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Nummer 1V7 Sonnabend, den «. Mat 1931 LachUche Volkssettuns » Für christliche Politik und Kultur A«,eI»tnt>reU«! Die lgespaliene pettljett, SÜ l.gamRn» attz«Ig-n n.Lullengeiuche Sv Die peMreklameMe. SS MIO bre». I ^c. Für Unzeiten autzerhalb del BeebeeilunirgedleteO »v 4. die peliirettameze«, I »0 Brlesged. »U 4. Im Fall« höherer Hewatt erlischt jede «erpslichlung aus Lieferung jowl» »rföllung v. itliijelgen > ilufteagen 11. Leiftung V. LchsdcncrlÄK »elchöfilicher r«il: grao» Buogortt, DttldtN» caelihäftSUrtte, -Drutt u.werlag > «ermama. ül^G. tiir Berlag und Druiker«i,ffttiale Dreödeii, Dre»de»-N.I. PoIierltra^»I7. gernrnislois. Poslscheistonio Dresden >7öz HänttanN' Etadibant DreSd«" -n -N71-- der «««Nsche» «ott,,«U»n» Dreld-n-wlltadi l Paiierstratzc 17. a-nmy Mil und 71012. 3tt. Jahrgang Srschcint 6 mal ivöch». mit illusir. Gratisbeilagen.Heimat und Welt" und der Illnderbeilage .iliir nnlr« fleine« Leute', tabue den rertveilngen ,St. Penna Blatt', .llnlerftaltnng und Wissen', .Die brallitche HauSiran', .»ler^lltcher Naigeber', .Das gute Buch". Monatlicher PezugSpretS einschl. Besteilgeld. Einzelnummer 10 Z, Sonnabend- u. Sonnlagmnnmer SO 4. dauplschristleiler Dr. G. De-rzyk, Dresden. UnwellerüberSü-Seutschland Wolkenbrüche und Hochwasser fordern Todesopfer - Schwerer Sachschaden Stuttgart, 8. Mai. Am Domcerstagnochmitlag ist über S ü d d e u t s ch l a n d eiue schwere H o ch w o s se r k a I a st r o p h e hereingebrochen. Sie ist eine der grössten, die diesen Teil Deutschlands seit lan ger Zeit heimgesucht l>al. In grasten Teilen des Landes staben schwere Walsten- briichc gesästrliche lleberschwetninungen sterbeigesüstrt. In Feuerbach und llnterliirststeini wurden zwei Arbeiter vom Hoch wasser forlgerissen und ertranken. In Nürtingen mussten we gen der ungesteuren Wassermengen die Schulen und einige Fa briken geschlossen werden. In der Näste von Göppingen hat ein Bergrutsch Berwüstungen angerichtet. Die Wolkenbrüche staben besonders im Bezirk Estlingen grosten Schaden angerich- tet. Der Neckar ist dort aus weite Strecken über die User ge- treten. Auch aus Baden kommen Meldungen über schwere Un wellerschäden. Wolkenbruchartiger Regen hat in der Maul bronner und Diellinger Gegend Berwüstungen angerichtet. In 'B ad Ho m b u r g lvurden auch der Kurpark und die im Bau befindliösen Tennispläste schwer betrossen. Der grösste Schaden, den Hamburg erlitten stat, ist die Ueberflulung der Brunnen. Sämtliche Quellanlagen stehen bis zum Rand unter Wasser. Im Homburger Stadtteil Kirdorf stürzte die Mauer, die das Bett des Kirdorfer Baches umsnstt. ei», so dast sich das Wasser in die Häuser «rgost. In graste Gesastr gerieten in Homburg die Be wohner eines alten baufälligen Gestostes. Bruslhoch stand stier bereits das Wasser, als die Polizei zu Hilfe kam und die Be wohner — darunter mehrere Kinder — in Sicherheit brachte. Unters ran Ken hat Wetterstürze gleicher Art am Don nerstag erlebt. Ueber Iphofen wütete fast zwei Stunden lang ein heftiges Gewitter. Gewaltige Wassermengen wälzten sich meterhoch über die Fluren dem Städtchen zu: sie wurden aber dort von den Stadtmauern ausgestallen und füllten die Wallgräben. In Bergtheim staben ebenso ivie in Güntersleben die wolkenbruchartig niedergegangenen Regennmssen an den Feldern graste Schäden angerichtet. Schiver heimgesucht sind die Felder am Obersfeld. Auch aus Klingenberg und Fecheii dach werden graste Wasserschäden gemeldet — In H ösba ch , nahe bei Aschaffenburg, hat das Unwetter einen folgenschweren Briickencinsturz steroorgerufen. Auf einer etwa 200 Nieter von dem Zentrum der Ortschaft entfernt gelegenen drei Meter brei ten Sandstcinbrücke