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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140224027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-24
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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fibenö - Ausgabe ISS. Jahrgang Gr rap»<s UN» Vorort« durch unser« reKaee VkAU Avp» * » und Spedttenr« Lmoltdglich >u« Hou« gebracht: moootlich t.SS M.» vl«rt«l>ühr»ch Z-75 M. Set der «rschdstostrU«, unfern Zllialen und NuogabeNeUen abgrholtr monatlich 1M., vtertrltdhrUch3Nl. Durch di« Post: innerhalb veatfchlaaü» und der ürutschen Kolonie» monatlich i^d M., oterteiiührltch 4-Ld M., auofchlieZUch poftdesteUgeld. Va» Leipziger Tageblatt «rfcheint Werktag» Lmat, Sona- u. Zrtertago lmal- ?u Leipzig, den Nachbarorten und den «vrten mit eigenen Ztlialrn wird dl» fidendauogab» noch am fidenü de» Lrschcinrim in» Hau» geliefert. Verliner ktedoktlon r Sn den Zelten 17, Zerufprech-finschlu-: Moabit Nr. »«7. Hrntsblokt des Rute» und des polizeüuutes der Etudt Lerpzrg «edaMon und Oeschdftostrlle: )»ha»nl»gasse Nr.». * Zernsprech-finschluA Nr. Idddr, 14b43 und !4d»4. G» Snferat» au» Leipzig und Umgebung die /»kkILIALkiprlrksk. ifpalt1g»p«titz«ii«L3pf.,di»n»rtam»»«jl«i M-, von auswärts 3» Pf., Neklamen I.2S M., Klein» Nn,eigen diepetitzell» nur rspf.b.wleüerhol.Nab-,Inserate vvu V«l>örd»n im amtlichenEell di« petit- z»tle Sd Pf. Seschäftoanreigea mit plahoorfchrift im Preise »rhdht. Nabatt nach Karls. Setlagen: Sclamtausl.rM.do« Causeud ouofchl. postgebübr. flazelgen-Nnnakme: ^»hanniogosse«, bei sämtlichen Malen de» Leipziger Kagedlattr» und olle» flniion<en-LepeSiti»n«n de« Sn- und fluolande». cheschdstostell« sürSerlin u.üi« pr.Vrandendurg: VirektlonwalterZliegel. Seriin w. i», Morgarrthensiratz« «. Zernsprech-sinschlugr Ldtzow d»7>. Nr. l00. vlenstag, den 24. /evrusr. lS14. Findung dkütsihtt Lnldalkn in Mtstko. Nach einer heute nacht cingclaufcncn, in unserer Morgenausgabe veröffentlichten Draht- ineldung ist von dein Kreuzer „Dresden" in Vera ernz auf Verlangen des deutschen Ge sandten eine kleine Malchinengewchradteilung zum Schutze der Deutschen gelandet worden. (5s han delt siel) hierbei um die 'Ausführung der Sirber- hcitsmahregeln, die Untcrstaatssekretär Zim mer inan n am 13. Februar im Reichstage bei der Beantwortung einer Anfrage des Abg. von Richthofcn ankündigte. welche Vorgänge die Maßregel veranlaßten, ist zur Stunde noch nicht bekannt, es ist aber anzunehmen, daß die Aufständischen in den lehtcn Tagen neue Erfolge errungen haben und Leben und Eigentum der Ausländer gefährden. Wie gemeldet wird, sind auch Marinemannschaften anderer Staaten, wahr scheinlich in erster Linie amerikanische, gelandet worden. Die gleichzeitig eingetroffene Nachricht von der Sprengung eines Militärzuges durch die Aufständischen bestätigt den bösen Stand der Dinge, und es ist sehr leicht möglich, daß sich die nächsten Tage noch Schlimmeres ereignen und die Mächte zu einem entschlossenen Eingreifen nötigen wird. .Vor alleni gilt das für die Regierung der Vereinigten Staaten. Durch ihre unentschlossene Haltung hat sie den jetzigen Zustand verschuldet. ES geht doch auf die Dauer nicht an, daß sie die Welt darüber im Zweifel läßt, wie sie sich zu der weiteren Entwicklung zu stellen gedenkt. Der Präsident Huerta hat den Mächten ver sichern lassen, daß von seiner Seite ans alles geschehen werde, nm Ausschreitungen seiner Truppen zu verhüten. Aber das will nicht viel bedeuten, und wenn er selbst keine Gewähr leisten kann für eine geregelte