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Mas weiter? (Don unserer Berliner S ch r i f t l e i f u n a) Die letzten vierzehn Tage haben trotz des akuten Aus bruchs der schleichenden deutschen Krise der Opposition doch noch Zeit und Mut gelassen, ihre Parteisuppe weiterzu kochen. Das ist einmal hinreichend geschehen unter dem Motto „Volksentscheid in Preußen", dessen Akteure wohl kaum daran denken, auf die kritische Lage der deut schen Wirtschaft und auf die ernste Vertrauenskrise, an der wir kranken, irgendwie Rücksicht zu nehmen. Das ist weiter geschehen durch die höchst überflüssige Auswärmung der Kampfansage dieser Opposition an das gegenwärtige „System", die in der Prophetie Hugenbergs an dis „Associated Preß" gipfelten: die Rechte werde in Bälde die Regierungsgeschäfte übernehmen. Diese beiden Pro grammpunkte sind und bleiben nach wie vor bloße negative Proteste. Anders haben wir diese Opposition noch nie ge sehen. In diesem Punkte bleibt sie sich ewig gleich, niemals zu sagen, was weiter werden soll, wenn sie den Lauf der Dinge einmal entscheidend beeinflnssen sollte. Ist es über heblich, wenn man feststellt, daß diese Opposition sich über das „Wie?" unserer Zukunft kaum ernstere Sorgen macht, daß sie diesen Angelpunkt der ganzen Diskussion bis zur Stunde des großen „Umbruchs" vertagt? Die „Vossische Zeitung" (Nr. 177) befaßt sich sehr treffend mit dieser Leere der oppositionellen Ideenwelt, die nur den Mut hat, zu sagen, was sie nicht will, aber nie sagt, was sie denn im einzelnen anders machen will. In der „Voß" heißt es u. a.: ..Ist Hugenbergs Drang zur Macht so heftig, die Aussicht auf Ministerposten in diesen Tagen noch immer so lockend? Ist die Furcht, den letzten Augenblick zu versäumen, so groß? Oder bringen die Herren Retter so starke Trümpfe mit, daß sie cs wagen können, die ungeheure Verantwortung für die Ver mehrung der inneren Wirren zu übernehmen? Cie rühmen sich der Prophetengaber die sie befähigte, die Untragbarkeit der Young-Lasten zu erkennen. Diese Gabe hat die Hälfte von ihnen nicht verhindert, die noch größeren Verpflichtungen des Dawes- Planes anzuerkennen aus demselben Grund, der vorher und nachher für den Versuch maßgebend war, durch Erfüllung die Unerfüllbarkeit, durch Leistung die Schädlichkeit der Versailler Tribute nicht nur vor dem eigenen Volk — das war kein Kunst stück — sondern vor allem draußen in der Welt zu erweisen. Heute ist der Streit darüber, ob dieser oder lener Weg zur Ab weisung der unerträglichen Lasten der richtige war, bereits gegenstandslos geworden. Das alles gehört schon der Vergangen heit an. Alle Verdienste in Ehren, die sich Himenbcrg zujchreibt. Aber was weiter? Weiter nichts. Denn beim ersten Schritt, der Uber die Ablehnung hinaus zu positiven Taten führen soll, gibt cs kein zündendes Wort und kein greifbares Programm. Oder sollen die Millionen in Stadt und Land die man znm Haß gegen den Staat, zum Mißtrauen gegen seine Lenker, einschließlich des ehrwürdigen Reichspräsidenten und zu der blinden Hossnunng aus einen jähen Umschwung für den Fall eines politischen Kurswechsels erzogen hat, davon satt und zu frieden werben, daß die „nationale Opposition" sich beeilt, für