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z Berlin. Tie Mordchronik Berlins ist am Sonuiag um rin Verbrechen vermehrt worden, das in seiner furchtbaren Eigenart wohl einzig dasteht. Der in der Mohrenstr. Nr. 53 wohnende Justizrath Levy ist in seinem Schlafgemach ermordet worden. Sowohl die Persönlichkeit des Ermordeten, eine« in weiten Kreisen be kannten und geachteten Mannes, als auch die äußeren Um- ; stände, unter denen die grausige Thal begangen, machen sie Vermischtes. Das Schimpfwörter.Lexik on hat auch in dem gegenwärtigen amerikanischen Wahlkampfe manchen hübschen neuen Zuwachs erhalten. In republikanischen Neu-Aorker Blättern wird der demokratische Präsidentschafts-Kandidat ein Brülldrachenboß genannt, während seine Anhänger mit dem Ehrentitel „mondscheinlerische Lazzaroni" begrüßt werden. Im Westen nennen die Silberleute die Republikaner „Gold wanzen". In einer Zeitung von Kansas erhielt Gouver neur Tillman das folgende Kompliment: „Tillman ist eia faulmauliger Feigling und ein Kriecher, den alle anständigen licher in Birginien sprach von der Kanzel, ehe der demo kratische Präsidentschaftskandidat Bryan seine Agitationsrede im Staate begann, das folgende Gebet: „Wir wollen die Politik von der Kirche fernhalten, wir können cs aber doch nicht Helsen, Dich, Herrgott, zu bitten, auf den armen, elenden Sünder Bryan Acht zu geben, der im Bunde mit dem Sa tan in unseren Staat dringen will. Wir bitten Dich, laß ihn kein Unheil anrichten, und wenn cs nicht zu viel verlangt ist, vergieb ihm seine täglichen Sünden und dann klops' ihm im nächsten November den Pelz tüchtig aus." Musterdeutsch. In Nr. 269 der amtlichen „Braun- schw. Anz." findet sich folgendes Satzungeheuer: „Da Seine Königliche Hoheit, der Prinz Albrecht von Preußen u. s. w., Regent des Herzogthums Braunschweig, gnädigft geruht haben, zu der aus Grund des Artikels 50 der Verfassung de» Deutschen Reiches unter dem 14. d. M. Seitens Seiner Ei« Kaffeekränzchen in eine« »rientalifche« Bade beschreibt Paul Pasig in der „Allg. Ztg." In der Vorhalle de« Lade« vereinigen sich die Vertreterinnen der verschiedenste» Alters- und Berufsklaffen in zwanglosen, malerischen Gruppe», theils auf schwellenden Divans ruhend, thetls am Bode» hockend und eng aneinander geschmiegt. Selbstverständlich ist genügend für leibliche Bedürfnisse gesorgt. In jede« Bade befindet sich nämlich nicht nur ein Kaffeewirrh, der außerdem die unentbehrlichen Süßigkeiten für den Baume« zum Verkauf feilhält, sondern auch ein Pfeifenwirth, mit Narglleh, Tschibuk und den heute für die Orientalin unent behrlichen Cigaretten. Bald sehen wir bläuliche Rauchwolke« sich über unser« „Kränzchen" in der Luft kräuseln; es ist brwundernSwerth, mit welch' vollendeter Grazie die Orientalin das an sich so prosaische Geschäft de« Eigarettenrauchen» zu verrichten weiß! Schon die kokette Haltung der zierliche» Finger und vollends das Rauchen selbst, wobei sie wie zu« Kusse das Mündchen spitzt! Dort steckt man die Köpfe dicht zusammen und wirft theils höhnische, theils bemitleidende Blicke auf die Seit ngruppe: eine HerzenSaffaire bildet da» Gesprächsthema, und die Heldin dort darf, da sie de« Schaden gehabt, nun auch für den Spott nicht sorgen. Als süße» Loküm und fein gesponnener Zucker in zierüchen Schale» zum Kaffee gereicht wurde, kam Leben in die Unterhaltung. Wie übermüthig doch diese Orientalinnen zu lachen verstehen! Es ist die glühendste Leidenschaft, die au» allen ihren Ge fühlsäußerungen spricht, am vollendetsten aber in ihrem Ge sänge und Tanze. Und steh', schon stehen sich einige Freundinnen