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Dienslag, den 14. Juli 1931 «n»»l«enp»ets«! Die Igelpatlene peNtzell« »0 4,FamUitck anzelgen u.Slellengeluche »0 4. DI« pettkeNamezeUe. 8» m», breit. I ^e. gür Anzeigen außerhalb de» »erbreUungrgeblete» «v 4.dIepettNeNa,nezetteI.»0>c. Brtelge».»>»4. Jmgall« höherer Gewalt erlllch« jede »erpstlchtung auj Ltejerung jowt» tkrjüllung d. Anzeigen. Aultrügen u. velslun, d. EchadenerssU »elchültttcher r«,l! grau» BtUtggrtz» Ltt-dtN. LachMe VEssettuns Nummer ISO — 3V. Jahrgang krschetnt «mal wbihtl. mit Illustr. Grall-bellagen^Heimat und »eit' und der Kindcrbelioge »gür unsre kleinen Lent«'. sowie den rertbeilagen »St. Benno- Blatt', »Unterhaltung und Wissen', Dl« pratlische Hau»srau', »Aerztlilher Ratgeber', »Da» gute Buch'. Monatlicher «ezu,»Preis SM) einschi. Bestellgeld. Einzelnummer L» 4, Sonnabend- u. SonnlagnummerS« 4- Hauptschristletter: Dr. <S. Desczh», Dresden. Druck «.Verla»! «ermania. A^G. für «erlag >md Druckerei, Filiale Drei den, Dresden-«. I. PollerstraßeN. Fermiilsiois. Poltschecktonlo Dresden elor. Bankkonto «tadtdanl Dresden Nr. 6,7ls Für ehrislliehe Politik und Kultur Ruhe bewahren! Deutschland mach ter nsteStundendurch. Die Entwicklung am Devisenmarkt hat sich am Ende der vergangenen Woche unter dem Eindruck der erfolglosen Verhandlungen Dr. Luthers in Paris rapid verschlechtert. Diese Verschlechterung ist durch falsche Nachrichten — so die am Freitag verbreitete Meldung. Dr. Luther wolle vorzeitig seine Reise abbrechen — in ganz übermcitziger Weise gefördert worden. Am Sonnabend hat die Reichs bank wiederum mehr als 100 Millionen Mark in De visen abgeben müssen. Insgesamt hat Deutschland wäh rend des letzten Monats 2,5 Milliarden Mark an Devisen verloren, also weit mehr, als wir während eines ganzen Jahres an Reparationen nach dem Young-Plan zu zahlen hätten. Es ist ein Wunder, datz Deutschland diese katastro phale Entwicklung bisher ohne Zusammenbrüche größten Umfangs ausgehalten hat. Aber nun ist das erste Sturmzeichen da: Die Danat-Vank (Darmstädter und Nationalbktnk) hat der Neichsregierung mitgeteilt, dah sie am Montag gezwungen sein werde, ihre Schalter ge schlossen zu halten. Das ist also der gleiche Vorgang, den Oesterreich vor wenigen Wochen bei der Kreditanstalt er lebt hat: Zusammenbruch eines der größten Bankinstitute des Landes. In klarer Erkenntnis der Lage hat die Regierung sofort alle Maßnahmen ergreifen, die geeignet sind, weitere katastrophale Folgen dieses ersten Unglückes zu verhüten: Sie hat die Neichsgarantie für die Einlagen der Danat-Vank übernommen und gleichzeitig die Anregung gegeben, den Verkehr mit Effekten und Devisen für die nächsten Tage einzustellen. Sämtliche deutschen Börsen bleiben daraufhin gemäß Anordnung derLandesregierungen Montag und Dienstag g e s ch l o s s e n. Die Neichsregierung will im Laufe des Montags eine Notverordnung heraus bringen, die alle zur Sicherung der Wirtschaft notwendigen Maßnahmen trifft, vor allem Vorschriften für den Devisen- Verkehr gibt. Durch diese Maßnahmen in Zusammen wirkung mit dem zu erwartenden ausländischen Kredit hofft die Reichsregierung der außerordentlichen Schwierig keiten der gegenwärtigen Lage Herr zu werden. In diesem