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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140109018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914010901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914010901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-09
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Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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katur des Disziplinarhofs gestattet. Die Sammlung der Entscheidungen ist von de« vortragenden Rat im Reichsamt de» Innern. Geheimen Regierungsrat Dr. Schulze, herausgegeben. Der Kaiserliche Diszi plinarhof blickr auf eine fast vierzigjährige Tätigkeit zurück. Er hat in dieser Zeit Gelegenheit gehabt, das Disziplinarrecht der Reichsbeamten in mehr als 400 Fällen anzuwenden und auszudauen. Die hierbei gewonnenen Rechtsanschauunaen sind bisher, abgesehen von wenigen gelegentlichen Mitteilungen im Zentral blatt für das Deutsche Reich oder in Fachzeitschriften, noch nicht veröffentlicht worden, obwohl ihre Kennt nis nicht nur für die Reichsbeamten und die mit Disziplinarsachen gegen Reichsbeamte bejahten In- stanren, sondern auch für weitere Kreise von Interesse ist. Diesem Interesse kommt die Veröffentlichung einer Anzahl von Entscheidungen entgegen. Die Auswahl ist nicht auf besonders schwierige oder eigenartige Fälle beschränkt, sondern in der Absicht getroffen worben, unter tunlichster Vermeidung ent- dehrltcher Wiederholungen ein möglichst anschauliches und vollständiges Bild von der Rechtsprechung in Disziolinarjachen zu geben. Die Sammlung ist im Buchhandel erschienen. * Das hannoversche Welfenorgan. In der Presse war behauptet worden, das hannoversche Welfen organ, die „Deutiche Volkszeitung", werde in Zu kunft als Plattenzeitung ericheinen. Diese Angabe wird jetzt von dem wölfischen Organ selbst richtig gestellt: Bei erweitertem Umfange des Blattes würden nur ganz nebensächliche Teile desselben nicht in der eigenen Setzerei hergestellt. Die angebliche Neuerung war auf den Fortfall der Unterstützung durch den Herzog von Cumberland zurückgeiührt worden. Demgegenüber erklärt das Blai^ diese Unterstützung schon oft als Mär bezeichnet zu Haden. Das ist richtig. Aber ebeniooft tst dem entgegen gehalten worden, dah doch eine mittelbare Unterstützung auf dem Umwege über die welfische Partetorgamsatlvn vorliege. Diese scheint danach sortzudauern. * Berufungsverhandlung im ersten Krupp-Prozeß Am Ui. Januar unro vor dem Overkriegsgericht in Berlin unter dem Vorsitz des Kriegsgerichtsrats Dr. Elasewald über die Berufung der Zeugleutnants Tilian, Hoge, Hingst und Schleuder sowie des Ober- Intendantur Sekretärs Pfeiffer und des Feuerwerkers Schmidt gegen das Urteil des Kommandanturgericht» Berlin vom 5. August 1913 verhandelt werden. Die Anklage vertritt Kriegsgerichtsrat Tschierichke, die Verteidigung liegt, wie bei der ersten Instanz, bei den vier Rechtsanwälten Iustizrat Äarnau, Graffow, Ulrich und Wirth. Es werden ungefähr dieselben Zeugen vernommen werden wie bei der ersten In stanz. Die Prozeßsrage ist die, ob das Oberkrtegs- gericht die Verurteilung wegen des Verrats mili tärischer Geheimnisse noch aufrechterdalten will, nach dem die Strafkammer des Landgerichts I Berlin in Sachen Brandt und Ecciu» sie verneint hat. * Senatsprästdent vo« Payr gestorben. In der vergangenen Nacht ist der Senatsprästdent am Obersten Landesgericht in München Joseph von Payr gestorben. * Die Sinignngsverhandlunge» zwischen