Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.10.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111019018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911101901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911101901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-19
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Au» Hany««, »»rd«, Geschltz« «ach Wu- tIcha » g geschasst. Man ist der Ansicht, daß die Aus- ftandische« den geeigneten Zeitpunkt unbenutzt ließen. Hankau, 18. Oktober. (Reuterbureau.) Heule morgen entwickelt« sich «inG «f« cht -wischen zwei tausend Mann Regierungstruppen und zehntausend Aufständischen. Admiral Satschenping gab seinen Kreuzern den Befehl, Ab teilungen zu landen. Di« Aufständischen rückten von Wu-tschang her vor und eröffneten sofort das Feuer, dem die Deschütze der Kreuzer antworteten. Ein leb hafte» Desecht an beiden Ufern des Flusses dauert an. Di« fremden Kriegsschiffe setzten De tachement» an Land. Han kau, 18. Oktober. (Ncuterbureau.) Das Gefecht ist bisher unentschieden geblieben. Die Ausständifchcn trieben die Angreifer vorübergehend zurück, dann aber begann sich M a n g e l a n P a t r o- nen fühlbar zn machen. Die Aufständischen ziehen sich jetzt auf Wu.tschang zurück. Einige von ihnen erkundigten sich bei den Fremden, ob sie in den Fremdenniederlassungei, Schutz sinden würden. Es nahmen nur zweitausend Ansstundlfchc an dem Ge fecht teil. Eine Abteilung von Aufständischen, welche gestern am H-nsluß auswärts gerückt war, unternahm den Bersuch, das in der Näbe der belgische» Nieder lassung aufgeschlagene Lager des kaiserlichen Generals durch einen Angriff von rückwärts zu nehmen. Augenblicklich sinden Verhandlun gen zwischen dem kaiserlichen Admiral und dem Führer der Aufständischen statt. Die Ausdehnung der Bewegung. Der Regierung erwächst eine neue Gefahr durch die Tschungusen, die sich, wie aus Peking ge meldet wird, plötzlich erhoben haben und eine große Tätigkeit entfalten. Sie vereinigen sich in Trupps von 100 bis 1000 Mann, um gegen die Regierung ins Feld zu ziehen. Wie es heisst, ist eine Abteilung russischer Truppen gegen sie auf dem Marsche. — Weiter wird gemeldet: Hankau, 18. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Einer Depesche aus Kiukiang zufolge soll sich eine Ab teilung Revolutionäre vor den Toren der Stadt be finden und energisch deren Uebergabe ver langen. Hongkong, 18. Oktober. (Reuterbureau.) Wäh rend der Feier des Geburtstages des Konfuzius wurde in einige Läden, die mit Fahnen in den kaiser lichen Farben geschmückt waren, hineingcrufen: Nie der mit den Mandschus! Die Menge wie derholte diese Rufe so lange, bis die Fahnen ein- gezogen wurden. Bevorstehender Kampf zwischen Revolutionären und kaiserliche,, Truppen. Nach Meldungen ans San Francisco, die dort lebende Chinesen aus Peking erhalten haben, befinden sich 65 000 Revolutionäre aus dem Marsche von Wutschong nach Kaisong, um sich dort den kaiserlichen Truppen entgegen zustellen und ihnen eine Schlacht anzubieten. Sollten die Rebellen aus dem Kamps als Sieger bervorgchen, so ist auch das Schicksal Kantons besiegelt, und so werden auch bald dort dis Revo lutionäre ihren Einzug halten. Nach anderen Mel dungen, die ans San Francisco vorliegen, sollen von den Revolutionären drei chinesische Kanonenboote zum Sinken gebracht worden sein. Die Gneisenau in Nanking. An Berliner zuständige, Stelle liegt über die Fahrt der „G n c i s e n a u", die nach Hankau be ordert wurde, folgendes Telegramm vor: Der Chef des Kreuzergeschwaders ist an Bord