standen um 16.45 Uhr sieben Leute, um die herankommcnden Wassermengen zu beobachten. Unter dem un geheuren Druck der Flut stürzte plötzlich die Brück« ein und begrub die sieben Menschen. Einige davon, zum gras,len Teil junge Leute, konnten sich reiten, während der neun Jahre alte Helmutst Aölker, die zehn Jahre alte Frieda Rettinger und der 20 Jahre alte Landwirt Anton Stab ertranken. Der 60 Jahre alte Konrad Rausch, der ebenfalls von den Fluten weggerissen wurde, blieb an einer Pappel hängen, wurde aber schiver ver- verletzt und ist den Verletzungen im Krankenhaus erlegen. Auf der Wallfahrt verunglückt Schweres Autobusungliick im Saargebiet. Saarlouis, 8. Mai. Ein furchtbarer Zwischenfall ereignete sich bei einer Wallfahrt des kalholisä>en Müttervereins Saar louis nach Luxemburg. Die Fahrt erfolgte mit zwei Autobussen und verschiedenen Taxen. In der Nacht um 1 Uhr versagte aus der Rückfahrt in Schrecklingen auf lothringischem Boden in einer gefährlichen Kurve an einem der Autobusse, der mit 24 Frauen besetzt war, die Bremse. Der Wagen raste über die Straste und am gegenüberliegenden Hause eine 8 Nieter hohe Treppe hinauf, wurde durch den Anprall zurückgeschleudert und stürzte um. Ein Teil der Insassen flog auf die Straste 22 Frauen erlitten Verletzungen. Vier Frauen wurden mit inne ren Verletzungen, schweren Kopfwunden und Armbrüchcn in das städtische Krankenhaus in Saarlouis gebracht. Die Schuld an dem Unglückssall war bisher nicht sestzustellen. Große Brände in Japan 20 Todesopfer. London, 8. Mai. „Times" meldet aus Tokio: Im Anschluss an eine lange M'node der Trockenheit brachen gestern sruh in verschiedenen Teilen Japans Brände aus, bei denen ungefähr 20 Menschenleben verlorengingen und Schaden in Höhe von 5 Millione n B e n st» Millionen Markt angerichtet wurde. In dein Badeort Pamanaka sollen mehr als 100 'Personell ver letzt worden sein, zum Teil schiver, während über die Zahl der Toten noch nichts bekannt ist. Sieben Wohnhäuser und 80 Ho tels fielen den Flammen zum Opser. Ein kleineres Feuer in Schirokano, einer Vorstadt von Tokio, wurde zwar nach kurzer Zeit gelöscht, hatte aber bereits 6 Todesopfer gefordert. Im Ehinesenviertel von Yokohama brannten 50 Häuser nieder, dar unter das chinesische Konsulat. In der Stadt Toyama wurden ebenfalls ungefähr 50 Häuser durch Feuer zerstört. Ansterdem wird eine Anzahl kleinerer Waldbrände gemeldet. Unnötige Aufregung in Paris Oie große Kammer-Debatte über das deutsch-österreichische Zollabkommen Paris, 8. Mai. Die französische Kammer steht seit gestern im Zeichen der grosten 'Aussprache über das g « plan >« ZoIlabko m m en zwischen Deutschland u. O « ster - reich. Am Donnerstag nahm die Debatte einen recht matten Verlaus. Der Radikalsozialist N ovaro bezeichnet« das Zall- abkommcn als eine rein politische Aktion, die zu einer Aibeiis losenkrise in Oesterreich sichren müsse Fougdre (Tardieu- Gruppe) verlangte, der sranzösische Austenminister müsse dem Zollplan widersprechen. Der Redner der Rechten, Abarne« garay (Marin Grupp«) richtete hcstige Angriffe gegen Deutschland Der Traum Deutschlands, aus Oesterreich einen Vasallen zu machen, stamme nicht von heute. Schon 1018 habe der deutsche mit dem österreichischen Kaiser ein Abkommen unterzeichnet, wonach beide Länder sich verpslichteten, ihre gegenseitigen Zollgrenzen obzuschassen. Dos Interesse Brü nings an dem Abkommen sei verständlich. Unverständlich sei ober, wie der österreichische Bundeskanzler das Abkommen habe unterzeichnen können, ohne vorher die österreichischen Wirlscliostskreise zu hören. Als Belzerrscher Oesterreichs werde Deutschland sehr rasch Beherrscher Eurozros werden. (!) Als Mw.rnegaroy seiner Enttäuschung über