sich in den letzten Jahren ereigneten und die die fremde Kauf mannschaft in den Vertragshäfen so schwer in Mitleidenschaft zogen. Das in seiner Art be wunderungswürdige ursprüngliche chinesische Wirtschaftsleben hatte jahrzehntelang den Ein- flüssen fremder technischer Geschäftsmethoden standhalten können, bis es, nachdem die Eisen bahnen diese Einflüsse immer weiter ins Land s 14 882 tRacht,»iql-tz) Sel.-Änschl.^ 14 69» ! 14 «84 so 5,> MÜ. >,558. LwrmreiÄen in LWs. Ernste Nachrichten kommen aus China. Revolutionäre haben sich Wutschangs mächtigt. Der Vizekönig ist entflohen. Kommandant der Truppen wurde durch Bombe getötet. Die Truppen haben mit den Revolutionären gemeinschaftliche Sache gemacht. Aehnlich, wenn auch nicht ganz so schlimm ging cs vor anderthalb Jahren in Tschangtscha, der Hauptstadt der Provinz Hunan, zu. Diese ging großenteils in Flammen auf; die euro päisch geschulten Soldaten des Gouverneurs schlugen sich zu den Aufrührern und beteiligten sich an der Plünderung; fast alles Eigentum Fremder wurde zerstört, wenn auch die Eigen tümer sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Mord oder Selbstmord, man weiß es nicht genau, endete das Leben des Gouverneurs. Ein in London lebender, aus Tschangtscha stam mender Chinese erkürte damals in einem Briefe an die „Daily News": „Der Aufstand kann zum Teil auf Reismangel zurückgeführt werden, mehr noch aber auf die Feindschaft gegen die Man- dschuherrschaft, unter deren grausamer Regierung unser Eigentum, Eisenbahnen, Bergwerke usw. anderen Nationen gegeben worden ist. Die Provinzialbehörden haben von Mandschus das Recht erhalten, das chinesische Volk ohne Gnade zu bestrafen und hinzurichten, und sie morden ganz unmenschlich. Seitdem die Mandschus an der Regierung sind, wurden die meisten chine sischen Gouverneure durch Mandschus ersetzt. Die Vizekönige, Generale, Admirale, alle sind Mandschus. Das chinesische Volk leidet darunter sehr, und von Zeit zu Zeit erhebt es sich gegen seine Bedrücker. Das Ziel der Jungchinesen ist die Beseitigung der Mandschudynastie." Was damals für Tschangtscha galt, gilt ge nau so heute für Wutschang. Die Lage der Zentralregierung wird noch erschwert durch ihre ewige Geldnot. Die Gouverneure und Generalgouverneure oder Vizekönige schalteten und walteten früher in den ihnen anvertrauten Gebieten ziemlich willkürlich. Ihre Abhängig keit von Peking beschränkte sich fast darauf, daß sie einen Teil ihrer Einkünfte dorthin ab lieferten. Der Betrag, der der Zentralregierung im Laufe eines Jahres aus den Provinzen zu floß, betrug nie mehr als neunzig Millionen Taels (etwa zweihundertzwanzig Millionen Mqrk). Sechzig Millionen Taels verschlingt aber allein der Zins für auswärtige Anleihen. Was Wunder, daß die Machthaber in Peking sich fortwährend mit den Provinzialregierungen wegen eines größeren Anteils an deren Ein künften stritten. In der Regel lief der Streit darauf hinaus, daß die Gouverneure ihre Pekinger Quälgeister durch höhere Beste ch un gs- gelder zufriedenstellten. Dafür suchte man dann aus dem Aemterkauf und aus der Ausgabe von Papiergeld höhere Summen her auszuschlagen. In allen Fällen war aber das Ende vom Liede immer, daß die Gouverneure durch erhöhte Steuern aus der Bevölkerung wieder herauszupressen suchte^ was ihnen seitens der Zentralregierung direkt oder indirekt mehr abgeschröpft wurde. Es sind nicht die unteren Schichten der chinesischen Bevölkerung allein, die revolutionär gestimmt find. Man erinnere 'ich des revolutionären Gebarens, das im vorigen Jahre die Abgeordneten der Provinziallandtage in Peking