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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140225014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-25
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Morgen - Ausgabe sitr LeipU, am» v»r»tt, Sarch m,s«r» ik*«« VkAVASP» »If » . uo» Sp,»itrur» »mal ta,»ch la, hau, ,, bracht: »aaatllch1.es M-, »ietteyihrUch L.7S M. Sri Ser chaschäft,stille, »oser» FiUei« «ur0 sta»aad»st»ll,n abgehaU: maaatllch 1M., vterleltührUch Z M. V«rch 41« p«ft: tnaerhold deatschlanb, oo» Ser ürutsche» »allnrtea »ou«Uch 1^4 M-, otertellührllch 4.S4 M„ auaschtießUch postbesteUgelb. d>« L»ipzi,»rTa,»blatt «schchat werNag» Imal.Saua. o. -ri»rto«,lmat. Sa L«tp-ta. 4« Vachdarorter: unü 4ra Drten mit etaenrn Ztlloiea wird 41« std«aSao,gade noch am stbenü 4»» «»scheine», tu» Hau« geUefert. S rriiaer SeboktioarSa Sen Zelt«, >7, Z«rasprech»stoschl«tz: Moabit Nr. 447. /lnatsdialt desRates und despoUreüuntes der Stadt Leipzig «eSaM.a a»4 cheschSst-stelle: Z»ba»ni,^>st, Nr.«, a rerasprech.staschluS Nr. 144«, 1444, u»4 14444. ISS. Jahrgang stazrigeapreise: »»» au, wart, X Pf., NeNamea 1.14 M., tlleio« st »zeige» blepetttzrlle aor 40ps.d.wt«b«4^-Nad.,,»srrat» »»» SehSrSra Im amtliche»«eil öle Petit» zett« sa Pf. cheschtlftaaazeige» mit platzvorschrif» i» Preis« «rtzttzt. Rabatt »ach Taris. Veilage»: «»lamtousi.ZM.Sa, Lause»- au,schl.p»stgebühr- stnzri,e»»sta»ab«e: lohanni.gaste«, bet sämtliche» ftttalea 4«a Leipziger Tageblatt«« uo- alle» stuaancen-LxpkSlti»»«» -»« 7a» «ab stu.laaöe». chrschaft.stell» für Verl!» u.4i» pr.VraaSendurg: Vtrekttoa Walter Ziiegei, Serlla w. 14. Margarelheastratz« «. ferasprech» staschlug: Lütz»« «471 m. 101. MMwoch, ürn 2S. /edruiir. 1914. Oss Wirbligste. * Die Zweite Kammer erledigt« am Dienstag die allgemeine Vorberatung des Nach tragsetats auf 1912/13 und einige Eisenbahn petitionen. (S. Ber.) * Die hinterlassenen Papiere des ver storbenen Kardinals Nam pol la wurden in Nom auf Veranlassung der Erben ver nichtet. (S. Ausland.) * Die neun deportierten Arbeiter führer sind am Dienstag nachmittag an Land gebracht worden. sS. Letzte Dep.) * Die Ausführung des Luther-Dent in als für die Feste Ko bürg ist dem Berliner Bildhauer Eberhard Enckc übertragen worden. sS. Thür. u. Prov. Sachsen.) * Den Dynamitattentätern von Dedreczin ist man aufderSpur. sS. Nachr. vom Tapes * Nicht der Hamburger Dampfer „Wilden fels", sondern ein dänischer Dampfer ist im Golf von Biskaya gesunken. (2. Nachr. vom Tage.) Die deutsche Kriegsmarine und -er Reichstag. Vom Konteradmiral a. D. Kalau vom Hose. Die diesjährigen Verhandlungen über den Marineetat in der Budgetkommission sowohl als auch im Plenum des Reichstages zeichneten sich aus durch eine erfreuliche Hohe der politischen EO'sicht oller Parteien in der Beurteilung der Bedeutung unserer Kriegsflotte, dieses wichtig- sten politischen Machtsaktors für unsere Be ziehungen zu England und für die Erhaltung des Friedens überhaupt, klarer und bestimm ter als je zuvor sprachen sich die Redner aller bürgerlichen Parteien (die Sozialdemokraten hätten es wohl auch gern getan — durften aber nicht) darüber aus, daß das Flottengcsetz nur dem deutschen Bedürfnisse entspräche und wie bisher weiter konsequent durchgcführt werden müsse; das; von einer Minderung oder Verlang samung unseres kricgsschiffbaues nicht die Rede jein könnte, bevor von der stärksten Seemacht ein praktisch durchsührbarer Vorschlag gemacht und anerkannt worden sei, der sich nicht nur aus das Verhältnis England-Deutschland, son dern ans alle Seemächte zu beziehen haben würde. Die phantastischen Ausführungen eng lischer