Kranken kaffen und Aerzten in Breslau fanden am Donners tag im Breslauer Regierungsgebäude statt. Es nahmen daran u. a. teil: der Vorsitzende de» Leip ziger Aerzteverbandes, als Vertreter des Mini steriums Regierunasrat Gerbaulet, für die Berliner Orlstrankenkassen Cohen, für die Breslauer Kasten Fabrikbesitzer Kretschmer, Kaufmann Ehrlich, Bild hauermeister Andres und der sozialdemokratische Parteisekretär Scholich. Ueber den Ausgang der Verhandlungen kann noch nichts Bestimmtes gesagt werden. . » Rückgang der württembergische« Sozialdemo kratie. Zuverlässigstem Vernehmen zufolge verzeichnet die sozialdemokratische Parteiorganisation für das Königreich Württemberg am 1. Januar gegenüber dem Vorjahr einen Mit gliederrückgang von 9200 Genossen. Der größte Teil der Mit-- gliederabschreibungen entfällt auf den Bezirk Stutt gart, und hier steht der Rückgang in ursächlichem Zu sammenhang mit dem vorjährigen Metallarbeiter streik. Ausland. Zrankrekch. * Spionltis. Der Rektor der Universität von Grenoble, Prof. Petit Dutailli, erhebt in einer Zuschrift an das „Echo de Paris" Einspruch gegen die verleumderische Behauptung des Generals Maitrot, daß di« deutschen Hochschüler in Grenoble der Spionage verdächtig seien. Der Rektor erklärt, daß alle vom General an- gegebenen Zahlen falsch und frei erfunden sind. In Grenoble sind nicht 129 französische, 128 deutsche und 38 anderen Nationalitäten angehörende Hochjchüler immatrikuliert, vielmehr beträgt die Zahl der eingeschriebenen Studenten 1475, von denen 848 Franzosen und 627 Ausländer sind, darunter 242 Rusten, 169 Deutsche, 72 Bulgaren usw. Gewiß sind die Ausländer an der Hochschule zahlreich, aber die Universität freut sich darüber und weiß, daß sie ein väterliche» Werk ausführt, indem sie die fran zösische Sprache und Gesittung in die Ferne verbreitet und beiträgt, Frankreich kennen und achten zu lehren. Es ist nicht wahr, daß sich zahlreiche Offiziere unter die deutschen Studenten einschleichen. Einige deutsche Offiziere sind gekommen, um den Ferien kursen an der Hochschule zu folgen, aber sie haben es nicht hinterrücks und heimlich getan, sie haben sich den Militärbehörden ordnungsgemäß vorgestellt wie französische Offiziere es in Deutschland tun, und ihre Haltung ist immer tadellos gewesen. Die größte Ungeschicklichkeit, die ein Spion begehen könnte, wäre, sich an der Hochschule immatrikulieren zu lasten. Alle ausländischen Hochschüler sind der Verwaltungsbehörde bekannt. Nie hat sich ein Zwischenfall ereignet, der gestatten würde, die Deutschen zu verdächtigen. General Maitrot konnte für die Behauptungen, die er sich nicht gescheut hat, in Umlauf zu setzen, nicht den Schatten eine» Be weises beibringen. Mexiko. * Segen Huerta. Aus dem Umstande, daß die Truppen Huerta» nicht zu leugnende Erfolge über die „Rebellen" davon getragen hatten, war geschloßen worden, daß die Stellung de» derzeitigen Präsidenten sich gefestigt habe. Inzwischen aber hat eine neue Bewegung gegen Huerta eingesetzt, die bezwecken soll, diesen von der Notwendigkeit seine» Rücktritts zu überzeugen. Wir erhalten folgende» Kabeltelegramm: Mezik», 8. Januar. Der Geschäftsträger der United States hat sich auf Aufforderung de» Sondergesandten Lind nach Veracruz be- geben Der katholische Erzbischof und andere kirch liche Würdenträger haben an die Umgebung Huertas die Bitte gerichtet, bei diesem alle für den Frieden notwendigen Zugeständnisse durch- Mfetze». H-Hara MtlttL-s »d «»dar« Personen versuchen Huerta von