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Notizen „Brüning muß aufgehängt iverdenl" Man schreib! uns aus Berlin: Welche ungeheure Verant wortung -ie Deutsch nationalen durch ihre ousputfck)«nde Agitation aut sich laden, dasiir gab eine Versammlung Zeugnis, die d'e Teutschnationale Volkspartei am Dienstag in Berlin zum Zwecke der Werbung siir das Volksbegehren zur Auflösung des preuhischen Landtags «gehalten l)at. Es sprachen die als ganz besonoers radikale Politiker und als ganz besonders her- aussordernde Sprecher bekannten deutschnationalen Mgeord- netcn Dr. Bang, der der engste sinanzwirtschastliche Mitar beiter Hugenbergs und Spitzenkan-i-at der Deutschnationalen in Ostsachsen ist, und der oberschlesische Abgeordnete Dr. Kleiner, der vor kurzem ivcgen seiner rabiaten Angrisse gegen die Reichsregierung zu einer schweren Strafe verurteilt wurde. Dr. Bang leistet sich nach übereinstimmenden Presseberich ten geradezu empörende Ausfälle gegen den Reichskanzler Brüning, die eine derartig ausreizende Wirkung aus das Publi kum ausübten, dah aus den Reihen der Zuhörer heraus Zuruse erfolgten: „Wir werden'» dein Kerl schon zeigen, wenn er zurück kommt!", und als eine Frau in den Saal hineinkreischte: „Er gehört ausgehüngt!", da gab es einen minutenlangen stürmischen Vetsall mit Hohngelächter und Fühegetvampel. Noch schlimmer ging es aber zu bei der Rede des Abge ordneten Dr. Kleiner, von der die Berichterstattung, u. a. im „Vorwärts" vom 22. Juli 1031, feststellen muh, dah sie geradezu eine Mordstimmung bei den fanatisierten Zuhörern hervorries. Kleiner bezeichnete die Zentrumspartei als das grösste Unglück Deu'lchlands, und als er in den Saal hineinrief: Brüning ernte die Saat Matthias Erzbergers, und als er dann iveiter mit nicht mihzuvcrstchcnder hämischer Bekräftigung hinzusügte: „Und das ist gut so!", da schrie uno tobte die Menge auf. sie hatte den Red ner nur zu gut verstanden! — Immer wieder hörte man unter den Zwischenrufen die Worte: „Brüning muh ausgehäugt werden!", „Hängt Brüning aus!" usw. Die deutschnationale Versammlung zeigte einen Tiefstand, die nicht mehr unterboten werden kann. Banz neu ist diese Art deutschnationoler „Provagauda" ja nicht. Wir «rinneru daran, wie in deutschnationalen Versamm lungen und Zeitungen seinerzeit Erzberger geschmäht worden ist. Bis schliess ich znnsi ausgehehte junge Leute hingingen und den Worten die Tat folgen liehen. — Mer dann, angesichts der blutigen Wirklichkeit, wollten die verehrten Herren Heher es selbstverständlich nicht gcivesen sein. Männer und nicht Lümmels! Einem Bericht der „Elbinger Freie,, Presse" entnehmen wir folgenden Vorfall: Reichspräsident v. Hindenburg kam auf seiner Rückreise von Nendeck »ach Berlin durch das kleine west- prenhische Städtchen Rosenberg, wo sich ein« grohe Zahl Ein- wohner zur Begrüssung versammelt hatte. Als Hindenburg den Wagen verlieh, wurde ihm von nationalsozialistischer Seite zu gerufen: „Deutschland erivache!" Hindenburgs Antwort war: „Heute regieren Männer und nickt Lümm me ls ! " Verbürge» möchten wir uns für diesen Bericht der „Elbinger Fr. Pr." allerdings nicht, hat sich doch um Hindenburg bereits bei seinen Lebzeiten ein Kreis von Anekdoten gebildet, an dem die Dichtung sicher reichen Anteil hat. M>er wenn der Bericht der „Elbinger Fr. Pr." auch poetisch ausgeschmückt sein sollte — sach lich trifft die Hindenburg zugeschriebene Antwort jedenfalls das richtige. 