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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192509095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19250909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19250909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-09
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1925
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Veffevtliche Sitzung der Stndtverorlnietea. (Nichtamtlicher Bericht.) In der gestern abend von S.20 Uhr ab in der Aula der Oberrealschule stattgefundenen öffentlichen Sitzung der Stadtverordnete» waren 23 Mitglieder des Kollegiums an wesend. Von der bürgerlichen Fraktion fehlte entschuldigt Herr Stadtv. Schoppmann (Herr Direktor Fleige Ist in folge Wegzugs aus dem Kollegium ausgeschieben) und von -er SPD -Fraktion die Herren Stadtv. Beier und Willkomm. Die Plätze der kommunistischen Fraktion waren völlig ver waist,- entschuldigt fehlten die Herren Stadtv. Marx und Schulze, während die Herren Stadtv. Bleier und Steinert der Sitzung unentschuldigt fern geblieben waren. Am Ratstische hatten die Herren Erster Bürgermeister Dr. Scheider und Herr Stadtrechtsrat Ouellmalz Platz genom- men. Der Zuhürerraum war gut besucht. Die Sitzung leitete Herr Stadtv.-Borsteher Mende. Die umfangreiche Tagesordnung wurde in erfreulicher Einmütigkeit ohne wesentliche Aussprache erledigt, so daß die öffentliche Sitzung bereits kurz nach ^8 Uhr ihr Ende erreichte. Vor Eintritt in die Tagesordnung beantragte Herr Stadtv. Billtng (Bürger!.) namens seiner Fraktion, Punkt 10 der Tagesordnung, Uebereignungsvertrag der Stadt und der offenen Handels-Gesellschaft i. Fa. Roland- Apparatebau Riesa Illing u. Lobe, Flurstück 168 g betr., und Punkt 15, Ankauf eines Teiles des Flurstücks 438 des Flurbuchs für Gröba betr., in die nichtöffentliche Sitzung su verweisen. Dem Anträge wurde stattgegeben. Eingabe des Zentralverbandes der Arbeitsiuvalideu. Ter Zentralverband der ArbeitSinvaliden Deutsch lands, Gauleitung Sachsen, Ortsgruppe Riesa, hat an das Stadtverordnetenkollegium folgende zwei Anträge einge- retcht: ä. 1. Beschaffung von Kartoffeln der neuen Ernte und Abgabe derselben zu verbilligten Preisen an die So zialrentner. 2. Beschaffung von Feuerungsmaterialicn für den Win ter und Abgabe derselben zu verbilligten Preisen an die Sozialrentner. L. Beschaffung von Wintcrkleidung und Schuhwerk und Abgabe derselben zu verbilligten Preisen an die Sozialrentner. S. 1. Nichtanrechnung der ab 1. April 1925 gewährten reichsgeseylichen Rentcnzulageu für Sozialrentner. 2. Durchführung des Beschlusses des Reichstages vom 12. August ds. IS., wonach der Fürsorgcpflichtverorö- nung im 8 6 Abs. 3 folgendes angefügt wird: „Bei der Festsetzung von Unterstützungen öffentlich- rechtlicher Art bleibt das Einkommen der Hilfsbedürftigen aus Ansprüchen auf Grund der sozialen Versicherungsge setze oder des Rcichsvcrsorgungsgesetzes mindestens inso fern nutzer Ansatz, als cs den Betrag von 270 Mark (22.50 Mark monatlich) für das Jahr nicht übersteigt." Tiefe Anträge wurden dem Ausschuh für wirtschaftliche :nd Anstaltsfürsorge zur alsbaldigen Beratung überwiesen. Wahl der Abgeordneten «nd deren Stellvertreter in de« Kreisansschutz der Kreishanptmaunschast Dresden in dem zusammengesetzten Wahlkreise der bezirköfreieu Städte Freiberg, Freital, Meitzen, Pirna, Riesa. Hierzu gab Herr Stadtv.