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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110925012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911092501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911092501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-25
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Llr. 2SS. 10S. Jahrgang. sumierenben Massen nicht das gerechte Ver langen de» produktiven Standes der Gewerbetrei benden vergißt. L. Gewerbetreibende und Hausbesitzer sind beide bodenständig und haben gemeinsame Interessen. Wenige Gewerbe können den Boden entbehren. Darum sollte der organisierte städtische Haus- und Grundbesitz angesehen werden als eine sehr nützliche Kerntruppe de, erwerb», tätigen Mittelstandes. 3. Gemeinsam« Po« litik: Aufklärung der Presse, und zwar wie folgt: Es mutz Schlich gemacht werden mit der krank machenden Sozialpolitik zugunsten der wirtschaftlich Unselbständigen und zu Lasten der wirtschaft lich Selbständigen. Das Unternehmerinteresse darf nicht vergewaltigt werden, denn das Brot der Nation hängt daran. Im großen Wettkampfe der Völker siegt das Volk, das die gesündeste Unter- nehmungskraft hat. Nicht Zwangsvcrsicherung und Zwangspflege, sondern di« Erziehung unseres Volkes für die frische Sturmluft der wirtschaftlichen Frei heit soll unser Ziel sein. Hierauf wurde der Tag mit einer Srhlußan- sprache geschlossen. Manöver Les 19. Armeekorps am 23. September. Dem Korpsmanöver gegen markierten Feind am 23. September lag folgende Kriegslage zugrunde: Eine blaue Armee l>at o-n der Saale westlich Merseburg-Hall« Gefecht« mit roten Trnpl»en ge habt, di« vor erfolgter Entscheidung den Rückmarsch nach der Mulde angetretcn haben. Am 22. Septem ber hat di« blau« Armee dem zurückwcülxndcn Feinde folgend die Saale in Linie Schkopau—Hall«—svettin überschritten und geht mit rechtem Flügel auf Leip- »ig vor. Das blaue 19. Armeekorps von Süden her rm Anmarsch zur Entscheidung ist am 22. September früh bei Weißenfels- und südlich auf rot« Truppen ge stoßen, die ohne Kampf ül-er Groitzsch zurückgingen. Das 19. Armeekorps überschritt noch am Abend die Elster und biwakierte bei Groitzsch. Di« Pleißenüber- gänge von Lobstädt bis Rüben waren vom Feinde besetzt. Zahlreiche feindlich)« Kavallerie verhinderte weiter« Aufklärung. 19 Uhr abends ging vom A. O. K. die Nachricht ein, daß die Armee morgen mit rechtem Flügel über Leipzig auf Wurzen vorgehen wolle, der Anschluß des 19. Armeekorps werde über Trcbsen erwartet. FeinLc- licher Widerstand sei, wo er sich zeige, schnell zu brechen. Der kommandierende General ordnete darauf an. daß die 40. Infanteriedivision 5 Uhr 30 Min. von Droßdorf über Lobstädt Borna auf Kitzscher vormar schieren solle, die 2 t. Infanteriedivision solle 8 Uhr vorm die Pleiße bei Zögen und Zöpen überschreiten und Hand auf das östlich-e Pleißenufcr legen. Not, d.rs den Auftrag lratte. den Vormarsch des ihm gegeniibelstehenden Feindes gegen die Straße Leipzig- -Wurzen zu verhindern, hatte sich entschlossen, eine Flankenstelluug hinter dem Göselbach von süd lich Störmtbal bis Bahnhof Belgershain einzuneh men. Die Nachhut in Stärke 1 Inf.-Negts. und 1 Feldartillerie-Abteilung und die 40. Kav. Brig. sollte den Feind beim Uebergang über die Pleiße Aufenthalt bereiten und ihn sodann durch ein Zurück gehen in Richtung Hainiclxn möglichst nach Osten ziehen. Der Vormarsch der blauen 40. Inf.