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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140106011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914010601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914010601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-06
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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r. K, M wolle, dann er zu mir kommen. Am 28. November ',47 Uhr sei er nach Strassburg zum Diner Unterstaatssekretär Mandel ge- Geradc beim Betreten des Hauses sei ihm Seite 2. Nr. s. Morgen-nusgsve -- /km vreikönigstage. Ein Skilaufduett. Bon M. Tipp lMiinchen). <Nachdruik verboten ) Es war kein Zufall, das? Doktor Jaffer seine klinische Mitarbeiterin, Sonja Orlanska, im Sport- zuge traf, der sie beide ans gleiche Ziel tragen sollt«. Aber Jaffer hielt es für einen Zufall, freute sich besten und bot galant seine Führung an. Selig, Vag ihr Plan geglückt war, mit dem heimlich geliebten Manne einen köstlichen Winterlag zu geniessen, sagte sie in ihrem fremdländischen Deutsch: „Von Sie be gleitet zu sein, wird mich sehr freuen. Aber ich bin Anfängerin . . . Wenn Sie lieber wollen schneller fliegen und höher hinauf — ohne mich —, ich werde mich auch freuen. An Ihrer Freude — wissen Sie . . „Da kommen Sie ja aus der Freude gar nicht heraus", lachte er und sah die zart Errötende wohl gefällig an, wie sie in ihrer Schlankheit und leb haften Natürlichkeit vor ihm stand, die Hände in Ven Taschen ihrer smaragdgrünen Wolljacke vergraben, zu der sie den gleichfarbigen Tuchrock trug. Smaragd grün war auch die kleidsam« Mütze, unter welcher in reicher Fülle da« lockige Blondhaar hervorquoll. Bei flotter Unterhaltung erreichte man bald die End station. Dem Menschenstrom ausweichend, wandte sich das Paar querfeldein, fuhr am «isgebannten Bache entlang, zwischen rotrindigen Föhren hindurch, über leuchtende, glattverschneite, unberührte Flächen — vorbei an kleinen Heuhütten, tief in Schnee ge bettet. Schon ging'» steiler aufwärts, den gewaltigen, in schimmerndem Schneegeschmeide prangenden Firn- zacken entgegen, die den Talkessel wie eine Festung beherrschten. Den geliebten Mann, der sich freiwillig zu ihrem Ritter erklärt hatte, dicht hinter sich, fuhr Sonja gehoben und sorglos voraus. Ihr freier Gang verriet weniger Schulung al» Sportstalent. Sie flog elegant über verkrustetes Gelände und auch da, wo sie sich Schritt für Schritt emporarbeiten mutzten und der Skistock im schier unergründlichen Schnee ver sank, bützten ihr« Kurven an Grcvste nichts ein. Jaffer folgte entzückt ihrer Spur. Diese jung« Dam«, di« er bisher nur im abgegrenzten Wirkungs kreise ihrer ärztlichen Assistenz gekannt, rang ihm per Militär M schützen. Den Bürgermeister hirbe er in diHem Sinne angewiesen. Sein eigen«. Schreiben habe ihm, dem Kreisdirektor, der Od«rstzurück- gesandt mit dem Bemerken: „Sorgen Sie da für,datzdieGendarmenihrePflichttun. Ueb«r meine Rechte und Pflichten bin ich belehrt." Während der Unruhen auf der Strotze habe er dem Bürgermeister telephoniert, dieser möge sofort aus die Strasse kommen. Er habe die Antwort erhalten, der Bürgermeister sei krank, worauf er sofort einen Vertreter des Bürger meisters verlangt habe. Er sei überzeugt. die Unruhen wären nicht vorgekommen, wenn ». Forst, ner nicht die Ronde gehabt hätte. Dir Offiziere hätten sich demonstrativ auf derCtrasse bewogt; einer habe sogar einen Hund b «istch gehabt, und die Patrouillen mit ihren Gewehren hätten aufreizend gewirkt, v. Forstner soll, wie man ihm