-Borsteher Mende als Wahl leiter folgendes bekannt: Die Wahl soll in einer Stadtverordnetensitzung Diens tag, am 13. Oktober dieses Jahres, im Saale der Oberreal schule stattfinden. 2 Abgeordnete und 2 Stellvertreter sind zu wühlen. Tie Wahlvorschläge find bis spätestens Sonn abend, den 26. September 1925, bei dem Wahlkommissar, Herrn Oberregicrungsrat Dr. Putzger, Kreishauptmann- schast Dresden, einzureichen. Tie Formvorschriften, die dabei beobachtet werden müssen, finden sich in der Ausfüh rungsverordnung vom 12. 7. 19 zu dem Gesetz über die Wahlen zu den Bezirksversammlungen, Bezirksausschüssen und Kreisausschüssen und innerhalb dieser Körperschaften vom 5. Juli 1919. Ter 8 7 dieser Ausführungsverordnung lautet in der Fassung vom 12. Juni 1923: Tie eingereichten Wahlvorschläge müssen die Bewerber in erkennbarer Reihenfolge nach Name, Stand, Beruf und Wohnort so genau angeben, dah über ihre Person kein Zweifel bestehen kann. Sie dürfen zweimal soviel Bewer ber aufführen, als Abgeordnete zu wählen sind. Als Ver trauensmann für den Wahlvorschlag gilt der erste Unter zeichner. Er ist berechtigt, die Zurücknahme des Wahlvor- schlagcs und seine Verbindung mit anderen zu erklären. Mit ihm verhandelt der Wahlkommissar wegen Berichtigung und Ergänzung der Wahlvorschläge. Zn den Wahlvorschlägen sind Erklärungen der Bewer ber beizubringen, dah sie die Aufnahme ihrer Namen in den Wahlvorschlag gestatten und die Wahl anzunehmen be reit sind. Kein Bewerber darf sich in mehrere Wahlvor schläge eines Wahlkreises aufnehmen lassen. Bewerber, die auf demselben Wahlvorschlag mehrmals benannt sind, gelten als nur einmal vorgeschlagen. Jeder Wahlvorschlag darf nur einer Gruppe von verbundenen Wahlvorschiägen angehören. In Sen zusammengesetzten Wahlkreisen ist es bis zum achten Tage nach dem zur Einreichung der Wahlvorschläge bestimmten Termin zulässig, eingereichte Wahlvorschläge abzuändern, die Verbindung von Wahlvorschlägen zu er klären und Wahlvorschläge zurückzunehmen. Tie Rücknahme verbundener Wahlvorschläge darf nur gemeinschaftlich erklärt werden. Das Kollegium nahm von Vorstehendem Kenntnis. Ueber die einzubringenden Wahlvorschläge sollte in nicht öffentlicher Sitzung beraten werden. Zuschrift des Landesverbandes der Kriegsbeschädigte« «nd Kriegshinterbliebene« des Sächsische« Militärvereinsbundes. Die obengenannte Eingabe befaßt sich mit der vielum- strittcnen Wahl von Vertretern der in Frage kommenden Fürsorgeberechtigten zu dem städtischen Ausschuß für Krte- gerfürsorge. Gegen die Art der erfolgten Wahl, die be kanntlich von der bürgerlichen Fraktion beanstandet worden ist, wird in obigem Schreiben Einspruch erhoben und gegen die Stellungnahme der linken Fraktionen vorgegangen. Es wird in der Zuschrift erklärt, daß man unter Bezug auf Sen einschlägigen Lanbtagsbeschlutz mit Recht die vorcnthaltenen Sitze beanspruche. Der Rat hat sich mit der Eingabe beschäftigt und be schlossen, daß auch den nicht in der Ortsgruppe Riesa des Reichsverbandes der Kriegsbeschädigten und Kriegshinter bliebenen organisierten Fürsorgeberechtigten wenigstens e i n Sitz in dem Ausschuß zugcstanden wird. Herr Stadtv. Schinkel (Bürger!.) erklärte, daß seine Fraktion nach wie vor an dem von Anfang an vertretenen Standpunkte in der Angelegenheit festhaltc, der dahingche, man müsse feststellen, daß durch die Stellungnahme der lin ken Fraktionen ein ungesetzlicher Ausschuß zustandcgekom- men sei. DaS Kollegium nahm von dem NatSbeschlusie