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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.09.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110925024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911092502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911092502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-25
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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außerdem noch 20 Extrazüae eingelegt werden konnten, die wegen einer politischen Versammlung in Belfast gebraucht wurden und nach dahin ab- aingen. Auch auf den anderen Strecken arbeiten fast alle Angestellten. Allerdings ist es nach einem Telegramm aus Dublin, in der Nähe dieser Stadt zu einem Zusammenstoß zwischen Streikenden und Polizei gekommen. Ruhe in Spanien. Madrid, 25. September. (E. D.) Die königliche Familie und der Minister des Aeußern Garcia Prieto sind aus San Sebastian wieder hier ein- getr offen. Die Negierung erklärt, daß die Ord nung in den Provinzen vollständig wieder her gestellt sei. Trotzdem lasse man die Borsichts- maßregeln vorläufig noch weiterhin bestehen, um etwaige Streikbewegungen gleich im Keime ersticken zu können. Sus Leipzig «nü Umgegend. Leipzig, 25. September. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 26. September. Siidwcstrvind, auf-eiternd, etwas wärmer, trocken. Pöhlberg' Vormittags und nachmittags starker Nebel. Fichtelberg: Ununterbrochen schwacher Nebel. * llnioersirätsnachrichtrn. An Stelle des nach Ham burg berufenen Professors der Philosophie und Pädagogik Ernst Meumann wurde der Privat dozent der Philosophie an der Universität Berlin Eduard Spranger zum außerordentlichen Pro fessor der Philosophie und Pädagogik hierher berufen und hat den Nuf angenommen. Er wird seine Lehr tätigkeit bereits mit Beginn des kommenden Se- mesters aufnehmen. Spranger ist ein Schüler Paulsens und Diltheys. Seine wichtigsten Ver öffentlichungen sind: „Die Grundlagen der Geschichts wissenschaft, eine erkenntnistheoretisch-psychologische Untersuchung", „Wilhelm v. Humboldt und dre Humauitätsidee" (1909s, ferner in der Sammlung „Die großen Erzieher" als Band lV, „Wilhelm v. Humboldt und die Reform des Bildungswesens" (1910) und schließlich in dem bekannten von Frisch eisen-Köhler herausgegebenen Sammelwerke „Welt anschauung" die Abhandlung „Phantasie und Welt anschauung" (1911). k. Personalien von der Bahn. Versetzt: Eisen bahnassistent Irins cher von Plagwitz - Lindenau S. 2t.-E. nach Greiz und Stenzet von Gaschwitz nach Borna bei Leipzig: Oberschaffner Lange von Engelsdorf nach Leipzig Dresdner Bahnhof, Tele- araphenaufseher Müller von Dresden nach Leipzig Bayrischer Bahnhof und Stationsschaffner Schulze von Zeulenroda nach Meuselwitz. Ausgeschieden durch Pensionierung: Eiienbahnaffistent Kölz in Engelsdorf, Oberschaffner Hey del in Leipzig Dresdner Bahnhof und Schirrmeister Heilmann in Leipzig Bayrischer Bahnhof. — Zubiläucn. Herr Geheimer Kirchenrat v. Pank begeht am 26. September sein 50jähriges Amts- jublläum. — Auf eine 30jährige Tätigkeit in der Leipziger Vereinsbrauerei konnte am 24. September der Brauer von Haus zurückblicken. Dem verdienst vollen Arbeiter wurde bei seinem 25jährigen Arbeits jubiläum die Belobigungsurkund« ausgehändigt. u. Belohnter Lebeusretter. Dem hier studierenden preußischen Staatsangehörigen Cand. iur. Hermann Giese aus Magdeburg (Burschenschaft Germania), ist vom König von Sachen die silberne Lebensret tungsmedaille mit der Erlaubnis, sie am weißen