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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192806279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280627
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-06
- Tag 1928-06-27
-
Monat
1928-06
-
Jahr
1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1928
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einem Festbankett im groben Saal de« Gürzenich. Di« lotarnden Lage sind mit Vorträgen, einer Festveranstaltung. Fiidrnnaen durch die Pressa und einer gemeinsamen Rhein- dampsersahrt ausgesüllt- Mm de« zkMlWkrllchMdMu MWk WchMMMm. * Dresden. (Tcliinion.) 2Vie die „Beko" mittcilt, hielt der Z e n t r a l g e w e r k s ch a s t o b u n d Deut, s ci, er R e i ch s b a h n b c a in t e n u n d «A n w ä r t e r vom 22.-24. Juni seine zweite Hauptversammlung in Dresden ab. In seinem Geschäftsbericht wies der erste Vorsitzende ins das stete Wachstum des Bundes bin, bemängelte die Personal-Politik der Hauptverwaltung, des gleichen auch die Taris- und Wirtschaftspolitik der ch'eichsbabngeseUschast. Im ciineliien forderte er die Mitwirtuug des Personals als eines Teiles der Ver- beaiulicrschast an der gesamten Geschäftsführung der slicichsbabn, weil Paragrapl, 2 des Reichsbahngesetzes vor- schreibt, das; der Betrieb der ReichSbabn unter Wabrung voltswirtschaftlicher Grundsätze vor sich zu geben bat. Bus diesem Grunde müsse ein Vertreter deS Personals aneb in den Bcrwaltungsrat ausgenommen werden, weil in dieser Körperschaft und nicht in der Hauptverwaltung selbst die wichtigsten Entsckieidungeii sielen. Es sei ein ganz unmöglicher Standpunkt, das; der grösste Arbeit geber der Welt das graste Heer seiner Beamten und Ar beiter ohne jedes irgendwie geartete MitwirkuugSrccht des Personals regieren könne- In der Debatte wurden diese Gesichtspunkte durch treffende Beispiele belegt, und in einer sich daran an- ichlicstenden einstimmig gefassten Entschließung ge fordert, das; das anläßlich der Tchlustverbandlungen über die Personalordiiung seitens der Verwaltung zugestandcne Mitwirkungsrecht auch bei Aufstellung des Voranschlages für das kommende Gesebüstsjabr in die Tat umgeselst werde Vom Reichstag wurde gefordert, gcicistiche Siche- rung der Rechts- und Dienstverbältnisse der Rcichsbahn- beamtcu und baldiger Unterstellung der gesamten Reichs babu unter die Bestimmungsgewalt des Reichstags und der Reichsregieruug. Vom Reichstag und Rcichsrat wird erwartet, das; sic dem Anträge auf Vertretung der Reichs- babnbcamtenschast im Rcichswirtschaftsrat im bisherigen Umfange entsprechen möge. Ein Dampferansilug nach Meisten, wo in später Nachtstunde die Albrecbtsbnrg in elektrisch bengalischer Bc- leuchtnng gezeigt wuroc, beendete die Bundestagung. ziiin Süll Lu MillklluMM«. vdz. Der Proviuzialaussckust der Provinz Täcksen bat sich in seiner Sitzung vom 25. Juni mit den wasser- wirtschaftlichen Problemen der Prooinz Sachsen beschäftigt lind eine Entickliestnng gegen die Absicht des ReickSver- ketirSnnnisterinms gefaßt, den Mittellandkanal statt mit Nlbe- und Weserwasser durch teilweise Ableitung der vode zu speisen. Der Provinzial-AnSschutz itedt auf dem Ltandpnnktc, daß eine Ableitung von Bodewasser zur Speisung des Mittellandkanals im Interesse der Lrinkwafser- Versorgung und der Förderung der Landeskultur