den Fall ihrer Machtergreifung bei den Amerikanern um gut Wetter zu bitten und die Anerkennung der Privatschuldcn zu geloben?" Wenn diese Opposition nicht von der Tagespolitik ans kürzeste Frist allein lebte, dann müßte sie sich längst Ge danken darüber gemacht haben, was die Aufwühlung der politischen Leidenschaften zum Zwecke eines Volksent scheides, der günstigstenfalls die Landtagslvahlen in Preußen um drei vier Monate vorwegnehmen kann, in einer Stunde bedeutet, wo nur die politische V e f r i e d u n g der Geister — auch im Inner», und hier zuerst — den Weg zu einer baldigen Ueberwindung der furchtbaren Wirt schaftskrise freimachön kann. Dann müßte sie sich längst Gewissensbisse darüber gemacht haben, was es heißt, in einer Front mit den Anhängern Moskaus innerpolitische „Erfolge" herbeizuführen, die man doch hoffentlich niemals mit ebendiesen Moskowitern zusammen auszuwerten und auszubeuten gedenkt. Was weiter geschehen soll, wenn in Preußen überhaupt keine Koalitionsmöglichkeit bestehen sollte, was braucht sich eine „nationale Opposition" darüber den Kopf zu zerbrechen? „Nach uns die Sintflut", das ist das ungeschriebene Motto, das über dem „Aktivismus" dieser Opposition steht. Als ob die letzten Tage nicht genügt hätten, jedermann einen Vorgeschmack einer neuen deutschen Ausweisung -er Orden aus Spanien? Ein Hirtenbrief -es Kardinals Vidal y Barraquer Madrid, 25. Juli. (Kipa.) Die plötzliche Reise des Kardinals von Tarragona nach Nom hat großes Aussehen erregt. Daß die Reise einfach der Frage der Uebertragung der Primaswürde von Toledo nach Tarragona gegolten habe, ivie in Zeitungen geschrieben wurde, wird in kirchlichen und iveltlichen Kreisen bezweifelt. Soeben läßt nun Kardinal Vidal y Barraquer, Erzbischof von Tarragona, einen vor der Abreise nach Rom unterzeichneten Hirtenbrief ver- öffentlickien, worin er aus die Gefahr der Ausweisung der religiösen Orden und Kongregationen aus Spanien himveist. Der Kardinal drückt seinen großen Schmerz darüber aus, mit welcher Heftigkeit gegen diese kirchlichen Institutionen in Wort und Schrift geletzt und eine „feindliche soziale Atmosphäre geschossen wird, welche die Abneigung der Bevölkerung ivecken soll, um, wenn möglich, die Vertreibung dieser kirchlichen In stitute zu erreichen". Der Kardinal erläutert den Zweck der Selbstl-eiligung im Kloster, die Bedeutung des beschaulichen Klo sterlebens und weist darauf hin. daß damit die Tätigkeit der Klöster nicht abgeschlossen ist, daß diese sich auch auf die Forde rung des Wohles des Rebenmenschen erstreckt durch die vielen Werke der Schule und Erziehung, der Kranken und Waisen fürsorge usw. Der Kardinal geht »och auf einige weitere Vorwürfe ein, die gegen die Klöster heute erhoben werden. Man glaube, sie seien dem politischen Regime feindlich gesinnt und betrieben gegen dieses geheime Wühlarbeit. Diese Meinung ist absolut un begründet: sie folgen der kirchlichen Lehre über die Vaterlands liebe und die Achtung vor der geschossenen Gewnlt. Der Kardi- nal weist ouch hin, daß der A n g r i f f a u s d i e g o t I ge w e i h - ten Personen und Einrichtungen auch ei» An ¬ griff auf die Grundsätze der Freiheit ist, di« man immer vorschiebt. Der