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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192607101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-07
- Tag 1926-07-10
-
Monat
1926-07
-
Jahr
1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1926
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DandelS-UnterseevooteS waren nur vem «rgner, ver Deut- sch-n Ozean-Reederei, und der Admiralität bekannt ge wesen: die Ueberraschung über diesen Erfolg deutscher Technik war umso größer. Kapitän König hieß der Mann, der die „Deutschland" von Bremen an die amerikanische Küste steuerte: sein Name war mit einem Schlage in aller MundL Rach langwierigen Versuchtfakrten in der Ost see «folgte am 14. Juni die Au-fahrt von Bremen; wer Bestand an Betriebsstoff und Trinkwasser be» der Landung ^Baltimore bewies, daß der Aktionsradius de» Unterseeschiffes bei weitem nicht erschöpft war. — Am A. August erfolgte unter dem Jubel einer riesigen Menschenmenge lne Rückfahrt der „Deutschland"; die Fahrt weseraufwärts glich einem Triumphzug. Nach einer zweiten Amerikareise, der der Neu-London angelaufen wurde, ist das HandelS-U-Boot nicht wieder ausgelaufen. Am 10. Dezember kehrte es von dieser letzten Fahrt in die Heimat zurück. Wie daS Bier und die tschechische Sprache auf gekommen ist. In einer alten Fuhrmannstasche ist mit goldenen Buchstaben beschrieben gefunden worden, daß vor Zeiten an dem Ort, da jetzt da- Böhmerland ist, mrr wenige Leute gewohnt haben, die eine gar seltsame Sprache redeten. Eine Gans aber, eine Ente und eine Tcmbe gesellten sich da einmal zusammen und gaben ein ander daS Versprechen, in guten und in bösen Tagen zueinander zu stehen, und war ein Pakt gemacht. Daß sie nun nicht müßig wären, trugen sie zusammen, was sie an Gerste und Weizen bekommen konnten. Da sie nun daraus eine Brühe machten, mundete ihnen der Trank sehr gut und meinten auch, er möchte den Leu- ten gut schmecken. Wurden also eins, denselben zu ver- kaufen, und erwählten die Gans um ihres langen Kra gen und ihrer Helten Stiinme willen, daß sie den Trank sollte auSrufen. Die lief durch alle Oerter und schrie sehr laut: Biba, biba" das ist Bier. Die Ente watschelte und trippelte sehr eilends mit ihren kurzen Beinen hinten nach und sprach: „Ducke dobcrsse, dack, dack dack, derbersse, das heißr gut, gut. Mit cer Taube aber, als der ge ringsten unter ihnen, spielten sie einen Schabernack, gaben ihr nämlich ihren Teil in einem engen Glase, und da sie nun nichts aus dem Glase herausbringen konnte, lief sie alleweg um das Bier herum und fluchte: „Gepshpt eorva matir, gepshpir eorva matir!" das ist ein gar arges und böses Fluchwort. Aus diesem und dem anderen Gespräch, da die drei untereinander beim Kaufen und Verkaufen führten, soll hernach die tschechische Sprache entstanden sein. Deswegen zerbricht sich auch männtglich die Zung, der tschechisch redet. Spttzenluxus in früheren Zeiten. Wie oft die launische Mode es auch schon versucht hat, die Herrscher stellung der Spitze dauernd zu erschüttern, so hat sic ihr doch stets wieder einen Ehrenplatz im Reiche der Frauen kleidung anweisen müssen. Aber wie hoch die Summen auch erscheinen, die heute eine elegante Frau für Spitzen liebhaberei ausgibt: noch hat die Gegenwart jenen einzig artigen Spitzenluxus