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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140117016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914011701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914011701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-17
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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föne» vom Zivil. io werd«» sie, sobald al» möglich o» di« Polizeibehörde abge- liefert." Diese hat sie dann gemäss S 128 der StrPO. dem Amtsrichter vorzufiihren. Wäre da, geschehe!», so wären selbstredend schon von der Polizeibehörde alle Personen, di« nur auf di« militärische Aufforderung die Strohe nicht geräumt halten, und von den Per- sonen, di« Beleidigungen gegen Militärs ausgestohen hatten, diejenigen, deren Persönlichkeit von der Poli zeibehörde sestgeftellt werden konnte, noch an dem Abend in Freiheit gesetzt worden. Der Mißgriff, daß der Militärbefechlshaber die Personen bis zum an« deren Morgen im Keller der Kaserne fefchielt, war objektiv jedenfalls ein« schwere Ueber- schr«itung seiner gesetzlichen Befug, nisse. Daß diese gesetzwidrigen Uebergriffe nicht nur in der Bevölkerung von Zabern und Elsaß-Loth- ringen, sondern auch in warm patriotischen altdeut sche» Kreisen schwere Mißstimmung hervorriefen, war ebenso klar, wie daß der in diesem Augenblick zusam mentretende Reichstag sofort die Reichsregierung dar über interpellierte." Vie Serufungsverhan-luag im ersten Krupp-Prozeß. (Fortsetzung au, der gestrigen Lbendnummer.) Nach Verlauf von fast zwei Stunden wird die Oefsentlichkeit wiederhergestellt und alsdann mit der Vernehmung der Angeklagten begonnen. Oberintendantursetvetär Pfeiffer be st reitet d«n vollen Inhalt der Anklage. Er habe mit Brandt die Fsuorwerksschule besucht und sei infolge dessen seit längerer Zeit mit ihm befreundet. Brandt habe ihm zu Weihnachten 100 geschenkt. Er sei darüber stutzig geworden und hab« chm gesagt: Du verlangst doch rncht, daß ich dir etwas von amtlichen Geheimnissen verraten soll? Brandt habe das ent schieden in Abrede gestellt. Er habe niemals Brandt Mitteilungen gemacht, die er in sei ner Eigenschaft als Beamter des Kriogsmint- steriums erfahren habe, einmal, weil er der Annahme sein konnte, sie seien im Interesse der Landesvertei digung geheim zu halten, anderseits sei es überhaupt verboten, daß Beamte des Kriegsministeriums über amtliche Dinge etwas Mitteilen. Er könne sich nicht enträtseln, wie Brandl dazu gekommen sei, zu be haupten, seine Quelle über Vorgänge im Kriegs ministerium sei er. Auch Auszüge aus dem Etat des Kriegsministeriums habe er Brandt nicht geliefert. All« diese Mitteilungen aus dem Kriegs ministerium müsse Brandt sehr wohl von anderer Leite erfahren haben. Auf Befragen des Berhand- lungsführer», wie Brandt denn mit aller Bestrmmt- heil behaupten könne, er habe dies« Mitteilungen all« von ihm (Pfeiffer) «rhalden, bemerkt der Angeklagte, er vermute, da er Brandt häufig besucht habe und Brandts Wohnung polizeilich beobachtet wurde, Brandt habe sich gesagt, er wolle seinen richti gen Gewährsmann schonen und ihn (Pfeif fer), da er doch einmal von der Polizei beobachtet und kompromittiert sei, als seinen Gewährsmann an- geben. Der Angeklagte Zeugleutnant Hoge bestreitet ebenfalls, sich irgendwie schuldig gemacht zu haben. Er habe lediglich dem Brandt Mitteilungen gemacht, wenn er ihn gefragt habe, ob das, was er erfahren hab«, richtig sei. Gr habe also im wesentlichen nur das bestätigt, was Brandt bereits wußte. Er habe keinen