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Mittwoch» den 18. Juli 1931 tNo,,tg<nPr«tl«! Die lgelpalien« peM-eile »Ü 4, gamRa» onzelgen u.Slellengeluche L« 4- Die petlkeN-mezeUe. 8» m« beeil. I X. gür itttzei-»» außerhatb de» Berbeeilunglgebiele» «v Z.dtep-Nireliamkjktlel.No^t. Vrtefgkd.gvz. Im galt» Höherei Seivali eritschl ,ede Beeplitchiung aus Vies,run, sowie ikrsülliui, d. «»zeige» - «uslrügen u. Leistting v. Schaden»»!»!» »elchaiiiil-ee Teil: s»an» Bnngarit- Dee»d«n. Nummer 161 — 30. Jahrgang Srichetnt »mal wvchtl. mii ill»sir. «raliSdeilagen.Heimai »»d Weil' und der Miidcrbeiiag« »gltr unsre llei»,» Leute', sowie bei, reetbeliagc» »St. Beimo-Biaii', .Uulerbaitung »ud Visse»'. .Die vrakliiche HauStrnu'. .«erztiicker Ratgeber'. .Da» gul« Bach'. Moiialiicher «ezngSvrelS ^t 2Z0 clnlrbl. Vesteligelb. Wiiueliiuuuner Iv Z. Sonnabaid- ii. So»»lag»»n»ner!tt» Hauptschrlstleit-r: Dr. w. DeSczhk, Dresden. SachsWe volkssettuny Geschiistsftelle, Druck ».Wert», > «ermnnur. ei.-r». slir «erlag und Druckerei,Hiliale Dresden. Dresden-«, l. Poiierstrasie N. gemrui2lal2. Voitichecklonlo Dresden r7or ln-.w Sladlbanl Dresden Rr »I7V- Für chrislltche Politik und Kultur Rebaktt»» d»r SSckisisck,«» ivol«»»e«N>na DreSd-n.Mlsiadl 7. Poiwrllratze 17. gerunii LMll und »1012. Banken geschlossen Am Dienstag und Mittwoch - Keine Börsen bis Wochenende Scharse Maßnahmen Berlin, 14. Juli. Aus Grund einer neue» Verordnung des Reichspräsiden ten hat die Reichsregierung angeordnet, daß alle Banden, Sparkassen und anderen Kreditinstitute mit Ausnahme der Reichsbantl Dienstag und Mittwoch dieser Woche ge schlossen bleiben. Die Reichsregierung uird die berusenen Vertreter der Banke,, und Sparkassen werden im Verlause dieser zwei Tage die nötige,, Massnahmen und Vorbereitungen treffen, damit am Donnerstag die zur Weitersilhrung der Wirt, schast und zur Bewirkung der Gehalts- und Lohnzahlungen er- forderlichen Mittel bereilgestellt lverden. — Die Wert papierbörsen bleiben voraussichtlich bis Ende der Wochegeschlossen. Die neue Notverordnung hat folgenden Wortlaut: „Auf Grund des Artikels 48 Absatz 2 der Reichsversassung wird verordnet: 8 1: Die Reichsregierung ist ermächtigt, Bankseicr- tage zu erklären. Sie bestimmt, für welche össentlichen und prioateu Kreditinstitute uud Einrichtungen die Bankseierlage gelten und welche Rechtswirkungen mit ihnen verbunden sind. 8 2: Die Beiordnung tritt mit Wirkung vom 13. Juli 1S3l in Krast." In den Durchführungsbestimmungen der Reichsregierung zu dieser Notverordnung heißt es: „Die Staatsbanken der Länder, die össentlich-rechtliä-en Kreditanstal ten, die Sparkassen, die Kommnnaidauken, di« Gcnossenschasls- banlren, die Banken und Bankgeschäste, die Hypothekenlmnken, Landschaften, Stadlschaften und andere öffentliche und private Realkreditinstitute und deren Banken bleiben in sämtlichen inländischen Niederlassungen mit ihren Geschäftseinrichtungen, Kassen und Wechselstuben für den Berkehr mit ihrer Kund- schaft, ihren Gläubigern und Schuldnern am Dienstag, den 14. Inti, und Mittwoch, den 1ö. Juli 1931 geschlossen. Tie Leistung und Entgegennahme von Zahlungen und Ucberweisun- gen an das In- und Ausland, aus welchem Wege auch immer, sind nicht zulässig. Dasselbe gilt für den Postscheckverkehr. Der Handel an den Werstmpicrbörfen ist untersagt." Die finanzielle und wirtschastlicl»e Lage Deutschlands wird van den Berliner Morgenblättern heute bedeutend einheitlicher und ruhiger beurteilt, als gestern abend. — Nur die „Deutsche