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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.01.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140122022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914012202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914012202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-22
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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Albend.Ausgabe wr tiipria an» voeon» »ar» a»f»r* krOorr V»AIIAVpr»I^<» oo» Sp««tt»»r, »mal «aglich in» Yao» -»bracht r «onotii» I SS M., »»«rtrltührUch » 7» M. Set »er OrlchüfteNrlt«, nns»r» Zlliaitu ua» flu»-ad»st»U«n adgrhvlt: monatUch IM.. ot»r1»lISHrltch Z M. Vvrch »t» Post: tnn»rhald Vrutschlan»» an» Ser »rutsch»« stotoatea moaotstch t^S M.. »>»rt»l,ührUch «^» M., au»schU»IZl>ch postd»st»U-»l». Va« L»Ip)tg«rrag«dlatt »rsch»iat ««rktag» rmol, Sona» u. Z»t«rta-»tma>. Da L»tp?lg, »«« Na»barort»n an» »»« wrtrn mit »>a«n»a ZU>al»n vir» -t« stdrn»au»-ab» noch am stdrnü Sr» erscheinens > » yaa» g«lt*s«rt. »«rUuer kr»aktt»n:Dn»rnA«tt«n i7. ^ernsvrr»- n«Ä>Iuft Moodtr Nr.4»7. hcurdelsFeituns /lrntsblockt des Roles und des poUseüuules der Stobt Lerpzis N»»aMon and ch»fchätt«st»ll«r lodannlogast» Nr.«. o Zrrnsprech-Nnschlutz Sr. t»d»L I»»« and I»»»«. ISS. Jahrgang kV« Das»rat» an» teipzig and Um,»daa, »i« . ispaMg« p«Ntz«U» 2» Pt., Si« N,Nom»,«N»t NÜ, »oa auochart» ro Pf., st»klam»a i.ra m., )amtt>»n- a. N«>n« stnz«t-»a »l« v«tttz»st» aorT» Pf., Jos»rar« von S«hör»»a im amtlich«o<«il»>, p»tit,«U« S»ps. S»schdtt»an)rtg«n mir pioftoorschriN «m pr»ts« »rdökt. ltadatt oach kartf. S«Ua-»-»dahr: »»samtoüfi. S M. da» Causrn» auoschl. post-rdühr. Mnzit-ia^staaahm»: lohanntogast»«, dri sdmtlt»»« Mia«,n ü»o t»Ipzl-m ragidtatt«» ua» aU«n stanoac«n»exp«d>tt»n»a »«» Da- oa» Nu»t ad»». ch»schdf«»st»U» für Vertin n. »t, pr. Vran »adur-: virektion Walt»» ZU»-»I, S»rUa w. I». Mar-ar»tkenstrast« ». Z»ru>pr»ch-Nnschiu-i LUyo« S»7I. Nr. 3S. vonnersisy. »rn LS. Zsnusr. 1914. Vas wichtigste. > * Die Neichsbank erinäßigte den Dis kont von 5 Prozent auf 4^2 Prozent und den Lombardzinsfuß von 6 Prozent auf 5Vr Prozent. Ebenso setzte die Bank von England die offizielle Rate um auf 4 Prozent herunter. (S. Handelsztg.) * Die Erste Kammer sprach sich am Don- nerstag gegen 4 Stimmen für Annahme des Antrags Gleisberg auf Verlängerung der Frist zur V e r m ö g e n s e r k l ä r un g für den Wehrbeitrag aus. (S. Ber.) * Nach Blättermeldungen soll nach voll ständiger Erledigung des „Falles Zabern" Statthalter Graf Wedel seinen Abschied nehmen. (S. Dtsch. Reich.) * Im Charlottenburger Stadtparla ment verwahrte sich Oberbürgermeister Dr. Scholz gegen die Kritik einiger Stadt verordneter wegen seiner Abstimmung bei der Preußendebatte im Herrenhaus. (S. Dtsch. Reich.- * Wie das Reutersche Bureau erfährt, ist Veuizelos von dem Ergebnis seiner Reise nach den europäischen Hauptstädten sehr befriedigt. (S. Ausl.) * Der portugiesische Senat hat einen Antrag angenommen, durch den das Präsidium beauftragt wird, beim Präsidenten der Republik Protest zu erheben gegen das systematische Fernbleiben der Regierung von den Sitzungen des Senats. (S. Ausl.) * Das japanische Abgeordneten haus ist am Mittwoch in Tokio zusammen getreten (S Ausl.) * Für die Bewilligung der 200 MO Mark Olympia-Zuschuß Hal der Deutsche Reichs ausschuß für Olympische Spiele eine Peti tion an den Reichstag eingereicht. (S. Sp. u. Sp.) * Das Militär luftschiff „2 VI" ist beute nacht zu einer f ü