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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140223025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-23
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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-Iben- - Ausgabe «»aalUch,^«.. -'"»««»hrUch,.7» M. Sei »er «efthSsteNeU». unser« sttllat«, u«» M»«,»dest,U»a ad,»holt, monatlich 1M.. vterteljLhrUch , M. d»rch »le P»ft» Uenertzald deutschlaud» und »er »rutschen Kolonien »onatllch Id» vlertellührUch «d» M.. auoschllrAUch postdestrllgelS. v„ l»ipzl„erko,eblatt «scheint »er«»,» »mal. Sonn. «.Zeierta,,»mal. 2« Leip»«». »en Nachbarorten uu» »en Orten mit »iaenen Zllialen wir» IldraoausgadT noch am ^idenö -es Erscheinen» in» Hau» geliefert. 0ertt«er Nr-akttonr Ja -en Zetten 17. Zernsprech-slnjchlu»: Moabit Nr.4-7. -irntsblaL des Rates und des poU-eüuntes der Stadt Lerpzro «e-attloa un» »eschöftosteU«: )»don«t,,aff, Nr.», o Zernsprech Anschluß Nr. >»»»«. I»»« un» >«»«». ISS. Jahrgang Hn»»Ia»nprels»: L von au»»art» za Vf., Neklamen I.ra m., tllrlnr Nozelge» »iepetltzell« nur S» pf.d.wir»erbol.Nad., Inserat« von vrdiir»»n lm amtlichen Keil Sie Petit zeil« « Pf. ch»fchaft»anz«i,en mit platioorschrift im Preise »rhdht. Nabatt nach Laris. Sella^a! Sesamtausl. L M. üa» Lausen» au»schl. p»st,,dühr. Nnzataen-Mnnadmer 1»danni»,aife«, bei sämtlichen Zilialen »e. Leipzi,« Lageblatte« uno allen Nnaonc»a-<ep»»it>onen »e« In- un» -iueiaode«. S«sch<ift,st»U» für Verlln u. Sie pr. »ranürnburg: virektlon Wolter Zllegel. Serli« w. l0, Margarethensirog« «. Zernsprech-finschlugt Liiho« »»71. Nr. 98. Mont»,, arn 23. /ebrusr. 1914. Vas Wichtigste. * Der Prinz zn Wied reist am 26. F c - bruar nach Petersburg. (S. Ausl.^ * Zum Schutze der deutschen Ge sandtschaft in Veracruz werdcu ver schärfte militärische Mas;» a h m e n ge troffen. (S. Ausl.) * Bei 15zen st och au lvurdcn gegen tau send Me Kreisen de von Räubern über fallen und beraubt. (S. Nachr. v. Tage.) Vas kranke veer. Die Ucbcrstürzung, wvniir die französische Hammer im letzten Jahre das Miiitärgcsest er ledigte, rächt sich bitter. Zu der grossen Ver wirrung der Finanzen ist nun weit schlimmeres gekommen. Man hat die Kasernen überfüllen Müssen und es sind Krankheiten ausgebrochen, die viele Opfer forderten. D a ist cs wirklich erlaubt, einmal von einem Fluch des Militaris mus zu reden. Das böse Spiel, das die l<hauvi- uiften in der Kammer und im Lande trieben, indem sic das Schreckgespenst eines plötzlichen Angriffs der Deutschen znr Aufenerung der Geister verwerteten, bezahlten Tausende armer Soldaten mit dem Tode. Da ist teilt Wort zu hart. Frankreich ist ein schlecht regiertes Land. Wenn ntau nun denkt, das tälend des Heeres werde die Parteien nötigen, ihre Streitigkeiten für einen Augenblick beiseite zu lassen, um rasch zu einem vernünftigen Beschluss zu kommen, so irrt man. Jetzt lodert der Partcihass erst recht empor, und statt dem Heere zu bellen, ringelt die Freunde und Gegner des Mimste riumS um die Oberhand, lieber die lebten Aus einandersetzungen in der Kammer schreibt unser Pariser k- - M itarbeiter: „Fast wollte cs scheinen, als ob sich die Krantheit des Heeres aus das Ministerium Doumergue.Laillaux übertrage, Untcrstaatssekrctär des Krieges M ogi - not. der sich mit den Socken der Soldaten, mit der Kascrnenhyzicne und mit ter Intendanz zu befassen l>at. begnügte sich nicht damit, statistisch alle pessi mistischen Angaben über den schlechten Gestmdheits- zustand in der Armee zu bestätigen; er sang zugleich das Lob des für alle Epidemien verant wortlichen Gesetzes der dreijährigen Di c n st z e i t. Die Sozialisten, die interpellierten, Oie öeobachtung der totalen Sonnen finsternis -es Jahres 1914. Am 21. August d. 2. jindet eine totale Sonnen finsternis statt, die für die Wissenschaft von besonderer Wichtigkeit ist, weil ihre Totalitätszone, was eine graste Seltenheit ist, einen grasten Teil voll Europa und Vordcrasicn umfassen wird. Die Totalitätszane wird durchschnittlich 130 Kilometer breit sein; sie kommt am Vormittage des 21. August vom Nordatlan- lischen Ozeane her, trifft die norwegische Küste etwa unter dein 63. Grade n. B-, geht dann über Schwe den in der Richtung der Stadt Hernösand und ver läuft weiterhin quer durch Russland, wobei sie säst genau über Kiew und Fcodo, ia geht. Die Tota- titätszouc erreicht ferner Trapczunt und ver schwindet alsdann in Persien. Dan! dieser Vor bedingungen bietet sich der Wissenschaft diesmal be sonders günstige lhelegenheit zur Beobachtung der Finsternis, da stc sie in Gegenden studieren kann, die verhältnismäßig leicht zu erreichen sind und wo der wissenschastlichen Arbeit alle Bequemlichkeiten und Er leichterungen zur Verfügung stehen. Zn Rußland hat man denn auch bereits geradezu großartige Vorberei tungen für die Erforschung der Finsternis getroffen, und man hat dort u. a. die Berechnungen sämtlicher Zeiten, Positionswinkel usw. für alle Stationen der Finsterniszone fertig gemacht, um sie den nach Ruß land lammenden wissenschaftlichen Expeditionen zur Verfügung zu stellen. Die Finsternis erreicht die nor- wogische Küste etwa um 1 Uhr mitkcrgs, Trapczunt etwa um 4 Uhr nachmittags. Die meisten Expedi tione» zu ihrer Beobachtung haben mit Rücksicht auf die klimatischen Verhältnisse Südrußland als ihr Ziel gewählt. So ziemlich alle Kulturvölker bereiten Expeditionen zur Beobachtung der Finsternis vor, die teils von den Staaten ausgerüstet, teils von Privaten unternommen werden. An den Prioaterpcditionen aus Amerika werden sich auch deutsche Astronomen be teiligen. Was di« deutschen Expeditionen betrifft, so rüstet der Staat Hamburg eine Expedition aus, während der Preußische Staat eine Expedition unterstützt, die speziell photographischen Zwecken ge widmet ist. Diese Expedition sicht unter Leitung des Geheimrats Professor Dr^ Micthe von der Tech nischen Hochschule zu Charlotten bürg, und sie wird sich an das äußerst« Nordwestcnde der Totalitäts zone, soweit diese auf dem Festlandc verläuft, begeben. Der Grund für die Wahl dieses Punktes liegt darin, daß man hier die Finsternis am ersten erreichbaren Momente packen und so die Beobachtungen aus eine möglichst lange Zeit verteilen kann. Als Ort für die Expedition ist der kleine Ort San-dnaeßjöen auf der Insel Aisten gewählt worden. Die norwegische Re- nicht um den heutigen Regierungsleutcn Schwierig keiten zu machen, sondern um den hitzigen. Lbcreiligen Militarismus der Lrinndisten zu brandmarken, ge rieten in hellste Wut. Nicht nur sic. auch alle sozia listischen