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Das Oslerweller Die Pessimisten werden sich gefreut haben, als ihre Boraus- sage »an verregneten Ostern sich — dein prachtvollen Karfreitag zmn Droh — so prompt ersiillte. Ein bleigrauer, regenschwerer Kimmel war die Enttäuschung des Ostersonntages. Traurig stimmten die Regentropsen, die an die Fensterscheiben platschten. Um so gröher war dann die Freude, als gegen Mittag die Sonne die Wolkendecke zerteilte und versöhnend die nassen Straften trocknete. Der Oslerausslug wurde nun doch »och unternommen, ivenn auch mit einem Irleinero» Ziel und in Wintersachen. Der zweite Feiertag lieh sich genau so wenig ermutigend an: ep reg nete bis in den Nachmittag hinein und die Sonne tröstete nur siir kurze Zeit. Doch am Osterdienstag, als sür viele das Osterfest schon sein Ende hatte, war der Himmel schon am frühen Morgen blau und die Sonne lächle über die gelungenen Launen des April. Eine Ausnahme hatte Leipzig zu verzeichnen, wo der Ostersonntag ein Frühlingstag voll Freude und Warme war. Leipzig hatte zahlreichen Besuch von auswärls empfangen. Stra ften und Straßenbahnen hatten einen Verkehr von seltener Be deutung — ohne Vergleich allerdings mit einem Messesonntng — zu bewältigen. Nur der Abend bescherte den Heimkchrenden einen Guft auf die stolz getragenen Frühlingshüte und der Montag Zeigte bis in die Mittagsstunden hinein Neigung zu Regenschauern: der Nachmittag war kühl, doch trocken. — Das Osterfest 1931 ist aber ln Leipzig ohne jeden Zwischenfall ver lausen, was in Erinnerung an das blutige Ostern 1930 mit be sonderer Genugtuung bemerkt werden darf. Der Osterverkehr auf der Eisenbahn war etwas ge ringer als im Vorjahre, und dementsprechend auch die Einnah men. Was den Dresdner Hauptbahnhof anlangt, so wurden 190 E n t l a st u n gs z ü ge gefahren, die ankommenden und abführenden Züge zusammengerechnet. Am ersten Feiertag mar der Ausslugsverkehr sehr stark, am zweiten Feiertag jedoch in folge des ungünstigen Wetters etwas schwächer. Am stärksten waren indessen die am Montagabend abgehenden Züge beseht. Der Verkehr hat sich glatt abgewlckett: es sind nur ganz geriug- siigige Verspätungen eingetreten. — An den Osterkonzerlsahrten aus der Elbe auf dem Luxusdampser „Leipzig" nahmen infolge der unsicheren Witterung an beiden Feiertagen nur einige hun dert Unentwegte teil. 5>U5 der l.su5i1r Lausitzer Osterbräuche Ostritz, 7. April. In althergebrachter Welse sand am Oster sonntag das Saatreiten statt. Obwohl es am Vormittage regnete und deshalb die Prozession abgeseszt wurde, war doch nachmittags das prächtigste Osterwelter, so datz sich die Prozes sian gegen K>2 Uhr vom Pfarrhofe aus in Bewegung setzte. Voran Posaunenbläser, gefolgt vom Kreuzträger und den Kir- chenfalmen, folgte auf prächtig nufgezäumten und blumen geschmückten Pferden der ernste Zug der Reiter im schwarzen Rock und hohen Hut. An den an verschiedenen Wegkrcuzen auf gebauten Altären wurde Halt gemacht: die Geistlichkeit bittet um ein gedeihliches Wachstum der Saaten und um Schuh für die reisende Ernte. Gegen 5 Uhr langte die Prozession aus dem Marktplätze in Ostrih an. 9 4 Reiter wurden gezählt, eine