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Riesaer G Tageblatt 6S. Jahrg Tonncrstag, SS. April 1908, abends ««d Anzeiger MeLlatt und Anzeiger). LelegramrEresse: Femsprechstev» rag bla t. «tesa. Nr. M. für die König!. AmtshauptMMnschast Großenhain, das König!. Amtsgericht und den Nat der Stadt Niesa, . sowie den Gemeinderat Gröba. 81 Da» Riesaer Tageblatt erscheint jede« Tag abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Bierteljührlicher Bezugspreis bei Abholung in der Expedition in Riesa 1 Mark SO Psg., durch unsere Lrtigrr sret in» Hau» 1 Mark SV Psg, bei Abholung am Schalter der kaisrrl. Postanstalten 1 Mart 68 Psg, durch den Briefträger frei in» Hau» L Mark 7 Psg. Auch MonatdabonnementS werden angenommen. Rnzelgen-Amiahme sür die Nummer de» Ausgabetage» b>» vormittag 8 Uhr ohne Gen-Lhr. Rotationsdruck und Verlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Goethesirasie 59. — Für die Redaktion verantwortlich! Hermann Schmidt in Riesa. - E» werden Scharfschtktzru abgehalten: a. auf dem Schietzpl«tz HetdehSuser: am 26., 27, 28, 29. und 36. April d». I». in der Zeit von 7 Uhr norm, bi» 6 Uhr nachm. b. auf dem Schtestzplatz «ohrtkch (Artillerieschießplatz) 1. nur «ördltch des Wülknitzer Weges: am 26. April d». IS. in der Zeit von 7 Uhr »orm. bis 6 Uhr nachm. 2. nördlich «ud südlich des Wülknitzer Weges: am 27, 28. und 29. April d». I». in der Zeit von 7 Uhr vorm. bi» 6 Uhr nachm. Die Sperrung dieser Schießplätze und ihrer Gefahrenbereiche wird an jedem Schiebtage so bewirkt, daß sie V, Stunde vor Beginn des Schießen» durchgeführt ist. Bei Schießen auf dem Schießplatz Gohrisch ist die Mühlberger Straße gesperrt, ebenso der Wülknitzer Weg bet Schießen südlich von diesem. Letzterer wird dann aber von 1 Uhr bi» 3 Uhr nachm. freigegeben. Die Wege des Platzes sind bet geöffneten Schlagbäumen und durch Hochklappen unsichtbar gemachten Warnungstafeln ohne Aufenthalt zu passieren. Unter Hinweis auf die amtShauptmannschaftliche Bekanntmachung vom 7. Mai vor. Jahres Nr. 346 d 2, abgedruckt in Nr. 106 de» Riesaer Amtsblattes, wird die» mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß llebertretungen nach 88 366 " bez. 368» des Reich». strafgesetzbuchS bestraft werden. Die OrtSpolizeibehörden werden veranlaßt, den OrtSeinwohnern auf dem vorge- schrieben«»» Wege von gegenwärtiger Bekanntmachung Kenntnt» zu geben. Großenhain, am 21. April 1909. 369 d v. Königliche Amtshauptmannschaft. Auf Blatt 7 de» Genoffenschaft»registerS de» unterzeichneten Amtsgericht», di« Wafferleitnugsgenoffeuschaft Prausitz, eingetragene Genossenschaft mit beschränkt« Haftpflicht in Prausitz betr, ist heute eingetragen worden, daß Karl Herma«« Müller au» dem Vorstande au»geschieden und der Gutsbesitzer Bruno Melchior tu Prausitz Mitglied de» Vorstände» ist. Riesa, den 21. April 1909. Königlich es AmtSgericht. Mit Rücksicht auf den z. Zt. in Riesa herrschenden Mangel an kleinen Wohnungen, hat der Rat beschlossen, di« aus polizeilichen Gründen gesperrten Dachwohnungen, vor- behältlich der Prüfung von Fall zu Fall und unter Stellung der etwa erforderlichen Bedingungen auf drei Jahre wieder freizugeben. Interessenten haben zunächst schriftlich oder zu Protokoll die Erteilung der Ge nehmigung zur Benutzung der vorbezeichneten Dachwohnungen bei un» zu beantragen. Der Rat der Stadt Riesa, am 21. April 1909. Kr. Für die städtischen Anstalten und Gebäude werden 4100 Ztr. böhmische Braun kohlen in verschiedenen Sorten und 200 Ztr. Würfel-BrikettS gebraucht. Nähere Aus kunft wird in der RatSkanzlet — Zimmer Nr. 4 — erteilt. Angebote mit Angabe des Gewinnung»orte» werden bi» 30. April erbeten. Der Rat der Stadt Riesa, am 30. März 1909. Kr. Die Radfahrkarte Nr. 15, ausgestellt 6. 1. 