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Kampf gegen -te Depression Notizen vravo, Dr. Wirtht Auf das Eingreifen des Reichsinnenministers Dr. Wirth hin ist, wie wir berichteten, die Berliner „Kulturausstcllung" des Verbandes proletarischer Freidenker (konnnunislisä)« Rich tung! geschlossen morden. Melcher Art diese Ausstellung mar, geht aus einem Be richte unserer Berliner Echristleitung hervor: Bor einem mit Zellschriften und Broschüren gegen Religion. Kirche und vor allem gegen die Papstenzyklika und den 8 218 bedeckten Stand stehl aus rotem Sochel ein schwarzes Kreuz, auf dem die Worte flehen: „Kampf der Enzyklika!" und das statt des Corpus einen mit einem Geldeinwurf versehenen Beutel mit der Aufschrift: „Auch du helfeI" trügt. Ain Schluß des Kreuzes steht der Name des Heiligen Vaters Ganze Nischen sind mit Karikaturen und Verhöhnumzen der Geistlichen und kirchlicher Institutionen aus- stassiert. Auf einem Stadtplan von Berlin hat man die kari kierte Silhouette eines Geistlichen geklebt, der mit den» Finger aus die mit roten Punkten bezeichneten Stellen weist, wo In Berlin Kirchen stehen, darüber in Noten und Text die Worte: „Weiht du, wieviel Kirchen stehen in dem roten Spreeathcn?" An anderen Stellen sieht man In gleicher Ausmachung das Lied der Gottlosen mlt dem Resrain: „Naus, raus aus dem Gottes haus, schmeiht die Opiumsabrikanten, schmeiht die Pfaffen raus". Eine grohe Zeichnung mit der Ueberschrift: „Christlicher Trost" zeigt einen Polizisten, der mit dem Revolver aus einen Arbeiter fchießt, links davon eine Pfarrerkarikatur, die die Worte spricht: „Welcher Gott nun mit Feuer antworten wird, der sei dein Gottl" Ein ande es Plakat zeigt einen kirchlichen Würdenträger auf dein mlt kirchliäzen Emblemen geschmückten Thron, der Kanonen. Gewehre, Granaten und Bomben aus die unter ihm stehende Volksmenge spuckt. Ueberschrift: „Die Aus giehung des Heiligen Geistes". Das sind nur einige Beispiele, die die unverschümte Art der Gottlosen dartun Sie genügen wohl, um In allen christlich denkenden Kreisen lebhaften Beifall für das entschlossene Ein greifen Dr. Wirths auszulösen. wissenschast und Schundliteratur. Die Iustlzpresscstellc Berlin teilt mit: „Auf Antrag der Staatsanwaltschaft I Ift durch Beschluh des Amtsgerichts Ber lin Mitte das Im Verlag für Kultursorschung in Wien erschie nene Buch „Fritz Ulbrich, Lebender Marmor" als unzüchtig be schlagnahmt worden. Dem Buch Ist eine Sammlung von Licht bildern belgesügt, die aus dem Nachlaß des Uhrmaäzer» Ulbrich ftannnen. Auf ivelche Weise diese Lichtbilder an den Verlag in Wien gelangt sind, Ist noch nicht völlig geklärt. Jedenfalls steht fest, daß die in dem Werk veröffentlichten Bilder nicht aus dem Bildmaterial stammen, das seinerzeit in der Mordsache Ulbrich gerichtlich beschlagnahmt worden ist. Bestandteile aus der Mordsache Ulbrich sind nicht in dem beschlagnahmten Buche veröffentlicht, auch nicht Berichte Uber den Teil der Verhand lung. bei dem die Oefsentiichkeit ausgeschlossen worden mar." Dr. Felix Abraham, der Leiter des Wiener Institutes für Sexualwissenschaft, der einen Teil des Buchlextes versaht hat, legt Wert aus die Feststellung, daß er keine Verantwortung für die Aufmachung des Buches, die sich ln keiner Weise mit dem Inhalt des sachmissenschaftiichen Textes decke, und für den mit