der „Gneisenau" in Nanking eingetroffen. Die „Gneisenau" bleibt wegen des fallenden Wasser stände» in Nanking. Admiral Krosigk setzt aus dem Kanonenboot „Iltis" die Fahrt nach Hankau fort, wo er am 19. Oktober eintrifft. Zwistigkeiten unter den für Hankau bestimmten Regierungstruppen. Unter den siir Hantau bestimmten kaiserlichen Truppen, die aus der Mandschu-Dtvision und der 6. Thinesen-Dioision bestehen, sind nach der „Preß Zentrale" ernste Streitigkeiten ausgedrochen, und die Soldaten und die Offiziere beider Divisionen sind von tiefem -atz gegeneinander erfüllt. Der Be- feblshaoer der 6. Division, General Ou-Lou. Tsen, hat sich geweigert, an der Spitze seiner Truppen nach Hankau zu marschieren, und io herrscht unter seinen Soldaten, die ihrem Führer grosie Bel ehrung und grotzes Vertrauen entgegen brachten, grotze Unlust, gegen die Revolutionäre ins Feld zu ziehen. Die verkehrt« Militärpolltik Lhang-Piaos Grund zur Revolution. Peking, 18. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Einer der Gründe für die Ausbreitung der Revolution in Hupeh ist in der verfehlten Politik zu sehen, die de, bisherige Oberkommandierende der kaiserlichen Streitkräfte in Hupeh. General Chanq-Piao, qe trieben hat. Chang-Piao ist ein Protege des früheren Grotzsekretärs Chang-Thi-Tong und gehört der alten Schule an. Er war von jeher mit dem Ge neral Li-Huen Hung arg verfeindet. und die Feind schaft zwischen beiden Generalen wuchs noch, als Chang Piao Kommandant der Truppen von Hupeh wurde. Chang-Piao war bei seinen Trupnen höchst unbeliebt, da er nicht davor zurückschreckte, seine Sol daten zn schlagen, ja sogar mit seinem Säbel zu be arbeiten. Während er als Leuteschinder ara verhasst mar. genast L i - H u e n - H u n <i beim Ofsiz>erko''vs sowie bei den Truppen die grösste Verehrung. Die Revolutionäre benutzten seine Feindschaft mit Chang Piao aus. und es gelang ihnen. Li-Hucn Huno und sein Osfizierkorns das sich last gänzlich aus europäisch gebildeten Offizieren zusammensetzt, auf ihre Seite zu ziehen. Der Krieg um Trinol's. Keine Bermittlungk Konstantinopel, 18. Oktober. (Eig. Draht meldung.) Wie „Sabah" meldet, beschloß der Ni i - nist errat keine Vermittlungsaktion anzunehmen, sondern den Krieg sortzusetzen bis Italien auf der Grundlage des Standpunktes, den die Pforte einnimmt, auf Derbundlungen ein gehe. Rom, 18. Oktober. (Eig. Drahtm.) Die Mel dungen, die hier über die feste Haltung der Pforte und ihre Entschlossenheit, den Krieg fort- zuführen, einlaufen, scheinen hier an mastgebcnden Stellen einen gewissen Eindruck zu machen. Der Niederschlag dieser Meldungen zeigt sich in mehr fachen offiziösen Verlautbarungen. Die „T r i- b u n a" wagt zu hoffen, dast cs der bewährten Diplomatie des deutschen Vertreters am Gol denen Horn doch noch gelingen werde, mit seinem Rate durchzudringen und Said Pascha zum Nach geben zu veranlassen. Das „Diornale d'Italia" aber fordert die Regierung auf, nun nicht mehr ängstlich Rücksichten auf gewisse Sondcr- intercsien (doch wohl Oesterreich?) zu nehmen, son dern diejenigen Mastnahmen zu ergreifen, die i m Acgäischen und Ionischen Meere zu einem schnellen Ende des kostspielig werdenden Krieges führen würden. Auch der „Corner« della Sera" sucht nach einem Ausweg und müht sich abermals mit dem Nachweis ab, dast England den Interessen der Treibundstaaten im Orient zuwidcrhandele. Die italienische Besetzung vou Cyrenaika. Mailand, 18. Oktober. (Eig. Drahtm.) Nach einer Meldung des „Corriere della Sera" ist die zweite Division des Expeditions- Korps unter dem Kommando des