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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140129012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914012901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914012901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-29
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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Morgen »Ausgabe ISS. Jahrgang k-r Letpxl, uoü Vvrvrl» üorch »«f«, LrLaer VTA» Avprrlf ». uo» Op«»tt«r« Lmal,a«Nch In» Hau» gebracht: »»»»tllch 1.«5 M., »ierteyahrUch 3.7L M. Set »er SelchäftssteU«, an fern -tltal«» nab Nl»»oad»N»U«a abgehvlt: mvoalUch IM., vlerteltShrUch 3 M. vnrch tl» p»ft: taoerhald deutschlau»» un» »er »rutschen Kolaute» «»»atUch t^o M., vlerteliahrllch 4-L» M., au»schU«tzUch pvstdesteUgel». da» leipzigerrogedlott erscheint Werktag« »mal, Sonn. u. Zrirrtag»1mal- 2» Leipzig, »en Nachbarort»» ua» »en Orten mit eigenen ZtUalea wir» »i« sldeu»au»gab« »och am stden» üe» Erscheinen» in» Hau» geliefert. 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St. Vas Wichtigste. * Die Hw eite Kammer erledigte am Mitt woch verschiedene Etatkapitel und Rcchcn- schaftssachcn und brachte hieraus die all gemeine Borberatung über das Pfarrbesol- dungsgcsetz zum Abschluß. (T. Bcr.) * Der Reichstag setzte am Mittwoch die zweite Lesung des Etats des Reich samts des Innern sort. (S. Ber.) * Die gesamte reichsländische Regierung hat wegen des Ausgangs der Zabcrner Sache ihre Entlassung eingereicht. (S. Letzte Dep.) * Im Zusammenhang mit der Erklärung deS Kardinal-Fürstbiichvss Kopp zur Ge werk s ch a f t s s r a ge hat Geheimer Justizrat Dr. Porsch sei» Amr als Hirrst bischöf licher Konsistorialrat nicdergelegt. (S. Leitart.) * Der Streik der Londoner Kohlen transportarbeiter ist nahezu beendet. (S. Ausl.). * Die französische Kam m e r hat eine Vorlage angenommen, tue die Regierung Ma rokkos ermächtigt, eine An leih c von 170 Millionen aufzunehmen. (S. Ausl.). Sein oster Nichtsein? Die Lebensfrage der christlichen Gewerkschaften. rst Durch den Brief des Fürstbischofs Kopp an den Grafen Oppersdorfs, den Heraus geber der Zeitschrift „Klarheil und Wahrheit", ist in der Zentrumspresse uud im Lager der christlichen Gewerkschaften aufs neue grope Auf regung entstanden, und das ist sehr oegreiflich. Während alle Welt der Meinung war, Fürst bischof Kopp wie alle anderen deutschen Bischöfe seien mit der milden Auslegung, durch die der Paderborner Bischof Schulte den Inhalt der am 21. September 1912 erlassenen päpst lichen Enzyklika über die christliche Ar beiterbewegung den Gewerkschaften mundgerecht zu machen suchte, einverstanden, erfährt man jetzt, daß der Fürstbischof sozusagen nur vor übergehend, einem augenblicklichen Friedcnsbe- dürfnis nachgebend, diese milde Auslegung, die im Namen der Fuldaer Bischofstonferenz dem Essener Gewerkschaftsrag mügeteilt worden war, billigte. Schon am 1. Dezember 1912, einen Monat später, hatte er in einem Briefe an den Paderborner Bischof seine Zustimmung zu- rüekgenommen, und jetzt tut er es öffentlich. Nicht allein der Gewerkschaftstag von Essen, der der guten Meinung war, die Auslegung durch den Paderborner Bischof beruhe auf der einmütigen Auffassung der deutschen Bischöfe, ist in einem Irrtum belassen worden, sondern auch die ganze öffentliche Meinung ist geraume Zeit in jener falschen Voraussetzung befangen gewesen. Wie erklärt sich aber das Schweigen des Fürstbischofs? Es ist nicht notwendig, ihn mit dem schweren Vorwurf der Hinterhältigkeit zu bedenken. Er hat eben, das geht ja aus keinem Schreiben an Oppersdorfs hervor, zu sehen wollen, ob