die gleichgültige Haltung Englands nnd Italiens zum deutsch-österreichischen Zollongleichungsprojekt Ausdruck gab, griss Austenminister Briand in die Debatte «in und erklärte, der englische Austen minister Henderson habe in Paris verlangt, dast die ganze Angelegenheit vor den Völkerbund gebracht werden solle. In dieser Forderung sehe er weder «ine unfreundliche Geste, noch den Wunsch Englands, mit Frankreich zu brecl)«n. Italien habe den Zusammentritt des 1022 eingesetzten Finanzkontroll- ansschusses verlangt. In allen diese» Fragen herrsch« völlige Einigkeit, und man müsse feststen«», dast di« übrigen Alli ierten um Frankreich einen engen Kreis der Solidari- t<it gefchlosftn Hütten. Ran iverd« erkennen, dast Frankreich keineswegs Isoliert dasteh«. Die heutige Kammerdelnttie dürste etwas lebhafter ver laufe» als die gestrige. Es werden sprechen als Interpellanten Franklin B o u i l l o n, der der Maginotiraklion angehörende Abgeordnete Seapini. dem der erst vor kurzem gewählte und bei den Sozialrepnblikanern eingeschriebene Abgeordnete Thibault folgen wird Auch Louis M arin dürste im Bei lauf der Debatte das Wort ergreifen, jedenfalls auch H« rrio I. Briands Rede wird gegen 17 Uhr erwariet. Man glaubt, das; eine Nachtsihung notwendig sein wird Der offiziös« „Petit Parislen" erklärt heut« wieder, schon setzt steh« fest, dast sich eine bedeutend« Mehrheit für die Reglerungspolittk, d. h. für di« Politik Briands, zu- sammensinden iverde. Um diese Mehrheit zu erreichen, versuche man, so berichtet „Malin", ein« Tagesordnung einzubringen, und zwar gebe sich hierzu der Lnoner Industrielle Foiig.'-re, der Borsitzende des Kammerausschusses für Zoll- und Handels fragen, her. In seiner Tagesordnung werde formell erklärt, dast ma» jede Initiativ« verurteile, di« gegen die Bestimmungen der Verträge verstoste, ganz besonders aber den Anschlust. Für diese Tagesordnung würde säst einstimmig auch die Ntarin- grupjn! einlrete». » * Die ganze Aufregung der ehrenwerten Herren in der sran- zösischen Kammer ist künstlich. Das Zollabkommen besindet sich im besten Einklang mit den Verträgen und bedeutet nicht „den Anschlnst" im politischen Sinne. Gegenüber dieser unanfecht baren Rechtslage wild auch die „Solidarität" der ehemals Alliierten, ans die Briand die Kammer vertröstet, nichts l)«Isen —. cs sei denn, dast der Bölkerbnnd sich zu dem Grundsatz be kennen wollte, dast Macht vor Recht geht. Brotpreiserhöhung in Italien verhindert Rom, 8, Mai. Der Versuch der italienische» Bäcker, den Brolpreis zu erhöhen, ist gescheitert. Die Regierung hat strenge Massregeln getroffen, solck)« Brolpreiscrhohnng zu verhindern. Die Herstellung vo» Luxnsbrot wurde jetzt zeitiveilig verboten. Abziehendes Gewitter Zur Streitfrage Uber die italienische Katholische Aktion. (Bon unserem Vertreter.) Rom, 4. Mai. N. v. k. Eine gar nicht seltsame Wetterbeobachtung am Himmel Roms ist das mit dunkeln Wolken drohend auf ziehende Gewitier, das sich nach unseren mitteleuropäischen Erfahrungen entladen mühte, aber nach kurzer Zeit von einem Seewinde wieder abgetrieben wird oder nur zu einer unbeachtlichen, kurzen Teilentladung führt. Dieser mete orologische Vorgang hat seine eigentümliche Parallele in der politischen Atmosphäre, und man darf vielleicht sagen, mitunter auch am kirchlichen Firmament Roms. Bei der Beurteilung römischer Verhältnisse darf man nie über sehen, dast Rom die einzige Stadt der Welt ist, die neben einander zwei groste Kraft- und Interessenmittelpnnkte be herbergt, von denen der eine das Zentrum einer Welt institution, der katholischen Kirche, ist, während der andere einem gewaltigen und verwickelten Motor gleicht, der den Lebensrhythmns eines grosten Volkes