Bestreben muß die Reichsregie rung von der gesamten deutschen Oeffent- lichkeit unterstützt werden. Es ist ein offenes Geheimnis, daß die Devisenabflttsse der letzten Tage nicht nur auf Kündigung ausländischer Kredite zurückzuführen sind, sondern daß auch — wenn auch in weit geringerem Umfange — eine neue Welle der Kapitalflucht eingesetzt hat. Dabei ist weniger an eine Kapitalflucht der Groß besitzer als an Devisen- und Notkäufe kleiner Kapitalbe sitzer zu denken. Diese Kopflosigkeit ist geeignet, die Maß nahmen der Regierung in ganz unnötiger Weise zu be hindern. Es muß an die gesamte Oeffentlichkeit, an jeden einzelnen Staatsbürger der Appell gerichtet werden, jetzt alles zu unterlassen, was die Lage des Vaterlandes weiter erschweren könnte. Es muß immer wieder betont werden: die Schwierig keiten, die Deutschland in diesen Tagen durchmacht, tragen einen völlig anormalen Charakter. Sie sind weder durch die Weltwirtschaftskrise, noch durch die Vertrauenskrise in deutschen Wirtschaftskreisen hinlänglich zu erklären. Alles deutet darauf hin, daß wir es mit einem groß- angelegtenAngriffFrankreichszu tun haben. Der Druck auf die deutsche Mark, die brutale Massen kündigung an Deutschland gegebener Kredite soll die Re gierung Brüning zwingen, den politischen Forderungen uachzugeben, die Frankreich im Zusammenhang mit dem Hoover-Plan gestellt hat. Dieser brutalen Erpresser-Politik Widerstand zu leisten, ist die große deutsche Aufgabe im gegenwärtigen Augenblick. Alle deutschen Staats bürger müssen diese Aufgabe ersüllen, indem sie Besonnen heit bewahren und die Maßnahmen, die die Regierung zur Verteidigung der deutschen Sache trifft, durch Ver trauen und Loyalität unterstützen. Oder soll man später sagen, daß Deutschland dem französischen Druck hat nachgeben müssen, weil das deutsche Volk nicht genug Ent schlußkraft und Nationalstolz besessen hat, um den Hand lungen seiner Führer die notwendige Wirkung zu sichern? v/k Deutsche Börsen geschlossen Außerordentttche Maßnahmen de« Reichs zur Sicherung »er Wirtschaft Neue Notverordnung Vertin, 13. Juli. Das Reichskabinett hat seit der Rückkehr des Reichsbankpräsidenlen Dr. Luther aus Paris fast ununter brochen getagt. Seine Sitzung wurden nur durch Sitzun. gen des Reichsbankdirektoriums und durch Verhandlungen mit den Großbanken unterbrochen. Nach Slbschluß der Beratungen, der heute früh 3 Uhr erfolgt ist, wurde folgende Mitteilung ausgegeben: „Die Darmstädter und Nationalbank hat mitgeteilt, das; sie genötigt sei, ihre Seljalter am Montag geschlossen zu halten. Die Reichsregierung hat die Darmstädter und Nationalbank zu folgender Erklärung ermächtigt: Die Reichsregierung wird auf Grund einer im Laufe des heutigen Tages ergehenden Notverordnung des Herrn Reichs präsidenten durch volle Garantieleistung für alle Einlagen für eine ruhige Abwickelung der Geschäfte der Danat-Bank Sorge tragen. Mit Rücksicht auf die Bedeutung der eingetretenen Zah- kungsstockung ist den Börsen die Anreguna gegeben worden, d«n Verkehr mit Effekten und Devisen für Montag und Dienstag einzusiellen." Wie von amtlicher Stelle mitgeteilt wird, hat die Säch sische Regierung die Schließung der Börsen in Sachsen sDres- ven, Leipzig und Chemnitz) für Montag