gegenüber und beginnen, ohne sich vom Platze zu bewegen, in rythmischen Schwingungen zunächst den Unter-, dann den Oberkörper zu bewegen, bis der ganze Leib eine ganze LiebeStragvdte in ausdrucksvollster Weise verkörpert! Das bange Suchen und das fröhliche Sichfinden, das haßerfüllte Fliehen und das ängstliche Meiden — der höchste Affect, die glühcndste Leiden schaft: Alles in bedeutungsvollen Mienen und Gesten darge- stellt. Dazu ertönen klagende Flötenaccorde, während ein Tamburin jede charakteristische Bewegung heroorznzaubern scheint. Jetzt plötzlich andachtsvolles Schweigen! Die ge feiertste Almeh der Chalifenstadt betritt den podiumartigen, erhöhten Seitenraum und läßt ihre wundersüßt Stimme erklingen, begleitet von ausdrucksvollen mimischen Bewegungen. Allgemeines liefe- Schweigen! Erst allmählich wagten sich einige Flüstertöne hervor, alle der tiefsten Bewunderung für die Sängerin voll, die reichlich bewirthet wurde. Bald wurde die Unterhaltung wieder lebhaft. Da begann die Eine, wie in Gedanken verloren, das Lieblings lied der Araber, eine Art besseren Gassenhauers, das Lied,Ll Issl, sl Isst!' vor sich hinzuträllern, und wie auf Commando erklang's so- gleich im Kreise und begleiteten cs im Takte Flöte und Tam burin: „O Nacht, o Nacht, o wundervolle Nacht!" Uno nun begann die Jüngste der Gesellschaft, auf der vor Kurzem so schadenfrohe Blicke geruht hatten, mit vor Wehmuth zitternder Stimme das Lied zu singen: . O Nacht, o Nacht, wundervolle Nacht! In schweren Träumen liegt die weite Welt, Die braunen Kinder ruh'n im dunklen Zelt; Nur Eine wacht und horcht und rührt sich sacht — O Nacht, o Nacht, o wundervolle Nacht! Am Himmel blitzt der Sterne hehre Wacht. Kein Laut, kein Lüftchen regt sich weit und breit. Doch still! Ein Schatten naht, es rauscht ein Kleid, Zwei Augen tauchen auf voll Zauberpracht - O Nacht, o Nacht, o wundervolle Nacht!" . . . Und auch draußen breitete schon die ambrosische Nacht ihre duftenden Flügel über die schlummernde Schöpfung aus, und lausend leuchtende Welten grüßte» aus unendlicher Ferne herab . . . schier endlose Regemvetter abgttöst hat, wird aber allseits» mit Freude« begrüßt, obschon es str Wintersanfang .selbst 1« Harze reichlich früh ist. Meiningen, 17. October. Das größte c-orpu» ltnUott, das wohl jemals in eine« Gertchtssaal sungirt hat, ist in Meiningen eingeliefert worden: et« abgesagter Ban«, stamm, der in de« Mordproceß -ege« de« Holzarbeiter Steiner von Steinach eine Rolle spielen wird. Steiner soll der Anklage zufolge sei« Opfer unter diesen Stamm gelegt haben, damit es den Anschein gewinne, die von ihm ermordete Person sei von de« Stamme erdrückt oder erschlagen Word«. zu eine« tragische« Sreiguiß von außergewöhnlicher Be deutung. Die konnte das verbrechen inmitten der bevölkert sten Gegend der Stadt ausgeführr werden ? Wer find die Mörder- .. . Diese u«d ähnlich« Fragen bilden wohl de« allgemeine« Gesprächsstoff, und mit fieberhafte« Interesse erwartet «an jede Nachricht, die zur Lösung dieser Fragen beitragen könnte. An de« Litfaßsäulen ward Mon tag früh (also ganz« 24 Stunde« später (!!) folgende amt liche Bekanntmachung anaeschlageur t01 Mart Belohnung. Am 18. Oktober d. I. zwischen 5»/. und S Uhr Morgen» sind Dieb« in die im zweiten Stockwerk de» Hause» Mohrenstr. 