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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.09.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110923020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911092302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911092302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-23
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Kompanie, S. Schwärmübungen in Gruppen und Zügen, 10. Sturm der Kompanie gegen einen mar kierten Feind, 11. Armeemärsche. Ferner: ») Parade aufstellung, b) Parademarsch. Hierauf: Beförderungen. * Da» Präsidium de» Wettinschützenbundes im Königreich Sachsen hielt am 17. September eine Sitzung in Lobau ab. Die dortige Gesellschaft, die für 1912 das 10. Wettinbundesschießen übernommen hat, legte die Planungen für die Schießanlagen vor, die Oertlichkeiten wurden besichtigt, die Planungen genehmigt. Es wurde beschloßen, aus der Bundes kaste 1500 .It zu Preisen und Prämien zu gewähren. Die Schießordnung wird von fetzt ab durch den Bundesvorstand festaestellt und die festgebcnden Städte haben die Schietzordnung so auszusühren, nachdem von ihnen vorzubringende Wünsche eventuell Berücksichtigung gefunden haben. Löbau wird 50—33 Schretzstände aufstellen, darunter 3—4 Glücks scheiben. Auch die gesamte Einrichtung des Schieß- bureaus wird auf allen künftigen Bundesschietzen nach einheitlichen Grundsätzen und nach den von dem Bundesvorstände vorgeschriebenen Büchern und Listen erfolgen. Das Bundesschietzen wird vom 11. bis 16. August 1012 abgehalten. Neu ausge nommen in den Bund wurden die Gesellschaften zu Weigsdorf, Oelsnitz, Obergrüna, Zwönitz, Sosa. An erkennungsurkunden erhielten zugebilligt die Schützen Böhme in Pirna. Matthes rn Seifhennersdorf, Schönfeld in Hartmannsdorf, Halang in Neugers dorf, Günther in Gornsdorf, Leibner in Reichenau. Wegen der ständig ansteigenden allgemeinen Un kosten der Schietzveranstaltungen wurde beschlossen, bei Punktgeldern eine Berechnung von nur ganzen Pfennigen und bei Ringgcldern eine solche von nur vollen halben Pfennigen zugrunde zu legen, die überschietzenden Bruchteile aber der Schicßkasse zuzu weisen. * Bon der Straßenbahn. Die Wagen der Linien K, 6, I', X, Hl und ? werden vom 25. d. M. ab über Len Georgiring, an dem Hauptpostgebäude vorbei, verkehren. * Polnische Liederbücher beschlagnahmt. Von Be amten der politischen Polizei Leipzigs ist hier ein« Sendung, enthaltend das polnische Liederbuch „Ieszcze Polska nie zginela" beschlagnahmt worden. Da das Liederbuch eine Menge aufreizender Lieder enthält, so wurden die beschlagnahmten 26 Exemplar« vernichtet. Die Sendung kam aus Wien und war an einen Leipziger Buchhändler gerichtet. p-g. Ein geringfügiger Brand, dessen Unterdrückung den Wohnungsinhabern selbst gelang, fand Freitag nachmittag in einer Wohnung im Grundstück Kohl- gartenstratze 17a statt. * Unterschlagung. Ein Obsthändler übergab am Freitag in der Markthalle einem unbekannten Ge legenheitsarbeiter, der sich Hans Brand genannt hat, mehrere Zentner Obst zur Ablieferung bei einem hiesigen Bäckermeister gegen Zahlung des Rechnungs betrages von 44 Nach Ausführung des Auftrages ist der unehrliche Bursche jedoch mit dem Gelde ver schwunden. Er ist etwa 20 Jahre alt, hat blondes Haar und zwei künstliche Beine. * Flüchtiger Dieb. Nach Verübung eines größeren Gelddiebstahls ist von Dresden der Techniker Karl Herbert Dathe', geboren am 25. August 1891 in Radeberg, flüchtig geworden. D. ist von unter mittlerer Gestalt, ist mit dunklem Anzug, ebensolchem Ueberziehcr und Hellen Schuhen bekleidet, trägt