nicht wieder erreicht, der das 18. Jahrhundert durchzieht und die schönen oder reichen Frauen jenes Zeitalters ganze Vermögen in Spitzen anlegen ließ. Die Rechnungen der Gräfin Dubarry geben davon einen Vorgeschmack, bei dem mau nicht vergessen darf, daß das Geld damals eine ungleich größere Kaufkraft als heute besaß und wohl doppelt so viel wert war. Trotzdem macht die Dubarrn nicht Aufhebens davon, wenn sie für die Spitzengarnitur eines englischen Kleides die hübsche Summe von 8823 Frcs. anlegte; für eine kleine schmale Bettdecke, gewissermaßen nur einen Läufer, wandte sie 2432 Frcs. an, und aus den Memoiren des Herzogs von Luynes erfahren wir, daß die Bettläufer feiner Gemahlin, in England ge klöppelte Spitzen, die hübsche runde Summe von 30000 Dukaten, also gegen 150 000 Frcs., kosteten. AIS im Jahre 1759 die älteste Tochter Ludwigs XV. dem Jnfanten Spa niens die Hand zum Lebensbunde reichte, gab sie nach der Zusammenstellung ihrer Brautausstattung allein für Spitzen 6S5 000 Frcs. aus. Der Siegcszug der Spitze hat in Frankreich unter der Regierung Heinrichs Hl. eingesetzt und breitete sich rasch über die Nachbarländer aus; es war die Zeit, da der Mantelkragen aus Spitzen Mode war und nur die kostbarsten feinsten Spitzen verarbeitet wurden. Die Mode war allgemein, sie beschränkte sich keineswegs aus die Frauen. Nach kostbaren Spitzen machten die Herren nicht weniger Jagd als die Damen, ja die Ueberlieferung erzählt, daß Heinrich III. auf seine Spitzenkragen so viel hielt, daß er es nicht verschmähte, sie selbst zu waschen und aufzubügeln. In späteren Zeiten, unter dem Schutze Lud wigs XIV. und seines Ministers Colbert, war die Spitzen industrie in Frankreich bereits so weit erstarkt, daß sie den Kampf mit de» ausländischen Spitzen aufnehmen konnte. Es war guter Ton, leichte Morgengewänder zu tragen, die nur aus den kostbarsten und feinsten Spitzen bestanden, und unter Ludwig XVl. war es der Ehrgeiz aller Damen, mit ihren Spitzen die Rivalin zu übertreffen. Die Preise, die dann bisweilen bezahlt wurden, überstiege» alle Grenzen; bald begannen auch die Diener das Vorbild ihrer Herrschaft nachzuahmen, und gar mancher von ihnen zögerte nicht, seinen ganzen Lohn nur für Spitze» auszugeben und sogar Schulden zu machen. Vom Harem zum Bubikopf. Der türkische Dampfer „Kara Deniz", der eine schwimmende Ausstellung von türkischen Waren durch die groben Häfen der Kultur länder trägt, um für das Aufblühen der türkischen Industrie in ganz Europa Propaganda zu machen, ist in London vor Anker gegangen, und 25 elegante junge Damen kamen an Land, um sich London anzusehen. Diese interessanten Be sucherinnen sind natürlich von den Berichterstatter» gehörig ausgefragt worden und haben ihnen allerlei über die Türken von heute erzählt. Sie selbst sind die besten Beispiele für die Wandlung, die mit den Frauen des einstigen Kalifenreiches vor sich gegangen ist. Außer zwei weiblichen Journalisten gehören die Damen alle dem Komitee an. Las zusammen mit dem türkischen Handelsministerium die „schwimmende Aus stellung" organisiert hat. Viele von ihnen sprechen mehrere Sprachen und sind wohlvertraut mit den Errungenschaften der modernen Kultur. Sie habe» alle Bubiköpfe und er zählten lächelnd, daß die meisten Frauen der Gesell schaft in der Türkei