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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.10.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111019018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911101901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911101901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-19
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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Be^uqS VreiS Moraen-Ansaade Anzeigen.Preis Illr Leipjia und L<»r»N« durch vntee» Trogrr und Loedtceue« ^mal tüglich tn» x>ou» irdraM» »u VI. monatU.r.7u INl. v>«rt«Uohrl. Bet untern gcltacen n. Ln» nntzmesleüen adachoU 7S PI. monatig oterttljahü. r,rch »(« V»k: innerhalb Deugchlanb» und der deutschen Kolonien vterteliähri. !>.«> MI„ »onatl. 1.S> Vii. aueschl. PoKdelleüaeid gerne» in Belgien, Donemart den Donoullaalen, Italien, ».'uremdura. Niederlande. ütor» wegen, teslerreich» Ungarn Ruhland, Schweden, Echwe» u Spanien. 2n allen übrigen Siaaien nui direkt durH bi« «beichäitdüelle de» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt »rlchein« 2mal täglich. Sonn» u. gerertag» nur morgen». Ldonnem«ni»-Lnnahm« A»danni»,als« 8, bet unteren Tragern. Filialen. 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V«u» Rüesteu. ßledaktldn und »,lchäli»ft«klar Iohanni.gass« L Haupt - Fllial« Deeodenr Eeetlras« < 1 (Telephon «KAI Nr. 290. vonnersiag, -en lS. Dkcoder lSll. los. Istzrgang. Die vorlieqeude AilSsiade llm>aßt 2V Leuen. Das Wichtigste. * Der Schluß der Landes synode ist offiziell aus den 24. Oktober anberanint worden. (Siehe Vcr.) *Jn Aachen fand am Mittwoch im Beisein des Kaisers die Enthüllung des Kaiser- Friedrich-Denkmals statt. (Siehe des. Art.) * Der Reichstag beschäftigte sich am Mitt woch mit der sozialdemokratischen Interpella tion über das Vereinsrecht. (Siehe Leit art. und Ber.) * Der türkische Ministerrat beschloß, keine Vermitrelungsaktion rwzunehmcn, sondern den Krieg gegen Italien fortzusetzen. (Siehe bes. Art.) * Tie chinesischenNegierungstr Up pen stel-en bei Han kau im Gefecht mit den Aufständischen. (Siche bes. Art.) Oss verlrnnmlMysrecht. Berlin, 18. Oktober. Was der Ceniorenkonvent still und sein gesponnen, war schon gestern an das Licht der abendlichen Sonne getreten, und heute wurde es noch einmal im Plenum des Reichstags fest, geknüpft. Es wird also zunächst keine Aus» spräche über Marokko erfolgen, doch wurde die Zusicherung, daß sie noch während der lausenden Session vor sich gehen soll, durch den Reichskanzler von Bethmann Hollweg mündlich abgegeben. Die Teuerungsdebatte soll am Montag stattfinden. Für heute aber blieb es beim Vereins« und Versammlungs recht. So mußte mau denn, während auf dem Welttheater sich wichtige Ereignisse ab spielen, die unsere Stellung berühren, sich einer inneren Frage zuwenden. Mit Recht hob Abg. Dr. 2 u n ck (Natl.) hervor, daß dies dem natür lichen Empfinden widerstrebe. Noch mehr widerspricht es ihm, daß über die Verfehlungen höherer und niederer Polizeiorgane stunden lang verhandelt wurde. Eine Rede braucht keine ausführliche Materialsammlung zu sein, um Eindruck zu erzielen. Das ließ Albrecht (Soz.) außer acht. Freilich ist ihm freies Ver sammlungsleben und Vereinsleben im Innern eine treffliche Vorbedingung für machtvolles Auftreten nach außen. Wir glauben, daß der Reichskanzler, der ja am Vereinsgesetz mitgearbeitet hat, lebhaft wünscht, daß die Klagen über Schikanen der Handhabung des