annahmen, al» sie vom Regenten, hineingetragen hatten, plötzlich nachgab. alte Eeschästsmoral ist ins Wanken raten, eine neue muß erst werden, inzwischen gerät alles in Wirrwarr, wirtschaftliche Existenzkampf unter bo .H5 .50 25 50 -.0 ä Fr-edeilvsehnsilcht in Italic? Mailand, 11. Oktober. Der offiziös bediente „Corriere" glaubt zu wissen, daß alle Vorbedin gungen für die rasche Herbeiführung eines Friedens schlusses in diesem Augenblick gegeben seien. Italien sei bereit, unter den bekannten Voraussetzungen — bedingungslose Einverleibung Tripolitaniens — den Fricdensaktionen von feiten Deutschlands näher zu treten. Die Hauptschwir rig k e i t e n aber beruhen in den ungeheuren T r Up pen - K o n ze n t ra t i o n e n der Türkei an Len Grenzen Griechenlands, Montene gros und Bulgariens. Es sei aber zu hoffen, Laß die Pforte den Ratschlägen des deutschen Bot schafters in Konstantinopel Gehör schenkr und die drohenden Rüstungen wieder einstellt. Nom, 12. Oktober. (Eig. Drahtmclü.) Die re gierungsfreundlichen Organe betonen den Wunsch der Leitung der auswärtigen Politik, mit oder ohne Vermittlung befreundeter Mächte mit dem Feinde alsbald die Basis für ein friedliches Einver nehmen zu finden. Diese jetzt stärker werdende sucht nach dem Frieden wird erklärlich, wenn man in Blättern, die nicht offiziös bedient zu werden pflegen, liest, daß manche weniger günstige Nachrichten vom tripolitani. schen Kriegsschauplatz in den Papierkorb ge senkt worden seien, damit die allgemeine Freude am rasch errungenen Siege nicht getrübt werde. Von größeren Blättern warnt nur Las nationalistisch: „Giornale L'Ztalia" vor einem allzu schnellen Frie densschluß. Italien müsse die Gelegenheit wahrneh men, der Welt seine Kriegstüchtigkeit zu zeigen. Sonst käme man an manchen Stellen zu schiefen Urteilen über die militärischen Fähigkeiten und Tugenden der italienischen Bevölkerung. Man müsse eindringlichst die Großmachtstsllung des Landes dokumentieren. Das loyale Italien. Nom, 12. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Ocrochl der Beschluß der Türkei, die im Lande wohnenden Italiener auszuweisen, in Italien große Erregung hervorgerufsn hat, so will die italienische Regierung doch nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Sie hat erklärt, daß die in Italien wohnen den Türken keinen Ausweisungsbe fehl erhalten werden, sondern ruhig im Lande blei ben können. Der deutschen Botschaft in Konstanti nopel, der ja der Schutz der in der Türkei lebenden Italiener zusteht, hat die italienische Regierung 500 000 Lire zur Verfügung gestellt. Dieses Geld soll, falls der Ausweisungsbefehl für die Italiener aus der Türkei in Kraft treten sollte, an alle unbemittel ten italienischen Untertanen verteilt werden, damit Liese in ihr Heimatland zurückbesördert werden können. * Die Lraberstiimme in der Gegend Tobruk haben den Italienern ihre Unterwer fung angczeigt. (Siehe den bes. Artikel.) L .10 L. 45 r. .100. 7Y». al». 55 L. -z. Die ge- und Der den Chinesen selbst hat sich tiefgreifend verändert; er ist mannigfaltig geworden, wo er früher einheitlich und einfach war. Es entstehen neu artige, juristisch komplizierte Streitfälle, denen die chinesischen Richter nicht gewachsen sind; eine Rechtsunsicherheit greift um sich, die schriftliche Verträge wertlos werden läßt, während ehe mals zwischen bekannten Geschäftsleuten selbst im Verkehr mit Fremden eine mündliche Ver einbarung beim größten Abschluß genügte. Auf allen Gebieten sieht sich so der Verwaltungs apparat des chinesischen Reiches Aufgaben gegenüber, denen er nichtmehr gewachsen