dem Text angeblich unverbundenen Teil des inzwischen als un züchtig gekennzeichneten Bildmaterials trage. Auch siebe er in keinerlei Verbindung mit der Propaganda, die für das Buch ge trieben worden fei. sondern mißbillige sie, weil sie zu dem sach wissenschaftlichen Beitrag in Widerspruch stehe. Er habe auch dem Ersännen des Buches mit dein von ihm beanstandeten Bildmaterial und dem von ihm mißbilligten Titel w-derspro- chen. — Gleichwohl sind wir der Ansicht, daß ein Publizist, der wissenschaftliche Wertung beansprucht, sich rechtzeitig und gründlich über den Verlag und seine Methoden unterrichtet, für dcn er arbeitet oder dem er seine Produkte anvertraut Mit einem nachträglichen Widerspruch Ist der angerichtete Schaden ost nicht gutzumachen. * Fortschreitende Besserung Im Befinden Hermann Müllers. Wie wir erfahren, ist das Befinden des Reichskanzlers a. D. -ermann Müller zufriedenstellend. Die Operation hat den «»«Laschten Erfolg grbracht, und der Patient tefindrt sich auf d«n Weg» der Besserung. s. »e>n zweites Probejahr der Lehrer. Wie wir Horen, Ist das In Lehrerkreise« umlaufende Gerücht, die sächsische Siegle, rung werte ein ziveiles Probedienstjahr für die Kandidaten des höheren Lehramts «insühren, unzutreffend. An «ine derartige Maßnahme denkt man in Sachsen nicht. Spitze ln immer wieder restlos überzeugender Weise... Nie mals zuvor mar uns die Größe und Eigenart der zu leistenden Künstlcraufgabe des Schauspielers derart eindringlich vor die Seele getreten als bei dieser „letzten" Darstellung... Schließ lich — bet Tageslicht besehen — auch ein Gewinn. Dao IS. Gewandhaus-Konzert brachte die Blä ser-Serenade (Abendmusik) von Richard Strauß. Ein Iugendwerk. Und schön, sinnig, innig — wie eine Morgengabe. Holde Gabe in silberner Schale. Die Jugend werke — auch die eines Beethoven — haben cs in sich. Der spätere Strauß führt ln eine andere Atmosphäre... In dem folgenden Werke „Assisi" lernten wir Herrn Hans Wehler (Kapellmeister in Köln) kennen als einen selbständigen Meister der Farbengebung. Die Vogelpredigt konnte nicht ergötzliü>er dargestellt werden. Bei aller Beschränkung in der Zahl der Bläser doch diese große Wirkung. Einzelne grellere Streiflichter wirken überzeugend und darum erträglich... Selbst stärkste Er wartungen erfüllte Edwin Fischer, Berlin. . Er übertraf sic. Hohe Geistigkeit der Aulfassung, vollendete Beherrschung des Technischen, glücklichste Erfassung der seltenen Eigenart gerade dieses G Dur-Konzertes von Beethoven. Berückende Entfaltung der Wunderblume des visionären langsamen Sat zes... In Moll . Dazu die fesselnde Einfühlung dieses einzi gen Orchesters Restloses Aufgehe» in der Idee dieser „Sym phonie mit Klavier". . Menn Ganz Leipzig müßte, was es offenbar nicht weiß, da selbst ei» solcher Abend nicht alle Stühle in Anspruch nimmt . der Direktion blieb die schwere.' dunkle Sorge über das Schicksal dieser einzigen Musikfciern erspart... Der große Ausleger all dieser Klanggehelmn'sse, Bruno Walter, beglückte durch die überaus sinnvolle Wiedergabe der seltener gehörten „Vierten" kB) die dankerfüllten Zuhörer. Musik ist — wahrhaftig — die Muttersprache der Seele .. Der 8. und letzte Kammermustkabenddes Gewandhauses brachte Beethovens „Letzte", sein 135. Werk. Der Meister beantwortet darin die Frage an das Schick sal. „Muß es sein?" — mit