Kriegführung seiner Ge nerale, so sind seine Gegner, die aufständi schen Führer, wie General Villa, der für die kriegsgerichtliche Hinrichtung des Engländers B ento n verantwortlich gemacht wird, erst recht außerstande, irgendwelche Versprechungen zu ha - ten. Es sind das durchweg Männer von höchst zweifelhaftem Werte, weder durch ihren Rus, noch durch ihr Gewissen irgendwie an Verpfliä)-- tungen gebunden. Man kann von diesem Raubcr- tnm nichts erwarten als Schändlichkcitcn. Den noch — und das ist der schwerste Vorwurf, der gegen den Präsidenten Wilson und Staats sekretär Brha n erhoben werden muß — ist diesen »Leuten mittelbar die Anerkennung einer krieg führenden Partei zuteil geworden, denn die von Washington aus dieser Tage verfügte Aufhebung des Verbotes der Waffenausfuhr nach Mexiko ist tatsächlich nichts anderes. Es ist lächerlich, wenn die amerikanische Regierung diese Maß regel, wie sie den Mächten Mitteilen ließ, damit rechtfertigt, daß. nach ihrer Ueberzeugung „nie mand außerhalb Mexikos" imstande sei, auf eine gute Lösung des inneren Zwistes hinzuwirken; weil dem aber so sei, scheine cS am besten zu sein, wenn man die Parteien ihren Streit austragcn lasse.. Das ist der Heuchelei zu viel. Alle Welt weiß doch, daß die Regierung in Washington von Anfang an nicht neutral gewesen ist. !Zhrc standhafte Weigerung, den Präsidenten Huerta anzuerkenneu, der nacb der Meinung fast aller unbeeinflußten Kenner von Land und Leuten der einzige Mann ist, der eine leidliche Ordnung verbürgen konnte — Ivar und ist ja die Ursache des grenzenlosen Unheils. Und heißt das neutral sein, wenn sie gestattet, daß jetzt wieder den Gegnern Huertas, den „Generalen" Villa und Earranza — in Mexiko ist bekanntlich jeder zehnte Manu General, wenn er im Besitze eines Revol vers ist — die Waffen zur Ausrüstung ihres Gesindels unbehindert geliefert werden? Nein, das ist keine Politik, die dem „Weißen Hause" Ehre macht, und die amerikanischen wie die englischen Zeitungen sind durchaus im Recht, wenn sic eine Aenderung in der Haltnng des Präsidenten Wilson verlangen. Vielleicht wäre diese Aenderung schon längst eingetreteu, wenn sich England zu einer schärferen Tonart entschlos sen hätte; aber, wie die. gestrigen Verhandlun gen des Unterhauses zeigen, will Herr Grch die amerikanische Regierung in keinerlei Weise beunruhigen. Obwohl er zugibt, daß der Zu stand in Mexiko dem englischen Handel einen großen Schaden zufügt, legt er Wert darauf, jeden Anschein einer Unzufriedenheit mit der Politik der befreundeten Vereinigten Staaten zu vermeiden. M o n r o ö - D o l tr i n! Das lst das Zauber- wort, mit dem sich Washington ein ausgezeichne tes Mittel verschafft hat, das die Mächte, beson ders auch England, vor jedem Versuche, in ameri kanische Angelegenheiten dreinznreden, ab schreckt. Man benutzt dieses Mittel ganz nach Be lieben. Erste Formel: mexikanische Angelegen heiten sind mexikanische Angelegenheiten, also können die Vereinigten Staaten nicht dafür ver antwortlich gemacht werden. Zweite Formel: mexikanische Angelegenheiten sind, w e n n sich ein dritter Staat emmischt, amerikanische An gelegenheiten, also ist jede Einmischung im Na men der Vereinigten Staaten und im Sinne der erweiterten Monrot>-Lehre abzuwciscn. Wir sind gespannt, ob dieses Spiel angesichts der nächsten Ereignisse durchgeyalten werden kann. * , * Es sind noch folgende D rahtm cld n ng c n cingcgangcn: Paris, 21. Februar. Dem hiesigen „New Park Hcrald" wird aus Veracruz gemeldet, daß die daselbst befindliche amerikanische Abtei lung Marineinfanterie