nicht ver- klei.wn Details, die als Ganzes zu>ammeage,Ngt, den Glanz eines Hochzeitsscstcs auSmachen, dich doch nicht weniger lebhaft interessieren als sndere Mädchen." „Tu vergiht. wie zurückgezogen ich gelebt habe und wie mir daher all dieses sremd ist", entgegnete sie, denn sie hatte bemerkt, datz eine leise Verstimmung sich seiner be mächtigt batte. Ter Graf war mit der Erklärung zufrieden. „Ich habe auch darüber nachgedacht, wen wir als Brautführer bitten sollen," fuhr er nach einer Panse fort. „Ich möchre Karl v. Allanmore darum angehen. Was meinst du dazu?" Sie schwieg. Sie fragte ihr eigene? Herz, ob e? die Krait haben werde, auch das noch zu ertragen und die Antwort lautete verneinend. Sie wollte dem großherzigen, edelmütigen Manne an ihrer Seite eine gute, treue Gattin sein, treu in Gedanken, Worten und Handlungen, aber der Mann, den sie einst lieben zu dürfen gehofft, er sollte nicht in ihrer Nähe weilen, wenn sie am Altäre das entscheidende Wort sprach, das sie ja fürs ganze Leben von ihm trennen mußte. „Wäre es nicht besser, jemand von deinen Verwandte« darum zu bitten," sprach sie endlich ruhig, „Sir Karl Allanmore steht uns ja doch am Ende nicht nahe". „Tn magst recht haben, wenigstens, wenn du eS wünschest, jo sei mir dein Wunsch Befehl." „Ja, mir wäre es lieb." Er war entzückt über das Interesse, da? sie an den Tag legte, und willfahrte ihrem Begehr. Am selben Abend «och wurden die Einladungen zu der Hochzeit geschrieben. Lola erhielt die ihre am folgenden Morgen, als zu fällig Karl von Allanmore in Geschäften ihrer Mutter einen Besuch abstattete; sie lachte, als sie das Schreiben gelesen hatte. „Was glauben Sie wohl, was ich hier in Händen halte?" fragte sie, plötzlich emporblickend. „Eine dringende Einladung als Brautjungfrau zu Bianca Cliesdens Hoch- zeit. Sind auch Sie etngeladen? Wie das Schicksal uns armen Sterblichen doch zuweilen sonderbar mitsptelt. Als ich aus Deutschland zurückkehrte, wähnte ich, datz ich ganz gewiß zuerst heiraten werde und meinte es schon zu sehen, wie alle Mädchen der Umgegend Tränen deS Neides darod vergießen würden, und nun —" „Und nun?" fragte er, als sie plötzlich innehtelt. „Worin besteht der Unterschied zwischen einst und jetzt?" „Jetzt sehe ich meine Rivalin, die weiße Rose, zuerst heiraten und ich bin es, die die Tränen des Neides ver gießen muß." „Wissen Sie, daß es sehr schwer ist, zu unterscheiden, wann Sie im Ernste und wann im Scherz reden?" „Weiß ich's doch selbst kaum! Der Weise spricht: „Lerne dich selbst erkennen!" Ich glaube, es gibt kein Mädchen, das ihr eigenes Ich weniger kennt, als Ihre ergebenste Dienerin Lola de Ferras", rief sie, ihm eine neckische Verbeugung machend. „Ich weiß niemals recht, waS ich eigentlich will, ich bin aus Widersprüchen zu sammengesetzt. Daß ich guter Impulse fähig bin, weiß ich- aber ich fühle dieselben nicht aus. Ich habe hohe Zicke im Auge und es gibt Zeiten, in denen ich ein hei- ßes Sehnen verspüre, große Taten zu vollsühren." Während seine Augen sinnend auf ihr ruliten. sagte er sich, daß es für sie wohl das Beste wäre, wenn sie irgend- einen Mann heiraten würde, der die richtigen Eignungen besäße, ihre» Charakter zu modeln, er selbst aber würde antwortet werden kann. Durch eine solche Ablettuna wür den die lrbrnSwichtiaeii Interessen der Provinz, in«besonder« der