Kenntnis. «rh«h»»g »er Lage. ««» u-»er«acht«»g»gelder »ei Die«», reife» »er Beamte« »ledere, »rnppen -etr. In der letzten öffentlichen Gtadtverordnetensitzung war bekanntlich beantragt worben, die gesetzlich festgelegten, oft unzulänglichen Tage- und UebernachtungSgelber bei Dienst reisen -er Beamten niederer Gruppen angemessen zu er höhen, bezw. über die festgelcgten Sätze hinaus einen Be trag zu verwilligen, der den unbedingt nötige» Ausgaben entspricht. Hierzu hat Herr Erster Bürgermeister in einem Schrei ben darauf hingewiesen, daß die einschlägigen Bestimmun gen gleichmäßig für Staatsbeamte wia für Gemeinbebeamte angcwendet werden müßten. In den Vorschriften sei jedoch ein Abschnitt vorhanden, der in Ausnahmefällen einen Zu- schlag zu den festgelegten BergütungSsätzen zulasse. Der Rat habe unter Bezugnahme dieses Auönahmeparagraphen beschlossen, dem Stadtv.-Kollegium vorzuschlagen, -aß man Len Rat ermächtige, die Zurückerstattung der gehabten Einzelausgaben zu genehmigen, sobald zweifelsfrei nachge- wtescn wird, daß der betr. Beamte nicht in -er Lage war, die gehabten dringenden Ausgaben von den ihm zustchcn- den Geldern zu bestreiten. Tas Kollegium trat dem NatSbeschlusie einstimmig bei. Errichtung eines Shre«mals betr. Der Arbeitsausschuß für Errichtung eines Ehrenmals zum Gedächtnis an die im Weltkriege gefallenen und verstor benen Söhne unserer Stadt hat in einer Eingabe gebeten, ihm den Platz vor der Klosterkirche, welcher der Stadt ge hört, zur Errichtung eines Ehrenmals zur Verfügung zu stellen. In dem Schreiben heißt es u. a.: „Die Errichtung eines Ehrenmals, das die Erinnerung an Vergangenes wachhält, steht der Ausschau in die Zu kunft und dem damit verknüpften Plane der Schaffung eines Jugendheims nicht hindernd im Wege, zumal wir städtische Geldmittel nicht beanspruchen. Auch beabsichtigen wir nicht, dem Denkmal einen aufreizenden oder einen den Krieg verherrlichenden Charakter zu geben — die Aufzäh lung der Toten verbietet sich schon wegen der großen Zahl —, sondern wir wünschen nur, in schlichter Weise mit dem Mal denen zu danken, die unsere Heimat vor den Greueln des Krieges schützten und ihr Leben opferten. AIS Platz für das Ehrenmal ist unS die westliche Turmwand der Klosterkirche zur Verfügung gestellt worden. Vielen aber erscheint der südlich vor der Klosterkirche gelegene Platz für Ausstellung eines Ehrenmals geeigneter. Wir möchten daher auch für diesen Standort eine entsprechende Lösung suchen und bitten nochmals, uns für das Ehrenmal, dessen Errich tung in weiten Kreisen der Bürgerschaft begrüßt und er hofft wird, den bezeichneten Platz vor der Klosterkirche zur Verfügung zu stellen." Ter Rat hat hierzu beschlossen, den fragl. Platz zur Verfügung zu stellen unter -er Bedingung, daß -er Stadt dadurch keine Kosten entstehen. Nachdem sich Herr Stadtv. Horn (Soz.) eingehend zur Begründung geäußert hatte, wurde von ihm folgender An trag eingcbracht, von dessen Annahme die sozialdemokra tische Fraktion ihre Zustimmung zu dem Ratsbeschlusse ab hängig machte: 1. Zur Errichtung eines Ehrenmals für die Kriegsgefallenen wird städtischer Boden nur dann zur Verfügung gestellt, wenn sichere Gewähr für die Einhaltung folgender Vor aussetzungen geboten wird: a) Das Mal darf in keinem Teile geeignet sein, den Krieg zu verherrlichen oder zu einem neuen Kriege anzureizen. Es soll der Trauer über die Opfer des letzten Krieges dienen. b) Ausführung und Umgebung müssen der Stadt zur Zierde gereichen. 