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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140226017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-26
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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zeitung" fort, einmal so weil gekommen, daß man den Orgcn»en der höchste« Autofttät auf Erden, d»s heiligen Vater», des Stellvertreters Thftsti, tbr Ansehen untergraben hat. dann ist nur noch ein kleiner Schritt, nun auch die höchst« Autorität selber au» dem Leben zu eliminieren und zum Unglauben überzugehen." Wenn derselbe Gewährsmann der „Köln. Volk», zeitung" im Anschluß hieran es als die Pflicht der „Integralen" bezeichnet, ihren Kampf gegen die geistlichen Autoritäten einzustellen, so ändert dies nichts an der Tatsache, dah seine oorangeschickten Ausführungen einen Appell an den Papst be deuten. Wer sich erinnert, mit welcher leidenschaft lichen Energie Papst Pius X. den Kampf wider den Modernismus ausgenommen hat, kann ermessen, wie es im Lkittkan berühren must, wenn das führe,üx deutsche Zentrumsblatt den Zntegralismus für noch aesährlickxr und verderblicher als den Modernismus hält. Das Kölner Zentrumsblatt hat also mit seinem Borstost nicht mehr und nicht weniger versucht, als den Pap st zur Aufnahme des Kampfes gegen die Integralen zu bewegen. Auf den Widerhall, den dieses Vorgehen sowohl bei den Integralen als auch im Vatikan selbst wecken wird, darf man gespannt sein. Hanüelsverträge ua- Revisionismus. Die Erklärung des Staatssekretärs Delbrück, die Negierung werde ohne wesentliche Aende- rungcn' der gegebenen Zolttarifgrundlage Han- delspolitis»ch auSMkonlmen suchen, ist von dem Organ des Handelsvertragsvercins (dem „Deutschen Außenhandel"^ nicht rrur mit ruhi ger Sachlichkeit beurteilt, sondern sogar mit Be friedigung begrüßt worden. Da der HandelS- nertragSverein auf dem äußersten linken Flügel der bürgerlichen Freihändler steht, machen die „Sozialistischen Monatshefte" ihre srerhäudlerischen Gesinnungsgenossen auf jene Haltung des „Deutschen Außenhandels" auf merksam, um ihnen folgender vorzustellen: „Wenn ein solches Programm und Ver fahren bereits feiten» der bürgerlichen äußer sten handelspolitischen Linken unterstützt und empfohlen wird, seitens der offiziellen Orga nisation der vermeintlich so schwer geschädig ten, an, meisten getroffenen Industrie- exportinteresseuten, dann sollten die streitcisrigen Parteigenossen, die diesmal ge nau wieder wie vor 1902 zu welterschüttern den großen handelspolitischen Kraftmeie reien aufrufen, endlich doch einmal be stimmt sagen, wo denn die parlamentarische Mehrheit Herkommen soll, die sie im Hand umdrehen gewinnen oder andernfalls durch große Massenaktionen erzwingen wollen. Ein Feldzug, der gleich mit den seltsamsten Illu sionen, über die Stärke der durch die heutige Wirtscl-astspolitik verätzten und darum biinv- nisfühigen bürgerlichen Interessen beginnt, muß nicht nur scheitern, sondern er muß und, wenn von neuem mit doppelt gefährlick-en Kraftproben verbunden, genau so verhängnis volle politisch-parlamentarische Nückschläge bringen wie btb an ihrem^Ende allgemein beklagte Obstruktionskanrpagne 1902." Das alles ist vollkommen richtig. Aber der sozialdemokratische Radikalismus wird sich schwerlich daran kehren, weil ihm die Agitation gegen den „Wuchertarif" um der Hetze als solcher ivillen wichtiger ist, als nüchterne Erwäguny von Tatsacl>en. Auch die polmsch-parlamcntorischen