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Donnerstag, den 2t. Januar 1932 Nummer 17 31. Jahrgang IriUrmi «'m«, wcchv. vU! »Iiiflr. 0irau-N>c<Ia-cn.0-evnai mid vktt" !>kl Htt», rbeUnlik.gür ltti>rtNkttikiiVcule'.-owi-l>rn ÜeudcUn,,k» »El. Pcinio! Plan' .NnlerbnN«»» >md Wysktt' ,Tlk >>rnln-chc Hancra»'. .NerMnlikl Payutec' »10? Pille Plnli' Mounlllchel Be<>mcvr«ts ^e ^,70 ellllaa. PelleNpeld. Im^elaaauliek IO .; Loilliabklift- Eo>iulapiiu>aii>er >IO . Haupl chrUlleilcr Dr. w. TeccpU. Tie-Sde». B«rlag»,rt, Dr«»de« Ilnzelienprell«: Dle Igespallene pelllzell« SU ^.gamilin!» an^eigen li.SleNengesuche 2V z. Dle pkltlreHamezette. W MN» beeil. I >e. Zür «a,ei»»'» anbeehUb de« «erbreUunglgeblele» «U die pclllrclla,»ereile I.VV.V. Pelelgeb.NU z. Jmgall« höherer Sewall erlllchl jede Beipn chlnng aus vlelenittg lowl. lkrUIUnng d. »In,eigen > UuNeSgen veislung v. Schadenersatz, Sclchillllicher Teill Franz lbuagarl», Dresden. wei.naliiin«»«, Lr>ia u. Ueriag -eciiii.» -l..». Nir Bering und Lr likere». i>l>als üresren. OceS>« 1-Tl.l Panerniagell. ieiiicn-»IN». »a u he«i-ürclden 17-c Na ilkonio Liablvanl Drelae i lr ->/!> F!ir christliche Politik und Kultur Amerika lehnt ab „Europa muft die Schutdenfrage selbständig lösen" Wasl; > ngIon, 8». Januar. (Renier.) Die Bereinigten Staaten haben durch Botschafter Edgc Frankreich milgeteilt, daß Europa das Schuidcnproblcm ohne Eingreifen der Vereinigtrn Staaten regeln iniifse. Paris, LV. Januar. Dein „New Klork Harald" wird aus Washington berichiet, )ah das Staatsdepartement Botschafter Edge beauftragt habe, Laval davon zu unterrichten, das; die amerikanische Regierung sich nicht verpflichten könne, cm neues Moratorium zu »er sprechen, und das', die Parteiführer im Kongress das Weihe Haus vor jeder Ausdehnung des Hoovermoratoriums gewarnt hatten. Nach dem „Figaro" sott die Antwort Washingtons ferner hervorl)el>en, das; die Ansicht der amerikanischen Regierung dahingei>e, dle europäischen Staaten könnten ihre Schulden be zahlen, wenn sie untereinander das Vertrauen wieder Herstel len und ihre RUstungskosten hrrabsehen würden. * Diese Antwort Amerikas ist die Erwiderung auf Frank reich» diplomatische Anfrage, ob im Falle einer Herabsetzung der Reparationen Frankreich auf einen weiteren Nachlaß seiner Schulden durch Amerika rechnen könne. Nach dem Beschlüsse des Kongresses, der fesliegl, daß der Kongres; eurer Verlänge rung des Moratoriums und einer Herabsetzung der Schulden nicht zustimmen rverde, war eine andere Antwort gar nicht zu - »warten. Man muß dotier vermuten, das; Frankreich seine Anfrage nur gestellt hat um sich siir die kommende Repara tion Konferenz den Rüchen zu decken. Es ist leider zu erwar ten. das; die französische Delegation auf der Konferenz unter Hinweis auf die Stellungnahme der Vereinigten Staaten eine unnachgiebige Haltung einnehmen wird. „Völlige Verwirrung" Englische Blätter zur Neparationstonsereuz. London, 2V. Januar Die Blätter schildern heute die völlige Verwir rung, die wegen der geplanten R c p a r a t i o n s t o u s c- renz herrscht, drücken aber die Hoffnung aus, das; die interes sierten Mächte sich in irgend einer Weise einigen werden. Sie stellen fest, das; Deutschland mit einer blossen Verlängerung des Moratoriums nicht einverstanden ist. und aus einem Zusam- inentritt der Konferenz beharrt, das; aber andererseits vor Abschlag der französischen Kammerdebutte eine Klä rung der Lage unmöglich sei. Die Blätter halten es für ausgemacht^ da» mit oder ohne Konferenz >n Lausanne ein Ausjchub der Hauptfragen erfolgt. Daily Mail und Daily Expreß lehnen eine