Minister gelegentlich von Wahl- oder Bankettreden über eine beiderseitig zu beach tende Norm der Flottenstärken im Verhältnis von 16:10 oder ein Werftfeierjahr für Kriegs schiffbau können natürlich nicht als ernst gemeint angesehen werden; sollte die englische Regierung in der üblichen Form der deutschen Regierung mit einem derartigen Vorschlag kommen, was bisher nicht geschehen, so würde er, obwohl aus allgemeinen (gründen er wenig aussichtsreich er scheinen müsse, nicht abzulehnen, sondern einer ernsten Prüfung zu unterziehen sein. Ganz ver geblich sind die englischen Bemühungen, für die in wenigen Zähren so gewaltig gestiegenen Aus gaben des Unterhalts der englischen Flotte das deutsche Flottengefetz verantwortlich machen zu wollen. Darin stand und steht nichts von Dreadnoughts zu lesen; es hat lediglich die Ver teidigung unserer Seeinteressen im Auge, aller dings gegen jedermann. Der Stein, an dem sich die englischen Poli tiker noch immer überflüssigerweise stoßen, ist die neue Flotte in Deutschland. Wir können ihnen dies nicht übelnehmen, vielleicht bedauern, aber auch nicht verhindern. Es ist nun einmal unser fester Wille und gutes Recht, uns gegen Angriffe zu Wasser und zu Lande zu schützen; wir wollen den Frieden mit Ehren, im Kriege uns aber tüchtig wehren können. Daß sehr bald unsere im Entstehen begriffene Flotte den Eng ländern so gewaltigen Respekt abnötigen würde, daß sie aus eingebildeter Znvasionsgefahr oder zum politischen Druck auf unsere Regierung ihre ganze Flotte in der Nordsee zu konzentrieren für die höchste Weisheit hielten, öffnete erst den Deutschen die Augen und gewann der deutschen Flottenpolitik an der ganzen Nation den Rück halt, der es ernrüglichte, die Flotte zu ihrer jetzigen Größe, Schlagfertigkeit und politischen Bedeutung zu entwickeln. Mit vollem Recht und in voller Einmütig keit ist von den Parteien des Reichstags dem Staatssekretär des Rcichsmarineamts, Groß admiral von Tirpitz, höhe Anerkennung für seine langjährige und trotz aller störenden Ein flüsse so erfolgreiche Verwaltung der Marine gezollt worden — ein gewiß seltenes Vorkomm nis in seiner Art bei einem «taatSsetrctär, der in einem Dezennium sein Budget — das von kurzsichtigen Leuten unter die unproduktiven ge rechnet wird, weil es direkt nichts produziert, was verkauft werden kann — um 400 Prozent gesteigert hat. Diese nicht mißzuverstehendc Kundgebung des Reichstags wird auf alle ern sten Politiker des Zn- und Auslandes mehr Ein druck machen, als alle Reden von Vertretern der Rcichsregierung über die zunehmende Ent spannung und beinahe freundlichen Beziehungen zu England, wird besser znr Erhaltung des Friedens wirken, als alle Verbeugungen und Freundscbaftsversichcrungen unserer Diplomatie. Zn seiner großzügigen Stimmung hielt sich der Reichstag bei den einzelnen Etatspositionen nicht allzu lange auf und konnte dies auch mit guten: Gewissen tun, da der vorliegende Marine etat Ueberraschungen nicht bringt und sich auf Grund des Flottengesctzes automatisch entwickelt hat. Dafür, daß der Automat sparsam arbeitet, sorgt, wie der ReiclMtag seit langen Jahren weiß, in Pflichttreue der bewährte Staatssekretär, der für die ihm anvcrtrauten Gelder gute Ware haben will, der keine Techtelmechtel mit Rü stungsinteressenten unterhält, selbst wenn diese durch ehemalige Marineoffiziere sich vertreten lassen. Natürlich beklagt der Staatssekretär das Anwachsen der Zndiensthaltungskosten unserer Flotte, das auf dem vermehrten Kohlenverbrauch und der allgemeinen Erhöhung aller Löhne und Gehälter im wesentlick>en beruht, desgleichen die traurigen Verluste an Menschenleben, welche bei