Rückschläge, die eine reine Agitationstaktik der Sozialdemokratie sicherlich eintragen wird, wird sie von lMndelspolitisckien Kraftmeiereien nicht abschrcckcn. Seer und Zlotte. Von einem Mißerfolg englischer Geschützeinrichtungen berichtet die englische Fachpresse. Es handelt sich ein mal um die Ausstattung eines Grohkampfschiffes mit elektrisäxn Bewegungseinrichtungen, die ausschließ lich zur Verwendung gelangt sind. Auf dem Schlacht kreuzer „Jnvincible", der mit 8 30,5-Zentimeter-Ge- schützen und 16 10,2-Zentimeter-Kanonen bestückt ist, hat sich diese Anlage in keiner Weise bewährt und zu fortwährenden Reparaturen Veranlassung ge geben. Man steht jetzt ein, daß hier ein Mißgriff getan wurde und hat das Schiff in ein« Werft ge bracht, wo der Ersatz der elektrischen Geschützetnrtch- tung durch ein« hydraulische erfolgt, was nicht weniger al» 20 Millionen Mark Kosten erfordert. Roch schwerwiegender und für die Kampfkraft der neuesten Großkampfschiffe von ganz wesentlicher Be- deutuna ist die Tatsache, daß man die neueste Schiff», klasse I,,Royal Sooervign"-Klasse) nicht, wie es ur- sprünglich hieß, mit 38,1-Zenftmeter-Geschützen be stücken, sondern wieder zu dem S4^-Zenftmeter-Ge» schütz 1-/45 zurückkehren will. Zn der Fachpresse wird die» mit der nunmehr sestgestellten Tatsache in Ver bindung gebracht, daß die Drahtkonstruktton der in Gebrauch genommenen 38,1-Zenttmeter.Geschütz« sich nicht als so widerstandsfähig erwiesen hat, wie man anfangs anzunehmen Grund hatte. Die Lebensdauer dieses schwersten englischen Schiffsgeschlltze» soll so kurz sein, daß sich die Armierung mit 38,1-Zenti- meter-Geschützen nicht empfiehlt. Man kann aber wohl annehmen, daß man mit der Konstruktion eines neuen Geschützes dieses Kalibers beschäftigt ist, das den erwähnten, allerdings schwerwiegenden Mangel nicht aufwcist. Da die Nachricht von der geringeren Bestückung der Schiffe der „Royal Sovereian"-K!affe vor kurzem mit grosser Bestimmtheit im „Standard" stand, so muß man ihr wohl Glauben schenken. Di« „Queen-Elisabeth"-Klasfe ist bekanntlich bereits mit 8 38,1-Zentimeter-Geschützen bestückt und die Schiffe weisen einen Verdräng von 28 500 Tonnen auf, wäh rend der genannten neuesten Großkampfschifsklasse 2000 Tonnen kleinere Schiffe angehören sollen. Die 34,3 Zentimeter-Geschütze werden von den Linien schiffen der „Jron-Duke"-Klass« geführt. Die endgültige Einteilung des griechischen Heeres in seiner jetzigen Zusammenstellung ist nunmehr offiziell bekanntgegeben worden. Sie weicht »um Teil von den in der Presse vorher veröffentlichten Angaben ab. Di« 5 Korps, die 1s Divisionen um. fassen, haben ihren Sitz der Reihe nach in Athen, Patras, Saloniki, Kavälla und Janina. Sie sind mit Ausnahme des 5. Korps drei Divisionen stark, und von den 42 Infanterie- und Evzonen-Regt- inentern der Armee gehören immer je 3 zu einer Division. Die Divisionen sind nicht in Brigaden eingeteilt, gleichen vielmehr verstärkten Brigaden, zumal da di« Bataillon« nur 3 Kompanien mit einer Maschrnengewehrsektion aufweisen. An deutsches Vorbild gemahnt äußerlich di« neue Bezeichnung „1. Kretisches Regiment Nr. 14" oder „1. Evzonen- Regiment Nr. 38 . Mit Ausnahme de» nur zwei Divisionen zählend-en 5. Korps ist für die Truppen- etnteilung charakteristisch, daß jedesmal der driften Division der Korps eine Abteilung Gebirgsartillerie, 1 Feldartilleriercgiment, 1 Kavallerieregiment, 1 Pionierregiment und 1 Tratnbataillon sowie ein« Krankenträgersektion -»»geteilt sind. Die beiden ersten Divisionen eines jeden Korps weisen außerdem je eine Abteilung Gebirgsartillerie auf, so dah die Ausstattung mtt dieser Waffe recht ausgiebig ist. Die Schnellfeu«rkanonen der Gebirgsartillerie find von Krupp und Schneider bezogen. Bei der Febdaftillerie sind nur 2 Abteilungen mit Kruppgeschützen bewaff net. Außerhalb der Korpsorgantsation ist eine Kavalleriedivision zu 4 Regimentern im Entstehen begriffen, ferner ein Festungsartillerie regiment in Saloniki und ein solche» Bataillon in Janina. Zn dieselben Standorte sollen entspreck)«nd ein Pionierregiment bzw. -bataillon kommen, für die Stämme gebildet find. An Verkehrs- truppen ist 1 Telegraphenregiment mit Funken- kompanie (Salonikis, 1 Eisenbahnbataillon, 1 Kraft- fahrbataillon (beide in Athen) und 1 Fliegevkompani« (Saloniki) aufzustellen. Eine Luftschiffertruppe fehlt mithin noch. ^Deutsches Reich. * Au» dem Wahlkreise Vorna-Pegaa wird uns geschrieben: Für die nationalliberale Reichstags, kandidatur Nitzschke lprach am Dientag abend in einer von ca. 250 Personen besuchten öffentlichen Versammlung in Rochlitz Landtagsabgeordneter Hettner» Dresden. 2n den Vordergrund seiner Betrachtungen stellte er den Gegensatz zwischen nationalltberaler Partei und Sozialdemokratie. Im zweiten Teile seines Vortrags behandelte der Red- ner die Stellung zu den Konservativen, und am Schluffe widmete er d-m Kandidaten Nitzschke sym pathische Worte und empfahl ihn wärmsten» zur Wahl am 17. März. Dem mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag folgte freie Aussprache» in deren Verlauf der sozialdemokratische Kandidat Ryssel für sich und seine Partei warb. Er sprach überaus gemäßigt, wohl um die Sozialdemokratie als die verkörperte Harmlosigkeit erscheinen zu lassen. Diesen Versuch machte im Schlußworte Parteisekretär Näther mit einer Charakteristik der Umsturzpartei zunichte, die an Klarheit nichts zu wünschen übrigließ. Sein Mahnruf, am 17. März nationalliberal zu wählen und auf jeden Fall das Vaterland über die Partei zu stellen, löste in der Versammlung kräftige Zustimmung aus. O * Ter Kaiser machte am Mittwoch vormittag beim Reichskanzler Dr. v. Bethmann Hollweg einen längeren Besuch. * Begegnung de» Kaiser» mit de« König von Italien. Nach dem „Lorriere della Terra" wird König Viktor Emanuel den Kaiser auf seiner Durch reise nach Korfu in Venedig begrüßen. * Auszeichnungen. Der „Reichsanz." meldet: Der König hat dem dlsherigen preußischen Gesandten in Dresden Wirkt. Geheimen Rat und Kammerherrn Dr. v. Bülow da» Großkreuz de» Roten Adler ordens mit Eichenlaub verliehen. — Der katholische Milttäroberpiarrer de» 5. und S. Armeekorps Dr. Züpoen, Titularbischof von Ctlamus, ist zum katholischen Feldprobst der Armee ernannt worden. * Der Präsident de» Aufstchtsamt» für Privat versicherung Dr. Gruner soll am 1. April in den Ruhestand treten. Sein Nachfolger soll Geheimer Oberregierungsrat Z a u p au» dem Reichsamt de» Innern werden. * Der bayerische Berkehrsminister von Seydlein ist aus seinem Urlaub zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen. Damit werden die Gerüchte von seinem Rücktritt endgiltig hinfällig. * Die Uebersvhrung »«» Welfenschatzes nach Braunschweig soll demnächst erfolgen. Der Herzog von Eumberland soll nach Meldungen aus Linz nunmehr der Uebertührung zugesttmmt haben. Zu nächst sollen die altberühmten Goldschmiedearbetten des welsischen Hauses nach Braunschweig transportiert werben. * Kein Kompromiß über das Leuchtölgesetz. