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Sonntag, den 12. April 1831 Klammer 83 — 38. Jahrgang MI «nz.ls.np..st. - »,c ,ae,e°u.n. P.UstM. »0 F.mich» S ^ , " ',!a'>- m r UI m7 W 8 MU W WHU EW^ an,->^n u.A'-ltc-ni.guche !L0 z. -LN PUUccNamcrvN. «mm «8 >« W W WWWW W MW ,X garaucoiiummgv.lvu»».. v,.r,.mm»egednn, « m WWW W WWWW W W W «v z.iucp.mc.m.„u,cu-i.«io.-. BU-K,«» »uz. Jmch.lle volkssettuns SSNSZWrL?« Für chriftliche Politik UN- Kultur °..LL-!LVSs^s-7-m. 77^r Bankkonto Gtadtbank DUe-den Ar. 61719 Kirche «nd Partei »Versailles vergifte! Europa* Französische und englische Proteste gegen die französische Haltung in der Frage des Zollabkommens Mit fordernder Geste stehen sie vor uns: „Religion hat mit Politik nichts zu tunl Die ttircl-e mutz von der Partei ge- trennt werden!" Diese schiefen Formeln sind alt. wir haben sie gcstern gehört, höre» sie heute und iverden sie morgen hören. Die Sprecher freilich wechseln Waren es vorgestern „Staats- katholiken" und Liberale, gestern Deutschnationale und Christ lichsoziale, so sind es heute radikale Nationalisten wie die Man nen Hitlers und radikale Pazifisten wie etwa die Kreise um die beachtliche Zeitschrift „Bom frohen Leben", die in seltsamer Bundesgcnossenschast diese Forderungen erheben. Wir erwidern: Die Forderung, Religion und Politik dürf ten nichts miteinander zu tun haben, ist marxistisch. Wenn Re ligion wirklich bis ins letzte von der Politik getrennt werden könnte, dann wäre sie eben Privatsache, wie cs das Gothaer Programm der SPD. will. Die christliche Religio» aber erhebt den Anspruch, das ganze Leben zu durchdringen, das öffentliche wie das private. Das ist so gewesen seil den Zeiten dec Urchrislen, die sich wei gerten, in der dein Staatsbürger vorgeschriebenen Weise den Göttern zu opfern, lind cs kann gar nicht anders sein, wenn die Religion nicht Sache der Eigenbrötler, der Abseitigen und an den Interessen der Gesamtheit Unbeteiligten werden soll sder „Idioten", wie man jene Leute im alten Griechenland nanntr). Der dein tätigen Leben zugekehrte Mensch verlangt von seiner Aeltaujchaung eine Antwort auch aus diese Fragen. Manche Katholiken könnten sehr viel aus Diskussionen unter Protestan ten lernen — wie sehr man es dort bedauert, das; die protestan tischen Religionsgemeinschaslen keine Autorität besitzen, die in so entschiedener Weise zu den brennenden Fragen des öffent lichen Lelnms Stellung nehmen kann, wie das der Papst und die Bischöfe immer wieder getan haben. Erinnern wir nur an dle Enzyklika zur sozialen Frage „Rerum novarum", deren <i» Jahr feier t!>31 begangen wird, oder an die Enzyklika Pius Xl. über die christliche Ehe — woher nähme die Kircl>e ein Recht, sich zu solchen für das staatliche Leben grundlegenden Fragen zu Nutzern, wenn Religion und Politik nichts miteinander zu tun Höllen? Mit der theoretischen Festlegung von Grundsätzen aber ist cs nicht getan. Die Kirche hat ein Lebensinlercsse daran, dass ihre Angehörigen auch praktisch nach diesen Grundsätzen han deln. Einmal, weil erst die katholische Tat die katholische Ge sinnung bewährt. Zum zweiten aber, weil die Kirche der lieber zeugung ist. dass die Gestaltung des öffentlichen Lebens na ch chr > stlichen Grundsätzen der für de n Staat allein heilsame Weg ist und das; ohne die ord nende Kraft des christlichen Sittengesetzes die modernen Ge meinwesen ebenso dem Untergänge verfallen würden wie die des heidnischen Altertums. Zum dritten aber ist praktische Wirk samkeit lm Geiste des Christentums auf dem Felde der Politik eine Vorbedingung für die Freiheit der Kirche: wenn ihre Gläubigen das Lebcnsrecht der Kirche auf den, Felde der Politik nicht verteidigen. »»er hindert dann den Staat, eines Tages die Existenzberechtigung der Kirche zu verneinen? Dar auf möchten wir doch jene guten Katholiken Hinweisen, die als Pazifisten und Freunde einer etwas verschivärmten Jugend bewegung mit dem Schlagwort „Trennung van Kirche und Par tei" um sich werfen. Die Kirche ist schon oft gezwungen worden, m die Katakomben zu gehen. Aber freiwillig in die Katakom !