-Div. stieß zunächst bei Lolchädt und dann südlich Dittmannsdorf auf die Kav.-Brig., di« narb kurzen Gefechten zum Rückzug gezwungen wurde. Die 24. Inf.-Div. konnte unbehelligt vom Feinde den Geierberg gewinnen, da d«ie ursprünglich dort ^sindlichen Nachhuten durch den Vormarsch der 40. Inf.-Div. zu frühem Abmarsch gezwungen worden waren. Infolge des unsichtigen, regnerischen Wetters er hielt der kommandierende General erst Meldung van den feindlichen Stellungen hinter dem Göselbach, als die 40. Inf.-Div. mit dem Anfang Stockheim, die 24. Inf.-Div. die Gegend Mölbis—Elvenhain erreicht hatten. Er führt« sein Korps zum Angriff vor und zwar 40. Ins Div. über Rohrbach-Oelzschau. 24. Inf.- Div über Pötzschau—D^eiskou. Als das Korps zum Angriff entwickelt war, wurde in Riulstcht auf den bereits von 4 Uhr nachmittaas ab erfolgenden Abtransport der Truppen das Manö ver abgebrochen. OruMes Reich. Leipzig, 23. September. * Die Kaisermanöverkostcn. Die bisher gewonnene Uebersicht des Flurschadens im Kaisermanöver läßt erkennen, daß der Umfang der durch die Trnppen- bewegunqeu und -kämpfe entstandenen landwirtschaft lichen Verluste voraussichtlich diesmal verhältnis mäßig gering ist. Die Adschätzungskommissare arbeiten mit Hochdruck, denn die Heeresverwaltung wünscht, nach Möglichkeit schnell mit den Besitzern und Pachtern der beschädigten Felder abzurechnen. 2m Vorjahre betrug die in der Elbinger Niederung zur VerteUung Leipziger gelanate Summe etwas über V» Million Mark. Trotz der sehr viel größeren am 1911 er Kaisermanöver be teiligt gewesenen Truppenmassen dürfte der dies« jährige Flurschaden wohl nicht höher ausfallen. * Ueter die Mitwirkung de» vnndesrat» zur Durchführung der Krankenversicherung nach den neuen Bestimmungen der Reichsverficherungsordnung schreibt man uns: Der Bundesrat hat zunächst Be stimmungen zu erlassen, wieweit vorübergehende Dienstleistungen versicherungsfrei bleiben sollen und wieweit solche Personen, die hiernach der Versiche rungspflicht nicht unterliegen, freiwillig der Versime- rung beitreten können. Dabei ist der Bundesrat be fugt, die Reaelleistungen auf Krankenpflege und Krankenhausvslege ohne Hausgeld und ohne Kran- kengeld zu beschränken. Außerdem hat der Bundesrat zu bestimmen, für welche ausländischen Grenzgebiete der Anspruch auf Krankenhilfe nicht ruht, falls sich Berechtigte nach Eintritt des Versicherungsfalls ins Ausland begeben. — Das Gesetz hat bestimmte Grup pen von Versicherten festgesetzt, die Mitglieder der Landeskrankenkasscn sein sollen. Jedoch kann der Bundesrat den Lundkrankenkasien auch noch andere Gruppen von Versicherten zuweisen, die vor Erlaß der Reichsversicherunasordnuna noch nicht versicherungs pflichtig waren. Diese Entscheidung wird der Bundes rat daher demnächst zu treffen haben. Stehen Ver sicherte gleichzeitig in verschiedenen versicyerunas- pslichtigcn Ardeitsvcrhältnissen. lo soll die Entschei dung nach der überwiegenden Beschäftigung getroffen werden. Der Bundesrat kann jedoch hwrüver nähere Bestimmunaen erlasse». Für die Krankenkassen muß ferner die Art und die Form der Rechnungsführung durch eine vom Bundesrat zu erlassende Verordnung geregelt werden. Dazu gehören auch Bestimmungen über die Form der Rechnungsabschlüsse und die Ern- sendungsfristcn, welche von den Krankenkassen dem Versicherungsamt