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Unter Bezugnahme auf Verhandlungen, di« im Laufe der letzten Woche von der Reichsfinanzverwaltung mit Vertretern aller größeren Parteien de» Reichstag» über die Umgestal tung brr in den Kommiffionsbeschlüssen vorgesehenen Organisation für die zu errichtende Vertriebsgesell- fchaft mit Leuchtöl stattgefunden haben, glaubt ein« parlamentarisch« Zuschrift an die „Köln. Volksztg." vom 21. Februar den Abschluß eine» Kompro misses zwischen der Regierung und der sozialdemokratischen Partei Mitteilen zu können, durch das sich die Regierung für ein Ent gegenkommen gegen sozialdemokratische Wünsche hin- sichtlich einer obligatorischen Organisation der Petroleumarbeiter und --angestellten dar Einver ständnis dieser Partei mit einer Verteuerung de» Leuchtöls zugunsten der Reichslnffe verschaffte. Diese Mitteilung wie die daran geknüpften Betrachtungen entbehren jeder tatsächlichen Unterlage. * 2» der vudgetkommisston de» Preußische« Ab- aeordnetenhause» erklärte der Unterrichtsminister, bet der Umwandlung der Extraordinarien in Ordi- nariate solle in Zukunft mehr al» bisher ein ange messene» Tempo eingeschlagen werden. Len Wünschen der Prtvatdozenten sollte tunlichst Rechnung getragen werden. Da» Drängen der mit Lehraufträgen für wenig besuchte Fächer bedachten Privat dozenten, die Lehraufträge in Ertraordinariate umgewandelt zu sehen, könnte aber nur dazu führen, daß die Ünterrichtsverwaltung mit der- artigen Lehraufträgen künftighin sparsamer sei. Zu der Neubesetzung des Lehrstuhles von Erich Schmidt erklärte der Minister, daß er vor- läufig ein Provisorium geschaffen Labe und daß der Lehrstuhl neu besetzt würde, sobald ein dazu prädestinierter Gelehrter gefunden sei. * Aus^ichnunge« i« Württemberg. Der „Wüft- temb. Staatsanz. veröffentlicht au» Anlaß des Geburtstages des Königs zahlreiche Ordens- und sonstige Auszeichnungen: Herzog Philipp zu Württem berg, Generaloberst, bisher t m »uits des lllanen- regrmeuts König Karl Nr. 19, zu« zweiten Thef des Regiment» ernannt. Herzog Albrecht zu Württem berg, Generaloberst und Generalinspekteur der 6. Armeeinspeklion, bisher ä I» «uite des Grenadier regiments Königin Olga Nr. 119, zum Thef dieses Regiments ernannt. Der württembergische Militär- bevollmächtigte in Berlin Generalmajor v. Draeve- nitz wurde unter Belastung im Verhältnis als General 4 ia euit» der Königs zum Generalleutnant befördert. Dem Staatsminister de» Küchen- und Schulwesen* Dr. v Habemaas wurde das Großkreu- de» Friedrich- Ordens und dem außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Berlin Staatsrat v. Varabueler Titel und Rang eine» Geheimen Staatsrats verliehen. matischou Abmachungen getroffen ward« fink: China bestätigt Englands wirtschaftliche vor- Machtsstellung im Pangtsetal, gibt di« belgische Option für den Endpunkt der Trans-Lhina- bahn nahe Schanghai im Mündungsgebiet des Pangtse und das Projekt der französische« Industrie- bank für den Hafen in Putau aus und verspricht schließlich jenseits Hanbau, abgesehen von der japa nischen Kinklang-Nangtschang-Lini«, lediglich englische Bahnprojekt« berücksichtigen zu wollen. * Ttraßenkamps in London. Ein« Drahtnachricht meldet aus London, 25. Februar: Am Dienstag abend wollten sechs Deputierte, darunter vier Herren und zwei Damen des nicht st reitbaren Frauenwahlrechtsveretns in der Downtng- street dem Ministerpräsidenten eine Denkschrift über reichen. Doch weigerte sich Herr