Generalleutnants Briccola für die B e s e tz u n g von Cyrenaika bestimmt. Das Generalquartier wird sich in Ben- ghasr befinden. Ein Bataillon dieser Division be findet sich bereits in Tobruk. „Gänzlich aus der Lust gegriffen." Rom, 18. Oktober. (Eig. Drahtm.) Die „Agenzia Stcfani" bezeichnet die Meldung der „Sabah", dast 60 italienische Soldaten bei dem Versuch in Derna zu landen von Türken getötet worden seien, und dast die Italiener austerdem an der« Verluste dabei gehabt haben, als gänzlich au, der Luft gegriffen Die Cholera aus dem Kriegsschauplatz. * Neapel, 18. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Unter der hiesigen Bevölkerung herrscht groste Erregung über die Nachricht, dast die Cholera unter den italienischen Truppen in Tripolis in beängstigender Weise um sich greift. Zwar werden alle Gerüchte, dast unter den Truppen in Tripolis die Cholera wütet, von der Regierung dementiert, doch bleiben die Blätter darauf bestehen, dast die von ihnen gebrachten Nachrichten über die Cholera in Tripolis tatsächlich der Wahrheit ent sprechen. Die Zeitungen ergehen sich in heftigen Vorwürfen gegen die Negierung, dast sie in der Stadt Augusta, die dcch als ein Herd der Seuche be kannt ist, Expeditionstruppen auvgehoben hat, ohne sie einer vorherigen Untersuchung und Desinfektion zu unterziehen. Man ist der festen Meinung, dast die Cholera aus Italien nach Tripolis eingeschleppt wor den ist. Da man natürlich auf dem Kriegsschauplatz nicht die nötigen sanitären, Vorsichtsmastregeln gegen die Seuche treffen kann, so mehren sich die Todesfälle durch die Cholera in geradezu beängstigender Weile. Die Vlättec erlassen an die Negierung einen ern sten Aufruf, welche Mastregeln sie jetzt zu treffen gedenkt, um die Seuche erfolgreich auf dem Kriegs schauplatz zu bekämpfen. Jedenfalls seien diese Mast regeln schnell zu ergreifen, ehe es zu spät ist und die Cholera das ganze Expeditionskorps verseucht hat. Die Anklage gegen das frühere türkisch« Kabinett. Konstantinopel, 18. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Der Antrag der Deputierten von Tripolis, worin die Erhebung der Anklage gegen das frühere Kabinett verlangt wird, bemängelt in den schärfsten Ausdrücken die Nachlässigkeit des früheren Kabinetts, das die Reform der Verwal tung und Verteidigung von Tripolis gänzlich Unter lasten, selbst die von der Kammer bewilligten Mah regeln nicht ausgesührt und das Wilajet ohne Mali und den Militärkommandanten ohne Instruk tionen zur Verteidigung gegen die Italiener ge losten habe. Freiwilligenkorp» für die Türkei. Konstantinopel, 18. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Der Abgeordnete von D eng hast, Jussuf Schetwan, soll bereits über 8000 Freiwil lige, die gegen die Italiener kämpfen wollen, ver fügen. Mchmed Bei, der Enkel Abd el Kaders, soll in Tunesien ein Freiwilligenkorvs von :!0 000 M ann gebildet und die Grenze von Tripolis überschritten haben. — Die für Aegypten gebildete Freiwilliaeiiabteilung ist an der Grenze von Denghasi eingetrofsen. Ein amerikanisches Geschwader vor Mqtilene. Konstantinopel, 18. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Nach Blättermeldungcn ist ein amerikanisches Geschwader, aus 6 grösteren Kriegsschiffen und einigen Torpedobootszerstörern bestehend, vor Mytilen« eingetroffen. Italienische Tor pedoboote, die zwischen den Arckipel-Inseln kreuzten, sind ieit dem Erscheinen der amerikanischen Schiffe verschwunden. Das fällige Dementi. London, 18. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Das f ..Reutcrjche Bureau" erfährt auf «ine Anfrage im , Auswärtigen Amte, dast da» Gerücht, wonach Eng- ! land die Annexion Aegyptens beabsichtige, : jeder Begründung entbehre. Aegypten bleibt neutral. 8r. Konstantinopel, 18. Oktober. (Eig. Drahtm.) Die Mitteilung des Vertreters des Khedive Iustuff ; Zadil an die Pforte, wonach die Khedival- j regierungden Wunsch der Pforte, Aegypten möge i die diplomatischen Beziehungen zu Ita lien abbrechen, nicht entsprechen kann, hat hier peinlich berührt, besonders da beim thessalischen Feldzuge Aegypten dem gleichen Wunsch« ungesäumt entsprach und dem damaligen griechischen Vertreter die Pässe zustellte. Au» guter Ouelle ver lautet, datz Italien in Kairo erklärte, es würd« di« Zustellung der Pässe an den dortigen Gesandten als unfreundlichen Akt ansehen. Das würde vielleicht weniger Eindruck machen als der Umstand, datz der Khedive bei dem jetzigen Vorgehen sich lediglich der englischen Auffassung anpatzte. England sucht hiermit am Bosporus deutlich zu verstehen zu geben, dast Aegypten tatsächlich aufgehört hat, eine türkische Provinz zu sein. Zunehmende Besorgnisse wegen des Balkan». Rom, 18. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Nach den Versicherungen des „Corriere d'Italia" hat die christliche Bevölkerung in Albanien neuerdings unter derartigen Vexationen zu leiden, dast mit einer Entfachung des Auf stände» schon in wenigen Tagen zu rechnen sei. Die revolu tionäre Bewegung werde diesmal von den Türken provoziert. Diese hoffen, dast alsdann Italien ge- zwungen würde, in Albanien einzugreifen zugunsten der schwerbedrängten christlichen Bevölkerung, und dast dadurch der von den Türken ersehnte Kon- flikt zwischen Italien und Oesterreich unvermeidbar würde. Auch aus Durazzo kom. men Meldungen von angeblichen Ereueltaten der Türken. Mailand, 18. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Dem „Secolo" zufolge äusterte sich heute ein Divlomat nach dem Verkästen der Consulta in Rom in höchst pessimistischer Weise über die Möglichkeit, den Frieden auf dem Balkan noch länger aufrecht zu erhalten. Das Blatt meint, Rustland und Eng- land arbeiten zwar am Balkan gegeneinander, würden sich aber vergnügt die Hände reiben, wenn es mit oder ohne ihr« Hilfe gelänge, den Brand auszudehnen. 9. müemliche Gosngelllch- tucherilche Lsnüesiymwe. (:) Dresden, 18. Oktober. Der heutigen 20. öffentlichen Sitzung der Synode wohnten ebensall» der Präsident und mehrere Räte des Landeskonjisloriums bei. Aus der Registrande ist ein Erlast der üoi« beauftragten staats- Minister betr. den Schluß der Synode von Be deutung. Danach ist der feierliche Schluß der 9. ordentlichen Evangelisch-lutherischen Landesjynode auf Dienstag, den 24. Oktober, nachmittags 2 Uhr festgesetzt. Die Synode beschäftigte sich hierauf mit einem Anträge des Versajjungsaueschustes K zum Erlast Rr. 14, betr. den Entwurf eines Kirchengesetze» über den Haushalt der evangelisch lutherischen Kirchgemeinden. Als Berichterstatter fungierte Pjarrer Fraustadt- Schrebitz. Ta» Gesetz sei für die Landeslirche von ganz enormer Bedeutung, denn es werde durch dasselbe ein weiterer Schritt in der Selb ständigkeit der Kirchgemeinden getan. Das Gesetz biete eine Zuiammenjasjung der in einzelnen Gesetzen zerstreut sich befindenden Vorschriften über die finaniielleTätlgteltderKirchgemeindenrn harmonischer Vereinigung oer altbewährten Bestimmungen mir den Forderungen der Neuzeit. Es sei mit auf richtigem Danke zu begrüßen, daß dre Königliche Siaatsregierung die Zeit sür gekommen erachtet habe, den Kirchgemeinden auf allen Gebieten ihrer Tätigkeit