die christlichen Gewerkschaften durch eine sanft zurechtwcisende Behandlung für den eigentlichen Sinn und Zweck der stren gen päpstlichen Auffassung zu gewinnen sein würden. Durch gutes Zureden sollten sie an die von Rom aus geübte Zügelung gewöhnt werden. Haben sie sich erst an eine Beschränkung der Freiheit gewöhnt, das Joch des strengen Konfessionalismus eine Weile getragen, so dachte man, wird der Widerstand unmerklich verschwin den. Das war eine Täuschung. Fürstbischof Kopp bestätigt es selbst: die Milde hat nicht gefruchtet. Es kam der Kölner Gewerkschafts prozeß, den die christlichen Gewerkschaften gegen zehn sozialdemokratische Redakteure wegen Beleidigung anstrengten, weil sie die Gewerk schaftsführer des „Doppelspiels" und der Käuf lichkeit beschuldigt und die Gewerkschaften wegen ihrer Unterwerfung unter die Gebote Roms ver höhnt hatten. Die in Köln von feiten der Ge werkschaftsführer erfolgte entschiedene Verwah rung gegen die Behauptung, sie hätten sich dem Willen des Papstes unterworfen, ist es zweifel los, die dem Fürstbischof Kopp aufs äußerste mißfiel, und so hat er jetzt das Gcivebe zarter Rücksichten zerrissen, und wieder stehen die christ lichen Gewerkschaften vor der Frage: Sein oder Nichtsein? Dabei geht jetzt der Spott der triumphierenden Sozialdemokratie wie ein Hagelwetter auf sie nieder. All das wäre nun für die außerhalb Stehen den nicht werter wichtig, wenn es sich nur um einen jener Streitfälle handelte, wie sie oft zwischen Jnteressenverbänden ausgefochten wer den. Auch das Auftreten des Bischofs Kopp brauchte uns nicht zu beschäftigen, denn es wäre schließlich seine persönliche Sache, wie er sich mit den christlichen Gewerkschaften abzu finden gedenkt, und noch weniger belangreich wäre der damit zusammenhängende Streit zwi schen der sogenannten „integralen" Richtung Donnerstag, üen 29. Januar. 1914. des schlesischen Grafen Oppersdorfs und dem Zentrum, wenn nicht zweierlei zu bedenken wäre: Das Erste ist die seinerzeit im Reichstage uud in der ganzen Presse grundsätzlich behandelte Frage, wie sich der Staat, in diesem Falle das Deutsche Reich, zu der Tatsache, daß cs der Papst mit seiner Enzyklika vom September 1912 unter nahm, in die gewerkschaftlichen Bestrebungen deutscher Arbeiter einzugreifen, zu stellen habe; das Zweite ist die Bedeutung dec christlichen Gewerkschaften au sich, deren Schicksal uns vom sozialen Standpunkt aus nicht gleichgültig sein kann, da sic nnt ihren 300 000 Mitgliedern (sic umschließen auch eine Reihe evangelischer Ar beitervereine) eine für die Arbeiterbestrcbungen wichtige Machtvertretung find und überdies die stärkste Gcgenorganisation zur Sozialdemokratie bilden, die, wie sich das bei dem letzten Berg- arbcitcrstreik im Ruhrgebiet gezeigt hat, ihren Willen im Kampfe mit dieser durchzusctzen ver steht. Die erste Frage, die Stellung des Staates zu dem Eingriff des Papstes, ist im Reichs tage offen gelassen worden. Von feiten der Regierung wurde bestritten, daß eine Gesetz widrigkeit — in Betracht kommt das Koalitions recht, ß 153 der Gewerbeordnung und 8 1 des Reichsvereinsgesctzes — vorliege. Nur eine diplomatische Vorstellung wegen der Be denklichkeit der Enzyklika sei möglich gewesen und auch versucht worden. Der Staatssekretär des Innern meinte, eine weitere Betreibung der Sache erübrige sich, da die christlichen Gewerk schaften selbst mit der Auslegung der päpst lichen Forderungen befriedigt und an ihrer Ent wicklung nicht behindert seien. So standen die Dinge am 10. Dezember 1912. Heute weiß man durch den Brief des Fürstbischofs, daß der Scheinfriede aufgegeben ist. Die christlict)en Ge werkschaften sind nach