neue Verstärkungen erhalten solle. Es sei offenkundig, daß die amerika nische Regierung keine Mitwirkung seitens der eng lischen, deutschen und spanischen Truppen zulassen wolle, falls ein Expeditionskorps nach der Stadt ent sandt werden müßte, l?) New York, 21. Februar. Laut Konsiliarberichten aus El Paso befindet sich der Deutsche Busch im Gefängnis in Chihuahua. Sein Schicksal ist zweifelhaft. Eine Memdnng mit W Wn i» Fchjig. Leipzig, 21. Februar. „Die Herren der albanischen Deputation sind noch nicht zu sprechen." Mit diesen Worten empfing mich heute morgen der Direktor des Hotels Hausse, als ich um 8 Uhr mich im Hotel einfand, um mit dein Führer der albanischen Deputation, Essad Pascha, einige Worte zu sprechen. Ich hatte es erwartet, daß so früh am Morgen noch kein Herr zu sprechen sein würde, denn schließlich pflegen auch andere Herren nach einem Diner am Abend zuvor und einer an schließenden Bahnfahrt ohne Muß nicht um 8 Uhr anfzustehcn. Es hieß also warten. Aber die Warte zeit wurde mir nicht unbequem, denn die behaglichen Sessel in der großen Halle des Hotels ließen ein Gefühl der Unbehaglichkeit nicht aufkommcn. Uhr mochte es sein, als ein kleiner Herr in braunem Straßenanzugc auf mich zukam und sich in elegantem Französisch als Sekretär Sr. Exzellenz vor stellte. Ich teilte ihm meinen Wunsch mit, und er war bereit, meine Karte zu übermitteln, bedauerte aber gleichzeitig, mir nicht als Dolmetscher Lienen zu können, da er anderweitig beschäftigt sei. Essad Pascha spricht nämlich außer Albanisch nur Türkisch und Griechisch und etwas Französisch, ist also in Deutschland gezwungen, sich eines Dolmetschers zu be dienen. Nach kurzer Zeit kam der Sekretär zurück, nm mir mitzuteilen, daß Se. Exzellenz bereit sei, mich zu empfangen. Zugleich stellte er mich einem anderen, jüngeren Herrn der Deputation vor, der mir als Dolmetscher bei der Unterhaltung dienen werde. Der Herr hatte in Wien studiert, sprach also fließend Deutsch. .,Ewige Minuten bitte noch Geduld! Exzellenz frühstückt gerade." Abermals vergingen zehu Minuten, dann erblickte ich in der Vorhalle Essad Pascha selbst. Ich hatte den einstmaligen Verteidiger Skutaris in Ser Er innerung. wie wir ihn alle auf den Bildern vom Schauplatze des Baltanlrieges gesehen haben, im Bart und der ordengeschmiiüten Uniform. Jetzt war er verändert, aber oi: straffe Haltung und der forschende Blick verrieten sofort den ehemaligen Soldaten. Essad Pascha ist von untersetzter Figur, mit scharfen, energi schen Gesichtszügen. Der dichte, lanagezogene Schnurr bart ist wohlgepflegt, das «charfe Kinn und die hohe Stirn zeugen von festem Willen und starkem Geist. Mit kräftigem Händedruck hieß mich Se. Exzellenz willkommen und erklärte sich liebenswürdig bereit, mir auf einige Fragen Antwort zu erteilen. „Wie es mir in Deutschland gefallen hat? Sehr gut! Ich bin mit dem Ergebnis meines Be suches sehr zufrieden!" „Ist auch der König zufrieden von dem Ergebnis feiner Besuche an den fremden Höfen?" „Sehr! Sehr! Das Wohlwollen der Mächte ist uns sicher. Die Mächte haben uns an erkannt und werden uns unterstützen." „Wann wird der Einzug des Königs in Durazzo erfolgen?" „Am 5. oder 6. März." „Das internationale Geschwader wird dem König das Geleite von Triest nach Durazzo geben?" „Jawohl. Die Schiffe fast aller Großmächte werden sich daran beteiligen." „Durazzo wird zu einer modernen Stadt um gewandelt werden?" „Durazzo ist eine alte, historische Stadt, die unter türkischer Herrschaft sehr vernachlässigt worden ist. Wir werden arbeiten, um sie wieder zu einer schönen Stadt zu machen. 