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Nummer 81 — 3V. Jahrgang Mi 11 wach, den 8. 2lpri1 1831 .!nl '! .tt.il U'öls'tt. »I« illulU. cc!r»NSbrU„eriiund wtrlaa«or«iDrt«d»» »n !,!>dc>ir!nd>-rbtUncc»..7r>cunIi-NcIn-»c>rn>> sowlrdcn «ZI AM g» WI AM» «ln,kla-nprels«: DI- IgoleaNen« P.-Mjkll« »t» z. gamNi-» -I B,.uu» !»,>»-. .MM NuMnnn und Msicn». LÄ Wiät W 8» W« §81 »» xKj" nn,e^i-i! n -!.-Ukn,,. Inchl> !«c> z. Dtc pi>MiUIan^,eU<. cc.xn,!, s 1N,-I,.,U'. .^.N-Uul cc!>'»>,cbc>-. .s-n- »ulk ^SSS^IW WJ 88 «I Ml 8D» UW MI AM KU VN MW d!,n I X. ,recri,nci»cnansicib>Ubdc«7<cidrctUn>^»0kbNI-» iZ? n.»„ ,ui.Ux Vcvmeur-IS .« >>a cnnUN. VcU' IUn-Id. UM Ms W SW 8» M8 4U z. tnc pcMikl.mnc^-Uc I.uu^. SMelged.Uv z. Im gnlli , ,-,u-unncc IN Z. Sonnnbcnd n. LonnUniculunucc 2V z. MU R» «W «W ^8 MV Wf WW WI Wö I8r hnberer GcivnN eUUchl p-dc 7IeipMchIung au< Mclercing sow!« <-,mu ch>'f!lkllc> Dr. w. DceccM, DicSIn-n. Ml 8 W LMc-, W L-'nUnn,; b. Nnzrla.n^IuNrSgcn u. L-NIung v.-chad-nil,,^ W 88 AI «eich,Milcher r«ll: Frau, Bungark, Dresden. v olkssettuns cneuiurUSiielle. Dru» u-Berlnn - >«ermniiia !--<*. >ür Nerlan undDr>i«ere>..riNlrIe Dresden, Dresden-.1.1. PoIierUrai,c17. gernriueioiL. PoMchecklomo Dresden !7« NrnUanu» Sindlbanl Dresden ""I "171' Für christliche Politik und Kultur -«ZLLL'pAZ?»^«--,, Brüning reist nach England Am 1. Mai Zusammenkunft mit Henderson in CHequers Berlin,?. April. Die Londoner „Times" meldet, die britische Regierung >abe kürzlich durch Vermittlung der deutschen Botschaft in Lon don an Reichskanzler Dr. V riining und Rclchsaus;enminister Dr. Curtius die Einladung ergehen lassen, lm April London einen privaten freundschaftlichen Besuch abzuslalten. Der Zeit punkt habe indessen Schmierigkeiten gemacht, da die Zeit des Kanzlers und des Auhenministcrs im April sehr stark bean sprucht sei. Es verlaute, das; die Einladung grundsästtich s ii r Mai angenommen worden sei. Die englische Regierung hasse, das» Briand ebeusnlls an der Zusammcnkunst teilneh- mcn werde. Wie wir hierzu ersahren, ist die Meldung der „Times" zulresfend. Die englische Regierung deadsichligl, demnächst eine offizielle Einladung ergehen zu lassen: der Gedanke ist von deulscher Seile bcgrüstt worden, und Dr. Brüning und Dr Curlius werden sich gern nach England begeben. Es Kandell sich bei dieser Zusammenkunft, deren genauer Termin noch nicht feststehl, um eine intime und freundschaftliche all gemeine Aussprache über alle fragen, die die beiden Länder ge meinschaftlich interessieren. Allerdings ist als Ort des Zusam mentreffens nicht London vorgesehen, sondern Cheguers. der Landsitz des britischen Ministerpräsidenten. Die Einladung Hendersons an Reichskanzler Brä tling und Anstenminisler Curtius ist. wie wir weiter erfahre», bereits im M ä r z ergangen, unmittelbar nachdem Hen derson seine erste Reise nach Paris und Rom beendet hatte. Sie erfolgte also zu einem Zeitpunkt, als noch niemandem etwas über die österreichisch deutschen Verhandlungen bekannt war. Henderson möchte die Einladung als eine besondere freundschaftliche Geste gegenüber den deutschen Staatsmännern angesehen wissen, um die gesamte Atmosphäre zwischen Deutschland und England sowie in Europa überhaupt zu verbessern. Das; bei dieser Gelegenheit politische Fragen zur Sprache kommen werden, darf als selbstverständlich gelten. Man nimmt hier an. das; Henderson sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen wird, um unter anderem auch die Abrüstungs frage aufzuwerfen. Der Besuch dürste voraussichtlich noch vor der Sistnng des Völkerbuudsrales erfolgen, doch schweben hier über zurzeit noch Verhandlungen. Auch das äuge re Programm des Besuches ist noch Gegenstand eines Meinungsaustausches zwischen Loudon