einem Ja der Ergebung. Dieses Lebenswerk des Meister» klingt ans Im weicheren F Dur. In Versöhnung. In seelischem Ausblick. Ganz im Gegensatz zum Ausschrei nach Frieden im „pacem" seiner großen Missa solem- nis... Auf die gleiche seelische Linie sind eingestellt das Werk 18/6 tB) und W. 50/3 sL). Die Zusammenstellung war ton- psychologisch einheitlich... Meister Edgar Wollgandt, ml« seinen Die Be-eulung -er Preissenkung Dresden, 17. Mürz. Im Rahmen der wirtsäzastswissenscliaftlichen Vortrüge der Dresdner Kausmannscbast und der Industrie- und Handelskam mer Dresden im Winterhalbjahr MM31 sprach Universiläls- prosessor Dr. Gerhard Keßler (Leipzig), bekanntlich einer der führenden Eozialpolitiker an deutsäzen Hochschulen, gestern im großen Saale der Dresdner Kausniannschast Uber das Thema: „Der Kamps gegen die Depression". Der Vortragende schilderte die Selbstzerfleischung Europas. Rußland sei aus dem euro päischen Verband so gut wie ausgeschieden. Englands Haupt ziel sei die eng« Verbindung mit seinen angegliederten Staaten. Zu der Zerfleischung und Entkrästung Euro-.-as kommt noch die seelisch« Entkrästung. Dari» stcl)« Deutschland mit der Abgliederung und Zerstückelung seiner wichtigsten Landes teile und die aus diesem zuacstromten Menschen aus engem Lebensraum. Dazu komme di« Vermögensvernichtuug und die ungeheuren Resiarotlonslasten. Vielleicht bringt im Laufe der Zeit eine Reparationsentlastung und Rückgabe oder Neurege lung besonders der Ostgrrnze eine wesentliche Erleichterung. Schul- an dieser Zerfleischung der Wirtsäzast sind auch die Zollmauern der balkanifierten, neugegriindeten. kleinen Staaten. Neben der europäischen Wirtsctzaftspoiitik miisfe» sich auch die europäischen Sckuldennationen mit Amerika verstän digen. Auch die europäisct-e Wanderunaspolitik spache hierbei mit. da z. B. in Deutschland IM Menschen aus 1 Quadratkilo meter. in Amerika dagegen nur 10 kommen. Ob die Wirtschaslsdepression zu überwinden sei, werde sehr verschieden beurteilt. Es sei eine Vertrauenskrise Im Kapita lismus un- Aenderungen im Wirtsciwftsleben müßten einireten. Man könne die Wirljrl)att verfeinern un- abbaucn. Viele er hofften vom Sozialismus eine gerechte Behandlung. Dabei werde übersehen, daß Sozialismus Entsagung. Verzicht und Ver lust an materieller Versorgung für Generationen heißt. Ein Beispiel bild« Rußland, wo eine Wirtschaft nur unier einer unbegrenzten Leide nslähigkeit des Volkes möglich ist. — In der Mitte des vorigen Iahchundorts hatte bei uns der alte wirtschaftlich« Liberalismus das Eingreifen des Staates in die Wirtsri)aft bekämpft. l.eiprig un<i Umgebung Oie Gottlosen-Ausstellung gerichtlich geschloffen Leipzig, 17. März. Die ln Leipzig aus Anlaß des Relchakongresses der Gott, losen eröffnete „Kulturschau", eine Sammlung schwerster Ve» schimpfung«n In Wort und Bi'd gegen KIrch'Ich« Einrichtungen, ist noch am Sonnabend gerichtlich geschloffen und versiegelt ivorden. — Das Oesterrelchiscl»« Meßhau, als Raumvermieter ha« die Schließung beantragt, weil die Veranstalter der Aus stellung die ZurversltgungssteNung de» Raumes mit unwah. ren Angaben erschlichen hatten. Sachsens Klage vor -em Reichsgericht vertagt Der Verhandlungstermin der Klage Sachsens vor dein Reichsbahngericht in Leipzig mußle bis nach Ostern vertagt werden, da der als Beisitzer bestimmte