Zahl, die wohl selten erreicht worden sein dürste. Eine zahl reiche Menschenmenge hatte sich auch dieses Jahr eingesunden. Auch in Gruuau. Königshain, Seilendorf fanden Prozes sionen statt. Aus der Gemeinde Blumberg nahmen drei Rei ter bereits das 49. Mal ohne Unterbrechung teil. Es sind dies die Gutsbesther August Hiltschcr und Josef Hiltscher und Gar- tenbesiher Gustav Klaus, die bereits 1884 erstmalig an der Pro Zession teilnahmen. In der wendischen Lausitz wird dlc alte schöne Sitte des Osterrettens ebenfalls in den verschiedensten Orlen geübt. Immer grössere Beachtung findet der Umritt der Fluren um das Kloster St. Mari en st ein. Schon Pau schwitz und Erostwih stehen ganz im Zeichen des Zustromes zum geräu nügen Klosterhof. Jeder will ja etwas von dem stattlichen Rei- terzug sehen, der den Kloslerhof — ebenso wie in St. Marien- lhai — dreimal durchreitet. Auch hier prächtig geschmückte Pferde, festliclies Zaumzeug und Schabracken, geleitet von sin genden Bauern. Auch von der Klosterkirche aus werden die Gebete um gute Saat und Ernte unterstützt. Der historische Bauheuer Osterbrauch, das Eierschie ben auf dem P r o i t s che n b e r g e, wurde auch in diesem Jahre in gewohnter Weise durchgesührt. Das Eierschieben wies Bekenntnis -er Zenlrumsjugend Fiundgebnng in Zittau Der W i n d tb o r st b u nd Zittau veranstaltete am 1. April im vollbesetzten Saal« des Anloniusheimcs «ine grohe politische Iugendkunügebung. Als Redner war der Landes vorsitzende der sächsischen Windhorst-Bünde, Stadien-Rat Dr. Kari sä), Freiberg i. Sa., gewonnen worden. Im ersten Teile seiner Aussührungen schilderte er das Wesen des Zentrums, das nicht auf die Vertretung zeitbedingter Interessen od«r Ideen bedacht sei, sondern seine Grundsätze in d«r Hingabe an die unwandelbaren Ideen der Gerechtigkeit, der Liebe und des christlichen Siltengesehcs sehe. Das Zentrum nimmt aus dem Neuen jederzeit das Positive auf. Es ist seinem Wesen nach dvnamisch, indem es Aufgeschlossenheit gegen alles Wanoelbare mit Stetigkeit und Festigkeit paart, die in der Anerkennung der unwandelbaren christlichen Ideen wurzeln. Die katholische Jugend ist geschlossen und begeistert zum Zentrum gestoften, weil ihr politisches Wollen dieselbe Dnna- nük ausweist, weil das Zentrum besonders in den letzten drei Jahren eine selbständige, geschlossene politische Linie versolgt hat, die es in der Tat zum Zentrum, zum Schwerpunkt der Reici)spolitik machte, und weil es der jungen Generation den Weg zu verantwortlicher Mitarbeit in Partei und Parlament srei gemacht hat. Jin zweiten Teile skizzierte der Redner die volle Zustim mung der Zenlrumsjugend zur Methode und zum Ziel der Politik Dr. Brünings: Ordnung der Neichssinan-.en, Sparsam keit im Reichshaushalt. Förderung der Kapitaibildung. Bele bung der Wirtschaft, Abbau der Riesenlast von >2 Milliarden kurzsristiger Kredite. Sckassung einer Bertrauensbasis im In- und Ausland«: aus diesem allem erst ausgebaut der Kamps um die nationale Freiheit durch Revision untragbarer Verträge. Insbesondere hat Dr. Brüning die deutsche Demokratie gerettet, indem er in ihr das Element der Führung zur Geltung brachte. Ungeordnete Massendemokratte, Ausschaltung