und Berlin. Abreise am 29. April Berlin, 7. April. Zu der Einladung der englischen Regie rung an de>i Reichskanzler und de» Reichsauhenminister weis; die „Voss. Ztg." zn berichten, das; Dr. Brüning nnd Dr. Cur tius die Reise am 29. April anlrelrn und am 1. Mai Gäste des englischen Premierministers M acdonaId ans seinem Land- fcs; in Chegue r s sein würden. Während des kurzen, nur auf einen Tag berechneten Aufentkalts in Chegners würden in An wesenheit des englischen Auhenministers Henderson die aktuel ¬ len politischen Probleme der Vorbereitung der Abrüstungs konferenz und der deutsch österreichischen Z o l l v e r e i n b a- r u n g erörtert werden. Briand lehnt ab? Paris, 7. April. „Echo de Paris" and „Oeuvre" glauben berichten zu können, das; Anstenminister Briand die Ein ladung, sich gleichzeitig mit dem deutschen Reichskanzler und dem deutschen Anstenminister nach London zu begeben, abgelehnt habe. Frankreichs Kritik an der Einladung Paris, 7. April. Die Einladung der englischen Regie rung an Reichskanzler Dr. Brüning und Reichsauhenminister Dr. Eurtius zu einem Besuch in London wird von den sranzö- sischen Blättern, soweit sie dazu Stellung nehmen, abfällig beurteilt und Briands angeblicher Entschlich, die an ihn eben falls ergangene Einladung nach Ehcquers abzulchnen, ge billigt. „O e u v r e" erklärt, Briand halte diese Begegnung einige Tage vor den besonders wichtigen Verhandlungen über de» österreichisch deutschen Zollverein in der Studienkommission und im Völkerbundsrat wirklich nicht für opportun. Ohne Deutschland und Oesterreich als Beklagte hinstellen zu wollen, erwarte man dach von diesen Verhandlungen juristische und politische Vereinbarungen, die ziemlich peinlich werden könnten. Das Blatt fährt fort, es sei zu befürchten, das; Dr. Brüning und Dr. Curlius aus ihrem Londoner Besuch den Eindruch gewin nen könnten, als ob sie für das 'Programm der deutschen For derungen keinen starken englischen Widerstand zu erwarten hätten, und sich deshalb im Völkerbundsrat intransigenter zei gen könnten. „Journal" wirft England vor, immer und überall die Schiedsrichterrolle spielen zu wollen. Tie Engländer liehen es au der notwendigen Unparteilichkeit fehlen. — „Quotidie n" rät zur Vorsicht vor der Schiedsrichterrolle Englands. ,.E chodePari s" bemerkt, Briand habe die Ablehnung der Einladung mit den nahe bevorstehenden Präsidentschasts- wahlen begründet. Selbstverständlich aber sage die Aussicht, das „Frühstück von Thoiru" unter Vorsitz Maedonals wieder auszunehmen, der französischen Ideologie nicht zu. Es frage sich, meint das Blatt, ob es nicht klüger wäre, ein Unterfangen, das unter den gegenwärtigen Umständen vielleicht sang und klanglos den Tod des Völkerbundes mit sich bringen könne, für immer zu vertagen. Die Initiative Hendersons fei üusterst bedauerlich. Das unvermeidliche Ergebnis dieser Begegnung werde sei»! Verstärkung der diplomatischen und militärischen Abivehrmitlel. Die Londoner Begegnung verleugne erneut die Politik Briands. „Figaro" befürchtet, man werde in London die deutsch österreichische Angelegenheit freundschaftlich beizulegen ver suchen. um eiue Debatte in Genf zu vermeiden. Das wäre, meint das Blatt, die schlimmste Lösung, falls das deutsch öster reichische Problem bald aufs neue austauche» würde. Benesch gegen die Zollunion Kein Anschluf; der Tschechoslowakei Prag, 7. April Minister des Auswärtigen Dr. B e n e s ch bciasste sich aus dem Osterkougrep der Tschechoslowakischen Aatioualso-,io nische u Partei iu sehr abfälliger Art mit de» deutsch öster reichische» Zollverciubaruugen, wobei er u. a. behauptete, der deutsch-österreichische Vertrag sei wie eiue Bomtce in die Bestre bungen nm ein vereinigtes Eurrgm hineiugcplaht. Aus