gesagt habe, Zi garetten rauchend vor seinem Hause auf der Strasse auf und ab gegangen sein. Auf den Vorhalt des Vcrhandlungsführers, dass festgostellt sei, der Krcisdirektor habe der Gendar merie den Befehl erteilt, nicht scharf cin - zugreifen, erklärte dieser, das treffe nicht zu. — Anklagevertreter Dr. Ossiander macht den Zeugen auf einen Widerspruch mit seinen Aussagen in der Vorunter suchung aufmerkfam. Er habe an jenem Sonntage der Gen darmerie gesagt, sie solle mit Rücksicht aus die vielen Frauen und Kinder nicht so scharf vorgchcn und die Bürger überhaupt nicht so scharf anfassen. — Der Zeuge bestreitet das. Auch der Verhand- lungssührer erklärt, es würde durch Zeugen bestätigt werden, dass die Weisung nicht scharf vorzugehcn er teilt worden sei. Auf die weitere Frage des Ver handlungsführers verneinte der Kreisldirektor, dass ihm am Abend des 8. November Mitteilung ge macht worden sei, dass die Monge vor der Woh nung v. Forstners demonstriere und die Fenster cingeschlagen habe. Er wüsste sich nicht zu erinnern, wann Kriminalkommissar Müller ihn über die Vorgänge unterrichtet und ihm mit geteilt l)abe, dass Leutnant v. Forstner und Militärarzt Vogt mit Steinen bewor fen worden seien. Die Frage des Anklagever treters, warum der Krcisdirektor nach den Krawallen vom Mittag des 18. nicht zum Oberst gegangen sei, erklärte Vieser, dazu hätte er keine Veran lassung gehabt. Als Vertreter der Zivil behörde sei er gleichberechtigt. Der Krcisdirektor erklärte weiter, er habe es nicht gebilligt, dass die Gendarmerie zu Pferde auf der Strasse die Leute auscinandertriob, weil dadurch nur die Unruhen grösser geworden wären. Als er am 11. November die Jagdgesellschaft des Statthalters bogrüsste, habe ihn der Oberst im Kasernenhofton un gefähren : „Wie kommen Sie dazu, nicht zu mir zu kommen, wenn ich Sie darum ersuche? Sie wissen doch, dah ich Rat zweiter, Sie aber nnr Rat vierter Klasse sind." Wie Untcrstaatssekretär Mandel zum Komman dierenden General von Deimling gesagt habe, geniesse er, der Kreisdireltor, obwohl er Elsässer sei, das Vertrau en der Regierung. Oberst von Reuter verteidigt sich sodiMN gegen den Vorwurf, dass er den Kreis- direttor angefahren habe. Er stellt fest, die Zivilverwaltung bedürfe nicht der Aufforderung des Militärs, die Ordnung auf der Strasse herzustellen, sic habe von selbst dafür Sorge zu tragen. Kreisdircktor Mahl erklärte: Der Kaiserliche Statthalter hat mir verbotcn, zum Obersten zu gehen, und gesagt, wenn dieser etwas solle abends b« i in sahren. ein Telegramm aus Zabern übergeben worden, aus -<m hervorging, dass in Zabern Aufruhr herrsche. Er habe daraufhin dem Unterstaatssekretär Mitteilung gemacht und ihn gebeten, nach Hause Lelpzlarr Tageblatt fahren zu dürfen. Unterftaatssekretär Mandel habe erklärt: „Bleiben Sie hier; Sie könnt» jetzt doch nichts daran ändern." Reichseisenbahnpräsident Fritzsch stellte mir einen Exttazug zur Verfügung. Als ich Unterstaatssekretär Mandel fragte, ob ich das Angebot annehmen sollte, erklärte dieser: Nein!" Oberst von Reuter verwahrte sich schliesslich noch dagegen, dass sein« Offiziere ostentativ aufgetreten wären. Die Bevölkerung könnte nicht verlangen, dass die Offizier« sich versteckten. Diese hätten ein gutes Gewissen. Darauf werden Vie Verhandlungen um 1 Uhr 45 Min. auf nachmittags 4 Uhr vertagt. In -er Nachmlttagsfltzung wurde der Regierungsamtmann Grossmann vernommen. Er erklärt: Am 28. November abends kamen Beigeordneter Gunz und Redakteur Wie st ecke in meine Wohnung und berichteten von den Unruhen. Ich telegraphierte