>en zu gehen, das wäre unmännlich und nnchristlich. Die Kirche weist die Unterstellung zurück, sie strebe danach, den Staat zu beherrschen: sie lehnt es aber ebenso ab, sich vom Staate bcherr ichen zu lassen. Was soll das überhaupt heitzen: „Treiniung von Kirche und Partei"? Trennung setzt Einheit voraus, eine solche Einheit ober besteht nirgends. Die Kirche wendet sich mit ihre» Lehren an das Gewissen des Einzelnen, der Einzelne hat in seinem Ge wisse» zu entscheiden, welchen Gebrauch er von den Lehren der Kirche in seiner privaten und öffentlichen Tätigkeit macht. An eckennung der gleichen Grundsätze aber wird auch ein gleich aUiges Handeln wahrscheinlich machen. So ist es im Zeitalter der Demokratie, die den Zusammenschluss der Gleichgesinnten zur Voraussetzung des Erfolges macht, selbstverständlich, das; auch die Anhänger der katholischen Weltanschauung sich zu gemein samem politischen Handeln, zu einer Partei zusammenschlietzen. Diese Partei aber Ist das Ergebnis der freien Wil- Keuler Stimmen aus der Lausitz Heimat und Welt sIll. Wochcnbeilage) Die praktische Hausfrau Aerztlicher Ratgeber Turnen, Sport, Spiel 8 NM^WWWWWWW,MW«»,W^,„ ,, I HI> Paris, lt. April. Die unsinnige sranzöjijche Politik in der Frage des deutsch österreichischen Zollabkommens löst jetzt endlich auch in Frank reich selbst Proteste aus. So wenden sich heute verschiedene Blätter gegen die Rede, die der Präsident der Republik Dou- n.crgue in 'Nizza gegen das Zollabkommen gehalten hat. Ere Nouvelle und Volonte verwahren sich nach grundsätz licher Billigung Donmergues dagegen, das; die naiionalistische Presse sich dieser Aeutzerungen bemächtiglc, um gegen die Poli tik Briauds Sturm zu lausen. Tas Blatt L a R <'- pnbligue bedauert, das: nach sieben jähriger mustcrhastrr Zurückhaltung der erste Beamte des Staates geglaubt habe, Männern, die dessen keine-siveg-.-bedürf len, ein« patriotische Lektion erteilen zu sollen. Die in Europa durch die Präsidentenrede hervorgernsenc Erregung sei beden lend, denn Donmergne gelte als Sprecher Frankreichs. Frank reich wolle ein föderatives Europa, di« Versöhnung der Völker und die Abrüstung. Frankreich wisse, das; ihm die ersten zehn Fricdcnsjahre eine Politik des Argwohns eingetragen haben; cs wisse auch, was die andere Politik, die von IM I, brachte. Europa dürfe sich über den Willen des französischen Volkes nicht täuschen. Noch schärser urteilt das sozialistische Organ Le Populaire. Seit Monaten bereits stehe Donmergne in Wi derspruch zur Auswärtigen Politik Briauds. Der gesunde 'Men schenverstand niiitzte ihm gerate» haben, de,, Mund zu halten und nicht noch mehr die internationale Loge zu erschwere». Tie sei schon schlecht genug. In der Victoire verurteilt Gustave Her <' das Bei hallen des Präsidenten der Republik. Donmergne teile die Verblendung der meisten französischen Pa lrioten und Nationalisten über die Richtlinien der fran zösischen Autzenpolilik. Wie sie. wolle er den Frieden nnler l e n s e n l s ch l i e s; u » g der Einzelnen, sie ist keine Fnnk lion der Kirche. Niemals hat die Kirche einen