09 für Hermann Hölzel in Weida, ist als verloren angezeigt und wird für ««gültig erklärt. Weida, am 24. April 1909. Der Semeindevorsta«d. Oertliches und Sächsisches. Riesa, 22. April 1909. —* Der Wasserstand der Elbe geht wieder langsam zurück. Etwas mehr und schnelleren Fall des Waffer» würde die Schiffahrt vielleicht garnicht ungern sehen, denn die gegenwärtige Waffermenge setzt die Tal- fchiffahrt noch immer Gefahren aus und auch der Berg schiffahrt ist sie noch hinderlich. Der Wasserstand würde ja auch dann noch ein vollschifstger bleiben, wenn weitere 50 bis 100 Zentimeter Fall eintreten würden. Der Mangel an leeren Kahnraum beginnt bereit» abschwächend auf das Geschäft einzuwirken. Da der Laderaum zurzeit voll auS- genutzt wird, so nimmt die Entladung der Fahrzeuge jetzt natürlich mehr Zeit in Anspruch. Dies« Umstand und der große Andrang an den Umschlagsplätzen bewirken, daß die Kähne oft mehrere Tage dem Verkehr entzogen sind. —* Die Leiche deS.ir» der Nacht zum Montag plötz lich einem Herzschlag erlegenen Steuermanns Fritze wurde heute nachmittag gegen 2 Uhr von Gröba au« auf dem Dampfer 9 der Deutsch-Oesterreichtschen-DampfschisfahrtS- geseltschaft nach Wittenberg übersührt, wo sie auf dem dortigen Friedhof beigesetzt werden wird. —* Heute vormittag erschien ein Bettler auf der hiesigen Polizeiwache und bat, man möge ihn arretieren. Da hierzu kein Grund vorlag, so wurde er wieder fortge wiesen. Um einen Grund aber war der der Freiheit über- drüsstge Mensch nicht verlegen; er ging in die RatSkeller- Restauration und bettelte dort. Wohl oder Übel mußte er nun inhaftiert werden. Gr ist ein 32 jähriger Mensch, gelernter Kaufmann und beherrscht sogar einige Sprachen, aber er ist dem SchnapSteufel gänzlich verfallen. Auf die Frage, weshalb er arretiert sein wolle, antwortete er: „Er wolle wieder einmal auf einige Zeit „Mensch- sein." —* „Ein gesunder Geist in einem gesun den Körper-, mit diesem Mahnwort tritt die deutsche Turnerschaft wieder an die Oeffentlichksit. Sie tut dies in einer Zuschrift, die auch hier an jede Familie verteilt werden soll. Die zunehmende Industrialisierung unsere» Volke» zwingt «inen großen Teil derselben, insbesondere aber auch die Jugend in Kontore, Fabriken und Werk- stätten. SS droht damit immer mehr eine geistige und körperliche Verkümmerung. Die berufliche körperliche Arbeit, mag sie auch anstrengend sein, sie kann eine geregelte all seitige Körperpflege nicht ersetzen. Di« Befürchtung tritt daher immer mehr In den Vordergrund, daß die Volks gesundheit zunehmend schweren Schaden leiden muß. Und doch soll und muß uns« Volk kräftiger und widerstand», fähiger werben, will e» den ständig sich steigernden An- forderungen unserer nervenaufreibenden Zeit widerstehen. In dieser Erkenntni» bittet die deutsche Turnerschaft — der der Turnverein und d« Schützenturnveretn hier an gehören — um allseitige Unterstützung ihrer Bestrebungen. Mag daher deren Weckruf freundliche Aufnahme und Be- achtung überall finden. —* Nun darf am Einzuge de» Frühling» nicht mehr gezweifelt werden. Die Temperatur ist zwar noch immer Schwankungen unterworfen — vergangene Nacht war da» Quecksilber wieder bi» auf -s- 1 Grad Celsius zurückgegangen, so daß ein leichter Reif di« Dächer be- deckte —, aber die Entwicklung der Vegetation vollzieht sich jetzt, auch dutch die wiederholten warmen Regen ge- fördert, erstaunlich rasch. Baum- und Strauchwerk bieten dem forschenden Blick täglich neue». In der Lößnitz hat seit Beginn dieser Woche sogar schon die Baumblüte ange fangen. Außer den Aprikosen sind e» die Kirchbäume, weicht zwar erst vereinzelt an geschützten Stellen ihre schneeweißen Blüten entfalten. Fall» die jetzige Witterung anhält, dürfte auch bet uns die herrliche Blütezeit nicht mehr allzu fern sein. — In Dresden, Leipzig und Chemnitz haben sich fast all« auf nationalem Boden stehenden Ver einigungen, wie katholische und evangelische Arbeiter vereine, Werkmeistervereine, Gewerkoereine, Kaufmanns- organisationen usw. zusammengeschlossen in Gestalt von nationalen Ausschüssen, um die wirtschaftlichen und sozial politischen Interessen ihrer Mitglieder in besonderem Maße zu wahren. In nächster Zeit kommen die Vertreter der nationalen Ausschüsse Sachsen» in Leipzig zusammen, um sich zu einem nationalen Landesausschuß zu vereinigen. Dadurch will man dem einzelnen Arbeiter oder Gehilfen einen besonder« wirksamen Schutz gegen den