n f z e h n st ü n d i g en Ab nähme fahrt aufgesticgen. (S. Sp. u. SP.) Vie Stellung -es Kanzlers. o Berlin, 21. Jmuar. Die etwas aufgeregten Meldungen, die um das letzte Wochenende den Rücktritt des Kanzlers und einen umfangreichen Aemterwechsel aniün- digten, sind mit Recht dementiert worden. Der Kanzler denkt im Moment nicht ans Scheiden, und er hat allerhand Gründe — wir haben uns in jenem Zusammenhang eingehend über diese Dinge verbreitet —, seine Stellung für gesichert zu halten. Nur muß man, wenn inan Vas Mter -er Mumien. Die unvergleichliche Sorgsamkeit, die von den alten Aegyptern auf die ErhaUtmg ihrer Toten ver wandt worden ist, hat den Erfolg gehabt, eine un zählige Menge von Mumien durch Juhrtau.ende bis auf unsere Zeit zu bringen. Aegyptischc Mumien stehen in der Tat so niedrig im Preise, daß sich ein Liebhaber leicht eine solche verschaffen könnte, obschon sie sich als Zimmerschmuck nicht so recht eignet. Die Kunst der Mumifizierung hat sich lelbstver- stänvlich auch erst allmählich entwickelt, und es ist die Frage, wann sie zuerst erlernt und in einer Voll kommenheit angewandt wurde, daß die so behandelten Leichen als fast unzerstörbar gelten konnten. Der berühmte Aegyptologe Professor Elliot Smith hat sich darum bemüht, eine Antwort auf diese Frage zu geben, die um so wichtiger ist, als sie auch ein Licht auf Völkerwanderungen und die Verbreitung der Kultur wirst. Vis vor wenigen Jahren lag len Beweis dafür vor, daß die Mumifizierung im alten Aegypten früher als in der 17. Dynastie ausgeübt wurde, die das mittlere Reich beschloß, und im Jahr 1550 o. Ehr. ihr Ende fand. Thntmosis der I., mit dem die 18. Dynastie und das „neue Reich" anhebt, war die älteste eigentliche Mumie, die rm Kairo museum vertreten war, und auch die großen eurcpä- ischen Sammlungen besaßen keine älteren Stücke. In der vordynastischen Zeit wurden die Körper einfach dem heißen und trocknen Wüstensand über lasten, der eine Art von natürlicher Mumifikation an ihnen vollzog. Die Auffassung über die Entwicklung der Mumifizierung hat sich zunächst dadurch geändert, daß in Gräbern bis zur zehnten Dynastie um das Jahr 2000 kanopische Basen entdeckt wurden, die dazu dienten, die Organe des Körpers vor besten Ein- basamierung aufzunehmen. Da diese Gefäße niemals zu einem andern Zweck benutzt wurden, so ist daraus der Schluß gezogen worden, daß die Mumifizierung schon damals in Aegypten weit verbreitet war und auf einer hohen Stufe stand. Bor einigen Jahren wurde dann zum ersten Male ein wirklicher Beweis dafür erbracht durch die Mumie einer Dame, die aus einem Grad der zwölften Dynastie zutage gefördert wurde. Sic war reich mit Juwelen bedeckt und dadurch als be hender» vornehm gekennzeichnet. Prof. Smith war selbst zugegen al» sie von ihrer Hülle befreit wurde dergleichen sagt oder schreibt, wie in der alten Komödie „Beiseite", immer hinzufügen: der Ton hat hier auf dem Zusatz „im Moment" zu liegen. Impressionen beherrschen bei uns Kamst und Leben, beherrschen leider seit geraumer Zeit auch schon unsere Politik. Stimmungen und Einflüsse, die man im einzelnen nicht kontrol lieren kann und die sich vielfach überhaupt nicht zwingend fassen lassen, lenken und bestimmen oft die Entscheidungen, und es hat schon mehr als einmal sich begeben, daß zwischen heute und morgen die Welt ein anderes Gesicht bekam, daß, was eben noch festzustehen schien, wie der in diesen Tagen wieder einmal allzu häufig zitierte Rocher de bronze, über Nacht gefällt war. Aus solchen Erwägungen, Beobachtungen, Erinnerungen