Selbständigkeit zu gewähren. Er bean tragte namens de» Verfassungsaus^chustes L, den Gesetzentwurf mit einigen redattionellen Aen- derungen anzunehmen, ferner, dem dringenden Wunsche Ausdruck zu geben, daß bei der Neuordnung des Kirchensteuerwesens die Vorschriften in den 88 2 flq. de» Gesetze» zur Publikation der Kirchen- Vorstands- und Synodalordnung vom 30. März 1868, wonach vor der Ausführung eines vom Kirchen vorstände gefaßten Beschlusses, wenn zur Ausführung Anlagen rn der Gemeinde erhoben werden sollen, die Vertreter der politischen Gemeinden zu hören sind, aufgehoben werden, wie in der Begründung zur gegenwärtigen Vorlage in Aussicht gestellt rst. Sodann kranken unser« Spielwaren sehr häufig «n einem Leiden, von dem unser ganzes Kunst gewerbe mehr oder weniger betroffen ist. Das ist der starke Zug zum äußeren Schein. Alle Ding« de» Ruifftguoexbe» Zgüikn nach «Sgllchst viel <^ss«hen, Gutes Spielzeug. Von Rektor P. Hoch«. Wir Erwachsene sind gewöhnt, im Spiel eine Er holung nach harter Arbeit, «inen angenebmen Zeit- vertrelb, rin« bloß« Unterhaltung zu erblicken. Das Spiel oe» Kindes ist aber bei weitem mehr. Es ist ernste Tätigkeit, e» ist Krajtbilduna im besten Sinne, «» ist Arbeit, „in der sich die Herzblätter des künfti gen Leben» «nlsalten", um mit Jean Paul zu reden. Sehr richtig bemerkt dieser feinsinnige Kenner der Kinderseele in seiner schätzenswerten, viel zu wenig gelesenen „Leoana": „Die gewöhnlichen Spiele der Kinder sind nicht» al» di« Aeußerungen ernster Tätig. Kit, aber im leichten Flügel!leibe." Insbesondere ist es die Phantasie, di« beim Spiel von allen Kräf ten des Kinde» am meisten tätig ist. Die anderen Geisteskräfte, besonders der sondierende, nach Wahr heit suchende Verstand, der kritische Sinn, schlummern noch. Di« Phantasie aber ist reg« beschäftigt, di« vorhandenen Vorstellungen immer wieder von neuem und zu den kühnsten Gebilden zu kombinieren, st« setzt Beziehungen zwischen den einzelnen Dingen fest, die in der Wirklichkeit wohl niemals existieren, es verändert, indem es nach eignem Gutdünken hin wegnimmt und htnzutut, ohne sich um die reale Welt im geringsten zu bekümmern. Es ist trotzdem nicht gleichgültig, wie das Spiel zeug des Kindes nun lnstchaffen ist. Ist auch seine Phantasie gar nicht tot zu kriegen, jo kann durch un passendes Spielzeug doch gar viel am Kinde gesün- Ltgl werden. In der Regel haben unsere Kinder kei nen Mangel an solchen Sachen. Wenn man in manche Kinderzimmer eintritt, so könnte man sich fast in einen Spielwarenbasar versetzt glauben. Und dies« Fülle ist an und für sich auch schon von Uebel. Hier zeigt sich jene moderne Anschauung wirksam, die dem Kind« am besten zu tun glaub!, -venn sic es mit allerlei Genüssen fast überschüttet. Die Folgen dieser Vergnügungspädagogik, die sich in unseren Tagen auch sonst überall breitmacht, sind aber häufig Uebersättigung, Oberflächlichkeit, Blasiertheit und Genußsucht. Weniger ist hier daher mehr. Denn da» Kind soll sich auch am Wenigen freuen und be scheiden lernen: es soll vor allen Dingen in ein daucksides, vertrautes und innig«, Verhältnis zu seinen Spielsachen treten. Di« Ueberladung aber ist einem Auskosten der Reize in Ruhe und Stetigkeit immer nur hinderlich. aber sie sollen dabei auch recht billig sein. Auch beim Spielzeug ist das der Fall. Der Fabrikant hilft sich dadurch, daß er schlecht« Sosse verwendet, durch Färbung und Pressung über mancherlei Gering, wertiges hinwegtäuscht, und durch unnötige Be malung einen billigen Effekt zu erlangen sucht. Die se» Bestreben, um )eden Preis