ihr Haar kurz geschnitten haben. „Es ist so viel hübscher, so viel bequemer und an- genehmer", sagten sie, „und dann so hygienisch. Wir wollen niemals mehr lange Haare tragen." Als man sie nach dem HaremSleben fragte, brachen sie in ein Gelächter aus. „Harems? Rein, nein! Das gibt «S bet uns nicht mehr. Wir wissen von dieser Einrichtung nur noch al» von einem Brauch der Vergangenheit. Mit so vielen anderen Sitten ist auch der Harem Lurch die Reform Mustapha Kemals abgeschasft. Wir Türkinnen sind jetzt frei. Wir gehen nicht mehr in Dunkelheit Lurch die Straßen. Wir leben im Hellen Lichte und freuen uns unsere» Daseins. Wir schneiden unser Haar ab, wir rauchen, tanzen und reisen, häutig sogar ohne unsere Männer". Das Leben an Bord des „Kara Deniz" vollzieht sich ganz nach Liesen Maximen. Jede« Abend wird auf dem offenen Deck getanzt, und die Ttkkjnit«i find Meisterinnen in der"Kunst LeS Foxtrott, Le» Oaestep Lnd Tango. „Wir haben Foxtrott schon in der Schirle gelernt", erklärten sie. „Wir lernen jetzt auch den Charleston und find ganz auf der Höhe!" Das Heim im Baum. Tin eigenartige» Heim hat sich ein Engländer, A. I. Chapman, mit seiner Frau aefchaf- fen. Es ist in einem Baum, der sich in einem abgelegenen Wald bei Wokingham in Berkshire befindet. Seine Brief- Ldrefse lautet „Auf einem Baum, varkbam Ride, Kinchampf- stead." Syapman hat sich vier vor drei Jahre» »teberge- lassen und um et««« mächtige« Bau» eine« Zau« gezogen, fo daß er u«ter dem dichten Wipfel ein« »täglich« Unter- kunst fand. „Man wundert sich, warum Ich auf etuem Baum lebe", sagte er, „aber ich bi« ein großer Naturfreund, und t« dieser Gegend ist «a« der Natur noch sehr nahe. Ich war der erste, der sich hier ntederlteß; seitdem habe« auch «och andere in verschiedene« Teile« de» Walde» ihre Hütte« auf. geschlagen." Da» Ehepaar hat zahlreich« Mitbewohner, un ter denen vier kleine Eule« di« merkwürdigste« sind. Diese Nachtvögel find ganz zahm, sitzen mit bet Tisch und ver- »ehre« Mäuse und Frösche. Außerdem sind noch zwei Hunde, eine Ziege und Hühner, eine Katze und mehrere »ahm« Bügel Mitbewohner dieses wunderlichen Heim». Da» Rätsel »er Deekrankheit, von Dr. s. Morbacher. Die Ferienzeit ist gekommen, und wieder wirb «» zahl reiche Menschen geben, die auf einer Seereise Erholung und AuSspannung von der Tretmühle der Arbeit suchen. Wo sollten auch wohl die aufgeregten Nerven ihre Ruh«, Seele und Geist ihr gestörtes Gleichgewicht eher wjederfinden als unter dem tiefblauen Meereshimmel, im strahlenden Glanze der goldenen MeereSsonn«, umgeben von der unendlich wei te« Einsamkeit und Still« der See! „Also mir", sagte Herr Piesecke am Stammtisch, „können Sie versprechen, was Sie wollen. Mich kriegt keine Macht der Erde wieder auf ein Dampfschiff, das übers Meer fährt. Einmal habe ich es versucht; daran werde ich mein Lebtag denken; seekrank war ich, seekrank von der ersten Stunde bi» zum letzten Tage, obwohl mir der Kapitän jeden Morgen — mehr oder weniger, meist mehr — spöttisch versicherte, der Zustand würbe sich bald geben, das wär« nur die ersten Tage. Jawoll, bei mir waren es die ersten, die mittleren und die letzten Tage. Und selbst als ich glücklich wie der an Land war, habe ich die ersten Nächte über mir immer ein Gefühl gehabt, als führe ich auf hoher See. Lassen