Asquith, die Depu tation zu empfangen. Darauf hielten die sechs ent täuschten Deputierten an Li« sich bald um sie sam melnde Meng« aufreizende Ansprachen. Als die Polizei sie daran hindern wollt«, kam es zu einem Straßcnkampf. Schließlich wurde die ganze Deputation s c st ge n o m m c n, irachdem ein drei hundert Mann starkes Polizeiaufgebot «tnge-griffen hatte. Sulgarten. * Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen mit Griechenland. Aus Sofia, 25. Februar, wird drahtlich gemeldet: Die bulgarische Regie rung hat ihre Bereitwilligkeit ausgesp-ochen, die normalen diplomatischen Beziehungen mit Griechenland wieder aufzunehmen. Es werden zunächst Geschäftsträger ernannt werden. Serble«. * Die Folgen des Moratoriums. Aus Belgrad, 25. Februar, wird gemeldet: Dre Folgen des Mora toriums beginnen sich in der Weise gellend zu machen, daß eine Masse von Firmen in der Provinz, die bei Belgrader Großhändlern ausgedehnte Kredite genoffen, dielen Großhändlern «men Ausgleich auf der Basis von 30 bis 40 v. H. ihres Gut habens anbieten: andernfalls wären sic zur Zahlungseinstellung genötigt. Wegen der Klagen über die unsolide Gebarung der Geld institute bat sich der Handelsminister veranlaßt ge- sehen, besondere Kommissare anzustellen, die das Vorgehen dieser Banken bei Regelung der aus dem Moratorium entspringenden Verbindlichkeiten über wachen sollen. Mexiko. * Die Untersuchung über de» Fall Beaton. Aus Washington, 25. Februar, wird drahtlich ge meldet, daß Staatssekretär Bryan von dem General Tarran za telegraphisch weitere Einzel heiten über den Fall Benton erbeten hat. Der amerikanisch« Konsul in Chihuahua meldet: General Villa weigert sich jetzt, die Leiche Bentons auszuliofern. Er will aber der Witwe oder Verwandten Bentons mtt amerikanischen Ver tretern gestatten, den Friedhof mitternachts zu besuchen. Die Leich« wird ausgegraben und nachher wieder bestattet werden. * Die Rebellen iin Besitze eines Kanonenbootes. Einer Meldung aus Nogales, 25. Februar, zu folge soll sich das Kanonenboot „Tainvtico" mit der a«,fn«t«n Besatzung am Dienstag den Aufständischen in Tovolodampo freiwillig ergeben herben, so daß die Aufständischen in den Besitz des erste« armierten Schiffes gekommen sind, mtt dem sie unverzüglich auf««krochen sind, um irgendeinen Punkt an der WestKste anzugretfen. Ausland. Zrarrkrelch. Das Altersverficherungsgesetz in der Kammer. Paris, 25. Februar. Di« Kammer verhandelte heute über den vom Senat an di« Kammer zurück gelangten Gesetzentwurf betreffend die Altersver- stcheruna für Bergarbeiter. --- Zauräs erklärt«, daß man dem Entwurf zustimmen müsse, wenn er auch unvollkommen sei, denn er sichere sofort sine Pension, die zwischen KOO und .'00 Franken be trage. Die streikenden Bergleute möchten doch in Er wägung ziehen, daß sie, da sie von heute an eine Pen sion von 600 Fvaicken bezögen, bald die Genugtuung haben würden, ein« solche von 720 Franken zu er reichen. Hierauf wurd« di« Generaldebatte geschlossen. — Der Minister der öffentlichen Ar beiten sagte zu. daß er den Senat bitten werde, das Gesetz auf die Arbeiter im den Schieferbrüchen und in Erzgruben ausgudehnen. Eaglaaö. * Snglnnd und da» yangtsebeckeu. Eine Meldung aus London berichtet, daß dem „Daily Telegraph^ zufolge zwischen England und China folgende dtplo- Schulrat Prof. Sicktnger über sein Mannheimer System. „Individualisieren und generalisieren in d«r Schule" hieß da» Thema, über das gestern abend Schulrat Sicktnger im Saale