2venn die Sümpfe in der Um gebung ausgctrocknet sein werden, wird auch das Kliina viel angenehmer sein. Der König wird vor aussichtlich im 'Winter in Durazzo residieren und im Sommer in einer der Städte der Umgebung." „Wie steht es um die Anleihe? Ist sic nun mehr garantiert?" „Der König wird jedenfalls 10 bis 17, Millionen sofort erhalten." „Wie denken sich Exzellenz die Beziehungen Albaniens zu den andern Ballanstaate n?" „Sie werden gut jein. Mit Bulgarien werden mir vor allem gute nachbarliche Beziehungen pflegen." „Wie wird sich Griechenland verhalten?' „Griechenland hat die Versicherung gegeben, alle von ihm besetzten Plätze zu räumen. Es ist kein Grund vorhanden, an der Lauterkeit seiner Ge sinnung zu zweifeln." „Und die Türkei?" „Die Türkei ist weit entfernt von uns. Sie wird uns keine Schwierigkeiten bereiten. Auch sie muß sich jetzt mit sich selbst befaßen. Wir wünschen ihr eine friedliche, ungehinderte Weiterentwicklung." „Wie denken sich Exzellenz die Haltung des Drei ne r b a n d e s?" „Wir sehen ihr voll Zuversicht entgegen. Ruß land hat den Londoner Vertrag an erkannt, und das gibt uns Gewähr, daß es uns nicht feindlich gesinnt sein wird. Von Frankreich können wir dasselbe sagen." „Albanien wird wohl Anlehnung an den Drei bund suchen müssen?" „Vorläufig muß sich Albanien mit sich selbst be fassen. Später wird man erst daran denken können, die Richtlinien der äußeren Politik festzulegen." „Was wird die nächste Aufgabe des Königs nach seiner Ankunft in Durazzo sein?" „Dor allen Dingen müßen das Kabinett ge bildet und innere Reformen geschaffen werden." „Ist schon etwas über die Zusammensetzung des Kabinetts bekannt?" „Noch gar nichts! Das wird Sache des Könige sein." „Werden sich Exzellenz an der Bildung des Ka binetts beteilige n?" „Das hängt von den Wünschen des Königs ab." „Darf ich tragen, welches Portefeuille Exzellenz am liebsten übernehmen würden? Acußere Politik oder Krieg?" „Auch hier richte ich mich ganz nach den Wünschen Seiner Majestät." „Dem Könige werden große Sympa thien entgegcngebracht?" „Gewiß! Alle Albanier werden ihn liccken. In jedem Lande gibt es schließlich eine Partei, die mit den bestehenden Verhältnißen unzufrieden ist und opponiert. Aber in Albanien wird diese Partei die ganz kleine Minorität bleiben. Auch der Königin sind aller Herzen zugetan. Die Herren unserer Dc- piuotion sind von ihr entzückt und ich besonders oer ehre und liebe sic. Die Albanier sind ein treues und aufrichtiges Volk." „Da ist cs also nicht wahr, was während des Balkonkrieges hin und wieder über albanische Grau samkeiten gemeldet wurde?" „Der Albanier ist nickt grausam. Während der Belagerung von Skutari habe ich Albanier verkappte Schundliteratur. Vor etlichen Jahren eröffnete die deutsche Lehrer- ,chaft den erbitterten Kamps gegen die Schundlitera tur. Wie fast überall, so ward auch hier heißem, ernstem Streben der Erfolg nicht versagt. Man hat der kroßen Schundliteratur den Boden abgegraben. Ein klägliches Dasein fristet sie, zum Teil ist sie auch schon ganz von der Bildfläche verschwunden. An ihre Stelle sind gute Schriften getreten, durch die Herz und Gemüt unserer Jugend eine gesunde, kräftige Kost er halten. Ich erinnere nur an die deutschen Volksbücher aus Dr. Mehlers Verlag oder an die deutsche Iu- gendlnicherei im Verlag« von Hermann Hillger. Man l>at acker auch versucht, durch eine billige Lektüre das Deutschtum in dein Heranwachsenden Geschlechte zu festigen, «s zu begeistern für König und Vaterland. Dieses Bestreben haben sich nun gewiße Leute zunutze gemacht. Sie haben es fertig gebracht, unserer Ju gend ein« Schundliteratur vorzusetzen, die an Gefähr lichkeit alles Vorausgegangene weit übertrifft. Ich meine die Hefte, die betitelt sind: „Heinz Brandt, der Fremdenlegion är. Abenteuer, Kämpfe, Leiden und Geheimnisse in der Fremdenlegion." Da diese Heftchen mit nationalem Deckmantel in die Oeffentlichkeit gebracht werden, so finden sie natürlich genügend Absatz, und so sind schon über 10 fortlaufende Lieferungen vertrieben worden. Doch wie ist dies möglich? Hier können wir dem Lehrer einen Vorwurf nicht ersparen. Man will seinen Ohren nicht trauen, wenn man hört, wie kritiklos den Kin dern die Lektüre solcher Bücher nicht nur erlaubt, son dern sogar empfohlen wird. Wenn man nun nicht be haupten will, daß solchen Lehrern jegliches künstleri sches Urteil abgeht, so muß man sic gröbsten Leicht simrs zeihen. Doch ich will mich kurz über das Wesen dieser Bücher aussprechcn. Der Verfasser, dessen Nam«, wie nebenbei bemerkt sei. nirgends zu entdecken ist, will die Fremdenlegion als „ein Paradies des Teufels" schiHder». Er will anscheinend die Zahl derer, die in die Arme Lieser gewiß verwerflichen Einrichtung fal len, vermindern. Wie wird aber der Verfasser dieser Aufgabe gerecht? Mit Recht kann man behaupten: Er erreicht das Gegenteil von dem, was er bezweckt, sei es auch nur zum Scheine. Auf der letzten Seite eines jeden Buches stehen folgende schönklingenden Worte: „Die Fremdenlegion mordet einen Teil der Jugend aller 'Nationen! Die Fremdenlegion erniedrigt ihre Soldaten zu Sklaven und Tieren! Die Fremdenlegion schafft unzählige Wahnsinnige, Sieche, Krüppel und Todesopfer!" usw. Doch wenige Zeilen danach heißt cs: „Der Grund ist einzig und allein: die Sucht nach Abenteuern. Daran fehlt es dem Fremdenlegion«» allerdings nicht! Abenteuer, Gefahren, Kämpfe begleiten ihn auf Schritt und Tritt. Die unendliche Wüste tut sich vor ihm auf. Zn ihrem glühendheißen Sande kämpft er mit Arabern und Kabylen, mit Löwen und Schakalen und Hyänen. Fort geht es übers Meer nach Mada gaskar oder Tonkin! Dort tobt der Kampf gegen di« Howas oder Sekalcwen, Völkerschaften, die an Wild heit und Blutdurst die Indianer Nordamerikas weit übertreffen, oder cs geht auf Tod und Leben gegen die Gelbflaggen." usw. Glaubt der Verfasser durch solche Worte unsere Jungen zuriickzuschrccken? Nein — er kennt jo unsere Jugend nicht! Alle Hefte handeln von Heinz Brandt, dem Helden, der aus unzähligen Gefahren unversehrt hcrauskommt, während um ihn Taufende zugrunde gehen. Zum Glück lxrbcn wir noch eine Jugend, die die Welt nicht durch die Brille des Pessimisten sicht, rosig erscheint ihr der Himmel, die Welt im Sonnen glanz. Keiner von unseren Jungen wird sich das große Elend zu Herzen gehen laßen. Heinz Brandt ist ihr Ideal, und ihm gilt's nachzueifcrn. Soll auf diese l Art ihr stolzer Iugendglaubc ihnen zum Unheil wer- ! Sen? Und hat man erreicht, was man erreichen wollte? Wir lzaken dieselbe Erscheinung vor nns, wie vor Jahren in den Sherlok-Holmes. und Nik Larter- Schwarten. In diesen Büchern wurden uns auch Männer vorgefnhrt, die mit eiserner Energie der Ver brecherwelt nachstclltsn, also das Gute wollten, und über ihren Erfolg brauche ich nicht zu roden. Auch hier eröffnen sich ähnliche Perspektiven. Uebcr den künstlerischen Wert des Inhalts läßt sich nicht viel sagen; denn er hat ja keinen. Die Handlungen haben im Grunde oft nicht das geringste mit der Fremden legion zu tun, stehen nur in äußerem Zusammenhang mit jener; um so mehr wird der Haß gegen