Vereins- und Versammlungsrechts verstummen. Auch Staatssekretär Delbrück schien es zu wünschen. Das Gesetz soll im Sinne der Gesetz geber ausgeführt, es soll nicht mit Bezug auf die Verjammlungseinberufung, die Ueber- wachung, die Polizeistunde usw. von Polizei wegen mehr geschehen, als nötig und rechtens ist. Was da in Millionen von Köpfen und Herzen steckt, kann ja heute doch durch die Buch, druckerkunst auf die Straße getragen werden es möge in einem freien Dersammlungsleben seine Probe ablegen und der Läuterung durch die Gegenmeinung unterliegen. Eine Gefahr für die sinngemäße Handhabung des Gesetzes besteht nur darin, daß die Polizei au» ihrer unbestrittenen allgemeinen Aufgabe, für die Sicherheit des Publikum» zu sorgen, Anlaß nimmt, in das Vereins« und Versamm- lungsrecht einzugreifen. Abg. Dr. 2unck wies im Verlauf kurzer und treffender Ausführungen auch hierauf hin. Er glaubt, daß gewisse Ver, sehlungen von Polizetorganen durch das Wort: „Verhöhnungen des Gesetzes" nicht zu scharf ge, kennzeichnet würden, und schloß mit der Mah, nung, man möge sich an den Gedanken halten, den einst der Reichskanzler ausgedrückt: Freiheit, Recht und Staat, keines ohne da» andere. 2m übrigen sollte sich die sozialdemokratische Interpellation vor Uebertreibungen hüten. Erst gestern hatten in Groß-Berlin etwa 80 sozial, demokratische Versammlungen, die sich mit der Teuerung befaßten, darunter eine von Taub, stummen, stattgefunden, und alle diese sind selbstverständlich ohne Störung seitens der Polizei verlaufen. Auch ist die Sozialdemo kratie in Berlin weniger verhindert worden an öffentlichen Kundgebungen zur Marokko sache. al» in der Hauptstadt der französischen Republik. Abg. Gröber (Ztr.) blieb in der Gegnerschaft gegen das Gesetz, die er schon früher betätigt hatte; ähnlich der Pole Korfanty, der den Sprachenpara graphen und die Anwendung des Gesetzes gegenüber den Polen heftig angriff. Dem gegenüber sprach der Vertreter der Konser, vativen Eans Edler zu Putlitz die Meinung aus, daß man mit der bisherigen Handhabung des Gesetzes im ganzen zufrieden sein könne. Den Schluß machte ein Vertreter des Reichs landes, Abg. Dr. Hösfel (Reichsp.), der, wie er dem Block, der das Gesetz geschaffen, ange hört hatte, ihm auch jetzt eine gute Seite abgewinnt. 2m übrigen bemerkte man sehr wenige elsaßlothringijche Abgeordnete im Hause; sie werden durch den Wahlkampf in ihrer Heimat festgehalten. Oie Enthüllung ücs ks'ster- MeöriH-Lenkmals in Äschen. Bei wundervollstem Wetter wirkte der Fest- schmuck Aachens aus Anlaß der am Mittwoch er folgten Enthüllung des Kaiser-Friedrich- Denkmals in E.nhectlichkcit großzügig und heiter. Die Stadt schwamm in einem Meer von Tannenduft. Fahnenbanner und Blumengewinde fanden sich allent halben. Alle Balkons und ganze Häuserfronten ver schwanden unter dem Tannengrün, aus dem rote, blaue und gelbe Blumen hervorleuchteten. Auf dem Bahnhofsplatz, dem Elisenbrunnen und vom Kaiser platz bis zum verhüllten Denkmal verdichteten sich die bunten Wimpel: Obelisken und Pylonen steigen empor. Wuchtige Ehrenpforten, mit Tannenariin be kleidet, erhoben sich am Münster und dem Rathaus und schloßen die Architektur wirksam ab. Der Zu strom der Bevölkerung aus der Provinz und jcnse ts der Grenze ist gewaltig. Zum Spalier traten über 30 000 Mitglieder von Vereinen, Innungen, Schulen, Kriegeroereinen und Truppen an. Die Ankunft des Kaisers. Der Kaiser traf mit Gefolge im Londerzug um IlsH Uhr vormittags in Aachen