Angriff auf die Orden sei um so unbegreiflicher, do diese dem Vaterlande Männer und Frauen gegeben hoben, die der Ruhm der Kirck>e und der berech tigte Stolz Spaniens seien, wie den hl. Dominikus, die hl. Tl>e« resio, den hl. Johann de Mota, den HI. Ignatius von Loyola, den hl. Josef von Kalasanz, den ehrwürdigen P. Clarot und ver schiedene andere. Ohne die religiösen Orden gebe es in Spanien keine Regional- und keine Lokalgeschichte, weder wissenschaft liche und literarische. In der französischen Republik haben eine ganze Anzahl sranzösisck)er Akademiker die Wiederzulassung der religiösen Orden als Zentren der Kultur verlangt und die Er kenntnis eines berühmten französischen Politikers bricht sich Bahn: „Mit der Vertreibung der religiösen Orden verlor Frank reich seine gewichtigste Kraft geistiger Expansion". Portugal be rief die Orden an seine Wohlfahrtseinrichtungen zurück, in der Republik Deutschland ist der Fortschritt der kirchlichen Orden sehr groß: dasselbe ist in den Vereinigten Staaten Amerikas der Fall. Wir sehen also die religiösen Orden bei den so r t s ch r i t t l i ch ste n Nationen geschäht, indes wir dem Schauspiel ihrer heftigsten Verfolgung Zeuge sein müssen. Hiergegen muß nun die Reaktion sämtlicher Gläubigen ein setzen. An ihre Spitze har sich der Weltklerus zu stellen. Die Unterdrückung des Ordensklerus wäre eine wahre Verstümme lung des mystisciren Leibes der Kirche. In ganz besonderer Weise werden die Söhne des heiligen Ignatius verfolgt. Der Kardinal erinnert an die Wohltaten, die der Orden der (Oesellschast Jesu dem Lande erwiesen hat. Zum Schluß wendet der Kardinal sich an Katholiken und Nichtkatholiken, leidenschaftslos das alles zu erwägen und erklärt, daß er einfach die Wahrheit verteidigen und eine oberhirtliche Pflicht erfüllen wolle. Sintflut zu geben! Man vegegner yeuie rn der Bolks- entscheidspresse einer Aufrechnung, wonach zur Sicherung des Erfolges im Volksentscheid nur noch 763 000 Stimmen fehlen, wenn man das Ergebnis der letzten Reichstags wahl zugrundelegt. Zn dieser Aufrechnung bemerkt die „Deutsche Zeitung" siegesgewiß: .Unter Berücksichtigung aller dieser Umstände erscheint die Aufbringung der restlichen 76:! 000 Stimmen und damit der Erfolg des Volksentscheids gesichert, wenn jeder, der sich für die nationale Sache verantwortlich fühlt, bis zum 9. August — durch Aufrüttelung der Lauen und Unent schlossenen sowie insbesondere durch Ausklärung der bisherigen Nichtwähler — seine Pflicht tut und am Tage des Volks entscheids selbst zur Stelle ist." Mit dem einen Satz: „Also, kommunistische Arbeiter, seid zur Stelle!" wirft „Der Abend" (Nr. Oll) die ganze nationalistische Logik über den Hausen! Eine „nationale Sache" soll es sein, für die man sich des Borsoan'ws der Kommunisten bedient? Gegen den Marxismus ist der ganze Volksentscheid vom Stahlhelm in die Wege geleitet worden, und Arm in Arm mit den brutalsten Marxisten soll die Sache zum Siege geführt werden? Kann man die primitivsten politischen Grundbegriffe noch schlimmer durch einanderbringen? Wie lange kann man ein solches Spiel mit der Gutgläubigkeit der Maßen treiben? Wie werden die Früchte einer solchen Skrupellosigkeit, die nur einem