den militärischen Uebungen auf, unter und über dem Wasser zuweilen leider unvermeidlich sind; er tut dies um so mehr, als er sich außerstande weiß, hier gänzliche Abhilfe versprechen zu tönnen. Die militärischen Uebungen der Flotte bezwecken die Vorbereitung für den Ernstfall; um nützlich zu sein, müssen sie unter Umständen, die denen des Ernstfalles möglichst angenähert sind, vorgenommen tverden. Verlust von Mate rial und Menschenleben soll dabei ausgeschlossen sein; in dieser Absicht werden die Dispositionen für die Uebungen getroffen. Ist menschliche Vor aussicht und guter Wille aber allmächtig- Durch viele den Anforderungen entsprechend gesteigerte Uebungen wird angestrebt, das Ziel zu erreichen. Die den Kern unserer Flotte bildenden Linien schiffe sind erheblich größer geworden, aber auch alle anderen Schiffstlassen haben einen Größen zuwachs erfahren. Für ihre Fortbetvegung und den Betrieb ihrer zahlreichen Hilfsmaschmen für alle Arten Flottenübungen ist Kohle unbedingtes Erfordernis, und zwar um so mehr, je größer und zahlreicljer sie geworden sind. Ohne die Güte der Ausbildung unserer Schiffsbesatzungen hcrabzusetzen, ist eine Verminderung des Kohlen verbrauchs nicht möglich. Wir dürfen noch weni ger als andere daran denken, weil wir nicht nach der Zahl, sondern nach der Schlagfertig keit bewertet werden. Sehr erfreulich tvar es schließlich, daß bei dem Titel Marine-Attack^ für Buenos-Aires die ungenügende Besetzung unserer Auslandsstatio nen mit Kreuzern, mit zeitgemäßen Repräsen tanten unserer Schiffbaukunst zur Sprache kam und daß, nachdem der Staatssekretär die Gründe dieses bedauerlichen Zustandes auseinanderge setzt hatte, aus der Mitte des Reichstages die Forderung der Beschleunigung des Ausbaus un serer Auslandsflotte angeregt wurde, soweit dies im Rahmen des bestehenden Flottengesetzes an gängig wäre. Es ist ja auch geradezu beschä mend, daß wir angesichts der unruhigen Lage in Mexiko den Schutz unserer zahlreichen Lands leute allein einem kleinen Kreuzer „Bremen" und der Hapag anvertrauen mußten. der Rum -er Leipziger Väl-er. Seit Wochen erschallen in den südwestlichen Wäl dern Leipzigs, namentlich in der „N onne" und den angrenzenden Teilen der .^Linie", die Axtschläge der Holzhauer, knirschen und kreischen die Baumsägen, krachen und stürzen die alten Eichen und die jungen Eschen, Rüstern usw. zu Hunderten. An mehreren Stellen sind größere Flächen, wo vorher schönster Hochwald stand, völlig kahl geschlagen, und noch" tragen viele Bäum« das in die Rinde geschnittene verhängnisvolle Zeichen, daß auch sie dem baldigen Untergang geweiht sind. Gegenwärtig ist eine Pause in dieser Waldver wüstung eingetreten, um die geschlagenen Bäume ab- zufahren und die zerschnittenen Stämme zu ver auktionieren. Die letzte Auktion hat der städtischen Forstvcrwaltung manchen Tausendmarkschein allein für die Eichenstämm« eingebracht. Bald aber geht das Abhauen wieder los. Wir — ich spreche für ein« große Gemeinde auf richtiger Ztaturfreunde — di« wir fast jeden Tag nach der Arbeit unseres Berufes einen Lrholungsspazi«r- gang durch das Scheibenholz in die Nonne oder Linie zu machen pflegen, um Leib und Seel« frisch zu er halten und zu neuer Arbeit zu kräftigen, sahen mit täglich wachsendem Staunen und Grauen, welche un heilbaren Wunden da unserem schönen lieben Wald geschlagen wurden. Und jeder stand und fragte: „Was ist denn hier los? Wird ein neuer Flutgraben oder ein« Straße durch den Wald gelegt?" Nichts von alledem, lautete die Antwort, die ich mir an autoritativer Naturelle holte, sondern der Wald wird nur „ausgeforstet", weil in den letzten Zähren sehr viele