noch abends an den Kreisdirektor Mahl, der stei Exzellenz Mandel cingeladen war. Dieser gab die Anweisung, bei Oberst v. Reuter die Zurückziehung der Militärpatrouillen zu erbitten. Der Oberst habe ihm gegenüber bemerkt: „Ich halte es für ein Glück, wenn jetzt Blut fliesst: er, der Oberst, erhalte dauernd Vor würfe, dass er nicht energisch genug vor geh e." Oberst v. Reuter erklärt: Die Verantwor tung für alle Anordnungen trage ich nach wie vor. Regierungsamtmann Grossmann erklärt auf Be fragen, ihm sei der Zweck der Massnahmen des Obersten nicht bekannt gewesen. Bürgermeister Knöpsler sagt: Von ein«m Auf ruhr kann keine Rede sein; nur Jungens von 10 bis 16 Jahren haben geschrien. Einer -er seinerzeit verhafteten Richter erklärt: Auf dem Schlossplatz standen an dem fraglichen Abend einzelne Gruppen. Be leidigungen habe ich nicht gehört. Nach kurzem Wortwechsel mit Leutnant Schadt wurde ich verhaftet und nach der Kaserne gebracht. Dort erklärte Oberst o. Reuter, er übernehme die Verantwortung für seine Offiziere, er müsse die Autorität wahren. Die Untersuchung solle mit aller Tourtoisie erfolgen. Seiner Ansicht nach habe der Oberst nicht das Bewusstsein der Rechtswidrigkeit ge habt. Die Zeugen wurden hierauf vereidigt. Die Aussagen der nächsten Zeugen, darunter der Offiziere des Regiments Nr. 99, lassen sich kurz zu- sammensaffen. Gegenüber den Behauptungen der militärischen Zeugen, dass gejohlt wordon soi und dass eine mehr oder weniger namhafte Menge sick auf den Strassen oder bei der Hauptwach« an dem veirk- würdigen 28. November angesammelt habe, beharren vier Zeugen aus dem Zivilistenstande, nämlich Staatsanwalt Krauss, Amtsrichter Brand und Assessor Gr iss sowie ein« Frau Eyles bei ihrer Aussage, wonach auf dem Platze „Totenstille" geherrscht haste. Auch von dem Johlen wollen ein zelne dieser Zeugen nichts gehört häben. Unter den Zeugen befindet sich auch Leutnant von Forstner, der u. a. bekundet, dass er allein vierzehnhundert Zuschriften und Postkarte« schmähenden Inhalts erhalten hab«. Schliesslich werben für morgen noch drei weitere Zeugen geladen. Um Ag Uhr abends wird di« Verhandlung auf morgen vormittag 9 Uhr vertagt. politische Ueberlicht Eine Me-erlage! O Wir haben in unserem gestrigen Abend blatte die Drahtmelduna unseres Berliner OMitarbeiters wiedergegeben, wonach es scheint, als habe das russische Vorgehen gegen die deutsche Militärmission in Kon stantinopel doch noch Erfolg gehabt. Wie der „Temps behauptet, sollen die deutschen Offi ziere an gewissen anderen Stellen verwendet werden. ES ist ziemlich gleichgültig, wo diese anderen Stellen sind; auf jeden Kall würde diese Aenderung, wenn sie sich bestätigt, für unser auswärtiges Amt eine sehr bedauerliche Schlappe bedeuten. Bis zur Stunde ist eine Berichtigung nicht erfolgt. Die letzten Tage hatte man den Eindruck, als habe sich die russische Vertretung in Konstantinopel, trotz der von Paris fortgesetz ten Schürerei, endgültig beruhigt. Neuerdings ist aber wohl auch von England aus die Sache schärfer aufgegriffen worden. Darauf deutet ein ellenlanger Artikel des „Stan dard". Zu den unrichtigen Angaben des englischen Blattes gehört vor allem dre, daß Deutschland den: türkischen Ersuchen um Entsendung deut scher Offiziere kurzab, ohne jede Zögerung, entsprochen habe. In Wirklichkeit hat sich Deutschland bei der Erfüllung der türkischen Bitte von nichts mehr fern gehalten, als von Uebereilung; schon vor einer Reihe von Moneten ist die Türkei an Deutschland mit ihrem Gesuch herangetreten, und ehe ihm willfahrt wurde, l-at