der Not- wendigkeit seine» Rücktritts zu über zeugen. Nicht uninteressant ist übrigens die Tatsache, daß gerade in dem Augenblicke, da Huerias Stern zu bleichen beginnt, der Generalstabschef der ameri kanischen Armee Betrachtungen darüber angestellt hat, welche Voraussetzungen nötig sind, um eine „Invasion" erfolgreich durcbzuführen. Selbstverständ lich ist dieses Zusammentreffen von Ueberlegung und Tatsache ein rein zufälliges, wie die» in dem nach folgenden Kabeltelegramm gemeldet wird: Washington, 8. Januar. Der Generalstabschef Wood hat unter ausdrücklicher Betonung, daß seine Ansicht nicht durch die Lage in Mexiko beeinflußt werde, dem Militärkomitee des Re präsentantenhauses den Rat gegeben, sechs MillionenDollars für Feldartillerie und Munition zwischen der regulären Armee und den Milizen zu teilen. Er erklärte, wenn die Truppen in ihrem gegenwärtigen Zustande ohne Kanonen und Munition ins Feld geschickt würden, so würde dies eine vollständige Nieder lage bedeuten. Wood fügte hinzu, das Kriegsamt halte im Kriegsfälle mit einer Macht ersten Range« eine Armee von 500 000 Maun für nötig, um Aussicht auf Erfolg zu haben. 2m Falle einer Invasion müßte diese Zahl sofort zur Ver fügung stehen, damit man eine genügende mobile Streitmacht bilden könne. tzeer und Zlotte. * Das Militärluftschifs LZ. 22 (2. VH) wird vom 14. d. M. ab aus Friedrichshafen in Dresden erwartet und in der städtischen Luftschisfhalle Unter kunft finden. Da» Luftschiff wird für die nächste Zeit hier stationiert und zur praktischen Ausbildung der 3. Luftschifferkompanie, die in Dresden gornisoniert, dienen. Kehle Depeschen rrrrd Fern sprechnreldnrrgerr. Vr. Seutler über -le Tierärztliche Hoch schule an- -le Vres-ner Universitätsfrage. (Eigener Drahtbericht unserer Dresdner Redaktion.) Dresden, 8. Jamrar. In der heutigen Sitzung der Stadtverord neten hielt Oberbürgermeister Dr. Beutler die übliche Jahresrede, in der er die Aufgaben und Arbeiten der Stadt Dresden in Gegen wart und Zukunft einer eingehenden Betrachtung unterzog. Hierbei äußerte er sich über die Frage der Erhaltung der Tierärztlichen Hoch schule in Dresden und dieDresdner Uni versitätsfrage folgendermaßen: Betreffs des Hochschulwesens in unserer Stadt hat insbesondere die Frage de- Neubaues der Tierärztlichen Hochschule und die Errichtung einer Universität in Dresden unsere Bürger schaft lebhaft beschäftigt. Die erstere Frage wird voraussichtlich schon in den nächsten Wochen aus Anlaß einer Vorlage der Staatsregierung wegen Verleauna der Hochschule nach Leipzig und ihrer Angliederung an di« dortige Uni versität in den Ständekammern zur Entschei dung gelangen. Die an die Stände gerichtete Petition wegen Belassung dieser Hochschule in Dresden unter gleichzeitiger Bereitstellung eines Bauplatzes und erheblicher Beiträge für den Neubau von feiten der Stadt Dresden Haden Sie in Ihrer letzten Sitzung verabschiedet. Der ErrichtungeinerUniversitätin Dres den im Anschluß an die Technische Hochschule steht die Königliche Staatsregierung nach wie vor ablehnend gegenüber. Es versteht sich von selbst, daß wir die Ein wendungen, die von dem Senat der LandeS- universität erhoben werden, ebenso wie die Be denken der König!. Staatsregierung, aufs sorg fältigste prüfen werden. Da- eine aber darf ich schon heute auSsprechcn, daß wir jede Be einträchtigung der altberühmten »Iw» läster löpsiensis bisher schon und auch in Zukunft ver meiden wollen, und daß uns nichts fer ner gelegen und noch liegt, als eine unfreund