Radikalen, die 1-as Gesetz der drei Jahre bekämpft hatten, waren außer sich, daß ihr Ministe rium r-iese unerwartete Rechtsschwenkung versuchte. Auf dem Parteikongrcß in Pau, der von Eaillaux und Doumergue geleitet wurde, hatte die große Mehrheit die Rückkehr zur zweijährigen Dienstzeit zum Programm erhoben. Als dann in der Finanz debatte Barthou-Etienne-Dumont umgcworfc» wur den und Doumergnc-Caillaux ans Ruder kamen, ver sicherten diese, daß sic die dreijährige Dienstzeit ..loyal" durchführen würde». Da sowohl in der Kam mer als auch im Senat eine Mehrheit für die drei Jahre vorhanden gewesen war, hätte man sic wahr scheinlich sogleich gestürzt, wenn sic andcrs gesprochen hätten. Die neue Haltung Doumergucs wurde da mit begründet, daß die gesamte Landesverteidigung in die größte Verwirrung geraten würde, wenn man jetzt, nachdem kaum das neue Wehrgesetz in die Praxis umgcsctzt worden ist, mit abermaligen Ver änderungen käme. Maginat sagte: „Darum darf man nicht die Lage noch schwärzer darstellcn und einen besonders harten Winter s?> ausnlltzen wollen, um das Publi kum zu beunruhigen und aufzureizen gegen die Maßregeln, die das Parlament nach freiem Ermessen als unentbehrlich für die Landesverteidigung erachtete und die es nicht nach wenigen Monaten schon — ein so unglaubliches Schauspiel darf man nicht von ihm er warten — widerrufen kann. Wir machen eine Zeit schmerzlicher und grausamer Prüfun gen durch, das bestreite ich nicht; ankere in unserer Nähe leiden ebenso ( ?), verharren aber doch bei der Anstrengung, mit der sie begonnen hatten. Nach jeder großen Anstrengung gibt es eine Frist des müh- sam?n Ausprobiercns; sie wurde noch erschwert durch Umstände, die niemand norausschcn konnte." Die Sozialisten und sozialistischen Radikalen, die voraus gesagt hatten, daß man nicht innerhalb weniger Wochen die nötigen Kasernen sür einen dritten Iahr- gauq schaffen könne und daß es wegen llcberfüllung zu Epidemien kommen werde, protestierten. Sein bat wollte durchaus vom Ministerpräsidenten hören, ob er die Worte des Untcrstaatssekretärs billige. Aker Doumergue schwieg. Erst als Maginat zur Regiernngsl ant zurückkehrtc. schien er einen Ent schluß gefaßt zu haben: gleich dem Kriegsminister Nou lens beglückwünschte er den Redner und identi fizierte sich so mit dessen Erklärung. Am nächsten Montag wird die Verhandlung über das kranke Heer fortgesetzt werden; bis dahin wird sich Doumergue be mühen müssen, eine möglichst doppelzüngige Rede auf- zuseben, die dem sozialistischen Element einige Be fricdigung gibt; sonst wird er bald wie zwischen zwei Mühlsteinen zerrieben werden. Der Unterstaatssekrctär mußte zugcben, saß die Epidemien erst Mitte Januar ausbrachcn, als die gicruug hat sich der preußischen Expedition gegenüber höchst entgcgentcmmcnd gezeigt und wird dafür Sorge tragen, daß ihr Arbcitstcrrain nach Möglichkeit ab gesperrt bleibt. Neber die speziellen Zwecke, die die prcußijche Ex edition verfolgt, erfahren wir das Folgende: Zu ihren Aufgaben gehört die Bestimmung des zeitlichen Ein- und Austrittes der Mondscheibe vor der Sonne, die des Positionswintels des Ein- und Austrittes der Mondscheibe zwecks Verbesserung der Kon stanten der Mondbahn, sowie ferner die Be stimmung des Flachspcktrums im Ultraviolett. Don der Corona und