Nickelklemmer und ist am Kinn mit einem Ausschlag behaftet. * Provisionsschwindler. Ein hiesiger Kaufmann wurde durch einen Provisionsreisenden in ganz er heblicher Weise dadurch geschädigt, datz dieser ihm eine größere Anzahl Aufträge überbrachte und dafür über 1000 .st Provision ausgezahlt erhielt. Nach Uebersendung der angeblich bestellten Waren stellte sich jedoch heraus, Latz sämtliche Aufträge fingiert waren. Der Betrüger hatte sich natürlich längst aus dem Staube gemacht. Er ist 32 Jahre alt, etwa 1,60 Meter groß, untersetzt, breitschulterig, hat volles Gesicht und wohlgepflegten Schnurrbart. * 50 ,st Belohnung. Am 7. August ist aus einer hiesigen Wohnung auf unerklärliche Weise ein wert voller Damenring mit viereckiger Platte abhanden gekommen. Die Platte ist mit Smaragden und Brillanten besetzt. Auf Wiedererlangung des Ringes hat die Eigentümerin obige Belohnung ausgesetzt. * Jugendlich« Räuber. Im Ostviertel hat ein etwa 13 Jahre altes Schulmädchen einem sechsjährigen Kinde ein Einmarkstück gewaltsam entrissen, da» diesem zum Einkauf von Waren übergeben war: die jugendliche Räuberin ist von kräftiger Gestalt, hat blaßes Gesicht und ist mit dunkelgrauem Umhänge kragen und blauer Marinemütze bekleidet gewesen. — In der Hain-, Wintergarten- und Tauchaer Straße sind in der bekannten Weise verschiedenen Kindern wieder Geldbeträge abgenommen worden, und zwar anscheinend in allen drei Fällen von ein und der selben Person. Der Täter soll etwa 18 Jahre alt sein, ist ziemlich groß, hat gebräuntes Gesicht und schwarzes Haar und ist mit dunklem Iackettanzug und schwarzem steifen Filzhut bekleidet gewesen. * Diebstahlsobjrkte. In Verwahrung der Krimi- nalpolizei befindet sich als herrenlos ein wertvolles Opernglas in gelbem Futteral, sowie eine goldene Schlipsnadel mit drei echten Perlen. * Im Schlafe bestohlen wurde im Warteraum eines hiesigen Bahnhofs ein Reisender. Der Dieb nahm ihm eine silberne Herren - Remontoiruhr, Nr 562672, mit starkgliedcriger goldener Kette ab, zog das Portemonnaie mit einem größeren Geld beträge aus der Tasche und entwendete außerdem noch einen seidenen Regenschirm. * Festgenommen wurde wegen Fundunterschla gung eine 24 Jähre alte Wirtschafterin ans Aveißen- fels: ein 26 Jahre alter Arbeiter aus Oschatz wegen auf dem Freiladebahnhof hier verübten Kohlcndieb- stahls und ein 23 Jahre alter Kunsthändler ans Bamberg, der von der Staatsanwaltschaft hier ver folgt wurde. * Gestohlen wurden ans einer Wohnung in der Sternwartenstraße eine Anzahl Frauenkleidungs- stücke: von einem Berkaufsstande auf dem Lindenauer Jahrmärkte 1 Dutzend baumwollene weiße Kopf schals: ans einer Baukantine in Lößnig eine große Anzahl Zigaretten, em Quantum Butter und ver- schieden« Eßwaren: ans einer Bodenkammer in der Friedrich-Karl-Straße ein« Anzahl Federbetten mit roten Inletts; einem Handwerker aus einer Woh nung in der Bismarckstraße, wo er beschäftigt war, aus den abgelegten Kleidungsstücken ein Portemon naie mit einem erheblichen Geldbetrag und eine Kravateimadel in Form einer Kralle, mit einem Diamant besetzt. * Selbstmordgedanken. Freitag morgen versuchte eine in der Körnerstraße wohnhafte 24jährige Kinder gärtnerin in selbstmörderischer Absicht im Streitholze in die Pleiße zu springen, wurde aber von einem hinzukommenden Schutzmann daran gehindert und in die elterliche Wohnung gebracht. * Leichenfund. Am Schleußiger Wege, in der Nähe der Leipertbrücke, wurde von mehreren Schul knaben ein verschnürtes Paket, in dem sich der Leich nam eines neugeborenen Kindes männlichen Ge schlechts befand, aufgefunden. — In der Elster in L.