ist — zumal im außerprcußischen Deutschland — eine gewisse Unruhe entstanden, die auch die Dementis nicht ganz zu verscheuchen vermocht haben. Man sieht mit Unbehagen die Mobilmachung des preußischen Partikularismus, der in vielfältiger Verkleidung bald als Her renhaus, bald als Rechte des Abgeordneten hauses und schließlich in der wunderlichen Ge stalt des Preußenbundes gegen den Kanzler Sturm läuft, und man erkennt nur zu deutlich, daß sich unter all den Masken immer die näm lichen Leute bergen: immer dieselbe konser vative Herrenschicht, die den für kurzsichtige Gegenwartsmenschen und derbe Genießer ja immerhin verständlichen Wunsch hegen, sich nicht aus der Rolle der glücklichen Besitzer drängen zu lassen. Man hat überhaupt die Empfindung, daß der Ansturm mehr als der Person des Herrn v. Bethmann der Institution des Reichskanzlers gilt, wie dem ganzen Geist, der das Reich und seine Einrichtungen trägt, und man befürchtet, daß er unter irgendwelchen Ein flüssen, die im Augenblick sich weder erkennen noch abschätzen lassen, eines Tages doch noch Erfolg haben könnte. Das ist der tiefere Grund, warum neuerdings wieder ein Herrn v. Bety- mann freundlicherer Wind weite Schichten des gebildeten Demschlands zu durchwehen beginnt; war, möchten wir glauben, auch das Motiv, aus dem Herr Bassermann und Herr von Payer in der hinter uns liegenden VZeih- nachtspause mit Entschiedenheit sich an die Seite des Kanzlers stellten. Wir haben nicht im ge ringsten Anlaß, den Konservativen einen ihnen mißliebigen Staatsmann wegschieben zu helfen. Dazu kommt, daß man bei Herrn v. Bethmann, eben weil er ein Grübler ist, ein von bohren den Zweifeln zerquälter Mann, vor Unbesonnen heiten und Experimenten sicher zu sein glaubt. Er wird der deutschen Freiheit keine Gasse bahnen: aber er wird nach seiner ganzen Ver anlagung, seinem Gerechtigkeitsdrang, dem Wunsch, sich nach Möglichkeit unparteilich zu geben, doch nicht allzu sehr von einem gewissen Mittelweg sich abtreiben lassen. Und schließ lich: man kennt Herrn v. Bethmann; der aber nach ihm kommen soll, den kennt man nicht. Das ist gerade kein stolzes Motiv und hat für den fünften Kanzler nicht einmal etwas Schmei chelhaftes. Aber es hat bei all seinen Vor gängern mitgespielt; den ersten, der eine Klasse ür sich war, natürlich ausgenommen. Sie alle ind von dem außerprcußischen und außerkouser- vativen Deutschland gestützt worden, weil man den Unbekannten, den Sprung ins Dunkel fürch tete. Diese Erwägungen beschränken sich übri gens nicht nur auf die Kreise der Regierten; wir haben vielmehr einigen Grund, anzunehmen, daß man auch innerhalb der verbündeten Re gierungen die Dinge ganz ähnlich empfindet. Daß man erstaunt und verärgert dem Treiben dieser Preußengardisten znschaut (die in der Kunst des Schimpfens es mit dem göttlichen Sauhirt Eumaios, in der Gabe des Prahlens mit jedem anderen homerischen Helden getrost auknehmen könnten) und in diesen wirren und widerspruchsvollen Zeitläuften das Amt«, des Kanzlers, der doch auch ihr VertrauenÄnann sein soll in Berlin und Potsdam, nicht gern einem Unbekannten, Unerprobten, anvcrtraut sähe. Deshalb, scheint uns, werden die bevor- tehenden Jnterpcllationsdebaiten über Zabern ich doch etwas anders abspielen, als ihre Vor- äufcr im Dezember. Wenigstens auf der bür gerlichen Linken und im Zentrum wird man sich wohl bemühen, dem Kanzler seine Stellung nicht weiter zu erschweren. Womit nicht ge sagt ist, daß daS nicht dennoch von dem Häuflein der Aufrechten geschieht, die im Dezember