Staatssekretär a. D. Dr. von Simson tveqen seiner Teilnahme an Len Pariser Beratungen des europäifchen Etudienausschusses am Erscheinen verhindert ist. Der ursprünpl'ch aus den 2-1. März «»beraumte Termin wurde daher mit Zustimmung der Parteien aus den 14 April verlegt. Rückgang -er Arbeitslosigkeit in Leipzig Vom Leipziger Arbeitsamt wird geschrieben: Die erivar- tete Entlastung des Arbeitsmarkles scheint nunmehr endlich ein- zuschen, wenn zunächst auch noch zögernd. Gegenüber Mitte Februar zählten wir am t. März 157-1 Arbeitsuchende iveniger, «doch immer noch insgesamt !)3 058 Personen. Davon sind >7 600 Hauplunterftützungsempfänger, 2-1614 sind der Wohl- ahrlspslege zugelciit. Getreuen (Karl Wolschke, Carl Herrmann und Hans Miinnch Holland) haben in diesen 8 Veranstaltungen (im Verein mit Max Pauer und bewährten Kräften der Gewandhauskapellr) die Vortragsreihe der 24 Kammermusikwerke Beethovens wir kungsvoll zu überzeugender Darstellung gebracht. Eine schwere Arbeit neben dem Dienst im Gewandhaus und in der Oper. Mit ihrer wesentlich anders eingestellten Strichart. Bei Massen besetzung. Fisr diesen Arbeitoernst, für diese Hingabe der gan zen Persönlichkeit in dcn Dienst der Kunst, in den Dienst eines Beethoven, verdient vorbehaltlose Anerkennung... War alrer dicfe Beschränkung auf dcn einen Komponisten von Vorteil? Wir sagen überzeugt: Nein! Auch die Konzertbesucher haben Pflichten Daher dieses glatte: Nein Wie die Acltcren unter den Musikfreunde» von dcn jüngeren Komponisten Tradition fordern, so sind sie gleichermaßen verpflichtet, dem Fortschritt die Bahn nach Kräften freizumachen. Heut meldet sich die Gegenwart der Jüngere» derart stark zum Wort, daß es Pflicht ist. sie willkommen zu heißen am Gastmahl der Freude über ehrlich gemeintes Schassen Mir sordern gewiß auch hier Aus wahl. Wir lehnen nach wie vor ab alle die. denen das Un erhörte, das Ohrenzwängende ein gesuchtes Nüttel künstlerischer Aufdringlichkeit ist und hlieb Al>er der Werke Schassenden sind außer diesen ungebetenen Wortführern noch so viele, daß man reiche Auswahl hat. Dieser Ausschluß der Kommenden wirkt sich uni so empfindlicher aus, als damit diese maßaebende Kunst hätte auch rinwirkt auf die Entscheidungen außerhalb Leipzigs. Und das Fehlen herrlicher anerkann'er Meisterwerke läßt den regen Wunsch offen, das zuunrecht Uebergangene im nächsten Jahr nachzubolen. Brahms mit seinen beiden Klavierguartet- Icn (A und G) und seinen sonstigen herrlichen Kammermusiken, Mozarts Werke mit Bläserbefttzung, Schuberts Oktett, Dohna- nyi Ernst, Dvorak Tschaikowsky, Siegt Otto, Haas Jos. u n m. Selbst ein Joses Haydn ist noch immer der frische Götterjüng ling geblieben . . Das Leipziger Symphonie Orchester wußte schon, warum es diesen Winter aus u a gerade auf Beethoven ganz verzichtete... Aber auch die aufsührenden Künstler haben sich ihre Ausgabe nicht unwescnllich erschwert. Wo ein sonst reichlich viel gespielter Meister geboten nord. will man ihn auch einmal von einer neuen Seite sehen... Gleichwohl bleiben wir dieser angesehenen Spielgemelnschast aufrichtigen Dank schul dig. Die Bekundung großer Teilnahme gab Ihrem Wirken die notwendige Resonanz, und die Künstler wußten ln jedem Fall, daß man ihre gute Absicht, das Höchste bieten z» wollen, durch aus verstanden hat. In den 80er Jahren setzte