-Schleußig wurde eine unbekannte weibliche Leiche angeschwemmt, die in die Anatomie gebracht wurde. Bekleidet war sie mit einem schwarzen, defekten Rock, einer bläulichen Barchentjacke, gestreiftem Unterrock, rot- und weißkariertcm Hemd, blaugestreifter Schürze und Strümpfen, F. E. gezeichnet. Die Frau war unge fähr 60 Jahre alt. Gut abgelaufen. Beim Aufspringen auf einen noch in voller Fahrt befindlichen Straßenbahn wagen der Linie Bayrischer Bahnhof—Leutzsch glitt ein junger Mann vom Trittbrett ab und wurde eine Strecke mit fortgcschleift. Auf die Haltrufe des Publikums hielt der Wagenführer auch schnell an und verhütete so das lleberfahrenwerden des Unvor sichtigen. Trotzdem hatte der junge Mann Hautab schürfungen an den Knien und Händen davonge tragen. * Erhängt aufgefunden wurde in seiner Wohnung in L.-Lindenau ein 40 Jahre alter Möbelräumer aus Altenburg. Was den Mann in den Tod getrieben hat, ist nicht bekannt. * Markranstädt. Wegen de» Schleusenbaue» wird die Leipziger Straße von der Bahnhof- bi« zur Nord- straß« aus die Dauer der Arbeiten für den gesamten Fährverkehr gesperrt. Der Verkehr wird auf die Ziegelstraße verwiesen. — Das Standesamt buchte im August 20 Geburten, 2 Eheaufgebote, 2 Eheschlie ßungen nd 46 Sterbefülle. — Gerichtsaktuar Franz Precß ist für den Bezirk Markranstädt, Quesitz, Göb- renz, Kulkwitz und Seebenisch bis zum 14. Oktober al» Stellvertreter de» behinderten Friedensrichters zum Friedensrichter ernannt worden. F Sus Luchsen. Dresden, 23. September. l:) Die Sächsisch-Böhmische Dampsschifsahrto-Ge« sellschaft erMnet infolge der reichlichen Niederschläge nach einer Pause von 6 Wochen morgen, Sonntag, den 24. September, wieder die Fahrten auf der Strecke Sch a nd a u—D r e s d e n—M e i tz e n. Die Fahrten auf der Gesamtstrecke Leitmeritz-Mühlberg werden nächsten Dienstag wieder ausgenommen. vermischtes. Der „Kummermesser". Um die bekannte „fühl bare Lücke" auszufüllen, die es bekanntlich immer und überall gibt, hat ein Pariser Blatt, der „Excel- sior", den „Kummermesser" erfunden. Der Kummer messer ist aber kein Werkzeug, sondern es handelt sich um ein Preisausschreiben, das einen recht drol ligen Gegenstand hatte. Der „Excelsior" forderte seine Leserinnen und Leser auf. die Vorfälle und Gegen stände auszuzählen, die im Menschenleben den meisten Kummer und Verdruß bereiteten. Jeder Einsender sollte die Reihenfolge angeben, nach der sie sein Leben bedrücken würden, dann sollten die Stimmen gezählt werden, und der Einsender des „Kummer messers", der dieser großen Volksabstimmung am besten entspräche, sollte ein Preis bekommen. Das ist inzwischen geschehen. Frau Baronin von Montes quieu ist die glückliche Gewinnerin eines Schmuckes im Werte von 500 Franken. Ihr Gutachten weicht von dem „idealen Kummermessec" nur wenig ab. Dieser sieht folgendermaßen aus: es wurde „Tod ge liebter Wesen" mit 4516 Stimmen lunter mehr als 5000 Einsendern von „Kummermessern") an die Spitze gestellt. Dann folgten „unglückliche Liebe oder Ehe" mit 4453 Stimmen, „verratene Freundschaft" mit 3978, „Krankheit" mit 4350, „Geldsorgen" mit 3253, „Schande" mit 2707, „Vor urteile der Eltern" mit 2378, „Enttäuschungen" eben falls mit 2378, „Verwundungen der Eigenliebe" mit 2880, „Uneinigkeit in der Familie" mit 2258 Stim men. An 11. Stelle stand „Knechtschaft und Sklaverei jeder Art" mit 2185 Stimmen, und an 12. und letzter Stelle — denn es sollten nur die zwölf schlimmsten Grade des Kummers ausfindig gemacht werden — stand mit 2113 Stimmen —der „verdorbene Magen"! Die glückliche Gewinnerin rst diesem „idealen Kummermesser" ausfallend