etwa» mehr zu schei nen, als möglich isi, dieses Protzentum täuscht zwar manchen Käufer auf den ersten Blick, aber kaust man solche Dinge, so ist nachher da» Kiich in ästhetischer wie pädagogischer Beziehung schließlich doch der Leid- tragende. Denn einmal wird an der billigen Ramschware sein Geschmack verbildet. Es sieht nicht am eiacnen Spielzeug, wie es in erster Linie bei jedem Gegenstand« auf Sachlichkeit, Solidität, Wahr heit ankommt. Zum anderen gehen solche flüchtig bergest«llden Dinge schnell wieder entzwei. Dadurch haben zunächst die Eltern nur Schaden, denn sie haben ihr Geld für «ine Sach« von Augenblickswert ausaegeoin. Da, Kind aber gewöhnt sich bald an di« Unbeständiakeit der Ding«, mit Enttäuschung ge wahrt «», wt« sein Spielzeug kaput geht, ehe es noch ein paar Taye standgehauen hat, eh« «» noch in «in dauerndes, innerliches Verhältnis zu ihm treten konnte. Nein, da« Spielzeug soll so dauerhaft und fest wie möglich sein. Und diese Forderung muß heute mehr denn je erhoben werden, weil die Indu- strie so viele Waren auf den Markt wirft, die zwar billig, dafür aber auch herzlich schlecht sind und darum kaum Tageswert haben. Das Kind soll zwar angchalten werden, seine Sachen liebevoll zu schonen, aber auch bei dieser sorgfältigen Behandlung sind viele Spiclwaren nicht für den dauernden Gebrauch. Wie reizend ist cs, wenn die junge Mut ter vom Boden für ihr« Kinder noch das Spielzeug holen kann, an dem sie sich in der Jugend einst selber ergötzte. Ob viele unsercr modernen Spielwaren so viel Zeit ausdauern würden, ob sie daher so viele eigenartige Reize auslösen könnten wie das alte Spielzeug? Die Frage kann leider nicht bejaht werden. Ein zweiter, ebenso großer Nachteil unserer Spiel waren besteht darin, daß sie zu fertig, zu gekünstelt sind. Der Unverstand und die Gedankenlosigkeit kön nen sich nicht genug wundern, wie herrlich weit man es heute in der Spielwarentndustri« gebracht hat. Da gibt es für weniges Geld schon Eisenbahnen, die wirklich in Betrieb gesetzt werden können. Puppen, i die wie Menschen lausen und sprechen, Stuben, die einem wirklichen Zimmer nachphotographiert er scheinen, Schiffe, die als Modell eines wirklichen Dampfers dienen könnten. Aber wie ist es mit dem pädagogischen Wert bestellt, aus den hier doch alles qrckowwt?. Er ist entschieden nur sehr gexsng. Da Kind freilich freut sich zunächst einen Augenblick über dir gekünstelten Sachen, «s spielt wohl auch kurz« Zeit damit, «» zieht bei den automatischen Dingen die Feder «in paarmal aus und siebst zu, wie die Sach« dann selbständig funktioniert. Aber das ist in den meisten Fällen auch alle». Denn dann bekommt e» die Dinge meist über und läßt sie unbekümmert im Winkel liegen. Verhält es sich meist nicht so? Und die Eltern ärgern sich nachher über das G»ld, da» st« so unnütz für kl^tbare» Zeug ausgegeben haben. Diesen Verlauf Hütt« man aber wohl im voraus sehen können. Denn das Kind folgt ja dabei doch nur seiner Natur. Die fertigen Sachen kann es eben nicht gebrauchen, weil an ihnen schon alles vorhan den ist. Da» Kind kann an ihnen, auch nur in Ge danken. nichts mehr hinzutun. Und damit ist La» Urteil über jene Spielwaren schon gesprochen. Auf die Ueberladung mit allerlei künstlichem Spielzeug paffen jene Verse eine» neueren Dichter»: Ihr füttert da» Kinb^ Ob's noch so falt, Ihr tränket» geschwind, Eys Durst noch hat. Ihr gebt ihm alles, Was es verschmäht. Doch keines Falles, Wonach es fleht. Spiel ist eben, das sollten Erzieher niemals außer acht lassen, Tätigkeit. Im Kind« steckt eine schöpfe rische