ungestillten innerpolitcschen Ehrgeiz dient, einst aussehen? Darf man die verantwortlichen Männer dieser Opposition immer wieder vor die verantwortungsvolle Frage stellen: Was weiter? Landgerichtsdirektor Dr. Förster f. In Bad M crgent - h e i in ist der Dresdner Landgerichtsdirektor Dr. Für st e r ge storben. Nach dem iiblicl-en juristischen Vorliereitungsdienst war Förster zunächst Landgerichtsrat in Zwickau, dann Landgerichts direktor in Chemnitz und seit 1928 in Dresden. Er gründete 1921 in Zwickau den sog. „A h »e n l i sie n -A u s t a u s ch". Dieser Forscherbund wurde im vorigen Jahr in die „Deutsclze Ahnen- Gemeinschaft", Bestandsaufnahme deutscher Ahnen, umgewau- delt. Rückgang der Steuereinnahmen Sachsens Die Steuereinnahmen des Landes an Grund-, Gewerbe-, Hauszins-, Schlachtfteuer usw. betrugen im Juni 1931 insgesamt 12,11 Mill. M. gegen 11,16 im Mai 1931 und 8,38 im Juni 1939. Der Betrag der überwiesenen Reickssteuern (Einkommen-, Kör perschafts-, Umsatz-, Kraslsahrzcugsteuer usw.) an Land und Ge meinden bezifferte sich im Juni d. I. auf 11,44 'Mill. M. gegen 15,98 im Mai 1931 und 17,75 im Mai 1930. Die G e s a m t v e r s ch u l d u n g des Freistaates Sachsen belief sich Ende Juni d. I. auf 289,45 Mill. M. gegen 290,78 Ende März 1931. Davon waren 36,56 Mill. M. Auslandsschulden gegen 36,73 zu Ende März. Unter Hinzurechnung der Schulden dec Städte, Gemeinden und Bezirksverbände ergab sich nach den Ermittelungen des Statistisä>en Landesamles für Ende März dieses Jahres eine Gesamlverschuldung von 1202,8 (Ende De zember v. I. 1168,64) Mill. 'M. Davon waren 101,26 (101,53) Millionen Mark Auslandsschulden. Oer deutsch-tschechische Eisenbahnvertrag Der am Sonnabend in Prag unlerzeichnete Deutsch-Tsche chische Eisenbahn-Vertrag, der nach langjährigen, mühevollen Verhandlungen zustaiiöegekommen ist. regelt den Verkauf der aus tschechiichcm Boden gelegenen Teilstrecke der Linie Zittau — Reichenberg. Etwa 22 Kilometer Eiscnlmhnlinie werden abgetreten. Ta diese Strecke in den letzten Jahren nur Zuschüsse erfordert hat, ist die Abtrennung eher ein Vorteil für Deutsch land. Wie wir erfahren, soll der schon auf tschechischem Boden gelegene Bahnhof Graltau Uebergangsbahnhos iverden. — Ver hältnismäßig gut haben auch Sie Verhandlungen über den Bahnhof Eger abgeschlossen. Die ganze Strecke von Boi- lersreuth i. V. bis Eger bleibt in deutschem Besitz. Desgleichen der dortige Bahnhof. Allerdings muß die Erledigung des Per sonenverkehrs den Tschechen übertragen werden, während der Güterverkehr, -er ziemlich lxdcutend ist. in deutschen Händen bleibt. Unter den obwaltenden Umständen kann das ebenfalls als zufriedenstellend bezeichnet iverden. Die Dayreniher Festspiele Mtthf»l««,sch»ft Siegfried Wagner» »nd Karl Muck». kB »« » « 1« r , » S»nd<rb«,Icht«rftatt«r.) Bayreuth, 22. Juli. Die am meisten hervorstechend« Veränderung bei den dies jährigen Festspielen in Bayreuth ist die Berufung der neuen musikalischen Führer Furtwängler und Eoscanini, mit denen Elmendorfs, „der Vulkan", der schon seit 1927 in Bayreuth wirkt, sich in die musikalischen Aufgaben und Ehren der Spiele teilt. Niemand hegt bei der Berühmtheit dieser Per sönlichkeiten auch nur