verant wortlicher Führung ist naturgesetzlich falsch. Eine Demokratie kann nur bestehen, wenn sie ein kraftvolles Führerlum besitzt. Nach unserer Aussassnng heisst rechte Demokratie: Einsetzung der Führer vom Volke her. Aufgabe des Parlaments ist nur Beratung: als Führer, also Regierer, ist das Parlament nicht tauglich. Abschliessend skizzierte der Redner die christliche Slaats- ausfassung. Au diese vorzüglichen Aussührungen schloh sich eine Aus sprache an. Im zweiten Teile des Abends wurden die ein-einen Punkt« der Generalversammlung erledigt. Mil Be friedigung kann van der im letzten Vereinsjabr geleisteten Bundesarbeit gesprochen werden. Es linden mo aliiche Ver sammlungen statt mit Vorträgen sozial-, wirtschaft-: . Kultur und allgemeinpolitischer Art. Ersrenlicherweise schloss«» sich an die Vorträge in de» meisten Fällen sehr anreoende Dis kussionen. Die Milgliederzahl sowie die Dnrch-chninsbesucher- zahl der Versammlungen haften ein-- Steigerung cickahre». Eine der Hanptausgaben sür das Jahr !!>.!! soll es sein, eine intensive Werbetätigkeit zu enlsallcn Die Neuwahlen ergaben im ivessntlicheu Wiederwahl des bisherigen Vorstandes, der sich wie folgt -usammengeletzt: l. Boi sitzender" Kans Wöhle. 2 -Vorsitzen der: Karl Plötz, l. Kassierer: A. Tensl 2 Katz: F-l Ernst, Schris'lührer: Karl Schmidt lSenio- dr-- Z'"an:r Geieilen- vereins), Be-sitzer: Frl. Böhmer. Hans Meier und Alired Bodmer, einer von den tt Generalseniorm do- deutschen G letzen vrabandes. Mil einem Appell des Vorsitzenden an die An wesenden anch im neuen, dein Ick nchchv'. den- Bande die Treue zu bewahren und in. eck'-m Wind:ho:!meiste weiter zuarbeitc», endete die Versammlung trotz des unsichere» Wetters diesmal eine» nie gekannten Blas scnbcsuch auf. uud schon vom frühen Vormittage ab brachten Eisenbahn und Kraftfahrzeuge, zum Teil aus weiter Ferne, un gezählte Zuschauer herbei. Aus der Stadt kam ein ununterbro chener Menschenstrom zu dem steilen Wcsthaug der Spree hin. und auf dem Berge selbst war eine jahrmarklähnlicke Buden stadt entstanden. Apfelsinen und andere gute Sachen wur den in reicher Fülle der an den Svreeusern aufgestellten, eifrig darnach rufenden hunderlköpsigen Kinderschar zugcworfen Der Mitteldeutsche Rundfunk, der eine Anlage ausgestellt hatte, über nahm die Reportage in sein Programm. Aus der Geiieudorfer Oemeindestube Settendorf. Die Gemeindeverordueten hielten am Grün donnerstag eine recht ausgedehnte Sitzung ab, obwohl die Tages ordnung nur 5 Punkte auswies Man unterhielt sich zunächst lange über die im Schulausschutz vorgebracklen Wünsche betr. verschiedener Reparaturen. Es wurde hierzu beschlossen, einige kleinere Sachen sofort erledigen zu lassen und die grösseren dem Vauausschutz zu überweisen. Im Finan.'aussckutz waren eine Menge Fragen vorberalen worden, die auch alle die Zu stimmung des Plenums sanden So sollen zur Ausbesserung des allen Gemeindehauses auf alle Fälle Mittel beschosst werden. Bei der Neitzercgulierung sollen auch einige Ausgesteuerte unserer Gemeinde untergebracht werden. Die gefordert« lleber- nahme einer Grundgebühr von 8 RM. pro Person und Tage werk wurde bewilligt Auf Verlangen des Kommunisten wurde dann die umfangreiche Verordnung des Bezirkes über die Ar- lieilsiürsorge verlesen. Ter kommunistische Vertreter sprach da gegen, we'l sie für die Criverbslose» keine finanzielle Ttzckserung bringe. Gem.