und Dienstag angeord net. Ebenso hat die p r e u ß i sche Regierung angeordnet, daß sämtliche preußischen Börsen an diesen beiden Tagen geschlos sen bleiben. Die gleiche Maßnahme für Bayern wird aus München gemeldet. Das Neichskabinett ist um 10.30 Uhr wieder zusammen- getreten, um die Beratungen der vergangenen Nacht, die gegen 3 Uhr ihren Abschluß sanden, fortzusiihren. Im Mittelpunkt dieser Sitzung steht tue neue Notverordnung. Im Hinblick aus di« bereits gemeldeten stärker«« Devisen abzüge hat sich di« Reichsbank gezwungen gesehen, zn ver stärkten Restriktionen z« schreiten, indem sie dazu Ubergegangen ist, die bisher gepflogene individuelle Hand habung insoweit einer schärferen Zuteilung weichen zu lassen, als man nunmehr nur noch eine ganz bestimmte Gruvoe von Weckleln berücksicktiat. » Angesichts der in den heutigen frühen Morgenstunden ein- getroffenen neuen amerikanischen Nachrichten werden in den hiesigen politischen Kreisen die Aussichten auf ei NSW Kredit nicht ungünstig beurteilt. Hierauf dürste auch dich Tatsache zurück,zusühren sein, daß sich Reichsbankpräsident D«, Luther entschlossen hat, sosort nach Basel zu reisen. Auch «G Paris liegen, wie wir zuverlässig hören, beruhigendere Nacht richten vor und man hofft, daß die Kreditsrage schon in KUrjß, eine zufriedenstellend« Lösung finden kann. Luther nach Basel abgereist Berlin, 13. Juli. Reichsbankpräsident Dr. Luther hat sich heute vormittag lü,17 Uhr im Flugzeug „ach Basel begebe«, Rationierung der Zahlungen Berlin, l3. Juli. sDrahtbericht.) Da die Reichsbank infolge der Kreditrestriktion nicht mehr in der Lage ist, die legitime» Ansprüche der Banken zu befrie digen, ferner im Hinblick auf die Zahlungseinstellung der Donatbank haben sich die übrigen Banken zu einer Rationie- rung dex Auszahlungen entschließen müssen. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen Reichsbank, Privatbanken und Sparkassen ist bereits erzielt worden. Ab heute erfolgen dementsprechend bis aus weiteres di« A uSZaha lungen nicht mehr in vollem Umfange. Dresden, 13. Juli. Die Dresdner Bankvereinigung beschloß ick einer heute vormittag in der Dresdner Börse abgehalteneck Sitzung, die gekündigten Gelder nur unter strengster Einhaltung! der Kündigungsfristen zu zahlen und den Devisen- und Sorten« handel einstweilen einzusteilen. bis di« Berliner Börse diel Notierungen wieder ausnimmt. Oie nächsten Maßnahmen Berlin, 1>. Juli. sDrahtbericht.) Tas Neichskabinett berät gegenwärtig sl3 Uhr) immer noch über die Maßnahmen znr Behebung der gegenwärtige» überaus kritischen Lage. Wie wir von unterrichteter Seile er fahren, erwartete man für di« nächsten Stunden: l. die Heraus gabe einer Notverordnung, die sich mit den Schmierigkeiten der Darmstädter „np Nationaibank besaßt: 2. Aussührungsbestim- mung«n dazu und 3. eine Erklärung der Reichsregierung. Eine Notverordnung über den Tevisenverkehr scheint im Augenblick nicht in Frage zu kommen. Amerikas Rolle E« Ist »«rett Europa zu Helsen, wenn Europa Deutschland Hilst Erklärungen Castles Washington. 