Bande zu tragen, verliehen worden, weil er am 7. April d. I. einen achtjährigen Knaben, der in der Nähe der Kronprinzstraßenbriicke am Eermaniabade in den Pleißenmühlgraben gefallen war, mit eigener Lebensgefahr aus dem Wasser gerettet hatte. * Es lebe der Neseroemann! „Wer treu gedient hat seine Zeit ". diese Strophen des alten und doch ewig jung bleibenden Reservistenliedes, das in den letzten Tagen der Dienstzeit immer und immer wieder gesungen wurde, hört man jetzt von den scheidenden Vaterlandsverteidigern zum letzten Male erschallen beim Verlassen der jüngeren zurück bleibenden Kameraden, in den Wirtschaften und zuletzt auf den Bahnhöfen, dabei heitere und auch wehmütige Erinnerungen wachrufend. Die gerollte Achselklappe, das symbolische Zeichen der zur Reserve beurlaubten Mannschaften, wird heute wieder sicht bar und hebt auf einige Tage das monotone Straßenbild. So sind nun die letzten Tage und Stunden, die schier gar kein Ende nehmen wollten, doch noch vergangen. Seit den letzten 3M Tagen zählten die im zweiten oder dritten Jahre Dienenden pflichtschuldigst jeden Tag bis zur Entlassung, und nun sie heute erfolgt, da scheiden sie doch mit einer gewissen Wehmut aus den Reihen der jüngeren Kameraden, mit denen sie erst viele Beschwernisse, dann aber auch zahlreiche frohe Stunden verlebt Haden. Wieder hinaus ins Leben —, das ist jetzt die Losung! Und doch, so sorgenfrei wie beim Militär wird sich sür manchen die Zukunft nicht gestalten, denn es werden, wie jetzt die Verhüllnisse auf dem Arbeilsmarkle liegen, wohl nicht alle untsrgebracht werden können. Einen ge meinsamen Vorteil nehmen aber alle zur Reserve entlassenen Mannschaften mit nach Hause: Pflicht bewußtsein, Pünktlichkeit, Ordnungsliebe und die Kunst der Unterordnung des eigenen Willen» unter denjenigen anderer. Und diese Eigenschaften werden dem Reservisten, einerlei, welchem Beruf er nach geht, im bürgerlichen Leben stets zustatten kommen, denn es wird bei Bewerbungen um Stellen den gedienten Militärs immer und nicht mit Unrecht der Vorzug gegeben, sind sie doch während ihrer Dienstzeit zu tüchtigen Männern erzogen worden. —k. Reservisten-Transporte. Reges Leben ent wickelte sich Montag vormittag auf den Bahnhöfen, wo die entlassenen Reservisten der Heimat zustrebten. So «.wurde auf dem Bay risch eil Bahnhof 7.21 vorm. ein Sonderzug mit 688 Reservisten des 106. und 107. Infanterie-Regiments unter Begleitung von 6 Offizieren und 32 Unteroffizieren nach Werdau abgelassen. Ein weiterer Sonderzug mit 410 ent lassenen Mannschaften des 104. und 181. Infanterie- Regiments und des Bornaischen Karab.-Regiments Iras 8.07 vorm. von Chemnitz unter Begleitung von 4 Offizieren und 19 Unteroffizieren auf dem Bayrischen Bahnhof hier ein. Ferner trafen auf dem hiesigen Dresdner Bahnhof die entlassenen Mannschaften de» 179. Infanterie-Regiments von Wurzen und die Reservisten des 139. Infanterie- Regiments von Döbeln bzw. Leisnig hier ein. Die Abfahrt uud die Ankunft der Züge vollzog sich unter dem fröhlichen Gesänge bekannter Reservisten lieder. — Im Kunstgewerbemuseum ist gestern eine Aus- stelluna eigener Arbeiten des Bilhdauers und Zise- leurs Albert Reiß eröffnet worden. Albert Reiß, der in Gemeinschaft mit dem Maler und Zeichen lehrer H. Schröpfer aus Weimar an sein eigenes Atelier kunstgewerbliche Schülerateliers anaeglredert hat, in denen er nach einem bestimmten Aroertsplan gebildete Kreise in den künstlerischen Entwurf und in die materialgerechtc Herstellung bandwerkssach- licher und zweckmäßiger