Zeitung" malt weiter in düsteren Farben ein Bild von der Zukunst des deutschen Volkes und hält strikt an ihrer Forderung einer nationalen Diktatur fest. — Demgegen. über ivarn! die „Germania" vor Attacke» und Experimenten und fordert eine breite Front für di« sachlich« und moralisch« Unterstützung jener "Gönner, die in diesem Sturm das Rud«r führen. Sehr optimistisch äußert sich heute früh der „Berliner L o ka la u ze ige r", der daraus hinweist, daß der Run aus die Kreditinstitute erfreulicherweise Momente in sich trage, die eine gewisse Konsolidierung der Verhältnisse von selbst anstreb ten. — Auch die „Voss. Ztg." gibt der Hoffnung Ausdruck, daß bei Ueberwindung der gegenwärtigen Krise sich Herausstellen werde, daß sie. alles in allem, zum Guten gewesen sei. — Die „D. A. Z." beurteil: die Lage im Gegensatz zu gestern viel ruhiger und weist daraus hin, daß die deutsche Handelsbilanz in ihrer Aktivität sehr bald geivaltig gesteigert werden würde. Das Blatt schließt mit der Forderung, einen Moratoriumsplatt für das In- und Ausland sowie einen Kosten- uud Preissen- kungsplau anszuarbeilen. — Auch die „Berliner Börse n- zetlung" hält an ihrer Auffassung von der Notwendigkeit eines kurzsristige,, Moratoriums fest. Rediskont Kredit verlängert Basel, 14. Juli Die gestrigen Verhandlungen des Verwaltungsrales der DIZ. gingen gegen 11 Uhr zu Ende. Die Bankleitung hat ein abschließendes Komiuuniquä veröffentlicht, das folgenden Wortlaut hat: Der Verwaltungsrat hat von der Darstellung Kenntnis genommen, die der Präsident der Reichsbank, Dr. Luther, von der Situation in Deutschland und von der deutschen Wirtschafte- und Finanzlage gegeben hat. di« trotz der durch die Abzüge von in Deutschland angelegten kurzfristigen Kapitalien hervorgerufenen Krise befriedigend l?) ist. In Anbetracht des Umstandes, daß sich die deutsche Regierung an die verschiedenen Regierungen wegen finanzieller Unter stützung an Ihren entsprechenden Märkten gewandt hat, er klärt sich der Verwaltnnpsrat überzeugt von der Notwendig keit einer solchen Unterstützung und unter den gegenwärtigen Umständen bereit, an dieser Hilse mitzuwirken und sie mit allen den Zentralbanken zur Verfügung stehenden Mitteln zu stärken. In der Zwischenzeit hat der Verwal- tungsrat den Präsidenten ermächtigt, in Uebereinstimmung mit den anderen beteiligten Instituten die Beteiligung an dem der Reichsbank kürzlich gewährten Rediskont kredit zu erneuern. lieber die vorhergehenden Verhandlungen hört man, daß der Verwaltungsrat nach Anhörung eines Berichts des Geheimen Finanzrats Dr. Vock« über die Situation in Deutschland mit dem Reichsbankpräsidenten Dr. Lutl>er die Maßnahmen besprockpen hat, die getroffen worden sind und die noch getroffen werden, um der Lage in Deutschland zu begegnen. Luther verhehlt nicht, daß keine Minute Zeit mehr zu verlieren sei, und daß, ivenn rasä)«r eingegriffen worden wäre, die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse picht so weit gediehen wären, wie sie heute sind. Paris ist zufrieden Oie Schuldigen an -er deutschen Krise freuen sich ihres Erfolges Paris, 14. Juli Die französisclpe Presse berichtet eingehend über die Lage in Deutschland und über die gestern im Verwaltungsrat der Internationalen Zahlungsbank in Basel geführten Verhand- lungen. Die gesamte Presse vertritt, wie in den letzten Tagen den Standpunkt, daß ohne politische Garantien langfristige Kredite nicht zu erlangen sind. Einzelne nationalistische Blätter verhalten sich sogar vollkom