speziell ihren äußersten Ausläusern sollen Detailnaufnahmen gemacht werden. Da die jüngsten Aufnahmen der Hamburger Sternwarte in Algier mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf die mögliche Existenz i n t e r m c r k u r i c l l c r Pla neten hindcuten, so soll nach solchen nachgcjucht werden. Dazu treten Versuche über den sogenannten Einstein Effekt, Bestimmung der'Strahlungscncrgie der Sonne während der Finsternis, sowie Registrie rung der meteorologischen Elemente während der Finsternis. Die Expedition wird nach Norwegen eine der besten Ausrüstungen mitnehmen können, die überhaupt bisher sür Unternehmungen dieser Art her gestellt worden sind. Die nötigen Instrumente hat die Firma E. P. Goerz zur Verfügung gestellt. Darunter sind zu erwähnen: ein großer Linsenspiegel von 40 Zentimeter Oeffnung, der ungefähr 10 Tonnen wiegt und speziell für die Photographie der äußersten Aus läufer der Corona bestimmt ist. Alsdann eine große Doppel camera zur Photographie der weiteren Um gebung der Sonne, ein großer, vollständig aus Berg kristall hcrgestcllter Spektograph, um das ultra violette Ende des Spektrums der Sonnenatmosphäre photographisch fassen zu können; ein Reflektor von 30 Metern Acquivalentbrennweite für die Lorona- Photographie und «in dioptrischcs Instrument ähn licher Art von 4 Metern Aequioalentbrennweite für den gleichen Zweck. Dazu treten noch verfeinerte me teorologische Rcgistricrinstrumentc, Radiomikrometer usw. Dieser ganze Aufwand an Geld und Kosten wird im Grunde genommen für die Zeitspanne von 2 Mi nuten und 4 Sekunden gemacht, die di« Totalität der Finsternis umfaßt. Die Expedition wird im ganzen aus acht Personen bestehen, worunter sich auch ein Maler befindet, der die Erscheinung des Himmels und des Horizontes während der Totalität in einer Skizze festhalten soll. Eine drahtlose Empfangsstation wird er richtet, um das Zeitsignal von Norddeich wahrnehm-e» zu können. Dies« wird bereits im Frühling aus-, probiert werden, indem einiae Mitglieder der Ex strenge Kälte vorüber war. Von 367 Garnisonen weisen 123 epidemische Krankheiten auf. Vom 1. Januar bis 13. Februar gab es pro tausend Sol daten in Creuzot 8,41 Todesfälle, in Romorantin 7,öli. in Lette 7,02, in Pamiers 3,92, in Lahors 4,30, in Nevers 4,29, in Autun 4,13, in Saint-Lö 3,93 usw. Zn der gleichen Zeit mutzten von der ins gesamt 823 000 Mann zählenden Armee 37331 Mann den Spitälern überwiesen werden, 32,11 pro Tausend! 806 Mann starben während der 6 Wochen in den Spitälern, d. h. 1,11 vom Tausend — wreviele noch rechtzeitig entlasten wurden und zu Hause starben, weih die Statistik nicht. Seit 1908 hatte man im Verhältnis keine größere Sterblichkeit gekannt. Als Maginot meinte, bei der kalten Witterung wäre überall in der Bürgerschaft derselbe schlechte Gesundheitszustand fest gestellt worden wie im Heere, protestierte Augagncur >md verwies auf Toul, wo von 32 Todesfällen nur 4 auf die Bürgerschaft, 48 auss Militär entfielen. „Man kann nicht bezweifeln", gestand der Unter staatssekretär wiederum, „daß die gleichzeitige Ein berufung zweier junger Klassen unter die Fahren das Heer weniger widerstandsfähig gegen Epidemien machte. Es wäre besser gewesen, wenn man die letzte Klasse erst im April cingczogen hätte. Das konnte man aber