nahe gekommen, denn ab gesehen davon, daß sie den 4. und 5. Grad des Kummers umgestellt hat, weichen ihre An gaben nur dem Ausdrucke nach ao. Unter den Dingen und Erlebnissen, die manche der Einsender als großen Kummer betrachten, finden sich übrigens die drolligsten Sachen. Daß „unerträgliche Hitze" ost genannt worden ist, ist in diesen: Sommer lein Wunder: merkwürdig berührt es dagegen, daß „Alt werden", also etwas Unabwendliches, viele Stimmen erhalten hat, und an das Komische grenzen einige Angaben, die an Vischers „Auch Einer" erinnern, der fortgesetzt im Kampfe mit der Tücke des Objekts lebt. Als unangenehm betrachten die Leser des „Ercelsiors" ferner noch „Umziehen", „zu enge Stiefel", „Phonographen", „Dienstboten". „Portiers", „Schwie germütter", „Insekten", „Zugverspätungen", das „Telephon" und — „den Eioconda-Rummel"!! Eine unterirdische Straße im Vatikan. Im Va tikan hat man soeben mit der Anlage einer unter irdischen Stratze begonnen, deren Zweck dahin geht, dem Papste einen Weg von seiner Wohnung m den vatikanischen Gärten zu schaffen, ohne datz er mit er Menge der Besucher Zusammentreffen muß, die kannten Bäuerin zu verbringen. Diese war in ihrer der gelehrten Jungfrau. Die Lehrerin läßt^ der ihr ein Zimmer bereit zu hatten. Zwei Tage später reist sie ab, dem Frieden und der Ruhe entgegen. Es wundert sie, daß am Bahnhof die Stina und der Köbes, Kinder aus der Bauernfamilie, die sie sonst abzuholen pflegten, nicht zur Stelle sind. Glücklicher weise ist ihre Sommerfrische nicht allzu lveit vom Bahnhof entfernt. Wie sie sich dem Haus^ nähert^, Die Bauersfrau ist damit beschäftigt, herzliche Be- di« vatikanischen Sammlungen aufsuchen. An den Tagen, da diese geöffnet sind, sieht sich der Papst, wenn er rn die vatikanischen Gärten will, der nicht immer angenehmen Neugier der zahlreichen Fremden aus gesetzt. da er aus seinem Wege durchaus die den Belvederebof umrahmenden, den Sammlungen ge widmeten Baulichkeiten passieren mutz. Die geplante Stratze wird nun vom Damasushofe direkt zu dem päpstlichen Kasino in den Gärten führen, und sie wird so breit angelegt, daß ein Wagen sie bequem durchfahren kann. Man will die Arbeiten so be eilen. daß sie etwa in Monatsfrist beendet sind und daß der leidende Papst die neue Straße noch vor Eintritt der Regenzeit benutzen kann. Der Karteubrief. In der Köln. Ztg." lesen wir: Ein Fräulein, von Beruf Lehrerin, gedenkt die Ferien in gewohnter Weise bei einer ihr wohlbe kannten Bäuerin zu verbringen. Diese war in ihrer Jugendzeit ehrbares Dienstmädchen in dem Haus« der gelehrten Jungfrau. Die Lehrerin läßt der Bauersfrau einen Kartenbrief zugehen mit der Bitte, ihr ein Zimmer bereit zu halten. Zwei Tage später reist sie ab, dem Frieden und der Ruhe entgegen. Es wundert sie, daß am Bahnhof die Stina und der Köbes, Kinder aus der Bauernfamilie, die sie sonst abzuholcn pflegten, nicht zur Stelle sind. Glücklicher weise ist ihre Sommerfrische^ nicht allzu lveit vom ertönt aus dem angrenzenden Kuhstall: Fräulein." S'._ I " ihre „Lisa" zu füttern. Es findet eine . „ , arützung statt. Das Fräulein wünscht nun auf ihr Zimmer zu geben. Die Bäuerin wird verlegen und meint: „Do motzt Ihr üwwer noch jode zwei Stand wade, des dat Zemmer parat es." Das Fräulein: „Aber ich habe Ihnen doch Tag und Stunde meines Eintreffens angegeben. In einem Karteubrief." Die Bäuerin: „Jo, ech Han en Kaart kräge, do stond äwwer nur de Ndretz drob." Das Heim des französischen Botschafters. Ein besonderes Interesse wendet sich zurzeit infolge der Marokko-Afsäre der französischen Botschaft in Verlin am Pariser Platz 5 zu. Ader