TerroriSmuS der Sozialdemokratie und eine ausgeprägtere Wahrung der wirtschaftlichen und sozialpolitischen Interessen angedeihen lassen. Möchten deshalb alle noch fernstehenden Ber einigungen recht bald einem der nationalen Ausschüsse bei- treten, um mitzuhelfen an der Verwirklichung der Be- strebungen der nationalen Arbeiter- und Gehilfenschaft. — Der Reichstagsabgeordnete Dr. Gustav Stresemann versendet soeben einen mit nahezu 2000 Unterschriften ver sehenen Aufruf betreffend eine beschleunigte Durchführung der Reich»finanzreform. In dem Ausruf wird be sonder» betont, daß das Reich vor schweren Schädigungen stehe, die Vorschläge der Regierung wie auch die Lervand- lungen de» Reichstage» hätten bislang zu keiner Einigung geführt; im Gegenteil, die finanzielle Selbständigkeit der Bundesstaaten sei bedroht. In dem Aufruf heißt e» dann weiter wörtlich: „Sächsische Männer au» allen Schichten der Bevölkerung wie de» Berufe» haben sich deshalb in dieser schweren Stunde dahin geeinigt, zu fordern, daß die RetchSfinanzreform unter möglichster Beschleunigung zu Ende geführt wird. Sie fordern neben au«retchenden Steuern auf entbehrliche Genußmittel namentlich einen Ausbau der Erbschaftssteuer. Sie ersuchen die Vertreter > finden in Stadt und Land de« Bezirk» Riesa und vielen angrenzenden Ortschaften des deutschen Volke», in dieser Hinsicht zu wirken. Ebenso wie verschiedene Persönlichkeiten, die diesen Aufruf mit» erlassen, ihre Bedenken gegen den Ausbau der Erbschafts steuer im Interesse de» Reichsgedeihens fallen gelassen haben, so erwarten sie die» auch von der Mehrheit der deutschen Volksvertretung. Sie versichern, daß in Sachsen da» Volk an den Worten festhält, die einst Dr. Martin Luther, al» da» Reich angegriffen wurde, ausgesprochen hat: „Daß ich gerne wollt mit seyn — mit meinem armen Pfennige neben andern, die e» willtgltch geben — denn der Unwilligen ist sonst genug.- — Der Aufruf schließt mit den Worten: „Wir stehen heute in schwerer Zeit auf demselben Standpunkt und erwarten, daß die Vertreter de» deutschen Volkes diesem Rechnung tragen.- — Der siebente sächsische Handlungs gehilfen-Tag findet am Sonnabend, den 8. und Sonntag, den 9. Mai in Werdau i. S. im großen Saale de» Preilschen Gasthofe» statt. — Die Dresdner Handelskammer hielt vor gestern vormittag eine öffentliche Sitzung unter dem Vor sitze de» Geh. Kommerzienrate» Collenbusch ab. Herr Syndikus Dr. Karst referierte zunächst über Punkt 3, die erneut« Aufforderung des Ministeriums des Innern zur Aussprache über die Bildung eines KleinhandelSauSschuffe» bei der Kammer. Redner schlug vor, dem Kgl. Ministerium zu antworten, daß die Handelskammer die Schaffung von Kleinhandelsansschüssen weder für notwendig noch für zweckmäßig halte. In der sich anschließenden Debatte stellte Herr Kammermitglied Uhlmann-DreSden den An trag. die Dresdner Handelskammer möge sich beim Kgl. Ministerium befürwortend für di« Bildung eines derartigen KleinhandelSauSschufleS aussprechen. Da dieser Antrag nicht genügend unterstützt wurde, konnte er nicht zur Ab stimmung gestellt werden. Die Kammer schloß sich dem Vorschläge des Herrn Syndikus Dr. Karst an. Nach der Verabschiedung des 1. Teiles de» Berichte» über da» Jahr 1908 und der Wahl von drei Mitgliedern in den Schul vorstand der öffentlichen Handelriehranstalt zu Dresden trat die Kammer in «ine vertrauliche Sitzung «in. — Der Landesverband der evang.-luth. Männer- und JünglingSveretn«, der am kom menden Sonntag in Dresden feine Jahreshauptversammlung abhält, erstattet seinen Bericht auf da» letztoerfloffene Ber- etn»jahr. Die Zahl der BundeSvereine stieg von 218 auf 226. 6 Vereine wurden im vunde-register gestrichen, 14 neu eingetragen. Die Gesamtzahl der Mitglieder d« Vunde»vereine blief sich 1908 auf rund 13700 gegen 12500 im Vorjahre. An dem Wachstum hat der Zuwachs oon Mitgliedern im Alter von 17 bi» 40 Jahren den stärksten Anteil. Nach den Berichten der einzelnen Verein» zählten diese zusammen rund 8300 Jugendliche, 3700 junge Männ« üb« 17 Jahr« und 1700 Männ« üb« AKzei-e« aller Art mteiWeste beste MreitW