Sie mich mit Neptun und seinen Trabanten in Ruhe." Solche Naturen gibt e», di« derart überempfindlich sind; und sie haben recht, wenn sie da» Meer meiLen. Aber der Durch schnittsmensch dürft« bessere Erfahrungen machen, obwohl keiner beschwören kann, daß er stets gegen Seekrankheit ge- feit ist. Selbst der wetterfeste Seemann kann in die Lage kommen, angesichts eines Sturmes im Golf von Biskaya den Göttern des Meeres Opfer darbringen zu müssen. Begleiten wir nun für ein Weilchen ein srisch gebackene» junges Ehepaar auf seiner ersten Seereise. Den neuen Krimstecher vor den Augen, sucht der junge Ehemann eifrig den Horizont ab; «in« frische Brise läßt den Bubikopf schützenden Schleier der neben ihm stehenden jungen Frau lustig flattern. Sie fühlen sich beide unendlich wohl; eine breite Sperre legt bas unendliche Meer zwischen das junge Paar und die „lieben Verwandten". Auf einmal bemerkt „sie" ein sonderbares Unbehagen, da» aber schnell wieder vergeht; auch „er" fröstelt ein wenig; bald setzen bei ihr die unangenehmen Gefühle — diesmal stärker — wieder ein: die Unterhaltung stockt; bei Beiden treten Schwindel und Kopfbruck auf; sie gehen — untergehakt — auf die Windseite; doch hier wird der Zustand noch ärger. Ein Steward stellt mitschiffs Stühle hin, auf denen sie sich mit müden und schweren Beinen niederlassen; der jungen Frau treten die Tränen in die sonst so glückstrahlenden Lugen; er — blassen Gesichts — versucht, sie mit mühsam abgcquälten Worten zu trösten. Jedes trinkt einen Cognak, er noch einen zweiten. Doch die Sache wird schlimmer; aus und ab schwankt der Horizont. Der Gong läutet zum Essen; keines von beiden richtet sich auf, um in den Spcifesaal hinabzusteigen; immer heftiger wird das Schwindelgesühl, Arme und Beine werben kühl; kalter Schweiß bedeckt die Stirn, im Magen wühlt es. Mit der letzten Kraft erheben sic sich, — da kommt auch schon der Steward mit den bekannten Spucknäpfen, mit Mühe gelangen sie bis auf die Treppe, die zu -en Kabinen führt. Ebgeruch dringt in die Nase — da gibts kein Halten mehr, im Munde zieht sich der Speichel zusammen, im Magen wird es kalt, der Puls wird klein und beschleunigt — beide opfern den Meeresgöttern, ganz gleich, wohin es geht. — Eine kurze Pause der Erholung, in der sie mühsam mit fremder Unterstützung Sie Kabinen erreichen, um sich er schöpft auf die Betten zu werfen. Nur nicht an Essen denken, nur nichts von Essen hören, nur nicht Essen riechen müssen. Jedoch die Uebelkeit setzt von neuem ein; eine Opferung folgt der anderen; immer weniger Speisen, immer mehr Galle und bitterer Schleim, manchmal auch Blutspuren. Völlige Gleichgültigkeit hat die kurz zuvor lebensfroheu Menschen befallen. Nur ein Gedanke beherrscht sie jetzt: Land! Land! lieber den Tod in den Wellen, als noch weiter hin Len entsetzlichen Zustand erdulden zu müssen. — Die so schön begonnene Reise hat eine höchst unliebsame Unter brechung erfahren. Aber glücklicherweise dauert die See krankheit meist nur ein paar Stunden, höchstens ein paar Tag«, dann können sich die Reisenden wiederum ungestört dem Genuß der Meerfahrt hingeben. — Welches find nun die Ursachen der Seekrankheit, die ihren Namen zu Unrecht trägt? Sie ist nämlich gar keine Krarttheit im eigentlichen Sinne des Wortes; sondern nur ein Mangel