Gegenstände des Gebrauchs einführt, will mit dieser Ausstellung zugleich ein Bild seines eigenen künstlerischen Schaffens erschließen. Es ist außerordentlich inhaltreich. Wir begegnen bier dem Künstler auf den verschieden artigsten Wegen seiner Erfindungskraft, bald auf dem Gebiete einer großen Formengebung, bald wieder in der Kleinarbeit und rhren feinen Details. Ueberall prägt sich Labei der scharfe Blick für die Naturformen und der volle Sinn für ihre Anwen dung, sei es im naturalistischen, sei es im stilistischen Charakter aus. Der große goldene Pokal mit den schreitenden Löwen zwischen den emaillierten Trauben am Rand, der mächtige Becher mit den schreitenden Adlern am unteren Fries sind erlesene Stücke einer hochentwickelten Treibkunst, wie anderseits der in Kupfer getriebene, als Fußball geformte Trinkpokal im Gegensatz zu diesen Prunkgefäßen eine originelle Form des Kelches bildet. Plaketten in scharfer Plastik, darunter dis großen Porträts Bismarcks und König Friedrich Augusts, kleinere heimischer Persönlichkeiten, getriebene Schalen und Schließen, geätzte Teller mit allerhand Tiermotiven zeigen den Künstler in der Vielseitigkeit seiner Leistungen. Von besonderem,Nsi; erweist sich ein in Bronze gegossener Leuchter, dessen Körper eine zart modellierte Frauenfigur bildet, deren hoch ausgestreckte Arme den Lichterreif halten. Ebenso geschickt ist dieselbe Gestalt zur Trägerin einer Ser- pentinschale verwendet. Ueberall treten neue Ge danken heraus. Hier die metallene Bonbonschachtel mit dem Pelikan auf der Spitze, dort wieder die Platten mit den Köpfen Beethovens und Lifzts in Scharffeuerglasur. Selbst die Hutnadel hat eine künstlerische Anwendung gefunden und die Libelle als schmückendes Element ausgenommen. Alle Kunst kommt vom Können. Das ist auch das Ergebnis der Ausstellung, die in vielen Stücken zeigt, wie die Natur form dem Bildner spielend das Gesetz ihres Aufbaues und ihrer künstlerischen Wirkung offenbart. * Deutscher Frauenbund. Die vom Deutschen Frauenbund und dem Verein zur Hebung de» Kine- matographenwesens veranstalteten kinematographi- schen Vorführungen, die infolge des überau» großen Besuches noch auf den Sonnabend ausgedehnt weroen mußten, zeigten so recht, daß es sehr wohl möglich ist, die Sittendramen und oft recht umschöuen, scherzhaft sein sollenden Prügelszenen von den Vorführungen auszuschließen. Wer gesehen hat, mit welch' freu digem Staunen die Kinder die schönen Darbietungen verfolgten, der war erbaut von all' dem Gebotenen. In Holland mit seinen Bewohnern, in Hamburg mit seinen Schiffen, Hafenanlagen, Speichern usw., in Schwedens Schneclandschaften wurden die Kinder geführt und oft tönte lautes Ah oder fröhliche» Lachen au» den vielen Kinderkehlen. Als dann noch japanische Schmetterlinge und zum Schluß die wun derbare Streichholzschachtel gezeigt wurden, da kannte der Jubel kein Ende. Durch Vie Opferwillig- keit einer kinderlieben Dame war es ermöglicht, zu so billigem Preise etwas Schönes zu bieten. ck. Die in den Faß- und Flaschenbiergeschäftrn be schäftigten Arbeiter nahmen in einer Versammlung den Bericht über die Tätigkeit der örtlichen Organi sationsverwaltung im verflossenen Vierteljahr ent gegen. Dabei wurde insbesondere Bezug genommen auf die Wirkung des mit den Ningbrauereien ver einbarten Lohntarifs. Da dieser in einigen Braue reien eine den Arbeitern nicht genehme Auslegung erfuhr, so machten sich Verhandlungen mit den in Frage kommenden Vrauereibesitzern nötig, die in dessen zur Befriedigung beider Teile ihre