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Sächsische Volkszeitung : 18.04.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193104188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310418
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310418
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-04
- Tag 1931-04-18
-
Monat
1931-04
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 18.04.1931
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Rakelenslug-Problem gelöst? Ingenieur Liling Uber seine Versuche vonadrUck, 10. April. In jahrelanger Arbeit hat sich der Ingenienr und früher« Leiter des Osnabrücker Flugwesens, Reinhold Tiling, mit der Lösung des Problems des Ratetensluges befaßt. Wir konnten heule morgen bereits über die gelungenen Startversuche aus dem Ochscnmoor bei Osnabrück berichten. Ueber seine Forschungen, die er mit Unterstützung verschiedener Behörden und In erster Linie des Frciherrn von Ledebour aus Arenshorst durchsiihrte, berichtete er am Mittwoch vor einem großen Kreis geladener Gaste, darunter zahlreiche Ver treter der Behörden und der Presse, im Hotel Schaumburg. In einem Vortrag mit Lichtbildern, in dem Ingenieur Tiling sich über das Raletenprinzip und die von ihm geschassene Kon struktion verbreitete, erklärte er u. a.: Bekannt seien nur zwei Arten von Raketen, die Massiv- rakete mit geringer Leistung und langer Brenndauer und die sogenannte Seelen rakete mit hoher Leistung und kurzer Brenndauer. Die Wissenschaft habe sich leider von der Ver wendung der Pnlverrakcte als Antriebsmittel abgewandt. Er dagegen habe sich die Lösung des Vrenndaner- Problems zur Hauptaufgabe gemacht, die ihm durch sein Verfahren gelungen sei. Hinsichtlich der Länge und des Durch- mefsers der Pnlvcrrakete seien die Grenzen nach seinem Ermessen wesentlich weiter gezogen als bisher. Theoretisch könne die Länge der Rakete ins Ungeheure gehen, praktisch sinde sie die Grenzen nach ihrem Verwendungszweck. Sein Raketentyp leien Seelenraketen mit Stahl Hülsen und der sogenannten Eoddardschen Düse. Ein wesentlicher Vorteil des von ihm angewandten Verfahrens liege in der Per- änderung der Schubleistung, wobei das Moment der Beschirm nigung in den erforderlichen Grenzen gehalten werde, was be sonders wesentlich für den Betrieb von Luftfahrzeugen sei. De« Weg zur Fliissigkeitsrakete, mit der sich die Wissenschaft heute befasse, könne nur über die Hochleistungsdauer brandpuloerrakete gehen. Ingenieur Tiling glaubt, entgegen allen anderen Versuchen, die bisher gescheitert seien, auch das Problem des Rakctenslugzeuges mit sick)«rer Lande möglichkeit gelöst zu haben. In seinen weiteren Ausführungen über seine Forschungen erklärte Ingenieur Tiling, daß die Tragflächen des von ihm konstruierten Flugkörpers in Richtung und Deckung der Schwanzflossen angelegt seien und sich nach Beendigung des Kraftsluges entfallen. Ein Raketen-Flugzeug von sieben Meter Spannweite werde von ihm bereits konstruiert. Die angestcllte Berechnung hätte normale Werte ergeben. Seine zweite Konstruktion, die als Postslugzeug gedacht ist, über brücke die ganze Flugstrecke in schnellem Flug und entsalte sich kurz über dem Ziel derart, daß die seitliche Schrägstctlung der Schwanzflosse in rasche Umdrehungen gerät und dadurch sall- schirmartig zu Boden getragen wird. Das Herstellungsverfah ren der neuen