2. Die städtischen Kollegien wählen zur Vorprüfung, ob obige Voraussetzungen erfüllt sind, eine Kommission aus 2 RatS- mitgliedern und 3 Stadtverordneten, welche das Recht haben, Sachverständige hinzuzuziehen. Tic Kommission hat dem Stadtverordnetenkollegium Bericht zu erstatten, worauf dieses endgültig beschließt, ob und welcher städtische Boden bereitgestellt wird. Herr Stadtv. Tröger (Bürger!.) glaubte versichern zu können, daß die Bittsteller das halten werben, was sie in dem Schreiben zum Ausdruck gebracht haben,- sie werden das Entgegenkommen, durch welches ihnen ein Platz für Aufstellung des geplanten Ehrenmals zur Verfügung ge stellt wird, zweifellos anerkennen. Es sei erfreulich, daß das Kollegium, welches doch alle Schichten der Einwohner schaft vertrete, in dem Gedanken, den Gefallenen ein Ehren mal zu schaffen, einig gehe. Der Antrag Horn wurde einstimmig angenommen, ebenfalls einstimmig angenommen wurde der durch den Antrag Horn modifizierte Beschluß des Rates. Der An trag gestattet überdies die Möglichkeit, daß das geplante Ehrenmal, falls es von der zu wählenden Kommission an erkannt wirb, auch an einem anderen Platze, als dem bis her vorgesehenen, Aufstellung finden kann. Würde man hierfür auf den Rosenplatz zukommen, so würde dies unserem Stadtbilde zweifellos zum Vorteil gereichen und außerdem wäre dadurch -em Wunsche der Einwohnerschaft in weitgehendem Maße Rechnung getragen und würde von ihr dankbar begrüßt werden. Wahl von zwei Vertretern i« de« BerussschulVeirat. An Stelle der Herren Ofensetzmeister Lindemann und Fabriküirektor Zeidler, welche die auf sie gefallene Wahl abgelehnt haben, wurden auf Vorschlag die Herren Ge schäftsführer Sander, Hohe Straße 22, und Oberingenieur Dreschet, Stadtteil Gröba, Elbweg, als Vertreter in den Berufsschulbeirat gewählt. Neufestsetzung der Verpflegsätze im Kra«ke«hause. Infolge der erheblichen Zuschüsse, welche die Aufrecht erhaltung des Krankenhausbetriebes bisher erforderte, hat sich der Krankenhausausschuß genötigt gesehen, vorzuschla gen, die Verpflegsätze mäßig zu erhöhen. Der Rat hat der Erhöhung in Ser vorgeschlagenen Weise zugrstimmt. DaS Kollegium erklärte sich ebenfalls einver standen. Mitbenutzung des Peschke'sche« Bahugleises betr. Für Mitbenutzung des hinter dem Schlachthofe ge legenen Bahngleises hat Herr Peschke der Sta-t vorge schlagen, ihm für jeden Eisenbahnfrachtwagen 90 Pfg. zn entschädigen. Der Rat hat diesem Vorschläge zugestimmt und gleichfalls beschlossen, -en eingeforberten Betrag für -ie bisherige Mitbenutzung des fraglichen Gleises zu ent richten. Auch Liesen Beschlüssen des Rates trat Las Kolle gium einstimmig bei. Von Ler Abrechnung über im Stadtteil Gröba errichtete 5 Wohn heimstätten nahm das Kollegium Kenntnis und genehmigte die Rats vorlage, wonach, um die Wohnungen nicht übermäßig zu verteuern, von der Verzinsung -er Baugelder-Hypotheken abgesehen werden soll. Aus dem vorgetragenen Rechnungs werk geht hervor, daß die Gesamtbausumme für die errichte ten 5 Wohnheimstätten 48S70 Mark beträgt. Kansvertrag Jahu-Raasch betr. Der Besitzer des vormals Storl'schen Gärtnerei-Grund stückes an der Poppitzer Straße hat dem Rate mitgeteilt, daß er um den östlichen Teil seines Grundstückes, für welches Ler Stadt vertragsmäßig das Vorkaufsrecht ,»steht, mtt dem Kaufmann Naasch-Berlin einen Kaufvertrag abgeschlos sen habe. Es handelt