Anstand genommen, dies zu tun, da er dem Brandt bezüglich seiner guten Stel lung, di« er erhoffte, förderlich sein wollte. Brandt habe ihm gesagt, er werde wohl in der nächsten Zeit der Berliner Vertreter der Firma Krupp werden. Er habe nicht da, Bewußtsein gehabt, irgendein Ge heimnis zu verraten oder gar Landesverrat zu be- gehen. Tr habe sich auch von Brandt niemals traktieren lassen. Er habe lediglich, da er einen Unglücksfall in seiner Familie hatte, sich ein Dar te henvon 1000 ul von Brandt erbeten und hab« ihm dieses voll mit ts/, Prozent Zinsen zurückgezahlt. Mr haben keinen An st and genommen, Brandt auf seine Fragen Mitteilungen zu machen, da einmal bekannt war, daß es gegenüber der Firma Krupp kein Staatsgeheimnis gebe. Er habe jedenfall, nicht das Bewußtsein ge habt, etwas Strafbares zu tun. Er habe sich aller dings manchmal die Zeche bezahlen lassen, weil er befürchtete, daß Brandt als der ehemalige ältere Kollege es ihm verübeln würde, wenn er dies ab lehne. Der Verhandlungsführer stellt fest, daß der Angeklagte Schmidt von Brandt ein« Eeldzuwendung in Höhe von etwa 80 und zu Weihnachten von etwa 20 -K erhalten hat. Die Verhandlung wird darauf auf Sonnabend vormittag 10 Uhr vertagt. k*oliMetie Ueberlietil Zur Kirchenausttittsberoegung. Jüngst fand auch inLeipzig eine Propaganda- Versammlung des Komitees „Konfessionslos'^ statt. Den Rednern wurde In wirkungsvoller Weise von liberalen Theologen entgegengetreten. Die Lehren der Leipziger Versammlung für die Geistlichkeit faßt Pfarrer Liz. Gottfried Naumann-Gohlis in folgenden im „Neuen Sächs. Kirchenblatt" ver öffentlichten Sätzen zusammen: 1. Es ist gut, daß von unserer lder Geistlichen) Seite geredet wird. 2. Obwohl da« Komitee bürgerlichen Charakter trägt, muß in diesen Versammlungen zu den A rLeitern geredet werden; ste stellen die wett überwiegende Majorität. Mit jedem Wort ist an die eigentümliche Gedankenwelt de» modernen Arbeiters zu denken; wer da, übersteht, haut un bedingt daneben und verdirbt sich alles. 3. Es handelt sich bei dirsen Versammlungen nicht mehr um die Kirche, erst recht nicht um die „Siaatskirche". sondern umdieReliaion selb st. Es ist daher Pflicht der Theologen, die trennenden theologischen und kirchenpoltttschen Unterschiede gegenüber der Hauptsache, die uns eint, hintanzustellen. Was hier bekämpft wird, verbindet uns alle, und muß uns vor dem gemeinsame» Gegner zusammen schließen. Wenn wir „unter uns" sind, können wir uns gegenseitig da» Gewissen schärfend lagen, was hüben wi« drüben, oben wie unten versäumt wor den ist. 4. Man rüst« sich auf die Diskussion auch vor mehreren Tausenden! — Erfahrungsgemäß macht sogenannte, „Bekenntni»- Adteaen" gar keinen Eindruck' Hohngelächtrr ist die Antwort. Man muß wissen, wie die moderne Ardetterseele beschallen ist. wa« vorausgesetzt werden kann und welche Saiten noch anklingeni Mr waren von Herzen froh, daß wir nicht rum erstenmal vor einer derartigen Zuhörerschaft unsere Sache zu ver antworten hatten. — Bor allem der theologischen 3.»»Ae»dmuß«»g«sagt»»«deu: wappnet «nchk—" besuch öes Herzogs von Sraunschwelg in Serttn. Anläßlich der Investitur des hohen Ordens vom Sclstvarzen Adler ist am Freitag vormittag der Herzog von Braunschweig zu sei nem offiziellen Besuche nach der Thron besteigung in Berlin eingetroffen. Am Pots damer Bahnhofe waren der Kaiser in der Uniform der Leibgardehusaren, der Kron prinz, die königl. Prinzen, der Kommandeur des Regiments der Zietenhusaren u. a. er schienen. Eine Ehrenkompagrne des Augusta- regiments erwies am Bahnhofe die