ein, stiea am Bahn- hof'zu Pferde und hielt unter dem Jubel ber Bcoöl» kerung und dem Läuten aller Glocken seinen Ein zug in die Stadt. Eine Schwadron D'utzer Kürassiere eskortierte den Zug. Am Denkmals platze hatten sich die Ehrengäste versammelt. Prinz und Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe, der Fürst und die Fürstin zu Wied, die Minister von Trott zu Solz, von Dallwitz, von Schorlemer-Lieser, der Oberprasident Freiherr von Rheinbaben, der kom mandierende General von Plötz, die Oberbürger- meister von Köln, Koblenz, Düsseldorf und Trier, eine belgische Deputation. Generalleutnant Heimbureer, der Gouverneur oon Lüttich, eine holländische Deputation, Generalleutnant von Heutez, Kzl. Staatsrat Fonkherr-Ruys, van Beerenbrouck, Staats minister Eyschen von Luxemburg, die Vertreter Aachens, die Geistlichkeit. Senatoren, Mitglieder der Regierung, Lehrer der Hochschule, eine Deputation der Studentenschaft in Wichs mit Fahnen sowie Deputationen von Veteranen- und Kriegeroereinen. Die Denkmalsenthüllung. Geführt von Oberbürgermeister Vcltmann, traf der K a i j e r um 11A Uhr bei dem Denkmal ein, ritt die Front der Ehrenkompanie vom Infan terieregiment oon Lützow Nr. 25 ab und hielt vor dem Kaiserzelt an, wo ihm Fanfarenbläser begrüßten. Der Kaffer trug die Uniform der Garde du Corps mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens und dem Generalfeldmarschallstab. Hinter ihm ritten zwer Leibgendarmen mit der Kaiser- und der Königs standarte. Der Kaiser begrüßt« die anwesenden Fürst lichkeiten und ließ sich durch den Oberpräsidenten von Rheinbabcn die fremden Deputationen vorteilen. Hieraus hielt Oberbürgermeister Delt- mann eine Rede, in der er des Besuches Kai'er Friedrichs in Aachen im Fahre 1885 gedachte. Er sagte: Es ist kaum ein besserer Platz in Aachen wie in den deutschen Landen überhaupt für das Denkmal zu finden, als am Fuße des Felsens, der das Heilig tum St. Adalberts trägt. Hier erbaute Otto III. seinem Freunde Adalbert zu Ehren ein Gotteshaus, das Heinrich H. vollendete. Hier ruht das Haupt des Bstchoss und Bekehrers der Preugen, während «in Körper seine Ruhestätte im Dome zu Enesen and. So stellt er «ine bedeutsame Verbindung dar zwischen der Ostmark und der Westmark Preußens und des Reiches, die setzt wie vor Jahihunderten unter dem Schutz eines mächtigen deutschen Kaisers stehen. Der Redner erinnerte, daß Kaiser Friedrich um die Kaiserkrone mitgerungen hab«, und sagte schließlich: Auf do« Denkmal dürfen wir die Worte Horaz' setzen: Llulri« ilis boni» klobiff« oaoickit (Dielen Redlichen, ach, sank er beweint hinab). Darauf gab der Kaiser das Zeichen zum Fallen der Hülle. Die Ehrenkompanie präsen tiert«, der Kotier und alle Anwesenden salutierten. Während Hochrufe ertönten, fiel die Hüll«. Di« Musik spielte die Nationalhymne. Der Oberbürgermeister brachte ein dreifaches Hurra auf den Kaiser aus. Der Kaiser besichtigte das Denkmal und unterhielt sich mit dem Schöpfer Profesior Lederer. Eine groß« Reihe von Kränzen wurde niedergelegt. Als Erster legte im Namen des Kaisers Generaloberst von Plesien einen Kranz nieder. Der Kaiser nahm den Vorbeimarsch der Threnkomoanie entgegen und ritt zum Münster. Das Denkmal, rin« große Reiter- statue Kaiser Friedrichs auf einem Mormorsockel, macht ernen vorzüglichen Eindruck. Das Haupt ziert ein Lorbeerkranz. Der Kaiser i« Münster. Um 12 Uhr 20 Min. zog der Kaiser in das Münster ein. Der Domchor sang einen lateinischen Be- Hrüßungschor. Vor