so! eben Zusammenschlutz veranlatzt; aber sie hat ihn gutgeheitzen immer dann, wenn die Tätigkeit der so entstandenen Partei tat sächlich den Grundsätzen der Kirche entsprach und dem Gemein wesen, in dem diese Partei wirkte, zum Segen gereichte. So hat der deutsche Episkopat und haben auch Päpste sich lobend über die Zenlrumspartei ausgesprochen, ohne sich damit mit dieser Partei oder gar mit allen ihren einzelnen Handlungen zu identi- siziere». Das; die Anwendung der religiösen Grundsätze auf die praktischen Einzel fälle des öffentlichen Lebens strittig sein kann, ist eine Selbstverständlichkeit. So wird es immer «nieder geschehen, das; der eine oder andere im Gewissen über zeugt ist, das; die von der Partei in einer bestimmten Frage ge troffene Entscheidung falsch ist. Die Kirche mischt sich in solche Streitfragen der Tagespolitik nicht ein, sie erhebt erst dann ihre Stimme, wenn die praktische -Anwendung zu den Grundsätzen selbst in Widerspruch gerät. Sie Hal das getan, als Katholiken glaubten, Mitglieder der sozialistischen Bewegung iverden zu können, sie hat das getan, als Katholiken gegen ein Konkordat stimmten, sie hat es schlietzlich in jüngher Zeit gegenüber den Irrlehren der nationalsozialistischen Weilanschauung getan Mit diesen Erklärungen Hal die Kirche nicht selbst politisch Partek genommen, sie Hal n ur di e G renzlinicn aufgezeigt, die der Einzelne auch im össenllichen Leben nicht überschreiten darf, hat die Lehre Christi bekannt gegenüber Gewalten der modernen Demokratie wie sie die Wahrheit voreinsl mutig be kannt hat gegenüber der Macht der römischen Cäsaren. Die Kirche verpflichtet den Gläubigen aus die Grundsätze ihrer Lehre, aber nicht auf eine Partei. Innerhalb der Grenz linien, die durch diese Grundsätze sestgelegt sind, bleibt dem Ge wissen des Einzelnen völlige Freiheit der politischen Enlfchei düng Freiheit auch, ob und wie er sich parteipolitisch stellt. Für diese Entscheidung iverden 'Vernunft und Gefühl ein Worl mit zusprechen haben. In Deutschland ist die Zenlrumspartei die traditionelle Vertreterin der katholischen Anschauung aus dem Boden der politischen Demokratie. Durch sechs Jahrzehnte hat sie sich bewährt als treu ln katholischen Grundsätzen und zu gleich ehrlich und erfolgreich im Dienst am Vaterland. Ans der Freiheit der Gewissensentscheidung des Einzelnen ergibt sich allerdings als selbstversiändlich, das; wohl >eder Katholik einma! in der oder jener Frage mil der Entschliehung des Zentrums nicht einverstanden war. Wenn das ein Grund wäre, der Partei den Rücken zu kehren, daun gäbe es längst kein Zentrum mehr. Betrachten «vir aber mit nüchterner 'Vernunft die politische Cut Wicklung, die Deutschland während der letzten Jahre genomweu ha», dann müssen «vir zugestehen lund nicht nur Katholiken g. gleichzeiliger Veibehalluug des Vertrages von Versailles, der, wcnn man ihn nick! abäudere. einen viel schlimmeren Krieg al:- de«, letzlen herausbeschwöreu werde. Doumergue «volle also «vie alle französischen 'Nationalisten den Frieden, tieive aber direkt auf den Krieg zu. Das Drama und die Tragik der ge genwärtige,, Stellung Frankreichs sei, das; die besten Patrioten aus patriotischer Verblendung sich weigerten, anzuerkcnnen, d a sz d e r V e r s a i l l e r V « r t r a g dasL < ben Europas vergifte und für Frankreich eine ncue Katastrophe bnngen werde. London, l l. April. „Daily E x v > e p," widme! seinen heutigen Leitartikel der Vctraehlung der durch die öne, re km sch deutsch« Zollunion geschaneneu Lage. Fiautneiä«, so hecht c - darin, ist är.eriiäx Deutschland und Oesterreich Koben die „Unverschämtheit" ge habt, eine Zollunion an .nregen. Das abgema irrte lieber« bleibstl per allen Hab.