der Auffassung des Bi- sclzofs Kopp nicht im Einklang mit der Enzyklila und auch nicht im Einklang mit der versuchten milden Ausdeutung, und es ist ganz klar, daß er seinen ganzen Einfluß aufbieten wird, um die Forderungen des Papstes in jedem Punkte durchzusctzcn. Das heißt: die ge misch t-kon- Usionellen Vereine sind nur aus Zweckmäßig keitsgründen zu dulden; anzust reden ist viel mehr der Vorzug der konfessionellen Reinheit und Geschlossenheit; die geistliche Bewachung kann nicht Haltmachen vor den wirtschaftlichen Maßnahmen; denn die soziale Frage ist nach dem Hauptsatze des Papstes nicht wirtschaft licher Natur und kann nicht unter Hintansetzung der kirchlichen Obrigkeiten behandelt werden. Die christlichen Gewerkschaften haben sich gegen diese Forderungen aus Leibeskräften ge wehrt, aber eine, runde Absage an ihre geist lichen Freunde suchten sie zu vermeiden. Es machte einen eigentümlichen Eindruck, wenn ihre Führer stets ihre Unabhängigkeit versicherten und doch immer bereit waren, sich zur Belehrung über diewahrc Meinung des Papstes bei diesem oder jenem Bischof einzüfinden. Diese Bereit willigkeit erklärt sich aus der Entstehung der ganzen Bewegung. Sie ist eben konfessionellen Ursprungs. Vielleicht war eine Organisation katholischer Arbeiter überhaupt nicht anders mög- als durch Anruf ihrer Kirchlichkeit, wie ja auch das Zentrum als Partei undenkbar war ohne den Anruf des Glaubenseifcrs und über Nacht zerfallen würde, wenn es den konfessionellen Charakter abzulegen sich ernsthaft anschickte. Das kirchliche Gemeinschaftsgefühl war also die Vor aussetzung; aber das ist nun der lehrreiche Zug an der ganzen Sache: Kirchlichkeit und Glaubens eifer waren stark genug zur Gründung der Arbeiterorganisation; je lebendiger sie aber wurde, desto mehr Uebermacht gewann der berufliche und wirtschaftliche Zweck, wenn man so will, das materielle Inter esse. Dieses allmählich immer stärkere Ueber- wiegen des Wirtschaftlichen brachte die katholischen Arbeitergemeinschaften dahin, sich mit evangelischen Gemeinschaften zusammenzu schließen, was doch nur geschehen konnte unter Hintansetzung des strengkonfessionellcn Gedan kens. Grade daraus ist ja der große Zwie spalt mit der Kirche und ihren Oberen entstanden. Die Kirck-e will die christlichen Gewerkschaften auf dem Untergrund, auf dem sie entstanden sind, festhalten: sie fühlt sich als Mutter und möchte ihr Kind nicht von der Hand lassen. Die Gewerk schaften aber fühlen diese Fürsorge als eine Last, die sie am Vorwärtsschreiten hindert. Wie dieser Widerstreit auSgehcn wird? Die Gewerkschaftsführer haben schon früher bei den ersten schweren Auseinandersetzungen von einer Namensänderung gesprochen. Es wurde ange regt, die „Christlichen Gewerkschaften" künftig „nationale Gewerkschaften" zu nennen. Das sieht sehr einfach aus; in Wirklichkeit aber würde diese Maßregel eine Probe sein auf die Standfähigkeit der ganzen Sache und g eich zeitig wäre sie eine Herausforderung der kirch lichen Gewalt. Nicht zu vergessen: auch das Zentrum redet mit! Eine Loslösung von der Kirche wäre fast gleichbedeutend mit einem Zer reißen jener Bande, die dem Zentrum seither das Recht gaben, sich auf die unbedingte Ge folgschaft einer großen Arbeiterschaft zu be rufen. Wir sehen: es ist kein belangloses Stück kultureller, sozialer und parteipolitischer Ge schichte, das sich offen, zum Teil freilich auch bei verdeckter Bühne, abspiclt. * r ZürMsthof Kopp un- -ie Kurie. Der „Tägl. Rundschau" wird aus Rom gemeldet, die Kurie lei über den Brief des Kardinal-Fürst bischofs Kopp an den Grafen Oppersdorfs be stürzt. Die Haltung des Breslauer Lischols er scheine