man alle Einzelheiten auf das genaueste geprüft. Nicht minder falsch ist die wettere Be hauptung des „Standard", daß Rußland gegen die deutsche Mlitärmission zu einem Termin Einspruch erhoben habe, wo noch reichlich Zeit gewesen sei, sie zu versagen. In Wahrheit setzte das russische Vorgehen gegen die deutsche Militärmission erst ein, als die Tatsache der Ab ordnung deutscher Offiziere nach Konstantinopel durch eine Indiskretion des „Temps" öffentlich bekannt geworden war. Selbstverständlich hat die russische Regierung früher als der „Temps" Kenntnis davon gehabt, daß die Abord nung deutscher Offiziere nach Konstanti nopel vereinbart war. Trotzdem begann das russische Treiben gegen die deutsche Militär mission erst dann, als der „Temps" jene In diskretion begangen hatte! Wenn der „Standard" endlich in der Stellung des Generals Liman von Sanders eine Gefahr für die Inter essen der Großmächte im nahen Orient erblickt, »veil jener den Schlüssel von Konstantinopel in Händen habe, so vergißt das Londoner Blatt die von ihm selbst hervorgehobene Tatsache, daß sich das Kommando des deutschen Generals nicht auf die Besatzungen der am Bosporus und an den Dardanellen gelegenen Forts erstreckt. Vor allem aber vergißt der „Standard" die Kleinig keit, daß die türkische Flotte von einem eng lischen Admiral befehligt wird. Wer darin keinerlei Gefährdung der Interessen anderer Großmächte im Orient erblickt, sollte billiger weise über das Kommando des deutschen Ge nerals nicht anders denken. der Glückwunsch -es Kronprinzen. D Es sind uns gestern zum Teil sehr aus führliche Meldungen über allerlei den Kron prinzen unh sein angebliches Telegramm an den Obersten von Reuter in Zabern be treffende Gerüchte zugegangen. Wir haben sie beiseite gelegt, da offenbar verschiedene Dinge verquickt wurden, die nichts miteinander zu tun haben. In einigen Blättern ist aber die Sen sationswut ausgebrochen, und sie wird wahr scheinlich noch recht bedenkliche Leistungen zu wege bringen, wenn nicht von berufener Stelle gefügt wird, was eigentlich vorliegt. Als richtig gilt vorerst, daß der Kronprinz an den Obersten Rent er eine Drahtung sandte und ihn zu seiner Haltung beglückwünschte. Aber wann dies geschehen ist, weiß man nicht. Ist es gleich nach Bekanntwerden der Zaberner Vorfälle ge schehen, so wäre das Vorgehen des Kronprinzen etwas anders zu beurteilen, als wenn er nach dem Eingreifen des Kaisers telegraphiert hätte. Was französische Blätter über die Sache zu wissen vorgeben, kommt für uns überhaupt nicht in Betracht. Die deutsche Presse, soweit sie eine Beilegung der ganzen unheilvollen Gc- sönliche Regungen atz: Achtung, Interesse, Zärtlichkeit. Er wundert« sich, dass er ihre reinen, schönen Linien gleichgültig übersehen konnte, ihren engeren Verkehr nicht längst gesucht hatte. Sic war klug genug, seine Bettachtungen nicht unnötig zu stören. Das Knirschen des Schnees und das Schleifen der Bretter waren ost lange die ein zigen Laute, di« die Stille in weiter Runde unter brachen. Plötzlich hielt Sonja an. „Was sind das — bitt« — für schwarze Punkte . . .? Dort am Wald. . .? „Skileute, denke ich", sagte er, sein« Augen mit der Hand beschattend. „ O nein — falsch gesehen! Tiere . . .! Ganz gewiss Gemsen . . .!" Er sah angestrengt hinüber und lächelte. „Ganz gewiss keine Gemsen, Fräulein Orlanska, aber «in Futterplatz scheint dort zu sein für Rehe und Hirsche . . ." ^O, ich möchte sehen . . .!" , Der Doktor machte ein bedenkliches Gesicht, mass die Entfernung und sah auf die Uhr. „Es wäre ein grosser Umweg! Und zur