Beseitigung der deutschen Neparationsverpslichlungen entschieden av. Ti mes betont, das; weder eine „gemeinsame Front" von Gliiubt- gern gegenüber Deutschland, noch eine „gemeinsame Front" von Schuldnern gegenüber Amerika gebildet worden sei. Die bri tische Negierung wünsche dringend eine freie Vereinbarung zwi schen Gläubigern und Schuldnern. Daily Telegraph betont, das; Lavals gestrige Erklärung die Dinge aus deu tote» Puiilt bringe. In erster Linie sei eine vernünstige Haltung Deutschlands und Fiankrcichs notwendig, denn irgendwie mühten die europäi schen Machte cs fcrtigbringen, an die 'Arbeit zu gehen. Morning Post führt aus. das; eine endgültige Neparati- onsocreiubarung die Besorgnis Frankreichs berücksichtigen müsse, das; Deutschland durch Streichung seiner Verpflichtungen zu mächtig werdcn könnte. Andererseits müsse England aber auch angesichts seiner grosicn Darlelrcn an Deutschland an dle » rhängnisvollen Folgen eines deutschen Zusammenbruchs den len Deutschland gegen jeden Aufschub Berlin, 2V. Januar. Gegenüber der von französischer Seile bekannlgegebenen Absicht, die Rcparalionskonserenz um ein halbes oder sogar nm ein ganzes Fahr zu verschieben, Hal die deulsckp.' Regierung, ivie das V. T. hört, ihre Botschafter bei den Mächten angewie sen. auf die ungünstigen wirtschaftlichen Folgen aufmerksam zu machen, die sich aus einer solchen Beitagung der Konferenz und der endgültigen Lösung ergeben können. Die deutschen Botschafter sind beauftragt, noch einmal aus die im Schluß- bericht der Baseler Sachverständige» enthaltenen ernsten Schluflfolgerungen hinzuweiseu und zu erklären, das; die De pression in Deutschland und ja auch in anderen Ländern noch immer im Wachsen begriffen Ist und das; ihrer Meinung nach die Lage weder einen Aufschub noch eine verkleinernde Be handlung vertrage. Negierung und Vankensrage ikviederzusammentritt des Haushaltvauvschusscs des Reichstages. Der H a u sh a l t sa u s sch u s; des Reichstages hat nach längerer Panse heute vormittag seine 'Arbeiten wieder anf- genommen. Zur Beratung stehen u. a. ein toinmunistifcher An trag auf sofortige Einstellung aller Subven» tiouen an das Bank- und Industriekapital und an den Groß- grundbesih, ein Antrag der Sozialdemokraten zur Abänderung und Ergänzung der Bestimmungen der September-Not verordnung über Aktienrecht, Bankenaussicht und Steueramnestie sowie das Pcnsionskiirzungvgesetz in zweiter Lesung. R e i chs ko m m i s sa r Ernst erklärte zunäcktsk in Be antwortung einer Anfrage wegen der Pläne der Reichsregierung bezüglich der Banken, an denen sie beteiligt sei, das; diese zu- lcht von der Reicharegierung erörterten Pläne durch die Presse bekannt seien Die Erwägungen seien noch nicht abgeschlossen, so das; etwas Abschließendes noch nicht ge sagt werden könne. Der eine Plan, die Danatbank mit einem anderen Bankinstitut zu versckynelzen und bei der Dresdner Bank die Kapitalverhältnisse umzugcstalten und gegebenenfalls Bezirksdirektionen mit stärkerer Selbständigkeit zu schassen, be handelt die Frage sehr speziell. Der andere Plan, eine Zen tralbank zu schassen, um die von den verschiedenen Banken gegebenen Kredite abzuwickcln, könnte, wenn man ihm näher treten würde, nur in der Form verwirklicht werden, das; neben den schlechten auch die guten Risiken in die Zentralbank gelegt würden. Eine solche Mainmutbank habe den Nachteil, das; eine riesige Zusammenballung entstehe, und das; künftig der Industrie nur dieses Institut zur Finanzierung zur Verfügung stünde. Im übrigen sei das Reichsfinanzministerium für die Frage zuständig. R « i chs f l n a n