Erledigung fanden. Mit einigen Betrieben wurden Sondertarife abgeschlossen, durch die mehrfach eine Aufbesserung ver Lohn- und Arbeitsverhältnisse der dort beschäftig ten Arbeiter erzielt werden konnte. Dagegen ist der Versuch, auch für kleinere Betriebe o^en günstigeren Tarif einzuführen, mißglückt. * Da» Lehrlingvheim des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen beging am Sonntag die Feier seines einjährigen Bestehens, der von seiten des Rates der Stadt Leipzig Stadtrat Dr. Koehler beiwohnte. Zn seiner Begrüßungsansprache betonte das Vorstandsmitglied des Kreisvereins Leipzig, Wetztg, das rege Interesse des Rates an dieser jungen Schöpfung und hieß den Vertreter des Nates, sowie die Ehrengäste und Teilnehmer herzlichst willkommen. Weiter führte er aus, daß die segens reiche Einrichtung des Lehrltngsheimes am besten durch die gut« Entwicklung, die es in dem ersten Jahre gezeigt habe, für sich selbst spreche. Die Haupt- aufgabe der Institution, den jungen kaufmännischen Nachwuchs zu fördern, werden die Leiter nie aus dem Ange verlieren. Einer der Lehrlinge sprach dann einen Prolog, worauf das Vorstandsmitglied Jo hannes Buschmann die Festrede hielt. „Lehr- und Wanderfahre" hieß das Thema, das der Redner diesem Vortrage zugrunde legte. Von Gustav Frey- tags Roman „Soll und Haben" ausgehend, schilderte er die Verhältnisse im kaufmännischen Leben früherer Zeiten. Dem ehedem patriarchialischen Verhältnis zwischen Prinzipal und Angestellten entspricht das moderne kaufmännische Wesen allerdings nicht mehr. Der Wandel der Zeiten hat auch hier einen Um schwung von Grund aus gebracht. Hauptsächlich die Lehrlingsausbildung ist eine vollkommen andere ge worden, denn der ehemaligen Ausbildung der Lehr linge in allen Fächern steht heute die Teilausbildung gegenüber, die insofern auch ibre Berechtigung hat, als dem früheren Streben nach Selbständigkeit das Gebilfendasein auf Lebenszeit gcgenübersteht. Um diese in der Teilausbildung begründete Lücke aus zufüllen, ist man zu der Gründung des Lehrlings heims geschritten und es hat sich gezeigt, daß dieses geeignet ist, diese Lücke ausznfüllem Tie Weiter bildung des jungen Kaufmanns hat aber dann mög lichst in den Wanderjahren zu geschehen, denn diese bieten dem jungen Manne die ihm so nötige geistige Anregung, die dem auf der Scholle Hockenden fehlt. Der Fcstvortrag wurde mit großem Beifall ausge nommen, dann wurde eine gemeinsame Kaffeetafel geboten, an die sich eine Prämiierung für rege Werbetätigkeit schloß. * Zur Hotelhygiene. Der Verband reisen der Kaufleute Deutschlands hat in der Hygieni schen Ausstellung in Dresden «ine von Direktor Her mann Pilz verfaßte Schrift: „Ter Verband reisen der Kaufleute Deutschlands und dre Hotelhygiene" ausgelegt, in der die Agitation des Verbandes für «ine zeitgemäße Hotelreform und die bisher erzielten Erfolge eingehend aescyilLert werden. Was darin als Forderung Le» Verband«» ausgestellt wird, be trifft Li« Beseitigung der losen Bettlaken, die Ein- riastung der Hotelzimmer überhaupt, die Reinlichkeit in Len Aborten, dre Verpfleguiig in den Hotels und anderes mehr. Hinsichtlich der Verpflegung wird der Gemüsekost das Wort aeredet, die namentlich der Be rufsreisende schmerzlich in den Gasthäusern vermißt. Der Verband will Polizeioerordnungen hygienischer Art erzielen, und es haben auch bereits die Regie rungspräsidenten in Düffeldorf, Gumbinnen, Koblenz, das Bezirksamt Lörrach usw. diesem Wunsch« enr- sprochen. Die Schrift verdient allseitig« Beachtung. Sie wird allen in Frage