sich hierbei um eine Fläche von II 05g Quadratmeter Land zu einem Kaufpreise von 30 575 Mark Die Summe ist in 3 Raten, von denen die letzte am 15. Ja» nuar 1926 füllig ist, zu zahlen. Außerdem sind die auf dein Grundstücke lastenden aufzuwertenben Hypotheken mit zu übernehmen. Der Rat hat hierzu beschlossen, das der Stadt zustehcnde Vorkaufsrecht aufrecht zu erhalten und in den Kaufvertrag einzugchcn. Die RatSvorlage wurde einsttm- mtg genehmigt. Einrichtung eines Jugendheimes und einer Jugendherberge in der frühere« Kaserne 32 betr. Um die unzulänglichen Räume in der Herberge zur Heimat, in denen gegenwärtig das Jugendheim untergc- bracht ist, zn entlasten, bezw. um den Folgen einer etwa geplanten Kündigung zu begegnen, hat sich ans Ansuchen des Jugcndpfleacvercinö die Firma Hammcrsen bereit er klärt, die ehemaligen im Keller befindlichen Unterossizicrs- räume in der früheren Kaserne 32 zur Errichtung eines Jugendheimes und einer Jugendherberge ohne Entgelt zur Verfügung zu stellen. Ter GrundstiickSuntcrauöschuß und -er Rat haben der Vorlage zugcstimmt. — Herr Stadtv.- Vizevorsteher Günther wies ausdrücklich darauf hin, dass mit der Annahme -er Vorlage nicht ausgesprochen sei, dass man durch die geplante Einrichtung die jetzigen Räume in der Herberge zur Heimat entbehren könne. — Herr Erster Bürgermeister Dr. Scheider erklärte zur geschichtlichen Entwicklung der Frage, daß seiner Meinung nach beabsich tigt sei, dem Jugendpslegevcrcin die jetzigen Räume zn kündigen und dass die neu einzurichtenden Räumlichkeiten in der früheren Kaserne 32 als Ersatz vorgesehen seien. — Herr Stadtv. Jur mann wies darauf hin, daß, falls eine Kündigung erfolge, andere Räume beschafft werden müssten: man müsse vermeiden, dass sich die Jugendlichen in öffent lichen Schankstätten aushaltcn. Ein im Sinne seiner Ausführungen von Herrn Stadtv.- Vizevorsteher Günther cingebrachter Antrag wurde ein stimmig angenommen. Errichtung eines Arbcitsschulgarteus betr. Dem NatSbeschlusse, nach welchem der Rat mit de; Ueüerlassnng von 3000 Quadratmeter Areal von dem ehe mals Storl'schen Grundstück an den Schulbezirksvorstanl zur Errichtung eines Arbcitsschulgarteus einverstanden ist, trat das Kollegium einstimmig bei. In Frage kommt die südlichste Ecke des Grundstücks, daS bereits früher von der Stadt erworben worden ist. Der Garten wird an die Friedhofsstraße angrenzen. Erwerb deS Flnrstückes 167 des Flurbuchs für Weida betr. Herr Erster Bürgermeister Dr. Scheider teilt zur Aufklärung mit, daß es sich hierbei um den Weg bandle, den man Damaschke st raße benannt habe. Dieser Weg sei aber, wie sich erst später herausgestellt habe, nicht stadt eigen, sondern das Eigentum einer Flurgenossenschast, die ihr Eigentumsrecht geltend mache. Während der Verhand lungen mit dem Vorsitzenden der Flurgenossenschaft habe er (Redner) eine Kaufsumme von 50 Pfg. pro Quadratmeter als angemessenen Preis vorgeschlagen. Die Genossenschaft verlange je-och 1 Mark für den Quadratmeter. Auch ein weiterer Vorschlag, welcher 75 Pfg. pro Quadratmeter vor gesehen habe, sei von der Genossenschaft abgelchnt worden: sie sei hart geblieben, indem sie auf dem geforderten Preis bestehe und somit von der Allgemeinheit große Opfer fordere. — Der Grundstücks- und Bauausschuß hat be schlossen, den Landstreifen mit Rücksicht auf die Anwohner zu dem geforderten Preise zu erstehen und den Weg als öffentlichen Weg weiter bestehen zu lassen. Der Rat ist diesem Beschlüsse beigetreten, der auch vom Kollegium ge, nehmigt wird. Ankauf des Flurstücks 13SS betr. Nachdem das Vormundschaftsgericht seine Zustimmung zum Verkaufe des obengenannten, einem Minderjährige» gehörigen Flurstücks erteilt hat, hat der Rat beschlossen, daS Flurstück käuflich zu erwerben. DaS Kollegium erteilt^ hierzu seine Zustimmung. Nachdem Herr Staütv.