Mittagspause ist's danach reichlich spät." „Wae schadet das! Wir können auch überschlagen ein« Mahlzeit. Das ist ein Sport, den Sie haben als Arzt und Skiläufer gut trainiert. Und ich auch . . . Was werden die Tiere tun, wenn wir sie besuchen?" „Wundern täten sie sich und in hohen Sitzen flüchten," antwortete er lachend. „So dürfen Sie sich das nicht vorstellen. Wir müssen uns in den Heu stadel schleichen und uns sehr still verhalten, wenn wir sie nicht verscheuchen wollen. Da, wird hübsch viel <i«it kosten .. „Mir zuliebe . . .! Ich werde so dankbar sein . . .!" Sie bat inständig. Riegesehen«« kennen lernen zu dürfen, dass er. wenn auch ungern, nachgab . . . Nun hockten sie mäuschenstill im Heustadel. Der Forstgehilfe liess an» blechernem Ettner Kastanien auf den hartgefrorenen Schnee prasseln, und gleich darauf taucht« da ein schwaches Geweihs dort ein starker Sechser auf. Ihnen folgte ein Rudel Hin- binnen. Kälber und geringe Böcke — die un erfahren« Jugend immer voraus. Nach geraumer Weile stolzierten Hochgeweihte hernieder — Acht-, Zehn- und Vterzehnendcr. halb gierig, halb misstrauisch. Nur der unbestritten« Platzhirsch des Revier» umkreiste gravitattfch mit leerem Magen und frostzitternden Gliedern in weitem Bogen die Futterstellc und schien entschlossen, von seinem Todfeinde, dem Jäger, keinen Bissen zu nehmen. Bis der nagende Hunger ihn doch aus dem Schattenblau der Schne«furche an die Raufe trieb . . . Erlebter Schönheit voll, rüstete das Paar zur Ab fahrt. Die Skier senkten sich — langsames Gleiten, das anschwoll, sich schnell in sausend« Fahrt ver wandelte und in jähem Doppelsturz endet«. Kopfüber sielen sie in den stäubenden Schnee, und Jaffer, der haltsuchend in eine Latsche greifen wollte, krallte sich unversehens in Sonjas Locken. Perplex besah er einen dicken Büschel blonder Haare in seiner Faust und erschrak, dass Sonja gar keinen Schmerzens laut von sich gab . . . Aber sie stand schon wieder und lachte ihn ver- anügt an. Glücklich, sie heil vor sich zu sehen, und beschämt, ihrem Haar solch rohe Gewalt angetan zu haben, umklammerte er, erst halbaufgerichtet, ihre Knie und stammelte zärtliche Worte. Als sie sich tief, tief über ihn neigt«, bemerkte er, dass da, wo die blon den Locken fehlten, kohlschwarze Haarsträhnen an den weißen Schläfen lagen. . . Das ernüchterte ihn, gab ihm zu denken und trat trennend zwischen beide. Sie merkte die Verstimmung, ohne den Grund zu ahnen, und sah gleich ihm gedankenschwer in die von der scheidenden Sonne bluttot überhauchten Berg- aestalten. Mit einem Mal« erblasste Jaffer. Noch bevor er sich über die Weitersahrt ihrer durch die Hirschfütterung abgeleiteten Dahn orientiert hatte, trat ihnen eine schwere Gefahr entgegen: Nebel . . . „Rasch, rasch, dass wir wenigstens aus dem Wald hinauskommen . . . Da, gelang ihnen zwar aber wohin nun? Mit unheimlicher Geschwindigkeit hatte sich nach dem letzten Sonnenstrahl der Rebel verdichtet. Keinen Schritt vorwärts durste man machen, da man da» Terrain nicht kannte. Der graue Dunst könnt« frei lich Abgründe vortäuschen, wo vielleicht nur harm lose Weideplätze waren — aber ebensogut konnte di« nächste Bewegung -u Sturz »nd Tod führen. Ratto, sahen fie z», wie der Rebel, einem graue» Vorhang aleich, schwer i» den Schnee fiel. Die ein, zige Möglichkeit seines Verschwindens war die, dass ihn Nacht und Kälte fressen würden . . . „Wir müssen sterben , sagte Sonja ergeben aber fest. „Da darf ich gestehen, Herr Doktor, ich lieoe Sie über alle». And beichten will ich: als ich mich be warb um di« Stelle als