militärischen Ehren. Nach herzlicher Begrüßung schritten der Kaiser und der Herzog die Front der Ehren kompagnie ab. Der Kaiser geleitete sodann den Herzog im Automobil nach dem Schlosse. Auf dem Wege wurden der Kaiser und der .Her zog vom Publikum herzlich begrüßt. Der Her zog nahm in den Mecklenburgischen Zimmern Wohnung, wo er von der Kaiserin empfan gen wurde. Auszeichnung«, für da» Gefolge des Herzogs. Der Kaiser hat dem Gefolge des Herzogs von Braunschweig Ordensapszeicynun- gen verliehen und Geschenke überreicht. Der herzogliche Staatsminister Wolff erhielt den Kronenorden 1. Klasse, Hofmarschall von Klencke den Stern zum Kgl. Kronenorden 2. Klasse. Dem braunschweigischen Bevollmäch tigten zum Bundesrat, Wirkt. Geh. Legations rat Boden, überreichte der Kaiser sein Bild mit eigenhändiger Unterschrift. Heer und Potte. * Ueber Frankreich, neue Luftwacht an de» Vogesen, wird uns aus Luftschisfahltskreijen ge schrieben: Die französischen Fliegertruppen haben in jün«gster Zeit eine bedeutend« Ausgestaltung ihrer Organisation und ihrer Dienstgrade erfahren. Frank reich oerfügt danach über drei Kategorien oder Dienst grade von Militärfliegern: 1. MiUtärpiloten, 2. Be obachter, 3. mobilisierte Zioilpiloden. Für die erste Klasse stehen gleichmäßig Offiziere und Unteroffiziere zur Verfügung. Da bisher für die Führung der mi litärischen Flugzeuge fast ausschließlich Offiziere in Frage kamen, will Frankreich nunmehr auch be sonderen Wert darauf legen, ein tüchtig oorgebildetes Uirteroffizierpersonal für den Ärftdienst heran ziehen. Es soll zu diesem Zweck «in« Fliegerschule für Unteroffiziere errichtet werden, in der diese neben ihrer Ausbildung zum Piloten Unterricht über die Formation von Truppen, über die verschiedenen Uni formen, Gewohnheiten der fremden Heere und die Kampsart der drei Waffen erhalten sollen. Als Be obachter dienen fast durchgohendst Generalftabs- offizier«, die besonders als Beobachtungsoffiziere aus gebildet sind. Auch für diese Klasse der Flieger truppe sieht da» französische Kriegsministerimn die Errichtung von Sonberkurjen vor, deren Unterrichts gegenstände aber zum Teil auf wesentlich anderen Gebieten liegen. Man will diese Offiziere zu Be obachtern in jsdem Zweig der Luftschiffahrt heran ziehen, zur Beobachtung im Freiballon, im Luftschiff und in der Flugmaschvne, auch werden ste mit der Naoigationskunde genau vertraut gemacht. Außer diesen reinen Militärpersonen oerfügt Frankreich noch über eine große Zahl von Zivilflivgern, die im Ernst fall« naturgemäß alle in der Fliegertruppe verwendet werden. Dlese Ztorlpiloten sollen nunmehr auch schon in Fricdenszetten militärisch ausgebildet werden. Bisher mußten solch« Piloten jährlich nur kurze Hebungen bei den Fliegertruppen ableisten. * Di« großen englische, -erbftmanöver 1914 sollen vor allem den Territorialtruppen Gelegen heit geben, sich in der Abwehr von Lan- dungsoersuchen zu üben, zu welchem Zweck sie aktiven Truppen zugeteilt werden. Die Terri torialtruppen sollen in diesem Jahre auch während ihrer Ausbildungszeit Lager an der Seeküste be ziehen, um sich auf diese Aufgaben besonders vor zubereiten. Die eigentlichen Manöver sollen zwischen dem 15. und 17. September stattfinden, und zwar am rechten Ufer des Severn, in der Umgebung von Hereford. Das Manövergelände wird voraussichtlich den Abschnitt Tloucestershire-Worcestershire—Here ford—Monmouth umfassen. Don Interesse ist auch der Bericht der Manöverkommission für 1913, worüber jetzt ein „Weißbuch" erschienen ist. Zn der letzten Sitzung der Kommission, die kürzlich