Frankreich geschürt, höchst selten wird ein Franzose gezeichnet, der nicht sittlich verkommen ist. Zumeist l)a>ben wir es mit Räubergeschichten zu tun, mit unwahren Gestal ten und unpsychologischein Handeln. Die kindliche Phantasie wird überreizt und verwirrt. Dor Stil zeugt von größter Flüchtigkeit. Doch genug, es wird jedem einleuchten, daß eine solche Lektüre unserer Jugend nur Schaden bringen kann, und daß wir gegen sie mit allen Kräften vor gehen müßen. Wir müssen solche Uebel im Keime er sticken, dann ersparen wir uns viel Arbeit und Ver drießlichkeiten. >V. 8<stn-öcker. Kunst unö Wissenschaft. Amtliche Nachrichten von Ler Universität Leip zig. Mit Allerhöchster Genehmigung hat das König liche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts in Dresden den Privatdozenten für Augenheilkunde Dr. med. Moritz Wolfrum zum außeretatmäßigen außerordentlichen Professor in der hiesigen medizinischen Fakultät ernannt. — Der Aka demischen Auskunftsstelle sind vom Königlict-en 'Mi nisterium der geistlichen und Uiiterrichtsangelcgen- hcitcn in Berlin Studicnpläne für den Frühjahrs kurs 1011 der Vereinigung für staatswißenjchaftlichc Fortbildung in Berlin in größerer Anzahl zur Ab gabe an Interessenten zur Verfügung gestellt worden. * Selma Laqerlöfs oicraktiges Volksjchaujpicl „Das Mädchen vom Moorhof" wurde so eben vom Münchner Schauspielhaus erworben. Die deutsche Uraufführung wird an dieser Bühne in der ersten Hälfte der nächsten Saison stattfinden. " Nathanjens Lätziuspicl „Der Traum" erlebt am 1!1. März am Neuen Schauspiel in Königsberg seine deutsche Uraufführung. Das Stück wird durch Vermittlung des Verlages Oester held L Co., Berlin, im Laufe der nächsten Saison auch in Dresden, Leipzig, Bonn usw. gespielt werden. * Ein Wohltätigkeitskonzert wird am 18. März in Gera unter dem Protektorat des Fürsten Heinrich XXVII. im dortigen Hoftheater stattfinden. Das Konzert, die erste derartige Veranstaltung in Gera, wird von den Hofkapetten zu Altenburg, Rudolstadt, Weimar und Gera zum Besten der Wohl- sahrtskassen des Allgemeinen Deutschen Musiker-Ver bandes sE. V.j und der Geraer Hofkapelle veran staltet. Die Leitung des Konzerts hat Hofkapell- mcister Laber übernommen. * Ernst Haeckel hat am Vorabend seines achtzigsten Geburtstages eine neue Schrift „Gott natur" iTheophysis), Studien über monistische Religion, vollendet, welche demnächst im Verlag von Alfred Kröncr in Leipzig erscheinen wird; sie ist den Lesern der „Welträtsel" und „Lebenswundcr" gewidmet und bildet eine Ergänzung dieser beiden philosophischen Hauptwerke des Forschers. " Hofrat Dr. Herm. Credner ist zum korrespon dierenden Mitglied der Historisch-philo logischen Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Petersburg gewählt worden. * Altertumssund. Aus Neudek wird uns ge ¬ schrieben: Bei Planierung der Herrfchastswieje in der Nähe der Zicgclgasse wurde eine Granit« platte etwa 1 Meter tief aus der Erde gegraben, die folgende lateinijchc Inschrift trägt: Kniu, clueon- to.sni«» «eptin^ontostmo oelnvc» porck Obi-j^tuni nut um ims>ci-:ckeu (in»'««! tr.'Mistt liiienum et invmlit per monto^ nen.-> cm» exercitn «no proeul vill-iu Xmist« Ku um« in c>« rmunin ut, sIm Jahre 278 n. Ehr. lstedurt ging Kaijer Cäsar über den Rhein und drang mit seinem Heere durch das Erz gebirge in der Nähe der Stadt Neudeck in (Hermanien ein und . . .) Die letzten vier Zeilen der lateinischen Inschrift sind nicht lesbar. Das Kuriäsum wird nach Kötschcnbroda ins Museum geschafft werden.
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