ist. Was Wunder, daß alle vorwärts drängenden Elemente mit den Kräften sympathisieren, die der morschen alten Ordnung zu einem beschleu nigten Zusammenbruch verhelfen wollen. Der allgemeine Haß gegen die regierende Mandschu dynastie erleichtert den Revolutionären ihr Handwerk. Auch an und für sich sind die Wider stände, die in China eine kühne Umsturz bewegung zu überwinden hätte, verhältnis mäßig gering. Die Zahl der Staatsbeamten ist in China im Vergleich zur übrigen Be völkerung verschwindend gering, dazu sind sie unter sich gespalten und begünstigen zum Teil selbst die antidynastische Bewegung. Im Heere kann es naturgemäß noch kein durch Geschichte und Tradition an das Herrscherhaus gefesseltes Offizierkorps geben; wie wenig zuverlässig es noch ist, hat ja wieder der neueste Aufstand bewiesen. Die Zeichen in China stehen also auf Sturm. 0. 6. » . s"«S2 lR-cht-.s«l»tz) Ttl.-Anschl. 1 14 883 sl4 884 Amtsblatt des Rates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig Ä .50 Unterwerfung der Araber. Wie in Tripolis, so haben sich auch in Tobruk die Araber freiwillig den Italienern unterworfen: Tobruk, 12. Oktober («Agenzia Stefaui".) Ein arabischer Häuptling kam gestern an Bord des Panzerkreuzers »Pisa", um seine Unter werfung anzukündigen; er versprach auch, bei den anderen Arabern für die Anerkennung der ita- liernschen Herrschaft wirken zu wollen. Die aus der Stadt geflüchteten Einwohner kehre» hierher Greuelszenea in Saloniki. Rom, 12. Oktober, (Eig. Drahtmeld.) Morgenblätter füllen einen großen Teil Spalten mit Schilderungen über Drangsale, denen die aus der Türkei fliehenden Italiener ausgesetzt sind. Nach Berichten von Augenzeugen, die jetzt in Brindisi eingctroffen sind, muß es in den letzten vier Tagen zu furchtbaren Greueltaten in Saloniki gekommen sein. Der „Messagero" meint, auch wenn der Frieden zwischen uns und dem Feinde noch in diesem Monat zustande käme, und wenn die Friedens bedingungen für uns noch so ehrenvoll wären, der durch die Exzesse der Fanatiker in der euro päischen Türkei angerichtete Schaden an Leib und Gut unserer Landsleute könnte durch die Er oberungen nicht ausgewogen werden. Auch in andern Blättern weist man auf die große Gefahr hin, den vertriebenen Italienern auch nach dem Friedensschluss in der Türkei keine Existenzmög lichkeit mehr bieten zu können. Italienischer Argwohn. Mailand, 12. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Der „Secolo" widmet den österreichischen Kriegs rüstungen in Südtirol abermals einen Artikel, in dem gesagt wird, dass diese Mobilisierungen dem stärksten Argwohn auf italienischer Seite begegnen müssen. Die von Wien aus vorgebrachten Gründe für diese ungewöhnlichen Maßnahmen tonnten unmöglich als ausreichend betrachtet werden. Griechenlands Sorgen. Mailand, 12. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Der „Secolo" lässt sich aus Athen melden, der Ver - trcter Griechenlands bei der Pforte habe auf Weisung seiner Regierung erneute Dor- sie Hungen wegen der starken Rüstungen in den türkischen Grenzdistrikten erhoben und darauf hinge wiesen, daß die am Dienstag von der Türkei ab gegebenen beruhigenden Erklärungen nicht aus reichten, um kriegerischen Konflikten vorzubeugen. Auch die Turiner „Stampa" hält auf Grund von In formationen aus römischen Regierungskreisen dis Spannung zwischen der Türkei und Griechenland für äusserst gefahrvoll. .5 mck. Dss Nichtigste. * Die Landes, ynode sprach sich am Donners tag für Beibehaltung Les Epiphanias fe ft e s als besonderen Festtag der Kirche aus. (Siehe Bericht.) tür Lripjta und Vorort« durch »»s.r. Träger und Spediteur« ?mal tialtch in» vau» ««blocht « Pt. «onatÜ. LTV !Nk. »i.neliährl. v«t «ns«rn Filialen ». An- nahmestellen abaehalt" 7S Vl- monatl.. S.LS Alk. vtetteliährl. »urch »t« Polt: tnn«rhald Drutlchland» und d«r d«uych«n Kolonien vi.rtestährl. ».