stattfand, betonte der Kriegsminister in einer Rede, daß als ein erfreuliches Zeichen bei den Hebungen der Armee im vorigen Jahre die mehr und mehr in Erscheinung tretende Zuneigung -wischen Truppen und Zivil bevölkerung zu betrachten sei. Die Personen, die für bei den Manövern verursachten Schaden Vergütungen zu beanspruchen hätten, setzt« diese nur sehr gering an. Der Bericht der Kommission hebt weiter hervor, daß die Truppen nach jeder Richtung hin einen aus gezeichneten Eindruck gemacht hätten, und die Zivil behörden haben sich über das musterhafte Betragen der Truppen und deren höfliches und zuvorkommen des Benehmen der Einwohnerschaft gegenüber sehr günstig geäußert. Auch wird über das Zusammen arbeiten der Polizei mit den Graftschaftsbeamten, um die Truppen nach Kräften zu unterstützen, die Befriedigung ausgesprochen. Während offiziell schein bar alles nach bestem Wunsch gegangen ist, wird der Verlauf der eigentlichen Manöver in militärischer Hinsicht wohl kaum voll genügt haben, wie in der Presse hervorgehoben wurde. Das Weißbuch äußert sich hierüber nicht, und die militärischen Autoritäten bewahren über den naturgemäß wichtigsten Punkt im allgemeinen Schweigen. * Ueber di« erste offiziell« Einführung der „F-Sttahlen" al« Krieaswaffe in der ameri kanischen Marine, wird uns au« Marinekreisen geschrieben: Die Versuche mit den geheimnisvollen „F-Ettahlen" haben nunmehr die amerikanische Ma rin« zum Ankauf eines Apparate« veranlaßt, von dem man sich für Heereszwecke unbegrenste Zer störungsmöglichkeiten verspricht. Auf welche Weile die „F-Strahlen" erzeugt werden, ist natürlich nicht bekannt, da der Erfinder, der Ingenieur WMiam Burr, darüber strengste« Schweigen bewahrt. Der Apparat, den die Bundesregierung genauester Prü- fung unterzogen hat, und der nunmehr zum Anlauf bestimmt ist, ist leicht von einem Manne zu tragen. Mit Hilfe de« Apparate, wird man imstande sein, einen Strom unsichtbarer Ltchtwelle« zu erzeugen, die geeignet find, auf größte Entfernungen hin zu zünden. Noch den versuchen wirken die „F-Sttahlen" auf 5 Meilen Entfernung, und der Erfinder stellt «ine vollständige Umwälzung der Kriegsführung in Aussicht, eine Ansicht, der die Sachverständigen nach Prüfung de, Apparates beipflichten. Die „F-Strah len" sollen nach den Angaben de» Erfinder» imstande fett», d«, grüßt«, Dr«ad»o»,ht i» di« Luft fliegen z» lassen und bombentragend« Kriegsaeroplane zu zerstören. Eine Nation im Be sitze des Apparates würde einen zu Wasser oder in Luftschiffen herannahenden Feind in einem Tage zerstören können. Ein Schlachtschiff würde durch die Explosion seines eigenen Pulvermagazin» in Atome gerissen werden. Die unsichtbaren ultravioletten Strahlen des Apparats durchdringen jedes Metall, mit Ausnahme von Blei. Der Apparat zeigt sich in den Konstruktionseinzelheiten von höchster Einfach heit: er besteht aus einem Kasten mit zwei Räumen. Der eine enthält eine Bogenlampe, die als einzige Kraft dient, der ander« weist zwei Quarzlinsen und sieben farbige Geflechte auf, die alle Farben des Spektrums absorbieren, mit Ausnahme der ultra violetten Farbe, die eben die unheimliche Fern wirkung besitzen. Die Wirkung der Strahlen besteht darin, daß sie in den bestrahlten Gegenständen eine Veränderung der Moleküle Hervorrufen. Die da durch entstehende Reibung erzeugt Hitze, und diese genügt bereits, um, wenn Pulver oder Explosivstoffe bestrahlt werden, die Explosion herbeizuführen. Uebrigens hat sich auch die englische Admiralität sehr eingehend mit den rätselhaften »Z-Strahlen" beschäftigt und zu