um keinen Preis der Welt bei dem Mißtrauens votum dabei sein wollten. ES kann immer sein, daß von dieser Seite Anträge kommen, die den Kanzler in eine verhängnisvolle Zwickmühle treiben. Denn diese Herrschaften — darüber ist ein Zweifel wohl nicht mehr möglich — gehen aufs Ganze. Sie wünschen sich einen anderen Reichstag und glauben aus dem unseligen Fall Zabern noch eine ihnen verheißungsvolle Wahl parole herausschlagen zu können . . . politische Ueberlichl Aaberner Nachklänge. Bevorstehender Rücktritt der elsässischen Regierung? Gelegentlich der jüngsten Ministerkonferenz in Straßburg, die der Statthalter von Elfaß-Lothringen, Gras Wedel, einberusen hatte, teilte dieser, nach der „Berl. Morgenpost", das Ergebnis seiner Berliner Reise mit. Demnach ist mit dem Rücktritt der leitenden Perionen in der elsässischen Regierung erst nach Abwicklung aller mit dem „Fall Zabern" Zusammenhängenden Angelegen heiten, e.wa Ende des Frühiahrs, zu rechnen. Nur Unterstaatssekretär Köhler wird im Amte ver bleiben. Alle anderen Stellen werden neu besetzt werden. Die Beantwortung der neuen Zaberninterpellationen im Reichstage, wird, wie von uns bereits mitgeteilt, mit Rücksicht auf den Geburtstag des Kaisers erst nach der Mitte der nächsten Woche stattfinden. Die avermalige Verlegung der Besprechung entspricht einem Wunsche des Reichskan lers. Voraussichtlich und konnte sich davon überzeugen, daß die zum Zweck der Balsamierung nötigen Schnitte noch ganz deutlich zu sehen waren. Später kam ein anderer Mumien sarg zum Vorschein, dessen Inschrift auf die zehnte Dynastie (vor 2600) hinwies, und kanopische Vasen sind sogar aus dem Zeitalter der Pyramiden ge sunden worden. D'.e Bezeichnung vieler Reste als Mumien aus vordynaslischer Zeit in den Museen halt Smith da gegen für irrtümlich. Der Gelehrte hat sie sämtlich untersucht und festgestellt, daß sie nicht echte Mumien, sondern nur ausgetrocknete Körper sind. Dennoch ist ein Rest zum Vorschein gekommen, der unzweifelhaft als eine Mumie aus dem Pyramidenalter angespro chen werden muß. Es ist ein einzigartiges Stück, das rn ganz außergewöhnlicher Art behandelt worden ist. Wie ber keiner anderen Mumie sind nämlich die Bin den der Hülle mit Harz getränkt und haben ein« sehr vollständige Konservierung bewirkt. Der ägyptische Brauch hat sich aus der religiösen Vorstellung ent wickelt, daß die Erhaltung des Körpers zur Erlan gung der Unsterblichke.t notwendig sei, und daraus erklärt sich auch seine fast allgemein« Ausübung. Da die Balsanrierer in jener fernen, jetzt nahezu 5000 Jahre zurückliegenden Zeit, die Verantwortung noch nicht übernehmen konnten, dem Körper sein« Form zu erhalten, so verwandelten sie ihn durch Ein wicklung in eine Art von Statue. In Gräberfeldern der 2. und 3. Dynastie hat Professor Smith Beweise dafür gefunden, daß damals die Mumifizierung be reits versucht wuvde. Später griff man für billigere Begräbnisse zu dem Mittel, die Körper mit Sand, Lehm, Leinwand oder dergleichen auszufüll«n. Die Sitte erhielt sich b's in das 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, also bis zur Eroberung Aegyptens durch die Araber. Kunst MI- Wissenschaft. * Bon der Universität Leipzig. Das Königliche Ministerrum des Kultus uno öffentlichen Unterrichts «U Dresden hat dem ordentlichen Professor der orien talischen Sprachen, Seh. Hosrat Professor Dr. August Fischer, für dos Sommersemester 1914 am seinen Antrag Urlaub zur Ausführung einer Studienreise erteilt. * Die literarische Abteilung des Allgemeinen Studentenausschusses der