Bäume infolge des allgemeinen Sinkens des Wasserspiegel» einzugehen beginnen. Namentlich die alten Eichen sind von diesem Austrocknungsprozeß betroffen, wie man schon an den zahllosen dürr gewordenen Wipfeln sehen kann. Um von diesem wertvollen Nutzholz noch so viel wie möglich für den Stadtfiickel zu retten, müssen die Bäum« schleunigst abgehauen werden. Die ent stehenden Lücken wird man durch Anforstung junger Bestände von Baumarten, die weniger Feuchtigkeit brauchen, auszufüllen sucl-en. So lautet« die mir erteilte Auskunft, und eine in haltlich gleichlautende Antwort erhielten auch die lüZnterpellanten, die in der vorigen Woche imLtadt- verordnetenkollegium eine Einschränkung dieser Abholzungen beantragten. Ich weiß nicht, wer diese 16, unter Dr. Juncks Führung interpellierenden Herren waren, aber ich kann ihnen die Versicherung geben, daß sie sich für ihr warmherziges Eintreten den aufrichtigen Dank von Tausenden ihrer Mitbür ger erworben haben, die, erfüllt von Liebe zur großen Natur und stolz auf die jahrhundertelang erhaltene Schönheit unserer Leipziger Wälder, die idealen Werte im Dasein einer Großstadt nicht von den materiellen Interessen des Fiskus so gewaltsam bei seite geschoben sehen wollen, wie es in diesem Falle geschieht. Leider ist aber der Antrag dieser 16 Herren im Stadtverordnetenkollegium unter den Tisch gefallen. Von der beantragten Abstimmung wurde „Abstand genommen", nachdem vom Ratstijch die Erklärung gegeben worden war, daß nur solche Bäume ab gehauen würden, die „überständig" wären oder „keine Triebkraft" hätten. Ach bedauere sehr, daß sich die Interpellanten mit dieser Erklärung zufrieden ge geben haben, denn wer sich di« Holzschläg« g«nau«r betrachtet, der sieht, daß auch zahllose junge, nur schenkeldicke Bäume abgehauen sind, bei denen von „Ueberständigkeit" und „mangelnder Triebkraft" keine Rede sein kann. Und konnte man der Nctturliebe und Naturfrouk« Tausender von erholungsbedürftigen Spaziergängern nicht wenigstens das geringe Zuge ständnis machen, daß man das Freischlagen ganzer Waldblößen nicht gerade dicht bei den Spazierwegen vornimmt, wo joden Vorübergehenden der traurige Anblick schmerzlich bewegen muß, oder daß man ein zelne alte Eichen trotz der Gefahr ihres Absterbens stehen läßt, wenn sie an einer hübschen, den Spazier gängern in langen Jahren lieb gewordenen Stelle stehen? Warum mußt« z. B. der schöne alte Baum vor dem Bahnübergang am Fischerwehr abgehauen werken, der mit Bänken umgeben war und einon so erfrischenden Ausblick auf di« rauschenden Wasser des Wehres bot? Jetzt liegt der Niese tot am Boden, und die Bänke stehen leer. Nein, der Grund des Uebels liegt nicht nur in der „Ueberständigkeit" der Bäume, sondern darin, daß die fiskalische Forstoerwaltung, die selbstver ständlich vor allem rechnen und haushalten muß, keinen Sinn für die ästhetischen und ethischen Be dürfnisse der Waldfreunde haben kann und haben darf. Ist aber dieser rein forstökonomische Stand punkt richtig für die Behandlung und Pflege der Wälder in nächster Umgebung einer Großstadt? Diese Frage stellen, heißt sie zugleich verneinen. Die Wälder in nächster Stadtnähe, wo zahlreiche Bürger täglich ihre so nötige Erholung von schwerer Berufs arbeit suchen, dürfen nicht in erster Linie vom Stand punkt der ökonomischen Walv- und Holznutzung be handelt werden, sond-rn vom Standpunkt der Volkshygiene als Eesundheitsstätten, und von dem der psychisch erhebenden Natur freude als Reservatrechte für die edlen Natur denkmäler, die sonst vom Verkehrsmoloch der Groß städte hier wie anderwärts unbarmherzig Vernichter werden. Eine solche Auffassung und eine dem