Pulverrakete gestatte die Erreichung von min destens 1-10 0 0 bis 2 0 000 Meter Höhe und von mindestens ebenso großen Entjernungen. Durch weitere Ver besserungen würden sich aber erheblich größere Höhen und Ent- sernungen erzielen lassen. Beide FIngceoge unter Verwendung der neuen Pulverrakete leien sür meleoroiogisci-e Forschungen schon setzt verwendbar. „Skan-arle" gegen „Weckruf Oie Nationalsozialisten blamieren sich so gnt sie können Diskussion in Rie a Die MonatssckpIst „Der Wcckrus", Berlin, hatte sür April 1031 eine Sondernummer herausgebracht, in welcher der Nationalsozialismus im Lichte üatholischer Weltanschauung be trachtet wurde. Die Sondernummer mar in Riesa nach dem Got tesdienst an die Katholiken »erteilt worden, um ihnen Gelegen heit zu geben, sich ein Urteil über diese geistige Bewegung unserer Tage zu bilden. Dies hat den Zorn der Riesaer national sozialistischen Wochenschrift „Die Standarte" erweckt, und sic antwortet in einem kleinen Aufsatz am 11. April. Aber wie!! Die Standarte belegt den Weckruf unter anderem mit den schönen Kosenamen „Dreckschleuder" und „Giftspritze". Dabei schleudert oder spritzt der Weckruf in der Hauptsache wörtliche Auszüge aus nationalsozialistischen Zeitschriften und Büchern und aus Briefen der Parteiführer. Wenn das nun von der Standarte Dreck und Gift genannt wird, so stehen wir ja vor einer ganz erschütternden Selbsterkenntnis. Aber was werden Hitler und Goebbels und Rosenberg dazu sagen?! Ob da nicht ein Vannstrahl kommt?! Die Standarte meint freilich, bei ihnen gäbe es keinen Bannstrahl. Wie ahnungslos doch diese gute Wochenschrift ist! Vielleicht läßt sie sich darüber von Strasser und Slennes und schließlich noch von einem beliebigen politischen Wickelkinde be lehren und wird etwas vorsichtiger. Der Weckruf häuft wörtliche Auszüge aus dem reichen nationalsozialistischen Schrifttum und vorliegende Tatsachen in nüchterner Sprackze und Sachlichkeit in erdrückender Fülle. Die Standarte nennt das den „Geiser politischer Hetze" und sag«: „Unser Kampf ist «in Kampf der inneren seelisch geistigen Läu terung mit dem Ziel einer neuen Willcnsbildung." Sie gibt auch sogleich eine schöne Probe der seelisch-geistigen Läuterung und häuft In wenig Zeilen eine solck)e Menge von Schmäh und Schimpfworten, daß man von einer Spitzenleistung reden muß, die nicht mehr zu überbieten ist. So also sicht dic seelisch geistige Läuterung aus. Wir find fest überzeugt, jede vornehme Natur wird schon einzig und allein um dieser Form willen sagen, der Mann schimpft nur. der Mann hat Unrecht. Erkläriich ist das freilich. Gegenbeweise bringen, eine Wi derlegung versuchen konnte er nicht. Das muß er vertuschen und sucht darum seine Leser aus ein ganz anderes fremdes Gebiet zu locken. Ein Gutes hat aber dieser ungebändiate Zoen doch Er spricht das, was sonst verborgen bleibt, offen ans. Sonst be haupten ja die Nationalsozialisten mit frommem Auoenaus- scklage, daß sic die katholische Kirche nicht bekämpfen und daß ein Katholik sehr fromm und doch Nationalsozialist fein könne. Hier aber spricht der Zorn den ganzen inneren Haß gegen die katholische Kirche und ihre Lehren ohne Scheu aus. Em Bei spiel: „Wie begeifert ihr das deutsche Land, wenn es nicht will, wie Nom will. Der Uebermut von Kanossa i!t ein böses Ding, das sich gegen leinen Träger wendet Ein deutscher Christ ist kein Römer und ein Römer kein deuticker Christ. Ein Fremdinteressen höriger Katholik in Deutschland ist ein bedauernswertes Opferticr." Man weiß da wirklich nickt, über was man sich mehr wundern soll, über die Vermengung von Wahren! und Falschem in einen unentwirrbaren Kniuel oder über die Unkenntnis in Geschichte und den blinden Wahn, Rom muß deutschfeindlich sein, oder über die Blindheit man cher Katholiken, die dann immer noch nicht sehen, wohin der Weg führt. Es Ist doch nichts anderes als eine Abwandlung des alten Liedes aller Irrlehrer „Los von Rom!", Undank ist der Welt Lohn. Alle Wohltaten des Papstes im Weltkrieg und nachher an die deutschen Kriegsgefangenen und Hungernden sind ver gessen. Der Kaiser wäre den Feindmächten ausgeliesert, wenn nicht der Papst sür ihn etnaetreten wäre Deutschland läse nicht am Boden, hätte sogar noch seine Kolonien, wenn es «9t7 den Papstfrieden anocnommen hätte Was hat um- nicht lckon dieser törichte Nomhaß geschadet, dicker törichte Wabn Rom muß deutschfeindlich sein. Beroessen sind auck die Millionen Blnt- ouker der Kack-ckk-m im K^eae dst- Hera'«-«---,, Ta-en der ka'bo- lischen Krankenschwestern. Bergessen, fa nicht einmal gewürdigt sind die schmerzlichen Opfer der Grenzlanddentschen am Rhein und in Oberschlesicn die dock fast au>---''u,r,'!^> '^-'-g'ken sind. Waren das auch . Tremdinteressen bör-se O->b"-«le'-'?!" Die Unkenntnis mag manches cwEckuldb'en De aewohn- lichen Christen begnügen sich mit 10 Geboten Das ist aber der Nolizen „Verdummung des Klerikalismus." Zu der Ausrufung der Republik in Spanien schreibt eine sächsische Zeitung folgenden Kommentar: „Es gibt kaum ein Land und ein Volk, das weniger geeignet ist, sich selbst zu regie ren. wie das spanische. Die Lüge des parlamentarisck>en Regi mes stinkt nirgends so intensiv zum Himmel wie in diesem klas sischen Lande des katholischen Klcrikalismus. Diese Lüge steht auch an der Wiege der jetzigen Umwälzung und cs ist nur eine Frage des geistigen Standes der spaniscl)«n Nation, mann sie erkennen wird, welches Spiel man mit ihnen treibt. Die Masse dieses von Natur aus edlen, für alles Gute begeisterungssähigen und der Bildung zugänglichen Balkes ist durch eine jahrhunderte lange Unterdrückung und Verdummung des Klerikalismus in seiner geistigen Entwicklung niedergehalten worden. Das An alphabetentum dominiert auch heute noch in diesem unter kleri kalem Einfluß stehenden Lande, in dem bis vor nicht langer Zeit die nichtkatholischen Bekenntnisse verpönt waren." Welches Blatt gibt wohl diese Liebenswürdigkeiten von sich? Unsere Leser werden sicher auf die „Arbciterstimme", Dres den, oder den „Kämpfer", Clzemnitz, raten. Die vorstehenden Satze könnten gewiß auch ohne die geringste Acndcrung in diese kommunistischen Zeitungen übernommen werden: verfaßt aber hat sie der verantwortliche Schriftleiter des „Freiheits kampfes", der amllick)en Tageszeitung der NSDAP., Gau Sachsen lNr. 87). Rian könnte ja fragen, wie ausgerechnet eine Zeitung, die doch angeblich die nationalen Interessen wahren will, dazu kommt, elne mit Deutschland befreundete Kultur nation in dieser Weife zu beschimpfen. Aber bekanntlich sind die 'Nationalsozialisten der katholischen Kirche so ungemein freundlich gesinnt, daß sie dieser freundlichen Gesinnung bei jeder Gelegenheit In unmißverständlicher Weise Ausdruck geben