sach liche,, und formale» Gründen müsse die Tschechoslowakei gegen diesen Plan Stellung nehmen. Als sachlichen Grund führte der Redner die Behauptung au, das; der Plan den grasten Gedanken der europäisch» Zu sammenarbeit diskreditieren könne, da er in seiner Heu ! gen Konzeption nur znm politischen Vorteil Deutschlands uud Oesterreichs uud keineswegs der europäischen Allgemeinheit ge- schssen sei. Weiter behauptete Dr. Benesch, das; die Entwick lung zur Einheit und europäischen Zusammenarbeit nach seinem Urteil dadurch verhindert und Eurozm noch mehr als bisher i» zwei Lager gespalten würde. Wirlscl)astlich Helse der Plan nach seinem Urteil überhaupt niemandem. Als weiteren Grund glaubte der Redner onsühreu zn könne», dast die Tschechoslo wakei in ihren Nebeninterclscn geschädigt würde, politisch, weil er den Anschlust Oesterreichs au Deutschland vorbercite und wirtjct-astlia), weil er gerade die Tschechoslowakei in dieser Be ziehung llefer treffen würde, als es den Anschein habe. Den Gedanken, sich dem vorbereitenden Vertrag anzu- schliesten, lehnt« Dr. Benesch ebensalls mit groster Entschieden heit ab mit der Behauptung, dies würde bedeuten, sich inter- nalional der politischen Bewegungsfreiheit zn enläustern, in den politischen Einslus; Deutschlands zu geraten, den Dr. Benesch als enorm bezeichnen zu können glaubte, und nach einigen Jah ren auch die Selbstbestimmung der Tschcchi in Gefahr zu brin gen. Ans formalen Gründen müsse man zur Ablehnung kommen, da »der ganze Plan den übrigen Staaten als fertige Sache vorgelegl wurde. Zu verlangen, dast Henle andere Staa ten einem »»erlraulich von zwei Staaten in ihrem Sinne und Geiste abgeschlossenen Vertrag bcitreten, müsse, so behauptete Benesch, einsach in jedem Staate, der sich respektiere und auch selbst dann, ivenn er, ivie die Tschechoflowakei. keine Prestige politik treibe, nur eine sehr Kühle Ausnahme, wenn nicht sosor tige und entschiedene Ablehnung finden. Die Tschechoslowakei sehe ohne Einvernehmen mit der Kleinen Entente, mit Italien und Frankreich, sowie allerdings auch ohne Einveruehmeu mit Deutschland keine Möglichkeit, das kontinentale Europa neu zu gestalten. Die Tschechoslowakei sei auf alle Evcnlualilälen vorbereitet. Oie Tagung der Kleinen Entente Bukarest, s. April Nach neueren Informationen wird die Tagung der Kleinen Entente nicht in Hcrkulesbad oder Sinai«, sondern aller Wahr scheinlichkeit nach in Bukarest slattsindcn, uud zwar vor der Genfer Tagung, voraussichtlich Mitte April. Im nxsentlichen werden sich die Besprechungen um die Haltung drehen, die die Kleine Entente zu der durch die Wiener Abmachungen gc- lchassenen Lage einzunehmen hat. Soziale Frage und Kirche Zum 4V. Gedenktag der Enzyklika „Kerum aovarum". Von Prälat Dr B. Hudak, Nom. Am 1v. Mai dieses Jahres wird der 40. Gedenktag des Rundschreibens „Kerum novarum" geseicrt, das Papst Leo XIII. an den katholischen Erdkreis gerichtet hat, um zu einer der wichtigsten Fragen der Menschheit Stellung zu nehmen. Es ist im allgemeinen nicht römische Sitte, am 40. Jahrestag einer Begebenheit besonders zu geden ken. Tie ewige Stadt lehrt zu sehr, alles auf weite Distanz zu betrachten und nicht in der Auswirkung weniger Jahr« zehnte. Wenn diesmal eine Ausnahme gemacht wurde, so drängten dazu Erwägungen mannigfacher Art. Gefahr« drohender als je in der Zeitgeschichte steht vor uns di« soziale Not, in der Hunderttausende unserer Mit brüder versinken. Ganz anders sind auch die Formen ge- worden, in denen heute das Grostkapital alles wirlschast- lich und geistig umklammert. Vertrustete Unternehmun gen beherrschen heute nicht blos; das gewöhnliche Wirt schaftsleben, sondern greisen über auf alle geistigen Be lange und machen