an Gewöhnung, der glücklicherweise von der überwiegenden Mehrzahl der Menschen nach kurzer Zeit ausgeglichen wird. Denn Li« Gewöhnung an die seekrank- heitauslösenden Schaukelbewegungen des Schiffes tritt meist schon nach Stunden oder nach Tagen ein. Allerdings gibt es eine gewisse Zahl von Menschen, die von vornherein gegen die Schiffsbewegungen unempsindlich sind; und andererseits wiederum Personen, die überempfindlich find und bleiben bet denen sich also die Gewöhnung nur sehr schwer und bann noch höchst unvollkommen einstellt. Schließlich reicht ja auch die übliche Gewöhnung der normalen Menschen bei hoch gehender See in vielen Fällen nicht aus. So berichtet die Historie, daß die berühmten Seehelden Tegethoff und Nel- so» angeblich niemals die Seekrankheit völlig verloren Haven. Wie -er Wiener Privatdozent Dr. Abels jüngst in einer medi»iutschen Fachzettschrift ausführte, treffen die unge wohnten Schaukelbewegungen -es Schiffes den Gleichge- wichtSavvarat im inneren Ohr, die Empfindungsnerven der Haut, di« im Inner» -es Körpers gelegenen Ncrvenapparate die Lage und Stellungsempfinden vermitteln, und schließlich auch den Gehapparat. DaS Ausmaß und die Zusammen setzung der Reize ist zu Beginn der Seefahrt derart unge wohnt, daß die Nerven hierauf eben in anormaler Weise reagieren. Die Erscheinungen beim Stampfen und Schlin- gern des Schiffe» gehören übrigens in das gleiche Gebiet wie di« Störulwen auf der Eisenbahn, im Flugzeug, im Karussell usw. Erst wenn der nervöse Apparat des Körpers gelernt hat, sich den neuartige» Reizen anzupassen, wirb die Seekrankheit schwinden. Besonders in Mitleidenschaft ge zogen ist noch bas Brechzentrum; wie denn überhaupt die Nerven des Magen- und Darmkanals, die schon durch das Durchrütteln in «inen Erregungszustand verktzt sind, stark angegriffen werben. Daher rührt die alte Matrosenregcl, sich bei drohender Seekrankheit den Leibgurt enger zu schnü ren, um die Hin- und Herbewegungen der Bauchorgane zu mildern. Natürlich soll der Seereisenbe den Magen nicht überladen, mit Alkohol und Nikotin muß er vorsichtig sein, sie am Vesten ganz vermeiden. Aber selbst in schwereren Fällen ist die Ausnahme kleiner Mengen flüssiger Speisen sehr erwünscht, um da» lästige Leerbrechen zu ver hüten. — Auch die jeweilige Körperstellung ist von größtem Einfluß auf die Entstehung und den Stärke grab der Seekrankheit. Wird der Körper horizontal, zumal in frischer Luft, gelagert, io wird auch bi« Seekrankheit er träglich «erben, besonder» wenn da» Sehorgan Lurch Schließe« der Augen ««»geschaltet wirb. Andererseits wer de« die Erscheinungen der Seekrankheit durch aufrechte, kompliziert« Körperhaltung lebhaft gesteigert. Bei gesunden Menschen hinterläßt die Seekrankheit für gewöhnlich keine nachteiligen Folgen. Die hie und da be obachtete Abmagerung infolge langandauernder Nahrungs verweigerung auf hoher See wirb durch den nachher gestei gerte» Appetit zu Lande schnell ausgeglichen. Dagegen wirkt die Seekrankheit auf Personen mit schwerer Arkerienvertal- knng, mit Nierenleiden und ernsten Herzfehlern höchst nach teilig «in. Bei vorgeschrittener Lungentuberkulose können Lurch La» Würgen und Brechen schwere Blutungen ausge- löst werbe»; bei Entzündungen im Darm kann es zu Durch brüchen in die Bauchhöhle kommen. Für den