58 be findliche Wohnung de» Justizrath« Levy dadurch eingedrungen, daß sie sich vom TrHprnflur au» nach einer dm Hintrrzimmern der Levyschen Wohnung entlang lausmdm Galerie emporschwangen. Di« Levyschen Eheleute wurden im Schlafe überfallen und erhielten mehrere Stiche mit einem anscheinend neuen Dolchmesser mit gelbem Griff, da» am Thatort vorgefunden wordm ist Der Justizrath Levy ist durch die Messerstiche so schwer verletzt worden, daß er nach zwei Stunden verstarb. Die Thäter sind beim Verlassen de» Hause» gesehen wordm und werden wie folgt beschrieben: 1) Ein Mann von untersetzter Gestalt, etwa 1,65 Meter groß, etwa 2o Jahre alt, hagere» v «sicht, Anflug von Schnurrbart, grauer Anzug, schwarzer steiser Hut und Strandschuhe. 2) Ein Mann, G estalt wie vorher, etwa 20 Jahr alt, schwarzer Jaqüetanzug, Anflug von Schnurrbart und schwarzer weicher Hut. 3 Ein mittelstarker Mensch, etwa 25 Jahre alt, Anflug »on Schnurrbart, dunkle» Jaquet, etwa» reduzirt, darunter blaue Llouse. 4) Ein langer, hagerer Mensch, etwa 25 Jahre ait, mit etwa» stärkerem Schnurrbart, langem dunklen Shlip» und Stehkragen. Zwei der beschriebenen Personen sollen schon am 17. Oktober gegen 6 Uhr borgen» in dem Hause Mohrmstr. 53 gewesen sein und an die Wohnung de» JustizrathS Levy geklopft haben. Die Kleidung wenigstens eine» der Thäter muß stark mit Blut besudelt jein. Da» Dolchmesser kann bei der Kriminalpolizei besichtigt werden. Obige Belohnung sichert die Familie des Ermordeten Dem jenigen zu, welcher die Ermittlung des ThäterS bewirkt. Berlin, den 18. Oktober .896. Der Polizei-Präsident. I. V.: Friedheim. Nach den werter vorliegenden Berichten erfolgte das Eindringen der Mörder in das Haus, nachdem das HauS- thor durch einen Bäckerjungen geöffnet worden war. Die Verbrecher theilten sich nun, indem zwei auf der Treppe al« Wache blieben und zwei sich in die Wohnung begaben. Sie stiegen durch die Oberflügel des Flurfensters, welches sich in der Mitte der vom ersten zum zweiten Stockwerk führenden Treppe befindet, auf einen Altan und gelangten von hier aus in das Speisezimmer. Hier öffneten sie leise die zum Schlafzimmer führende Thür. Erleichtert wurde den Verbrechern ihr Eindringen dadurch, daß sie die vom Altan in das Eßzimmer führende GlaSthüre offen fanden. Das ist ein reiner Zufall gewesen, da Frau Justizrath Levy gewöhnlich sonst diese Thür persönlich abschloß. Die beiden Verbrecher gingen um das Bett der Frau herum gleich an das des alten Justizrathes, und einer von ihnen stieß mit einem Messer sofort auf diesen los und verwun dete ihn durch Stiche am Genick, am Kopfe und an der Brust, ohne ihn gleich anfangs tödtlich zu treffen. Der alte Mann fuhr in die Höhe, und das Geräusch weckte auch seine Frau. Diese sprang, während fast zu gleicher Zeit auch der Mann aus seinem Bette halb herausfiel und halb herausstieg, auf und eilte, um Hilfe schreiend, an dem Bette des Mannes rorbei nach dem Zimmer, in dem da» eine Dienstmädchen schlief. Dabei erhielt die Frau von dem einen Mordgesellen zwei Messerstiche in Brust und Arm, die glücklicherweise nicht lebensgefährlich waren. Justizrath Levy schleppte sich seiner Frau nach zu dem Schlafzimmer des Dienstmädchens und brach hier zusammen. Das Mädchen, das unterdessen sich halb angekleidet hatte, brachte den alten Herrn in das Schlafzimmer zurück und legte ihn in das Bett seiner Frau, weil sein eigenes mit Blut über und über besudelt war. Dann eilte cs auf die Straße den Mördern nach, die das Weite gesucht hatten, als Frau Levy zu schreien begann. Mit den beiden eigent lich n Thätern, die auf demselben Wege, auf dem sie ge kommen waren, über den Winterbalkon durch das Flurfenster zurückkehrten, stürzten auch die beiden Aufpasser die Treppe hinab nach der Mohrenstraße und eilten nach der Friedrich straße zu davon. Gegenüber dem Levyschen Hanfs hielten in der Mohrenstraße vier Droschken. Der Kutscher der ictzken nahm das