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SilLUNg cker Zlacktverorckneten. Leipzig, 29. Januar. Die gestrige Sitzung brachte zum Schluß eine klein« Ueberraschung, nämlich einen von sozialdemokratischer Seite eingebrachten dring lichen Antrag. Er betraf patriotische Feiern, die in der Heilstätte Adorf zu Kaisers Geburtstag usw. stattfinden und nach Ansicht der Antragsteller einen großen Teil der Kranken derart beunruhigen, daß der Heilungs prozeß dadurch gestört wird. Deshalb wurde gewünscht, daß solche Veranstaltungen künftig unterbleiben. Vom Begründer des Antrag-, Stadtv. Seger, wurde in der Art, wie zur Teilnahme an der Feier aufgefordert wird, ein Gewissenszwang erblickt. Auch gegen das Tisch gebet wandte sich der Redner; er stellte es in einen Vergleich mit dem Gesundbeten. Der Entgegnung des Bürgermeisters Dr. Weber war zu entnehmen, daß bisher nur eine Be schwerde, und zwar vor einigen Jahren, ein gegangen ist. Bon einem Zwange, der auf die Kranken hinsichtlich der Teilnahme ausgeübt werde, sei ihm nichts bekannt. Die Kranken ge nössen in der Anstalt die größtmöglichste Freiheit in der Bewegung und in der Unterhaltung. Daß die Schwestern ihren religiösen Gefühlen durch ein Tischgebet Ausdruck geben, finde er begreif lich, und daran könne doch niemand Anstoß nehmen. Der Antrag wurde schließlich mit großer Mehrheit abgelehnt. — Die Punkte der Tagesordnung boten nur wenig allgemeines Interesse. Bei der Vorlage wegen Fortführung der zweiten südlichen Vorflutschleuse machte der Vorsteher darauf aufmerksam, daß die von den Ausschüssen beantragte „grundsätzliche" Zustimmung eigentlich die Bewilligung von Mit teln ausschließe. Man strich darauf das Wort „grundsätzlich". Ueber die fünf Ortsbauord- nungcn, die zur Beratung standen, berichtete Stadtv. Dr. Tscharmann mit gewohnter Kenntnis aller einschlägigen Verhältnisse. G Den Vorsitz führt der Vorsteher Justizrat Dr. Roth«. Am Ratstische Oberbürgermeister Dr. Dittrich, Bürgermeister Roth, Bürgermeister Dr. Webe r, Staldträte Peters, Schmidt, Oehler, Scharenberg, Hofmann, Dr. Meyer, Dr. Barthol, Ryssel, Lampe und Dr. Acker mann. Eingegangen ist eine Eingabe des Deutsch nationalen Vereins, in der gerügt wird, daß in der VI. Bürgerschule den Kindern einer Klasse ein Aufsatz im Deutschen über die Weihnachtsausstellung im Warenhaus« Ury Eebr. aufgegeben worden sei. Eine solch« Arbeit sei als höchst ungeeignet zu be zeichnen. Sie veranlasse die Kinder zum Besuch des ^varenhauses, und sei eine Reklame für dasselbe. Die Eingabe wurde vom Stadtv. Klemm zur setnigen gemacht. Gin« weiter« Eingabe mit zahlreichen Unterschrif ten wendet sich gegen die Benennung der Straße 18. Oktober. Diese ausländischen Mustern nach- gqchmte Benennung sei nicht nur undeutsch, sondern auch unpraktisch für Geschäftsleute, di« auf Geschäfts briefen unter der Stadt häufig die Straße angeben. Borgest ^'^eichnung „Denkmals ¬ str a ß e". <svaoro. Dr. Bennewitz machte di« Ein gabe zur seinigen. Der Vorsteher teilt mit, daß in der nächsten Sitzung die Wahl zweier besoldeter Stadträte stattfinden werde, und zwar für die Stadträte Dr. Barthol und Trautman n, deren Amtszeit ablaufe. Bei den hierauf vorgenommenen Wahlen wurde (für den verstorbenen Stadtv. Beyers in den Betriebsausschuß, den Hochbauausschuß, den gemisch ten Skbulausscbuß und in den Ausschuß zur Beratung der Ortsbauordnung allenthalben gewählt der neu eingetretene Stadtv. Heyer. Ferner wurden gewählt in das Armendirek- torium aus der Bürgerschaft: Professor Dr. med. JSröme