Sprengversuchen den Kreuzer „Terpsichore" zur Verfügung gestellt. Die Versuche sollen sehr befriedigend ausgefallen sein. Deutsche» Reich. * Der Kaiser empfing am Freitagmittag die Prä sidien beider Häuser des preutzischen Landtages, die darauf auch von derKais« rin empfangen wurden. * Der Statthalter der Reichslande Graf v. Wedel hatte vor seinem Empfang beim Kaiser eine längere Besprechung im Reichskanzler pa t a i s mit dem Reichskanzler über die Verhält nisse in Elsaß-Lothringen. * Die Besprechung der Interpellationen über Zabern wird, soviel bisjetzt feststeht, am Die ns- tag erfolgen. Von den Nationalliberalen werden voraussichtlich Dr. 2unck und van La Her sprechen, vom Zentrum Fehrenbach, vom Freisinn Liszt und Friedrich Naumann. * Prozeß v. Liebert gegen das „Berliner Tage- blatt". Der vor einigen Monaten vertagte Prozeß des Leiters des Reichsoerbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie, Reichstaasabgeordneten v. Liebert, gegen den Redakteur des „Berliner Tageblatts , Mar Schröder, wird am 9. Februar vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte fortgesetzt werden. Der Prozeß wurde seinerzeit vertagt, da der Angeklagte sich erbot, ein umfangreiches Beweis material zu erbringen. Es handelt sich in dem Prozeß um die Beurteilung von Kolonial gründungen, die Reichstagsabgeordneter o. Liebert empfohlen hate. " De» staatlichen Kalisalzbergwerken in Preußen war durch die im Rechnungsjahre 1912 zum ersten Male voll in Wirkung getretene Neueinschätzung durch die Verteilungsstclle die Möglichkeit zu einer Kraftentfaltung geboten, wie sie wohl schwer lich in absehbarer Zeit sich wiederholen wird. Ihr Reingewinn betrug 6,8 Millionen Mark; der schon im Vorjahre sehr günstige Abschluß (4,3 Millionen Marks wurde noch um 2H Millionen Mark über troffen. Aber schon im Berichtsjahre machten sich in der Vermehrung der Produktenvorräte in den Fabriken deutlich die unerwünschten Wirkungen be merkbar, die von dem starken Andrange neuer Werke ausgingen. Die durch die rege Tätigkeit des Kali syndikats erzielte Vermehrung des Eesamtabsatzes wurde in der Hauptsache von den neuen Werken in Anspruch genommen. Die Quotenrückgänge, die die Versorgung dieser neuen Werke zur Folge hatte, waren schon im Berichtsjahre für die Staatswerke beträchtlich und werden anscheinend im Jahre 1913 mindestens die gleiche Höhe erreichen. * In der badischen Zweiten Kammer erklärte Staatsminister Freiherr v. Dusch, er müsse hinter die Behauptung des sozialdemokratischen Redners Franck-Mannheim, daß alle großen Gesetze Früchte des Eroßblocks seien, ein Fragezeichen setzen. Die Regierung, erklärte der Staatsminister weiter, werde mit allen Parteien arbeiten und müsse es ablehnen, die Arbeit mit dem Großblock allein gegen das Zentrum zu machen. — Finanzminister Rein, boldt erklärte bezüglich der Verlängerung der Frist zur Abgabe der Vermögenserklärung zum Wehrbeitraa, daß als Endtermin der 31. Januar be stehen bleibe. Don neuen Militärvorlagen sei ihm nichts bekannt, es liege auch kein An laß dazu vor. * Die Zahl der Arbeitslosen in München ist, wie uns von besonderer Seite gedrahtet wird, auf rund 10 000 gestiegen. Von kommender Woche ab werden 50000 Unterstützung durch die Stadtkasse an die in München beheimateten Arbeitslosen ausgezahlt. * Die Deutsche Gesellschaft für Kausmanns- Erholungsheime hat ihr Ostseeheim nach Ahlbeck verlegt, wo ihr Gelegenheit geboten ist, etwa vierzig Betten mehr als in dem bisherigen Ostseeheim in Misdroy zur Verfügung ihrer Gäste zu stellen. Es ist dies infolge des sehr