einzureichen sind. Die gleichen Be stimmungen können dem Bundesrat für Kassenver bände erlaßen werden. Arbeitgebern, die eines Wandergewerbescl-eins bedürfen, und ihre Beschäftig ten von Ort zu Ort mit sich führen wollen, müssen die Krankenkassen die empfangenen oder gestundeten Beiträge bescheinigen. Hierfür ist vom Bundesrat ein Muster zu erlassen. Ebenso hat der Bundesrat zu bestimmen, wie weit Personen verllcherungspflich« tiq sind, die ein Arbeitgeber ohne Wandergewerbe schein in seinem Wanderaewerbebetriebe beschäftigt. Eine besonders wichtige Bestimmung hat der Bun desrat in bezug auf die Krankenversicherung der Hausgewerbetreibenden zu erlaßen, indem er festsetzt, unter welchen Voraussetzungen Hausgewerbetreibende mit einem jährlichen Ein kommen von mindestens 3500 .11 auf ihren Antrag versicherungsfrei werden. Und schließlich bedarf es noch der Regelung durch den Bundesrat über das Verhältnis der Krankenkassen zu den Ersatzkassen, falls der Mitgliederkreis einer Ersatzkasse überwie gend aus Versicherten besteht, in deren Beruf ein hän- figer Wechsel der Beschäftigung von Ort zu Ort üblich ist. * Das neue Tropen-Hngiene-Jnstitut in Hamburg. Die Einweihung des neuen Tropen-Hygiene-Instituts wird nicht, wie es beabsichtigt war, am 1. Oktober 1912 erfolgen, da die Fertigstellung sich um ein Jahr verzögern dürfte. Es handelt sich dabei nicht um eine völlige Neugründung, sondern um eine Erweiterung des bisherigen Institutes, das dem Staate Hamburg gehört und vom Reichskolonialamt dotiert wird. Das Tropen-Hygiene-Instttut dient dazu, Kranke der Handelsflotte, die aus den Tropen zurückkehren, aufzunehmen, es wird aber auch häufig von zurückkehrendcn Kolonialbeamten aufgesucht, die hier Heilung suchen. Als Aequivalent für die Unter stützung des Reiches übernimmt das Institut die Verpflichtung, Zivil- und Militärärzte, die nach den Tropen gehen, für ihren Dienst vorzubereiten und sie speziell mit der Tropenhygiene vertraut zu machen. * Zuwachs des Hansa-Bundes in den letzten Mo naten. In den letzten Monaten sind folgende Orga nisationen als neu einaetreten gemeldet worden: Verband Württcmbergischer Industrieller zu Stutt gart, Verband Deutscher Bürsten- und Pinsel-Indu strieller zu Nürnberg, Verein der Uhren-Industrie und der verw. Industrien des Schwarzwaldes zu Rottweil, Verein der Wasserleitungs-Unternehmer e. V.. Frankfurt a. M., Getreide-Börse zu Dortmund, Verein der Lederhändler zu Nürnberg, Maurer meister-Vereinigung zu Nürnberg, Handelsverein Augsburg, Haus- und Grundbesitzer - Verein Saarbrücken. Bayrischer Drogisten - Verband e. V. München, Verein zur Wahrung kaufmännischer In- tereficn und Rechte zu Solingen, Kolonialwaren händler-Verein, Memel, Verband der Handlungs gehilfen sowie fünf Organisationen des gewerblichen Mittelstandes, Memel, Verein der Warenagenten für sür Essen und Umgebung, Gewerbe-Verein Homburg v. d. Höhe. Kaufmännischer Verein zu Fürth in Bayern, Verein zum Schutze von Handel und Ge werbe sowie 3 weitere Organisationen des Mittel standes in Nürnberg und Schwabach, Zentralverein der Seifenhändler zu Berlin, Verein der Gesinde- und Stcllenvermittler für Berlin und Vororte, Kaufmännischer Verein, Geldern, Freier Verbands ausschuß deutscher Dekorationsmaler zu München. Die Organisation wurde aueaebaut durch zwei neue Prooinzialverbände in Ost- und West Tasedlatt. preußen