kommenden Behörden zu gesandt werden. * Die Abend-Motette in St. Johanni». Am Mittwoch, den 27. September, abenLs 8 Uhr (im Winterhalbjahr beginnen di« Abend-Motetten wieder um 8 Uhr!) bringt nur Kompositionen von Johannes Eccard, dein Meistersinger des 16. Jahr hunderts (f im Herbst 1611), zum Gedächtnis an die 300. Wiederkehr seines Todestages. Der Eintritt ist frei. Programme mit Text ü 10 Pf. wolle man an Len Kirchtürcn entnehmen. * Hühnerdiebstahl Nachts sind aus einem an der Bornaischen Straße in Dölitz gelegenen Garten zwei Hühner gestohlen worden. Die Diebe sind durch Üebersteigen in Len Garten gelangt und haben dann das Schlosj zum Hühnerstalle gewaltsam aufgevrochen. * Schnell tritt der Tod den Menschen an ... . In ihrer Wohnung in der Reudnitzer Straße wurde eine 36jährige Wirtschafterin tot aufgefunden. An scheinend hat ein Herzschlag ihrem Leben ein Ziel gesetzt. * Tas leidige Abspringen. In der Südstraße sprang Sonntag abend ein 17jührigcs Dienstmädchen vom Vorderperron eines im Gange befindlichen An- hängewaaers und schlug mit dem Kopfe auf das Straßenpflaster auf. Es erlitt außer leichten Ver letzungen im Gesicht und an den Armen eine Gehirn erschütterung. Feuerbericht. Sonntag nachmittag in der 5. Stunde wurde die West-Feuerwache nach dem Grundstück Zschochersche Straße 59 alarmiert. Hier war ein im Keller lagernder aller Strohsack, ver mutlich durch Darauswerfen eines noch brennenden Streichholzes, in Brand geraten. Infolge des starken Rauche» mußten die Mannschaften mit dem Rauch schutzhelm in den Keller eindringen. Es gelang ihnen bald, jede weitere Gefahr zu beseitigen. * Eundorf. Die Riege „Jahn" des Allgemeinen Turnvereins zu Burghausen (D. T.) feierte am Sonn abend im Gasthofe zu Gundorf ihr 2. Stiftungsfest. In vorzüglich ausgesührten Hebungen am Barren bewiesen die jungen Turner ihr bestes Können. Kirchschullehrer Platz begrüßte den jungen Sproß des Allgemeinen Turnvereins zu Burghausen in einer markigen Ansprache, war doch in der Riege ein fast vollzähliger Jahrgang seiner ehemaligen Fortbildungs schüler versammelr. Er schloß seine anspornenLen Worte mit den besten Wünschen für die Bestrebungen der Riege „Jahn", das vaterländische Turnen zu fördern und zu stärken. Der Festabend verlief in schöner Harmonie mit einigen Turnabteilungen der Deutschen Turnerschaften aus Böhlitz-Ehrenberg und Leutzsch, die ebenfalls mit turnerischen Vorführungen und Vorträgen für ein abwechslungsvolles Programm sorgten. — Die diesjährigen Herbstferien beginnen Montag, den 2. Oktober, und erreichen ihr Ende Mittwoch, am 18. Oktober. — Nach den Michaelis ferien nimmtder Konfirmandenunterricht seinen Anfang. Tie Weihe desselben erfolgt durch einen Gottesdienst Sonntag, am 22. Oktober. * Brandis. Zn der letzten Sitzung Les Stadt- gemeinveratss wurde zunächst eine Verfügung der Ämtohauptmannschcvft betreffs Verschandelung der Natur durch Reklametafeln dekauntgcgeben. Tann wurde beschlossen, den Wasserwerksmeister gegen Un fall zu versichern. Die Herstellung des Fußweges in der Marienstraße wird vorläufig verschoben, da für Pflasterung der Polenzer Strass» ein Mehraufwand von 3000 nötig ist, wofür kein D-arlehn ausgenom men worden ist. Der Mehrbetrag sott für 1912 über nommen werden. Vergeben wurden die Malerarbei ten im Stadthause, die Herstellung eines Stückes Wasserleitung und die Lieferung, von Apfelbäumen für den Gerichshainer Weg. die wie eine Konversation maskierter Gesellschafts- menjchen verlies, schwieg der Schlag eines ganz von einer Empfindung vollen