unverständlich, kenn Kopps Brief an einen Laien kompromittiere den Bischof Schulze von Paderborn. Die Kurie bedauere überhaupt, daß Kopp interne Gegensätze im deutschen Episkopat an dis Oesfentlichkeit zerre und absichtlich verschärfe. Denn die Kurie sehe voraus, daß die Mehrheit des deutschen Episkopats für den bloßgestellten Bischof eintreten werde. Außerdem befürchtet man. daß in der Kurie der Kardinal Kopp so auch einen Konflikt mit de: Regierung herauf beschwöre. Wie uns ferner aus Berlin gedrahtet wird, hat sich Geheimer Iustizrat Dr. Porsch veranlaßt ge sehen, sein Amt als f ü rst b i s chö f l i ch e r Konsistorialrat niederzulegcn. Vie Entwicklung unserer Schutzgebiete 1-1213. Die Denkschrift der Kolonialoerwal- tung über die deutschen Schutzgebiete Afrikas und der Lüdjee für das Jahr 1912/13 wird, wie wir hören, zu Beginn der nächsten Woche im Buchhandel er scheinen. Mit Zustimmung des Reichskolonialamts und durch das Entgegenkommen der Berleger, der König!. Hofbuchhandlung E. S. Mittler L Sohn, sind wir schon heute in der Lage, das Wesentliche aus der Einleitung dieser Denkschrift zu veröffentlichen. Der Landfriede wurde im Berichtsjahre (April 1912 bis April 1913) in keinem Schutzgebiet ernstlich gestört. Die Haltung der Eingeborenen war ruhig in Togo und Teutsch-Ostafrika sowie in Deutjch- Süswestafrika, wo die Schutztruppe wieder zu öffent lichen Arbeiten herangezogen werden konnte. In Kamerun wurden die von Frankreich erworbenen Ge biete an Len festgesetzten Terminen in die deutsche Verwaltung übernommen. Dabei kam es mehrfach zu Unvotmäßigkeiten einzelner Stämme, die aber bald unterdrückt wurden und sich nicht weiter aus dehnten. In Deutsch-Neuguinea wurLen in den nicht unter Verwaltung genommenen ltzebieten wie auch in früheren Fahren vielfach Gewalttätigkecken und Frie densstörungen verübt, denen gegenüber aber auch Fortschritte in der friedlichen Ausdehnung der Ver waltung hervorzuheben sind. Zn Somoa hat die zu nächst unentschieden gelassene und erst nach Ablauf des Berichtsjahres geregelte Frage der Nachfotgeschast für den verstorbenen Häuptling nicht zu der vielfach be fürchteten Beunruhigung der Bevölkerung geführt. In der allgemeinen Verwaltung kam es, abgesehen von der Ausdehnung in Kamerun, zu einzelnen Verschiebungen. Zn Kamerun wurden größere Teile der neuen Gebiete an bestehende Ver waltungsbezirke ungegliedert. Zm Zusammenhänge damit mußte die Polizeitruppe vielfach verstärkt werden. Die landeskundliche Erforschung wurde in Kamerun im Zusammenhänge mit dem Fortschrei ten des Eilenbahnbaues ins Innere und den Vor arbeiten hiersür, sowie auch durch eine Expedition des Gouverneurs in das entlegene Hinterland geför dert. Zn Deutsch-Neuguinea setzte die Kaijertn- Augusta-Flußerpedition ihr Forschungswerk mit gutem Erfolge fort. Die Bevölkerungspolitik der Kolonial verwaltung hat .zahlreiäze in kolonialpolitilcher wie kolonialwirtschaftlicher Beziehung wichtige Aufgaben zu lösen. Zhre Hauptaufgabe sieht sie in der Verbesse rung der gesundheitlichen Zustände, ins besondere der Eingeborenenbevölkerung, und in der Schaffung entsprechender sanitärer Einrichtungen und Verbreitung besserer hygienischer Grundsätze. Die große Verbreitung der Schlafkrankheit in Kamerun macht der Verwaltung noch schwere Sorgen; ihre er folgreiche Bekämpfung wird noch längere Zeit und große Energie erfordern. Die weiße Bevölkerung in sämtlichen Schutzgebieten ist von 23 342 auf 24 389, also rund um 1000 Menschen gestiegen. Der Zuwachs kommt hauptsächlich auf Deutsch-Ostafrika, dann auf Kamerun und Deutsch-Neuguinea. Die Abnahme in Deutsch-Südwestafrika hängt auch mit der Beendigung