zm i n ist e r Die t r i «h erklärte, das; man oie Vankensrage nicht erörtern könne, ohne auf die Grundursack)« ihrer Krankheit einzugehcn. nämlich auf die Gesamt läge der Wirtschaft. Darum habe auch die Reichsregierung bet ihren Mahnahmen auf dem Gebiete der Banken den Kreis ihrer Untersuchungeir außerordentlich weit gezogen. Ueber alle dies« Dinge lasse sich jedoch nur vertraulich in kleinem Kreise sprechen, zumal keine Partei ein Interesse daran habe, daß di« Oesfent- ltchkett erfahre, was bet den einzelnen Instituten, den Land schaften, den gewerblichen Ecnossenschasten, den Banken usw. ge- sck>chen sei. Mit einer neuen Zusammenlegung, etwa der Commerz- und Privatbank mit der Danatbank oder »aderen Instituten allein sei nicht geholfen. Die Schwierigkeiten würden nur vermehrt wer den. Ein neuer Personalabbau wäre die unvermeidliche Folge. Auch frage sich, ob dann nicht die Dresdner Bank in Zukunft durch die Konkurrenz einer solchen Bankenkonzentration Schaden erleiden könnte. Eine weitere Frage sei die, wie die vom Reiche gegebene Garantie abgedcckt werden sollie. Vom Februar ab sollen die der Dresdner Bank zugejühneu Schatzanweisungen monatlich mit 12 Millionen NM. abgedeckt werdcn. Im übrigen erörtert« die Reichsregierung im Augenblick vollkom men neuartige Gedanken. Die Dinge seien bereits in ein Sta dium gekommen, das in den nächsten Tagen «der Wochen unter allen Umständen eine Entscheidung erzwinge. Der Minister er klärte abfchlirtzrnd, die Tendenz innerhalb der Regierung sei dahin zusammenzusassen, daß der Einslus, der Reichsregierung auf die Banken wieder abgebaut werden soll«. Der Ausschuß setzte schließlich einen Unterausschuß ein, der die Vankensrage vorberaten soll Er nahm dann noch die vom Retchsfinanzmintstertum vorgelegte unabänderliche Zu sammenstellung der am Reichshaushaltsplan für lü!tl vorgenom- menen Acnderungen zur Kenntnis und vertagte sich darauf auf Mittwoch. Präsibenten-Wahl zwischen 2«. Februar und 12. März. Iu parlamcntarisch.n Kreisen wird jetzt in höherem Grade als »och in der letzten Woche mit der Möglichkeit einer Be schleunigung des Termins für die Reichspräsidentenwahl gereck net. Man nimmt an. daß eine Vorlage an den Reichstag hierüber binnen kurzem vom Kabinett verabschiedet werben wird. Der Termin steht allerdings bisher »och nicht sest; doch g-.lt mit Rücksicht auf die nötigen Vorbereitungen auf der einen Seite, auf das frühere Oster-Datum auf der anderen der 2«. Februar als d«r frühest«, der IS. März al» der späteste Ter min für den ersten Wahlgang. Das deutsche Kvnkurrenzgespensl lVon unserer Berliner Schrtttleituna.s L. Seitdem Brüning ausgesprock-en hat, was die ganze Welt weiß, aber nicht alle Welt wahrhaben will, nämlich, daß Deutschland keine Reparationen mehr zahlen kann, erreicht eine von französischer Seite entfesselte Hey« kampagne gegen Deutschland wieder einen seit langem nicht mehr gekannten Höhepunkt. An Geschicklichkeit, aber auch an Skrupellosigkeit und Verdrehungen steht die neue deutsch-feindliche Propaganda früheren um nichts »ach. Bei der Bearveuung der englischen Oefsentlichkeit hat Frankreich auf seine reiche Erfahrung in der propagandisti schen Beeinflussung der Welt gegen Deutschland zurück greifen können, die es seit langer Zeit gesammelt hat. Es hat auch iu diesem Falle, das muß man gestehen, einen psychologisch ungewöhnlich günstigen Angriffs punkt gewählt. Die neue deutsch-feindliche Propaganda welle ist um so gefährlicher, als bereits einmal mit den gleichen Methoden ein Erfolg erzielt worden ist, sie daher nun eine» aufgelockerten Boden vorfindet, in