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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.10.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111002028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911100202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911100202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-02
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Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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buch, die Elemente der Geologie, durch Ihre fesseln den Vorlesungen an der Universität Leipzig haben Sielwährend vier Jahrzehnten fruchtbringend wie nur selten ein Lehrer gewirkt und zahlreiche Studierende m die Geologie eingesührt und dafür begeistert. Die geologische Landesuntersuchung des König, reichs Sachsen verdankt Ihrer Tatkraft, daß das hervorragende Kartenwerk, das unter Ihrer Leitung begonnen, auch bereits zum Abschluß gebracht worden ist. IhrFor chereifer hat uns neben anderen wichtigen Arbeiten über den geologisc! en Bau Wachsens grund- legendcUntersuchungen über eiszeitliche Bildungender Gegend von Leipzig, ebemo interessante wie bedeut same Ergebnisse über die Stegocephalen von Nieder- häßlich und andere paläontologische Funde beschert. Obwohl Ihr Name in der Geschichte der Geologie bereits unauslöschlich geschrieben steht und immer mit hohen Ehren genannt werden wird, beabsichtigen wir, Ihnen heute noch ein besonderes Denkmal zu errichten. Zahtreiche Geologen und Freunde der Geologie haben zur Förderung der geologischen Wissemchaften ein Kapital von Al 000.XL gesammelt, das in Anerkennung Ihrer großen Verdienste den Namen „Hermann-Credner-Stiftung" führen 'oll. Wir bitten Sie, hochverehrter Herr Geheimer Rat, diese Stiftung als ein Zeichen unierer Verehrung anzunehmen und sie der Deutschen Geologischen Ee ellschast in Berlin, der Sie feit 1815 ein ebenso eifriges Mitglied wie ein treuer Freund und Berater waren, zur Verwal tung zu überweisen. Zugleich bitten wir Sie. die im Entwurf beigefügten Satzungen dieser Stiftung zu genehmigen. Wir alle bringen Ihnen heute an Ihrem Ehren tage die herzlichsten Glückwünsche dar. Möge Ihnen im Kreise Ihrer werten Familie noch ein langer und glücklicher Lebensabend beschieden jein." Berlin, den 1. Oktober 1011. Es folgen sodann die Namen der 247 Stifter. Geb. Rat Eredner dankte in be- we-ten Worten. An dem darauffolgenden Familien diner nahmen Geheimrat Wahnfchafie und Frau sowie Professor Lr. I. Walther-Halle teil. * Anläßlich Les 58jährigen Bestehens der Leipziger Bierbrauerei NieSeck K Co., A.-G. in Leipzig-Reud nitz, sind vom König, dem Königlichen Ministerium des Innern und der Königlichen Kreishauptmann- schäft Leipzig Auszeichnungen verliehen worden. Es haken erhalten: vormolger langjähriger Direktor, jetziges Mitglied des Aufsichtsrats Kommerzienrat Friedrich Wilhelm Reinhardt das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrcchtsordens, Buchhalter Friedrich Heil mann in L.-Reudnitz, Brauereivertreter Gustav Adolf Hebe nst reit in L.-Gohkis und Brauführer Heinrich Adolf Berger in L.-Reudnitz das Albrechtskreu,z. Kellermeister Andreas Eleix- ner in L.-Reudnitz das Ehrenkrcuz mit der Krone, Maschinenmeister Louis Friedrich Röder in L.- Neuonitz, Brauer Earl Ernst Klemm in L.-Ncud- nitz, Oberschmied Friedrich Ernst Dyck in L.-Neud- nitz, Maurer Karl Hermann Sperling in Leipzig, Maurer Emil Oskar Rosch lau in Liebertwolk' witz, Böttcher Friedrich Wilhelm Thomas in L.