von Eisenbahnbauten zusammen. Bei dem Zuwachs von Deutsch-Neuguinea ist zu beachten, daß auch die Japaner zu den Weißen gerechnet werden. Die tat sächliche Bewegung der gesamten farbigen Be- völkerung, ihre Ab- oder Zunahme, läßt sich schwer bestimmen, solange nicht allgemeine exakte Zählnugen vorliegen. Zuwachs- oder Abnahme ziffern, wie sie auch für das Berichtsjahr vorliegen, sind also zurzeit auf neue Schätzungen und auf Fort schritte in den exakten Zählungen zurückzuführen. Ueber des Schul- und Missionswesen sind im statistischen Teil eingehendere Mitteilungen als früher zu finden. Die Regierungsschulen sind in einzelnen Schutzgebieten, wie in Kamerun, noch nicht ausreichend entwickelt. Die Missionen entfalteten überall eine sehr rege Tätigkeit auch auf dem Ge biete des Schulwesens, der Krankenpflege und der Hygiene. Die weltwirtschaftliche Lage war zwar für die Kolonialwirtschaft im allgemeinen günstig, hat sich aber doch gegen Ende des Berichtsjahres na mentlich durch den Niedergang der Kautschukpreise zu verschlechtern begonnen. Zn den Kolonien selbst waren die allgemeinen Grundlagen für die Entwick lung der Kolonialwirtschaft nicht überall günstig. Mehr und mehr zeigt sich, daß sein nach dem Ausbau wichtiger Eisendahnstrecken die weitere wirt schaftliche Entwicklung unserer Schutzgebiete in erster Linre von der Arbeiterfrage avhängt. Auf dem Gebiete seswelb- uno Kredit wesens ist hervorzuheoen: Zn Deul.ch-süüwejl- usrna wuroen oie Gtunolugen jur tue Gcr-chrung einer Oanowlrt^lyascsoant ge,cya^en, oie cm ^>ucc 19r3 ins Teoen trar. Tie rcccnow,rt,lyailsbanl Hut aucy Lce Auigaoe erhallen, üen kanüw-rstck-aitticyen Betriebs- uno Per,onarcreüit unter Verwenoung eines Teils cyres y>rnnocap:lars zu organii:eren. Die cm Schutzgebiete bereits vorhandenen Ansätze einer genojsenicyaftllchen Organisation zur die Befriedigung ürejes Kreüitbeoürfnijses qaben sich rm allgemeinen nicht ungünstig weuerentwickelt, wenn auch das wichtigste oieier Institute, ü.e wenojjenichairsounk in Winüyut, durch einen von ihr nicht verichuküeten Ab bruch ihrer Kreückoerblnüungen mit Deutschland in ihrer Tätigkeit ziemlich lahmgelegt war. Zn Deutsch- Osiafrika rraren Beilreoungcn aus, üen lanowirt,chaft- lichen Kredit in ähnlicher Weise wie in Derrtsch-Süd- westafrita zu organisieren, zu bestimmten Vorschlägen oücr Vorlagen üer Verwaltung kam es aber noch nicht. Die Förderung üer K a p i t a ! i n o e st i t i o n in üen Schutzgebieten und die möglichste Verhütung unsolider Gründungen von kolonialen Unternehmun gen, die erweislich zu Rückschlägen in üer Kapital investition führen, haoen die bejonüere Beachtung der Kolonialverwaltung gefunden. Hervorzuheben ist die Gründung der südwestafritanifchen Boden kredit-Gesellschaft mit 1 Million Mark Kapital unü der Pomona - Diamantgejellfchast mit 3 Millionen Mart Kapital. Die Förderung der wirtschaftlichen Beziehungen üer Schutzgebiete mit dem Mutterlande soll nun auch die bejonüere Aufgabe dieser Kommission bilden. Ueoer den Börsenver kehr in kolonialen Wertpapieren «st nur zu berichten, daß die Umsätze un Zusammenhänge mit üer infolge üer politischen Unsicherheit allgemein un günstigen Börjentonjunltur zurückgegangen sind. Eine der wichtigsten allgemeinen Grundlagen der Kolonialwirtjchaft, das V e r l e h r s w e t e n, ist in seinen verschiedenen Zweigen wieder erheblich ge- förüert worden. Der Eisenbahnbau und -betrieb hat in allen afrikanischen Schutzgebieten Fortschritte aus- zuwssten, namentlich m Deutsch-O st afrtka, o»o die Tanganjika L^enbuhn am Ende des Berichts jahres bis zum Kilometer 848 fertiggestellt war. Zm Norden des Schutzgebietes