großen Andranges von Gästen aus allen Teilen Deutschlands notwendig geworden. Ausland. Rußland. * Setzerstreik. Aus Warschau, 16. Januar, wird uns gemeldet: Nach dem Beispiel der Krakauer Setzer haben die Setzer einiger Zeitungen die Arbeit eingestellt. Drei Zeitungen sind nicht er schienen. * Graf Witte. Wie aus Petersburg gemeldet wird, will man dort bestimmt wissen, daß in den hohen Regierungskieilen die Absicht besteht, dem Grafen Witte wieder einen Regierungs posten anzutragen. Türkei. * Eurer Pascha a« die Armee. Aus Kon stantinopel wird telegraphiert: Der Kriegs- mt »ister hat folgenden Aufruf an die Armee gerichtet: Da unsere Armee ihre Pflicht nicht gehörig erfüllen konnte, haben wir die blühendsten Teile unseres vielge liebten Vaterlandes verloren. Die otto- manische Nation hat schwere Schicksals, schlüge erlitten. Unser erhabener Kriegsherr und teuerer, ruhmvoller Herrscher, dessen Herz durch diese Lage aufs tiefste betrübt ist, hat mich beauftragt, um. Gott behüte, nicht noch so düstere Tage zu erleben, die Ehre des Kalifat« mit der traditionellen Tapferkeit de» Ottomanentum» zu verteidigen und die Armee hierfür vorzuberetten. Obwohl diese Aufgabe groß und schwer ist, hibe ich sie im Vertrauen auf Gottes Beistand, den Schutz des Propheten und die Gunst unseres mächtigen Herrschers angegriffen. Zwei Dinge fordere ich von der Armee: unbedingten Ge- horsam und unablässige Arbeit." Der Aufruf schließt: „Ich bi» übeyeagt. daß j«d«r Offizier arbeite» wirb, den Makel auszu löschen, de» die Unglückstage der jüngsten Zeit unserer Arme« zugefvgt Haien." * Die »e»e» A»l«ih«oerh»»dl»»ge». Rach einer Meldung des Wiener K. K. Tel.-Korr^Bur. aus Konstantinopel hetßt es, daß Dschavid Bei für den Fall, daß die Verhandlungen t» Part» wegen einer Anleihe von 700 000 000 Franken schei tern, nach Konstantinopel zurückkehren werde, um Verhandlungen mit einem amerikani schen Syndikat oinzuleiten. Das Syndikat wird vertreten durch den amerikanischen Botschafter Morgenthau, der selbst Bankier ist. Es soll der Türker ein« Anleihe von ungefähr 6000 Millionen Franken unter der Bedingung angeboten haben, daß ihm bedeutende Konzessionen in der asiatischen Türkei «währt werden, insbesondere eine Konzession für di« Ausbeutung aller Wälder und wahrscheinlich auch für da, unter dem Name» Chester-Projekt bekannt« Etsenbahnunternehmen. " Verstärkung der Flotte? Aus Konstantinopel, 16. Januar, meldet uns ein Telegramm: Im Theater „Stanrbul" wurde gestern vom Flottenverein unter dem Protektorat des Kriegsmtnisters eine Vor stellung veranstaltet. Der Präsident des Vereins hielt ein« Rede, in der er Durchblicken ließ, daß er dem nächst eine wichtige Mitteilung über die Ver stärkung der türkischen Flotte machen werde. Für den Augenblick könne er nähere An gaben nicht machen. Während der Vorstellung wurde eine beträchtlich« Summe für die Flotte ge sammelt. Rumänien. * Das neue Kabinett. Nach einer offiziösen Mit teilung aus Bukar «st setzt sich das Kabinett folgen-- denmahen zusammen: Ioan Brattan u, Vorsitz und Krieg; . Lostinescu, Finanzen; Porumbaru, Aeußeres; Mortruso, Inneres; Lonstantinescu, Ackerbau; Duca, Unterricht; Ra-devich, Handel; An- toneseu, Justiz; Anghele»cu, öffentliche Arbeiten. Das Kabinett wird am Sonnabend den Eid leisten. Koloniales. * Neues vom Angolabund. Der etwa vor Jahres frist im Norden von Deutsch-Südwestafrika gegründete Anaolabund teilt mit, daß er infolge der deutsch-eng lischen Verhandlungen sein politisches Programm aufgegeben habe. Seine Tätigkeit wird in Zukunft auf dle Aufklärung