entsprechende totale Aenderung der Waldpflege kann aber nicht von der Forstverwaltung erwartet werden, deren Aufgaben lediglich wirtschaftliche sind; und deshalb täte man am besten, die nächste Wald umgebung der Stadt ganz von der Forstverwaltung loszulösen und sie der städtischen Garten verwaltung zu unterstellen, die genugsam bewiesen hat, daß sie für jene idealen Bedürf nisse einer grotzen Stadtbevölkerung feines Verständnis hat und sie mit künstlerischem Können zu befriedigen weiß. Ja, wird man mir einwcnden, das ist alles ganz gut und schön; aber das würde doch das Absterben der Bäume infolge des Linkens Les Grundwasser spiegels nicht aushalten. Den Einwand kann ich nur teilweise gelten laßen. Die Sache liegt vielmehr meines Erachtens folgendermaßen. In ganz Mittel europa und darüber hinaus nehmen seit Jahren die Gesamtmengen der Niederschläge ad, obgleich es ofr im Sommer wochenlang regnet. Namentlich die Winter sind viel trockener, schneeärmer als früher. Infolgedessen schwinden die Seen, weichen die Gletscher zurück, sinken die Grundwasserspiegel und gehen zahlreiche Bäume aus Mangel an Feuchtigkeit ein. Allgemein gilt als Regel, dag über dem Grund- wassernioeau eine 1—1^ Meter dicke Bodenschicht noch feucht ist, weil sie kapillarifch von unten her durch das Grundwasser wie ein Schwamm durchtränkt und von oben her durch die gelegentlichen Nieder schläge durchfeuchtet wird. In Lieser Bodenschicht wurzeln di« meisten Bäum« und Sträucher unserer Wälder. Wenn nun der Grundwasserspiegel sinkt, so dringt zwar die Feuchtigkeit von unten her nicht mehr so hoch hinauf in di« den Waldwuchs tragend« und ernährende Bodenschicht, aber die Existenz der Bäume ist doch noch nicht gefährdet, solange die Bäume dicht stehen und dichtes Unterholz und Laubstreu den Beken decken; denn so lange können Sonne und Wind den Boden nicht von oben her austrocknen. Wenn aber zugleich mit dem Sinken des Grundwassers der Boden seines die Verdunstung vermindernden Schutzpol st ers von Laub st reu und Unter holz beraubt wird, trocknet er tief hinab aus, und die Bäume gehen cm. Das eben ist in den Leipziger Wäldern der Fäll. Gerade weil jetzt der Grundwasieripleget sinkt, müßte der Wald dicht und schattig bleiben, anstatt weit aus gelichtet zu werden, und müßte der Unterwuchs stehen, das gefallene Laub liegen bleiben, anstatt durch ihre Wegnahme den Boden der Austrocknung preiszuaebcn. Sonst ist der Ruin des Waldes unaufhaitsam. Wenn von den bereits eingehenden Exemplaren der alten Eichen bald hier eine, bald dort eine gefällt wird, ohne daß das Zvaldbild stark verändert wirk, wenn man eine solche Auslese der Minderwertigen auf größere Walkflächen und auf mehrere Jahre verteilt, wirk der Naturfreund den Sturz der alten Recken zwar bedauern, aber begreiflich finden, da das Ab schlagen der einzelnen di« Existenz des Waldes selbst nicht bedroht. Wenn aber so summarisch ab geholzt wird wie jetzt, dann haben wir nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, dagegen Lnentiick Einspruch zu erheben, ehe Leipzigs schönster Raturfchmuck, sein« physisch und psy chisch Segen spendenden Wälder, rui niert werden. Ein Appell an unser hochverehrtes c"tadtoberhaupt wirk sicherlich nicht ungebört ver hallen. ?rok. Uuns Klober. k>olitiseke Uebersietil Kein Merfihußjahr in -er Reichsfinanz verwaltung. Nachdem nunmehr das Ergebnis der Reichs einnahmen für 10 Monate vorliegt, darf man als sicher annehmcn, daß das Elatsjahr 191A keinen Uebcrschuß über den Voranschlag des Reichshaushaltsetats hinaus bringen wird. Durch den Nachtragsetat, der durch die Wehr vorlage des letzten Sommers bedingt war, wur