Lange, Chefarzt am Diakonissenhaus, Ferdinand-Rhode-Straße Nr. 18, sowie in den Aus - schuß fürösfentliche Gesundheitspflege aus dem Kreise der Stadtverordneten: Stadtv. Jahrmarkt, Kressin, Sander, Thieme, sowie aus der Bürgerschaft: Redakteur Max v. Lo- jewski, Blümnerstraße Nr. 2. Verlagsbuchhäudler Dr. Felix Meiner, Kickerlingsberg Nr. 4, und Geh. Hosrat Professor Dr. Wilhelm Stieda, Schillcrstraße Nr. 6. Eine größere Anzahl von Rechnungen, über die Stadtv. Generalmajor a. D. Gadegast berichtete, wurden richtiggcsprochen. Die Eingabe wegen Befestigung der Koch- st raße mit geräuschlosem Dflaster wurde insoweit dem Rate zur Kenntnisnahme über wiesen, als sie die Kochstraße zwischen Schenkendorf und Moltkestraße betrifft. Im übrigen ließ man die Eingabe auf sich beruhen. — Stadtv. Dr. Benne witz gab im Interesse der Anwohner der Kochstraße der Erwartung Ausdruck, daß die vom Stadtrat Dr. Barthol zugesagte Vorlage wegen Erneuerung des Pflasters nicht lange auf sich warten lassen werde. Die Eingabe des Gartenvereins Leipzig- West wegen Einführung der Wasserleitung in seine Gartenanlage wurde dem Rate zur Erwägung überwiesen. Die Beschleufung von Strecken der Trachen- bergstraße und der Straße V mit 72500 Kostenaufwand, der mit 28 000 als Beitrag vom Bauverein zur Beschaffung preiswerter Wohnungen eingezogen werden soll, wurde genehmigt. Zu der Vorlage wegen Fortführung der zweiten südlichen Vorflutschleus« von der Mllhlholzgasse in L.-Connewitz bis zur Schloß straße in L.-Dölitz. RegulierungvonStrecken der Mühlpletße und Abkommen mit der Eigentümerin des Flurstücks Nr. 156 in L.-Tonn«witz smlt insgesamt 3-13 400 Kostens wurde in Gemäß heit der zum Ausschußantrage vorliegenden Ab- änderungsänträge Dr. Struve und Dr. Junck folgender Beschluß gefaßt: Der Vorlage zuzu stimmen unter der Voraussetzung, soweit Los 8 in Frage kommt, daß die Regulierung der Mühl- Allgemeine Sammlung für die Hochwassergeschädigten. Das ständige Komitee für die vom Hochwasser betroffenen Hilfsbedürftigen bittet in deutschen Zeitungen, Sammlungen zugunsten der vom Hochwasser Betroffenen zu veranstalten und Beträge an das Komitee oder seine Zahlstellen abzusühren. Der Sitz des Komitees ist Berlin, Alsenstraße Nr. 10. Auch das Leipziger Tageblatt hat eine Zahlstelle in seiner Hauptgeschäftsstelle, Johannisgaffe Nr. 8, eingerichtet und bittet um Gaben. pleiße wasseramtlich genehmigt wird, ohne daß der Stadt Entschädigungsansprüche angesonnen wer den. — Von Stadtv. Beck wurde hierbei auf die Wichtigkeit der Regulierung der oberen Flußläufe hingewiesen. Dem ersten Nachtrag zum Ortsgesetz über die Be bauung von L.-Möckern nördlich der Höllischen Straße wurde zugestimmt mit der Abänderung, daß statt „Völkerschlachtstraße" gesagt wird „Trachenberg- straße und Straße VÜI". Zum Ortsgesetz über die Bebauung von L- Lindena u—O st wurde u. a. in 8 10 folgender Zu satz beschloßen: „Die senkrechten Dachaufbauten dürfen in der Regel nicht unmittelbar an der Nachbar grenze errichtet werden". Dem Ortsgesetz über die Bebauung der Flurstücke Nr. 140, 147 und 148 in L. - Möckern wurde mit einer geringfügigen Abänderung zugestimmt. Zum Ortsgesetz über die Verteilung von Bauabgaben auf das Gebiet des Bebauungs planes L.->^ o h l i s—S ü d wurde beschloßen: 1. den unter I O der Vorlage gemachten Zuschlag von 10 Prozent zu den Kosten der Straßen auf 5 Prozent zu ermäßigen und den unter I gemachten Zuschlag von 5 Prozent zu den Kosten der freien Plätze und Anlagen fallen zu laßen. 