halbnackte Dienstmädchen, das bald nach den Mördern aus die Straße kam, wackelte cs in Decken, setzte es in seine Droschke und suchte nun zu erfahren, was vorgefalle» sei. Das Mädchen war aber vom Schrecken so gelähmt, daß es keine verständliche Mittheilung machen konnte. So kam es, daß man sich nicht sofort an die Verfolgung der Verbrecher machte, die man sonst mit einer Droschke vielleicht hätte einholen können. Ehe man recht wußte, um was cs sich handelte, waren die Mordgesellen bereits ent kommen. Berlin, 19. Oktober. In Nummer 43 der „Deut schen Medizinischen Wochenschrift" berichten Professor Behring und sein Mitarbeiter, Privaldozent Dr. Knorr über ein in Lcn Farbwerken von Höchst am Main hergestelltes Dstsrius sigtitoxin. Aus Grund von Thierversuchen und von ein- zelnen Beobachtungen an tetanuskranken Menschen sprachen s Menschen"verachten und verabscheuen."' Ein farbiger"Geist, die Verfasser die Hoffnung aus, daß es dem neuen Heil- I - . . mittet gelingen werde, den Prozentsatz der durch den Wund- i Starrkrampf herbeigesührten Todesfälle erheblich herunterzu- ? setzen. Das Dstsnus nrAltoxitt gelangt vorläufig als H rrcckencs und gelöstes Präparat zur Ausgabe. Das erstere ' soll zu therapeutischen Zwecken bei schon ausgebrochenem Wundstarrkrämpfe der- Menschen und der Pferde, daß zweite zur prophylaktischen Behandlung dienen. — Die „Berliner AurstcllungSzeitung" meldet von angeblich absolut wissender Seile, daß der Fehlbetrag der Berliner GewcrbeauSstcllung auf nahezu 1200000 Lik. angegeben wird. Vom Harze, 15. Oktober. Nachdem in der vergan genen Woche auf dem Brccken bereits der erste Schnee ge fallen ist, stand in der Umgegend von Elbingerode gestern da» Thermometer zum ersten Male in diesem Herbst unter dem Gefrierpunkt. Die trockene kalte Witterung, die das m»d Umgegend", letztere zu eine« sozialdemokratischen Kach- verei> znsanliuen-eschloffen. Bride Verein« »»olle« ttlbstver- stündlich nicht« von einander wissen und ihre Mitglieder agitiren lebhaft i« der Braustab« zu« Vertritt einer der beide« Bereinigungen. I« der hiesige« Gambrtnusbraueret, ivelcher bekannttich das hiesige Berfaramlungslocal der Sozial demokraten, der „Trianoo" gehört, waren längere Zett die «atiovalgefinoten vrauergrhilfen Knörr und Köhler beschäftigt, «ad zwar zur Zufriedenheit des Braumeisters Tuchscheerer. Beide gehörten de« nationalen Brauserei» an und ließeu es sich angelegen sein, unter den College» für diese» Stimmung -u »acheu. Die sozialdemokratischen College« erbitterte dieses Beginnen jedoch und bestimmten durch eine Cartell- commisfion die Brauereidirectioo zur Kündigung dieser beide« unbequemen College«. Ihre Entlassung ist am 1. Oktober beretts erfolgt. Was würden die Sozialdemokraten für Lärm schlagen, wenn in anderen Brauereien den Mitglieder« des Fachvereins, die es an Agumwn gewiß nicht fehlen lasse», aufgekündigt würde? Bischofswerda, 17. Oktober. Gestern gegen Abe»d spielten zahlreiche Kinder auf und neben eine« hoch aufge schichteten Stoße Bretter eines Neubaues an der Bismarck straße, dessen Hebefeft gerade begangen wurde. Plötzlich kam der Stoß ms Wanken und begrub unter sich den acht jährigen Knaben de» Feuermanne» Günther. Die anderen Kinder liefen eiligst davon, ohne Jemand ein Wort von dem Unglücke zu sagen und so kam e», daß die da» Kind ängst lich suchenden Eltern e» erst gegen S Uhr todt unter den Brettern fanden, nachdem Nachbarn da» Unglück auch nur vermuthet hatten. Annaberg, IS. Oktober. In der vergangenen Nacht ist unser Nachbarort GeyerSdorf durch Feuer heiwgesucht worden. Demselben sind nach vorläufigen