im Gebiet der Vode und Glbe liegenden größeren Städte und der hochentwickelt«» Landwirtschaft imBodr-Gebirte auf« allerschwerste gefährdet. Der Drovtn»ial-«n«schutz ftrht außerdem auf den« Standpunkt, datz «iner solche» Ableitung von Bodewasser ebenso di« Bestimmungen de« Artikel« V7 Abs. 3 der Reichsversassuna wie di« Bestimmung«» de» 8 7 Abs. 3 de« Vertrages »wische» dem Deutschen Reick« und den Ländern Preuße», Sachsen, Braunschweig und Anhalt vom 24 Juli 1V26 widersprechen. Der Provin»ialau«schutz bittet deshalb den ReichSverkebrSmintster dringend, einen endgültigeu Verricht auf di« Speisung de« Mittellandkanal« mit Bodewasser auszusprechen. Mtemtliei mlli DIOmMw. Zu de« Startversuch«« »et Hannover. Der Angriff auf den Weltrekord bcS Opelschcn Nakcteiv- antos aus der Etscnbahnstrccte Burgwedel—Eellc ist miß lungen. Der erste Start ging an sich noch glücklich vonstat- tcu, wenngleich auch hier längst nicht di« Geschwindigkeiten gezeitigt winden, die man sich erhofft hatte, schuld an die sem Versagen war die Fetzlexplosion einer Bremsrakete, durch die auch eine kleine Beschädigung des Wagens ver ursacht wurde. Beim zweiten Start wollte man das Ge lingen mit verdoppelter Raketenladung erzwingen. Der Ausgang ist bekannt —: Schon die Zündung des ersten RakctensatzeS von acht Geschossen erzeugte zuviel Energie: der Wagen bäumte sich und wurde von den Schienen geho ben; tm gleichen Moment zündeten die zweiten acht Raketen, die Gase gingen gegen die Schiene» und erzeugte» eine» ungeheuren Rückstoß; der Wagen machte einen regelrechten Salto, als er wieder zur Erde kam entzündeten sich weiter« Raketen und warfen das Auto mit ungeheurer Wucht gegen die Böschung; eine letzte Explosion setzt« «in und wirkte ge radezu verheerend — der Stagen wurde zu einem Ehnos verbogenen Metalls. Damit war das Experiment, bei dem gottlob niemand verletzt wurde — nur eine Katze, die „Be mannung" beim zweiten Start, büßte ihr Leben ein — an sich mißglückt. Warum? Man hatte bei diesem Versuch mit allzu vielen Unbe kannten rechnen müssen — und hätte deshalb vielleicht besser einen solchen Versuch in der Stille vorgenoinmen, anstatt Zehntansendcn von Zuschauern nun die Gelegenheit zu Zweifeln zu geben, an einem Prinzip, das trotz allem an und für sich richtig ist und sicherlich in der Zukiknft sich bedeutend bewähren wird. Schon vor dem Start war es den Fachleuten, war eS vor allem Fritz von Opel, wie er selbst geäußert, klar, daß die Strecke, die man zur regel rechten wissenschaftlichen Auswertung deS Raketcnwageiis benötigte, mindestens fünfzig Kilometer hätte lang sein müssen. Da cs sich als unmöglich erwies, eine derartige Strecke zugewicscn zu bekommen, beschränkte man sich aus fünf Kilometer, von denen für den eigentlichen Versuch überdies nur zwei Kilometer in Betracht kamen. Danach mußte man von vornherein die Stärke der Raketcnaggre- gate berechnen. Ferner hatte der Raketenwagen, um ein einwandfreies Rollen auf den Schienen zu gewährleisten, eine Art von Dreisinen Unterbau; man war sich aber nicht sicher, ob dieser Unterbau genügen würde, den Wagen bei der durch die Raketen entwickelten Geschwindigkeit auf den Gleisen zn halten — eine Befürchtung, die sich als richtig «rwi«fen hat. Man hat dem allerdings v»rb«ugen wollen; und daher »wischen de» Vorderrädern in Nahmenhsh« einen nach