müssen. Dieses Bedürfnis ist so groß, daß die Herren National sozialisten in ihrem Eifer übersehen, daß sie mit ihrer merkwür digen Beiveissührung nicht nur das spanische Volk beschimpfen, sondern auch das deutsche Volk, das ja auch einmal die Wen dung zum parlamentarischem Regime gemacht hat. Wir nageln jedenfalls fest, daß der „Freiheitskampf" das Analphabetentum in Spanien in Zusammenhang bringt mit der Tatsache, daß an geblich dort bis vor kurzem die nichtkatholischen Bekenntnisse „verpönt waren", und daß er behauptet, der katholische Klerika lismus „verdumme" das Volk. Das sind dieselben Behauptun gen, mit denen dle Gottlosen-Propaganda der Kommunisten arbeitet. So offenherzig wird die wellanschauliche Qualität der nationalsozialistischen Bewegung nur selten dokumentiert. Bischöfe, 8 218 und NSDAP. Wie reimt sich das zusammen? Nun, man höre: Der „Illu strierte Beobachter" vom 28 März bringt ein Bild von einer Kundgebung, die von der „Liga für Menschenrechte" gegen die „Kulturreaktion" und gegen den Abtreibungsparagraphen ver anstaltet morden ist. Daran knüpft nun dieses nationalsozia listische Blatt die Bemerkung: „Wogegen sich die Bischöfe noch nicht gewendet haben." Welchen Standpunkt die katholischen Bischöfe zu derartigen „Kuliurbestrebungen" «innehmcn und schon wiederholt vertreten haben, darüber ist wohl heute nie mand mehr im Zweifel. Niemand wird den Bischöfen zumuten, daß sie auf jede gegnerische Kundgebung mit einer neuen Be tonung ihres Standpunktes und einem neuen Protest antwor ten. sie tun cs ja auch nicht auf jede derartige nationalsoziali stische Kundgebung hin. Z. B. waren es sa dic nationalsozia listischen Mitglieder des Strasrcchlsausschusses des Reiches selbst, die vor wenigen Wochen Ini Bunde mit den Sozialdemokraten und Kommunisten einen Antrag des Zentrums und der Bayeri schen Nolkspartei für eine Verschärfung der Bestimmungen des Abtreibungsparagraphen r'edergestimmt haben. Die Herren vom „kommenden Reich" haben somit allen Grund, in diesen Dingen mäusck>ensllll zu sein. * Dle Reichstagung des Arbeitsausschuss«» deutscher Ver bände. Ueber das Thema: „Wie lange kann und dari Deutsch land im Völkerbund bleiben?" wird auf der vom Arbeilsans- schuß Deu«sck>er Verbände oom 1 bis 3. Juni dieses Jahres aus dem Weißen Hirsch bei Dresden veranstalteten Nclchstaaung „Die Revision" der Hamburger Professor Mendelssohn- Bartholdy jprechen. Neben der Kricgsschuldsrage. der Repa ration-;- und der Abriistungssrage iverden sodann „Das Problem der Ostgrcnzc". „Die Lage Ostpreußens". „Danzig und der Korridor" und „Oberschlesien" erörtert werden, für die als Neserenten dic Neichstagsabgcordneten Lemmcr. Landrat Gott- Heiner, Prälat ttlitzka. sowie Professor Dr. Grimm-Essen ge wonnen wurden. Die Neichstagnng schließt mit einem Vortrag des früheren österreichischen Gesandten in Berlin Dr. Riedl- Wien über „Pancurova" ab. Gastspiel Atberi Bassermann in Leipzig Im Leipziger Schauspielhaus gastiert Albert Basser mann! Das ist die Höhe der Kunstdarbieiung, wenn sie nicht mehr gespielt erscheint, sondern gelebt. Und dies ge schah an diesem großen Theaterabend. Es ist etwas Herrliches um die alte — um die große Bühnenkunst. In der Nähe der Dome wachsen die Schatten. Und immer ist es so und wird es allem Anscheine nach noch lange so bleiben: wenn Shakespeare erscheint, kriecht das