gesunden er- bolungsuchenben Menschen jedoch wird die Meerfahrt — trotz -er ersten unangenehmen Stunden oder Tage — sofern Neptun nicht allzu bösartig ist — stets ein wunderbares Er lebnis, eine Quelle der Erfrischung und Erquickung sein. Aus -em Reich der Frau Wo «och der Schleier herrscht. Wenn auch die türkische Regierungsresorm mit Harem und Schleier gründlich aufgeräumt und die Frau aus dem viel hundertjährigen Schatten des bisherigen Daseins ins Helle Licht der Oeffentlichkcit gezogen hat, so herrschen doch noch in den grüßten Gebieten des Islams die alten Litten, die die Frau zu strenger Abgeschlossenheit verdammen. Bei den arabischen Nomadenvölkern werden die von dem Propheten befohlenen Bräuche in aller Schärfe aufrecht erhalten, aber auch in Ländern, in Lenen die europäische Kultur bereits recht weit vorgeschritten ist. wie in Indien und Aegypten, ist die Herrschaft des Schleiers noch nicht gebrochen, und es zeigen sich hier die merkwürdigsten Gegensätze in der sozia len Stellung des weiblichen Geschlechts. Ter Reisende Auriol Barran macht darüber interessante Angaben in einer «Mlischen Zeitschrift. In Indien überwiegt noch das sog. „Purbah-Snstem", Las die Frauen in der Einsamkeit des „Zenana", des Frauenhauscs begräbt. In vielen indischen Staaten haben die Fraucnhüufcr keine Fenster nach der Straße, sondern nur enge Schlitze wie Schießscharten, die nach dem kleinen Jnncnhose zu liegen, lassen spärliches Licht durch die bunten Glasscheiben. Ter Hoi dient als Garten und Aufenthalt für die Frauen der Maharadschas nnd ihre Dienerinnen. In die Lcssentlichkeit kommen sic nnr in dicht verhängten Wagen. In anderen Teilen Indiens aber erscheinen die Frauen in der Oesfentlichtcil und dürfen auch die Gäste ihrer Gatten empfangen. Es gib, Inderinnen der jüngeren Generation, die ihre Männer aus den Fanden be gleiten und mit ihnen selbst nach Europa reisen. Aber wenn sie in das von riesigen Eunuchen bemachte Zenana zurück kehren, dann müssen sic das alte Leben wieder ansnchmen. Selbstverständlich erscheint einer Dame, die die Freiheiten europäischen Lebens gekostet, das abgeschlossene Leben im Harem besonders furchtbar, und so kommt cs zu manchem tragischen Konflikten. Vollständige Freiheit haben sich nur wenige Inderinnen erkämpft, und das „Pnrdal" wird wohl noch aus lange Zeit sorlbcstehcn. „Tas Volt in noch >-äu reis dafür," erklärte ein hervorragender Fuder. „L.'cdcr Männer noch Frauen haben dazu die nötige Bildung. Tic durchschnittliche Inderin ist sehr schüchtern und dem moder nen Leben nicht gewachsen, sic würde sich außerhalb des Zenana hilflos und verlassen Vorkommen. Tic älteren Frauen sind dagegen, und da sie einen sirrten Ei'.nl'iß auf die jungen Frauen haben, die nach Freiheit verlangen, -o wissen sie durch strenge Aussicht alle Gelüste in Sct ach zu halten." In Aegypten Hal das Purdah-Lnsicm niemals existiert, aber die Gesetze des Islam werde' noch immer aufrecht erhalten, nnd trotz der starken Freii-eiksoewczuni unter den Frauen ist cs bezeichnend, daß König Fuad die Reformen Mnstapha Kemals ablchnr und das Tragen des Schleiers für Frauen ausdrücklich befohlen hat. Tic Aegyp- terin führt noch immer ein sehr viel abgeschlosseneres Leben als die Europäerin, die sie in ihrem Lande erscheine:' sich: Auch hier sind