unten geneigten Stutzflügel angebracht, der bei grüße. r«r Beschleunigung den Wagen durch den Druckwtderstand der Luft auf die Schienen drücken sollt«. Aber solch rin Druckwtderstand kann natürlich erst wirken, wenn -er Wagen sich i» schneller Fahrt heftndet — wesl>alb man am besten das Auto nicht gleich tm Anfang der Fahrt mit einer derart starken Raketenladung vorgestockt hätte, wie es g«. schah, zumal der Wagen im Verhältnis zur Ladung als ,» klein erschien. In dieser Htnsicht scheint sich auch die ver- legung des Schwergewicht« ganz nach hinten, wie sie bei die- sein Versuchswagen zutage trat, al» nicht einwandfrei er. wiesen zu haben. Auch der Wirkung der Wärmeenergie scheint man bei diesem Problem »och nicht restlos ans die Spur ««kommen zu sein. Ls bürste also zunächst rötlich sein, in aller Stille, und »war an einer ganzen Anzahl von Mo» bellen, diese ganzen Problem« anzugreifen und zu enträt seln an Hand der Erfahrungen, die man bei dem letzten Ver such gemacht hat, der vom empirischen Standpunkt aus natürlich unleugbar seinen großen Wert gehabt und dar über hinaus int Vergleich zu. den Avus-Versuchen immer hin bedeutsame Fortschritte gezeitigt hat. Schon das Aeustere des Wagens gab sich wesentlich an ders als das des Autos, das seinerzeit ans der Avus star tete. Jenes sah noch aus wie «in normaler Rennwagen. Gan» hinten lag di« Raketenkammer, dann folgte gleich der gekapselte Führersitz und vor diesem der Raum für die Zünd» und Schaltapparater dicht vor den Vorderrädern war eine automatische Bremse angebracht, in Höhe der Vorder räder dann, den Schienen »»geneigt, die Tragfläche zur An pressung, vorn endlich die Kammer für die RremSraketen. Die Raketen lösten sich automatisch aus — ebenso war eS bei den VrcmSraketcn gedacht. Und zwar sollten nach dem zweiten Kilometer zwei durch genaue Uhren kontrollierte ansgclegte Bremsen selbsttätig in Kraft treten, die auf alle vier Räder gleichmäßig wirkten. Bet Kilometer drei mutz ten sich ebenfalls wieder durch Uhren die Bremsräketen lösen. Die einzelnen Geschwindigkeiten innerhalb der Wer- tnngSstreckc wurden beim ersten Start mittels eines ans eine Hundertstel-Sekunde genau arbeitenden Zeitmeß- Svstems automatisch festgelegt. So konnte nach Abschluß deS ersten Vcrspchs sowohl die Endgeschwindigkeit sowie die durchschnittliche Eigengeschwindigkeit des Fahrzeuges gemes sen werden. Die große Gefahr beim zweiten Start lag von vorn- herein darin, daß man ihn gleich mit voller RakctrnauS- rttstung. das heißt, mit zwcinnddrcißig Raketen versuchte, während man bisher alle Versuche mit nur je vier gleich zeitig entzündeten Raketen unternommen, sollten diesmal jeweils acht zur Explosion gebracht werden. Dieser Gewalt angriff auf den Geschwindigkeitsrekord — man hätte besser von Anfang an diese Parole nicht ausgebcn sollen — hat sich dann, wie bereits geschildert, als verhängnisvoll erwiesen. Mit diesem Experiment wäre also der erste bedeutsame Angriff des Raketenantriebes in Konkurrenz zum heutigen Explosionsmotor abgeschlagen worden. Aber was will das besagen? Daß der eingeschlagene Weg dennoch richtig ist. hat auch dieser Versuch, hat vor allem der geglückte erste Start bewiesen. Das Uebrig«, die Vervollkommnung deS ganzen Prinzips auf der Basis der bisher gewonnenen Er fahrungen ist Sache der Fachleute, die sich