liche Gesinnung gegen die Schivesterstadt Leipzig zu betätigen. Anderseits dürfen wir aber wohl auch erwarten, daß man un- von Leipzig aus die Erhaltung unseres Jahrhunderte alten Be sitzes an hohen Bildungsstätten nicht erschwert und mißgönnt, und wrr dürfen die Hoffnung hinzufügen, daß unter freundlicher und auch für Dresden wohlwollender Mitwirkung der König!. Staatsregierung ein Ausgleich der sich widerstreitenden Interessen und Bestrebungen gefunden wird. Bleibt uns die Tierärztliche Hochschule er halten, so wird dann zu erwägen sein, auf welche Weise die Stadt dazu beitragen kann, daß nicht nur für die Tierärztliche Hochschule, auch ohne den Anschluß an eine Universität, alle die Vor aussetzungen geschaffen werden, di« von dem Professorenkollegium für das Blühen und Ge deihen der Hochschule als erforderlich bezeichnet werden, sondern daß auch das Hochschulwesen in unserer Stadt vielleicht mit anderen Zielen und auf anderem Weg« als bisher vorgeschlagen, gefördert und ausgebaut werden kann. Zur Broschüre über die Reorganisation der sächsischen Staatseisenbahnverwaltung. (Eigener Drahtbericht unserer DreSdnerRedaktton.) ' Dresden, 8. Ian. Zu der vom Vorstand« de» Nationalliberalen Lande-vereins für das Königreich Sachsen herauSgegebenen Bro schüre über die Reorganisation der sächsischen GtaatSeisenbahnver- waltung gehen den „Dresdner Nach richten" von einem Beamten, der seit vielen Jahren im sächsischen Staatseisenbahndienst tätig ist, längere Ausführungen zu, die in fol genden Sätzen gipfeln: Die Verfasser der Broschüre sind Vvu daN Wunsche beseelt, Vereinfachung der Organisa tionen zu finden. Sie schießen aber dabei über das Ziel hinaus und schlagen statt Vereinfachung unzulängliche Einrichtungen vor, namentlich in sofern, als gerade für die wichtigsten Fragen nur eine eininstanzliche Behandlung vorgesehen wird. Wenn z. B. über die Ausführungen größerer Bauten zu entscheiden ist oder eine in die Volks wirtschaft tief eingreifende Tarisfrage auf der Tagesordnung steht, so würde nach dem Vorschlag der Broschüre allein das künftige Verkehrsmini sterium zu erwägen und zu entscheiden haben, denn die untergeordneten Bezirksstellen kämen für solche Angelegenheiten nicht in Betracht und über dem Verkehrsministerium steht keine wei tere Instanz, die eine Nachprüfung vornehmen könnte. Eine solche Nachprüfung ist aber schon im Hinblick auf die großen finanziellen und volkswirtsclzastlichen Interessen, die auf dem Spiele stehen, gar nicht zu entbehren. Wollte man auf eine solche Aufsichtsführung verzichten, so würde auf der einen Seite zwar eine geringe Ersparnis an Personalkosten zu erzielen sein, anderseits aber der große Nachteil eintreten, daß die der Staatseisenbahnverwaltung anvertrauten Interessen nicht immer so gewahrt würden, wie es der Vorteil des Landes erheischt. Es ist ganz unmöglich und auch verwaltungsrechtlich ausge schlossen, daß das endgültig entscheidende Mini sterium zugleich Ausführungsstelte und die höchste Aufsichtsinstanz ist. Die Zahl der Begnadigungen au» Anlaß des Regierungvjubiliiums dr» Kaiser». Berlin, 8. Januar. Aus Anlaß des Regierungs jubiläums des Kaisers sind in 525 Strafföllen wegen Zuwiderhandelns gegen die Zollgesetze und die gel tenden Vorschriften über indirekte Reichs- und Landesabgaben 612 Personen begnadigt worden. Insgesamt sind rund 38 286 Geldstrafe und 7211 .il Wertersatz sowie neun Monate 25 Tage Gefängnis erlaßen worden. Keine Versetzung v. Deimling». Berlin, 8. Januar. (Eia. Drahtbericht.) Die