-Reudnitz Magazinvermnlter Christoph Wie gand in L.-Neureudnitz, Arbeiter Carl Friedrich Fever in L.-Reudnitz und Kutscher Friedrich Horn in L.-Probsthcida das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeitz Obcrbötlcher Carl Wilhelm Martin K l e e in a n n in L.-Neurcudnitz, Brauer Gustav Moritz Träger in L.-Neudnitz, Brauer Gustav Her mann Theodor Sillein L.-Neudnitz, Brauer Fried rich Wilhelm Fischer in L.-Thonberg, Oberschlosser Otto Hermann Fickweiler in L.-Reudnitz, Stell- machcrmcister Oskar Franz Friedel in L.-Neu- rcudnitz, Maschinist Gustav Gottlob Vorberger in L.-Probstheida, Heizer Carl Hermann Arnold in L.-Anger-Crottendorf. Böttcher Friedrich Fürchte gott Sei p nitz in L.-Reudnitz, Böttcher Sylvester Pludra in L.-Reudnitz, Böttcher Robert Otto Mögelin in L.-Neudnitz, Böttcher Johann Wil helm Zerbe in L.-Reudnitz, Böttcher Julius Con rad Herrmann in L.-Thonberg, Arbeiter Hein rich Gustav Petzold in L.-Probstheida, Arbeiter Bernhard Keutsch in L.-Volkmarsdorf, Hcfarbeiter Friedrich Hermann Zschau in Grofzpösna, Arbeiter Friedrich Emil Grünert in L.-Stötteritz, Kutscher Robert Julius S ch i l! e in L.-Anger-Crottendorf, Kutscher Friedrich Eduard Heider in L.-Probst- bcida und Aufwärterin Auguste verrv. Schubert in L.-Neureudnitz, je eine Belobigungsurkunde. Die Auszeichnungen wurden den Genannten heute bei der Jubelfeier d"r Riebcckschen Brauerei durch Bürger meister Dr. Weber überreicht. * Auszeichnungen. Von der Königlichen Kreis- hauptmannschast Leipzig ist dem seit 1. Oktober 1886 ununterbrochen bei dem Schuhmachermeister Theodor Wünsch in Leipzig, Große Fleischergasse 28, beschäf tigten Schuhmacher Joseph Wrba in Leipzig und dem seit 2. Oktober 1886 ununterbrochen in der Pelzwarenhandlung von E. Th. Opitz in Leipzig, Brühl 65, beschäftigten Kürschner Albert Milde in L.-Gohlis je ein« Belobigungsurkund« ausgestellt worden. Die Auszeichnungen wurden den Iubilaren heute in Gegenwart ihrer Arbeitgeber an Ratsstelle ausgehändigt. * 50 Jahre Mansfeld war das Kernwort des Tages, als die Firma Chn. Mansfeld nach dem feier- licken Festakrus im Fabrikgebäude den goldenen Iubeltag mit Geigenispiel und Paukenschlag in Gegenwart aller Angestellten und Arbeiter im Fest saale des Zoologischen Gartens ausklingen ließ. Ein von Alfred Trübenbach verfaßter, von Frau M. Trübenbach mit Schwung und Feuer vorgetragener Prolog galt der Vergangenheit des Werkes, feierte den Gründer und wies, von der Gegenwart ausgehend, mit einem fröhlichen Glück auf auf eine neu« Aera frischen Wirkens hin. Zuvor hatte Herr Hugo Mansfeld allen Festteilneh mern ein herzliches Willkommen entboten. Dem Konzert, das abwechselnd instrumentale und vokale musikalische Darbietungen der 106. Kapelle und des Mannergesangvereins „Mansfeld" unter Leitung des Herrn Musiklchrers Ringer in genußreicher Folge bot und einen von ansprechenden Motiven ausgezeich neten Juöilänmsmarsch „Mit Hammer und Amboß" als sinnige Festgabe des Genannten in sich schloß, fügte sich am Abend die Festtafel an. Sie war von zahlreichen Trinljprückten belebt. Scharf und klar zeichnete Oberingenieur Röder ein Bild der Jubel firma und des Maschinenbaues. Er streifte die mar kantesten Punkte in der Entwicklung des Hauses in ihren einzelnen Etappen, feierte Chn. Mansfeld als Vorkämpfer und Förderer seiner Industrie und wünschte seinen Nachfolgern Gustav und Hugo Mans feld noch lange Jahre ungetrübten