« Ml., monatl. l^uMk. au»ichl. Poftdestellarld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaustaaten, Italien. Lurembura, Niederlande, Nor wegen. Oesterreich-Ungarn. Ruhland, Schweden, Echweij u. Spanten. In allen übrigen Staaten nur direkt durch die EejchSstrstell« de» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt «r>ch«tnr 2 mal täglich. Sonn» n. Feiertag» nur morgen». Abonnements-Annahmc I»hanni»g,sl« 8, b«t unteren Trogern. Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. »tn,«lv»rkaus»pr«t» 10 Ps. Blutiges Gemetzel bei Preveso. Neapel, 12. Oktober. Eine Nachricht aus Cetinfe meldet, ein blutiges Gemetzel wäre zwischen türkischen Soldaten und christlichen Landbewohnern unweit der vielgenannten Stadt Preoesa eusgebroche». Man erblickt hier in diesem Massaker Las Zeichen für den erneute» Ausbruch der aufständischen Bewegung in Albanien. önksuk einer „Laube" für üen itülienilch-tiirkilHen Krieg. Im Auftrage der italienischen Regierung erschien bei den Etrich-Wsrken in Wiener-Neustadt am Mitt woch der italienische Leutnant Eavotti von der Luft- schisfcrtrupps, der vor einigen Monaten in Wien von dem Werkmeister Illner, dem Lehrer des deutschen Fliegers Helmuth Hirth, auf der „Taube" im Fliegen ausgebildet worden war, um, wie der Korrespondenz „Heer und Politik" aus Flicgerkreisen nntgeteilr wird, eine „Taube" zur Verwendung in dem be ginnenden tripolitanischcn Landkriege zu erwerben. Es werden somit in diesem Kriege zum erstenmal Flugzeuge im Ernstfälle zur Verwendung gelangen, da die Beteiligung der Flugzeuge bei der jüngsten mexikanischen Revolution nicht als ernsthafter Ver such bezeichnet werden kann. Die ..vierte Waffe" wird also jetzt ihre erste Feuerprobe bestehen müssen. Die Fertigstellung der „Taube" für das italienische Heer war anfangs erst für Dezember festgesetzt. Der neue Apparat, bereits die zweite „Taube", des italienischen Heeres seine dritte ist soeben in Auf trag gegeben worden) wurde nach glänzend ge lungenen Probeflüqcn, die seine vollständige Kriegs brauchbarkeit ergaben, sofort als Eilgut nach Italien befördert und wird von hier aus zu Schiff nach dem Kriegsschauplatz Tripolis gebracht werden. Es ist interessant, daß die italienische Heeresverwaltung ebenso wie die deutsche sich für diesen Flugzeugtyp entschieden hat. Außer diesem Flugzeuatyp verfügt das italienische Heer noch über 22 Flugapparate, zum Teil System VGriot, Moräne, Farman und einige italienische Originalsysteme. Die Verwendung von Flugzeugen in di:sem Kriege ist besonders darum interessant, weil der Krieg sich in einem zum Teil öden, zum Teil gebirgigen Gelände abspielen wird, das zu Landungen nicht besonders geeignet ist. Das Flugzeug wird bei diesen ungünstigen Verhältnissen also eine Probe abzulegen haben, die im wahrsten Sinne des 'Wortes von weittragender Bedeutung für die militärische Verwendung von Flugzeugen sein dürfte. Ter französische Flieger Brögi hat bekannt lich jüngst auf einem Flugzeug Marokko durchquert, das in territorialer Hinsicht ungefähr das gleiche Aussehen bat wie Tripolis. Was dort möglich war, dürfte auch hier nicht unmöglich sein. Bei der Schnelligkeit, mit der die Flugzeuge fahren, wird eine Erkundung durch Flieger anderseits gerade in diesem öden Lande die größte Möglichkeit gewähren, da in einem Fluge von ?