der Alten Hanvelsbörle am Naschmarkt vor einer zahlreichen Hörerschaft als Gall des Bundes für Schulreform sprach. Die Schule, so führte der Vortragende aus, trägt und muß ihrem Wesen nach einen generalisierenden Charakter tragen, der auch al» Ausgleich gegenüber den rein individuellen Eindrücken des Elternhauses nicht zu missen ist. Aber nur unter der Bedingung wird dies« generalisierend« Tätigkeit, wie sie d«r Kollektiv unterricht mit sich bringt, fruchtbar sein können, daß dieser es nicht mtt zu verschiedenartig veranlagten Elementen zu tun hat. Ans dieser Einsicht ent- springt, als eine direkt» Folg« der generalisierenden Tätigkeit in der Schulklasse, die Forderung nach Differenzierung. Und diese Einsicht bildet auch die Grundlage des sogenannten „Mannheimer Systems". Denn während man sich anderwärts mefftentetl» darauf beschränkt, nur die direkt schwachsinnigen Kinder aus der Klaffenaemeinschaft auszuschetden und sie in eigenen Hilfsschulen, soweit angängig, unterzubrtn- gen, ist man in Mannheim weiteraegangen und hat auch für die große Anzahl derer, di«, ohne schon zu den Schwachsinnigen zu zählen, doch au» iraendeinem Grunde dem normalen Unterricht nicht folgen können, eigene Klaffen, sogenannte Förderklaffen, eingerichtet. Ab«r auch nach der anderen Richtung hin ist man folgerichtig oorgegangen und hat für die ütberdurchschnittlich Begabten vom vierten Schuljahre an ebenfalls Sonderklaffen errichtet Es ergibt sich also fol^nd^viertetlnng: Hilfskl^en für die se^r begabten, Normalklaffen für d'e große Menge der Normalbefühigten und Sonderklassen von einem be stimmten Zeitpunkte an für die hervorragend Be fähigten. Zn der richtigen Erkenntnis, daß die ganz schwach Begabten auch bei noch so langer Lerndauer nur den elementarsten Teil der durch die Volksschule ver mittelten Bildung erlangen können, hat man das Maß d«s von ihnen zu Erlernenden auf das Pensum der ersten vier Schuljahre festgesetzt. Das Förderklaffensystem hingegen, dessen Schüler sich, wie gesagt, aus den non Natur schwach Beanlagtvn, ferner aber auch au» den durch Krankheit Zurück gebliebenen sowie vor allem denen, die man bei uns al» Sttzengeblieben« bezeichnet, sowie schließlich d«n Schwächeren brr von auswärts Zuaezogenen (ein in Mannheim besonders häufiger Fall) zusammensetzen, ist siebenstufig. Es wird hierdurch erreicht, daß auch diejenigen, die bei dem heutigen System des Sitzen bleibens mit einer nicht abgeschlossenen Bildung aus der 2. oder 8. Klaffe abgehen müssen, einen regu lären Abschluß bekommen können, die Normalklaffen aber anderseits von diesen oft so störenden Elementen befreit werden. E» befinden sich also in den Nor malklassen nur normal Fortgeschrittene, abgesehen von denjenigen, die au» den Förderklaffen nach be sonder« guten Leistungen wieder übertreten. Diese wi«d«r Üebertretenden bestehen aber in der Regel nur aus solchen Kindern, die, durch Krankheit au» dem normalen Lehrgang herausgeriffen. eine Zeitlang in Rückstand gekommen waren, sonst aber dem Lehr gang der Normalklaffen zu folgen vermögen. Di« weitaus größte Anzahl der eigentlich Schwach befähigten aber verbleibt während ihrer ganzen Schulzeit in den Förderklaffen, wo der ihnen anae messcne Lehrgang und die vefonder» sorgfältige Be handlung sie zu dem heranbilder., was ihrer geringen Befähigung entsprtcht. Den hervorragend Begabten sucht man, wie ge sagt, von» 5. Schuljahre an durch Hinzunahm« des Französischen ein erweitertes Betätigungsfeld zu geben. Es hat