Schaffens. Ihnen brachte er ein dreifaches Hoch. Dann fügte sich Trintspruch an Trinkspruch, bis die Tafel zum fröh lichen Ball überging. In unserem Jubiläumsbericht hat sich übrigens ein Fehler eingeschlichen. Bei dem Festakt sprach nicht Prokurist Wagner, sondern Ober- ingenisur Reich. st Personalien vom Polizeiamt. Der Kriminal rat Noöl tritt nach 20jähriger Dienstzeit bei der Kriminalpolizei aus Gesundheitsrücksichten mit dem 1. Oktober in den Ruhestand: desgleichen der Polizei wachtmeister Schmidt von der 22. Bezirkswache. — Das 25jühriqe Dienstjubiläum begeht am 1. Oktober der beim Fundbureau des Polizeiamtes beschäftigte Aktuar Hugo Z e i ch a r t. Der Jubilar wurde be reits am Sonnabend durch zahlreich« Glückwünsche und Geschenke erfreut und geehrt. — Das 25jährige Dienstjubiläum begingen am 1. Oktober die beim hiesigen Polizeiamt angestellten Wachtmeister Emil Helin, Paul Angermann und Herm. Schmutzler, sowie die Schutzleute Arno Werth und Robert Schmidt. Die Iubilare wurden vom Polizei- direktorium mit ehrenden Worten beglückwünscht und von den Beamten des Polizeiamts mit Ge schenken bedacht, wie auch durch zahlreiche Glück wünsche erfreut. Am 5. Oktober vollenden sich eben falls 25 Jahre, daß der Kriminalschutzmann Friedrich Franke im Polizeidienst tätig ist. — Schutzmann Richard Schön wurde zum Wachtmeister der Exekutivabteilung befördert. Neuangestellt wurden 3 Schutzleute. —k. Aenderung von Stationsnamen. Mit sofor tiger Gültigkeit werden die amtlichen Stationsbe zeichnungen geändert von Großenhain (B. D.) in Großenhain Berl. Bahnhof, von Großenhain lC. G) in Großenhain Cottb. Bahnhof, von Elsterwerda lB D.) in Elsterwerda Berl.-Dresdn. Bahnhof und von Elsterwerda (O. L.j in Elsterwerda Oberlaus. Bahnhof. i». Verein Leipziger Architekten. In der September- Versammlung hielt der Architekt Bauer den zweiten Teil seines Vortrages „Bauvorschriften in Alt- Leipzig und Dresden". Er erläuterte die Ent stehung und das Zustandekommen der ältesten Bau vorschriften über steinerne Zwischen- vdsr Brand mauern nach ihrer Stellung, Anordnung und Benutzung, die heute noch ber Abbrüchen oftmals Anlaß zu Grenzirrungen und Rechtserörterungen gäben. Er stellte fest, daß bereits etwa 100 Jahre vor dem Erlasse von Dresdner Bauvorschriften ähnliche Bestimmungen in Nürnberg bestanden hätten, wie aus dem sogenannten Baumcisterbuche des Endres Tücher (1464—741 hervorgehe, er wies aut den Kontakt hin, der zwischen Nürnberg und Leipzig in jener Zeit bestanden habe, er schilderte den Einfluß, den diese Vorschriften auf die bauliche Gestaltung der Häuser und des Stadtbildes aus geübt hätten und bemerkte, daß sie dis in unsere Zeit in rechtlicher Beziehung nachwirkten. Da diese interessanten Ausführungen nicht nur einen Beitrag zur Geschichte der Vauaesetzgebuna und zur Entwicke lung des städtischen Bürgerhauses liefern, sondern auch geeignet find, Bauherren und Hausbesitzer vor Schaden zu bewahren, sollen sie demnächst in Druck weiteren Kreisen zugängig gemacht werden. Die Tätigkeit der Feuerwehr im September. Im verflossenen Monat ist die Hilfe unserer Be- russfeuerwehr 72 mal bei direkten Bränden in Anspruch genommen worden. Außerdem kommen noch eine große Zahl andere Hilfeleistungen hinzu. (Transportieren von Verletzten nach Krankenhäusern oder Wohnungen, Errettung von Menschen oder Tieren aus Lebensgefahr, Aufheben und Transpor tieren von gestürzten Pferden usw.) Ferner wurden der Wehr noch eine größere