den die Etatsansätze bei den Zöllen um 18 Mil lionen Mark und bei dem Stempel für Wert papiere um 4 Millionen Mark heraufgesetzt. Tat sächlich werden aber die Getreidezölle eine Mindereinnahme von mindestens 40 Mil lionen Mark bringen als Folge der aufeinander folgenden günstigen Ernten der beiden letz ten Jahre, die naturgemäß einen Rückgang der Einfuhr an Getreide nach Abzug der Ausfuhr verursacht haben. Auch die rückläufige Kon junktur macht sich im Laufe des Jahres in verschiedenen Einnahmeposten bemerkbar, so vor allem bei dem Stempel auf Wertpapiere. Dieser war, wie oben angegeben, nachträglich um 4 Mil lionen Mark erhöht und aus den Gesellschafts oerträgen nach dem neuen Stempelsteuergesek waren Einnahmen in Höhe von 7 Millionen Mark veranschlagt. Statt dieser 11 Millionen Mark dürften aber nur 5 Millionen Mark zur Einnahme gelangen. Auch der Anschaffungs stempel wird voraussichtlich 3 Millionen Mark und der Stempel für Grundstücksübertragungen etwa 4—5 Millionen Mark weniger betragen. Und wenn die Schaumwcinsteuer hinter dem An schlag um 1 Million Mark rurückbleibt, so darf man darin auch eine Einwirkung der Konjunktur erblicken. Ein Teil dieser Ausfälle wird aller dings durch Mehreinnahmen aus anderen Steuerquellen gedeckt. So werden die Zucker steuer ein Mehr von etwa 16 Millionen Mark, die Zigarcttensteuer 5 Millionen Mark, die Brau steuer und Ausgleichungsbeträge dafür etwa sechs Millionen Marl, die Salzstcuer 2—3 Millionen Mark und sonstige Stempeleinnahmen auch einige Millionen Mark mehr liefern. Bringt man diese Mehreinnahmen von der Summe der zu erwartenden Mehrerträge in Abzug, so ergibt sich immer noch eine Mindereinnahme von 15—20 Millionen Mark gegen den Voranschlag. Falls sich also in den letzten beiden 'Monaten, was kaum anzunehmen ist, eine Einnahmesteigr- rung ergeben sollte, ist mit einer Mtndcreur- nahmc von etwa 15—20 Millionen Mark gegen den Etatsvoranschlag zu rechnen. Der Deutsche yan-elstag zur Interessen vertretung -es Deutschen han-els im fiuslan-. Der Ausschuß des Deutschen Handelstages beschäftigte sich kürzlich mit der Frage der Er- richrung deutscher Handelskammern im Ausland, Schaffung von Handelsbeiräten bei deutschen Konsulaten, Ausbau der Einrichtung der Han- delssachverstcjndigcn und gab hierzu folgende Er klärung ab: „Die Vollversammlung dcS Deutschen Han- delstages hat am 7. Avril 1900 erklärt, daß sie die Errichtung von Handelskam mern durch deutsche Kaufleute im Ausland als ein wertvo lles Mittel zur Förderung des auswärtigen Handels betrachte und eine wohlwollende Unterstützung derartiger Organe durch die verbündeten Regierungen mit Freuden begrüßen würde. An dieser Stellung nahme hält der Ausschuß des Deutschen Han- delStages fest, wenn er auch nickt die Schwie rigkeiten verkennt, die für die .Handelskam mern im Ausland hinsichtlich ihrer Zusammen setzung und Leitung und hinsichtlich der Auf bringung der erforderlichen Mittel bestehen. Nur wo die deutschen Kaufleute im Ausland« bereit sind, für die Tätigkeit einer Handelskammer Arbeit und Geld zur Verfügung zu stellen, kann die Errichtung einer solchen in Betracht gezogen werden. Der Zweck von Handelskammern, die nur durch deutsche Kaufleute im Ausland geschaffen und verwaltet werden, kann auch durch Han delsbeiräte bei deutschen Konsulaten, auf deren Zusammcnfctzung und Leitung der Konsul einen Einfluß übt, erreicht werden. Dabei wird als selbstverständlich vorausgesetzt, daß das Reich genügende Mittel für die Tätigkeit der Beirätebewilligt. Zu verlangen ist jedoch, daß auch den deutschen Kaufleuten am Orte eine
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