optimistisch äußern und nun vorerst einmal in der Stille darangehcn, hier auszubauen und zu vollenden. Erst dann wird die Oeffentlichkeit wieder ein Wort mitzuspxechen haben. es nicht wagen, diese Ausgabe zu übernehmen. Trotz ihrer ! heiteren Lebhaftigkeit fühlte er recht gut, daß sie einer j Gewalt des Fühlens fähig sei, die sie selbst vielleicht nicht ahnte; sie war eine leidenschaftliche Natur und er fragte sich im stillen, WaS wohl aus ihr werden könne, wie ihr Leben dereinst enden solle? Warum ließ sich nicht voranssehen, was im Buche des Schicksals geschrieben stand? Sir Karl war sich in unklarem Empfinden nach und nach darüber bewußt geworden, daß sie ihn lieber sah, als ihm angenehm war. Er versuchte anfangs, den Ge danken von sich fernzuhalten, darüber zu lachen, vergeb lich, er wurde nach und nach Gewißheit. Sie sagte so Vielerlei, wofür nur eine Auslegung möglich war. War es nicht das Klügste, gar nicht nach Beaulieu zu gehen und Lola de Ferras zn melden? Ach, er wußte nicht, wie klug Frauenlist zu Werke gehen könne, sobald sie ei» bestimmtes Ziel im Auge hat. Trotz seines Entschlusses, Beaulieu zu meiden, wußte Lola fast täglich irgendein Ersuchen an ihn zu stellen, daS seine Anwesenheit erheischte. Sie hatte ihre Mutter veranlaßt, in landwirtschaftlichen Fragen Karl v. Allan more zu Rate zu ziehen; daraus ergaben sich unabweis- lich häufige Zusammenkünfte. Madame de FerraS selbst war die verkörperte Gast freundschaft; in ihrem Haute eingeführt, war eS schwer, dasselbe ohne schwerwiegende Gründe zu verlassen. — Seit Karl von Biancas Verlobung gehört, hatte er sich wiederholt die Frage gestellt, ob eS ihm denn unmöglich sei, Lola zu lieben. Sie war schön, wohlerzogen, gebil det; wenn sie als Herrin in Scarsdale einzog, so konnte er gewiß sein, eine würdige Repräsentantin für sein Haus gefunden zu haben. Es sprach, abgesehen von dem Umstande, daß Allan- more Lolas Neigung gewiß sein zu können glaubte, viel für eine solche Verbindung und doch lag in ihrem Wese» ein Etwas, worüber er sich keine Rechenschaft zu geben imstande war, das ihn zurückstieß; obschon er sie bewun derte, mißtraute er ihr doch zugleich. Er wußte sich über diese Empfindung keine logische Rechenschaft zu geben, daß sie aber bestand, ließ sich nicht in Abrede stellen. So kam es auch, daß an dem Tage, an dem sie di« Einladung zu Biancas Hochzeit erhielt, ihr ganze- Wese» unerklärlich abstoßend auf ihn wirkte. „Sie haben eS eilig, fortzukommen, setzen Sie sich doch und lassen Sie uns plaudern," bat sie. „Soll ich die Ein ladung annehmen?" „Das müssen Sie selbst am besten wissen, mein Fräulein." „ES gibt Leute, die wissen wollen, Brautjungfrau zu sein, bringe Unglück. Ich hätte große Lust, das Schicksal zu versuchen. Werden Sie zugegen sein, Sir Karl?" „Nein, selbst dann nicht, wenn man mich einladen sollte, was nicht sehr wahrscheinlich ist", entgegnete er finster. „Dann werden die HochzeitSfeierltchkeiten alles In teresse für mich verlieren. Weshalb gehen Sie nicht?" „Ich bin nicht eingeladen und, wie gesagt, selbst wenn ich es wäre, so würde ich es ausschlagen." „Auch nicht, wenn ich Sie darum bitte?" „Nein, auch dann nicht." Sie erkannte sosort, baß sie eine Ungeschicklichkeit be gangen, ihre Frage sein Mißtrauen erregt habe und wußte dem Gespräch eine andere Wendung zu geben. „Mama