Herzens; an des Peliden Bahre wurde Penthesilea Salome. Und die Schluß worte dec Prothoe: „Sie sank, weil sie zu stolz und kräftig blühte! Die abgestorbne Eiche steht im Sturm, Doch die gesunde stürzt er schmetternd nieder, Weil er in ihre Krone greifen kann." lehnten durch ihren Hellen Widerspruch gegen die Haltung dieser Ama onentönigin die Penthesilea von Gertrud Eysoldt so kräftig ab. daß die An erkennung mit Beisallssalven zur Opposition wurde gegen Kleist. Alexander Moissis Achilles wirkte durch den Wohiclang eines vollen Organs, wurde aber dem lösten Humor in der jugendlich frischen, edelmütigen Reckengestrlt zu wenig gerecht. Darum ging auch die Szene mit Odyßeus und Diomedes vor dem Zweikampfe ganz verloren. Das Stück ganz ohne Pause zu geben, ging auch im Deutschen Theater nicht an trotz der Drehbühne. Man mußle sich mit Rücksicht auf das Publikum zu einer kurzen und einer langen Pause nach dem fünften uns dem zwanzigsten Austritte verstehn. Der Jn- stenierunz und Aussratrung darf aufrichtiges Lob in.cht vorenthalten werden. Sogar echte Doggen wurden aus die Bühne gebracht, und Staub „rauchte" aus unter den „Huren" durch einen Hohlweg schein bar reitender Amazonengeschwader. Aber was hilft dasattes? Trotz ungemein malerischer Bilder, trotz Kunden und anderen Reizen von immerhin neben sächlicher Bedeutung ist di- Penthesilea im Deutschen Theater zu viel schuldig geblieben, nämlich die Hauptsache: die Penthesilea. bw. Deutsche Teppiche. lAusstellung im preußischen Abgeordnetenhause zu Berlin.) Vor etwas mehr als einem Menschenalter tauch ten die ersten Perser Teppiche in Deutschland auf. Ihre Farbenfrische, ihre mit Geschmack angeordneten, symmetrisch stilisierten Flächenmuster waren eine Er quickung für das Auge, das sich an dem flauen Kolo rit und den naturalistischen Blumen der bisher Mode gewesenen Brüsseler Teppiche müde gesehen hatte. Ars welchen plastisch behandelten D'ng-n hatte man nicht vordem hrriimgetreten, ohne sich Gedanken darüber zu machen, daß man auf Blumen- und Frucht- slilleben, Schmetterlingen, Vögeln, Hunden und an deren Tieren, auf Renaissance-, Barock- und Roko- siuck nicht spazieren gehen dürfte. Man hatte Zim merdecken und Zimmerwände in textiler Ausführung auf den Fußböden ausgebreitet, stellte Tische und Stühle auf sie und hatte unter den Füßen, was man über sich oder vor sich hätte haben müssen. Diesen Widersinn lehrte der von Vertretern fremder Han delshäuser eingeführte orientalische Teppich erkennen, der bald Mode wurde. Ze mehr er aber Aufnahme fand, um so geringer wurde seine Qualität. Trotz dem ist die Einfuhr an orientalischen Teppichen von 608 000 Kilogramm im Zahre 1907 noch auf 912 000 Kilogramm im Zahre 1910 gestiegen. Unsere schwer geschädigte heimische Teppichindustrie konnte sich schließlich der Konkurrenz des Auslandes nur dadurch erwehren, daß sie dem allgemeinen Geschmack« Rech nung trug und versuchte, orientalische Muster nach zubilden und zu variieren. Sie hat den gewünschten Erfolg bis jetzt noch nicht gehabt; denn der minder wertige astatische Knüpfteppich wird nur, weil er aus dem Orient stammt, noch immer dem deutschen Tep pich vorgezogen, obwohl dieser bei gediegenerer Aus führung gleich geschmackvolle Muster bietet. Dem Vorurteile gegen diesen Zweig der deutschen Industrie entgeaenzutreten und einmal die hohe Leistungs fähigkeit der heimischen Teppichwirkerer vor Augen zu führen, hat der Deutsche Frauenbund fünf der größten deutschen Webereien veranlaßt, in zwei Stockwerken des preußischen Abgeordnetenhauses