dem Houptaltar richtete der stiftspropst Bellesheim an den Kaiser eine Ansprache. Er erinnerte an die große h stori'ch: Vergangenheit des Domes, an Otlo kll., die beiden Märtyrer Corena und Leopardus, sodann an Her mann Schaper, besten Entwürfe in seinem G.'ift auszuführen eine P'licht sei. Die Ausschmückung des Münsters wäre jedoch ohne die nie erlahmende Güte und Freigebigkeit des Kaisers unmöglich gcwe en. Deshalb habe bas Stiftskapitel bescblossen, die Er innerung an Kaiser Wilhelm den kommenden Ge schlechtern auf einer kostbaren Marmortafel in diesem Dom zu erhalten. Der Kaiser dankte herzlich und sprach seine Freude und Zufriedenheit über die Arbeiten aus, die in dem Münster im Laufe der letzten Fahre ge leistet worden seien. Dem verehrten Me.ster Pro fessor Schaper sei er persönlich zugetan gewesen, und er habe ihn außerordentlich verehrt und be wundert. Schaper werke zwar nicht mehr unter den Lebenden, d'och sein Werk sei auf Papier bewahrr, so daß es möglich sein werde, es «uszuführen. Er hoffe, daß das Ziel des Karlvereins, welches in der Ausführung des Projektes Schapers bestche, in dst'n Geiste erreicht werde, und brauche nicht zu versichern, daß der Augenblick, wo er hier weile, für ihn von tief bewegender Natur sei. Er spreche von ganzem Herzen seinen Dank aus und gebe die Ver sicherung, daß, soviel an ihm liege, er auch ferner den Arbeiten am Münsterbau seinen Schutz angedeihen lasten werd«. Der Kaiser besichtigte dann die ausgestell ten kostbaren Dom schätze und Modelle, die letzten Ausgrabungen am Münster, und die Mosaik- und Marmörbckleidung, mit der das Sechzehneck des Münsters ansgestattet werben wird. Nach etwa einer Stunde Aufenthalt verließ der Kaiser das Münster und begab sich zum Festmahl nach dem Rathaus. Fm Verlaufe dieses Festmahles im Rathause hielt der Oberbürgermeister folgende Ansprache: „Euere Kaiserliche Majestät bitte ich untertänigsi, in der alten Kaiserstadt die herzlichen Will kommen grüße der treu ergebenen Aachener Bürger allergnädigst entaegennehmen zu wollen. Unsere Gedanken weilen auch oei der Kaiserin, die zu unjcrm lebhaften Bedauern behindert ist, Euere Ma jestät hierher zu begleiten. Erfreut sind wir, an der Seite Euerer Majestät Ihre Kgl. Hoheit die Prin zessin von Schaumburg-Lippe begrüßen zu dürfen. Euere Majestät erfüllen durch die Teilnahme an unserer, dem Gedächtnis Kaiser Friedrichs ge widmeten Feier Sohnespslicht. Fch glaube aber, an nehmen zu dürfen, daß wir die hohe Ehre des wieder holten Besuches Euerer Majestät als deutscher Herr scher den Erinnerungen an die alte deutsche Kaiserzeit mitverdanken, die unsere Stadt und dieses Haus bewahren. Aachens Bürger sind hoch beglückt, daß heute wieder, wie so oft in alter Zeit, hier im Palaste Karls des Großen ein deutsckxr Kaiser Festtafel hält. Zuletzt sah dieser Saal ein königliches Festmahl, als König Wilhelm im Fahre 1865 bei der 50jährigen Fubelfeier der Vereinigung der Rheinland« mit der Krone Preußens die Hul digung der Provinz entgegennahm, wie auch hier im Fahre 1815 die Rheinländer zum ersten Male einem preußischen Könige huldigten. Zn dieser Stunde aber gedenken wir des Kaisers Friedrich Majestät, dessen Geburtstag der 18. Oktober ist. Euere Majestät sind der Erbe des Kaisers an Krone wie auch an Verheißungen, die der hochherzige Kaiser unserm Volke gab. Fn 23jähriger ernster Friedensarbeit haben sich Euere Majestät als ein treuer Verwalter des väterlichen Ver mächtnisses erwiesen und diese