5>U5 rler l,suLi1r l. Der Kreisausschuh Bauhen genehmigte in seiner fehlen Sihung unter dem Borsih des Kreishauptmanns Dr. Waentig eine Reihe von Darlehnsgesuckren. Dem Vezirksverband Zittau wurde die Aufnahme eines Darlehns von 868 000 M. für Wege baunotstandsarbeiten. der Stadt Zittau ein solches von 306 VOÜ Mark zur Förderung des Wohnungsbaus, der Stadt Löbau ein solck>es von 150 000 M. zur Beschaffung von Betriebsmitteln bewilligt. Dem Schauspieler Nadolle. der das Stadttheater in Zittau bis zum 30. Juni 1932 gepachtet hatte, wurde die Kon zession nach der Gewerbeordnung erteilt. Danach kann N. Schau spiele im Regierungsbezirk Bauhen veranstalten. l. Kommunistische Priigelhelden. In Tautewaldo kam es zwischen dem dortigen Bürgermeister Schöne und einigen kommunistisckien Bauarbeitern zu schweren Auseinandcrschun- Sachsen und die Presse-Verordnung (N.) Zur Durchführung der zweiten Verordnung des Reichs präsidenten zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen vom 17. Juli 1031 hat das Ministerium des Innern für Sachsen die erforderlici-en Ausführungsbeltimmungen erlassen und die zur Durchführung der Verordnung zuständigen Stellen bestimmt. Da nach kann die Aufnahme von behördlichen Kund gebungen und Entgegnungen in periodischen Druck schriften auf Gründ von 8 1 der Reichspräsidcntenvcrordnnng nur das Ministerium des Innern verlangen. Andere Behörden, die ein« Ausnahme von amtlichen Erklärungen wünsck)en, haben sich deshalb an diese Stelle zu wenden. Es soll vermieden werden, dah verschiedene Stellen ohne gegenseitige Fühlung miteinander Erklärungen veranlassen. Ucbrigens ist auch durch besondere Rcichsvorschristen die nötige Einheitlichkeit der Handhabung zwischen Reich und Ländern sichergestellt, so dah das Verlangen zur Ausnahme von Kundgebungen, die die Be lange sowohl des Reiches als auch die der Länder berühren, nur nach gegenseitigem Benehmen mit beteiligten Stellen erfol gen wird. Für die weiteren Mahnahmen, die die Reichspräsidenten verordnung im 8 2 vorgesehen hat sBcschlagnahmung und Ein ziehung periodischer Druckschriften sowie Verbote solcher Schrif ten), sind in Sachsen die gleici>en B ^«-en zuständig, die auch nach der bereits früher erlassenen Verordnung des Reichsprä sidenten vom 28. März 1931 einzuschreiten haben, nämlich für die Einziehung und Beschlagnahmung die unteren Verwaltungs behörden. für den Erlah von Ieltungsverboten die Polizeiämler und Kreishauptmannschaflen. Selbstverständlich werden in Sachsen die Richtlinien der Reichsregierung Beachtung finden, nach denen eine verantwor- tungsbemuhte sachliche Kritik in anständiger Form an den Mah nahmen und Kundgebungen der Reichs- und Landesbehörden weder unterbunden noch erschwert werden soll. Immer noch die Reiseverordmmg Die Erleichterungen, die dieser Tage den Mitgliedern zahl reicher Gebirgsvereine beim Ueberschreiten der Grenze gewährt worden sind, sind nicht so