der Interventionismus des Staates durch Schutzzölle und andere ltzesetze wieder ein. Die Preise seien heute -er iveitverbreilcste Gedanke der kapita- listisä)«n Länder überhaupt. Die Verbraucher forderten die In- tervention des Staates für dcn Prcisrrbbau, die Hersteller for derten die Erhöhung. So iverden noch von verschiedenen Grup pen teils Abbau, teils Erhöhung durch Intervention gefordert: aber die Frage, ob die Eingrifte nicht Gefahrenquelle für die Wirtschaft und somit sür das Ganze bilden, werd« kaum gestellt. Jeder Zioangseingrisf bedeutet Störung der Wirtschaft. Die Interventionen aus dem Arbeilsmarkl seien anders zu betrach ten. da «s sich hier nicht um lote Ding«, sondern nm Menschen handelt. Man könne aus dem Arbeitsmarkt intervenieren: Be schäftigungsverbot. Arbeitspflicht. Arbeitslohn und Arbeits zeitverkürzung. Bei dem Arbeitsverbot denke er an die Kin derarbeit. Bei der Arbeitspflicht seh« er einen Gesamtwohl stand voraus, wie er aber heute nicht möglich sei. Auch Zwangs, arbeit sei wirtschaftlich unrentabel. Die Lohuhölze sei volks wirtschaftlich zu beurteilen. Kranke. Krüppel. Waisen, Erwerbs, fose müllen in ein« versichernngsmäßige Selbstverwaltung zn- fammengescklollen werden. Dio Arbeitslosenversicherung fei gescheitert, weil man bei der Gründung 1027 nicht voraussah, daß sie eine derartig hohe Zahl Arbeitsloser werde unterstützen müllen. Die Warenpreise könnten stürzen, etiva von 10 Prozent — 1 Pro-ent, aber dies sei beim Lohn »ich, möglich und deshalb sei die Intervention des Staates im Interesse der Wirtschaft notivendig. Eine schematische Arlreitszeitverkürzung sei volksivirtschasilich nicht möglich, sie müßte von Fall zu Fall entschieden werden. So bleibe nur nach die Frag« der Intervention -er Warenpreise. Der S'nn d«r Schutzzollpolitik ist Preis behauptung und Preissteigerung Niemals ist «ine Depression anders überwunden warben, als durch Preissturz Unsere Preise sind künstlich gestützt. Zolkrbbau heiße Preissturz, Preissturz heiße U « b c r w i nd u n g der Depres. si o n. Ein Preissturz würde nach der Ausfällung des Vortragen den auch eine Reinigung der unsicheren Wirtschaftszweige bringen und dadurch einen Neuauibau der W'rtschaf! Ein voll- kommcnes Wirtschaftssystem werde es freilich nie geben, da ja der Mensch auch nicht vollkommen ist. — Kur rier l.suri1r „Verkehr un- Wirtschaft" Bischofswerda, 17. März. Unter dem Leitgedanken „Ver kehr und Wirtschaft" stond der dritte Lausitzer Verkehrslag der Arbeitsgemeinschaft Lausitzer Verkchrsvereine. Die Tagung war überaus gut besucht und auch behördlicherseits mit zahl reichen Vertretern beschickt. Unter anderen bemerkte man .Kreishauptmann Dr. Waentig, Amlshauptmann Dr. Sie vert. die Vertreter der Reichsbahn, der Post, Handelskam mern, S. K. D. Gewerbekammern. Landtagsabgeordncte und Vertreter der benachbarten böhmischen Verkehrsverbände In dem Rückblick aus das vergangene Jahr gab Schriftleiter Schwarz zunächst dem Gedanken Ausdruck, daß die schwere wirtschaftliche Lage, die schließlich auch für Sachsen die Oslhilse nölig gemacht habe, mehr als bisher die Fremdenindustrie und die Verkehrsförderung ln den Vordergrund gerückt habe Den neuen Aufgaben gerecht zu werden, gelle es, engeren Zusam menschluß. der in der zwanglosen Organisation der Verkehrs vereine gipfeln müsse. Die schöne