über die wirtschaftlichen Entw'L- lungsmöglichkeiten Angolas beschränken. Durch Bor träge in Deutschland, Verteilung von Prospekten und Errichtung eines Auswanderungsbureaus in Deutsch land soll eine fortschreitende Besiedelung der frucht baren und gesunden Hochländer Angolas in die Wege geleitet werden. Die portugiesische Regierung dürfte der Besiedelung des Landes mit deutschen vermögen den Bauern durchaus sympathisch gegenüberstehen, da dem Lande dadurch erhebliche Einnahmequellen er öffnet werden. Der Angolabund beabsichtigt ferner, das Auswärtige Amt um die Entsendung eines Han delssachverständigen zu ersuchen, ebenso die Errichtung eines eigenen Dezernates für alle Angola betreffen den Fragen. Das englische Unterseeboot ,4.7" gesunken. im Das Jahr 1914, das vor kaum drei Woche« feine Herrschaft erst angetreten hat, scheint das erfüllen zu wollen, was man seinem Vorgänger angesagt hatte: ein furchtbares Unglücksjahr zu werden. Noch sind die Wunden nicht geheilt, die die schwere Sturmflut den Bewohnern der Ostseeküste geschlagen hat, noch zittert die Erregung über die Dulkankatastrophe in Japan nach und schon meldet der Draht ein neues, nicht minder schreckliches Unglück: Am Freitag ist das englische Unterseeboot 7" bei Plymouth gesunken. Mit herzlichem Mitgefühl wird man auch in Deutsch land der zahlreichen Familien derjenigen gedenken,, die — den zuletzt eingelaufenen Nachrichten zufolge — sicherlich den Seemannstod im Ozean gefunden haben, und in warmer Teilnahme der englischen Marine, die diesen furchtbaren Schlag erleben mußte. Der Draht berichtet folgendermaßen: Devonport, 16. Januar. Das englisch« Unterseeboot 7" tst bei Plymouth ge sunken. Es besteht wenig Hoffnung, die Mannschaft zu retten. Plymouth, 16. Januar. Das Unterseeboot 7" befand sich mit anderen Unterseebooten in der Bai Teawsand», di« ungefähr 6 Meilen von Ply mouth entfernt ist. Nach einigen Manövern be merkte man, daß das Unterseeboot 7" fehlte. E s sollen 12 Mann und ein Leutnant an Bord gewesen sein. Von Plymouth wurde Hilfe erbeten. Rettungsboote sind sofort nach der Unglllcksstätte abgegangen. Ueber das Schicksal der Besatzung ist noch nichts bekannt. Plymouth, 16. Januar. 5,30 Uhr nachmittags. ' Einem Schiff der Unterseeflottille ist es um 5 Uhr nachmittags gelungen, mit der aus einem Offizier und 12 Mann bestehenden Besatzung des gesunke nen Unterseebootes 7" in Verbindung z» treten. Sie waren sämtlich am Lebe». Rettungsschiffe der Regierung befinden sich am Schauplatz. Es besteht die Hoffnung, das Unter seeboot zu heben. Plymouth, 16. Januar. Das gesunkea« Unterseeboot 7" liegt 17 Fade» »nter Master. Die Bemühungen, es zu hebe», find bis 7 Uhr abend» erfolglos gebliebe«. Infolge d«r lauge, Zeit, die da» Unterseeboot »nter Master liegt, be steht nur noch sehr geringe Hoffnung, di« Besatz»»- lebe»d zu berge«. Plymo»th, 16. Januar, vis 8 Uh« abe » d » waren die Bemühung«», da» Unterseeboot 7" zu berg«», ersol-los. Obwohl erklärt wird, daß die Besatzungen »o» Unterseeboote» diese» Typ» zwölf Stunde» »nter Master lebe» könne», hat «a« i» amtlich«« «reife» all« H ff«»»« «»fgegebe«. Da» englische Unterseeboot 7" gehörte «« vergrößerten Holland Typ. E» hatte eine Master- vervrärmung von 180 Tonnen über und 207 Tonnen unter Master. Seine Schnelligkeit betrug über Master 12 und unter Master 8 Seemeilen. Ausgerüstet war e» mit 2 Torpedorohren jür 45kalibrige Torpe do» ^4.. 7" hatte eine Länge von 302 und eine Breit« von 3,9 Meter. Die Besatzung b«ft»»d au» 1B Mann.
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