Praktikantin, sagte jemand: Dienstag» 6. Januar 1914. schichte ehrlich wünscht, ist natürlich von dieser abermaligen Verwicklung ganz und gar nicht erbaut. Sie wird fragen, wer denn eigentlich die Ratgeber des Kronprinzen sind. Die Sache ist um so peinlicher, als erst kürzlich bei dem Streit über die welfische Angelegenheit ein Brief des Kronprinzen höchst unerquickliche Erörterungen über das Verhältnis des Zkronprinzen zu seinem Vater im In- und Auslande veranlaßte. Oberst v. Reuter steht vor Gericht. Das Urteil ist abzuwarten. Einerlei, ob es zugunsten des be klagten Offiziers ausfällt, oder nicht, — der Kronprinz wird dem Vorwurf ausgesetzt sein, vorzeitig Stellung genommen zu haben. Konferenz -er mitteleuropäischen wlrtjchastsvereine. Wie uns ein Telegramm meldet, wurde am Man. tag in Pest die Konferenz der mitteleuropäischen Wirtschaftsvereine eröffnet. Präsident Wekerle verwies in seiner Begrüssungsansprache auf die ge meinsamen Interessen der in die Organisation ein begriffenen Staaten. Bei vollster Wahrung der In teressen des eigenen Landes, müßten die von den Vereinen periodisch veranstalteten Aussprachen allen Beteiligten zu größtem Vorteil gereichen. Sodann gab Präsident Wekerle einen Rückblick auf die bis herige vielseitige Tätigkeit der Verein« und er läuterte di« Wichtigkeit der Tagung. Herzog Ernst Günther von Scbleswig- Holstein erinnerte an die herzliche Ausnahme, die die Vertreter der deutschen Gruppe in Ungarn immer gefunden hätten. Die Wirtschaftsvereine nähmen nicht in dem Umfange die breitere Oeffentlichkeit in Anspruch, wie andere Organisationen. Jen« aber, die die Arbeit der Vereine beobachteten und einen Einblick in diese Arbeit nehmen könnten, müssten sich auch von ihrem für die Geschäftswelt bedeutsamen, praktischen Wirken überzeugen. Der Vorsitzende der österreichisthen Gruppe, Ba ron Plener, verwies auf Fragen, di« mit der bevorstehenden Erneuerung der mittel europäischen Handelsverträge verbunden seien. Namens des belgischen Vereins sprach Senator Peltzer de Clermont. Für die ungarische Re gierung drückte Handelsminister Harkanyi die aufrichtigsten Sympathien für die Arbeiten aus. Nach der Absendung der Huldigungstelegramme an Kaiser Franz Joseph, Kaiser Wilhelm und den König der Belgier wurde in die Tagung eingetreten. Das Thema bildeten ausgeroählte juristische Fragen im Texte der Handelsverträge. Professor Kobatsch-Wien beantragte, dass die Regelung einzelner materieller Fragen durch Ver träge als wünschenswert ausgesprochen werde. — L u s e nsk y - Berlin erklärte, die Anregung, Gegen stände nichtzollpolitischen Charakters aus dein Text der Handelsverträge auszuscheiden und in Sonder verträgen zu ordnen, sei bereits in der Berliner Wirt- schaftskonferenz von 1909 gegeben worden. Redner beantragte, eine Kommission zur weiteren Bearbei tung emzusetzen. Die Verwendung der Zeugnisse wissenschaftlicher Anstalten für die Verzollung soll ausgebaut und die Auskunftscrtcilung über Zollsätze in weiterem Umfange als bisher vertraglich gesichert werden. — Präsident Wekerle erklärte, der An trag Lusenskys auf Einsetzung eines Subkomitees werde angenommen: auch sollen die im Haager Pro» zessübereinkommen von 1905 vorgesehenen Abmachun gen bezüglich des unmittelbaren Rechtshilfsverkehrs zustande gebracht werden. Notariatsurkunüen eines Vertragsstaates sollen im andern Staate keiner an deren Beglaubigung bedürfen. — Sodann wurde die Frage des unlauter« Wettbewerbs be raten. — Justizrat Kahn-München betonte über einstimmend mit anderen Referenten, dass in jedem Staate ein