von hier ange stellten Ermittelungen ein Bauerngut, drei Scheunen und ein Wohnhaus zum Opfer gefallen. — Durch den Sturm am vergangenen Donnerstag sind im Buchholzer Stadt walde gegen 100 starke Bäume entwurzelt worden. Suf dem Pöhlberg wurden gegen 50 und auf dem Scheibenberg gegen 30 Bäume umgebrochen. Falk en st ein, 18. Oktober. Aus allen Theilen de« Vogtlandes liegen jetzt Nachrichten über den vom letzte« großen Stu?me eingerichteten bedeutenden Schaden vor. In den Wäldeicn sind namentlich erhebliche Schäden durch Wind brüche entstanden. — Heute gegen Abend ertönte Feueralarm in unserer Stadt. In Dorfftadt ist ein Wohnhaus abge brannt. — Die Ernte ist trotz der vorgerückten Jahreszeit noch nicht allenthalben geborgen. Es liegt noch Sommer roggen, sowie Hafer auf den Fluren. Auch wird die Kar toffelernte durch die niedergehenden Regengüsse immer mehr in die Länge gezogen. — Die Nachfrage nach weiblichen Arbeitskräften hält in den einzelnen Industriezweigen unaus gesetzt an. An Wieblerinnen, Ausbesserinnen, Fädlerinnen und Aufpasserinnen sowohl in der Sardinen-, wie Stickerei- Industrie ist immer eine rege Nachfrage. Leipzig, 18. Oktober. In günstigem Fortschritt n ist das große Werk des Deutschen Patriotenbundes begriffen: Die Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an die große Völkerschlacht auf Leipzigs Fluren. Da» zeigte sich in der heute Vormittag hier abgehaltenen Generalversammlung des Bundes. Aus ganz Deutschland sind namhafte Beiträge auch in letzter Zeit eingegangen. Jnsgesammt wurden im letzten Jahre (vom 19. Oktober 1895 bis heute) 88495 Mk. gesammelt, sodaß der Gesammtfonds aus 134101 Mk. ge stiegen ist. Auch aus weiter Ferner gingen Beitrage ein, so aus Hongkong von patriotisch gesinnten Deutschen 111 M. Gegen 54000 Gesuche um Unterstützung der Denkmalsbe strebungen sind an Stadtgemeindcn gerichtet worden; die Stadt Dresden allein spendete 5000 Mk. Zur Herbei führung endgiltiger Pläne zu dem Denkmal nach Maßgabe der aus Grund der Ergebnisse der Borconcurrenz gewonnenen Anschauungen ist in Verbindung mit dem Rathe der Stadt Leipzig bekanntlich ein neues PreisauSschceibcn erlassen worden. Leipzig. Wegen Wuchers wurde der Handelsmanu Julius Moses süss Ruben aus Lessen am 4. April d. I. vom Landgericht Graudenz zu drei Monaten Gejängniß und 600 Mk. Geldstrafe verurtheilt. Er hatte dem Mühlen besitzer Block, der sich seit Jahren in Vermögcnsoerfall be- fand, ganz gehörig bewuchert. Das Gericht rechnete einen Gewinn von 832 Prcccnt (!) heraus. Moses hatte gegen das Urtheil Revision eingel gt, die aber vom Reichsgericht dieser Tage verworfen wurde. Leipzig. Leichenfledderer sind auch hier thätig. Ein hier am Neumarkt wohnhafter Lithograph, welcher sich einen tüchtigen Rausch angetrunken hatte, schlummerte schließlich in der Nacht zum Montag auf einer Promenadcnbank in der Nähe der Schillerstraße sanft ein. Als er fröstelnd aus dem Schlafe erwachte, waren Uhr, Portemonnaie, Brieftasche, Vor hemdchen mit Kragen und Shlips, Spazierstock, H»t und sogar die Stiefeletten spurlos verschwunden. Wahrscheinlich hat der Lithograph geglaubt, in seinem Heim zu sein und sich der Sachen, welche einen Liebhaber gifunden haben, entledigt. In der Nähe wurden später ein Paar ganz abgetragene Stiefeletten aufgefunden. Dem Lithographen blieb weiter nichts übrig , als sich auf die Socken zu machen und die Polizei in Kenntniß zu setzen. — Weiter ist einem sscrrn, welcher in vorvergangener Nacht auf einer Promcnadenbanr in der Nähe der Bahnhofsstraße cingeschlafcn war, j.inc gol dene Remontoir-Savonett-Uhr gestohlen worden.