2. den Rat um Vorlegung eines dementsprechend umgearbeiteten Ent wurfes zu ersuchen. Der letzte Punkt der Tagesordnung betraf das gemeinschaftliche Ortsgesetz über die besonderen, die Ortsbauordnung für Oetzsch ergänzenden Vor schriften zu dem Bebauungsplans der Gemeinde Oetzsch mit Raschwitz über das im Osten von der Bahnlinie Leipzig—Hof gelegene Areal. Der Antrag r«r Ausschüsse: „Vor der Beschlußfassung über das Ortsgesetz den Rat zu ersuchen, mit der Gemeinde Oetzsch mit Raschwitz in Verhandlungen über die Grenzregulierung entlang der Koburger Straße und über die Reinigung, Beleuchtung und Bewachung dieser Straße einzutreten und deren Er gebnis dem Kollegium vorzulegen", wurde debattelos angenommen. Ein dringlicher Antrag. Dom Vorsteher wurde hierauf folgender von mehr als 15 Unterschriften versehener dringlicher Antrag mitgeteilt: .Das Kollegium wolle beschließen: Der Rat wird ersucht, dahin zu wirken, daß die in der Heilstätte Adorf jährlich mehrmals stattfin denden patriotisches Feiern, die geeignet sind, eine Beunruhigung mancher Kranken herbei zuführen und so den Heilungsprozeß zu stören, in Zukunft unterbleiben. Zur Begründung führte Stadtv. Seger aus, daß die Kranken schon seit langem gezwungen würden, zur Geburtstagsfeier des Kaisers patriotische Reden anzuhören, gegen die sie sich sträuben. Es bestehe ein Erlaß, wonach sie sich zu solchen Feiern zu melden haben. Die Anstalt sei zu Heilzwecken da, nicht aber deshalb, um einen Gewissenszwang auszuüben, der Aufregung Hervorrufe und schädlich auf die Kranken wirke. Man solle die Kranken in Ruhe lassen, und es sei wünschenswert, daß solchem Unfuge gesteuert werde. Redner wendete sich dann gegen die Sitte, vor dem Essen ein Tischgebet zu sprechen. Kegen alle solche Einrichtungen müsse er sich aussprechcn. Bürgermeister Dr. Weber bat, den Antrag nicht anzunehmen. Von den Vorgängen, wie sie der Vor redner schilderte, sei ihm nichts bekannt, aber das Vertrauen habe er zu allen Angestellten der Anstalt, daß sie keinen Kranken zur Beteiligung an irgend welchen Feiern zwingen. Man werde es sich aller dings nicht nehmen lassen, daß in einer städtischen Anstalt die Geburtstage des Kaisers und des Königs mit einer entsprechenden Feier begangen werden. Wie dadurch aber jemand beunruhigt werden könne, sei ihm unerklärlich. In einer Aufforderung zur Beteiligung liege doch noch kein Zwang. Die An sicht des Vorredners über ein Tischgebet dürfte auch nicht überall geteilt werden. Wie er sich erinnere, sei selbst die „Soziale Praxis" anderer Meinung. Wenn die Schwestern ein Tischgebet sprechen, so könne er darin kein Unrecht finden. Betonen möchte er schließlich noch, daß der Chefarzt Dr. Thieme bis her mit allen Kranken stets in bestem Einvernehmen ausaekommen sei. Stadtv. Jäh ne erhob dagegen Einspruch, daß eine Kaisergeburtstagsfeier einem Unfug gleich gestellt werde. Stadtv. Seger hielt die Einrichtung, daß sich diejenigen, die sich an den Feiern beteiligen wollen, in eine Liste einzuzeichnen haben, für unangebracht. Eine weitere Debatte sand nicht statt. Die Ab stimmung ergab die Ablehnung des An trages mit allen Stimmen gegen die der sozial demokratischen Stadtverordneten. Es folgte eine nichtöffentliche Sitzung. vermischtes. Heldentaten eines Offiziers der New Aorker Feuerwehr. Aus New Park wird uns geschrieben: Bei einem furchtbaren Brande, dem ein fünfstöckiges Haus an der Columbus Avenu« vollständig zum Opfer fiel, verrichtete kürzlich nach den Berichten amerikanischer Blätter die New Yorker Feuer wehr wahre Wunder an