Spezialgesetz gegen den unlauteren Wett bewerb erlassen werden muss. Auch Frankreich habe speziell« zivilrechtliche und staatsrechtliche Gesetze er lassen. Redner empfahl, an hie Spitze eine General klausel zu setzen, welche jede gegen die guten Sitten gerichtete Handlung verbiete, ausserdem besonders typische Fall« einer Regelung unterwerfe. Die An kündigungen in der Presse verlangten ebenfalls eine besondere Regelung, da die Voraussetzungen für eine Unterlassungsklage gegen die pressgesetzlich verant wortliche Persönlichkeit zumeist nicht gegeben sind. Der Prinzipal sei für ein schuldhaftes Verhalten seines Angestellten haftbar. Herr Doktor Jaffer bevorzugt Blondinen ... Da habe ich mir gekauft eine blonde Perücke auf mein schwarzes Haar. Ich wollte gefallen und mußte ver dienen Geld. So. Ich werfe das falsche Haar in tiefen Schnee Wenn man mich tot findet, man soll nicht denken, ich war eine Nihilistin oder Hochstaple rin ... Und nun küssen Sie mich . . Zitternd riss er sie an sich, drängt« seinen warmen, sehnigen, kraftvollen Körper dicht an ihren und küsste sie, dass ihr der Atem verging. Dann stammelte er wilde, heisse Worte, und bebend trank sie seinen Hauch .. . „O Tan-nebaum, o Tan-nebaum — wie grün sind dei-ne Blät-ter . . ." Das Posthorn! Keine hundert Meter weit mußte die Landstraße sein! Mtt lautem Zuchschrei faßten sie sich bei den Händen, wanderten dem Klang nach, und als das erste Licht aufschimmerte, verfolgten die zwei Todbcreiten lebensmutig den ausgeschaufelten Weg ins Dorf. Bald saßen fie vor dampfendem Punsch unter einem brennenden Christbaum, den die Sonnenwirtin zu Ehren des Dreiköniastags noch ein mal angezündet. Die übliche Thristbaumverlosung ging vor sich, und jeder erhielt einen Zweig voll ver goldeter Nüsse mit silbernem Engelshaar und ein Leb- kuchenherz oder einen Zimtstern mit Spruch. Jaffer las singend von seinem Lebkuchen ab: „Unsre Herzen, wenn's Glöckerln wär'«, was wär' das für a Freud', — Was gebet das manchmal für ein wundersam's G'läut' , . Und Sonja entzifferte mühsam die Aufschrift ihre» Zimtsterns: „Die heiligen drei König Ham an einzigen Stern... Mei Bua, wenn drei Dirndlen hätt', was sollet das wer« . . ." Jaffer verhochdeutschte ihr s. Da blitzten ihn die graublauen Augen, die in wirkungsvollem Kontrast zum schwarzen Haar standen, leidenschaftlich an und heischten neue Liebes- und Treuschwüre. Dann sagte fie aber bekümmert: „Die heiligen drei Könige brach ten Gold, Weihrauch und Myrrhen ... Ich bringe nichts als mich seloft . . ." „Mädel, mir ist das Glück, genug", flüsterte er feurig und suchte ihre Hand. „Geniert s Euch net, Leuteln", raunte ihnen die Sonnenwirtin jovial zu und verdeckt«, sich diskret um- dreheud, mit ihrer Körperfülle den übrigen Gäste» da» Liebespaar für eine« Kusses Dauer. Drens * Sl»e erinnerlich, schieden, d Leipzig Bolkshause Lokale ' vom „Gei Obervei Beschwerde gewiesen n scheidung ! schußsitzunj dürfen. " Anszei Präsidenten Rivo-Köl bizinalrat Kronenorde * Gustav Toelz ist an Ruhland Berater de< Leiden ges ders wegen storbenen H wurde, hat Ohne Frag starker Besä * Unter ein eignc meldet, wur Wochen ein« verdacht ver Mititärl türinstituter eine umfar Spionage v sonen erhiel und lieferte ersten ist e anstatt in 5 * Zum I Stelle des der Generad ernannt wo " Der b König Ludr von Örtere Herr von neugegründi Titel uni erhalten, d« natsschrift" katholischen nannt worl burger Ab, Ritterkreuz r Wie das V meidet, wu W a l d e r st Michael ers Artillerie < General des 1. 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