nicht an Einwänden gegen dteses oben skizzierte System gefehlt. Einer der hauptsächlichsten war wohl der, daß man sagte, durch dies« Differen zierung würden den Schwachbefähigten die Vor bilder genommen, denen sie nachetfern könnten, wäh rend die Hochbefähigten zu Dünkel und Unduldsamkeit erzogen würden. Diesem Einwand muß man zunächst entgegnen, daß ja auch bei dem Mannyetmer System die überwiegend« Zahl in den Normalklasien sitzt, dann aber sind doch auch die Unterschiede in leder der vier oben beschriebenen Klaffensysteme innerhalb jede» Systems noch so bedeutend, daß von einem Aus schalten der belebenden Konkurrenz kein« Rede sein kann. Sollte aber wirklich, wenn die Unterschiede in den einzelnen Begabungen zu groß werden, «in Nebeneinanderarbriten in derselben Klasse noch di« ersprießlichen Wirkungen de» freien Wettkampfes zeigen'? Zst nicht vielmehr fast stet» zu beobachten, daß der wirklich vonvärtsstrebende Schwachbegabte, wenn er sieht, wie mühelos der Hochbegabte da» Ziel erreicht,- das ihm unerreichbar bleibt, schließlich resigniert die Flinte ins Korn wirst und den un gleichen Wettbewerb überhaupt aufgtbt? Alle diese werden, in befonderen Klaffen untergebracht, im Wettbewerb m»t ihnen annähernd Gleichbegabten Wiederaufleben und, da sie jetzt wieder eine Möglich keit sehen, da» niedriger gesteckte Klaffenziel zu er reichen, wieder mit Lust an die Arbeit gehen. Die Rormalklasftn aber werden von einem dauernden Hemmschuh befreit sein. Aber auch die hervorragend Begabten werden in Sonderklaffen mit größeren An forderungen wieder erhöhte Lust am Arbeiten be kommen. denn hier erst »Kicd ihn««, di« blicher mtt HM» mir fgüchtmz, »Keder Arbeit zugemutet. Und gerade diejenigen, die bisher quasi konkurrenzlos spielend an der Spitze ihrer Klaff« standen und dadurch leicht zu falschen Schlüffen über ihre Fähigkeitey verleitet wurden, werden im Wett bewerbe mtt Gleichbesähigten erst eine richtige Ein schätzung ihrer Begabung erlangen können. Und so mit dürften sie gerade im Gegenteil vor einer Ueberheoung bewahrt bleiben. Nach dieser Richtung hin verdiente das Mann heimer System noch einen weiteren Ausbau. Denn jo notwendig auch die Pflege der Schwachbegabten ist, so wünschenswert ist cs auch, Hochbegabte zur rich tigen Entfaltung ihrer Kräfte anzuregen und sie nicht wie bisher durch eine ihren Fädigkeiten absolut nicht angepaßte Kost dem ernsten Arbeiten zu ent wöhnen. Englands Vorgehen dürft« in dieser Frage zu beachten sein. Daß im Rahmen des Liannheimer Systems auch die körperliche Ausbildung eingehende Berücksich tigung erfährt, sei uim Schluß noch kurz hervor gehoben. Als vorbildlich dürfte es anzusehen sein, daß di« Stadt Mannheim mit der Vereinigung der dortigen Zahnärzte ein Abkommen getroffen hat, nach dem jedes Dollsschulkind bei freier Aerzttwahl unent geltliche Behandlung genießt. Auch für Schwtmm- und wöchentliche Badegelegenheit der Kinder tft in vorbildlicher Weife gesorgt, wobei reich« Stiftungen Mannheimer Bürger der Ausgestaltung dieser Nn- rtchtungen zustatten kamen. Ferienkolonien für die besonders Bedürftigen und Frühstück für die Un bemittelten vervollständigen diese Einrichtungen, wie dies ja auch von andere« Städten meistens schon durchgeführt ist. Als erwähnenswert dürfte schließ lich noch gelten, daß di« Stadt Mannheim die Volks schullernmittel auf Wunsch unentgeltlich gewährt, «n Recht von dem ungefähr 85 Prozent der Elter« Gv»
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