bewegen nnd zugleich regulieren soll. Das erste Rom, das der Päpste, erhebt den ernsten und selbstbewussten Anspruch: ttoina euput mumlü Noch vor wenigen Tagen hat Kardinalstaatssekretär Pacelli mit dem Höhensluge seines Geistes, der sowohl die Perspektiven des Daseins als, was eine noch seltenere Gabe ist, ihre Harmonien erkennt, diesen Ehrentitel des enpnt muncli der christlichen Welt sinnvoll ausgelegt: In Rom am Grabe des Apostelfürsten lernt man auch den Weg des Kampfes und des Triumphes der christlichen Zivilisation über das Heidentum kennen. Hier erhebt ein junges priesterliches Geschlecht die Flügel seines Geistes, um, den Adlern des alten Roms gleich, bis zu den Grenzen der Erde den römisch-katholischen Glauben zu tragen, dessen Jünger im Missionsgewande sich immer an die Stadt der Päpste als eine Schule der Frömmigkeit nnd der Weisheit erinnern werden. — Es ist einleuchtend, dast das päpstliche Rom, in dem das Herdfeuer dieses katholischen llniversa- lismus genährt wird, nicht bei jedem Gegenwinde, den der Weltgeist und eine mit ihm verbündete kurzsichtige Staats politik dieser oder jener Nation in Bewegung jetzt, eine Flamme entfachen kann, die zwar leuchtet, aber auch den Gegner verzehren würde. Deshalb treten gelegentlich im Verhalten der Regierung der Kirche zu ihren Feinden und zu ihren irrenden Söhne» Pausen oder Szenenwechsel ein, die der Austensteheude nicht unmittelbar begreift und in ihrer tieferen psychologisch seelsorgerischen Gesetzlichkeit schwer ergründen kann. Zeitabschnitte gibt es, in denen die oberste Leitung der Kirche sorgenvoll und geduldig und darum manchmal schweigend abwartet, in welche Bahn die Irrenden einlenken, ob sie vielleicht die Warnung und Mahnung des Hirtenamts der Kirche begriffen haben und darnach handeln wollen. Als ewige und göttliche Heil anstalt begleitet diese in jedem Stadium ihre Söhne mit dem fürsorglichen Gedanken: „Ich bete nicht darum, dast du diese von der Welt fortnimmst, sondern, dast du sie vor dem Uebel bewahrest." Aus dieser wahrhaft mütterlichen Einstellung der Kirche versteht man es, dast der „Osscrvatore Romano" als Sprachorgan des Slg. Stuhles in den kirchcnpolitischen Presseauseinandersetzungen über die Katholische Aktion Italiens nach dem lapidaren Papstbries an Kardi nal Schuster vom 26. v. M. den misstrauischen Be- Mäklern der Katholischen Aktion im Lager der Regierungs presse, insbesondere dem Leitartikler der „Tribuna" Forges Davanzati eine Muskelentspannung gestattete, bevor der geistige Zweikampf von neuem anhob. Im ersten Augen blick war man auf der Regierungsseite offenbar nicht aus ein so entschiedenes Dokument von der Hand Pius' Xl. ge- sastt. Der Hlg. Vater hatte mit priesterlicher Wachsamkeit, nachdem unzweifelhaft lange Zeit über Vorstellungen von seiner Seite über den diplomatischen Wege der Nuntiatur beim Ouirinal gelaufen waren, einem Aergernis von Mistständen nnd Anfeindungen durch ein Wort vor der Oesfentlichkeit Einhalt geboten. Das pontisikale Schrei be! an den Mailänder Metropoliten stellt ja nicht nur die Katholische Aktion Italiens gegen Venachteiligung und Hemmung ihrer Tätigkeit sicher, sondern legt auch den Fin ger auf andere Wunden im italienischen Gegenwartslebcn, insbesondere bei der faschistischen Methodik der Jugend erziehung. Der Pontisex streiste dabei eine bedenkliche Verwirrung, die neuerdings in der faschistischen Jugend zeitschrift „Gioventü Fascista" durch die Parole angejtistet wurde, man müsse die Feinde, d. h. die Gegner des Fa schismus hassen. Auch die zeitlich übermästige Bean spruchung der Iuaend durch faschistische Hebungen am Sonn- Dle heutig« Nummer enthält da» St.-Benno-Blatt, da» Sonntagsblatt für die Diözese Reihen.