Lausitz im deutschen Vater land bekanntzumachen, bilde die Aufgabe, die nicht allein aus wirtschaftlichem Gebiete, sondern auch aus sozialem und kultu rellem gelöst werden müsse. — Die anwesenden Behördenver treter begrüßten in kurzen Ausführungen und niit besten Wün schen sür einen vollen Ersolg die Tagung Es folgten drei interessante Vorträge, die sich mit der theoretischen und praktifcken Seite des Verkehrs besagten Dr, Schütte Dresden wandle sich der Wcrbepsyckologie und Werbe planung zu. Er erörterte dabei in erster Linie den Begrift Pro paganda. der in der Aufzwingung des Willens ans andere gip- fefte Werbeerfolge liehen sich nicht berechnen Es solle aber erreicht werden, Aufmerksamkeit zu erregen, vorhan denes Nlißlrauen zu zerstreuen, zu überzeugen, zu erinnern und endlich anzureizen. Hierbei streifte er dcn Werl hcraus- Im 11. Symphonie-Konzert ließ Rudi Ste phan (geb 1887 in Worms — gefallen 1!ll5> in ..Musik ftir Orchester" aufhorchcn. Charakter Themen im Zuschnitt etiva eines Verlioz — ohne indes von ihm In Abhängigkeit zu ge raten Ziclbewnhtes Durchkämpscn der musikalischen G-dan- ken. Trotz greller Farbenmischungen hat der stark interessierte Hörer merkwürdigerweise nie das sonst abstoßende Emniinden, als suchte der Komponist den Mißklang um des Mchklanges willen — Auf gleich hoher Linie steht Ferruccio B u f v n i mit seinem W 35a: Konzert für Violine mit Orchester. Die Bevorzugung der Bläser im Zwiesp'el mit der Süogeige sickert dem Werke die starke, glückliche Eiaenart und vortreffliche Wirkung. Die Kunst lebt vom Ge'ensatz Und der war reich lich zu fnüren Niemals aber steht auch dieses modern sich aebendc Werk in seinen starken harmoniscken Eoannunaen ab Man erkennt, daß diele Zusammenstöße kommen müllen und — ist versöhnt Es liegt in dieser Musik ein erkennbarer tiele- rcr Sinn, den wir sonst so stark vermissen — Für den behin derten Georg Knlenkamnss war Stesan Frenkel ans Berlin einaetreten. Ein ganz hervorragender beden'ender Künstler Mit überraschender Meisterschaft legte er da-' b-chst gnspruchsvolle Werk in der denkbar w'rKungsvollltenWelle aus. Der stürmische Beifall war in jeder <hinlickt n'-'-l verdftnt — Eine Alvensinsonie". M 64 von Rickard Strauß, ließ wieder erkennen, daß dieser große Meiller der Orchestrierung berufen gewesen wäre, uns tiefere Werke ab- die eine- Zwar un'e-chalttgmen sich aber dock nur ans das Schildern äußerer Geschehnisse beschränkenden Musik zu bieten Gerade in die'er Gemeinschaft mit den genann'en modernen Komv"nisten trat diele Einstellung ans das bloß P-'ggiammbafte starker hervor — G-ueral Mnf'kdireli'nr Carl S ch n r i ck l — der v-'n gro ßen Erfolgen in Amsterdgm znrückaekehrl war — zeig'« l-ck auck und besonders dielen Abend wieder — gewack'en de-- ü'-erous schwierigen Ausgabe diele-' selten interessanten Snieltg'g« Ab solute S'ckerbeit und geistig« U-berlc'genlwft geben leuien fes selnden Abenden das Georgs« einer Künstlerschast die es be greiflich erscheinen läßt, baß die Alber'halle fall völlig au'ver kauft war — in diese» Zeiten Die Einführung in d-e Musik des seweiligen Abends interessiert durch reiche Sackkum'nis und sicheres Urteil. Dafür besonderen Dank Das Orchester — mit seinen 7 Strelchbässen — nimmt schon seit geraumer Zeit einen der ersten Plätze lm hiesigen Musikleben ein. Dr. Hugo Löbmann.