> Stunden der Flieger rund üOO Kilometer auf der Hin- und Rückfahrt machen kann. Ferner ist noch interessant, welche Wirkung das Flugzeug auf die Eingeborenen haben wird, da wir es wohl auch in kürzerer oder längerer Zeit in den Kolonien zur Verwendung bringen werden. Falls die Verwendung von Flugzeugen in diesem Kriege wirklich durchgeführt wird, so können daraus sehr interessante militärische Lehren gezogen werden. S2 ,S5 Inserat» «» L»ip,ia «ad Umgebung dl» kspaMg» Petit,eil« 25 Pf„ di» Reklame» mtl» 1 Akk." »mi auowätt» Reklamen U0 RN.' Inserat» »an Behörde» km m»l- ltche» Teil dt» Pltti.il. » Pf G«lchSft»a»i«t,e» mit Platzoorschttkt»» tm Prls« erhöht. Rabattnachlattst veilagegedllhrGesamt auflag« S Mb ^Taolend^e^kl. Postgebühr. A«ft*tt«llt» Aufträge können nicht »urilck- amog.n werden. Für da» Erscheinen an oefttmmten Tagen and Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: I»ba»»i»,»sf« 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Erpedtttonen de» In» und Ausland«». Krack a»d Verla, »»« Fisch« ck Ritrste» Inhaber: Paal Kürst«». R.daktion and «eschltft»lt«ll»: Iohannisgass« L Haupt-FiU«l« Kr«,»«a: Seestratz« < 1 tlel«ph»a avll Gummi unü vstiksn. Aus Rom wird uns geschrieben: Sollten die Italiener auf ihrem Eroberungsfeld- zuge in Nordafrika zwar nicht die Provinz Tripolis, die heissbcgehrte, dem jungen Reiche einverleibcn, sondern nur so etwas wie ein Protektorat beim Friedensschluss mit Heimbringen, dann gäbe das zu Hause eine grosse allgemeine Enttäuschung. Aber wie auch dieser Krieg enden mag, weit höher als der Erwerb einer fragwürdigen Kolonie muß doch die Gestal- tungder Beziehungen eingeschötzt werden, die sich dank dem Kriege Zwischen dem Quirinal und Vatikan angeknüpft haben. Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Als Italien die Jubiläumsfeier seiner Einigung zu be gehen üch avschickte. begann der Vatikan mit seiner Trauer. Unfreundliche Worte flogen aus dem einen Lager zum andern, und cs schien, als sei der alte Gegensatz unüberbrückbar. Da kam der Krieg, und mit ihm hat sich ein Wunder vollzogen. Der ito- licnische Klerus denkt und fühlt genau so patriotisch wie die Negierung. Ja. wenn man s genau nimmt, ist dieser Klerus noch patriotischer, soweit sich der Patriotismus in der Krieasslimmung kund- gibt. Nicht nur die Blätter der Kleriker sagen es uns, sondern die Spitzen der italienischen Geistlichkeit beteuern es täglich aufs neue, daß sie des Himmel« Segen auf die italienischen Waffen herabflehen. Hätte das nur der hochbctagte Bischof von Cremona, Monsignore Bonomelli, getan, so brauchte man diesen Schritt weniger hoch einzuschätzen. Bonomelli gilt als unverbesserlicher Anhänger des neuitalienischen Regiments. Unverbesserlich in den Augen des Vati kans. Aber dem 80jabrigen Förderer des Frieden« zwischen Quirinal und Vatikan sind andere Kirchen fürsten gefolgt in patriotischen Kundgebungen inner halb und ausserhalb ihrer Kirchen. Auf der Kanzel wurde der Krieg gegen die „Ungläubigen" gepredigt und in salbungsvollen Hirtenbriefen das Recht Italiens, den Türken das schöne Land zu entreißen, mit einer Dialektik verfochten, deren sich der Minister des Aeußeren hätte bedienen können, als er seine fadenscheinigen Gründe in dem famosen Ultimatum zum besten gab. Unter den klerikalen Kämpen befinden sich auch die Kardinäle Ferrari von Mailand und Maffi von Pisa. Beide kommen auch al« Kandidaten für die Nachfolgerschaft des Papste« Pius X. in Frage. Darf man aus ihrem fetzigen italienisch-patriotischen Verhalten Schlüsse auf Ten»
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