weitgehend, wie man im ersten Augen blick geglaubt hat. So dürfen z. B. Alpenvereinsmilglieder nicht etiva die sächsisch-böhmische oder die schlesisch böhmische Grenze überschreiten, sondern müssen sich in die Alpcngcgend be geben. Mitglieder des Riesengebirgsvereins dürscn von Schlesien aus die Tschechosloivakei betreten. Etwas glücklicher daran sind die Mitglieder der verschiedenen sächsische» Gebirgs vereine: sie dürfe» an jeder Stelle der sächsischen Grenze ins Nachbarland hinüber, also die Vogtländer z. B auch in der Lausitz und die Mitglieder des Gebirgsvereins Lusatia auch im Erzgebirge. Aus zahlreichen Zuschristen geht hervor, dah vielfach die Ansicht verbreitet ist, die sächsischen Bäder und Sommerfrischen seien im Hinblick, aus die Auswirkungen der Auslandssperre durch die Pahaebühren gegenivärtig überfüllt. Dem gegenüber weist der Sächsische Verkchrsverband darauf hin. dah überall, ivenn auch der Besuch teilweise recht zufriedenstellend ist. noch genügend Platz siir Erholung- Suchende vorhanden ist. Dec Verband hat eine Prospektnerteilungsstelle in der Osthalle -es Hauptbahnhofs Dresden sowie in Leipzig C 1. gen, wobei der Bürgermeister, der der SVD. nahesteht, nieder geschlagen und schwer mihhandelt wurde. Er muhte mit zerschla genem Unterkiefer und anderen Verletzungen vom Platze getra gen werden. Die Täter sind verhaftet worden. l. Pilzvergiftung. In Se i fh e n n e r sd o r f i. Sa. ist der 54 Jahre alte Erwerbslose Berndt nach dem Genuh eines Pilzgerichtes gestorben. Seine Frau, die die Pilze zubereitet und ebenfalls davon genossen hatte, wurde ins Spital eingeliefert. l. Tragisches Reisegeschick. In Ost ritz im Hotel ..Zum Löwen" wurde ein Kaufmann aus Santiago fChile) bewnssi- los aufgefunden. Es wurde Schlaaanfall mit rechtsseitiger Läh mung festgestellt. Infolge der Lähmung ist er nicht imstande, nähere Angaben über seine Person und seinen Wohnsitz zu mackien. Er hat einen älteren Pah bei sich, lautend auf den Namen Armando Sarlori, geboren zu Santiago di Chile. (kemnitr, rv/icksu, ?Isuen Konzentration m der weftsächsischen tkasversorgung Zwickau. 27. Juli. Seit einiger Zeit sind grohangesegte Arbeite,, im Gange, die ein« Konzentration -er Gasversorgung, vor allem -es we st sä ch s i s ch c n Wirlscl-astsgebietes mit dem Gaswerk Zwickau als Mittelpunkt, zum Gegenstand haben. Anher -en bereits vorhandene» Gas- Fcrndrucklcitungen nach Netzschkau, Aucrtxich, Planitz, Wilkau und Ncins-orf und den an diese» Strecke» gelegene» Orten sind bereits neue Leitungen nach Slottberg und nach Meerane im Bau. Es besteht -er Plan, die Leitung nach Wilkau über Kirchberg. Schneeberg. Aue bis Schwarzenberg zu verlängern. Geplant sind ferner eine Leitung nach Werdau, sowie Abziveig- lcitungen »ach Hohenstein Ernstthal. Crimmitsckm». Glauchau, un endlich Verlängerungen der Leitungen nach Netzschkau bis Greiz, nach Auerbach bis Falkenstein und nach Meerane über Göhnitz, Schmölln. Ronneburg bis Gera. Die Leitung nach Meerane wird voraussichtlich im Herbst d. I. scrtigestcllt iverdcn. worauf das Gaswerk Meerane stil Igele gl werden soll. — Be merkenswert ist, dah die Arbeiten aus Mitteln der produktiven