den leisesten Argwohn, daß die große Linie, die bis zum Jahre 1930 geführt hat, nicht auch in Zu kunst vollkommen gesichert sei. Aber die Verluste des vergange nen Jahres, den schmerzlichen, wenn auch erlösenden Tod der Cosiina, den für die Festsviele tragischen Tod Siegfrieds und dann zum Schluß den ebenso überraschenden wie verfrühten freiwilligen Rücktritt Karl Mucks hat man noch lebendig im Gedächtnis und freut sich der berechtigten Zuversicht zu der Grüße der Nachfolgerdirigenten. Umstrittener schon ist Hei n z Tiedjen als Vermalter der Aemtcr Siegfrieds. Ihm legte sein Berliner Dramaturg Dr. Julius Kapp ein Kuckucksci m das Netz mit dem überall befremdenden Satz aus einem auch fönst sehr angreifbaren Artikel: „Wagners Wille, das Festspiel hans in Bayreuth zu einem Tempel großer deutscher Kunst zu erheben, ist bisher nicht in vollem Maße in Erfüllung gegangen, da eine stark gewordene und dem stets vorwärts drängenden ' Geist des Meisters eigentlich widersprechende Tradition jeden Fortjchritt gehemmt bat'!. Am zweiten Abend brachte da, hohe Amt des „Parsival" der seiergestiminten Menge unmittelbares Er leben. Man beugt sich bei dieser Einzigartigkeit der Dar- i stellung mit Respekt vor der Ansicht derjenigen, die dieses hohe I Lied der Menschheitserlösung für Bayreuth bewahrt wissen wollen. Die Forderung Wagners will eine Schranke aufrichten gegen jede Entweihung, die fast naturnotwendig mit der Ent fernung von der eigentlichen Weihcstätte des „Parsival" ver bunden ist, denn nirgends so wie in Bayreuth hat der Besucher leinen Alltag hinter sich gelassen, nirgendwo ist er so sehr auf las Erlebnis einaeltellt. ist er Io irei von den Schranken der Zeit und der beruflichen Störung. Und ist schon der Gedanke mangelnder Vorbereitung auf dieses Merk eine Profanierung, so erst recht die nicht wegzuleugnende Tatsache der unzugäng lichen Darstellungen, die seit 1913 der „Parsival" auf den ver schiedensten Bühnen sich hat gefallen lassen müssen. Bayreuth hat nicht nur die Parsivaltradition. hat nicht nur die künstlerische Kultur und Wagnerische llebermachung, sondern hat vor allem auch die für die Wirksamkeit und Empfänglichkeit erforderliche stimmunatragende Kraft, ist auf dem Festsvielhügel angesüllt mit dem Weihrauch »es D»mes, der des feierlichen Amtes Gral und Hüter sei« Ml Mit bezwingender Kraft erfüllte wieder Toscanini, der nun zum ersten Male in Bayreuth an Stelle Mucks vor dem „Parsival" stand, seine Sendung. Darin zeigt sich die ganze Größe des Kunstwerkes, daß es auch dort in seinen Bann zieht, wo Stoss und Form erst die Schranken der Fremdheit nieder reißen müssen. Idee und Wiedergabe waren in dieser Ausfüh rung in solch wundervoller Einheit, daß trotz der Länge des Wertes niemand ohne Erhebung und Ergriffenheit das Haus auf dem Festspielhügel verlassen hätte. Toscanini hat eine Eindringlichkeit der Sprache, die in jedem Tonfall, in der Phrasierunaund Akzentuierung ganz genährt wird aus dem Geiste des Werkes. Das Geheimnis seiner einzigartigen Wir kung auf die Hörer liegt zum nicht unwesentlichen Teil darin, daß er durch die Breite des Tempos im Zuhörer die psycholo gische Voraussetzung zur Empfänglichkeit und zur inneren Ruhe