Kraft, die geweckt und genährt sein will. Die Phantasie wandelt das dürre Blatt zum goldenen Löffel, das kümmerliche Streichholz zum redenden Menschen, den bunten Kiesel zum blanken Taler. Je einfacher, unfertiger ein Spielzeug ist, um so mehr Möglichkeiten ruhen in ihm, die es verwirklichen kann, und darauf kommt es eben in der Hauptsache an. In dem fertigen Spielzeug ist aller Illusions wert weg, das Kind steht davor und weiß nichts mit ihm anzufangen. Es dreht am Eisenbahnzug das Ventil und kann nur noch sehen, wie er dann los- schnurrt. Wie ganz anders ist die Phantasie geschäf tig, wenn der Bub« ein ungeschlachtes Stück Holz hinter sich herzieht, über Gräben und Hügel pustet und sich selber als die Lokomotive vorstellt! Also recht einfaches Spielzeug an dem dem Kinde recht viel zu tun übrig bleibt! Das Kind muß^eben seine Beschäftigung daran finden,^ oder die Spiel sachen taugen eben nichts. Der Sandhaufen ist in dieser Beziehung von idealer Art. von unendlichem Wert. Sckiade nm jeden Hcs, wo Kinde: spielen und wo der Sand fehlt! Von großer Bedeutung ist es auch, daß sich die Kinder ihr Spielzeug selber ver fertigen: in dieser Tätigkeit liegen eine ganze Reihe -«Kos^. LAachtzYtzyd« Rohstoffe und da» Handwerkszeug in die Hand und lasse sie al» Handwerker damit arbeiten. In jede Kinderstube gehört ein Handwerkskasten, mit dessen Werkzeugen sich di« Kinder in anregender Weis« gar manche langweilig« Stunde vertreiben können. Da» ist nicht nur eine vortreffliche Spielbeschäftigung, sondern auch praktische, gute Kunsterziehung. Kunst unit kvlllenlämft. z. Neue Possart.Ehrnngen. Unser Münchner Mit arbeiter telegraphiert uns: Ein besonderer Posjart- Ausschuß, bestehend au« d«n bedeutendsten Vertretern der Kunst, Literatur. Gesellschaft und Wissenschaft mit dem Prinzen Ludwig Ferdinand an der Sprtze, überreicht« hrute dem Jubilar «in« meterhohe Bronze st atu«, darstellend Posfart al» ZLsar, mit HerrfLeritao und goldenem Lorbeer um da» Haupt. Dir Hosjchausptelerin V«rndl übergab «in« Adrefs« mit 20b Unterschriften klangvollster Namen. Generalintendant Freiherr v. Puttlitz (Stutt gart) überreichte di« offiziell« Glückwunschadrejse de» Deutschen Bühnenvereins. * Lifzt-Fel«r in Dessau. Sonnabend findet im Hoftheater m Dessau die Liszt-Feier der Herzoglichen Hofkapelle unter Leitung von HoikapellmeisterMikorey mit folgendem Programm statt: Der XUl. Psalm (Tenorsolo: Herr Hosvperniänaer Nietan, Chor: die Singakademie) die sinfonischen Tondichtungen „Mazeppa" und .,l.c» pröluckk»", Gesänge am Klavier: Kammersänger Gura. * Für den Nobelpreis für Literatur sind neben Maeterlinck auch zwei dänische Schriftsteller, Troels- lund und Henrik Pantoppidan, vorgeschlagen. Die Prämie für Physik sollen Edston, Tesla und Bull strand (Upsala), die Lrämie für Medizin wieder Bullstrand, Welander^ und Hammensten erbalten. Für die Friedensprämie ist Ellen Key, für die Prämie für Chemie ebenfalls Edison in Vorschlag gebracht. Die Prämien werden erst am 10. November verteilt. * Mufikchronik. Maria Carloforti, eine Schülerin des Leipziger Konservatorium», speziell der Frau Marie Hedmondt, wurde vom Herbst 1912 ad unter den günstigsten Bedingungen an da» Hoftheater in Wiesbaden und darauffolgend an di« Hofoper in Berlin engagiert. - t Hachschulnachrichten. Der Privatdozent der klassischen Philosophie Professor Dr. Alfred Klotz in Straßburg ist als Ordinarius nach Prag berufen worden. — An der Universität Berlin hat sich Dr. H. Guther- für allgemeine Rechtslehre und Recht»-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)