nichts läßt vermuten, Laß in dem stattlichen Palais Jules Cambon und sein diplomatischer Stab emsig an der Arbeit sind, die Affäre zum Vorteil Frank reichs zu wenden. Gleichmäßig freundlich schaut das barock.gehaltene Palais^ dem die Auffahrt und der säulengetragene Balkon mit dem elegant ge schwungenen Gitter, einem Meisterwerk feinster Schmicdekunst, ein besonders vornehmes Gepräge verleihen, in Las Getriebe der Weltstatt. Wunder voll mit Gobelins, Seoresvassn und Bronzen deko rierte Salons und Säle birgt das Innere. Schon das elegante Treppenhaus läßt ahnen, datz oben in den Empfangs- und Gesellschastsräumen die Kunst und das Kunstgewcrbe Frankreichs zur glänzendsten Anschauung gebracht werde. In solcher Weise für das heimische Können im Anslanöe Propaganda zu machen, ist nachahmenswerte französische Art. Das Palais hat eine lange Geschichte. Am 23. Juni 173? empfingen einige brantenburgisch-preutzischc Räte zu Berlin eine königliche Kabinettsorder des Inhalts, daß es Ibro Majestät „zum besonderen ploi-str" ge reichen würde, wenn sie in dem neuen Karree in der Friedrichstadt diejenigen Plätze bebauen wollten, so ihnen der Obrist von Derschau anzuweisen habe. Die Räte, die zur Genüge wußten, Laß mit Sr. Majestät wenn es um Dero Pläsier galt, nicht gut zu spaßen war, bauten trotz der heidenmäßigen Kosten schleunigst drauf los. Das Karree ist der Pariser Platz, und eins der damals erbauten Häuser ist schon seit Len Tagen Friedrich Wilhelms IV. durch Kauf französisches Staatseigentum und Sitz der Dotjchgst geworden. Als Graf Bencdetti im Juli 1870 von Berlin Abschied nahm, sah das Palais recht patiniert und grämlich aus, auch noch, als nach Lern Kriege der neue Botschafter Vicomte de Gontaul-Biron ein zog. Aber später unterwarf man den alten Kasten und sein Mansardendach einem Verjüngungsprozeß, der wahrhaft staunenerregend war. Sogar der eiserne Ulan mit der gefällten Lanze, der als Wetterfahne schon lange vor dem Kriege den Franzosen aufs Dach gestiegen war, hatte in Rücksicht auf den Berliner Witz ein seliges Ende gefunden. Alle die Herren Diplo. maten, die Graf Saint-Vallier, Baron de Lourcel, würdiges Seegetier zieht die Augen der Beschauer mehr auf sich, als daß es den Wunsch weckt, es mit dem Magen in Berührung zu bringen. Leinwand zelte oder bunte Riesenschirme, wie sie auch — mehr praktisch als schön — von den römischen Kutschern bei Regenwetter über dem Bock ausgespannt werden, dienen als Schutz gegen stechende Sonne oder sonstige Unbilden der Witterung. Ueberhaupt findet der Römer und die Römerin auf dem mittwöchlichen Markte alles, was des Lebens Notdurft und des Tages Bedürfnisse erfordern: Siiesel, Schuhe und Pantoffeln, Bekleidungsstücke und Leibwäsche, Hosenträger und Krawatten, Bänder und Stoffs jeder Art, und manche verproviantieren und equipieren sich vollständig aus diesen unerschöpf lichen Vorräten, wie der deutsche Großstädter aus seinem Warenhause. Für die Fremden haben diese Teile des Markts indessen nur ein Kuriositätsinteresse, und sobald die erste Neugier befriedigt ist. eilen ne hinüber zur Via Äaullari und zur Piazza Pollarola, wo die Antiquitätenhändler in dreifacher Reihe ihre Buden oufgcschlaaen haben. Da beginnt das Feld ihrer Tätigkeit. Was gibt es aber auch nicht alles zu sehen, anzustaunen, zu erwerben! Spitzen, güldene und farbige wie weiße, glänzende Brokate und Meß gewänder, Stickereien, orientalische Schals, seidene Gewebe. Dann Malereien auf Leinwand, Elfen bein, Porzellan und Glas, Elfenbeinschnitzereien, Kunstwerke in Marmor und Alabaster, geschnittene Gemmen ohne