Meldung Straßburger Blätter, es sei bereits ausgemachte Sache, daß der Kommandierende General v. Deimling in kurzer Zeit das Kommando des 15. Armeekorps abgeben und Straßburg ver lassen werde, wird uns von bestunterrichteter Seite als eine tendenziöse Erfindung bezeichnet. Amn Prozeß gegen Gbersi Reuter. Aufsehenerregende Aeutzerung eines Oberkriegs, gerichtsrats. Str«ßb»rg, 8. Januar. Bon zuständiger Seite wird Wolff» Telegraphen-Vureau geschrieben: Hiefige Blätter bringen heute die Nachricht, daß Ober- krieg»gerichtoral Dr. « edi e » s geäußert habe, D»«»er»tag»iedvberft ».Reuter frei, gesprochen nnd SametagwerdeichForst- «er freispreche«. Selbst wenn diese Aeutzerung gefalle» fei» sollte, wäre sie siir den Verlauf de, Kriegsgerichtsverhandluug ganz ohne Belang. Ober- kriegsgerichtorat Dr. Medicu» hat weder mit der Ber- handlnng gegen Oberst o. Reuter dienstlich etwas zu tun gehabt, »och wird er mit der Gerichtsverhandlung gegen Leutnant ». Korstner irgendwie besaßt. Mu» -er KommWoa zur Prüfung -er Rüftungslieferungra. Berlin, 8. Januar. Die heutige Sitzung Ver Kom mission zur Prüfung der Rüstungslieserunaen, zu der sich sämtliche Mitglieder und zahlreiche Kommissare der beteiligten Reffort» eingefunden hatten, leitete der Vorsitzende, Staatssekretär Dr. Delbrück, mit folgenden Darlegungen ei,^ Die bisher ge haltenen Vorträge haben ergeben, daß auch die wirt schaftliche Entwickelung, der Grundgedanke -es Verdingung swesens, nämlich durch den freien Wettbewerb möglichst vieler Unternehmer die Preise zu regulieren und sie in den verschiedenen Angeboten auszugletchen, auf sehr vielen Gebieten nicht mehr durchgeführt werden kann. Dieser Erscheinung stehen, wie die Vorträge ergeben haben. Vie Bemühungen der beteiligten Refforts gegenüber, durch Heranziehung privater Konkurrenz den freien Wettbewerb in einigem Umfange wieder- herzustellen. Di« Verwaltungen strebten ferner an, auf geeigneten Gebieten ihr« Bewegungsfreiheit durch die Einrichtung von Staatsbetrieben herzustellen und zu verstärken. Das Ziel war hier nicht nur die Minderung der privaten Monopolstellung, sondern auch die Ausbildung eines technisch geschulten Per sonal» und» eine bessere Uebersicht über di« Herstel lungskosten, Materialpreise un- dergleichen mehr. In der Oeffentltchkeit ist nun vielfach angeregt worden, diesen Weg weiterzugehen, nnd womöglich da» ge samte Rüstungswesen, soweit es in Händen weniger Firmen oder großer Kartelle liegt, in die eigene Regie de» Staate» zu übernehmen. Es wird nach meiner Ansicht Vie vornebmlichft« Aufgabe der Kom mission sein, durch eingehende Untersuchung für die einzelnen Zweige de« Rüstungswesen» zunächst ein mal festzustellen, inwieweit iiberhanpt von einer Abhängigkeit de» staatlichen Nüstnngswesens von privaten Unternehmungen gesprochen werden kann. Di« Kommission wird ferner zu untersuchen haben, ob das Mittel, den reinen Staatsbetrieb für Rüstungslieferungen weiter auszubauen, tatsächlich empfehlenswert sei oder ob nicht erhebliche wirt schaftspolitische und allgemeine politische Bedenken dem entgegenstehen. Bei diesen Untersuchungen wer den vergleiche zwischen den privaten Firmen und Staatsbetrieben auf dem Gebiete de» RUstungswesens angestellt werden müssen, nnd ferner anzuftreben sein, auf Gebieten, wo weder der rdine Staats betrieb noch das Ueberwiegen privater Firmen er träglich erscheint, zu Vorschlägen zu gelangen, wie man dem Reiche den Einfluß auf den Betrieb sichern kann unter Wahrung der notwendigen geschäftlichen