Heldentaten. Besonders rühmend wird überall das heroische Verhalten des KapttänsRickets von der Leiterkompanie Nr. 85 hervorgehoben, dar in der Tat die lauteste Bewunde rung und Anerkennung verdient. Aus allen Stock werken des Hauses brachen bereits die verheerenden Flammen hervor und hüllten das ganze Gebäude in dichte, undurchdringliche Rauchwolken. Man ließ die Leitern nach allen Stockwerken hinauf, um die in töd licher Gefahr schwebenden, vor Angst und Entsetzen fast bewußtlosen Bewohner, namentlich die Frauen und Kinder, in Sicherheit zu bringen. Tausende von Men schen hatten sich bald angesammelt und wurden nun Zeugen eines aufregenden Schauspiels. Im vierten Stockwerk befand sich der Polizist John Harde man, der das Feuer entdeckt hatte^ in einer Feuer falle. Der Weg nach den Treppen war ihm durch den Rauch und durch die Flammen voll kommen abgeschnitten, und so schien sein Schicksal be siegelt. Bon unten sahen die Tausende von Menschen, wie der Polizist sich im brennenden Zimmer bewegte. Die Feuerwehrleute schoben eine Leiter hinauf, und Kapitän Nickels stellte sich auf die oberste Stufe dieser Leiter. Don dort konnte er gerade bis zum Sims des Fensters im vierten Stockwerk langen, und er rief Hardeman zu, sich über seinen Körper hinabzulassen. Da aber die Entfernung bis zum Fensterbrett immer noch zu groß war, ließ sich der tapfere Offizier von zwei seiner kräftigsten Leute an den Beinen hochheben. Während unten die ungeheure Menge mit atemloser, furchtbarer Spannung des Kommenden harrte, stieg der Polizist vorsichtig erst auf Rickets Schultern und ließ sich dann über die Körper der beiden etwas tiefer stehenden Feuerwehrleute auf die Leiter hinab. Wäbrenv der ganzen Zeit hielt Kapi tän Rickets seine beiden Hände gegen die glühendheißen Mauern, so daß ihm die Haut in Fetzen herunterhing. Dies hinderte den i heldenmütigen Offizier jedoch nicht nach der gelange § nen Rettung seine Pflicht weiter zu tun und errettete auch noch zahlreiche andere Bewohner des Hauses. Uebrigens zeichneten sich auch viele von den anderen Feuerwehrmannschaften durch mutiges, unerschrockenes Verhalten aus. So drang der Feuerwehrmann James Milford trotz des erstickenden Rauches und der schon in Brand stehenden Treppe diese bis zum zweiten Stockwerk hinauf und brachte eine Frau nebst ihrem kleinen Kind auf seinen Armen in Sicherheit. Auch zwei Priester, die unter der zuschauenden Menge sich befanden, nahmen an dem Rettungswerk unerschrockenen Anteil. Während des ganzen Bran des sah man die beiden Priester unter den Feuerwehr leuten auf den Leitern, unerschrocken legten sie all mithelfend die Hand an. Die amerikanischen Blätter sind des Rühmens voll über Liese wvcko»«» H Feuerwehrleute und verlangen deren Auszeichnung in I irgendeiner Form. Kapitän Rickets wie seine Mann schaften lehnen jedoch bescheiden, aber bestimmt jede Auszeichnung ab, da sie nichts als ihre Pflicht getan hätten. Das Horoskop des Frauenstimmrechtes. Zu den Glücklichen, die viel Zeit haben, gehört offenbar der „Professor" Wm. I. Maccabe«, der nach der uralten, dem Deutschen wohl hauptsächlich aus dem Eingang« von „Wallensteins Tod" bekannten Methode der Astrologie der Fraucnstimmrechtssache ihr Horoskop gestellt hat. Auf die astrologischen Einzelheiten die ses gelehrten Horoskops einzugehen, ist freilich un möglich; aber Las Ergebnis, zu dem dieser moderne Astrologe kommt, darf doch auch der zurückgebliebenen europäischen Welt nicht vorenthalten werden! Nur ein kleines Weilchen noch hat sich also