Geschlecht der Lebenden unter den Autoren zu kleinem Gewürm zusammen. Der Große aus Alt-England forderte den Großen unter den darstellenden Künstlern In dic Schranken. Und der herangereisle Albert Bassermann wagte den geistigen Zweikampf mit dem Riesen. Und bestand das Zwcispiel in Ehren. Immer, wo das Geistige siegt, macht der Erfolg die Be richterstattung zur Qual... Wozu Worte machen, die doch im tiefsten Grunde nichts besagen... Nichts besagen können. Das innere Erlebnis läßt sich in Begriffen und beschreibenden Wor ten nicht fassen. Jeder Ruck in dieser sehnigen Gestalt des un glücklichen Hamlet, jeder Ausblick: dieser brennenden Augen zur leuchtenden Höhe, jede Klangschattierung der umslort ge haltenen Stimme — jeder Schritt vor und zurück: all dies hatte bei dem großen 'Meister der Bühne seinen liefen, wohl durchdachten Grund. Und doch — wie seltsam: alles dies er schien nicht erdacht, nicht kühl berechnet. Die Gebärde wuchs aus dem jnneren, aus dem ganzen Mensck>en heraus. Wehe dem darstellenden Bühnenkünstler, der sich unbefugt an diesem Bühncnwunder des „Hamlet" vergreisen wollte! Shakespeare Hal in diesem Grundbuch aller Schauspielkunst der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunst die Gesetze sür alle geschrieben, die ihre ganze Kraft, die ihr Leben dem The ater gewidmet haben — und es ihm zu opfern gewillt sind. Es ist schon so: der große Mensch lehnt dic Kleinheit des Suchens nach dem „täglichen Brot" flüchtiger Tagesanerken nung aus seinem ungebändigten — und nie zu bändigenden Freiheitsdrang heraus ab. Es drängt ihn zum vollen Liesitz der Freiheit, um sich selbst, und dies restlos, hinzugeben für die Kunst. Ihn durchflutet das königliche Bewußtsein der Führer schaft. Der Bollkünstler verlangt nach Ueberw.ndung d-s E d- hosien in diesem feindlichen Leben. So gewann der Zuhörer, der Zuschauer bej Albert Bassermann den erhebenden Eindruck, daß dieser Große unter so viel Kleineren auf den heutigen Bühnen sich nicht mehr, schon längst nicht mehr bewußt ist, welche Regi ster seiner Großkunst er zieht, wann er den erschütternden Höhe punkten seines überragenden Könnens zustrcbt. Er schöpft im mer aus dem Vollen. Wer sich als Schauspieler an diese „Neunte" eines Shake speare wagt, wagt viel. Es ist dieses gewaltige Trauerspiel ein Kampf der Weltanschauungen. Wahre Größe der Kunst ist immer verankert in diesen tiefsten Fragen des Lebens So auch hier. Dieses Kämpfen und Ringen geht nicht bloß um das Recht auf einen mit Brudcrblut gctränk'en Thron. Hier geht der Kampf um die Gewissen. Warum sollte man es nicht sagen: Der ernste, drohende Himveis auf den „Wurm, der nicht stirbt", taucht auch hier auf steigt auf aus abgrundloser Tiefe, ringt sich empor an das Licht des graucn- volien Tages. Doch genug! Es zeugt von der künstlerischen Größe der Mitsplelcndcn, daß die sonst so fatale Lücke sich nicht auftat zwischen Gast und den zum Haus gehörenden Künstlern. Die im Vordergrund handelnden Künstler verzichteten — aus einem sicheren Fein gefühl I>cratts — auf das nur zu bekannte Auftrumpfcn. Man enthielt sich wohltuend alles Verkrampften, alles ftebcrspitzlcn In erster Linie zeichnete sich die reichbcgabte Hertha Thiele aus als „Ophelia". Ihre äußerst schwierigen Wahnsinnsszenen können ergreifender nicht gedacht werden. Bei dem gerciftcren Alter des Gastes Bassermann wirkte