Universität Leipzig veran- naltet Freitag, den 23. Januar, einen Vortrag über „Herbert Eulenberg". Näheres aus den Anschlägen an den schwarzen Brettern zu ersehen. * Musikaufführuna in der Aula der Universität. Am Sonntag den8.Februar, mittags 11 Uhr, findet, wie bereits am ezeigt. eine Musikaufführung des Collegium musicum in der Aula der Uni versität statt lOlchesterwerke von Händel, Rameau, Dittersdorf, Franz Schuberts. Kommilitonen, welche im Streichorchester mitwirken wollen, werden aufgc- sordert, an den jeden Donnerstag, abends 8 Uhr, Universitätsstraße 13, Eg., stattfindenden Proben teilzunehmen. * Es kriselt am Halleschen Stadttheater. Geheimer Hofrat Max Richaits richte e an den Magistrat der Stadt Halle das Gesuch, ihn von seinem erst 1915 ablaufenden Pachtvertrag schon jetzt zu entbinden, da die Einnahmen dauernd sinken. Wie wir hören, beabsichtigt die Stadt aber nicht darauf einzugehen. Auch eine Ueber- nahme des Theaters in städtische Regie ist nicht beabsichtigt wegen der Erfahrungen, die die Stadt Leipzig gemacht hat; doch soll der neue Pächter be deutend höher subventioniert werden, als der bis herige. * Au« der Theaterchronik. „Primen Gretl", Operette in drei Akten von Dr. A. M. Will« er und Robert Bodanzky, Musik von Hein rich Reinhardt, fand im Theater am Nollendorfplatz in Berlin eine freund- liche Aufnahme — „Zwischen Lipp' und Bechersrand" betitelt sich ein neues Drama von Richard Schott, das soeben von Franz Ludwig, dem neuen Intendanten des Schauspiel baues in Hagen, zur Uraufiübrunq an seiner Bühne erworben wurde. - Heinrich Heinemann, der braunschweigische Hofschauspieler, hat ein vier aktiges Lustipiel geschrienen. das einen sehr aktuellen Stoff behandelt. Im Mittelpunkt des Stückes, dos im Jahre 1870 spielt, steht ein königs treuer Welfe, der sich in die durch die Ereignisse des Jahres 1866 veränderte politische Situation nicht finden will. wird die Interpellation erst am 29 Januar auf die Tagesordnung gesetzt werden. Noch ein Antrag zur Regelung der Befugnisse der militärischen Macht. Polen, Elsässer und Lothringer haben im Reichstage folgenden Antrag gestellt: Der Reichstag wolle beschließen: in Anbetracht 1. des durch das Vorgehen des Obersten von Reuter tu Zabern entstandenen Konflikts zwischen der M i - litärbehürde und der Ziviloerwaltun g, 2. der Meinungsverschiedenheit zwischen der Militärbehörde und der Miltärjustiz e.nerseits und dem Unterstaatssekretär des Innern im Mini sterium für Elsaß-Lothringen anderseits über die Gültigkeit der preußischen Kabinetts order von 1820 in Elsaß Lothringen, 3. der Ge fahren, die für di« öffentliche Sicherheit und Rechtsordnung, für die persönliche bürgerliche Freiheit aus dieser Rechtsungewißheil sich ergeben, die um so größer ist, als für d^e in Elsaß-Lothringen stehenden bayrischen Truppenteile andere Vorschriften gelten, den Reichskanzler zu ersuchen, baldigst einen beschleunigten Gesetzentwurf einzubringen, der di« Befugnis der bewaffneten Macht zur Ausübung der staatlichen Zwangs, gewalt für das Reich einheitlich regelt und der Rechtsauffassung Geltung verschafft, daß das Militär nur auf Requisition der Zioilbehörd« zu poli zeilichen Zwecken verwendet werden darf. Landtagsabgeordneter Rechtsanwalt Burger in Straßburg erklärt, di« Blättermeldung über eine angeblich wegen seiner Auslassungen über die Zaberner Vor gänge gegen ihn als Reserveoffizier einge leitete Untersuchung für vollkommen unrtch- t i g und grundlos. Zör-erung -esSauesvon Kleinwohnungen für Arbeiter un- gering befol-ete