die stimmrechts begierige Frauenwelt zu dulden, und dann wird sie in der ganzen weiten Welt, so versichert der Professor, ihre zarte Hand in der Wahlurne haben. Aber nicht genug damit. Im selben Glückssahre wird die Frau auch allgemein in die Staatsämter einrücken. Der amerikanische Astrologe hat nun die Sterne darüber befragt, für welche Aemter sich bis zu diesem Zeit punkte die Frau als ganz besonders geeignet erwiesen haben werde. Die Stcrnenwelt hat ihm denn auch bereitwilligst Antwort gegeben und ihm offenbart, daß die Frau überall, soweit Menschen wohnen, der geborene Verwalter des Staatsschatzes und der Staatsfinanzen sei. Das ist freilich eine große Heber- raschung, und man muß, um sie zu glauben, mit Wal lenstein stark in dem Glauben sein: „Die Sterne lügen nicht!" Freilich fährt er gleich mit den omi nösen Worten fort: „Das aber ist geschehen wider Sternenlanf und Schicksal . . * Wie Rousseau starb. Don Zeit zu Zeit wird die alte Streitfrage, woran Rousseau gestorben sei, wieder ausgegraben, und bald heißt es, er sei eines natürlichen Todes gestorben, bald soll er sich ver giftet haben, und bald beweist ein anderer Gelehrter aufs bestimmteste, daß er sich erschossen hat. Grimm ist wohl der erste, der von Rousseaus Selbstmord spricht; Frau von Staöl ist der Ansicht, Rousseau habe sich vergiftet. Corancez, ein Freund Rousseaus, gibt im Jahr« 1798 an, der Philosoph habe sich er schossen, eine ganze Reihe anderer Forscher berichtet diesen Selbstmord, und im Jahre 1866 kam Dr. Dubois, ständiger Sekretär der Akademie der Me dizin, zu dem Ergebnis, Rousseau habe Gift genom men und sich dann erschossen. Durch die Ausgrabung der Gebeine Rousseaus im Jahre 1897 ist das Mär chen vom Erschießen widerlegt worden, aber die Mög lichkeit der Vergiftung blieb noch offen, außerdem waren die neueren Aerzte über die Todeskrankhe'.t Rousseaus noch nicht einig. Jetzt sucht A. Lacassaane in den „Archives d'anthropolögie criminelles" sie Streitfrage endgültig zu entscheiden, indem er das Glaubwürdige aus allen Gerüchten über Rousseaus Tvd herausschält. Am 1. Juli 1778, einem sehr heißen Tage, hatte er einen Spaziergang mit dem 12jährigen Sohne seines Wirtes, des Marquis von Girardin, gemacht, und dabei wurde er von heftiger Kolik befallen, die er auf den Genuß von Erdbeeren schob. Die Nacht verbrachte er schlecht. Am nächsten Tage machte er wieder einen Spaziergang und früh stückte ganz vergnügt, plötzlich jedoch fühlte er sich unwohl und klagte über Frost. Seine Beschwerden nahmen rasch zu, er empfand einen heftigen „Schok" im Kopf und erlitt einen neuen Kolikanfall. Man verabreichte ihm ein Mineralwasser und gab ihm ein Klistier. Unmittelbar darauf gab seine Frau ihm eine Tasse Fleischbrühe, Rousseau trank einen Schluck und sagte, sein Herz vertrüge auch gar nichts mehr, und als seine Frau ihm die Tasse wieder abnehmen wollt«, fiel er um. Therese Levasseur hielt das für eine Ohnmacht und suchte ihn aufzurichtcn, und als ihr das nicht gelang, brach sie ebenfalls ohnmächtig zusammen. Auf das Geräusch kam der Marquis von Girardin herbei; man versuchte es mit einem Ader laß und einem Blasenpflaster, aber Rousseau war und blieb tot. Aus allen Symptomen, die Lacassagne nachweisen konnte, auch aus den Ergebnissen der Leichenöffnung, stellt der Gelehrte nun eine nach träglichc Diagnose. Er meint, das klinische Bild der interticllcn Nephritis (Nierenentzündung) sei unver kennbar. Rousseau ist an einem Anfall von Urämie (Harnvergiftung) gestorben. Das Endergebnis ist. daß