Zahl, Silberzeug, Schmuckwerk, Korallen, Halbedelsteine, Münzen, Porzellan und Majoliken. Endlich Eisen-, Bronze-, Messing- und Kupferwaren, darunter die beliebten Kupferkessel in allen Größen und Formen, die unvermeidlichen römi schen Messingampeln mit den drei Oelbrennern und die siebenarmigen Judenleuchter, dazu getriebene Arbeit aus edlen und unedlen Metallen. Der römische Trödelmarkt ist eben schließlich doch ein Reich der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Ver käufer beziehen neben den Fälschungen, die ihnen als solche wohl bekannt sind, einen anderen Teil ihrer Waren auf eine ihnen selbst unkontrollierbare Weise: durch Auktionen, aus Nachläßen, aus dem Besitz wohlhabender Familien, die aus irgendwelchen Grün den ihre Schütze ganz oder teilweise abstoßen wollen oder müssen. Nicht von dem zu reden, was an ge stohlenem und gehehltem Gut in den Handel kommt. Unter den Gegenständen solcher Herkunft gibt es einzelne wirkliche und wertvolle Antiquitäten, zu deren Entdeckung eben Geschick und Glück gehören, und um deretwillen auch vornehmere auswärtige Kunsthändler den Trödelmarkt besuchen. Mitten unter den Dutzendwaren schlecht geschnittener Steine und fabrikmäßig hergestellter Mimaturen kann der Blick plötzlich aus ein fein gearbeitetes Stück fallen das auf eine Blüte dieser Kleinkünste deutet, wobei man sich nur damit begnügen muß. das Alter nach Jahrzehnten zu berechnen, nicht nach Jahrhunderten. Oder man stößt auf ein einer Kirche entführte« Keiligengemülde, das nicht bloß Kopie jüngsten Datums ist, oder auf eine Porzellangruppe, deren verhältnismäßig wenig bekannte alte Marke «ine gewisse Hoffnung auf Echtheit erweckt, oder auf origi nelle Hölzfiguren aus alten Krippen oder Puppen, spielen. Kein Wunder, wenn der Fremd? doppelt stolz ist. einen solchen Fang weit unter dem wirk- lichen Wert getan zu haben: er wird in Rom — nicht bloß aus dem Trödelmarkt, sondern auch in den Läden — so oft übervorteilt, daß es ihm besondere Genugtuung gewähren mutz, seinen Vorteil auch seinerseits einmal gründlich wahrgenommen zu haben. Wer sich auf Handeln und Feilschen nicht ver steht oder sich nicht darauf einlaßen will, der bleibt dem Trödelmarkt besser fern. Es gibt naive Leute, die schon einen Anlaß zum Triumph darin erblicken, daß sie den ersehnten Gegenstand um die Hälfte de» geforderten Preises bekommen haben. In Wahrheit sind sie dabei fast immer noch die Hereingcfallenen. Man biete dreist ein Drittel oder sogar em Viertel des angeblichen Kaufschillings, und oft genug wird man es zu seiner Ueberraschung erleben, daß man dafür die Ware ohne Umstände zugeschlagen erhält. Nur darf man sich beileibe nicht anmerken laßen, daß man auf ein einzelnes Stück sonderlich erpicht ist. Sonst verwandelt sich die übliche Nachgiebigkeit der Verkäufer in Zähigkeit. Am besten entfernt man sich scheinbar gleichgültig, nachdem man sein äußer stes Angebot getan hat. Es ist zehn gegen eins zu wetten, daß der Händler dem Kunden nachläuft und durch ein Venga! seine Bereitwilligkeit, das Geschäft abzuschließen, zu erkennen gibt, wobei er nach ita lienischer Sitte mit der Handfläche nicht gegen sich, sondern gegen den andern zu winkt. Dieses Venga wird oft in einem rührend elegischen Ton gesprochen, wie wenn die Verkäuferin (denn das weibliche Ge schlecht herrscht unter den Budenbesitzern vor) einen großen Verlust erlitten hätte: oder sie sucht auch durch geheimnisvolles Flüstern den Anschein zu er- wecken, als ob sie das übrige Publikum nicht wissen lassen wolle, den Gegenstand zu einem so niedrigen Preis abgelassen zu haben. Wenn der Fremde seinen Obolus entrichtet