mit eigenen Geschäftsstellen in Königsberg bzw. Danzig. Die Gründung eines Provinzial verbandes jür Rheinland-Westfalen mit einer Ge schäftsstelle in Düsseldorf ist beschloßen. Am 8. Oktober d. I. tritt der Landesverband für die beiden Mecklenburg ins Leben. Ferner wurden neue Ortsgruppen gegründet unter anderem in Duisburg, Langerfeld i Wests., Idar Nahe, Dräz in Posen, Greiffenberg i. Schles. und Osiritz bei Zitlau, sowie eine größere Anzahl von Vertrauensleute bestellt. * Hilfskasse für deutsche Rechtsanwälte. Am 11. September 1911 hat zu Würzburg die siebenund- »wanzigste Generalversammlung der Hilsstafie für deutsche Rechtsanwälte stctttgcsunden. Das Geschäfts jahr 1910^11 schließt mit einer Mitgliederzahl von 5585 gegen 5418 im Vorjahre ab. Das Kapltalkonto beträgt 1 139225 .4t 65^. Bis zum 1. Juli 1911 war für Unterstützungszwecke schon über 114 784 ./t verfügt. * 25 Jahre Evangelischer Bund. Auf eine Wirk samkeit von 25 Jahren blickt 1911 der Evangelische Bund zurück. Der Generalsetretär des Bundes H. Hüttenrauch hat aus diesem Anlaß eine Iubi- läumsgabe in Gestalt einer zur Belehrung weiter Kreise geeigneten Schrift dargeboten. Zum ersten Male wird hier in übersichtlicher Darstellung das Werden, Wachsen und Wirken des Bundes geschildert. Das Erwachen des Gedankens eines großen deutsch evangelischen Volksbundes als eines „Erziehers des deutschen Protestantismus zur Kraft", und die Verwirklichung dieses Gedankens durch Männer wie Beyschlag, Meyer,Nippold, Riehm, Witte, v Wintzinge rode u. a. schildert der erste Abschnitt des Buches. Der Bildung und Ausbreitung der Organisation gilt der zweite Abschnitt. Im dritten Ab schnitt wird der Leser mit der Arbeitsleitung durch das Präsidium, den Zentralvorstand uud den Desamtvorstand und mit den Arbeitskräften und ihrer vielseitigen Tätigkeit im Bundesheime zu Halle und auf Vortragsreihen bekannt gemacht, um dann von der Lösung oer Aufgaben, die der Evan gelische Bund sich gestellt hat, zu hören. Auch die Stellung des Bundes zur sozialen Frage und zur Politik, sowie seine literarische Tätigkeit wird be handelt, eine Reihe von Abbildungen, zumeist von einstigen oder jetzigen Bundesführern. aus Nord und Süd und Ost und West beleben den Text. Eine statistische Uebersicht der Hauvtvereine unter An führung auch ihrer österreichischen Pflegegemeinden sowie ein Namen, und Sachregister machen das Buch der praktischen Benutzung noch besonders dienstbar. Ruslsnü. Oesterreich-Ungarn. * Gerichtliches Nachspiel zu den Sonntaasnuruhe». Am Sonnabend begannen vor einem Vierrichter- Kollegium die Verhandlungen gegen 227 Demon stranten, die wegen der Ausschreitungen am letzten Sonntag wegen eines Verbrechens angeklagt sind. Jeder Fall wird zwar einzeln verhandelt, aber die meisten Verhandlungen werden auf ganz unglaub liche Weise schnell burchgepeitscht. Fast alle Angeklagten sind geständig, viele haben auf die Be stellung eines Verteidigers verzichtet. Die meisten sind angeschuldigt und überführt, die Wache mit Steinen geworfen und mit Stocken geschlagen zu haben. Bisher hat kein einziger Angeklagter die Wache selbst eines anreizenden Vorgehens bezichtigt. Die Strafen sind sehr streng. Ächnliche Ver gehen werden in ruhigen Zeitläuften mit 3 Wochen bis höchstens 6 Monaten Kerkers bestraft; fetzt werden den Angeklagten für dieselben Vergehen 1—2 Jahre schweren