Anzahl kleinere Brände gemeldet, die aber die Hilfe der Mannschaft nicht erforderten. * Wer (ist der Tote? In Frankfurt a. M. ist am 18. Sept, auf dem Hauptsriedhof die Leiche eines etwa 48 dis 50 Jahre alten Mannes aufaefunden. Der Tote batte nichts bei sich, was zur Feststellung seiner Person dienen konnte. Er ist von schlanker aber kräftiger Gestalt, hat dunkelblondes Haar, ebensolchen graumelierten Schnurrbart, volles blasses Gesicht, große Nase, lückenhafte Zähne und war be kleidet mit hellgrüner Lodenjoppe, dunkler Hose, ebensolcher Weste und braunem weichen Filzhut. Sachdienliche Mitteilungen können bei der hiesigen Kriminalpolizei angebracht werden. * Zur Rechenschaft gezogen wurde ein 16 Jahre alter Schreiberlehrling aus Eisenberg, der im August in Weißenfels zum Nachteil seines Arbeitgebers, eines Schuhwarenfabrikanten, 293 XL unterschlagen hatte und damit geflüchtet war. Seine Veruntreu ungen verwischte er durch Fälschungen von Post anweisungen. Mit dem Gelds hatte der Bursche Vergnügungsreisen unternommen und war jetzt völlig mittellos. * Ein kleiner Durchbrenner. Von einem Gärtner wurde am Sonntag unter einem Gebüsch im Jo- hannapark ein 11 Jahre alter Schulknabe schlafend angetroffen und der Polizei übergeben. Es stellte sich heraus, daß das Bürschchen bereits am 18. Sept, seinen hier wohnhaften Eltern entlaufen war. Längere Zeit hat sich der Ausreißer im Manöver gelände bei Borna Herumgetrieben und hat wieder holt mit den Soldaten biwackiert. Nach Abbruch des Manövers kehrte er wieder nach hier zurück und führte das Zigeunerleben weiter. * Diebstähe. In Abwesenheit der Bewohner stieg am Sonntag ein Dieb in eine Parterrewohnung der Kaiser-Friedrich-Straße und stahl 73 .XL, ein goldenes Gliederarmband, einen goldenen Ring mit rötlichem Stein und vier Perlen und zwei KUten Zigarren. — Festgenommen wurde in der Dresdn. Straße ein Mann, der zwei nasse Frauenhemden, ein wollenes Herren hemd und ein schwarzes Lüsterjackett bei sich hatte. Die Gegenstände sind offenbar Diebesbeute und skann sich der Eigentümer bei der Kriminalpolizei melden. — Gestohlen wurde aus einem Hausflur der Liebig- straße ein Reisekorb, enthaltend u. a. eine braune Pelzboa, ein rosafarbiges und ein weißes Waschkleid, 6 weiße und 3 blaue Schürzen, im Gesamtwerte von ca. 60 — In der Lampestraße wurde von zwei unbekannten'? Burschen im Alter von 14 bis 16 Jahren ein Fahrrad, Marke „Stölzel-Stabil", im Werte von 100 X gestohlen. — Eine 17 Jahre alte Näherin aus Jalau kam in Haft. Sie ist ver dächtig, einen Eelodiebstahl verübt zu haben. — Vermutlich am 30. Septemver nachmittags wurden aus einer Mäochenkammer der 4. Etage eines Grund stücks in der Menckestraße gestohlen: eine goldene Damen - Remontoir - Uhr nebst Dubleekette, eine goldene Halskette mit Herz als Anhängsel, eine mattgoldene blattförmige Brosche, eine Dublee- Brosche mit dem Bildnis eines Mannes, eine goldene Halskette mit länglichen Gliedern, eine Stahl-Damen- Ubr nebst vergoldeter Kette, zwei Portemonnaies mit größeren Geldbeträgen. * Unter verdächtigen Umständen gestorben. Zu der vor einigen Tagen unter dieser Spitzmarke ge brachten Notiz, worin mitgeteilt wurde, daß in der Reudnitzer Straße eine Wirtschafterin nach der Ein nahme von Arznei gestorben sei, teilt uns der ehe malige Bräutigam der Toten mit, daß die Frau, wie durch die Untersuchungen festgestellt wurde, eines natürlichen Todes an Herzsehnenlähmung gestor ben sei. «l. Beschlagnahmte