men ablehnend. Die meisten stellen Betrachtungen an, aus welche Ursaclien die Krise in Deutschland zuriickzuführen ist. Fast übereinstimmend kommen sie zu dem Ergebnis, daß Deptschland selbst daran Schuld trage, also auch selbst wieder für die Heilung sorgen müsse. Nur wenige Blätter versuchen, den Dingen auf den Grund zu gehen. „Petit Journal" schreibt u. a.: Deutschland steht im Be griff, den Fehler, sich Europa widersetzt zu haben, sehr teuer zu bezahlen. Aber es wäre auch kein geringerer Fehler für Europa, sich nicht daran zu erinnern, daß Europa Deutschland notwendigerweise einbegrcift. Zwischen den Nationen besteht bereits eine Verflechtung der wirtschaftlichen und sozialen In teressen, die es unmöglich macht, daß das Unglück des einen das Wohl des anderen bedeutet. Dl« verantwortlichen Staats männer müßten schon um einen Tisch versammelt sein, um über alles andere, nur nicht über Nadelstiche zu beraten. Wer wird die Initiative für diese Zusammenkunft, die alle brau chen, ergreifen? Im „Populalre" erklärt Leon Blum, wenn die amerikanische Regierung sich weiterhin fernhalte, müßten die europäischen Staaten ohne Amerika das notwendige Rettungs werk versuchen, und Frankreich müsse endlich die Initiativ« und die Führung übernehmen, die Hoover an seiner Stelle an sich gerissen habe. Es handelt sich nicht darum, vorherige Bedingungen zu fordern, denn nur spotan eingegangene und durchaus aufrichtige Verpflichtungen hätten einen Zweck. Das Gewerkschaftsblatt „Le Pcuple" äußert sich ähnlich unter besonderer Betonung, daß vor einer Rettungs aktion keine politischen Garantien gefordert werden dürfen. Oie Schuld an der Krise Londoner Meinungen. London, 14. Juli. Während einige Morgeublätter die ernste Lage in Deutsch land in grellen Farben schildern, stellt der Berliner Korre spondent der „Times" fest, daß bisher von einer Panik keine Rede ist. Er sagt: Die Garantie der Regierung sür die Ein lagen der Depotinhaber der Danatbank hatte in erheblichem Maße die gewünschte Wirkung. Natürlich herrschte den ganzen Tag über «in starker llnlerstrom und Nervosität, und es erfolgte ein Ansturm auf die Banken. Aber die öffentliche Ordnung wurde ohne Schwierigkeiten aufrcchterhaltcn. Der Korre spondent ist der Meinung, daß „das Gemisch von Prahlerei und Drohungen" seit dem Wahlerfola der Nationalsozia listen und die von extremen Blättern gebrachte Versicherung, Deutschland sei bankerott, eine groß« Rolle bei der Schwächung des Vertrauens im In« und Ausland« gespielt hätten, wenn auch der Vorwurf eines Berliner Börsenblattes, fremde Länder hätten mit dem Feuer gespielt und dadurch den jetzigen Brand verursach«, nicht ganz unbegründet sei. Der Berliner Korrespondent der „Morningpost" meldet, wenn auch große Sorge und Unruhe in ganz Deutschland herrsche, sei doch kein Reichen einer wirklichen Panik zu ent- decke». Jetzt auch noch Reichstag? Berlin, 14. Juli. Der kommunistische Reichstagsabgeordnete Torgler hat namens der Kommunistischen Reichstagsfraktion ein Schrei ben an den Reichstagöpräsidenlen Löbe gerichtet, worin er unter Bezugnahme auf die katastrophale Zuspitzung der wirtsckpaft- lichen Situation, den Zusammenbruch der Danatbank sowie auf die außenpolitische Lage die Einberufung des Reichstags zum frühest möglichen Termin verlangt. Er wünscht, daß der Reichstag am 16. Juli zusammenlrete und daß aus der Tages ordnung Berichte der Reichsregierung über die außcnpolitisci,« und die wirtschaftliche Lage sowie der kommunistische Antrag auf Aufhebung