Kerkers, verschärft durch Fasten und Dunkelzelle, zuerteilt. Unter den Angeklagten sind viele Familienväter und mehrere kaum den Kinder schuhen entwachsene jung« Leute. Die meisten sind unbescholten. „Warum taten Sie das?" fragt der Vorsitzende die Angeklagten. Sie antworten fast stereotyp: „Wir waren von der allgemeinen Auf regung ergriffen und bedauern jetzt, diese Dummheit begangen zu haben." Die strengen Verurteilungen macken nach der „Voss. Ztg." großes Aufsehen und erzeugen in den Arbeiterkrersen dumpfe Niedergeschlagenheit. Die strengen Urteile erregen aber auch in allen Lürgerkreisen Verblüffung und zugleich die Besorgnis, daß bei den diesmaligen Derhanblungen der Bogen zu strass gespannt worden sei. England. * Der Super-Dreadnought „Orion". Der neue Super-Dreadnought „Orion'', dessen Schnelligkeit bet den Probefahrten hinter der vorgesehenen Säinellig- kett zurückvlieb, macht jetzt im Kanal Schießver- suche mit der neuen 13,5 zölligen Riesenkanone, die 10 Tonnen mehr wiegt als dl« 13 zöllige Kanone. Die Geschoße sollen auf 9 Kilometer Entfernung die dicksten und besten Panzer durchschlagen können. " Der irisch« Eisenbahastreik. Es hat den An schein, als ob der Eisenbahnstreik in Irland trotz gegenteiliger äußerer Svmptome allmählich in sich zusammensinken wird. Aus den Lrniea wird wieder gefahren. Die einzige Folge der großen mann, eröffnete den Abend mit Seb. Zlgchs C- ALoll-Orgclpräludium und Fuge, ließ hier aber manches an Klangfarbe und Steigerung ver missen. > MS Novität erschien die Altsolo-Kantate „Ach daß ich des Wassers genug hakte" vom Eisenacher Joh. Christoph Bach (1612 bis 1703) — ein Ar schönes, in jeder Hinsicht noch mit vollster Frische wirkendes Werk, von überraschenden Wen dungen und eindringlichster musikalisckier Dekla mation tvie freier Melodiebildung und -führung. Frau Tilly Ko« neu (Berlin) sang diese großer Akzente bedürfende Klage mit vollendetem Aus druck und günstiger Skiinmentfaltung. Ein an derer, um die Bach-Sache hochverdienter .ztzürist- ler, Herr Arth, van Eweyk (Berlin) sang die Kirchenkantate „Der Friede sei mit dir" und hinterließ damit einen reinen, bedeutenden Ein druck. Die obligate Biolinpartie brachte Herr Konzertmeister Hering (Leipzig) zu schöner Geltung. Mehr nur ergänzend batte der so über aus wohllautende Sopran der Frau Tilly Lahn- bley-Hinken «Würzburg) und das Oboen spiel des Herrn Alfr. Glcißberg (Leipzig) zu wirken. Die Leitung der eben genannten En- icmblcwerke lag in der Hand des Herrn Geh. Rat Prof. H. Kreß sch mar sPe^lin», des viel bewährten Vach-Kenners und Forschers, der unier vielen den Vorzug genießt, ein ebenso deoeuten» der Gelehrter als exzellenter Dftlsikcr zu sein. DaS Bach-Orchester setzte sich ans einer Anzahl Mitgliedern des Städtischen Orchesters in Leipzig zusammen und bewährte sich aufs vortrefflichste. Zum Schluffe sei noch eines ausgezeichneten Leipziger Künstlers gedacht. Herr Gustav H ave - mann spielte Seb. Bachs G-Moll-Zolv Violin- sonate mit großem, edlem Ton, vollkommenster Technik und tiefem Eindringen in Bachs Geist. Der junge Künstler schuf so recht aus sich »heraus, verinnerlicht, jo echt im Ausdruck, so fern von allein, was den Virtuosen ansmacht, der er zweifellos auch noch obendrein ist, daß es einen wirklich hohen uud unverfälschten Genuß be deutete seinen! im höchsten Sinne ganz deutschen Bach-Spiel zu lauschen. Im