-Aelt. Buchen gab dies zu, wies aber aus die Vor teile hin, das, die Ausgesteuerten wieder in die Erwerbslosen- jürsorge kamen und überhaupt wieder produktive Arbeit ge leistet werde. In heftigen Worten wandte er sich gegen wme Bundesgenotzen von früher, indem er ihnen uorwarf. die KPD. kritisiere und schimpfe nur immer, vornehmlich aus das Reich, brächte aber ui« "raktische Vorschläge aur Beseitigung der Not. Nach längerem Wortwechsel wurde bekanntgeaeben. datz doch noch ein Stück Strotze geschottert werden solle und die be konnte Stratzenverleauna in Angrisk genommen würde. Die Herobsetzung der Vergnügungssteuer wurde abaelchnt. Für Ehrungen in der Freiwilligen Feuerwehr sollen im Housbollplan Mittel vorgesehen werden. Herrn Mannheim soll ein Stück Land, der Quadratmeter zu I 50 RM verkauft werden. Ein Kon-ektionsgeluch des Kondito'o Pi «scher wurde befürwortet. Ein Revisionsbericht über die Gemeindeverwaltung wurde zur Kenntnis genommen. Die Hundesteuer wurde beim jetzigen Satze belassen, lieber einen Antrag wegen Enllchädigung des stellvertretenden Bürgermeisters soll in der nächsten Sitzung verhandelt werden. Der Eingang zur FreiE'n-, soll gepflastert werden und auf der Siedlung sür bessere Bekanntmachung gesorgt werden. Dann verhandelte man nichtöstenttich weiter. Kleine Nachrichten aus dem Lande Leipzig. In einer Ziegelei bei Zwenkau entstand am Karfreitag Feuer, das durch zündelnde Kinder verursacht worden sein soll. Die etwa 80 Meter lause und 8 Meter breite Trocken scheune wurde vollständig verwüstet 'Bei dem Brand trat die Zwenkauer Motorspritze, die im vorigen Jahr anaelchass! wor den lvar. zum ersten Male in Tätigkeit. Mil sechs Schlauchlei tungen wurde das Feuer bekämpft. Das dicht an der Scheune sichende Wohnhaus und der S'all konnten gerettet werden. Chemnitz. In dem in Chemnitz gastierenden Zirkus Gleich stürzte am Gründonnerstag ein Akrobat aus zwölf Meter Höhe ab: er wurde mit schweren inneren Verletzungen dem Krankenhaus« zugesührt. Oe>snitz t. V. In dem zu Tirschendors gehörigen Ortstest Klein G irnitz hat der 1872 in Rotschau geborene Gutsbesitzer Mar Böhlaud seine 50 Jahre alte Ehefrau Anna am 3o. März erschossen. Böhlaud brachte dis Leiche der Frau in die Scheune, iu der sich der Schweinestall befand und schlotz diese alo. Am Donnerstag. 2. April hat er dann seinen 29 Jahre alten Sobn Walther ebenfalls erschossen und ibn ln den Schweinestall ge kracht. Am selben Tage hat er sich daun zwischen den beiden Toten aufgehänat. Zwickau. Der dreitziajährige Arbeiter Kurt Lenk wurde im Wittchere'bctriek des Vertravsnsschachtes von der Transmis sion ersaht. Er erlitt einen Schädelbruck und so schwere nutzere und inns-c' VerMS'mw'n datz er aus de> Sockle tot Ivar Zum Lohnkonsttlit im Bauaewerbe. Wie w r erfahren, rechnet man in den beteibgim M'uk'.viseu damit. datz der Reichsarbeilsmuiister im Lause dieser Woeste die beiden Par- leien zu Bachveibaudlunoen nach Berlin eiuläd: In Dres. den Ileaen vier Betriebe sti'l: der Warenstau:ueibau in der Wilsdrusser Straft-' der non R-.