Erwerbslosensiirsorge unter ausschiiehlick>er Verwendung von Erwerbslosen durchgeführt werden. Auf den einzelnen Bau stellen sind zur Zeit insgesamt 204 Arbeiter beschäftigt. tz. Im Streit erstochen. Wie erst jetzt lrekannt wird, ist in Chemnitz der Arbeiter Mütelbach in der Nucht zum 18 d. M. auf der Oststrabe von acht bis zehn Personen übersatten, mih- handclt und in den Rücken gestochen worden. Im Kran Ke »Hause ist er an, Freitag seiner schweren Verletzung erlegen. Der lieberfallene gehört keiner politische» Organisation an — Ein früherer Bäckermeister aus Slollberg wurde in der Nacht zum Sonnabend auf der Brückenstrahe von einem Berg Inva liden nach einem heftigen Streit mit einem Taschenmesser in -en Kopf gestochen, so das; er bcwuhtlos zusammenbrach Der Schwerverletzte wurde -en, Bezirkskrankenhaus Slollberg zu- geführt. tz Sprengstoffe im Bach. Aus Meerane wird gemeloett Bei d-er Säuberung des Baches sanden Gememdearbeiter »n!e, «„geschwemmtem Schlamm einen gröberen Sock, in dem sich eme Anzahl von Dynamit-Päckchen „nd Iagdlxrtronen besi- wen Die Sprengstoffe sind durch das Lagern im Wasser unbrauchbar geworden. Woher die Sprengstoffe stammen, konnte bisher noch nicht ermittelt iverden. Vermutlich hat sie ihr Besitzer aus Angf vor Bestrafung in den Vach versenkt. "Schwere Bluttat in der Oberpfalz. Eine schwere Bluttat wurde in der Nacht zum Sonntag in dem Dors Wendersreuth oerübt. Das Gastwirtsehcpaar Schieber wurde gestern früh in seiner Wohnung durch Beilhiebc ermordet ausgesunden. Auch das rwcijährige Kind der Ermordeten war durch einen Beil hieb schwer verletzt worden und ist später seinen Verletzungen erlegen. Unter den, Verdacht der Täterschaft wurde der Bruder ,es Gastwirts verhaftet und in das Landgerichtsgesängnis i« Weide,, cingeliesert. 2 fislscklägs küi« clis Sckönkeitsrrklege suk kiel' kkeiss 1. Zur natürlichen Bräunung der Haut fette man vor und nach der Besonnung die Haut, insbesondere 2. Zur Erlangung schöner weiszev Zähne putze man früh und abend; die Zähne mit der Gesicht und Hände, mit Creme Leodor gründlich ein; man erzielt dann ohne schinerzhaste Rötung eine herrlich erfrischenden Zahnpaste Lhlorodout, die auch an den Scitcnstächen nut Hilfe der Chlorodont- gesunde, sonnengebräunt« tzautsärbung. — Creme Leodor — sctlsrei, rote Packung, fetthaltig, blaue Packung — Zahnbürste einen clfeubciuarligcn Glanz erzeugt. — EHIorodon! Zahnpaste, Tube 5t Pf. und 00 Pf., Tube 60 Pf. und 1 Mart, Leodor-Edel-Seife 50 Pf. In allen Chlorodont-Verkaufsstellen zu haben. Chlorodonl-Zahnbürste 1 Mark, Chlorodont-Kiudcrbürste 6ö Bf., Ehlero^s»!-Mundwasser 1 Mark. Aeuwertung der Volkskunde Von W. Classen. Es ist häufig versucht worden, die geistige Haltung des Eegcnwartsmenschen auf eine kurze, knappe Formel zu bringen. Aber wie unterschiedlich auch immer eine solche Charakteristik ausgefallen sein mag: stets war doch in all solchen Be stimmungen übereinstimmend der Hinweis darauf, dah der Mensch der Gegenwart auch in erschütterndem Mähe erlebnis verflacht und gegenwartsunfroh sei Vielleicht liegt der Grund siir diese Seite der geistigen Haltung in der unbestrittenen verhängnisvollen Diskrepanz zwischen