hat, ist jedoch damit das Geschäft noch nicht völlig erledigt: jetzt beanspruchen noch allerhand dunkle Gestalten, die beim Vertraasabschluß eine Vermittlerrolle gespielt haben wollen, ihre Mancia. Man schüttelt die Zudringlichen lachend ab, was ihrer guten Laune keinen Eintrag tut; sie ver- suchen eben ihr Heil bei einem andern, bis schließlich doch ein paar Saldi für sie abfallen. Lebewohl, römischer Trödelmarkt! Doch halt! Noch ein paar Augenblicke hinüber zum Paradiso, wo die Antiquariatsbuchhändler ihre Scharteken feilhalten. Hier bewegt sich mit ruhiger Würde aller- lei gelehrtes Volk, das nach geheimnisvollen Bücher- schätzen fahndet und manchmal auch die erhofften Funde tut. Das Feilschen ist hier weniger Sitte: die Preise sind auch so niedrig gestellt, daß es sich kaum verlohnte. Die Verkäufer wißen genau, daß es vielen Kunden nur um die Einbande zu tun ist. Es ist fast schon eine Art von Ueberlieseruna ge worden, daß der Deutsche sich vom Büchermarkt ein paar gut erhaltene Schweinsledcr Mitnimmt, sich dazu von den hübschen Dorsotzpapieren aus der Jndustria feminile erwirbt und nach der Heimkehr ein paar Lieblingsbücher in dieses römische Gewand steckt. Schwer beladen pflegt der Fremde den Trödel- markt zu verlassen, und mancher beeilt sich, seine nickt eben leicht transportablen Schätze in einer Droschke möglichst rasch zu bergen. Aber das Schwierigste steht ihm noch bevor, nämlich das Verpacken. Wohl dem, der seine Beute unbeschädigt und unzerbrochen zu den heimatlichen Toren rettet, und dreifach glück lich, wenn er zu Hause nicht erfahren muß, daß er sein gutes Geld für Fälschungen hinausgeworfen und sich mit wertlosem Krimskram geschleppt hat! Der Ssle im Serdlt. Im Naturgeschichtsbuch unserer zwölfjährigen Söhne und Töchter steht unter Säugetiere 8. Ordnung (Nagetiere) der gemeine Ha,e «nio- paons). Er ist furchtsam, wird aber auch viel ver folgt. — Es ist bekannt, daß der fromme Lampe viele Feinde hcM darum ist er von der Natur darauf hin- gewiesen. sich stärker zu vermehren als andere Tier- arten. Die Häsin setzt schon im März zum erstenmal und dann noch dreimal im Laufe des Sommers, das letztemal im September. Selbstverständlich ist die Häsin dann überanstrengt und ihr Fleisch nicht gerade nahrhaft und wohlschmeckend. Trotzdem wer den bereits Ende September die ersten Hasen ge schossen, d. h. der wirkliche Jägersmann, der die Jagd nicht als Eriverbsquelle betrachtet, sondern aus Liebe dem edlen Weidwerk nachfleht, schießt noch keine Hasen im September wenn ihm nicht gerade ein schon ausgewachsener Märzhase vor den Lauf kommt, er wartet noch, und der Kenner wartet auch und ißt den ersten Hasenbraten im Dezember, wenn cs friert. Der Hase will Frost haben, heißt es im Volksmund, und das hat seinen guten Grund. Im September werden nämlich meistens noch nicht ausgewachsene Tiere geschaffen oder alte Großväter, die sogenannten Rammler, meistens aber die müden, säugenden Häsinnen, weil sie schwach und langsam sind und darum am leichtesten zur Strecke gebracht werden können. Die Hausfrau ahnt aber kaum, daß sie eine abgemagerte Häsin kauft, weil sie den Hasen gestreift und ausgenommen vom Händler bekommt. Der Händler muß dem Jagdinhaber im September oft Häsinnen abnehmen, deren Gesäuge voller Milch ist. Beim Aufbrechen findet er manchmal sogar kleine, noch lebende Häslern. Die Hausfrau wundert sich dann, daß der Hasenbraten nicht so gut schmeckt wie im Winter und denkt, die warme Witterung müsse schuld daran sein. Mancherlei kommt noch hinzu, was gegen die Ver wendung de» Hasen in der herbstlichen Küche spricht. Im September