eine Auslese ihrer Erzeugnisse öffentlich auszustellen. Bei aller Bewunderung der technischen Vollen dung dieser zum Teil prächtigen und kostbaren Tep piche ist der Einwand nicht zurückzuweisen, daß auf diesem wichtigen Gebiete unser Kunstgewerbe hinter der erfreulichen Entwicklung zu zeitgemäßer Eigen art und nationaler Selbständigkeit zurückgeblieben sei und in der Abhängigkeit vom Auslande sowohl wie vom Formcnschatze der Vergangenheit ver harre. Aber die heimische Znduslrie hatte, wie ge sagt, in schwerem Wettbewerb mit der unerschütter lichen Gunst, in der der orientalische Teppich stand und noch steht, zu rechnen und mußte daher zunächst das Ausland mit seinen eigenen Mustern zu schlagen suchen. Am meisten Aussicht auf Erfolg wird der Teppich baden, der alle Vorzüge des orientalischen hanoge- knüpftcn Teppichs zeigt, aber meist billiger hergestellt wird. Diese Eigenschaften besitzt in hohem Maße der Claviez-Täbristeppich der S a ch s i s ch c n K u nst- wehe rei Tlaviez, A.-G., in Adorf i. V., die jedes Muster mit überraschender Feinheit nachwcbcn kann, so daß ihre Teppiche von oricntalisch-n Origi nalen nur das scharfe Äuge des Kenners bei genauer Prüfung der maschinellen Webtechnik unteriu est en kann. Ein Prunkstück der Firma ist eine Kopie des berühmtesten alten Perserteppichs, des sogenannten Jagdteppichs im Besitze des österreichischen Kaiser hauses. Bei ihrem Versuche, mit dem auf der Ma schine gewebten Teppich «inen vollen, wohlfeileren Ersah für den mit der Hand geknüosten zu bieten, kommt diesem die BarmerTeppicyfaLrikDor. werk L Co. in Barmen mit ihrem Patent-Kaschar teppiche besonders nahe. Auch ihre Erzeugnisse weisen nämlich das Muster auf beiden Seiten auf, was ja «in besonderer Vorzug der handgeknüpften Teppiche ist. Die Druck-Beloetteppiche der Gebrüder Schoeller in Düren (Rheinland) haben ihren Namen daher, Laß sie aus bunten Faden gewebt wer ben, bi« in der Länge des Teppichs mit dem jedem einzelnen Faden zulommenden Teile der Farbenskala des Mrrsters bedruckt sind. KochLKockinOels- nitz i. V. geben neben indischen Mustern in ihren vornehmen Arminsterteppichen historische Stilrepe titionen von Louis XIV. bis Louis XVI. und ent falten dekorative Pracht und technische Vollendung in zwei Teppichen, die bei einer Größe von je 10 :15 Meter in einem Stücke gewebt sind. Ihre Mohair- Anaoratcppiche aus der feinen Wolle der Angoraziege verdanken dem weichen Material einen eigenartigen, seidigen Glanz. Die Vereinigten Smyrna- Teppichfabrtken, A.-G., in Schmiede berg i.R., Cottbus und Hannover-Linden setzen fort, was um die Mitte des vorigen Jahr hunderts begonnen wurde, als es galt, d:n notleiden den Webern im Niesengeoirge neue Erwerbsmöglich- keilen zu schaffen. Damals unterstützte der Inhaber der Tuchfaorik Geoers L Schmidt in Görlitz, Ge heimrat Schmidt, Las Bestreben der preußischen Ne gierung, indem er schlesische Weber im Orient die Teppichknüpferei erlernen ließ. Mit technisch gut geschulten Arbeitern konnte dann 1854 in Löhne und 1857 in Schmiedeberg die Herstellung von Knüpf teppichen begonnen werden, die noch heute vcn den Vereinigten Smyrna-Teppicbfabriken mit icyönem Er folge berrieben wird. Sv sehr man nun auch geneigt ist. dem deutschen Kniipfteppiche als Handarbeit den Vorzug zu geben vor den» mit der Maschine h:rge- stelllcn, als Massenartikel wie dieser kann er der Konturrenz des orientalischen nicht entgegcngestellt werden, weil der Orient bei der für das Abendland undenkbaren Billigkeit seiner Arbeitskräfte Leu mit