Einzelseele und Gegenwartskultur. wie sie vor mehr als 20 Jahren schon ein mal in verblüffender Richtigkeit von Ernst Troeltsch vor- hergekehe,, und (mit dem Unterton tragischer Wcrtbetontheit) vorhevgesagt wurde, wie sie in unserer Zeit vom Blickpunkt der Kulturpsychologte durck E. Sprangcr schonungslos mehr und mehr ins Bewuhtsein der Beteiligten gehoben wird. Dah diese unselige Spannung zwischen Seele und Kultur Tatsache ist. wird besonders dem greisbar deutlich, der den Lebensstil des Erohstadtmenschen nah und lange sicht. Ihm offenbart sich in diesem Stil (nicht immer gerade be herrschend. vielmehr zuweilen nur in zuständlichen Schattierungen, aber doch immer merkbar) etwas von einer verkrampften Haltung im Erleben, eine Neigung zur Natur ferne. zur Traditionslosigkeit, zur schcmatisckxn Vermassung; es mangelt in merkbarem Mähe an der willentlichen Ein stellung zu eigener Prägung des sgeistigen) Lebensstils, die Dynamik des Lebens ist übermässig stark beherrscht und in ihren Abläufen richtungsbestimmt von wirtschaftlichen Be langen; man vermiht mehr und mehr den Elan geistigen Euchens, wie überhaupt di« Sehnsucht des geistige» Lebens; der Einzelne ist mehr und mehr kund teils aus Mode) neuroti- flert' und am erschütterndsten: die resignierte Haltung gegen die Angriffe auf Familie und Volkheit, wurzelnd zu einem guten Teil in einer überaus verbreiteten Passivität gegen die Ver bindlichkeit höherer Wertbereiche. Eine solche .Diagnose" mag zu grob und grausam sein: aber es lieaen tür erweisbare Tatsächlichkeiten zu Grunde. und vor altem: diese Tatsächlichkeiten sind zurunnsscywanger, sie wachsen uisi> weiten sich aus. werden — namentlich in Zeiten krisenhaften Weltgeschehens — mehr und mehr anteil gewinnend beim Ausbau und Ausbau der Gegenwartskultur. Es ist nicht zweifelhaft, daü eine Lrneuervng der aeistiaen Haltung einsetzen muh.mit erneuter religiöser Vertiefung. Und es such genügend Beleg: da dafür, dah solche Vertiefung gerade jetzt von vielen in offenster Aufnahmebcrcitschast natnrhaft, triebhaft gesucht wird swie immer schon i„ Zeiten ähnlich den unseren). Aber die Dringlichkeit der Ausgabe widert, dah auch von anderen als religio en Aniakslellcn h:r die Er neuerung (die doch im wesentlichen ein pädagogisches An liegen ist) versucht wird. Für die'e Aufgabe wäre es gut. wenn alle Beteiligten sich völlig klar würden über die wert vollen Möglichkeiten, die in dieser Hinsicht die volkstüm lichen Kulturgüter, wie sie leit den Tagen der Roman tik Gegenstand einer besonderen Wissenschaft — der Volks kunde — gewesen lind, in überaus reichem Mähe bieten. Den dieses volkstümliche Kulturgut bietet eins der wirkungskrästigsten Gegengewichte gegen die herrschende Zeit meinung. es erschöpfe sich der Wekcnsinhalt unserer Kultur im Verstandesmässigen oder swas häufiger noch geglaubt wird) in wirtschaftlichen Belangen. Dies ist eins der wertvollsten Ergebnisse der Beschäftigung in und mit der Volkskunde: es drängt sich die Einsicht von grassier Tragweite aus. dah sich die geistige Eesamthaltung mit den naturhasten Quellbezirken des Volkstums notwendig verbinden muh. dah sie sich nicht ohne schwere Schäden von ihnen