-beN u. Kämmerling ausaesührt wird, serner die Betriebe von Grün u B'liinaer lSt Joseph» stisl in der Winterearlenstratzkj. der W->> >'nhan-:ftau Bargou des Baumeisters Fülle und das Bande'-bäb des Baumeisreis Möbius. Die übrigen dreizehn Petr be. die gegenwärtig Bauten ausjiihren, arbeiten dagegen mecker. Versunkenes Gold St« Roman von Lothar «NU» Fredrik Copyright by äredrlk, Berlin. (4 Fortsetzung) Da besann sie sich wieder, rieb Futz und Schulter, die heftig schmerzten, und össnetc die Tür zu dem Bodenstübchen. Eine grotze warme Welle Hellen Sonnenlichtes flutete In den eben noch düsteren Raum hinein und lieft Dany erkennen, was sie angerichtct hatte. Auf eine alte Truhe, wohl nicht wenig originell, aber doch gar zu banfäNlg, als daft sie ohne gründliche Reparatur wo anders als hier ln der Gerllmpelkammrr hätte Ausstellung finden können, war ein altes und nicht weniger baufälliges Bücherregal aus des Vaters glück- und armseliger Studenten zeit gefallen und halte sie aus allen Fugen gebracht. Beide bildeten wenig mehr als einen kläglichen Vrelterhaufcn. Kurz entschlossen griff Dany zu, um wenigstens wieder not dürftig Ordnung zu schassen. Plötzlich stutzte sie Aus einem schmaler. cspnN, den rin paar Seitenbretter der Truhe sreilegtcn, guckte mit cincmmal eine kleine, schmale, dunkle Lcderlasche hervor, die wie altersbrannes Schwcinslcdrr aussah. Neugierig, aber doch mit einem seltsamen und ihr selltzt un erklärlichen Herzklopfen laugte Dany mit spitzen Fingern in den Spalt und zog das Täschchen völlig heraus. Es war tatsächl ch ein kleines, schlichtes, schweinsledernes Ding von jener derb- uähtigen und grobbestickicn Art, wie sie vor etwa einem Vicrtel- jahrhundert gebräuchlich waren und vornehmlich von Männern als Brief- oder Eeldscheiniaschcn geiragcn wurden. Dany erkannte trotz ihres in solchen Dingen ungeschulten Blickes sofort, daft sie einen echien, alten Gegenstand, kein« neu- -.rllliche Nachahmung, vor sich hatte: aber gerade dieser Um stand machte sie doppelt verwirrt, denn: wo kam plötzlich dicve Tasche ber? Uud mitten unter diese Bretter? Wer barte sie hierher gelegt'? Hier gelegen haben konnte l-e doch nicht . . . lie musste irgendwo herausgcfallen sein. . aber wo heraus. . . Dany klemmte die Tasche unter den Arm, kniete aus dem Boden nieder und untersuchte vorsichtig die Bretter. Sie brachte cs nicht über sich, einen kleinen Aufschrei zu unterdrücken, als sie in der einen Ecite"n""d der Trübe, die ein altes Erbstück ihrer Familie war und jahrelang in ihrem Mädchcnstiibcleu ihre kindliche Wäsche bchrrbergt hatte, ein schmales, bisher un bekanntes Fach wahrnahm, dessen Gejüge das Alter und der Sturz gelockert hatten. Keiner in der Familie konnte je von der Existenz dieses seltsamen Geheimfaches in der Seilcnwand der allen Schifsslruhe etwas geahnt haben: denn nie war vom Vater oder der Mutier, noch auch von dem älteren Bruder der auf solck)« Dinge doch gerade erpicht war, jemals ein Wort dar über gefallen. Aber was barg nun eigentlich diese kleine, alte Tasche? Dany richtete sich empor und nahm das Täschchen wieder in die