Druckschrift. Auf Ersuchen einer auswärtigen Gerichtsbehörde ist die im Ver lage von Richard Ungewitter in Stuttgart er schienene Druckschrift „Nackt", eine kritische Studie von Richard Ungewitter mit 62 Abbildungen, nach 8 184 Ziffer 1 des Reichsstrafgesetzbuchs wegen des unzüchtigen Inhalts in Leipzig polizeilich beschlag nahmt worden. Thekla. Bei der hiesigen Zahlstelle der Leip ziger Konfirmanden-Aussteuer wurden im September von 315 Kindern 424,55 .4t gespart. Vom 1. Januar bis 30. September d. I. wurden von 315 Kindern 3243,25 eingelegt. 35 Neuaufnahmen erfolgten. Sus Lachsen. Dresden, 2. Oktober. * Das fortgeworfene Gewinnlos. Viele Besucher der Ausstellung, die ein Lotterielos nehmen, haben die Gewohnheit, die beiden zusammengehefteten Teile des Loses nur leicht auseinanderzuklappen und das Los nach einem flüchtigen Blicke achtlos beiseite zu werfen. Wie sehr es aber angebracht ist, das Los genau zu prüfen, beweist folgender Vorfall, der sich gestern abend zulrug. Ein junger Kausmannslehrling nahm ein Los, öffnete es und warf es nach einem kurzen Blicke enttäuscht weg. Ein Fremder, der das mit angesehen hatte, fragte ihn, ob er denn auch genau nachgesehen habe. Hierdurch stutzig gemacht, suchte der Junge das Los wieder hervor, öffnete es vollständig und fand nun zu seinem freudigen Schrecken eine Gewinnummer, für die ihm im Eewinnpavillon die Summe von "00 ./l ausgehändigt wurde, mit der er freudig davonstürzte. Der Irrtum des Jungen war wohl hauptsächlich daher gekommen, daß die Eewinnummer bei der neuen Serie in ver kleinerter Form und in der Mitte des Loses stebi- statt wie früher mehr nach dem oberen Ende zu. b. Zwickau, 1. Oktober. (In dem Gattenmord- prozcß Schumann) wurde gestern abend das Urteil gesprochen. Frau verw. Schumann, die an, 11. April o. I. auf der hiesigen Tnlstraße ibren Ehemann er schossen batte, wurde zu 1 Jabr 6 Monaten Gefäng nis verurteilt. 5 Monate gelten durch die Unter suchungshaft als verbüßt. Die Geschworenen hatten nur Körperverletzung mit tödlichem Aasgange an genommen. d. Oelsnitz, 1. Oktober. (Tödlich verunglückt) ist gestern auf dem hiesigen Hedwigichachte der 19 Jahre alte Feuermann Karl Emil Beuccert. Hereinbrcchende Kohlenmassen drückten ihm den Brustkorb ein. ^1. Oberwiesenthal, 2. Oktober. (Schneefall.) Auf dem Fichtelgebirge ist Schneefall einge- treten. Tageschronllr. Der Dammbruch bei Uustiu. New York, L. Oki. Nach den letzten Be richten kamen bei dem Dammbruch bet Austin über 400 Personen um. Austin Ibildet jetzt «ine grauenvolle Trümmerstätte. Die Flutwelle riß große Gebäude eine halbe Meile weit fort. Das nachfolgende Feuer machte eine Rettung unmöglich. Die ganze Nacht hindurch ertönten die Hilfe- und Echmerzensrufe der unter den brennenden Trümmern liegenden Verwundeten. Viele Einwohner befinden sich seit dem Dammbruch auf den umliegen den Hügeln, wo sie ohnmächtig zusehen mußten, wie ihre Häuser «iirsielen und sie mit ihren Angehörigen forttrieben. Augenzeugen erzählen, daß sich die Flut- welle mit Blitzesschnelle und furchtbarem Getöse heranwälzte, überall Verwirrung und Entsetzen ver breitend. Die Häuser aus Stein stürzten wie Karten häuser zusammen. Alle Straßen find mit verstüm melten Leichen angefüllt. Es spielen sich herzzer reißende Szenen ad. New York, 2. Okt. Die UngMcksuachricht von dein Bruch des Mühlendamms an dem Stapelplatz der Vauholzgesellschafr in Austin bestätigt sich vollko-mmen und ganz. Ein 1 Meile langer und 