als ihrem natürlichen Mutterboden lösen lässi. Wie die Religion (meist mit ihr) ist das Volks tum immer ein entscheidendes Agens für alle wertvolle Kultur gewesen und wird es bleiben Manche (und nicht gerade die harmlosesten) Einzelzüge der ..Diagnose" oben wurzeln einzig in der Auherachtlassung feines möglichen Bildungs- wertev (Bildung im weitesten, metaphystsck)«n Sinne des Wortes verstanden). Volkstümliches Kulturgut schult den Blick für Gefahren des Fremdgutes, Fremdaut im Sinne von kulturzcrsetzendem Kitsch, Schmutz. Schund. So fördert es eine iiberzeugungsmiihiae Ab wehrhaltung gegen diese Güter, eine Abwehrhaltung, die — weil sie gletchermahen in einer Einsicht wie in einem (noch wichtigeren) Erleben wurzelt — vor allem tat bereit ist. ' die auch erfolgegewisfer ist als gutgemeinte Rhetorik der > oredioenden SUarner mit dem aukaebobenen Zetgeiinaer. rrsola- gewisicr auch als ..Eingaben", die doch zu ven Akten gelegt werden. Volkstümliches Kulturgut schlicht in sich auch Wert« sozial- politischer Schattierung, wie dies schon Görrcs (aus einet ähnlichen Perspektive wie der unsrigen heraus) iah: es zwingt Ehrfurcht auf vor dem gemeinsamen wertvollen Erb gut unseres Volkes, läht die leimende Ehrfurcht sich ausweiten zu berechtigtem Stolz, weist in der Totalik der Volksseele wahrhaft „Iiebcns"-wcrte schicksalhafte Bindungen der Volks glieder ans. Ist der Bogen zu weit gespannt, wenn glaubt, dag damit ein neues willentlich getragenes Genieinschastsclhos (sagen wir vorsichtig): grnndgelegt werd»,, kann? Volks tümliches Kulturgut war dock, schon einmal in dieser Art wirksam: man lasse cs fick lsiir einen kleineren Verband) be stätigen von biindischer Jugend. Volkstümliches Kulturgut bietet unschätzbare Werte für die Jugenderziehung. Das wühle übrigens der „kleine" Schul meister vom Lande schon lauge und viel besser als der Pädagogiker vom „grünen Tisch"; so Hal er schon lange sein pädagogisches Bemühen bestimmt sei» lasten von der wichtigen Einsicht, dah — sagen wir es einmal in der Sprache des „grünen Tisch;" — das Wert- und Interessen systems des Jugendlich» in hohen, Mähe im volkstümlichen Kulturgut verankert ist dah cs darum in vielfältiger Weife wertvolle (weil n a t u r h a s t c) Ansatzstellcn für Formung der jugendlichen Seele bietet. Ansatzstcllen, di« vor allen anderen, , künstlich bereitgestellten (und oft an den Haaren herbei gezogenen) dies voraus haben: die Nalurhastigkeit ihrer Her kunft und die „Eemähheit" zum jugendlichen Erleben. Volksbildung und Jugendbildung: in beiden, enthüllt sich siir die Volkskunde unter eigenem Schminket ein kulturpolitischer Aspekt von groher Bedeutung Unsere Gegen- wartsknltur legitimiert die Pflege der Volkskunde als dring liche pädagogisch« Aufgabe der Zeit Dir gesamte volks bildnerisch ober jngendbildnerisch tätige Oeffentlichkeit sollte sich einstellen ans Verwirklichung der volkskundlichen Vildungswerte. Um der notwendigen Forschung willen sollte man der Vollskunde. die ans ichwicrigen methodolooischen - Streitigkeiten heraus ist und sich zu völliger wisteisichasts- s methodischer Klarheit dnrckrgerungcn hat, auch eine Heimstatt» auf unseren Hochschulen geben