nicht aus lehr ernsten militärischen Gründen, weil wir uns sonst im Frühjahr gegenüber den Nachbarn in einem Zustand der Schwäche be funden hätten. Man muß solchen Notwendigkeiten nachgebcn, und ich tue es für mein Teil." Kriegs minister Etienne hatte behauptet, der Zusatzantrag eines seiner Gegner, Daniel Vincent, hab« 30 000 Mann mehr in die Kasernen eingepfercht, als der Generalstab erwartet habe. Maginot schloß sich dieser Anklage nicht an. Daniel Vincents Antrag hatte in der Tat der reaktionären Gefolgschaft Barthou-Etiennes nicht erlaubt. 30 000 Ausnahmen für die begüterte Klasse zu machen. Aber auch diese 30 000 Privilegierten, die geschaffen werden sollten, hätten zunächst cinberusen werden müssen, und erst nach den 2 Fahren, nach denen man sie entlassen wollte, etwas Raum in den Kasernen gegeben. So mit wäre auch ohne Vincent die jetzige Ucbcrfüllung eingetreten. Daß es an Militärärzten wegen zu schwacher Besoldung mangelt, und daß der ganze Sanitätsdienst einer gründlich» Verbesserung be darf, wollte Maginot nicht bestreiten; nur hielt er cs für klug, nicht die ehemaligen Freunde rings um Barthou verantwortlich zu machen, und zog es vor, das Kabinett mit der äußersten Linken, ohne die cs nicht lebensfähig ist, zu verfeinden. Interessant ist ein Vergleich der Ziffern, die i in Reichstag von einem Regierungs kommissar als Antwort aus die Anfrage Basser inan n s gegeben wurden: von 731 00«' Mann des deutschen Heeres befinden sich 18 610 in Behandlung, alle im Dienst leicht Verletzten mit einbegriffen. Man stelle dem die Zahlen Maginots gegenüber und sage sich auch, daß die französische Statistik kaum st) erschöpfend die Maroden des Dienstes aufzählcn wird. Kleine Schwindeleien übereifriger Patrioten, pcdition schon zu dieser Zeit nach der Insel Alsten reisen, um dort die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Schließlich sei noch erwähnt, daß die Arbeiten der Expedition von Anfang bis zu Ende kinemato- graphisch ausgenommen werden sollen. Der so ent stehende Film wird besonders in Schulen mit Vorteil zu verwenden sein, um der Jugend eine anschauliche Vorstellung von der Praxis derartiger Arbeiten zu vermitteln. Kunst un- Wissenschaft. * Universitätsnachrichten. Die pädagogische AbteilungdesAllgcmeinenStudenten- ausschusscs der Universität Leipzig veranstaltet am Dienstag, 24. Februar, eine Besichtigung der Stäo tischen Hilfsschule" am Johannisplatz, zu der alle Kommilitonen und Kommilitoninnen eingeladen werden. Näheres an den Schwarzen Brettern. * Julius Blumenthal, der erfolgreiche Autor der Operette „Das American-Girl, die bekanntlich im kommenden Herbst auch im Leipziger Stadttheater zur Ausführung gelangen wird, hat soeben in Gemein schaft mit dem Schriftsteller Ernest Paimpol ein Schauspiel vollendet, das wahrscheinlich den Titel „Die Marquise von Pompadour" führen wird. Das Werk wird im Oktober an einer ersten Berliner Bühne zur Uraufführung gelangen. * Gastspiel Liesel o. Schuch in Dresden. Fräulein Lresel o. S ch u ch. die Tochter des Dresdner Gene- ralmusikkircktors, die bei ihrem ersten Auftreten als Violetta in Verdis Oper „La T r a v i a t a" an der Dresdner Hofoper einen so großen Erfolg zu verzcich neu hatte, gastierte am gestrigen Sonntag zum zweiten Male an der Stätte, an der einst