bekommt der Hase sein Winterfell und die Neubildung der Haare entzieht dem Fleisch einen Teil seiner Säfte. — Beim Einkauf ist vor allem das Gewicht des Hasen zu beachten: ein jünge rer Hase wiegt ungefähr fünf bis sechs Pfund, ist der Hase schwerer, so hat er meistens schon eine bestimmte Altersgrenze überschritten. Wenig bekannt ist es. Laß cs auch kranke Hasen gibt, deren Genuß der Ge sundheit des essenden Menschen schaden kann. Der Hase ist oft lungen- und leberleidend, dann find diese Teile mit weißen Knötchen durchsetzt. Man kaufe also keinen Hafen, bei dem Lunge und Leber fehlen, weil sie dann vom Händler aus guten Gründen ent fernt sein können. Vieles ließe sich wohl darüber sagen, wie man den Hasen abstreift, auswirft und wäscht, kunst gerecht häutet, spickt und in die Pfanne legt: wie inan ihn auf französische oder österreichische Art brät oder dämpft, wie man ihn farciert oder in Gelee zubereitet, zu Hasenklößen oder Hasenpastete verwendet. Und alles dies ist gut zu wissen und eine erhabene und weitgeschätztc Kunst, von der ich aber noch nichts verlauten laße, weil es hierzu noch zu früh im Jahre ist. Der Sommer ist anstrengend für die Familie Lampe, die Jungen sollen zur Welt ge bracht und groß gezogen werden, das Männchen hat während dieser Zeit manchen harten Strauß mit seinen Eeschlechtsgenossen zu bestehen, darum brauchen alle Hasen September und Oktober zur Er holung, damit sie uns im Winter gut schmecken können. Und die Hausfrau muß kühl berechnned und im Ausblick aus den kommenden Genuß mit der Hexe in „Hänsel und Gretel" sprechen: Wenn er fett ist, dann esse ich ihn. Wirklich fett ist der Hase aber erst im Dezember. 6. Uu-üsts. Die angebrochene Weinflasche. Wenn es nach den Vertretern der Hygiene ginge, so würde auf der Welt nur Rotwein getrunken werden. In der Tat ist ein guter Bordeaux die Verkörperung des Alkoholismus, die einem Kranken zuletzt verboten wird. Namentlich bei Erkrankungen der verschiedenen Verdauungsorgane, wie denen der Galle, Leber und Niere, ist der Rotwein das einzige penußbringende Getränk, das dem Patienten ge stattet zu werden pflegt. Zu diesem Vorzug be rechtigt ist die Eigenschaft, daß er unter allen Weinen am weniKten Alkohol. Säure und Zucker enthält. Außerdem hat man auch die Ansicht, daß ein Rotwein in der angebrochenen Flasche länger trinkbar bleibt. Das mag wohl im allgemeinen zutreifen, man darf nur nicht den Schluß daraus ziehen, daß man einen Rotwein ohne Schaden wirklich lange stehen lassen kann. Im Gegenteil verdirbt er doch noch verhältnismäßig schnell und recht gründlich, und zwar ist es nach neuen Untersuchungen drr Sauerstoff der Luft, der ihm schadet. Je bester die Sorte ist, desto schneller tritt die Verderbnis ein. Es emp fiehlt sich also, Rotwein zu mäßigem täglichen Ge nuß in halben Flaschen zu halten oder, wenn man es vertragen kann oder Geld dazu hat. eine einmal angebrochene Flasche nicht aufzuheben, man müßte sich denn die Mühe nehmen, den leeren Raum der Flasche mit Stickstoff zu füllen, um den Sauerstoff der Lust auszuschließen. Durch dies Mittel kann man überhaupt einen Wein rasch klären, weil der Stickstoff die Gärung zum Stillstano bringt und die Lebewesen in der Flüssigkeit abtölet. worauf sie sich in dem Bodensatz Niederschlagen. Diese neue Er fahrung kann nicht nur den Weintrinler belehren, sondern auch von den Weinhändlern dahin benutzt werden, daß sie in die Weinfässer Stickstoff hinein- pumpen. Bisher ist dies Verfahren freilich im großen noch nicht auf seinen Erfolg -in geprüft worden. - —- "
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