die nicht zu verdeckende Jugend von Gertrud Langfelder doch etwas sehr ana chronistisch. Vorzüglich gab Adolf Braunstein den Ober kämmerer. Bei aller gutwirkenden Einstellung als König wurde Otto Stöckel doch nicht völlig sich selbst los. Das Ge samt spiel war — wie immer — vorzüglich und hinterließ durch seine Einl-eiillchkeit und Belebtheit der Szev n einen starken, geschlossenen Eindruck. Daher bereitete das völlig aus- verkauste Haus dem überaus gern gesehenen Gaste einen ge radezu herzlichen, einen begeisterten Willkomm... Endlich ein mal wieder echte Höl-enkunst... Höhenkunst bei vollem Haus... Dr. Hugo Löbmann. Zum Tod« Walter Harlans, der am Montag plötzlich rin- getreten ist. wir- vom Vorstand des Verbandes Deutscher Büh- nenlchrillslellcr und Bühncnkomponisten mitgelcilt: „Der Ver. band Deutscher Bühncnschriststellrr und MihneEkomponisten hielt am Montag eine außeror-entlick>e Generalversammlung ab. Vor Eintritt in dis Tagesordnung lmtle Dr. Harlan zu einer persönlichen Bemerkung das Wort, um -en von einigen Veiban-sniitgliedern in -er letzten Genmalrvrlammluna gegen seine vom Vorstand vorgcschlagenc Wiederwahl erhobenen Widerspruch zu entkräften. Kurz nach Beendigung seiner Aus. führungen sank Dr. Witter Harlan, -er erst vor Kurzein eine schwere Blinddarm-Operation überstanden Halle, in ein« tiefe Ohnmacht, aus der er nicht mehr erwachte. Wieder, belebungsversuche, die der amvesende Verbandsgenosse und Arzt Dr. Ludwig Zlpvert sofort vornahm, blieben ohne Erfolg. Die Generalversammlung wurde sofort abgebrochen. Waller Har lan, -er cm Alter von tick Jahren erreicht Hot. gehörie dem Vor stand des Verbandes sei« 22 Jahren als 'Ist-isitzer. wahrend der letzten Jahre als einer der Vorsitzenden an und nahm stets mit Aufopferung und Hingal» die Interessen -er Dramatiker ivahr." — Wenn man den Namen Harlan hort, denkt man ioioit an das prächtige Lustspiel „Jahrmarkt in Pulsnitz", das wohl über alle sächsische Bühnen erkolarcick geaangen ist. Harlan nannte es einen -ionnsischen Schwank In ihm kommt ein wirklick)er Humor zur Geltung, -er sich wobituend von der Art der modernen Lustspielfabrikation unterscheide«, iveil er wirklich aus der Tiefe echter Menschlichkeit erwächst 'N ben vielen anderen Lustsvielen und Dramen — genannt sei neck das Trauerspiel „Das Nürnbcrgisch Ei", in dellen Mittelmmkt -er Erfinder der Taschenuhr Peter Henlein steht — hat Harlan auch Romane und Gedichte geschrieben. Bekannt geworden ist vor allem der Roman „Die Dickterbörse". Der Verstorl»ne war am 2!>. Dezember 1867 in Dresden geboren worden. Anfänglich Jurist, wurde er in Leipzig Redakteur und in Berlin Dramaturg. Gedächtnisausstellung Ernst Julius tzähnel. Der !> März dieses Jahres war der hundertundzwanrioste Geburtstag des Dresdner Bildhauers Ernst Julius Hähnel: der 22 Mai wird sein vierzigster Todestag sein. Aus diesem Anlaß wird im Albertinum zu Dresden eine Gedächtnisausstellung vorbe reitet. Dic Staatliche Skulplurensammlung besitzt von Hähnel die hinterlassenen Gipsabgüsse, aber nur wenige in edlem Ma terial ausgesührtc Werke. Sollten sich Arbeiten von E Hähnel in Marmor oder Bronze in sächsischem Privatbesitze befinden, so wäre die Direktion der Skulpturensammlung im Albertinum an der Brühlschcn Terrasse sür gefällige Mitteilung sehr dank bar.
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