Bewegungsfreiheit des Unternehmers. Weiterhin werden aber die Untersuchungen auf das Problem der gemeinwirtsch amtlichen Organi- sation einzelner Zweiae des Rüstungswesen» er- streckt werden müssen. Diese Gesichtspunkte werden bei Fragen und Anregungen aus der Mitte der Kommission im Auge behalten werden müßen, wo bei nicht» im Wege steht, dabei avch die Fragen de» Schmiergelderunwesens, de» kaufmännischen Be stechungswesens, der kaufmännischen Spionage, des Verfahrens bet Abnahme und andere Fragen zu er örtern, die für den einen wie Ven andern Fall de» Betrieb» von Bedeutung sind und von Bedeutung bleiben werden. Danach hat di« Kommission die „Methode, der Bergebnng von RLftungslieferun- gen- auf die gegenwärtige Zweckmäßigkeit z» prüfen, nicht »ter ein« Kontrolle der R«ich»v«rweltuna ans- zuvben. Es würde ein Eingriff in die verfassungs mäßigen Rechte der gesetzgebenden Körperschaften des Reiches, insbesondere in die Obliegenheiten der Budgetkommisfi»« d«» Reichstag» sein, wenn die KmnmiMo» Frage, evörter» wollt«, die we das Forum dieser Organe des Reiches gehören. Ich möchte dies noch einmal ausdrücklich betonen, weil die in der ersten Sitzung gestellten Anregungen und Fragen sich nicht alle in den Grenzen halten, die hier nach den Arbeiten der Kommission gesteckt sind. Um auf dieser Grundlage zu einer Organisation der Arbeiten der Rüstungskommission zu kommen, suchte ich mit dem geschäftsleitenden Ausschuß Fühlung. Das Ergebnis dieser Be sprechung ist in einem Anträge des Ausschußes medergelegt, d:r lautet: Der Vorsitzende wolle für die Erörterung der ein zelnen Rüstungslieferungen Referenten er nennen, di« im Benehmen mit den beteiligten Ressorts an Hand von Einzelbeispielen den gesamten Werdegang bei Vergebung folgeirder Lieferungs gegenstände ermitteln und der Kommission das Er gebnis ihrer Ermittelungen vortragen: lieber die Be waffnung und Munition für die Infanterie, über Bewaffnung und Munition für die Feld- und Fuß artillerie sowie Marinegeschütze, über Bekleidung, Ausrüstung, Mundverpflegung, Furage, Remonten, Saniiätsmaterial. Kohlen, Oele und sonstige Trieb mittel, Gvundstllcksbeschaffung, Bauten, FortifikU- tionen, Docks, Luftfahr-euge, Schiffsbau und Armie rung (ausschließlich Lafetten). Nach diesem An träge, gegen den kein Widerspruch erhoben worden ist, weäien di« für die einzelnen Materien vorge schlagenen Referenten (teils Mitglieder des Reichs tags, teils sachkundige Kommifsionsmitglieder) das Material im Benehmen mit den beteiligten Ressorts zu sammeln haben. Die Refforts werden sie hierbei durch die zuständigen Abteilungschefs in der weit gehendsten Weise unterstützen. Die beteiligten Refforts werden den Referenten alle ^ur Lösung ihrer Aufgabe zweckdienlichen Anfragen beantworten, so weit das mit dem Wohle des Reiches und der Bundesstaaten und den bestehenden gesetzlichen Be stimmungen, sowie etwa bestehenden Verträgen mit Rllstungslieferanten vereinbar ist. Ich lege Wert darauf, daß die Referenten die Arbeiten sobald wie möglich beginnen, damit wir möglichst bald in den Besitz der Referate gelangen. Nach Aeußerungen von Referenten aus Kreisen der Reichstagsabgeordneten muß ich allerdings befürch ten, daß es erst zu Ostern möglichsein wird, Referate zu erhalten, ich hoffe aber, daß es möglich wird, die Referate so Rechtzeitig fertigzu stellen, daß sie vor Ostern gedruckt und in der Oster- pause hier in der Sitzung der Kommission besprochen werden können. Die Kommission trat hierauf in die Erörterung der Beschaffung der Gewehre ein, einschließ lich dec Maschinengewehre. Im Anschluß an die Ausführungen des Vertreters des Kriegsministeriums über die Errechnung der Generalunkosten bei staat lichen Betrieben entspann sich eine Debatte über die von verschiedenen Seiten verneinte Möglichkeit, für staatlich« Betriebe di« Bilanz nach kaufmänni schen Grundsätzen aufzumachen. Als Sachverständige wurden der Generaldirektor der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken Geh. Baurat Dr.