6 Fuß breiter Damm, der 1 Million Galeonen Wasser enthält, brach nachmittags plötzlich. Nach den letzten Mel dungen sind 1000 Menschen von der Flut fortgerisfen worden und mehr als 400 haben den Tod gefunden. Hilfszüge sind von allen näher gelegenen Städten unterwegs. Der Damm drohte schon vor zwoi Jähren einmal zu breche«, wurde aber damals repariert. Der Rest der Stadt Austin ist i n Flammen aufgegangen. Man weiß bisher noch nicht, wie das Feuer entstanden ist. Ueberhaupt laufen die Nachrichten von der Unfallstelle seist: sMr- lich ein, da die Telegraphen le i tungen zerstört sind. New York, 2. Ott. Die Stadt Austin wurde fast ganz vom Erdbodengefegt und 2000 Menschen kamen um. Das Wasser verzog sich schnell, aber die Haustrümmer gerieten in Braud, und was unter denselben noch am Leben war, wurde lebendig geb rate u. Die Fluten haben alle Verbindungen zrvstört, so daß nur wenige Einzel- allem Anschein nach der Most nicht gefallen. Man hat nämlich verschiedene alkoholfreie Weine unter sucht und gefunden, daß viele von ihnen doch alkohol haltig waren. Es ist dem Trauben- und Apfelmost doch wider die Natur, nicht zu gären. Und trotz aller Vändigungsvcrsuche der Saftfabrikanten bricht er doch durch, gürt im stillen und schafft den berau schenden Alkohol. So schlägt er den Amethysten ein Schnippchen Und wenn sie den alkoholfreien Trank loben, io lächelt er im stillen. Es ist nicht anders, sie müssen dran glauben: „Aus Most wird Wein." Ole Allüren üer Salten. Die Mode bat in dieser Saison ganz andere Bahnen eingeschlagen. Wußte man im vergangenen Jahre nichr genug Gegenstände aufzubringen, die man in das Haar flocht, mit denen man die Pracht der Locken durchwand und durchzog, so ist man in dieser Modejaison, fast könnte man sagen selbstver ständlich, zu einer gani anderen Richtung über gegangen. Diese Richtung heißt Einfachheit. Man vermeidet bei den modernen Frisuren alles, was nach Kunst aussicht, obgleich fast alles Kunst ist. Jedenfalls will man die Wirkung erzielen, als ob die Natur die Frauen so überreich mit dem schönsten Schmuck, dem Haar, bedacht, daß man nichts mehr nötig hat, wie eben das Haar, um reizvoll auszu schauen. Die Frisur umrahmt das Gesicht nur ganz wenig, läßt soviel frei, wie nur denkbar. Die Simpelfransen, auch Ponys genannt, erfreuten sich nur eines kurzen Bestehens. Sie sind aufgckommcn, um sogleich wieder zu verschwinden, denn man schützt heutzutage nicht mehr den Ausdruck oer Niedlichkeit und süßen Toryeit. den diese Simpelfransen einem Gesichte ver leihen. Auch in dem Antlitz der Frau will man das Geistige, das Intellektuelle erkennen. Aus diesem Grunde ist auch der Scheitel etwas unmodern ge worden, wenngleich er noch immer seine Herr chaft nicht ganz eingebüßt hat. Aber selbst beim Scheitel zeigt man die Stirn so weit wie möglich, und hält zu dem Zwecke das Haar an beiden Seiten mit kleinen Seiterikämmen oder mit Spangen fest. Diese Spangen uno Kamme sind der einzige Zierrat, den nian zu der Frisur sich erlauben darf, und die Damen, die sehr gern Schmuck iraaen, gestalten diese beiden Halter so kostbar wie möglich. Neben der einfachen Scheitelfrisur ist die grie- I chische Frijur sowohl für die Straße, als auch für I den Ballsaal up to öate. Das Haar wird zu diesem Zweck abgeteilt, nach rückwärts gezogen, tief im Nacken hängt der große Knoten schwer herab. Für Gesell- schalt und Ballsaal kommt das Stirnband auf, aus Gold- oder Silberfäden geflochten, mit