alles, Presse nnd Kunst, zum Gefck)üst mit Dividenden. Ein neues Sklaventum wächst heran und zwingt alle, ob sie mit den Händen oder ihren Ge hirnen Arbeit leisten, in ein neuartiges Heloten- tnm, das schlimmer wird als jede Form antiker Sklaverei des Heidentums, weil auch die Mittel wirt- schastliä-er Knechtung im Zeitalter schrankenlosen Ver kehrs ganz andere, raffiniertere geworden find. Das Schlagwort, als stehe die Kirche dieser Zeit wende, da andere 'Wirtschaftsformen ans dem chaotischen Ringen der Gegenwart herausreifen, im starren Konser vatismus auf der Seite der Kapitalisten ohne Sinn und Anpassung für geänderte Verhältnisse, beherrscht wieder weite Kreise. Ziemt es sich nicht in so unruhigen Zeiten, in denen demagogische Versammlungsphrasen mehr gelten als die abgeklärte Weisheit der Jahrhunderte, zurückzu greifen in die Geschichte und hineinzuleuchten in das Dun kel der Gegenwart mit Len programmatischen Gedanken, die einst Leo XIII. auf den Höhen ewiger Betrachtung alles Weltgeschehens verkünden konnte? Für uns deut sche Katholiken gewinnen diese Festtage eine ganz beson dere Bedeutung Auf deutschem Boden, wo die Industrie seit den siinfziger Jahren eine unheimlich rasche Entwick lung genommen hat, sind zuerst di« sozialen Probleme in den Mittelpunkt des Interesses gerückt worden. Hier haben Marx, Lassalle und später Bebel, während in ande ren Staaten alles noch in Gärung begriffen war, im Sinne des Materialismus an den Grundlagen aller Ge sellschaftsordnung gerüttelt. Es wird aber für immer unser Stolz sein, das; auch aus katholischen Kreisen heraus die ersten Mahner und Wegweiser sich erhoben haben, um richtunggebend - in den Kampf der Idee» cinzugreisen. Gewih haben im Anfang der siebziger Jahre des 19. Jahr hunderts in Frankreich Graf de Mun, Marquis La Tour du Pin mit dem Geistlichen Meignant die bekannten katholischen Oeuvres mit seiner eigenen Zeitschrift „Asso ciation Catholique" gegründet, aber längst früher traben ein Bischofs Ketteler und Kolping praktisch und mit konkre ten Forderungen in die Zeitnöte eingegrisfen Das Studium der sozialen Frage hat in Deutschland zur Gründung der Christlichsozialen Blätter Breigs ge führt, die später von Bachem übernommen wurden. In Wien entstand aus dem Kreise von Adeligen die „Mo natsschrift für EefellsckMswissenjchast und Volkswirt schaft", deren erstes Heft Januar 1879 erschien. Bekannte Namen von Klang sind damit verbunden, jo Graf Julius Falkenhayn, Revertera und Baron Vogelsang, der aus Deutschland nach Wien übersie delte, ganz erfüllt von den Gedankengängen Bischof Ket- telers. Im Jahre 1889 entstand die „Freie Vereinigung deutscher und österreichischer Sozialpolitiker", die Iwrvor- ragende Vorarbeiten leistete und dem päpstlichen Rundschrei ben über die Arbeiterfrage vielfach die Wege bahnte. Fürst Löwenstein war der Vorsitzende dieser Vereini gung. die einer Anregung des Frankfurter Katholiken tages ihr Entstehen verdankt Der geistige Führer aber wurde der bekannte Freiburger Professor I'. Albert M. Wei st o. l>. Zu viele Namen sind mit dieser Vereini gung verbunden, um auch nur annähernd durch eine ein fache Auszählung ein Bild des regen Schassens zu geben. Es genügen die 'Namen Hn;e, Gras Kufstein, Lehmkuhl. Porsch, Hertling, Pruner zn nenne», die im Verein mit anderen die tiefsten Probleme Les sozialen Lebens aufge griffen haben. Der Wert der meufchlichen Arbeit, die Frage des erlaubten Gewinns, Zins und Wucher, Streik und Schust der Arbeiterfchaft gegen Ausbeutung, Lohn regulierung, Minimallohn, internationale Vereinbarun gen über Arbeiterschut;, Sonntagsruhe, Frauen- und Kinderarbeit, Arbeitsdauer der Erwachsenen über und unter der Erde. Fabrikation mit icbädlüiken und ervlvfj»