der Hand geknüvften Teppich weit billiger, ja zu dem nämlichen Preise liefern kann, wie unsere Industrie ihre Maschinenerzeugnisse. So werden die Vereinig ten Smyrna-Tcppichfabriken stets nur bei den be neidenswerten, bewußten Oberen Abnehmer finden, genießen dafür aber auch den Ruhm, es heute in der Knüpstechnik dem Orient gleich zu tun, in der Ge- dieoenhcit ihrer Erzeugnisse ihn aber noch zu über treffen. Natürlich benutzen die Vereinigten Fabriken auch die Maschine, um neben ihren koitb.'ren Sonder- crzeuaniffen auch gangbare Kaufartikel herzustellen. Als besonderes Verdienst muß cs ihnen angerechnet werden, daß sie für neue Muster moderne Künstler heranziehen. Mit Arbeiten nach Entwürfen von R u - dolph Wille, Kopf, Architekt Troost Pro fessor E. Weiß, Bruno Paul u. a. gehe« pe mutig mit der Zeit, wenden sich aber auch mit solchen modernen Teppichen nur an einen verhältnismäßig kleinen Kreis materiell Bevorzugter. Denn der zarte und doch so duftig frische, weiße Teppich mit einem Strauß bunter Herbstblumen von Weiß ist nur denk bar in einem vornehmen, lichten Boudoir, wo kleine Füße in weißen Atlasschuben weich auf ihm ruhen. Wer sich ihn an seinem Platze vorstellen kann, wird gerade an dem Weißschen Teppich« Reiz« gutheihen, di« allerdings üoer «in« rern dekorativ« Wirkung hinausgehen. In der geeigneten, modernen Um gebung, als eine Note in einer Harmonie vornehmer Raumkunst, würde er jedem nur einigermaßen emp findsamen Auge seine eigene Schönheit so gut offen baren, wie der hellbläulichgrüne mit gelben Rosen und einem runden grauen, schwarz und gelb um- landeten Mittelstück von Bruno Paul oder der schlichte, rot-blaue, quadratisch schwarz gegitterte von Rudolph Wille. Der ausgesprochen abendländische, ja echt deutsche Charakter unsere Wohnungskunst, die rn ihrer Zweckschönheit Kind Matcrialeinheit doch wenigstens ein bestimmter, eigener Ausdruck unsere: Zeit ist, verlangt auch eigene Tcvpich: statt der orien talischen, deren vielgeriihmre Neutralität eben doch nicht ausrcichr, um in einem bei allergrößter Schlicht heit doch gediegenen uns das beißt modernen deut schen Heim nicht zu stören. Unser neues, hochenr- wickelte? Kunstgeweroe bringt uns erst wieder das eigentliche Wesen des orientalischen Teppichs zum Bewußtsein, indem es uns dieses als fremd empfin den läßt. Daher ist jeder Versuch unserer Teppich industrie. den letzten fremden Zug im deutschen Hans: mit einem traulich heimischen zu tilgen, nur zu be grüßen. Nicht jeder Versuch freilich kann schon glucken, aber bei der Fülle künstlerischer Kräfte und der Leistungsfähigkeit unserer an der meisterlichen Nachahmung orientalischer Muster geschulten In dustrie kann ein volles Gelingen nicht ausbleiben. Viel wäre schon jetzt von einem Wettoewerbe zu er warten. Vielleichr entschließen sich unsere bedeuten deren Firmen, die auf einer so hohen Stufe der Technik angelangt sind, eine Konkurrenz auszuschrei ben. Die Beteiligung würde gewiß nicht klein sein. Und das Ergebnis? Nun, mögen die Teppiche von Weiß. Paul, Wille, Kopf, Troost nicht jedem gefallen, daß sie etwas verheißen, wird keiner leugnen wollen. Doch der deutsche Teppich ist noch ein fernes Ziel: möchte die Ausstellung im preußischen Abgeordneten haus« den nächsten Zweck erst voll erfüllen und das Publikum überzeugen von dem Vorbandcnsein einer leistungsfähigen, tüchtigen, heimischen Teppichindustrie. Die deutsche Teppichindustrie haben wir; der deutsch« Teppich wird auch noch kommen. tun..
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