-öurg Monarch«« sollte au der kommer ziellen WiederVele'.'.nig des bestech«:« aber entschlossenen Deutschlands teilnchmeu. Briand sagte nein. Die Zentral mächte legten dar. das; man ihnen, um die Zahlung von Re parationen zu ermöglichen, alle Möglichkeiten bieten müsse, um ihre Handelsbeziehungen zu stärke». Briand sagte nein. E« wurde angeregt, das; die Vorkämpfer der Zollunion nach Lon- do„ kommen sattle», um die Sache mit dem britischen Premier. Minister zu besprechen. Macdonald sagte ja. Briand jagt« nein. Die öffentliche Meinung Englands ist de, Ansicht, dos; die Zcnlralninchlc ««ich, nur in ihrem Recht sind, sonder«, dos; es keine stärkeren Schranken gegen dos llebergreisen des Bolsci^« «visinus gibt, als ci„ starkes zentraleuropäisches Wirtschafts gebilde. Frankreich knallt mit der Peitsche. 'Aber «vie lange müssen «vir alle »oct, zu Kreuze I,riechen? stellen das zu>, das; ohne die Zeulrumsparlei und ohne Zen- trumssührer «vie Dr. Brüning das Deutsche Reich längst eine« Katastrophe von unausdenkbaren Folgen verfall«» wäre Ucker- legen «vir die Gefahren, die angesichts der religiösen Gleichgül tigkeit breitester Schichten und infolge der kullurp litischc» Ra dikalisierung nicht nur der Linken, sonder» ouch der Rechten für die katholische Kirche in Deutschland bestehen, dann köime» «vir nicht leugnen, das; rin wirksames politisches Instrument zum Schul; der Kirche heule so wichtig ist wie nur je Eine Zurrte!, die das Zentrum aus beiden Gebiete«! gleich gut ersetzte, ist bis her nicht gesunden worden, so viele sich auch angeboren Koken Die Versuche, durch ivirtschaslliche 'Parolen auch die Katholiken in ..Interessenten Hausen" zu zersplittern, darf al. aeicheitec! ael ten, nachdem sich gezeigt hat, das, diese wirlschasiiichcii Imer essenleu Parteien gerade zur Lösung der dem S aale gestellt« » Wirtschastssrag-rn völlig niisähig sind. Sollen «vir um der Mei- nungsvcrschiedenheil in Einzelsragen «rüilei«, die an so grohem Blas; st ab gemessen wirklich nichtig erscheine», eine«, politische» Organismus zerstören, der sur Staat und Kirche u« Deiuichlaud so unentbehrlich ist? Wir antworten: „'Nem!", und diese - Rein entspricht ebensosehr der vernünftigen Ueberlegung «vie dem nalionaien Gefühl und dem Gefühl der Solidarität mit unseren Glanbensbrädern. Nicht ein Zwang der Kirche, der ja nur in der Phantasie ihrer Gegner existiert, sondern freie G ewisse n s enIs ch eidu n g, bei d e r k atholi f ch e G r u ndsa tz treu e, V e r n uns! u n d G e fühl überein- siimmeu, eint Deutschlands Katholiken in der Ze «> tru m s pari e i. Ov!< Zeppelin lande! in Ägypten Pnndflug über Palästina Kairo, ll Avril Das Luftschiff „Gras Zeppelin" landete um 7.-'st Uhr mor gens im Flughafen von AI «na za bei Kairo, wo sich trotz der frühen Morgenstunde etwa '-'»ststst Menschen eingesunden hat ten. um der Landung beizuwohnen. Das Luftschiss halte kau», den Boden berührt, als die Al enge die polizeiliche Absperrung durchbrach und sich elhusiastisch um das Luftschiff herum- drängte. Als Dr. Eckener an der Tür der Gondel sichtbar wurde, «vor dies das Zeichen zu einer groyen Kundgebung der Menge löst Soldaten waren von den britischen Luftstreiikräf- «en. weitere -Vst von de» britischen Besatzungstruppeu znr 'Ver fügung gestellt, um das Luftschiff während seines Aufenthaltes auf dem Flugplatz zu hallen. Eine Stunde svater stieg das Lufifchisf erneut aus, um einen Ruudflug über Pala st i i« a zu unternehme».