13 Juli. Die Entwickelung in Deutschland wird hier mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Stellvertretender Staatssekretär Castle hat eine Erklärung dahin abgegeben, daß die amerika nischen Bankiers bereit seien, an einer Hilfsaktion für Deutsch land teilzunehmen, daß sie aber di« Führung in dieser Ange legenheit den europäischen Zentralbanken überließen, deren Ver treter morgen in Basel zu diese,,, Zweck zusammenkämen. Castle fügt hinzu, die Leiter der wichtigste,, europäischen Zen tralbanken einschließlich der Banken von England und Frank reich träfen morgen in Basel zusammen und würden zweifellos mit der BIZ. die deutsche Bankkrise erivägen. Es liegt aus der Hand, daß jeder Plan für «ine banktechnische Lösung von diesen Banken ausgehcn müsse und er sehe voraus, daß die amerikaniscl-e,, Bankiers bereit seien, die Unterstützung dieses wirksamen Planes, der in Basel ausgearbcitet werde, zu erwägen. — In ähnlichen Gedankengüngsn bewegt sich eine Erklärung, die der stellvertretende Staatssekretär des Schatz amts, Niills, abgegeben hat. Neuyork, l3. Juli. Neuyorker Morgenblätter äußern die Annahme, daß die amerikanischen Großbanken zusammen mit der Rcservebank sich an einer europäische» Kredilaktion für Deutschland beteiligen werden. Diese Annahme stützt sich vor allem auf die Tatsache, daß am Sonntag eine ausgedehnte Konferenz im Gebäude der Aederal-Reserve-Bank stattgcsunden hat. an der führende Ncu- yorker Bankiers, unter ihnen Parker Gilbert und der stellver tretende Schahsekretär Mills teilnahmen. Die Beschlüsse dieser Bankierkonserenz. die nicht veröffentlicht wurden, sind jedoch der BIZ. mitgeteilt worden. Die Morgenblätter führen iveiter ans, daß die amerika nische Regierung sich von einer direkten Beteiligung an einer weiteren Lösung des deutschen Kreditproblems schon deshalb sernhallen müsse, ivcil das Kreditprobiem infolge der letzte» politischen Forderungen Frankreichs aus ein Gebiet sichre, dein sich Amerika traditionel! sern halte, ferner auch, weil es sich^ abgesehen von diesen politischen Komplikationen, um ein rein wirlsäjastlich-sinanzielles Problem handele, dessen Lösung besser der Bankwelt überlassen bleibe. Die polnischen Forderungen Berlin, 13. Juli. sDrahtbericht.) . Verschiedene Blätter des Auslandes brachten heute ein« Agenlurmeldmig, nach der die deutsche Regierung bereits be schlossen habe, den politischen Forderungen nach Verzicht aus die Zollunion und die Einstellung des Mines des Panzerkreu zers B nachzukommen. Von unterrichteter Seite wird darauf hingewiescn, daß bisl)er der deutschen Regierung offiziell der artige Forderungen nicht unterbreitet worden sind. Eine Falschmeldung Der „vozialdemorratlsche P r «ff e d lewst" wkH aus diplomatischen Kreisen erfahren haben, daß der Bries d«W der Reichskanzler an Mussolini geschrieben Hal, auf a drückliches Ersuchen der italienischen Regierung abgesandt den sei. Das sozialdemokratische Organ bringt diese» Schrei in Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Mussolini dem Vatikan. Denn Mussolini sei daran gelegen gewesen, von einem katholischen Reichskanzler unterzeichnete« Brbej erhalten. Amtlich wird die Meldung de« „ scheu Pressedienstes" auf das entschiedenste bestritte«, selbstverständlich gewesen, daß nach Abschluß der Berh, über den Hoover-Plan Italien der Dank der ausgesprochen würde. Das sei von Deutschla,H otzp» ! von irgendeiner Seite geschehen.