es die älteren Frauen, die sich entscheidenden Neuerungen widersetzen. Wohl mag die elegante Tamc in Aegpten Pariser Toiletten tragen und sich einen Schleier aus dünstem Chiffon wählen, durch den die Gesiäuszügc hindurchschimmern — dem Schleier entrinnt sic doch rsichi, denn die Macht der Beherrscherinnen des Harems ist groß, und die Gewalt liegt in den Händen der al:cn Frauen. In Aegypten wie in Indien sicht der Mann das Gesicht der Frau, die er heiratet, erst nach der Eheschließung. Aber es ist doch ein großer Unterschied in diesen beiden Ländern. In Aegypten gibt es Scheidung, und die geschiedene Frau kann wieder heiraten, ebenso die Witwe. Tie indische Witwe aber muß für ihr Leben einsam bleiben, darf keine schonen Kleider mehr tragen und ist lebendig begraben. Man be greift daher, daß die jetzt von den Engländern so streng unterdrückte Witwenvcrbrcnnung für die Inderin in vielen Fällen eine Erlösung bedeutete. Eine Professorin der Verkaukskunst. Daß das Verkaufen eine Kunst ist, die gekernt sein will, sehen unsere Geschäftsleute mehr und mehr ein. In den Bereinigten Staaten hat man bereits Lehranstalten einge richtet, in denen Verkäufer und Verkäuferinnen ausgebildet werden, und die großen Warenhäuser veranstalten Un:cr- richtskurse, um ihren Angestellten die besten Methoden bci- zubringen, um den Kunden richtig zu behandeln. In Lon don gibt es eine Tame, die eine „Hochschule der Berkauss- kunst" betreibt und damit sehr große Einnahmen erzielt. Diese „Professorin der Verkaufskunst" Gladys Burton Hal ihre Studien an der Londoner Universität absolviert und sieben Jahre lang in verschiedenen groben Warenhäusern gelernt. Sie hatte dann eine Stellung als Personalchef in einem groben Geschäftshaus inne und eröffnete daraus ein Institut, in dem sie Unterricht erteilt. Sie hat großen Zu lauf. und cs gibt selbst zahlreiche studierte Frauen, die bei ihr die Kunst des Verkaufens von Grund auf lernen wollen. Außerdem hält sie in den verschiedenen englischen Schule» Borträge, um Knaben und Mädchen in die Grundlagen des Geschäftslebens einzuweihen. Viele große Geschäfte nehmen ihre Dienste in Anspruch, um von ihr feststellen zu lassen, wie die Verkaufsmöglichketten verbessert werden konnten. Sie gibt dann den Leitern Anweisungen. Gewöhnlich be sucht sie Len Laden als gewöhnliche Kundin, geht mit aus merksamen Blicken durch die verschiedenen Abteilungen des Geschäfts und gibt dem Inhaber einen genauen Bericht über die Mängel und Fehler, die sie gefunden hat. Ihre Vcr- besserungsvorschläge werden meistens angenommen, denn sie läßt sich sehr hohe Honorare zahlen, und man greift nur zu ihrer Hilfe, wenn man wirkliches Vertrauen zu ihr hat. Da sie «inen vorzüglichen Blick für tüchtige Personen hat, so wirb sie häufig beauftragt, für eine Firma jemanden zu engagieren, der an einen besonders wichtigen Posten gestellt werbe» soll. Aerztlicher Sonntagsdienst am II. Juli IS26. Aerzt«: Jeder Arzt für wirklich dringende Fälle jederzeit erreichbar. Dentist««: Herr Nitzsche, Stadtteil Riesa, Wettiner» straße 21, (vormittags 8—11 Uhr). Apotheke«: Stadtapotheke, Stadtteil Riesa, Hauptstraße SS, die auch vom 10. 7. 1928, abends 7 Uhr, bi» zum 17. 7. 1926. vorm. 8 Uhr, nachts Dienst, bereitschast hat.
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