Lacassag« das Märchen vom Selbstmord, einerlei ob durch Gift oder durch die Kugel, endgültig als abgetan betrachtet. London aus Rädern. Um einen Ueberblick über die gewaltige Verlehrssteigerung Londons zu er halten, und um die immer weitergreifenden Schwie rigkeiten in seiner Bewältigung kennen zu lernen^ hat die Stadtverwaltung von London eingehende stati stische Untersuchungen über dieses Gebiet angestellt und sie soeben in einem besonderen Berichte oer- öfsentlicht. In der Tat sind darin staunenerrogende Daten enthalten. Im Jahre 1912 haben nicht weniger als rund 1 Milliarde 800 Millionen Personen Ge brauch von Fahrzeugen gemacht, und zwar 436 Mil lionen von der Stadt- und Untergrundbahn, 800 Mil lionen von der Elektrischen und 564 Millionen von Omnibus und Automobil. Dabei sind in diesen Zif fern die Droschken nicht einbegriffen. Der Bericht führt an, daß leider die Verkehrsunfälle sich von Javr zu Jahr steigern; sie haben sich in den letzten acht Jahren verdoppelt. Das Jahr 1912 hatte allein 60 000 aufzuweisen, von denen eine große Aiuahl tödlich auslief, im ganzen ungefähr 3 Prozent. Man sieht also, daß die so oft erzählte Mär von der Ver kehrssicherheit in London Wittlich ein Märchen ist. Die Londoner Behörden zerbrechen sich die Köpfe, wie sie den Verkehr an einzelnen wichtigen Plätzen und Knotenpunkten bewältigen können. All« bis jetzt pro- bietten Mittel haben nichts getaugt. 4. Lvochennachweis der Bevölkerilttosvorssänsse in der Stadt Leipzig Leipzig, den 28 Januar 1914. Statistisches Amt per Stadt Leipzig. «evölkerung-vorgünge - o - - Gesa» Lei« v Einwohnerzahl nach dein Ergebnis dri BolkSzählung vom I. Dezember 1910: 192178 397672 589 850 Auf den 1. Juli 1911 berechnet .... 191842 431203 625 845 geborene in oer 4r-och-. vom 11. Ia- » nuar 1914 o>«. nur 17. Saunar 191«. Zcoeno: rvorene, rnannaa,«. <7 93 149 » werbllche . 93 127 . ' - «chamurv, .... Darunter Helm asoorrne .... 81 13 188 13« 267 199 - unehrlich « ... 38 «1 88 Totgeboren«, inanintch« . . 2 4 » n>e»viia>e . . 2 4 8 » zusammen 8 10 Darunter ehelich geboren« .... 2 6 8 » unehelich . ... 2 Gestorbene «ausschl. Totgeborene» »n ber Woi.t vom 18. Januar 1914 bl« mit 24. Januar 1911 wrsioroeru überhaupt, männliche . 31 51 82 » - werbliche. . . 32 53 8b » - zusammen . . 83 1tI4 167 Darunter unter 1 Jahr alle xin^rr 4 32 38 - ehelich geborene .... 3 24 27 » unebellch . ... 1 8 9 Lodesursachen. (Zahl der Fälle): 1. ttindbettslever — — — Scharlach — o. Masern und Roicln 2 2 4. Ltphtyerlc und nrupp . . I — 1 Keuchhusten i . Typhus — — — i. Luberlulose 7 12 19 r. nranlqellcn o«r AtmungSorgane . 6 18 24 Tarumer Influenza — 1 1 Magen-an: Larmlr.larrh.cinschliek!» ach ^>r«.hdnrchia!l. . . . 1 12 13 Darunter Kinder unter 1 Zahr. 19 10 tü. h ewrllsamer ^oo u. Selbstmord 2 — 2 b. Mord und Totschlag, sowie Hinrniiuna — 1 1 c. Verungluciuna oder ander, gewaltsame Einiotrlun 1 1 2 Alle ubrlnen Todesursachen . . . 45 58 1V3 y Alt»Leipzig ist dar Stadtgebiet ohne di« Vororte, die nach dem 31. D<z<mb«r 188^ einocrleibt worden sind. y Neu-Ueipzig ist das Gebiet der leit dem I. Januar 1889 ein- oerleibten Vororte, «inlchliestlich Dölitz, Dosen, Möckern, Probst, heida, Stötteritz und Stünz, di« am 1. Januar 1910 «inoerletbt worden sind. Lu cklv Verbrauchs!- von Maszt's Suppoo Die Zubereitung von ist gewiß sehr einfach (ein Kind kann's machen!); es muß aber bei jedem Würfel die für die einzelnen Sorten verschiedene Kochanweifung genau beachtet werden. Dann werden Ihnen Maggis Suppen vortrefflich schmecken.