wollte anläßlich der Hochzeit einen großen Ball Leben, Lao« Fielden plant ähnliche» und ick höre, datz der Herzog von Ranfort eine ganze Reih« Feste veranstalten! werde. Er ist des Grafen vertrautester Freund. Was wer den Sie zur Feier des Ereignisses tun?" e „Gar nicht». Mich geht die Hochzeit nichts an, weshalb sollte ich sie feiern?' „Aus nachbarlicher Sitte; die Leute sind sonst zu der Annahme berechtigt, datz Sie eine spezielle Ursache haben, sich sernzuhchten." I Sie dachte, ihn durch solche Argumente zum Nachgebe» zu bestimmen, doch ihre Worte übten eine entgegengesetzte Wirkung. Er empfang immer deutlicher, was er an Bianca verloren, und faßte einen raschen Entschluß. Er wollte nach Paris reisen und dort bleiben, bis er Manca von; Cliefden vergessen; aus mancherlei Ursachen dünkte ihm dies das Klügste; so entging er auch den steten Besucher in Beaulieu; während er in der Ferne weilte, kam; zweifellos ein anderer, der der lebhaften Französin gesteh All diese Gedanken durchzuckten ihn mit solcher Schnelle, daß, als Lola, eine Antwort auf ihre letzte Frage er wartend, zu ihm emporblickte, er mit vollster Fassung zü mtgegnen imstande Warr j i,s „Der wirkliche Grund, weshalb ich mich nicht an den Hochzeitssesttichketten beteilige, ist der, daß ich in den Nächsten Tagen nach Paris reise und rwch nicht wetß^ wie länge ich ausbleibe." ; § „Rach Patts " ' Sie vermochte ihre Bewegung nicht KN Unterdrücken; die Briese, die sie in Händen hielt, fielen zur Erde, die Farbe wich aus ihren Wangen, der schmelzvolle Glanz ihrer Augen war dahin, sie griff. Stütze suchend, nach der Tischecke. Er sah es und sagte sich, daß sein Entschluß nicht einen Moment zu früh gefaßt sei. > „Sie wollen wirklich nach Parts?' fragte sie, sich ge waltsam beherrschend. „Weshalb? Wie grausam vou Ihnen, lieber Baron. Wissen Sie nicht, wie sehr wir alle Ute vermissen werden? O, gehen Sie nicht.'* Er lachte verlegen. , ,Hch werde Sie so schwer entbehren," fuhr sie mkt etn- schmeichelnder Stimme fort. „Ich wüßte nicht, wie ick di« langen Wochen und Monate ertragen sollte, wen» Sie tu der Ferne weilen." i Er hörte die mühsam zurückgedrängte' Leidenschaft 1» dem Tonfall ihrer Stimme und bemühte sich, durch sei» Wesen beruhigend aus sie einzuwirken. , „Sie haben so viel« Freunde, daß Sie mich nicht wesentlich vermissen werden." „Viele Freunde — ja, aber keinen gleich Ihnen, alle anderen zusammengenommen, kommen Ihnen nicht gleich. O, gehen Sie nicht nach Paris? ich vermag die rechten Worte nicht zu finden, aber lassen Sie sich durch niet« Bitten bestimmen." . ' Ihre dunklen Augen füllten sich mit Tränenl. Wie groß auch ihre Fehler sein mochten, für Karl v. Allanmore empfand sie tiefe, Innige Neigung. ° Er versuchte es, tn leichtem, gesellschaftlichem To« weiter zu plaudern, doch ihre ttefe Bewegung rührte ihn, andererseits wuchs fast wider seinen Willen sein Miß-, trauen In sie, je gewisser er ihrer Neigung wurde. „Sie sind sehr gütig, so wohlwollend meiner zu ab denken," sprach er leichthin. „Ich mutz jedoch nach PattH doch werd« ich ja nicht immer dort bleiben. Eines Tage kehre ich »weiselSohne nach Scarsdale zurück." -Hch hoffe, Sie kommen bald." Ihr« Lippen bebten, man sah, welch« gewalttae Anstrengung «- ihr koste, di« Tränen »urückLudränaen.
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