-Vizevorsteher Günther an geregt hatte, künftig während Ser Theatervorstellungen der Sächsischen Landesbühne, die als kulturfördernbe Darbie tungen anerkannt und von vielen Mitgliedern des Kolle giums besucht würden, die Ausschuß- und Plenarsitzungen möglichst zu vermeiden, und nachdem Herr Stadtv.-Borsteher Men-e auf die Dringlichkeit der diesmaligen Sitzung hin gewiesen hatte, erfolgte kurz nach A8 Uhr Schluß der öffentlichen Sitzung. Oertüchcs und Sächsisches. Riesa, den 9. September 1925. —* Wetterv orh ersage für 10. September. (Mit- aeteilt von der Sächsischen LandeSwetterwarte Dresden.) Vorwiegend stark bewölkt. Zeitweise Regen. Keine wesent liche Temperaturänderung. Flachland schwache bis mässige, Höhere Lagen lebhafte Winde ans westlichen Richtungen. —* Anerkennungsurkunden. Von der Amts hauptmannschaft — Bezirksverband — haben die Herren Administrator Lehmann, Rittergut Riesa-Göhlis, Guts besitzer Bernh. Schwarze, Gostewitz, Gutsbesitzer Max Proschwttz, Frauenhain, Gutsbesitzer Hans Dietrich in Schönfeld und Gutsbesitzer Otto Götze in Dobra ie für den bei der staatlichen Hauptkörung vorgeführten Bullen mit hohem Zuchtwert eine Anerkennungsurkunde erhalten. —* Sächsische LandeSbübne — Michael Hundertpsund, eine Tragödie in 3 Akten von Eugen Ortner. An die Stelle der ursprünglich angekündigteu Tragikomödie „Wer weint um Jnckenack" von Hans I. Rehfisch mußte in der gestrigen Schlussvorstellung der Landesbühne infolge der Erkrankung eines Mitgliedes Eugen Ortners Tragödie „Michael Hundertpsund" treten. Dieses Werk zeigt ebenso wie JohstS Banernkomödie „Stroh" ein Hinwenden unsrer jungen Dichter zu Ursprünglichkeit und Schlichtheit, zur Natur. Tiefe Sehnsucht nach Kraft des Leibes und der Seele erklärt ihre Abkehr von den ent nervenden und entnervten Stoffen und Formen der letzten Literaturpcriode. Wahrheit und Innerlichkeit sind die neuen Ziele. Darum muß das Schaffen dieser jungen Dichter ein spürbares Abrücken sein von der Zweifelhaftig keit und Unklarheit der Chaosdichtung, wie ne uns zuletzt beschert ward, und darum gebührt auch Ortners Schwarz waldtragödie unser herzlichster Beifall. Die Sehnsucht nach Kraft drückt fick hier aus in der Liebe zur Heimat und zum deutschen Walde in seiner stillen und geheimnis vollen Unberührtheit. Keine Bauern mit klingelnden Taler- ketten auf der Weste und mit StaatSgewändern, die man nur noch auf Kostümfesten siebt, keine romantischen Berg bewohner, wie sie den staunenden Niederländern aus alten Bauernstücken poesievoll entgegenschauen, werden uns geschildert, sondern wirkliche, eingewurzelte Menschen, die uns allen als unsersgleichen nahefteh». Daß der Schwarz- wäldler Hundertpsund zur See fährt und trotzdem in den Schwarzwald gehört, das bindet uns alle in Gedanken zur inneren Beteiligung; denn auch nnS ist eine solche Sehnsucht eingeboren nach den Stätten des Ursprungs in den deutschen Wäldern, wo allein die wurzrlechtr Kraft noch heimisch ist. Wir verstehen den verzehrenden Drang
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