edlen Pläne zur Wohlfahrt des deutschen Volkes zur Reife gedeihen lasten. Daß Euere Majestät mit voller Berechtigung und mit weiser Vorsicht als Hauptaufgabe Fhrer Re gierung die Erhaltung der Eintracht und der Wehrkraft des deutschen Volkes betrachteten, auch das lehrt uns der heutige Tag. Der Jahres- tag der Schlacht bei Leipzig mahnt ein- dringlich, daß durch Zwietracht und Schwäche ver lorene Güter unseres Volkes nur mit schweren Opfern und äußerster Anstrengung errungen werden können. Fn ernsten Zeiten erkennt es das deutsche Volk dank bar an, daß Euere Majestät nach dem Spruche der Bibel gehandelt haben: „Wenn «in Starker und Ge wappneter seinen Palast bewahrt, so bleibt das Seine in Frieden." Geruhen Euere Majestät, die Versiche rung entgegenzunehmen, daß Nachens Bürger, die sich allezeit durch Treue zum Kaiserhaus« ausgezeichnet haben, Euerer Majestät in vollem Vertrauen mit Gut und Blut ergeben bleiben werden. Dieses Ge löbnis bezeugen wir durch den Ruf: Seine Ma jestät unser allergnädiqster Kaiser Wilhelm hoch! Die Antwort des Kaisers auf die Rede des Oberbürgermeisters hatte folgen den Wortlaut: Mein lieber Oberbürgermeister! Sie haben mit Fhren freundlichen Begrüßungsworten den herz erhebenden Eindruck noch verstärkt, den ich heut« durch den festlichen Empfang in Fhren Mauern erhalten habe. Fch danke Fhnen, den städtischen Behörden und der Bürgerschaft aufdas wärmste für diesen unvergeßlichen Tag. Schöner konnte der heutige achtzigste Geburtstag meines uns allen allzufrüh entrißenen Herrn Vaters nicht begangen werden, al, durch die feierliche Enthül- lung de» seinem Andenken gewidmeten trefflichen Reiterstandbildes, welches wir der opferwilligen Verehrung der Aachener Bürgerschaft für den „Liebling des deutschen Volkes" verdan ken. Fch beglückwünsche die Stadt zu dem neuen Schmuck, an dem noch ferne Geschlechter sich erfreuen und erkennen werden, daß trotz aller politischen, sozialen und konfessionellen Parteiungen und Reibungen unserer Zeit «in feste» Band der Liebe und des Vertrauens Fürst und Volk umschlingt und zusammenhält. Wenn je ein Fürst gerade in Aachen ein Denk mal verdient hat, so war es mein in Gott ruhen der Herr Vater. Von meiner Kindheit an habe ich beobachten können, mit welchem Fntereste er sich dem Studium der deutschen Kaiser und ihrer Traditionen hingab, und wie er von der Macht ihrer Stellung und von dem Glanz der alten deutschen Kaiserkrone erfüllt war. Wenn ich als Knabe in seinem Zimmer weilte und mein Wohlverhaltcn einen Lohn verdient hatte, ließ er mich in einem Prachtwerk blättern, in welchem die Kleinodien, Fnsignien, Gewänder und Waffen der Kaiser und schließlich die Krone selbst in bunten Farben dargcstellt war. Wie leuchteten ihm die Augen, wenn er dabei von den Krönungsfeiern in Aachen mit ihren Zeremonien und Mählern er zählte, von Karl dem Großen, von Kaiser Barba rossa und ihrer Herrlichkeit. Stets schloß er damit: „Das alles muß w i e d e r k o m m e n; die Macht des Reick-es muß Wiedererstehen, und der Glanz der Kaiserkrone muß wieder aufleuchten! Barbarossa muß aus dem Kyffhäuser wieder erlöst werden!" Und ihm war es von der Vorsehung bejchieden, an der Ausführung des großen Werkes hervorragenden Anteil zu nehmen. Auf blutiger Walstatt half er dem ehrwürdigen Vater die Kaiserkrone und dem deutschen Volke die Einigung zu erringen. Vom Vater für meinen einstigen Beruf erzogen, wuchs ich heran, in Bewunderung und Ehrfurcht vor der Kaiserkrone, die ich dann