Edel- steinen reich verziert. Vielfach wird das Stirnband auch so gehalten, daß ein einfacher goldener Reifen sich um die Stirne legt, von der Mitte herab hängt eine große Perle. Bei der Anwendung der neuen Frisuren kann man nicht vorsichtig genug sein. Nur wenige Gesichter eignen sich dafür, so wenig umrahmt zu sein. Viele Frauen wirken gerade durch die Locken pracht, die alle scharfen Karten des Gesichts, alle harten Linien verwischt, bedeutend reizvoller. Jede Frau weiß, was eine Frisur aus ihrem Gesicht machen kann. Zur griechischen Frisur mit dem großen griechischen Knoten, der tief im Nacken hängt, gehört mindestens ein bedeutendens Gesicht. Zu dem Stirn- band mit herunterfallendem Stirnschmuck müssen die Züge schon etwas Klassisches haben. Außerdem muß dabei große Rücksicht auf Kopfbildung und Nasen form genommen werden, denn eine lange Nase z. B. wird durch die Stirnperle entschieden ungünstig beeinflußt, während der Eindruck bei einem Stumpf näschcn geradezu lächerlich werden kann. Kleidsam saft für alle Gesichter ist die moderne Art der Frisur, die das Haar in der Mitte scheitelt, zu beiden Seiten etwas herausbauscht, und den Knoten aus geflochtenem Haar in der halben Höhe des Kopfes anbringen läßt. Falsches Haar wird noch immer in großen Mengen getragen, und der Reichtum der in dieser Beziehung bei der Frau vorausgesetzt wird, bedingt ja den falschen Zopf oder die falsche Friiur. Die Damen sind auch der Ansicht, daß sie sich mit fremdem Haar bedeutend leichter frisieren können, denn die erste Bedingung einer Frijur, ici sie modern, sei sie unmodern, ist, daß sie ordentlich ist. Die Löckbcn verschwinden mehr und mehr, die Damen, die sich von ihnen noch immer nicht trennen können, lassen sie in einer anderen Art ondulieren, sodaß sie durchaus wie eine Knotenfrisur wirken. Die kleinen, unnatürlichen Löckchen, denen man es schon von weitem ansieht, daß sie unbedingt falsch sein inüssen, werden von den eleganten Damen boy kottiert. Man will wenigstens so tun, als wäre das, was man auf dem Kopfe trägt, echt. Berliner Theater. Max Dauthendey, der Lyriker und Nooel- list. ist einer dramatischen Anwandlung unter Lar- solcher gut »u machen, was er als Dramatiker ge fehlt hat — fehlen mußte. Lra. Smilt unü DlllenMskt. * Dr. Archenhold, einer der bekanntesten deutschen Astronomen und eifrigsten Förderer der populären Himmelskunde, feiert heute seinen 50. Geburtstag. Archenhold. 1861 zu Lichtenau i. Wests, als Sohn eines Stadtrats geboren, begann seine astronomische Karriere als Assistent am König!. Necheninslitut zu Berlin und als Direktor der Grünewald-Sternwarte. Sein Lebenswerk bildet die Begründung der Trep tow-Sternwarte, die aus seinen Bestrebungen zum Bau eines nach ncuariigen Prinzipien konstru ierten Riesensernrohrs hervorgiug. Tine preisgekrönte Bildhauerin. Die glückliche Siegerin in dem Wettbewerb um den Rompreis ist dieses Mal eine Frau, Lucienne Heuvelmans, eine Schülerin der Pariser Akademie der schönen Künste. Zum erstenmal wird in die Villa Medici eine Frau einziehen, denn bekanntlich bedeutet der Rompreis einen vierjährigen Aufenthalt als fran zösischer Staatspensionär in dieser Villa und eine Jahresrente von 5000 Fr. Lucienne Heuvelmans' Arbeiten bezeugen ungewöhnlich viel Talent, sie besitzt eine große Schaffenskraft und eisernen Fleiß. Cooks Reifewcrk. Eine eigene Verlagsgesellschaft ist unter der Firma „The Polar Publishing Company" zur Veröffentlichung des Buches gebildet