der letzten Notverordnung vom 5. Juni 1931 stehen solle. Die Nationalsozialisten haben in einem Bries an Löbe den baldigen Zusammentritt des Aeltestenrates des Reichstages verlangt. In dem Schreiben heißt es, daß nach dec Bereitelung der Absichten Hoovers durch Frankreich nunmehr die Franzosen und Engländer versuchen, das Deutsche Reich um den Rest seiner Souveränität zu bringen. Weiter wird aus die Notverordnung „zugunsten des Bankkapitals" Bezug ge nommen und betont, daß der 'Reichstag dazu Stellung nehmen müsse. Auch solle der Reichstag sein entschiedenes Veto ein- legen gegen den Besuch des Reichskanzlers und des Außen ministers in Paris. Des Schreiben ist unterzeichnet von drei nationalsozialistischen Mitgliedern des Aeltestenrates, ü. h., daß der Aeltestenrat einberusen werden muß, da nach der Geschäfts- ordnuug zu dieser Einberufung »ur das Verlangen dreier Mit glieder erforderlich ist. Auch die D e u t s ch n a t i o n a l e Volkspartei hat beim Präsidenten des Reichstages den Antrag auf Einberufung des Aeltestenausschusses zur Beschlußfassung über die Einberufung des Reichstages gestellt. ReichslagSprüsidcnt Löbe ist gestern abend aus Schleswig- Holstein nach Berlin zurückgekchrt. Die Entscheidung über die Anträge der Oppositionsparteien dürste in Kürze fallen, die Einladungen zu der Sitzung des Aeltestenrates dürsten noch heute hinausgehen. Daß im gegenwärligen ernsten Augenblick, der rasches Handeln, aber nicht langes Reden erfordert, die Einberufung des Reichstages nicht den mindesten Nutzen, wohl aber furcht baren Scl)aden stiften könnte, verstehc sich von selbst. Von solchen Erwägungen, die das Interesse des Vaterlands über parteipolitische Wünsch« stellt, ist aber die Opposition nicht angekränkelt. Für sie kommt «s nur darauf an, die gegen wärtige gespannte Lage bestens für sich auszunutz«». Ebenso fahrlässig im nationalen Sinne verfahren di« Blät ter, die im gegenwärtigen Zeitpunkt nichts besseres zu tun wissen als — die Regierung Brüning anzugreifen. So schreiben die „Dresdner Nachrichten" fNr. 325): „Die Stellung des Kabinetts Brüning ist jedenfalls außerordentlich wankend geworden, und es bedarf nicht mehr vieler Anstöße, um das Kabinett zum Sturze zu bringen. — Schon diese Tatsache läßt es die nationale Opposition ablehnen, den volksparteilichen Ruf snach einer Einheitsfront) weiter zu beachten, da bei der gegenivärtigen Entwicklung über kurz oder lang die Stunde kommen wird, in der di« Nechtsopposition die Regierungszügel übernimmt. Mit Recht wird darauf verwiesen, daß das Kabi- nett Brüning Keine Berechtigung zu weiterem Verbleiben habe, da eben durch seine falsche Beurteilung der internationalen Möglichkeiten die Lage entstand, in der sich Deutschland jetzt befindet," — Brüning beseitigen hieß« den letzten Aktivposten verwirtschaften, der Deutschland zur Bewältigung der Krise noch zur Verfügung steht. Das aber sehen die Herren aus der Rechten nicht. Vielmehr sehen sie schon ihre Leute an der Spitze des Reiches — Adolf Hitler und Alfred Hugenberg stolz über das deutsche Trümmerfeld reitend unter dem Heilrus: „Wir haben gesiegt! Alles ist kaputt! > * Reichspräsident von Hinüe n b u r g lmt. wie wir hören, programmgemäß am Dienstag sein Gui Neudeck verlassen und «st nach Berlin zurü ck gekehr I. üot veranlaßt, daß seine sämtlichen Danken mit üinckncht auf die Krise in Deutschland drei Tagelang ^ch"li«r geschlossen hallen, und zwar vom 14 bis Die heutige Nummer enthält die Beilage „Für unsere kleinen Leute".