rhasft. Auch aus der Bühne zeigte sich die Höbe des vorher gehenden Abends mit Herbert Janssen a(s Amfortas, mit Ivan Andresen als Gurnemanz, mit einem prachtvoll männlich „reinen Toren" durch Fritz Wolss. mit Gotthold DiUer als Klingsor, und vor allem mit Elisabeth Ohms als Kundry. Mit Klingsors Zaubergarten und mit den be rühmten Mandeldekorationen zeigte sich Bayreuth wieder auf seiner zanberhastcn Höhe bühnentcchnischer Leistungsfähigkeit. Auch die Chöre trugen wieder den großen Charakter Rüdelschsr Meisterhastigkeit. Nr. Niiclolt proetook.) ».Oie Blume von Hawai^ Uraussührung Im Neue» Theater Leipzig, „Die Blume von Hawai" ist eine dreiakiig« vgie- relte in der Paul Abraham die Musik schrieb. Aus dem Ungarrsclgen des Emmerich FäIde s wurde sie von Alfred Grünwald und Dr. Fritz Löhner-.Beda bearbeitet, in Szene gesetzt von Direktor M iksa Pr ege r. Die Tänze wurden «instudiert von Iessrey Piddeck lLondon). Ter Komponist Paul Abraham Hal auch hier — wie in seiner Operette ..'Viktoria und ihr Husar" — den 'Nachdruck! aus das Empfindsame, aus das Sentimentale (in des Wortes engster Bedeutung), aus das Schmachtende eingestellt. Durch das ganze Werk wein der Tanz- Rhythmus in einer Schärfe, die durch einige symphonisch gehal tene Tuttisätze kaum merkbar unicrbrocken wird. Abraham sessell auch in diesem Werke durch seine geradzu blendende Instrumentationstechnik. Die Umbiegung der Orcheslermusik zur Erzeugung von ausgesprochenen Naturlauten läßt aushorchen. Das hat ihm noch keiner vorgemacht. 'Nur verliert sich der sonst findige Komponist in der Darstellung des Empiindnngsvollen. Vor allem läßt das starke llebcrflulen der Bühne mit chorischen Tanz- und Paradeaufsührungen eine innere Teilnahme an den Schicksalen der Hauptpersonen nicht aufkommen. Man empsin- oet diese Innengeschchnisse fast als unliebsame Unterbrechungen der oft geradezu tollen Brnielükiinsle aus der Theaterbiihne. Dadurch wird der Charakter dieses in seinem Grundgedanken ernsten Stückes fast ganz verwischt. Kommt hinzu die Hin- Überleitung des Ehrwürdigen, das in jedem echten, religiös an gehauchten Volksempsinden ruht, in das Gebiet des Seelisch. Gemeinen, der banalen Treulosigkeit. Dadurch wird auch der letzte Rest einer menschlich tieferen Anteilnahme an dem Ge schick der Hauptpersonen zerstört. Bleibt übrig eine Lach Koma, die — weiter aber . . . nichts . . . Die Ausführung war voll endet in spieltechnischer Hinsicht. Die Ausstattung blendend. Vor allein ist hervorznheben die künstlerische Ausgeglichenheil im Spiel. Man müßte sie alle insgesamt nennen. Rita Georg, „Die Blume von Hawai", Rofy Barsony als tolles Mädel. Und dieselbe Nito Georg als ieichtangesäuseite Grisett« Kaum glaublich Dazu Fritz Steiner als Tanz- Akrobat und Urkomiker ersten Ranges. Sie sorgten reichlich dasiir, daß trotz fühlbarer Hitze des Saales die Aufsührungszeit von reichlich vier Stunden nicht zu lang ward. Dementsprechend ivar der Beifall, der nicht selten bei offener Szene ancbrach, sehr lebhaft und anhaltend — wohlverdient. Das beteiligte verstärkte Viktoria-Orckiesler erfüllte auch hochgesinnte An sprüche unter der sicheren Leitung des vielgcseierlen Komponisten. Dr. Hugo Löb mann. Leipzig.