wurde die Neubaustrecke der Usambarabuhn Luiko—Moschi vollendet, auch wurden Vorarbeiten für die weitere Fortsetzung üer Bahn unternommen. Für eine Lüdbahn und eine Eisenbahn nach Ruanda wurden Erlunüungsarbciten gemacht. Die Betriebsergebn.ssc der Zentralbahn waren gut, bei der Ujambarabahn machte sich der Wegfall üer Baufrachlen bemerkbar. Zn Deutsch Südwestafrika wurde der Umbau der Strecke Karibib—Windhuk beendigt, ebenso der Bau der Nordsüdbahn; auf den ncuerbauten Bahnstrecken wurde der Betrieb, allerdings erst zum Teil, aufge nommen. Die Betriebsergebnisse der Otavibagn waren infolge der Vermehrung der Kupscnörderung gut. Zn Kamerun hat die Nordbahn eine günstige Verkehrsentwickelung ausznweuen, an der Mittelbahn wurde weircraebeut. Zn Togo wurde der Anschluß an Atakpame erreicht; für neue Trassen wurden Vor arbeiten gemacht. Die Betncl>sergebnisse der fer tigen Strecken waren günstig. Für den Seeschiff- fa h r t s v e r k e h r der Schutzgebiete waren de: Neu bau üer Landungsbrücke in Swakopmund, der aller dings erst zum Teil fertiggestellt wurde, der Hafen ausbau in Tanga, die Errichtung der neuen Lan dungsbrücke in Lome und die Hafcnbauarbeiten in Duala von Bedeutung. Für die neue Landungs- und Hafcnanlage in Lüdcritzbucht wurden Vorarbeiten ge macht. Für den See^chisfahrtsverlehr unserer Süd.ee- schutzgebiete war es w.cktig, daß die regelmäßige Damvfervcrbrndung Sydney—Tutuila—San Fran cisco wiederhergestellt wurde. Zm Post-, Telegraphen- und Kabel verkehr sind bemerkenswerte Fortschritte zu ver zeichnen. Abgesehen von der weiteren Ausgestaltung des Post- und Tclcgraphcnwesens in den einzelnen Schutzgebieten war die Legung des Kabels der Deutsch-Niederländischen Kabclgejcllschast von Mon- rivia nach Lome und Duala von großer Bedeutung. Kamerun und Togo sind nunmehr die ersten Schutz gebiete, die eine deutsche Kabclverbindung mit der Heimat besitzen. Zn Deutsch-Neuguinea ist eine funkentelegraphische Verbindung zwischen der Znsel Angaur und der Insel Zap hergestellt worden, die ja mehrfach an das Weltkabelnetz angejchlossen ist. Unter den einzelnen Zweigen der Kolonialwirt schaft steht die landwirtschaftliche Pro duktion obenan, namentlich, wenn man nicht bloß an die Ausfuhrproduktion denkt, bei der ja die Diamanten an erster Stelle stehen. Bei den Einge borenenkulturen ist außer ihrer großen Bedeutung für die Ausfuhr stets der eigene Verbrauch der Ein geborenen zu berücksichtigen. Die Plantagen wirt s cha f t hat sich, da die Wirkung der niedrigen Kautschukpreise sich im Berichtsjahre noch wenig gel tend machte, cm allgemeinen einer guten Kon junktur erfreut. Der südwestafrikanische Farm wirtschaft hat zwar den durch die neuen Eisen bahnen zu erwartenden Impuls noch nicht voll er fahren, sich aber immerhin günstig weiter entwickelt. Trotz geringen Regens und vielfach dürftiger Weide haben sich die Viehbestände der Farmen vermehrt, auch die Zahl der Farmen selbst hat zugenommen. Der wichtigste Teil der Farmwirtschaft, die Rind viehzucht, ist in vieler Beziehung noch im Versuchs stadium. Die Einrichtungen der Verwaltung zur Förderung der Landwirtschaft einschließlich der Vieh zucht, sind weiter ausgebaut worden und haben eine rege Tätigkeit entfaltet, so in Kamerun. Togo und besonders in Deutsch-Ostasrika. wo diese Anstalten aus acht erhöht worden sind. Auch in Deutsch-siid- westafrika ist mit der Tierseuchenbekämpsung fort gefahren worden, und in Deutsch-Neuguinea wurden für den Veterinärdienst d>e Grundlagen geschaffen. Die forstwirtschaftlichen Maßnahmen betrafen in der Hauptsache, so namentlich in Deutsch-
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