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Frühling! Frühling rss, überall! T>L. .. -iler vom l Winter »vollte gar NtHt «oelche«, / liegen, Schnee und immer kalt, / Nirgends Grün, kein einzig Blümchen, / Kahl und trauernd stand der Wald! - Aber dann, mit Wolken« stlmichen ' Kam der Frühling über Nacht, / Hat uns Sonne, Vogellieder, / Grün und Blumen mitgebracht! / Ueber s Meer, vom fernen Süden, ' Flogen an di« lieben Gäste. / Ja, das a>ar ein Wiedersehen / In der Heimat! Auf das Beste / War schon alles her- aerichiet. / Und sie wurde«» froh empfangen, / All« Sträucher, alle Bäum« / In dem Frllh- lingskleide prangen! / Gackert da die braune Henne. , Di« «, so steinig Eier legt, / Glaub' wohl, das, in meinem Neste / Fl« Sich schon junge» Leben regt? / Achtundzwanzig lange lki l La« / Hart« sie da» Nest gehütet, / Und die weinen, V -schölten Eier / Treu und sorgsam ausgebrütet, / Wollte Nest« w«ich«i^ / »o erfüllt sie ihre Pflicht. / E — — Elly mutz ihr Futter bringen, / Denn, sonst frisst sie ein« fach nichr. / Da! Ein leises, leise» Picken, / Hühnchen - meldet sich im Li. / Knaz! macht da die weitze Sckrale, / Und bricht ringsum leicht entzwei. / Regungslos sitzt «ms're Senne, / Harret treu und redlich aus. / „Piep!" Aus halber Eierschale / Schaut ein Küken schon heraus! / Ach, das Leben ist beschwerlich / Gleich am allerersten Tag, / Wenn inan von den Eierschalen / Sich nicht mal befreien mag? / Nun, da Hilst die gute Henne, / Ja, das weis, sie ganz gewitz, / Datz solch eine schwer« Schale / Ist ein großes Hindernis! / Denn, man will sich doch beschauen / Ning» die schöne weit« Welt: Kann inan das, wenn ein« Schal« / Einen noch gcsangen hält? / Wieder pickt es, wieder piept es. Denkt nur jetzt sind all« dal / Alle Küchlein, gelb und flaumig, / Taumeln noch ein bißchen, ja! / Waren richtig emgeschlossen, / Wußten gar nicht» von der Vielt: / Ei, man mutz doch erst versuchen, / l6b so'n Beinchen wirklich hält! / Elly rommt. Nein diese Freud«, / Eilig läuft sie in das Haus: / Mutter, MuÜer. schnell, ich glaube, / Alle Küchlein sind heraus! / Na, das gab ein frohes Staunen! / Und Bescheid we>tz nur die Mutter, / Bringt in einem kleinen Napfe / Für die Küchlein erstes Futter. / Eigelb hartgekocht, zerstohen, / Ei. di« Kleinen langen zu, / Henne lockt, umkreist sie glücklich, / Ausgeleert der Napf im Nu! / Stolz war uns re braune Henne, / — Laut sie'» allen Hühnern kündet, / Datz sie ihre gelben Kleinen / Dock» am allersck-onsten findet! / Selbst oer Hahn, der Herr des Hofes, / Mutz die munt'ren Küchlein loben, / Die bei unserer braunen Henne / Sind am besten ausgehoben! / Sind sie miid' von weiter Reise, / Duckt sich uns'r« Henne nieder, / Und mit Piepsen schlüpfen hurtig / Sie ins schützende Gefieder. / Mag der Habicht noch so kreisen, / Drohen aus dem Hof Gefahren, - Schützet ist sie stets zur Stelle, / Um die Kleinen zu bewahren! / Selbst als Molly, dumm und täppisch, / Sich verirrt ins Hübnerhaus. / Ei wie schimpft die braune Henne! / Und der Hahn jagt ihn hinaus! / Molly mault: Ihr dummen Hühner, / Läßt man sich nur einmal blicken. Um ein wenig nur zu spielen, / Gleich zu hacken und zu picken?! Elly musz dann Molly