ihre Mutter als Stern glänzte und an der noch jetzt ihr Vater, mit Ruhm und Auszeichnungen gekrönt, wirkt. Wie uns aus Dresden gemeldet wird, hatte Frl. v. Schuch als Rojine in Rossinis „Barbier von Sevilla" von An fang an starken Beifall. * Professor Marcell Salzer wurde nach feinem Vor trage gelegentlich des Wohltätigkeitsbasars im Rcichs- kanzlcrpalais von der Kaiserin mit huldvollen War len der Anerkennung und durch Ueberreichunz einer kostbaren Busennadel in Gold und Brillanten mit den Namensinitialen der Kaiserin ausgezeichnet. * Haeckel» Selbftbiographie. Wie Haeckel dem Berliner Korrespondenten des ..Giornal« d'Italia" erzählt hat, arbeitet er jetzt seit fünf Jahren an einer Geschichte seines Lebens. Er erwartet von dieser Arbeit, daß si« großes Interesse erregen wird, weil es sich gleichsam um ein geschichtliches Werk handelt, das den wissenschaftlichen Aufschwung eines halben Jahrhunderts dcnstellt. Ls wird die Briese einer die französische Sünden mit angeblich noch schlim meren deutschen Zuständen entschuldigen wollen, haben zuweilen das Gute, daß eine offizielle Auf klärung erfolgt. Heute gibt man schon in Paris un umwunden zu, daß die sanitären Verhältnisse „drüben" erfreulicher sind, weil eine genauere Aus lese im Mcnschcnmaterial getroffen werden kann. Tatsächlich steht Frankreich mitten in den Folgen einer Politik, die ebenso fehlerhaft wie leichtfertig war. Die Regierenden streiten, das Volk leidet, der Tod erntet." Tatsachen beweisen! Ei» Berliner Blatt nimmt das Berliner Leben gegen die berechtigten Anklagen in Schutz, die im A b g e o r d n e t e n h a u s e von der Mehrheit der bürgcrlick)«» Parteien erhoben worden sind. Man niacht zuguiiste» Berlins geltend, daß Unsittlichkeit auch in Provinzstädtcil und auf dein Lande vorkommc, findet die übermäßige Ausdehnung der Polizeistunde durch d»e Rücksicht auf den Fremdenverkehr gerecht fertigt und sieht in de» Fremde» das Stammpublilum der Nachtlokale, die auf de» eingesessenen Berliner weit weniger zu rechnen hätte». Gewiß ist es richtig, daß Unsittlichkeit überall vorlommt, auch auf dem Lande, und daß weder der Gesetzgeber noch die Polizei Sittsamkeit d«tr«tiercn können. Aber die geschäfts mäßige Anstachelung ll n d Ausbeutung der U n s r t t l i ch k c i t ist bei uns wohl nirgend >o groß, wie in der ReichshauplstaSt, und eine der wejcnl- lichsten Voraussetzungen dafür schafft die übermäßige Ausdehnung der Polizeistunde. Von den Folgen die ser Zustände die eingesessenen Berliner auf Kosten der Besucher Berlins auszunechmen, ist eine Schönfärberei, die durch einwandfreie Tatsachen der preu ßische» Statistik schlagend widerlegt wird. In ihrem Lichte bietet di« leibliche und die sittliche Ge sundheit Berlins, vergliche» mit der Gesamtprcußeiis, bzw. anderer Teile der preußische» Monarchie, folgen des Bild: An Geburten entfielen im Jahre 1910 auf 1000 der mittleren Bevölkerung im Stadtkreis Berlin 23,30, in ganz Preußen 32.32. Ehescheidung« ,, kamen aus je 1000 Eheschließungen im Jahr« 1911 in Berlin 88,2, in ganz Preußen 20,79. In Irren- und N e r v e n h c i la nst a l t c n befanden sich während des Jahres 1910 in Berlin 18 291 Verpflegte. Damit steht der Stadtkreis Berlin weit an der Spitze aller preußischen Ncgierungsbezirke. Den» cs folgt Pots