den sie leicht ein-udringen vermag. Denn sie versucht die Furcht vor der k o n k u r r e n z m a ß i g e n ll c b e r l e g e n h e i t der deutschen Wirtschaft wieder zu erwecken, die der Durch schnittsengländer vor dem .Kriege hatte. Das Gespenst einer entfesselten deutschen Industrie- und Handels konkurrenz wird in der französischen Presse heute wieder täglich den Engländern vor Augen gehalten. In einer furchterregenden Größe soll es erscheinen, wenn Deutsch lands Produktion in Zukunft gänzlich von den Repara- tionslafteii befreit würde, der gegenüber die englische In dustrie auf den Weltmärkten nicht mehr erfolgreich gegen- iibertrelen könne. Wer die Vorliebe der Engländer für Gespenstergeschichten kennt, und weiß, wie sehr England gegenwäriig bemüht ist, seine Ausfuhr zu steigern, sieht, wie geschickt, aber auch wie gefährlich der jetzige Propa - cxindaicldnia für Deutickland werden kann. Den Beweis für den K o n k u r r e n z v o r j p r u n g eines von seine» Reparation-Kasten besreiten Deulichlands. „das i» die poUtijck-c und wirtschaftliche Lage der Welt eine noch größere Unordnung als die bereits gegenwärtig be stehende hineintcage» wird" („Temps" vom 15. Januar),, macht man sich sehr leicht, indem man beispielsweise fefd stellt, daß die Kriegsschuld e n und R ii st u ng s a u s« gaben in Deutschland nur 50 RM, in Frankreich da gegen 57 RM. und England sogar IW NM. pro Kopf der Bevölkerung betragen, daß aber nach einer völligen Streichung der Reparationen Deutschland nur noch 9 RM.. Frankreich dagegen 89 RM und England sogar 107 RM- je Kopf ver Bevölkerung für diese Zwecke zahlen müsse. Mit solchen und ähnlichen Zahlen sucht gegenwärtig di« französische Presse gegen eine Streichung der Tribute ,u agitieren. Was ist von einer solchen ..Beweisführung" zu halten und wie wirken sich die angegebenen Tatsachen, selbst wenn sie richtig wären, auf die deutsche Konkurrenzfähigkeit an den Weltmärkten aus? Es soll einmal unterstellt werden, daß die von der Gegenseite angeführten Zahlen stimmen, obwohl auch gegen sie noch Einwendungen gemacht werden müßten. Sie beweisen, jedenfalls unter gar keinen Umständen, daß Deutschland weiter Repa rationen zahlen kann. Denn die Leistung von Repa rationen hängt allein davon ab, erstens, ob Deutschland die erforderlichen Summen durch Steuern aufbringen bzw. durch Etatsabstrich noch einsparen kann und zwei« tens, ob es genügend Devisen zur Verfügung hat, um die aufgebrachten Summen zu transferieren. Zu 1 stellt selbst der Baseler Sachverständigeuausschuß fest, daß die Steuerschraube in Deutschland nicht mehr weiter angezHen werden kann, und auch weitere nennens werte Ersparnisse vermag dieser Ausschuß »irgend wo mehr vorzuschlage». Selbst die Reichsbahn, die für das Jahr 1921 alle bisher angesammelten Reserven braucht, um ein offenes Defizit zu vermeide», kann für Re« parationszwecke nicht mehr herangezogen werden. Zu 2. ist weltbekannt, daß ausländische Kreditefür Deutsch« land nicht mehr erhältlich sind und daß die durch den Aus« f u h r ii be r s ck u ß anfallenden Devisen knapp ausrcickM werden, den privaten Schuidendienst sicherzustellen. Hier« aus ersieht man, daß die vou der Gegenseite oben ausgeführ« ten Ziffern für die Reparationssähigkeit Deutschlands gar nichts besagen nnd in keiner Weise beweiskräftig sind. Denn trotz der nur von Rußland übertroffenen Methoden des Steuerdrucks ist es nicht mehr möglich Mittel sür Tribut« aus dem deutschen Volke herauszupressen. Die Streichung der Reparationen bedeutet daher auch in Zukunft praktisch kein Nachlassen de» Steuerdruckes mehr, da