Hand. Ein bronzenes, flaches Schild bildete os'enbar den Verschluss, und dieser widerstand cinstrveilen allen Bemühu-ger'. ibrer schlanken feinen Finoer Sie jay sich nach einem Gegenstand um, mit dem st- viel leicht das Schlaft aufbrechen konnnle: aber sie sand nur einen alten Nagel. Sie nahm ihn auf und trat in das kleine Boden- zimmerchen: dort zog sie sich einen Stuhl ans Fenster und be gann ihre Bemühungen von neuem. Sei cs nun, vaft die Szene mit dem Bruder sie nervös gemacht hatte, sei es daft das Aussinden der alten Tasche sie er regte — die schlanken Hände des jungen Mädck>ens zitterten merklich, als sie an dem Verschluft herumtastcten oder ihn mit aller ött--»,, versackten Plötzlich ein leises feines Schnappen — das bronzene Schlaft sprang auf. Mas der Absicht nicht geglückt war, brachte der Zufall im Augenblick zustande. Dann klappte das Täschchen vollends auseinander. Ein paar vergilbte Papicrslreifen wurden sichtbar. Behutsam nahm sic sie heraus und sucht« weiter. Aber sie fand nichts mehr. Die beiden sorglich zusammcngesaltcten Papiere bildeten den ganzen Jnlmlt ihres Fundes. Nun legte sie die Tasci'v: bettest« und cnisattete langsam und vorsichtig das erste Papier lind plötzlich war weder jenes eigentümlich«, beklemmend« Herstlov'eu da, das sie befallen hatte als sie zuerst di« Tascke erblick!« Eine kurze Sekunde lang zögen« Dann Dann iieg!« doch wieder die Neugier. Sic breitete das Papier vo'lends aus und begann jene verschnörkelte Schritt des achtzehnten Jahrhunderts die in selt'am graften und steilen aber charaltcrijnsck en Zügen den Boden bedeckt«, zu buchstabieren. Aber je weiter sie kam, je mestr >'ic in den Sinn u d J -Kalt des seltsamen Schriftstückes cindrang. ein nm io grö res E t< setzen bemächtigte lich ihrer Und dennoch hielt r'nc m « che Gewalt ihr- Blick« an das Papier gebannt, lieft sie nick» los und ruhte nicht eher, als bis sic auch den lotsten Satz gestcken uud verstanden halt« Das Pergament aber, das Dany Dankersten in den Händen hielt, trug folgend« Worte' Geschrieben im Jahre des Heils 1709 um die Zeil der heiligen Pfingsten. Da der Herr, der über allen Welten und Landen und üb- r uns kleinen Menschen regiert, wosti bald mich alten Mann zu sich berufen wird, so will ick Viggo Danke: steu das E h imnis, welches soviel erschreckliches Leid ikler un'er Hans gebracht niederschreibcn als ein« ernstliche Warnung uud bcdeustame Lehre meine» 'Nachfahren Aber ich will es ihnen verbeblen und heymlick thiiu. damit, aus daft sic cs nickt linden mö zcn und werde also das Geschriebene mitiamet dem Plane, w mir mein unglückseliger Vater, Kristian Dankerlsen, kinterlieft zur Kennt nis uud Erkundigung, allwo die .Norge" im laudigen Slboofte des ewig rollenden Meeres rubet. in das gchenme S i e ich legen welches mir Jens Löns der Tische'wncr in die Heck ei s- thruhe meines Paters eingesiigct hat. Möge es dort ewig be- giaben ferm und vergessen werden, es stp denn, daft unser Herr Jesus Christus es anders beschlossen hat. es einem D nErOen- fcheu Nachfahren zu geossenbabr.u. indem daft er dicke Sbiist« stücke in der Hochzeststhrube meines unglückseligen Paters aus- siudeu lässet. kFar''chuno lo'gt)