Seamte. Dem Reichstag wird demnächst eine Vorlage zugchen, durch die die Rcichsregierung ermäch tigt wird, zur Förderung des Baues von Klein« Wohnungen für Arbeiter und gering besoldete Beamte Bürgschaften zu übernehmen. Diese Maßnahme ist gedacht alS eine Ergänzung der bisherigen Förderung der Herstellung von Klein wohnungen für Beanite und Arbeiter durch Ge- Währung von Darlehen an gemeinnützige Bau vereine und Private sowie dem Erwerbe geeig neten Baugeländes zur Herstellung solcher Woh nungen. Gegenwärtig werden für diesen Zweck alljährlich 4 Millionen bereitaestellt, im gan zen sind bisher 49 Millionen Mark dafür auf gewendet worden. Da eS nun nicht angängig erscheint, für diese Darlehen die bisher all jährlich gewährte Summe zu erhöhen, soll in Zukunft das Reich auch noch Bürgschaften über nehmen, die sich auf zweite Hypotheken erstrecken. Hierdurch erhalten solche Hypotheken natur gemäß eine vollkommene Münoelsicherhcit, und die gemeinnützigen Ballgesellschaften werden da durch in die Läge versetzt, sich den notwendigen Hypothckenkredit unter weit günstigeren Bedin gungen zu verschaffen, als ohne eine solche Bürg schaft des Reichs. Im Beginn des vorigen Jahres hat der Reichstag eine Resolution be- * Frank Wedekind spielt nicht im Simson. Frank Wedekind sollte im Lessinetheaier in Berlin bei der Uraufführung seines „Simson" am Sonnabend den König Og von Basan spielen. Er hat es sich aber inzwischen anders überlegt, und die Gründe, die für diese Sinnesänderung be stimmend waren, hat er in iolgendem Schreiben an Direktor Varnowsky angegeben: „Lieber, sehr verehrier Herr Direktor Barnowskq: Sie laßen mir die Auszeichnung widerfahren, mir für den Premie enabend meines „Simson" die Rolle des Königs Og von Basan zu udergcben, die ursprünglich Ihrem Mitglied Herrn Alexander Rottmann anvertraut war, und die Herr Roumann schon aut mehreren Proben zu meiner, wenn viel te.cht auch nicht m Ihrer vollsten Zufriedenheit ver körpert hatte. Diese Umbe ctzung beweist sicher nur, daß Sie keinen Weg unbeachtet taffen wollten, auf dem Sie dem Zuschauer e>n erschöpfendes Ver ständnis meiner Arbeit vermitteln konnten. Außer dem wäre es wohl keinem Theaterleiter zu ver- 'ei.,en, wenn er sich bei Neubesetzungen, tue ü m kün ileriich ersprießlich erscheinen, durch Empfind lichkeiten der davon Betroffenen beirren lassen wollte. Für mich, der ich nicht Schauspieler von Beruf bin, muß in dieser Sache em anderer Gesichtspunkt maßgebend sein. Ich finde, daß die Darstellung keines Dramas der Welt wichtig genug ist, um durch die empfindliche, vielleicht folgenschwere Kränkung eines verdienten Künstlers erkauft m werden, dec mit größter Schaffensfreude und Hingabe seine erprobte Kraft bereits in den Dienst des Werkes gestellt hatte. Wollen Sie. verehrter Herr Varnowsly, mir caher erlauben, die Rolle des Og von Baian wieder in die Hände des Herrn Rottmann zur, ckzulegen. Im Bewuiitiein der großen künstleri chen Förderung, die ich Ihnen seit bald zehn Jahren zu banken habe Ihr ergebener Frank Wedekind." * Wedekinds Schauspiel „Simson", das am Sonn abend im Berliner Le sin theaier seine Uraufführung findet, ist im Verlag Georg Müller, München und Berlin, al« Buch erschienen. * Albert Jiiaer s. In Stuttgart ist der Hof opernsänger a. D. Albert Jäger in hohem Alter gestorben. Dreißig Jahre lang 11855 - 88) hat er al» Tenorist am Stuttgarter Softheater gewirkt, be sonder» in der klassischen Oper erfreut« er durch vortreffliche Leistungen.
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