Verlaufe der fvl- genden beiden Kammermusiken werden wir ihm wieder begegnen. Lagsu Loxmtr. Theater. Leipzig, 25. September. * Leipziger Schauspielhaus. Zu einer Matinee hatte Las Leipziger Schauspielhaus gestern mittag nach der Sophienstraße eingeladen, bei der es uns als einmalig« Aufführung Frank Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora" präsen tierte. Vor mäßig besetztem Hause zog das Schauer- qcinäldc Wedekindschcn Zynismus' vorüber, am Schluss" mit lautem Beifäll bedacht, in den sich an fangs mäßiges Zischen mischte. Das Zischen mag der ncrvcnchokiercnden, rohen Realistik des letzten Aktes gegolten haben, während wir den reichen Applaus in der Hauptsache aus Konto der Darsteller, in erster Linie des Gastes Frau Käte Frank- Witi setzen möchten. Die beliebte Künstlerin zeigte uns in ihrer Lulu das Weib, dem Altvat«r Zeus wirklich alle liebel mitgegeben hat, um zu vergiften und zu verderben, wer mit ihm in Berührung kommt. Vor allem den Schwächling mit dem Weltbeherrscher- dünkcl, den Schriftsteller Aftva Schön, den Sohn des von ihr erschossenen Gatten, dem Otto Groß eine recht naturgetreue Verkörperung zu geben sich nicht ohne Erfolg bemühte. Uno die Gräfin Geschwitz «Friede E h r ist o p he r se n), die alles in freund schaftlicher Liebe für Luln dahingegrben und sich zu unsäglicher Schmach erniedrigt hat, zur Rettung der Freundin „mir dem kalten Herzen". Wir möchten darauf verzichten, den Gang der Handlung öder viel mehr die ost rocht lose Reihenfolge der Szenen hier wiederzugeben, in denen uns Wedekinds meist bru- tale Exzentrizitäten, die allerdings an manchen Stel len einen grotesken Humor ouszuweüsen haben, «irre teils schon absolut verkommene, oder von Stus« zu Stufe bis in den Straßenkot sinkende Schar von Ver brechern, Haltlosen, Spielern und Dirnen vorführt. Wir holten die Morgengabe des Schauspielhauses für ein interessante», «literarisches Experiment, das al» einmalige Ausführung sicherlich seine Be rechtigung und Verdienstlichkeit hat, trotzdem das Werk iin Zeichen schlimmster Dekadenz steht. Von den Darstellern, seien außer don bereits erwähnten noch Bernhard Wildenhain cils Echigolch, Karl Ostwaldt als Athlet und Hermann Wolfram als Graf Easti Piani rühmend erwähnt, —ich. Neues Theater. (Der Ring des Nibelungen. I.) Wieder einmal war eine überaus große Zahl von Zuhörern zusammcngeströmt, um Wagners Lebens werk, seinen Nibelungenring, auf sich wirken zu lassen und sich aufs neu« in des Meisters Gedanken- und Gefühlswelt, wie sie uns zunächst im „Rheingold" entgegcntritt, zu versenken. Obwohl nicht weniger als drei Partien neu besetzt waren und für den indispo nierten Herrn Buers Herr Kammersänger Franz Kronen vom Kgl. Theater in Hannover als Wotan einsprang, nahm die Aufführung einen sehr wohl gelungenen Verlauf. Ganz wesentlich trug hierzu Herr Kapellmeister Polla«! bei, der, wie schon so oft, so auch gestern wieder das Orchester einem künst lerischen Siege entgegenführte. Mit bestem Erfolg war er auf plastische Herausorbeitung aller Details bedacht und wusste mit künstlerischem Geschmack und feinem Empfinden di« Tonsarben zu mischen. In großzügiger Weise wurde das Vorspiel vermittelt, und durch die in Klang und Stimmung angebrachte ge waltige Steigerung eine ticke Wirkung erzielt. D:r Wotan des Herrn Kammersänger Kronen löste in den Zuhörern wechselnde Empfindungen