mit ihrer Last und Verantwortung oon ihm übernommen habe. Sie ist ein hehres Kleinod, von dem unter Gottes Schutz viel Segen für das Vaterland aus gegangen ist und das sich als ein Hort seiner nationalen Ehre bewährt hat. Vertrauens voll können alle Deutschen zu ihr aufblicken, und sie wird um so stärker sich erweisen, je mehr sie von der treuen Liebe und der ernsten Mitarbeit des Volkes umgeben und gestützt wird. Wie meine Vorfällen der Stadt Aachen ihre besondere Huld zugewendet haben, so ist es a u ch mcr stets eine Freude gewesen, mein lan - desvüterliches Interesse und Wohl wollen für Aachen betätigen zu kön nen, in besten Mauern hier im äußersten Westen der Monarchie deutsche Kultur und Eigenart eine durch vielhiindcrtjährige Tradition und ruhmvolle Vergangenheit gefestigte Stätte gefunden haben. Möge auch in Zukunft die Stadt mit ihren heil kräftigen Quellen und schönen Bergwäldern und mit ihren mannigfachen Industrien und ihrem um fangreichen Handel wachsen, blühen und ge deihen. Möge die Bürgerschaft in Treue gegen Gott, König und Vaterland ihrer Arbeit nachgehen und die Früchte ihres Fleißes in Frieden genietzrn. Die alte Kaiserstast und ihre treue Bürgcrschajt Hurra! Hurra! Hurra! Oie Renolutlon in Etzins. Die Nachrichten aus China laufen nur spärlich ein. Das Hauptereignis bleibt immer noch die Landung und ter Kampf deutscher Matrosen in Hankau. Recht interessant ist die Haltung der englischen Presse zu dem deutschen Vorgehen. Der sonst vernünftige „Daily Graphit" benutzt die in den Einzelheiten noch sehr wenig bekannte Tatsache zu einem Aus fall gegen Deutschland und meint, nur zwei Erklärungen blieben übrig: entweder hätten die Re volutionäre die Herrschaft über den Mob verloren oder die Deutschen hätten einen gänzlich überflüssigen und tatsächlich unbescheidenen Eifer entwickelt. Beide Möglichkeiten seien Höch st bedenklich. Wenn die Aktion der Deutschen nicht unvermeidlich war, so be leidigen sie die Revolutionäre und kompromit tieren sie in den Augen der Eingeborenen. Die Führer der fremden Kriegsschiffe sollen aufs pein lichste alles vernceiüen, was einer Intervention gleichkäme, und jedenfalls nur in vollem Einver ständnis miteinander vorgehen. Dieser Anwurf des „Daily Graphic" gegen Deutschland ist nicht ver einzelt. Auch die „Daily Mail" meint, wenn die fremden Niederlastungen in Gefahr gewesen wären, so hätten sicherlich auch die britischen und die an deren ausländischen Offiziere eingegriffen. Das Blatt sieht in dem Vorfall ein neues Symptom der g«, panzerten Faust. — Echt englisch! Die Lage in Hankau. Das offiziöse Wolrssche Telegraphenbureau ver- breitet nachstehenden Bericht Det Kommandant der „Leipzig" meldet aus Hankau: Der Tag und di« Nacht sind ruhig verlaufen. Die Aufständischen zogen sich zurück. Der britische Admiral traf hier ein und übernahm als rangältester Offizier den Ober befehl zu Wasser und zu Land« über di« vor Hankau versammelten Seestrettkräft«. Zu dieser Meldung fügt da, genannt« Bureau noch hinzu: Da» Fehlen weiterer Nachrichten über den Zu- sammrnstoß der deutschen Landunaskorps mit dem chinesischen Pöbel läßt darauf schließen, daß die Schutzaktion nur kurz, erfolgreich und ohne größere Bedeutung war. Fn direktem Gegensatz zu diesen Meldungen stehen nachstehende Depeschen: Hankau, 18. Oktober (Meldung d. Peter»b. Lelegr-Agentur.) Heute morgrn 7 Uhr wurde da» Feuer läng» der Bahnlinie bei Hauka, «räkl»«t.
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