trösten, / Sckreukt ein Bändä^u ihm von Seide: / „Sei nur still, du armer Molly, , Du tust keinem was zu leide!" / - „Wüss!", sagt Molly, und er n»cdelt. / Gibt ein Pfötchen d »'S W Dummes, wie die Henne, / Hab' ich ja noch nic geseh n! / springt dann sröhlich aus die Wiese, Spielt und rennt und blasst vor Wonne / Bis er endlich, nnid'gelauien, / Einschläst in der Frühlingssonne. / Ja, der Frühling! Auf der Scheuer / Bant Frau Adebar ihr Nest, / lind Herr Storch tränt Halm und Reisig / Pis es dauerbast und setz! Auch das Schwülbehen, das am Tage / Ostmals nach dem Nestchen siebt, / Wippt am Dach' first mit den andern, / Zwitsihert heil sein kleines Lied. / Und der Buchsunk und der Zeisig, / Drossel, jedes Vogelcin, / Baut jein Netz. Auf grüner Wiese / Hopsen Zickel Lämmer klein, / Kätzchen spielen bei der Katze, Fohlen, Kalbären in dem. Stall. Alles freut sich seines Lebens: / Frühling! Frühling überall! Fi»rri. Im Wohnzimmer hing eine Kuckucks« uhr, dunkelbraun mit reichem Schnitz werk. Im Schwarzwald, wo die hohen Tannen gen Himmel ragen war sie ent standen, und nunn der bunte Kuckuck, der mit Heller Stimme zweimal in der Stunde die Tageszeit ausries, so mutzte Tilly immer an die blühenden einsamen Echrvarzwaldtälrr denken, von denen ihre Klassenlehrerin in der letzten ltzeo- grnphiestunde ihnen erzählt heilte. Wenn es dämmerte, so leuchteten die ichner- wcitzen Ziffern und die weißen Zeiger, und es schien Tilly, als ob der Kmckuck in der Dämmerung immer ctrvas ge dämpfter rufe, erst wenn das elektrische Licht ausslammte, so schrie er wie j immer. Ob er nachts auch seine Pflicht ersüllte? Niemals hatte Tilly ihn des Nachts gehört, vielleicht war er jo rück sichtsvoll und ries nur ganz leise die Nachtzeiten aus, um dir Schläfer nicht zu stören, aber die Mutter, von Tilly deswegen desragt. lächle- „Du schläfst so seit, deshalb kannst du den Kuckuck des Nachts nicht hören Er schweigt nur, wenn er nicht ausgezogen ist!" Dem kleinen Bruder Hans hatte Tilly die Entstehungsgeschichte der Kuckucksuhr erklärt, so weit es seine fünf Jahre eben begreifen kounten, und als die Schwarzwälder Uhrcnindustrie in der Schule erwähnt wurde, meldete sich Tilly und fagte: „Wir herben zu hause eine echte Schwarzwälder Kuckucks uhr!" Bon nun au spielte di« Uhr bei den Kindern eine besondere Rolle. Wenn sic erst erwachsen wären, so wür- den sie ganz gewitz in die Heimat ihrer Kuckucksuhr fahren, kreuz und quer durch den herrlichen Schrvarzwald ivandern Hane war begeistert. „Wenn ich nur schon arotz wäre!" sagte er zu Tilly, wenn sie bei schlechtem Svetlcr in d«, Stube Ball spielten. „Und das weitz ich ganz gewiß, ich will auch einmal Uhr macher werden, und alle Leute müssen dann meine Uhren kau sc n. Du mutzt in jede Stube eine hängen!" „Das gäbe ja «in schönes Kuckucke geschrei!" lachte Tilly, „und wer soll di« immer aufziehen?" Einmal, als Haus nun ganz allein rvar, Tilly mutzte sür die Mutter, die bei Taute Lena »var, etwas besorgen, plagte Hans die Neugierde, zu wissen, wie cs eigentlich in dem Häuschen aus sehe, aus dem der Kuckuck alle halbe und volle Stund« heraustrat und sein „Kuckuck" ries. Bei jedem Rus verbeugt« er sich, als ob es ihm besondere Müh«