aus. Wohl verfügt der Gast, bi» auf die etwas schwache Tiefe, über gutes Sttmmaterial, das er wohl zu verwerten Rlomsg, LS. vepremoer Kriegserklärung des Ausschusses der Gewerkschaften war, daß 30 wettere Arbeiter oic Arbeit niederlegten. Die Verhandlungen werden in Dublin fortgesetzt, wo sich der Regierunasvertreter die größte Mühe gibt, einen Vergleich zustande zu bringen. Die Süd- bahn leidet am meisten. Ihr Verkehr sieht so gut wie still. Die Direktoren der Bahn haben erklärt, daß sie den Betrieb vollständig einstellen werden, wenn ihnen von der Regierung nicht der nötige Schutz bewilligt wird. Afrika. " Aufstand in Portugiesisch-Westafrika. In Portu- giesisch-Wcstafrika ist nach einer Meldung der „Voss. Zta.' eine Revolte oer Stämme von Cassanga im Distrikt von Lunda (in Ost-Angola) ausgebrochen. Diese sehr kriegerisch und unabhängig gesinnten Stämme waren niemals der portugiesischen Regierung sehr ergeben. Der Gouverneur des Distriktes Utra, Machado, organisiert eine Expedition, um die Stämme ein für allemal zu unterwerfe!» Rus Leipzig unü llmgegenü. Leipzig, 25. September. Historischer Tagevkalender für Leipzig. 25. September: 1812 K. Biedermann, Historiker, hier geboren. 1858 Alb. Penck, hervorragender Geograph, hier geboren. /ortlrhrltt üer Irsurn im Srmerde. Ein Ileberblick über die neuen Berufvarten der Frauen gibt einen Beweis von den Fortschritten, welche die Frauenbewegung hervorgebracht hat. Neuerdings kann man konstatieren, dag die Frauen der moderne» Zeit sich nicht nur zu den akademischen Berufen anscrfehen fühlen, sondern daß im Gewerbe die Frau eine bedeutende Rolle jetzt zu spielen im stande ist. Gerade hier kann die Frau zeigen, daß ihr« Leistungen denen des Mannes gleichwertig sind, und im Gewerbe gilt auch einzig und allein Leistung und Fähigkeit. Man muß es daher freudig begrüßen, daß wiederum eine Anzahl von modernen Frauen einen Fortschritt gemacht haben. In Ungarn hat Fräulein Vilma Mihostrr, die erst soeben ihre Lehr zeit als Uhrmacher beendet hat, die Gesellenprüfung bestanden. Fräulein Mihoffer ist eine hübsche, jung: Dam«, die mit der Tätigkeit entschieden sehr viel äußeren Reiz verbindet. In Wiest, der Stadt der HauSfrauenrevokutionen, ist sogar eine junge Dome von der Genvsienschaft der Fletschhauer frcige pcochen worden. Wahrscheinlich werden sich sehr viele an diesem Berufe einer Dame stoßen, denn, wenn man mit den Augen der Romantik und Poesie schaut, so muß man zugeden, bah der Flekscherberuf nicht gerade das Ideal sür eine junge Dame ist. Dennoch be- schlffttzft sich Fräulein Hermine Reisinger mit Lust und Liebe mit ihrem Berits. Sie hat in ihrer Kindheit nichts anderes kenneugelernt, denn si: stammt aus einer alteingesessenen Fleischhauer- fcrnritie. Da darf es denn auch nicht wundernehmsn, daß die junge Dame, die erst 20 Jahre zählt, in ihrem Fach sehr Tüchtiges leistet. Zuerst hatte sie unter der UNkollegialität vom Flesichergesellen zu leiden, doch als die Männer erkannten, wie tüchtig ihre neue Kollegin ist, hörten di« Hänseleien sehr bald a«f, uno Fräulein Reisinger kann ihrem Beruf nachgehen. Eine aridere Genossenschaft, di« Genossenschaft der Korbflechteraesellen, hat nun gleichfalls den ersten weiblichen Gesellen. Fräulein Margarete Torgau hat das Gesellenstück nach dreijähriger Lehrzeit im elterlichen Geschäfte abgegeben. Die Korbflechterei ist eine