-Jng. von Gontard un- Geh. Kommerzienrat Dr.-Jng. von Mauser gehört. Hieran schloß sich eine lebhafte Aussprache, di« um 7 Uhr abends abgebrochen wurde. Am Freitag sollen vormittags di« Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken besichtigt und nachmittags dann auf Grund der hierbei gewonnenen Eindrücke die Debatte fortgesetzt werden. Die deutsche Industrie und die San Franeiscoer Weltausstellung. Nürnberg, 8. Januar. (Eigener Draht- bericht.) Wie man der „Niirnb. Ztg." aus San Francisco meldet, hat der Präsident der San Franriscoer Ausstellung bei einem Diner erklärt, daß die Frage der deutschen Beteiligung an der Weltausstellung in bejahendem Sinne ge löst fei, da «r von nicht weniger als 1400 Firmen Deutschlands Anmeldungen und Gesuche um Zuweisung eines Platzes empfangen habe. ' Zu den Unruhen in Epirus. valona, 8. Januar. Aga Bekir aus Grebeni, der Hauptagitator der Bewegung, die zur Ver hängung des Belagerungszustandes geführt hat, ist heute früh hier bei seiner Ankunft aus Brindisi ver haftet worden. Athen» 8. Januar. (Eig. Draht Meldung.) Zn diplomatischen Kreisen verlautet, daß der bis herige türkische Kriegsminister Jzzed Pascha sich nicht persönlich nach Albanien begibt, dagegen werden drei seiner Freunde in Brindisi eine Zusammenkunft mit den drei dort anwesenden Vertretern Essed Paschas haben. Man ist über die augenblickliche Situation m Albanien hier sehr beunruhigt. Letzte Sportnachrichten Leipzig, 8. Januar. * Der Werbevortrag znr Gründung eine» Schieds richter-Verein, für Mitteldeutschland, in dem Herr Ma rum au» Köln die Entwicklung der gleichen Organisation in Westdeutschland darlegtr, brachte, da der Fußballbetrieb in West- und Mitteldeutschland sich wesentlich unterscheidet, mitunter sehr ausführ liche Für- und Widerreden. Für die eingehenden Ausführungen und guten Ratschläge wurde dem Vortragenden von den Zuhörern nach 2s/rl'tündiger Aussprache lebhafter Dank gezollt. — Wir werden auf den Vortrag noch ausführlicher zurückkommen. Oxford Tanadian» schlagen den Berliner Schlittschuh- klnb abermals. Berlin, 8. Januar. (Tig. Drahtbericht.) Auch bei dem heutigen Wettspiel der Oxford Cana- dian» gegen den Berliner Schlittschuhklub erwiesen sich di« ersteren als die Ueberlegenen und siegten nach verhältnismästtg leichtem Kampfe mit 4 : 1 (Halbzeit 2 : 0). DM- Unsere gestrig« Abendansgah« »«faßt 8 «eite», die »v,liegend« Mergenn«»»« 18 Seiten, znsawmen 24 Seiten. b-lldtlchrisileittr: Er. «orvh. ««-»»her»«», verantwortlich« Schriftleiter: ftlr Politik Dr. Arvo GSnther; sLr di« bandelsteitun, Walther Lckinpler: siir Leipziger und stchltschr «ngelearnheften «Uh. ». vuttlar: sa, »un- nnd Wissenschaft Dr. K«rl vlanckr für Musik »u««n Ge«»ttz: Sport und Spiel Bllfre» Werl»; «erichl I. ihck«rk«l»; sa, Steile-, Baker« und verkehrl»citu«, Luvwi« Meyer. - Ziir deu Anzeigenteil Hrinr. Balser. Verla,: e«i»»tO«r D»»«hl«t1. Delelljchaft mit beschrankter tzastun» Druck: Fischer ch lk-r-r»
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