worden, das als ein Prachtwerk van 604 Seiten großen Formats sich darstcllr. Auf dem Umjustage siebt man Look und seine beiden Eskimos. Ver öffentlicht ist eine Photographie des Berichtes, den Cook in einem kleinen Eiseniultcral am Pol selbst niedergelegt zu haben behauptet — diese Photo graphie wird hier zum ersten Male bckanntgcgeben. Neu ist ein Brief des Leiters der Baldwin-Ziegler- Polarexpedition, Kapitän Evelyn Briggs Baldwin, der Cooks Beweise mit denen Pearys vergleicht und zu dem Ergebnisse gelangt, daß Cook 350 Tage früher als Peary zum Nordpole gelangt sei. Neu ist ferner, daß Cook in diesem Buche nunmehr scharf gegen Peary Stellung nimmt. * Herbert Euienberos crstrr Ro.ian. Bon Herbert Eulenberg, dem begabten jungen Dramatiker, er scheint demnächst der Ernst Rowohlt in Leipzig ein Roman unter dem Titel „Die Geschichte einer Fliege." Der Roman stellt die seelische Entwicklung eine» jungen Mädchen» unserer Tage dar. douschem Volldämpfe gefolgt. Er ist Dichter genug, daß der Schwung seines bloßen Willens für 2 Akte ausreickt. Nach einem Anlaufe zu einem derben Eeitenstücke der „Madame Sans-GSne", dem aber die Gunst eines Marschalls nur die Stus« ist vom ver borgnen Dasein einesDvagonerweiblems zum Throne aller Reußen, folgt 3 oder, den Epilog, der eher Finale heißen sollte, mitgerechnet, 4 Akte hindurch ein abso lutes Äersagen der Gestaltungskraft. In eine lose Epifodenkett« verlaufen. „Die Spielereien einer Kaiseri n", die am Sonnabende die Premierentiger ins Theater in der Königgrätzer Straße gelockt hatten. Eine Folge von Liedesanekdoten wird uns von Katharina I., Gemahlin des Zaren Peters des Großen, vorgespielt; kein Charakter entwickelt sich mehr aus der Sleige- rung fortschreitender Handlung. Das End« ist nur natürlich, «her durchaus nicht dramatisch notwendig, weil es sich ohne jede besondere Motivierung nach der banalen Logik vollzieht: jeder Mensch ist sterblich; Katharina I., Zarin von Rußland, ist «in Mensch, folglich muß sie sterben. Und st« stirbt viel zu lang, nachdem uns ihre Spielereien, d. y. ihre Liebesaben- teuer, denen jeder Reiz der Abwechsung, jedes psycholo gische Interesse, iede persönliche ^ündengröße fehlen, schon weidlich gelangweilt haben. Aus der Hand eines Dragoners geht Katharina über in die Hand des frü heren Bäckers, nunmehrigen Fcldmarschalls und Fürsten Menschikoff, dessen Liebespräsente nicht zar ter sind, als eine barbarische Emporkömmlingsroh heit es zuläßt. Nebenbuhler schlägt er einfach tot. Zar Peter stirbt aus einem anderen Grunde wie u"cd ihm Katharina und haucht keinen Geist aus, der den weltgeschichtlichen Beinamen „der Große" rechtfer tigte. Katharina und Menschikoff beim S.hua.^, . ; ist eins der „G«schichts"-Bild«r, in die sich Daulhen- deys dramatischer Wille verkrümelt. Das Publikum lehnte diesen Stumpf eines historischen Dramas der in anekdotischen Schößlingen verwildert, ab. Tilla Durieux konnte dies« Katharina nur halten, so lange ie Madame Sans-Gene war: danach aber konnte sie stoß noch gute Momente -eben, zu denen der Anlaß pärlich genug war. Ludwig Hartau suchte den ge- chichtlich.'N Nuf des Zaren Peter zu retten; wenn es ikun nicht übe: di« andcutcndc Miene hinauegelang, liegt das weniger an ihm. Emil Lindner bot der Menschikoff eigentlich mehr, als er aus ihm heraus geholt hat. Mar Dauthendey hat mit seinen „Spielereien einer Kaiserin" verstimmt. Der Novellist hat als
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