Hausindustrie, in der sehr viele Frauen und Kinder ihr tägliches Brot finden. Man nahm die Korbflechterinnen und ihre Arbeit so in den Kauf, ahn« jemals von ihnen zu verlangen, daß sie im Ge werbe ein« besondere Noll« spielen. Mit dein Ein tritt von Fräulein Torgau in die Zunft eröffnen sich den Frauen natürlich ganz andere Ausblicke in dein Gewerbe der Korbflechter. An dieser Stelle sei auch erwähnt, daß in Wurzburg di« erste Frau das Doktorexamen der juristischen Fakultät glanzend be« standen hat. Frau Delila CchmidtLmrer ist über haupt der erste weibliche Rechtspraktikant in Deutsch land. Sie hat in Würzburg die Rechtswissenschaften studiert und am Amtsgericht zu Traunstein als Rechtspraktikantin sich betätigt. Also auctz auf aka demischen Gebiete bleiben dl« Frauen durchaus nicht zurück. . ' Jubiläum. Auf eine Zvjährlge Tätigkeit in der Leipziger Verein Sbrauerei konnte E 24. September der Brauer von Hau» zurückblicken. Dem verdienst vollen Arbeiter wurde bei seinem 25jährigen Arbeit s. jubiläum die Belobigungsurkunde ausgehändigt. * Der diesjährig« Schaufenster-Wettbewerb ver spricht bei der allgemein zustimmenden Aufnahme eine besonders umfangreiche and großartig« Veran staltung zu werden. Dank der Bereitwilligkeit hie siger großer Firmen und der uuermildliLea und regen Tätigkeit des Arbeitsausschusses kau» dieses Fest der weiß, doch ließ mehrmals die Intonation an Reinheit zu wünscl>cn übrig, wie auch mitunter dem obersten Gott angemessenere, ruhiger« Bewegungen am Platze gewesen wären. Neu war di« Fricka der Frön Grimm-Mittelmann, di« ihre schönen Stimmittel auf» beste zur Geltung -rächte und in den Dienst des ausdrucksvollen Dortraas zu stellen wußte, wie auch der Mim« des Herrn Echöuleber, der sich einer recht deutlichen Aussprache befleißigt«, in der Maske und Auffassung de» Mime-Cyanükters sich aber wesentlich von d«r des Herrn Marion unter- schied, ob Mm Vorteil, ist freilich «ine andere Frag«. Ganz vortrefflich ward wieder die gefänglich wie dar- stellerisch so schwierige Parti« de» Loge durch Herrn Ja ge r vermittelt, der damit ein« der erfreulichsten Leistungen des Abends bot, und abermals wurde das Rheintöchtertrio der Damen Eichholz, Bartsch und Stadtegger seiner Aufgabe in schönster Weise gerecht. Auch den Herren Klinghammer und Schroth als Donner und Froh, und dem Riesen paar, den Herren Rapp und Dlabal, ist voll« Anerkennung zu zollen, nickst zu vergessen auch Herrn Kunzes schon oft gerühmter Alberich Schöne, weich«, wohlklingende Töne verlieh wieder Fräulein Färber der Partie der Erda, und auch Fräulein Marx bestand mit Ehren. Da unter der Regie des Herrn Dr. Löwenfeld auch szenisch alles in schönster Ordnung war. ward gestern vor fast ausverkauftem House die Aufführung des Nibelungenringes mit dem ..Rbeingold", dem Vorabend der Trilogie, ver heißungsvoll begonnen. Onrt Hermann. * * vom Leipziger Stadt-Theater. Des hundert jährigen Todestages Heinrich von Kleists wird am Stadt-Theater auf folgende Weise gedacht wer den. Zur Vorfeier gelangen im Alten Theater am 4. November zum ersten Male das Fragment ..Robert Guiscard" und hierauf neu einstudiert ..Der zer brachen« Krug" zur Aufführung. Am 21. November, dem eigentlichen Gedenktag«, folgt dann im Neuen Theater di« jahrelang nicht gegebene, neu einst»« Vierte „Hermannsschlacht",
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