dam mit 12 646 Verpflegten, Düsseldorf mit 10 633, Wiesbaden mit 7376, Breslau mit 6681, Schleswig mit 6293, Oppeln mit 6203, Köln mit 6120, Königs berg mit 322l, Arnsberg mit 1773, Liegnitz mit 4637, Magdeburg mit 4613. Koblenz mit 436>c, Hildesheim mit t.'GO, Merseburg mit 428«', Kassel mit 411». Stet tin mit 3713, Frankfurt mit 3603, Minden mit 3497, Posen mit 3261, Münster mit 3123, Danzig mit 2821, Lüneburg mit 2333, Aachen mit 2096, Trier mit großen Zahl der berühmtesten Gelehrten der letzte» Jahrzehnte enthalten. Ferner werden sich in dem Buche eine Menge von Reproduktionen von Aquarellen, Zeichnungen und Gemälden finden. Da der zu verarbeitende Stoff ungemein reichhaltig ist, so wird das Werk erst nach einigen Jahren crsck>eincn tonnen. Der große Gelehrte betont noch, daß er in die Geschichte seines Lebens keinerlei persönliche Polemiken aufnehmen wird. Auf alle Angriffe habe er stets so crsch< .nd ntwortet, daß er auf sic jetzt nicht mehr zurückzukommen brauche. ' Ein neuer Fall von Saloorsantod. Die medi zinisch« Fachpresse berichtet wieder über einen topischen Todesfall infolge des HeilmiNels Salvarsan. Es handelt sich um einen Fall, der im Allgemeinen Krankenhaus« in Lübeck sich ereignete und in der „Münchner Medizinischen Wochen christ" beschrieben ist. Der Patient mar ein völlig gesunder, 26 Jahre alter Mann, der aus «ine positive Wassermannsche Reaktion hin Salvarsan erhielt. Vier Tage daraus starb er unter den bekannten Arsenvcrgiftungs- erscheinungcn: Erbrechen, Bewußtlosigkeit, cpilcp tischen Krämpfen. Die Sektion ergab die bekannten Veränderungen un Gehirn, die bei Arienvergiftungen beobachtet werden. — Der wissensck^iftliche Streit zwischen Geheimrat Ehrlich und dem Berliner Polizciarzt Dr. D r c u w über die Giftigkeit oder Nichtgistigkeit des Syphilisheilmittels Salvarsan ist. wie bekannt, dadurch in ein neues Stadium getreten, daß Geheimrat Ehrlich erllärt hat, daß er gegen Dr Dreuw Klage angcürengt habe. Von der angcqrii- fcnen Seite, Dr. Dreuw, wird hierzu erklärt, daß er der Klage mit großer Ruhe entgegen ehe und daß er die Angaben seines Artikels in der „Deutschen Iournalpost" in vollem Ilmsong ausrechterhalt«. * Reue Ausgrabungen in Syrakus. Di« von Professor Orsi neuerdings unternommenen Aus grabungen aus dem an der Nordscite des berühmten Minerva-Tempels von Syrakus liegenden Minerva- Platze haben in diesen Tagen zu wertvollen Ent deckungen geführt. Man wußte bereits früher, daß vor dem Bau oes Minerva Tempels an dieser Stelle zahlreiche archaische Bauten standen, die abgetragen wurden, als der große Tcmpelbau begann. Bei den Ausgrabungen stieß man auf die Uebcrreste dieser Bauten, und nun hat Orsi einen kleinen Tempel frei legen können, der einen wertvollen Einblick in die frühe Baugeschichtc von Syrakus gibt und dem 6. vor christlichen Jahrhundert entstammt. Das Bauwerk, in dem zahlreiche Ueberr«ste von Asche, die auf Opfer handlungen hindeuten, gefunden wurden, war unge wöhnlich reich mit bemalten Terrakotten gcichmückt, deren Reste jetzt geborgen wurden. Den wichtigsten Fund aber biloet eine am Donnerstag «ntdeckle Me dusengestalt, deren Farben ausgezeichnet erhalten sind, und die ebenfalls dem 6- Jahrhundert v. Thr. entstammt.
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